der VÄTER Blog

lebe deinen Traum!

Archiv für Juli, 2023

Gelingensfaktoren einer gemeinsamen Elternschaft

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 31. Juli 2023

Lieselotte Ahnert beschreibt in ihrem Buch ‘Auf die Väter kommt es an’, wie es Paaren gelingen kann, in gemeinsamer Verantwortung ein Kind großzuziehen und zitiert nach dem Modell von Mark Feinberg fünf Kernelemente:

  1. Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung in Haushalt und Kinderbetreuung
  2. Absprachen zum Umgang mit dem Kind
  3. Aushandlungsprozesse
  4. gegenseitige Unterstützung
  5. Solidarität des Elternpaares

Zu dem Punkt der Arbeitsteilung, der ja seit einigen Jahren unter der Überschrift ‚Mental Load‘ diskutiert wird, führte Feinberg 2003 unter anderem aus:

Die zweite Komponente der gemeinsamen elterlichen Sorge bezieht sich auf die Aufteilung der Pflichten, Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit der täglichen Routine bei der Kinderbetreuung und den Aufgaben im Haushalt sowie auf die laufende Verantwortung für finanzielle, rechtliche und medizinische Fragen im Zusammenhang mit dem Kind.

Die meisten Untersuchungen in diesem Bereich haben sich auf Familien mit zwei Elternteilen, Mutter und Vater, konzentriert. Mütter berichten, dass die Frage der Hausarbeit der wichtigste Auslöser für Konflikte in der Zeit nach der Geburt ist. Die Wahrnehmung der Mütter in diesem Bereich scheint von entscheidender Bedeutung zu sein, wahrscheinlich weil Mütter im Allgemeinen die meisten Aufgaben im Haushalt übernehmen und die letztendliche Verantwortung für fast alle kinderbezogenen Fragen tragen.

Die Wahrnehmung der Mütter, dass die Beiträge der Väter fair sind, steht in Zusammenhang mit einer höheren Ehequalität während des Übergangs zur Elternschaft, während die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit mit einer geringeren Ehequalität verbunden ist. Die Wahrnehmung der Arbeitsteilung bei der Kindererziehung durch Mütter oder Väter ist jedoch für sich genommen nicht aussagekräftig für die Anpassung der Eltern oder des Paares. In diesem Bereich geht es um die Zufriedenheit: Sind die Eltern sowohl mit dem Prozess des Aushandelns von Verantwortlichkeiten als auch mit der daraus resultierenden Aufteilung zufrieden?

Die Zufriedenheit ergibt sich daraus, inwieweit die Arbeitsteilung mit den Erwartungen und Überzeugungen der Eltern in Bezug auf ihren Beitrag zur Kindererziehung übereinstimmt. Die Diskrepanz zwischen den Erwartungen beider Elternteile und der Wahrnehmung der Verantwortung für die Kinderbetreuung steht in signifikantem Zusammenhang mit Depressionen und der Anpassung der Ehe beider. Wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, kann ein Gefühl der Ungerechtigkeit und des Grolls entstehen, was zu erhöhtem elterlichen Stress führt, der eine warme, einfühlsame Interaktion mit dem Kind beeinträchtigen kann.

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‚… ein abwesender Vater ist nicht immer ein Vater, der nicht gewünscht ist‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. Juli 2023

Interview mit Jennifer Jaque-Rodney

Frau Jaque-Rodney, sie arbeiten seit mehr als 30 Jahren als Familienhebamme und haben im Jahr 2000 das Netzwerk der Familienhebammen in Deutschland mitbegründet. Was war Ihre Motivation, diesen beruflichen Weg einzuschlagen?

Für mich war meine Motivation wirklich, die Familie als System zu sehen, die Familie als Ganzes zu sehen. Mann, Frau, Frau, Frau, Mann, Mann, egal welche Konstellationen das war. Und hier reden wir von einer Mann-Frau-Konstellation. Das war für mich wichtig, einfach das weiter zu verfolgen und das auch zu unterstützen, da ich schon damals als Hebamme gemerkt habe, wie wenig Kontakt wir zu den Männern eigentlich haben und wie schade das ist.

