… was Väter können, was sie fürs Vatersein noch benötigen
und was sie gemeinsam lernen können
Diese Fragen werden beim ersten VäterSummit in NRW am 26.
August in Essen thematisiert. Am Vormittag wird Teresa Bücker, Journalistin und
Autorin des Buchs ‚Alle Zeit‘ unter der Überschrift ‚Ist es radikal, wenn Väter
sich mehr Zeit für die Familie nehmen?‘ ihre Gedanken und Vorschläge zu dem
Thema formulieren. Eingerahmt wird ihr Beitrag durch Impulse ‚aus dem
Väter-Leben‘ mit Comedian Florian Hacke. Moderiert wird der Väter von Sascha
Verlan, Mitinitiator des ‚Equal Care Days‘
Inhaltlich geht es dann nach der Mittagspause mit einem
BarCamp weiter. Die Väter können ihre Anliegen vorbringen und in zwei Runden
gemeinsam mit anderen Vätern bearbeiten. Unterstützt werden sie dabei unter
anderem Heiner Fischer (www.vaterwelten.de),
Hans-Georg Nelles (www.lag-vaeterarbeit.nrw)
und Sascha Verlan.
Für die Kinder gibt es den ganzen Tag spannende Spiel und
Bastelangebote.
Der #VaeterSummitNRW wird von der LAG Väterarbeit NRW gemeinsam mit den Gleichstellungsstellen in Bonn, Dortmund, Essen und Münster veranstaltet und richtet sich an Väter mit ihren Kindern sowie an Väterarbeit interessierte Fachkräfte. Weitere Informationen und eine Anmeldemöglichkeit zur Veranstaltung am 26. August finden Sie hier.
Stellungnahme des Vorstands der LAG Väterarbeit NRW zu den
Befragungsergebnissen von Plan International
Die Veröffentlichung von Ergebnissen der Umfrage
‚Spannungsfeld Männlichkeit‘ schlägt hohe Wellen. Im Mittelpunkt der Empörung
steht die vermeintliche Gewaltbereitschaft von mehr als einem Drittel der
befragten Männer.
Neben dem Thema ‚Gewalt in der Partnerschaft‘ zielte die
Umfrage aber auf weitere Aspekte von Männlichkeiten und die Ergebnisse sind,
völlig unabhängig von der Frage, ob sie repräsentativ sind oder nicht, ein
Weckruf zum Handeln. Für uns als Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit, aber
auch die Verantwortlichen in Kindertagesstätten, Schulen, Familienbildung- und
-beratung und die politisch Verantwortlichen in NRW und im Bund.
Die von den befragten jungen Männern im Alter zwischen 18
und 35 Jahren geäußerten Haltungen und Meinungen zeugen von einer großen
Verunsicherung darüber, was Männlichkeiten heute ausmachen und einer
Rückbesinnung auf überwunden geglaubte Vorstellungen.
Das kommt deutlich in den Vorstellungen zur Aufgabenteilung
in der Familie zum Ausdruck: 52 Prozent der jungen Männer sehen ihre Rolle
darin, im Beruf genug Geld zu verdienen, die Zuständigkeit für die Carearbeit
weisen sie ihrer Partnerin zu.
Abgesehen davon, dass dies auch bedeutet, dass 48 Prozent der Befragten einer
partnerschaftlichen Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zustimmt,
ist diese Rollenerwartung wirklich aus der Welt? Das Gerangel um die
Familienstartzeit, die als Vaterschaftsfreistellung im Koalitionsvertrag
verankert ist, weckt Zweifel.
Dabei sind diese zwei Wochen mehr als eine gemeinsame
Startzeit für Familien. Sie sind ein deutliches Signal, Vater du gehörst auch
an den Wickeltisch, du hast von Anfang an die Möglichkeit eine Bindung zu
deinem Kind aufzubauen und Verantwortung in und nicht nur für die Familie zu
übernehmen.
Diese Erfahrungen prägen und wirken langfristig im Hinblick auf
Partnerschaftszufriedenheit, fürsorglichem Verhalten und Engagement und beugen
so Konflikten und Gewalt in Beziehungen vor.
Fast alle befragten Männer empfinden einen
Veränderungsdruck. Damit sich dieser Druck und die damit verbundene
Verunsicherung nicht in Gewalt und anderen destruktiven Handlungen entlädt,
brauchen die jungen Männer Angebote, ihr Verhalten und ihre Ansichten im
Austausch mit anderen Männern zu reflektieren und bei einer Krise auch passende
Beratung.
Wir sind der Überzeugung, dass die kruden Rollenvorstellungen
und Männlichkeitsbilder auch Ergebnis von Erziehung sind. In Kindertagesstätten
und Schulen gibt es zu wenig geschlechterreflektierte Jungenarbeit und die
Anliegen und Bedürfnisse von Jungen spielen in der Ausbildung von
Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen kaum eine Rolle.
