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Archiv für Juli 4th, 2011

ExpertInnen sprechen sich überwiegend gegen Betreuungsgeld aus

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Juli 2011

In der öffentlichen Anhörung des Familienausschusses zur geplanten Einführung eines Betreuungsgeldes ab 2013 prallten heute die unterschiedlichen Vorstellungen der geladenen ExpertInnen über die richtige Betreuung von Kindern in den ersten drei Lebensjahren aufeinander. Grundlage der Anhörung waren ein Gesetzentwurf der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, der einen verstärkten Ausbau der frühkindlichen Erziehung in Betreuungseinrichtungen vorsieht, und ein Antrag der SPD-Fraktion, die die Bundesregierung auffordert, auf das Betreuungsgeld zu verzichten und statt dessen den Ausbau frühkindlicher Betreuungsangebot zu fördern.

Ute Sacksofsky, Professorin für Öffentliches Recht und Rechtsvergleich an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Mai, hält das Betreuungsangebot für nicht verfassungskonform. … Durch die Zahlung eines Betreuungsgeldes werde aber einseitig eine bestimmte Familien- beziehungsweise Erziehungsform bevorzugt. Zudem sei das Betreuungsgeld geeignet, die überkommene Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen zu zementieren, argumentierte die Sachverständige. Zwar soll das Betreuungsgeld von Vätern und Müttern gleichermaßen bezogen werden können, in der gesellschaftlichen Realität würde die Betreuung von Kleinkindern jedoch überwiegend von den Müttern übernommen.

Auch Michael Klundt, Professor für Angewandte Humanwissenschaften an der Hochschule Magdeburg-Stendal, und Svenja Pfahl vom Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer lehnen die Einführung eines Betreuungsgeldes ab. … Der Staat versuche sich mit dem Betreuungsgeld aus seiner Verpflichtung zur Schaffung von Kinderkrippen und Kindertagesstätten ”freizukaufen“, kritisierte Klundt. Eine echte Wahlfreiheit zwischen der Betreuung zu Hause oder in einer Betreuungseinrichtung bestehe nur dann, wenn auch genügend Betreuungsangebote vorhanden wären. Dies sei aber nicht der Fall. …

Diese Argumentation unterstützte auch Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Deutschland schneide bei der Frauenerwerbsquote im OECD-Vergleich schon jetzt nur durchschnittlich ab. Weiterlesen »

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Mütter als Gluckhennen und Torwächterinnen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Juli 2011

In den USA sorgte vor 3 Jahren Lenore Skenazy, Kolumnistin der „New York Sun“, für Aufregung. Sie ließ ihren neunjährigen Sohn auf dessen ausdrücklichen Wunsch in New York mit der U-Bahn allein nach Hause fahren und berichtete über den gelungenen Versuch. Sie sieht sich als Leitfigur einer Bewegung, die Kindern wieder mehr Bewegungsfreiheit einräumen will.

Wo der Behütungswahn hierzulande beginnt, lässt ein Kolumne von Anja Maier in der gestrigen sonntaz erahnen:

‚“Väter massieren ihre Babys“ heißt diese Veranstaltung im städtischen Geburtshaus. Eine Stunde lang, erzählt Robert, treffen sich da sechs Väter, für zwölffuffzich Gebühr kneten sie an ihren geliebten Kindern rum und plaudern. Natürlich gibt es eigentlich eine zertifizierte Massagetechnik, das muss in Deutschland so sein. Aber, sagt Robert, „das hat man ja nach zehn Minuten kapiert, wie das geht. Und jetzt quatschen wir eigentlich die ganze Zeit.“ Ein angenehmer Termin ist das, findet er. Und das findet auch Dana, seine Frau, denn sie hat dann endlich mal eine Frieda-Pause, Zeit für sich.

Andere Mütter sehen das offenbar nicht so. Bei denen handelt es sich um die Frauen der massierenden Väter, die nicht nur ihr Kind, sondern gleich auch noch ihren Mann beim Kursleiter abgeben und dann darauf warten, endlich wieder die Herrschaft übernehmen zu dürfen. Eigentlich, erzählt Robert, sollen die Mütter weggehen, spazieren, Kaffee trinken, egal. Aber sie hauen einfach nicht ab. Und deshalb musste die Geburtshaus-Verwaltung einen extra Warteraum für misstrauische Mütter einrichten. Da sitzen sie nun. Robert nennt sie „die Stillrobben“. Fängt ihr Baby an zu maunzen, lassen sie es sich nach nebenan reichen und geben ihm die Brust.’

Mann könnte darüber schmunzeln, aber diese ‚Gluckhennen’, in den USA heißt das Phänomen ‚Maternal Gatekeeping’, hindern Väter nicht nur daran, ihre Verantwortung wirklich wahrzunehmen, sondern beklagen sich hinterher auch noch darüber, das sie alles alleine machen ‚müssen’.

Quelle

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