Und für mich, ich habe auch Soziologie studiert und das ist etwas, was mich auch beflügelt hat als Hebamme, viel, viel mehr mit den Männern, mit den Partnern in Kontakt zu kommen. Und dann, als ich relativ früh in Deutschland war und mir diese Tätigkeit angeboten wurde beziehungsweise die Qualifizierung erstmal, habe ich gedacht, das ist genau das, was ich will. Dieses familiäre Feld, also wo sowohl Frau als auch Mann als gleichwertige Ressource für das Kind angesehen werden und das will ich unterstützen.

Aufgrund Ihrer Erfahrungen waren Sie in den folgenden Jahren an der Ausarbeitung zahlreicher Curricula für die Aus- und Fortbildung von Familienhebammen beteiligt. Welche zusätzlichen Qualifikationen benötigen Hebammen, um als Familienhebammen tätig werden zu können?

Auf jeden Fall braucht man diese Qualifizierung, die vom Land angeboten wird, hier in Nordrhein-Westfalen umfasst sie 400 Stunden. Das ist ein bisschen unterschiedlich, es gibt eine Mindestqualifikation von 200 Stunden, aber die meisten Länder haben 400 Stunden und diese Qualifikation beinhaltet unterschiedliche Lerneinheiten, unterschiedliche Themen.

Da muss man über das Systemische Bescheid wissen, da muss man auch über das Bild und überhaupt über die Definition Familie wissen. Was bedeutet Familie, was ist eine Familie aus dem Soziologischen, aber auch aus dem rein Statistischen? Was ist eine Familie, wie bildet sich eine Familie ab? Das ist Thema oder eine Lerneinheit.

Was Familienhebammen auch brauchen ist Kommunikation. Wie kann ich mit Eltern gut und wertfrei kommunizieren wo möglich? Also sowohl die gewaltfreie Kommunikation als auch die motivierende Gesprächsführung. Das sind Themen, die auch dann vorkommen und Themen wie die Entwicklung des Kindes. Themen wie Kindeswohlgefährdung sind auch ganz wichtig, aber auch Themen wie Lebenswelt, Familie, so was verstehe ich unter Lebenswelt Familie?

Als Familienhebamme gehen wir in unterschiedliche Lebenswelten und es kommt sie nicht einzuengen, weil ich sie nicht kenne, sondern einfach zu verstehen, die Lebenswelt Familie ist sehr divers und sehr vielfältig. Das sind so einige Themen, Qualitätsmanagement, Dokumentation, das sind einige Lerneinheiten, die eine Familienhebamme braucht, um umfassend Familien begleiten zu können.

Familienhebammen haben, noch mehr als Hebammen bei der Geburtsvorbereitung und der Geburt das gesamte Familiensystem im Blick. Dabei spielen Väter, ob sie anwesend sind oder nicht, eine wichtige Rolle. In welchem Umfang wird diesem Thema bei der Aus- und Fortbildung von Familienhebammen Rechnung getragen?

Ja, die spielt eine wesentlich größere Rolle als bei der originären Hebammenausbildung. Es ist gewachsen, am Anfang war das Thema Vater oder Väter vielleicht nicht so präsent, aber in Nordrhein-Westfalen auf jeden Fall. Da ich die Qualifikation auch durchführe, war das für mich von Anfang an ein sehr wichtiges Thema und es spielt eine wichtige Rolle. Also es gibt unter der Lerneinheit Lebenswelt Familie auch Einheiten, wo das Thema Väter, Vater, die Rolle des Vaters vorkommt. Das könnte vielleicht eine größere Rolle spielen. Aber sie spielt auf jeden Fall im Vergleich zu der originären Ausbildung, finde ich, eine sehr wichtige Rolle, die man dann ausbauen muss.

Jeder Anbieter macht das ein bisschen anders. Ich habe von Anfang an dabei auch Männer wie Herrn Vonnoh eingeladen, um über das Thema zu sprechen. Jürgen Grah war auch lange Jahre in meinem Qualifizierungskurs. Also für mich spielt es eine größere Rolle, nicht nur zum Thema Vater, sondern zum Thema überhaupt Kind kriegen, schwanger sein.