Das gleiche gilt für das Geburtshilfesystem, Väter und ihre Anliegen sind auch
hier nicht im Blick. Die Potenziale und Ressourcen einer Geburtsvorbereitung,
die auch auf eine geschlechtergerechte Aufgabenteilung in der Familie abzielt,
bleiben ungenutzt.
Die LAG Väterarbeit und ihre Mitglieder bieten Mitarbeitenden in den verschiedenen Einrichtungen und Hilfesystemen hierzu Fortbildungsangebote an. Vätern selbst werden Räume und Möglichkeiten eröffnet, sich mit anderen Vätern über ihren Alltag als Väter zu verständigen, auszutauschen und Sicherheut in der neuen Rolle zu finden.
Vom 16. Mai bis zum 14. Juni zeigte die LAG Väterarbeit NRW
in der Zentralbibliothek in Düsseldorf Schwarz-Weiß-Fotografien von Vätern und
ihren Kindern. Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20 Jahren
als ‚Tagesvater‘ arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die in
verschiedenen Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben,
porträtiert. Seine Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte
Vaterschaft‘ aussehen kann und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser
Zweisamkeit ausstrahlen.
Das Selbstverständnis von Vätern sowie die Zuschreibungen
und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter wollen gute Väter
sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung aktiv begleiten,
es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter.
Im Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer,
diese Vorstellungen zu leben. Die Bilder sind auch eine Ermutigung, diese
Wünsche nicht vorschnell aufzugeben.
Konfrontiert und ergänzt wurden die Fotografien mit Aussagen
von Vätern sowie Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von
Vätern in NRW.
Eröffnet wurde die Ausstellung am Dienstag, den 16. Mai mit einer Lesung von Tillmann Prüfer, Autor des Buchs ‚Vatersein, Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘ Im Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit, Hans-Georg Nelles hat er unter anderem die Geschichte der existierenden ‚Väterbilder‘ skizziert und dargelegt, dass es nur eine Person auf der Welt gibt, die einem Mann beibringen kann, wie gutes Vatersein geht: … das eigene Kind.
Zuvor hatte Norbert Kamp, Leiter der Bibliotheken in Düsseldorf,
in seinem Grußwort auf die Aktualität und gesellschaftliche Bedeutung des ‚Väterthemas‘
hingewiesen und Martin Moog etwas zur Idee und Entstehungsgeschichte der Fotografien
erzählt. Der Ort der Ausstellung, der ‚Freiraum‘ befindet sich im
Eingangsbereich der Zentralbibliothek gegenüber der Düsseldorfer Hauptbahnhofs.
Pro Monat hat die Bücherei etwa 100.000 Besucher.
Zum Abschluss der Ausstellung gab es am 12. Juni eine Finissage mit Fabian Soethof. „Väter können das auch!“, der Titel des Buchs von Fabian Soethof ist eine klare Ansage. Es ist wirklich Zeit, Familie gleichberechtigt zu leben. Die Fragen und Zweifel, die in dem Zusammenhang auftauchen drehen sich eher um das Wollen und Dürfen. Das wurde auch bei dem Talk und im Gespräch mit den Zuhörenden deutlich
Väter und Mütter wollen raus aus den traditionellen Mustern,
Erwartungen und Klischeefallen, das Vater- und Elternsein anders gestalten als
die eigenen Eltern. Das ist eine große Chance, aber auch eine Herausforderung,
die nicht nur aus unpassenden strukturellen Rahmenbedingungen besteht.
Fabian Soethof begleitet seine Leser:innen bei den
anstrengenden und verunsichernden Prozessen, Gewohntes in Frage zu stellen und
eigene Vorstellungen von Mann- und Vatersein auf den Prüfstand zu stellen.
Gleichzeitig inspiriert und ermutigt er Väter und Mütter, miteinander neue Wege
zu gehen.
Als die drei wichtigsten Punkte auf dem Weg zu mehr
Gleichberechtigung benannte er:
Privilegien,
patriarchale Strukturen, Rollenbilder und Ungerechtigkeiten erkennen: Nur
wer weiß, wie vergleichsweise gut er oder sie es hat, kann dafür sorgen,
dass es anderen auch mal besser geht.
Es
gibt kein Wissens-, sondern ein Handlungsdefizit: Fast alles, was in
meinem Buch steht, ist seit Jahren bekannt. Theoretisch steht
Gleichberechtigung also nichts mehr im Wege – praktisch unter anderem das,
was ich auf die erste Frage hin antwortete.
Das
Private ist politisch (und umgekehrt): Nur wer Gleichberechtigung
selbstverständlich in der Familie und von dort hinaus vorlebt, kann zu
einem Rollenwandel beitragen. Und nur, wer von Politik und Wirtschaft
dabei hinreichend unterstützt wird, kann sein Privatleben ändern.
Da es während der Ausstellung schon Fragen danach gab: die Ausstellung kann ausgeliehen und an anderen Orten gezeigt werden. Nachfragen können Sie gerne an die LAG-Väterarbeit stellen, die Ihr Vorhaben in NRW gerne unterstützt.