Wenn eine Frau mit jemanden zusammen ist, dann ist der Partner auch zu sehen und auch wertzuschätzen. Und auch die Fragestellung, wie können wir auch Väter beflügeln, dass sie nicht nur sich als Ressource sich sehen, sondern sich auch als wichtiger Bestandteil diese Einheit, diese Triade zu sehen. Wir reden viel zu häufig darüber, dass die Väter eine Ressource sind. Ja, das stimmt, aber sie sind eine wichtige Person einfach, wenn sie da sind.

Und auch die unterschiedlichen Stile der Väter. Wir haben unterschiedliche Modelle, wir haben Modelle, die sind sehr patriarchal, die sind sehr fürsorglich. Wir haben Väter, die aus einem anderen Land kommen oder auch aus Deutschland kommen und ein Verständnis vom Vater sein übernommen haben oder auch nicht. Und das auch zu verstehen, es gibt die unterschiedlichen Modelle von Vatersein, von Vätern. Und das müssen wir in den Kontext unserer alltäglichen Arbeit bringen.

Familienhebammen sind ja dort im Einsatz, wo die frühen Hilfen sagen: Da ist eine Familie, die hat einen besonderen Unterstützungsbedarf. Und da ist es vielfach so, dass aus dem Blickwinkel der Familienhebammen Väter in dem Moment keine Ressource sind, sondern ein Teil eines Problems. Und es gibt auch Studien, wo Familienhebammen beobachtet worden sind, die sagen, dass dann Familienhebammen dazu neigen, dieses „Problem“, also die Väter, erst einmal auszuklammern und zu sagen, jetzt gucken wir doch erstmal, dass die Mutter mit dem Kind zurechtkommt. Und das Problem mit dem Vater, das können wir vielleicht später angehen. Wie schätzen Sie das ein?

Ja, diese Konstellation gibt es auch, wo die Väter eine ganz schöne Herausforderung sein können für die Entwicklung der Familie als solche, die gibt es auch. Ich schaue eher sehr positiv da hin, wenn die Väter da sind, wie wir sie auch unterstützen und wie wir sie auch beflügeln und befähigen können. Und bei den Vätern, die abwesend sind, sie sind manchmal nicht da, aber sind trotzdem im Gedächtnis der Frau da, es ist trotzdem ein Thema.

Und wenn die Frau mir auch zeigt, dass das für sie wichtig ist, auch wenn er nicht da ist, der wohnt woanders, da versuche ich trotzdem ihn auch mit einzubinden in einem Gespräch mit der Frau. Mit der Fragestellung: Okay, was machen wir denn mit diesem Vater, der nichts von seinem Kind wissen will? Ich frage die Frau, was ist ihre Lösung? Aber ich bin eher sehr positiv auch von der Erfahrung. Die Väter, die da sind und wirklich auch mit einbezogen werden wollen, da habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht.

Da, wo Gewalt möglicherweise ein Thema ist da muss eine Frau geschützt werden. Und das mache ich auch und darüber sprechen wir in der Qualifizierung, wie das gehen kann. Also was und worauf wir achten können. Aber eher positiv denken. Das Hebammen oft für die Mutter da sind und der Vater ihnen egal ist – das ist er für mich nicht, das war für mich noch nie der Fall. Ich finde, wenn die Väter da sind, dann sind sie so wertvoll und brauchen genauso eine Unterstützung wie manche Frauen.

Also Unterstützung im Sinne vom Familienleben, Unterstützung bei Themen wie, was ist Bindung, wie kann ich das ermöglichen? Und wir wissen als Familienhebammen, dass Väter die Informationen möglicherweise anders aufnehmen als eine Frau? Sie brauchen möglicherweise Videos, vielleicht auch Studien, vielleicht andere Väter. Und da muss man gucken, wie kann ich diesen Vater erreichen mit dem, was er braucht auf seine Art und Weise?

Und selbstverständlich Väter, die nicht gut für die Familie sind, wo die Frau sowieso mit dem nichts zu tun haben will. Ich versuche sie nicht mit einzubeziehen in der Begleitung, wenn die Frau von Anfang an das nicht will. Aber ein abwesender Vater ist nicht immer ein Vater, der nicht gewünscht ist. Da muss man schauen, wie ist das für die Frau und wie kann ich ihn einbeziehen in meine Tätigkeiten.