Väter wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und
Frauen finden Karriere besser als Kinder
„Wenn wir über Frauen nachdenken, kommen wir immer mehr von
einem ‚Und‘ zu einem ‚Oder‘. Die Wahl: Familie oder Erwerbstätigkeit.“ So Jutta
Allmendinger
Frauen in Deutschland ist es nicht mehr so wichtig, Kinder
zu bekommen. Das ist nachvollziehbar und legitim – zeichnet sich bei näherer
Betrachtung jedoch als unfreiwillige und dramatische Entwicklung ab. Beim ZEIT
für Arbeit-Event am 23. Mai in Berlin haben Jutta Allmendinger, Präsidentin des
Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), und Lena Hipp,
Leiterin der Forschungsgruppe „Arbeit und Fürsorge“ am WZB, die Ergebnisse der
vierten Vermächtnisstudie vorgestellt.
Fragen zur Einschätzung von Vätern in Deutschland wurde 2023
erstmals erhoben. Bei den Antworten fällt auf, dass Väter Kritik an sich selbst
äußern: Väter sollten in Zukunft mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, als sie
es heute tun. Wer mehr arbeitet (Vollzeit im Vergleich zu Teilzeit oder nicht
arbeitstätig), stimmt der Aussage, dass er genügend Zeit mit der Familie
verbringt, weniger zu. Die befragten Väter reflektieren also, dass mehr Arbeit
weniger Zeit für die Familie bedeutet.
Sie wünschen
sich für die Zukunft mehr Zeit in der Familie und gehen auch davon aus, dass
Väter in Deutschland mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen werden, als sie es
heute tun.
Hürden für Väter
Woran liegt es, dass Männer in Deutschland nicht genügend
Zeit mit ihren Kindern verbringen? Auch dazu wurden die Studienteilnehmerinnen
und -teilnehmer befragt. Auf einer Skala von 1 bis 7 sollten sie angeben,
welche Gründe ihrer Meinung nach Väter davon abhalten, mehr Zeit mit ihren
Kindern zu verbringen. Nachstehend werden die gewichteten Antworten von rund
2.160 Frauen und 2.040 Männern auf diese Frage abgebildet.
Das Haupthindernis sind finanzielle Gründe. Das sehen sowohl
Männer als auch Frauen so. An zweiter Stelle werden Hürden in der Arbeitswelt
genannt: Rund zwei Drittel der Männer in Deutschland und ein knappes Viertel
der Frauen stimmen der Aussage, dass der „Druck vom Arbeitgeber“ Männer davon
abhielte „mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen“ zu bzw. sehr zu. Interessant
ist, dass weniger als die Hälfte der Männer und Frauen den Druck seitens der
Kollegen als Hindernis ausmachen. 45 Prozent der Männer und 31 Prozent der
Frauen sagen, dass das nicht bzw. überhaupt nicht zutrifft. Fehlender Mut der
Väter scheint jedoch ein gewichtigeres Hindernis zu sein. Mehr als die Hälfte
der Bevölkerung im Alter von 23 bis 65 Jahren sieht den mangelnden Mut als
Ursache, warum Väter in Deutschland nicht genügend Zeit mit ihren Kindern
verbringen.
Von den etwas mehr als 1.500 Befragten, die auf die Frage, ob es „aus Ihrer Sicht noch andere Gründe … [gibt], warum nicht alle Väter in Deutschland so viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, wie sie gerne möchten“ geantwortet haben, wissen wir außerdem: Vorherrschende Rollenbilder, Egoismus und Desinteresse der Väter werden noch als weitere wichtige Hindernisse wahrgenommen. Auch Karriere und die Wünsche und das Verhalten von Müttern wurden von mehr als 10 Prozent der Befragten als Hindernis angegeben
Väter spielen Fußball, klettern ohne Seil. Väter zeigen, wo
es langgeht. Väter sind mit ihren Kindern Kind. Väter sind anders, sind
besonders, sind selten da, kein sicherer Hafen, aber für jedes Abenteuer zu
haben. Ist das wirklich so? Claudia Friedrich hakt nach.
Geschlechter-Identitäten brechen auf. Transgender und Queer
sägen an überkommenen Rollen. Auch heterosexuell gelesene Familien schneiden
alte Zöpfe ab. Doch immer noch verdienen Männer im Durchschnitt mehr Geld und
sind in Spitzenämtern unabkömmlich. Wie können sie dann Vater sein?
Seit den 1970er Jahren sind Väter Forschungsgegenstand.
Tendenz steigend. Es gibt Vater-Kind-Freizeiten, Vater-Workshops,
Vater-Beratungen. Forschende sezieren das Konstrukt Vaterschaft und die
Stereotype, die über Generationen hinweg transportiert werden.
Und was zeigt der Alltag? Wie engagieren sich Väter? Welche
Beziehungen pflegen sie zu ihren Kindern? Wie lebt es sich in einer Familie mit
zwei Vätern? WDR 5 setzt sich an Familientische.
WDR 5 Neugier genügt – das Feature. 17.05.2023. 23:31 Min.. Verfügbar bis 15.05.2024. WDR 5. Von Claudia Friedrich