Welche Erfahrungen haben Sie mit der Zielgruppe ‚jugendliche Väter‘ gemacht und welche zusätzlichen Unterstützungsbedarfe sehen sie bei den Jugendlichen?

Ja, also gerade am Anfang meiner Tätigkeit als Familienhebamme viel, viel mehr als jetzt, muss ich sagen. Aber die Statistiken, also die Evidenzen, sprechen auch dafür, dass jugendliche Schwangerschaften, die Zahlen runtergegangen sind. Aber am Anfang hatte ich sehr viel mit jugendlichen Eltern und jugendliche Väter zu tun. Das war nicht immer einfach, da manche von diesen Jugendlichen mit 15, 16, 17 Vater geworden sind. Und in ihrem Jugend sein und in ihrer Entwicklung und die Hormone und alles Mögliche nicht immer sehr gut zu erreichen waren.

Was ich aber allerdings gemerkt habe damals und auch jetzt, wenn sie sehr jung sind, also unter 18 sind oder unter 21, ihnen erstmal zu sagen, als Familienhebamme bin ich auch für sie zuständig, sie sind für mich auch wichtig. Und es gibt auch keine Frage, die zu dumm ist und es gibt auch keine Frage, die sie nicht stellen können. Also ihnen von Anfang an zeigen, dass sie wichtig sind. Und gerade bei den Jugendlichen, bei den jugendlichen Väter, ist das echt sehr wichtig, dass sie den Eindruck haben, okay, sie ist nicht nur für meine Freundin da, sondern sie interessiert sich auch für mich. Sie also von Anfang an einzubeziehen.

Aber einfach ist es nicht, einfach ist es nicht, da braucht man einen langen Zeitraum, wo Vertrauen wächst. Da muss man auch das „jugendliche“ in dem Vater ansprechen und auch anerkennen und auch mit einbeziehen. Das heißt, dass, wenn er darüber spricht, dass er am Wochenende mit seinen Freunden „durch die Gemeinde ziehen möchte“, das nicht zu verpönen, sondern auch die Frage zu stellen, okay, wie kann das denn gehen? Also wie stellst du dir das vor? Also bei den jugendlichen Vätern anzudocken.

Bei den jugendlichen Vätern sind neben den Familienhebammen unter Umständen auch andere Hilfesysteme eingebunden. Wie schätzen Sie das ein, sind diese Systeme auf jugendliche Eltern vorbereitet oder sehen sie auch Handlungsbedarfe an Unterstützung für die Hilfesysteme selber?

Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind im Vergleich zum Beginn meiner Tätigkeit, wo ich damit konfrontiert worden bin auch mit anderen Systemen in Kontakt gekommen bin. Ich glaube, dass es trotzdem noch nicht ausreichend ist. Die Jugendhilfe und auch Sozialarbeiter oder Sozialarbeit grundsätzlich mit Jugendlichen, die braucht viel mehr Wissen darüber, wie sie ticken und wie sie kommunikativ an sie herantreten können. Ich glaube, da können wir uns auf jeden Fall verbessern. Aber im Vergleich zu der 90iger-Jahren, wo ich angefangen habe, wo meiner Meinung nach in der Jugendhilfe Väter nicht so wertschätzend behandelt worden sind, sind wir auf jeden Fall in einer guten Entwicklung.

Zum Schluss ein Blick in die Zukunft. Viele junge Eltern wünschen sich eine partnerschaftliche Aufteilung von unbezahlter Care und bezahlter Erwerbsarbeit. Die Weichen dafür werden unmittelbar vor und nach der Geburt gestellt. Welchen Beitrag könnten Hebammen und Familienhebammen Ihrer Meinung nach leisten, um den Eltern die Verwirklichung dieses Wunsches zu erleichtern?

Ich glaube, wir müssen dazu viel, viel mehr Öffentlichkeitsarbeit machen, dass die jungen Familien wissen, was kommt da auf sie zu, gerade bei Familienhebammen. Aber auch die originäre Hebamme einbeziehen, wir müssen mehr Öffentlichkeitsarbeit machen im Sinne von, wie können wir junge Eltern unterstützen und nicht immer so sehr von der Mutter sprechen, sondern wirklich von jungen Eltern.

Heutzutage haben wir auch den Transmann, der auch schwanger ist, hatten wir hier gerade vor ein paar Monaten. Das heißt, dass ändert sich auch alles. Aber mehr Öffentlichkeitsarbeit zu machen auch im Sinne von, warum brauchen Kinder denn Väter, welche Grundbedürfnisse haben Kinder und was brauchen sie, um sich gut zu entwickeln? So eine Art Aufklärung zu machen in Form von einem Video vielleicht, nicht immer in Form von Vortrag oder Text. Aber solche bildlichen Sachen zu entwickeln, die möglicherweise junge Eltern auch mehr ansprechen.

Ich erhoffe mir auch gerade bei den jungen Eltern, dass wir sie über die Sozialen Medien anders erreichen können, das sind die Medien, wo wir sie finden. Wir müssen uns öffnen, Facebook, Instagram und TikTok, auch wenn man das nicht immer gut findet. Aber man kann auch seine Stimme benutzen, um die jungen Eltern auch anzusprechen, um ihnen Hinweise zu geben. Ich habe damit angefangen und ich habe ja auf jeden Fall ein supergutes Feedback von den jungen Eltern.

Dieses kurz, knapp, aber Klarheit über unterschiedliche Themen, Vitamin D, über postpartalen Babyblues, was man machen kann, über Windeln wechseln. Junge Eltern müssen wir dort abholen, wo sie sind und nicht wo wir denken wo sie sind. Und das auch unter anderem über die sozialen Medien. Und dann können wir sie sicher machen, dann können wir sie stark machen. Mir ist es wichtig, dass die jungen Eltern wissen, dass wenn ich mit denen spreche, dass ich nicht so lehrhaft ankomme, dass sie getriggert werden wie in der Schule.

Ich möchte mit ihnen sprechen, so wie ich mit jedem anderen spreche. In der Regel geht es gut, manchmal geht es nicht gut. Wenn es nicht gut geht, muss ich mir auch eingestehen, ich kann die Energie nicht aufbringen für dieses Paar. Und dann muss ich sie weiterleiten an ein anderes Angebot, an die Jugendhilfe oder dahin, wo sie die Sache mehr ernst nehmen.

Vielen Dank, dass sie sich die Zeit für das Gespräch genommen haben

Mehr Informationen zu Frau Jaque-Rodney finden Sie auf ihrer Webseite

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5 Väterfragen an Stefan Hallen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Juli 2023

Stefan Hallen ist Sozialpädagoge bei der Fachberatungsstelle für Familien mit Gewalterfahrung, Diakonie Düsseldorf; Systemischer Berater (DGSF), Selbstbehauptungstrainer für Jungen, Trainer für Kampfesspiele ® und Fachkraft für Täterarbeit nach Häuslicher Gewalt (BAG).

Nach langjähriger freiberuflicher Erfahrung im Bereich individualpädagogischer Jugendhilfe-Settings arbeitet er seit 2005 bei der Diakonie Düsseldorf, wo er über 10 Jahre eine innovative, geschlechterbezogene Jungenarbeit aufgebaut hat. Jetzt ist er bei der Fachberatungsstelle für Familien mit Gewalterfahrung im Bereich Täter- und Väterarbeit beschäftigt.

  1. Ergänze bitte den Satz ‚Vater werden ist …‘

wie eine Initiation. Plötzlich stehst du nicht mehr am Ende einer langen Reihe von Ahnen, sondern dazwischen.

  1. Welche Eigenschaften fallen dir beim Wort ‚Vater‘ ein?

Humor, Leichtigkeit, Ernsthaftigkeit, Vertrauen, Verbindlichkeit, Abenteuerlust, Kraft, Ruhe…

  1. Was sollte Mann beim Vater werden unbedingt beachten?

Du bist nicht allein.

Nimm dir Zeit. Das erste Lebensjahr ist nicht das Leichteste.

Auch eine förderliche, möglichst liebevolle Grundhaltung und Einstellung gegenuber der Mutter des Kindes. Alles andere wurde das Kind spuren und sich negativ auf eure Beziehung auswirken.

  1. Was würde deiner Meinung nach Vätern in Zukunft das Vater sein erleichtern?

Mehr Zeit zu haben für das und mit dem Kind, gerade in den ersten Lebensjahren. Und dass die Mutter dieses Geschenk auch gut annehmen können

  1. An welches Erlebnis mit deinem Vater erinnern du sich am liebsten?

Wir waren mal 6 Wochen zu zweit in Australien, wohin sein Bruder, mein Onkel ausgewandert ist. Dort haben wir im Outback einmal im Freien übernachtet und er erzählte mir, dass es für ihn das erste Mal sei, dass er unter freiem Himmel schlafe. Auf dieser Reise hat er mir auch erzählt, dass er es bedaure, sich früher nicht mehr Zeit für uns genommen zu haben, als wir noch klein waren. Das hat gutgetan.

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Dürfen sich Väter mehr Zeit für Familie nehmen?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. Juli 2023

Vor einem Monat hat die Veröffentlichung von Umfrageergebnissen der Organisation ‚Plan International‘ großen Wirbel verursacht. Begriffe wie ‚Retraditionalisierung‘ und ‚Rollback in Sachen Geschlechtergerechtigkeit‘ waren noch die harmlosesten, die mit den Antworten der befragten Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren in Verbindung gebracht wurden.

Bei den Vorstellungen zur Aufgabenteilung in der Familie sehen 52 Prozent der jungen Männer ihre Rolle darin, im Beruf genug Geld zu verdienen, die Zuständigkeit für die Carearbeit weisen sie ihrer Partnerin zu.
In seiner Stellungnahme hat der Vorstand der LAG Väterarbeit die Frage gestellt, ob diese Rollenerwartung wirklich aus der Welt ist. Das Gerangel um die Familienstartzeit, die als Vaterschaftsfreistellung im Koalitionsvertrag verankert ist, Kürzungen im Bereich des Elterngeldes und ausbleibende Reformen im Familienrecht wecken Zweifel am politischen Willen.

„Wir müssen wieder mehr arbeiten“ wird Michael Hüther, Direktor des arbeitgeberfinanzierten Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), im Spiegel zitiert. Er will dem Fachkräftemangel mit längeren Arbeitszeiten entgegenwirken. Es brauche eine Ausweitung der individuellen Arbeitszeit im Jahr, „nicht den unrealistischen Traum der Viertagewoche“. Bereits im Jahr 2023 würden 4,2 Milliarden Arbeitsstunden fehlen.

An anderer Stelle haben sein und andere Wirtschaftsinstitute vorgerechnet, dass eine Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit von Müttern mit Kindern unter 18 Jahren um eine Stunde einen jährlichen Zugewinn von mehr als 100 Millionen Stunden bewirken würde.

Eine aktuelle Veröffentlichung zeigt auf, wie es um die Nutzung dieser ‚Stellschraube‘ für die Volkswirtschaft und die Möglichkeiten für Väter zur Reduzierung ihrer Erwerbsarbeitszeit im Sinne einer geschlechtergerechten Aufteilung von Care- und Erwerbsarbeit bestellt ist.

Die Erwerbsbeteiligung von Müttern in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten zwar angestiegen. 2022 gingen 73 Prozent aller Mütter mit minderjährigen Kindern in Westdeutschland und 75 Prozent aller Mütter in Ostdeutschland einer bezahlten Tätigkeit nach, die meisten von ihnen jedoch in Teilzeit. Bei der Einstellung zur Müttererwerbstätigkeit zeigen sich nach wie vor erhebliche Unterschiede, wie die neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) belegt. Demnach ist die Einstellung gegenüber einer Erwerbstätigkeit von Müttern stark vom Alter des jüngsten Kindes und der Herkunft der Eltern abhängig.

Darüber hinaus wurden auch die Einstellungen zur Erwerbstätigkeit von Vätern erfasst. Die Mehrheit der befragten Männer und Frauen spricht sich hier für eine Vollzeiterwerbstätigkeit aus. Ist das jüngste Kind in der fiktiven Konstellation zwei Jahre alt, findet eine Teilzeiterwerbstätigkeit von Vätern zwar durchaus noch Zustimmung – ab einem Alter von vier Jahren aber nicht mehr. Frauen befürworten zudem eher als die Männer selbst eine Teilzeitbeschäftigung von Vätern.

Diese Erwartungen erfüllen Väter vollumfänglich. Väter von kleinen Kindern mit einer Vollzeitstelle arbeiten durchschnittlich 44 Stunden pro Woche. Und die Ausgangsfrage lässt sich momentan leider nur mit ‚NEIN‘ beantworten.

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DADx Talk – Warum in der Familie engagierte Väter wichtig sind

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. Juli 2023

Väter sind unglaublich flexibel sind, wenn es darum geht, was sie für ihre Familien leisten können und den Anforderungen der jeweiligen Situation gerecht werden zu können.

Dr. Mairi Macleod, Evolutionsbiologin, Wissenschaftsautorin und Beraterin, hat bei einem DADx-Sitzung des Fathers Network Scotland erklärt, warum Männer biologisch so angepasst sind, dass sie, wenn die Bedingungen stimmen, zupackende Väter sind, und auch danach zu fragen:

  • Wie können wir die Praxis am Arbeitsplatz ändern, damit Väter Väter sein können?
  • Was sind die Vorteile für Arbeitgeber, Väter und die ganze Familie?
  • Und wie könnte die globale Pandemie dazu beitragen, die Dinge in Zukunft zum Besseren zu wenden?

Dr. Macleod leistet Pionierarbeit, wenn es darum geht, gewachsene Motivationen zu verstehen und aufzuzeigen, wie wir unser Umfeld, unsere Gewohnheiten und unsere Einstellungen so verändern können, dass sie unseren Bedürfnissen in der modernen Welt besser entsprechen.

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Männern besser ins Pflegesystem einbeziehen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. Juli 2023

Der demografische Wandel, die Alterung von Gesellschaften und der Mangel an Fachkräften, gerade auch in der Pflege sind Themen, die in fast allen Ländern an Bedeutung gewinnen. Die aktuelle Studie und der Bericht „State of America’s Fathers“ hat die Einbeziehung von Männern ins Pflegesystem als Jahresthema.

Männer, nicht nur in den in den USA, wollen sich kümmern und übernehmen mehr Pflegearbeit als je zuvor. Die Autor:innen der Studie gehen von der Überzeugung aus, dass die Befähigung und Unterstützung von Männern zur Pflege für alle notwendig ist – für Frauen, für Kinder und für Männer selbst.

Ihnen geht es vor allem darum, Männer als Verbündete in den Diskurs über die Care Arbeit einzubeziehen und die Leistungen der Männer anzuerkennen, die sich bereits heute für die Pflegepolitik, die Unterstützung und die Gleichstellung einsetzen. Die Diskussion über die Pflegearbeit von Männern ist für sie auch eine Gelegenheit, politische Polarisierungen zu überwinden und alle Männer dazu aufzurufen, sich zu verbinden, mitfühlend zu sein und nach Gleichberechtigung zu streben, und die Fortschritte in der Pflegepolitik zu erreichen, die benötigt werden.

Um eine stärkere Beteiligung von Männern an der Pflege zu erreichen, ist es unabdingbar Männer und Väter dabei zu unterstützen, sich in die Pflege einzubringen zu können. Vor allem gilt es, die strukturellen Faktoren zu verändern, die den Wert der Pflege in der Gesellschaft bestimmen und beeinflussen, und die festlegen, wer diese Arbeit übernimmt. Zusätzlich braucht es einen Kulturwandel, der uns davon abbringt, die Pflege durch eine individuelle Brille zu betrachten, und der uns zu gemeinsamen Problemlösungen und öffentlichen Lösungen führt.

Konkrete Maßnahmen – große und kleine – können uns zu einer Welt führen, in der alle ein berufliches und persönliches Leben mit Würde gestalten können. Dazu gehören Änderungen von Gesetzen und Politiken mit angemessener Mittelausstattung und klaren Umsetzungsplänen, Änderungen in Schulen, am Arbeitsplatz und in Gesundheitseinrichtungen, Änderungen kultureller Narrative, Änderungen der Geschlechternormen im Zusammenhang mit der Pflegearbeit und Änderungen in unserem öffentlichen und privaten Leben und Lebensunterhalt.

Konkret werden in dem Report unter anderem folgende Forderungen aufgestellt:

  • Nationale Politiken für bezahlte Pflegezeit zu unterstützen, zusammen mit Maßnahmen am Arbeitsplatz, die Männer (und alle pflegenden Angehörigen) dabei unterstützen, Pflegezeit zu nehmen und Pflege zu übernehmen.
  • Herausstellen, dass Pflege durch Männer wichtig ist, und dies sowohl online als auch an allen Orten, an denen sich Männer aufhalten
  • Männer als Aktivisten und Fürsprecher für die Pflegepolitik zu ermutigen und zu engagieren
  • Medien dabei unterstützen, über die Pflegearbeit von Männern zu berichten.
  • die Art und Weise, wie Jungen sich mit Pflege auseinandersetzen können, radikal verändern und ihnen von klein auf Möglichkeiten geben zu erfahren, Pflegeaufgaben ist.

Die Studie „State of America’s Fathers” bestätigt, was wir auch in Deutschland schon lange wissen: Eltern und alle Menschen, die sich um ein Kind oder einen geliebten Menschen kümmern, brauchen Unterstützung dabei, Fürsorgeaufgaben wahrzunehmen, ohne ihren Job, ihre finanzielle Stabilität oder ihr Wohlergehen zu riskieren.

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Trennungsfamilien kompetent begleiten

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Juli 2023

Wenn ein Paar mit Kindern sich trennt ist dies eine enorme Herausforderung zur Neuorganisation für alle Familienmitglieder. In der Regel fehlen den Eltern Erfahrungen wie sie ihre Kinder dabei am besten begleiten können, meist sind sie akut und lange danach damit beschäftigt, ihre eigene Situation neu einzurichten. 

Auch wenn in den letzten Jahren immer mehr Eltern für ihre Kinder eine gute Regelung suchen und dabei Rat und Hilfe suchen, erleben immer noch zu viele Kinder unsichere und schlimmstenfalls hochstreitende Eltern. 

Der Familienkongress des Väteraufbruch für Kinder beschäftigt sich deshalb nach einer Bestandsaufnahme der Lage von Trennungskindern und ihren Familien mit Konzepten, wie Familien vor, während und nach einer Trennung unterstützt und wie sie das für sich und ihre Kinder geeignete Betreuungsmodell finden können.

Der Familienkongress findet von Freitag, den 24. November, 19:00 Uhr bis Sonntag, 26. November, 15:00 Uhr, im Stephanstift, in 30625 Hannover statt.

Referent:innen

  • Dr. Stefan Rücker, Leitung Forschungsgruppe PETRA u.a.
  • Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig, Professur für Soziologie und Empirische Sozialforschung, EFS Dresden
  • RA Sabine Hufschmidt, Mediatorin/Anwältin
  • n.n.

Themen

  • Von der Bindungsfürsorge bis Eltern-Kind-Entfremdung – wie Erziehungsverhalten getrennter Eltern auf Kinder wirkt (Dr. Stefan Rücker, Leitung Forschungsgruppe PETRA u.a)
     
  • Kinder brauchen beide Eltern (Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig, Professur für Soziologie und Empirische Sozialforschung, EFS Dresden)
     
  • Chancen der Familienmediation – auch bei hochstrittigen Trennungseltern? (RA Sabine Hufschmidt, Mediatorin/Anwältin)
     
  • Mutter, Mutter Kind – Regenbogenfamilien und mögliche Eltern-Kind-Beziehungen mit anschließender Diskussion (Film am Vorabend)

Teilnahmebeitrag

In den Kosten ist auch die Verpflegung Mittag-, Kaffee und Abendessen enthalten.

  • 80,00 € Mitglieder und Kooperationsvereinbarungen mit anderen Verbänden
  • 60,00 € Studierende
  • 110,00 € sonstige Teilnehmende bei Anmeldung bis zum 31.10.2023
  • 140,00 € ab dem 01.11.2023 (soweit noch Plätze verfügbar)

Nähere Informationen zum Programm werden auf der Kongress-Seite veröffentlicht und fortlaufend aktualisiert. Dort ist ab sofort auch eine Voranmeldung möglich.

Quelle

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