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lebe deinen Traum!

Archiv für April, 2009

Die Krise wird zur Männer-Rezession

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. April 2009

In diesem Fall stimmt ihre Prognose nicht. Im ‚Profil’ Interview hatte Alice Schwarzer auf die Frage: Werden die Frauen die Hauptleidtragenden der Wirtschaftskrise sein? geantwortet, ‚Davon ist auszugehen. Es trifft ja immer die Letzten in der Kette am härtesten.’ Das Gegenteil ist der Fall:

Es sind immer die gleichen Bilder, die derzeit um die Welt gehen: Bei Continental in Frankreich demonstrieren die Mitarbeiter, in Rüsselsheim fordern die Autobauer ein Rettungskonzept für Opel, in New York und London räumen die Banker ihre Büros, in denen sie nicht mehr gebraucht werden. Es sind die Bilder einer Krise – und die Gesichter der Menschen haben eines gemeinsam: Sie sind fast ausnahmslos männlich.

55 % aller Arbeitslosen sind derzeit männlich – und es werden wohl noch mehr. Männliche Mitarbeiter seien von der aktuellen Wirtschaftskrise stärker betroffen als weibliche. Während die Arbeitslosenquote bei Männern im April im Vergleich zum Vorjahr um 12,4 % stieg, ist sie bei Frauen um 2,8 % zurückgegangen. In absoluten Zahlen heißt das: Während 217.848 Männer ihren Job verloren haben, haben 46.939 Frauen sogar eine neue Stelle gefunden.

Eine Begründung, die man auch beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) teilt: „Der Abbau von Arbeitsplätzen trifft momentan vor allem männliche Fachkräfte, weil Industriebranchen wie Auto oder Maschinenbau nach wie vor Männerdomänen sind“, sagt DGB-Sprecherin Claudia Frank.

Außerdem werden derzeit vor allem Vollzeitstellen abgebaut – aber viele Frauen haben keine 40-Stunden-Woche: Ziemlich genau ein Drittel der werktätigen Frauen sind teilzeitbeschäftigt. Bei Männern liegt dieser Anteil gerade mal bei 5,5 %.

So überrascht es auch nicht, dass der Anteil von Frauen im Niedriglohnbereich deutlich höher ist: Laut Bundesagentur sind 67,4 % aller geringfügig Entlohnten weiblich – sie arbeiten als Altenpflegerinnen, Tagesmütter, jobben als Aushilfskraft in Supermärkten oder gehen putzen. Diese Jobs sind zwar nicht gut bezahlt, aber sie werden gebraucht.

Gleichzeitig profitieren Frauen in den besser bezahlten Bereichen – denn traditionell weiblich dominierte Branchen wie Bildung und Gesundheit sind weniger krisenanfällig.

„Frauen sind außerdem flexibler, Weiterlesen »

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Väter, allein zu Haus

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. April 2009

Passend zum bevorstehenden Muttertag präsentiert Der SamstagAbend mit Markus Brock den aktuellsten Familientrend in Deutschland: Väter, allein zu Haus … zusammen mit ihren neugeborenen Sprösslingen. Mehr Rendite für die Seele steht heute ganz oben auf der Wunschliste junger Väter. In Berlin zum Beispiel entfallen mittlerweile 20 % der Elterngeld-Anträge auf die Väter, so viele wie nie zuvor. Nicht verwunderlich also, dass im kinderreichsten Stadtteil Prenzlauer Berg das ‚Berliner Väterzentrum‚ beliebter Treffpunkt junger Papas mit ihrem Nachwuchs geworden ist. Für diese vorbildliche Einrichtung gab es jüngst sogar Lob von Bundespräsident Horst Köhler.

Das Väterzentrum fördert, vernetzt und berät junge Männer, die Beruf und Familie besser vereinbaren möchten. „Wenn die Väter in Elternzeit zum Papacafe kommen, parken die Kinderwagen oft in Dreierreihen“, so Eberhard Schäfer, Gründer und Leiter der Einrichtung. Im viel besuchten Papaladen kommt aber auch das Kind im Manne auf seine Kosten – an einer Carrerabahn zum Beispiel.

So selbstverständlich wie beim Berliner Beispiel ist die neue Vaterrolle aber noch längst nicht überall. Zum Pionier einer neuen Einstellung zu Familie und Kind wurde zu seiner eigenen Überraschung der ehemalige Oberbürgermeister von Wiesbaden, der 1991 als erstes Stadtoberhaupt in Deutschland ein halbes Jahr Erziehungsurlaub nahm. Damals rauschte der Blätterwald gewaltig und selbst aus Japan reiste ein Fernsehteam an, um sich den „Exoten“ aus der Nähe zu betrachten. Die nicht selten negativen Reaktionen in der Öffentlichkeit über seine „Auszeit“ prägen bis heute Achim Exners enge Beziehung zu seiner Tochter.

Beruf und Karriere, zwei Schlüsselbegriffe, die oft verhindern, dass sich die Männer wenigstens für eine begrenzte Zeit für die Kindererziehung entscheiden. Das gilt heute nicht minder für die Mütter, und erst recht, wenn beide Elternteile beruflich nicht zurückstecken wollen. Dr. Antje von Dewitz und ihr Mann Wolfgang Ungelert sind ein gutes Beispiel dafür, dass es gelingen kann, beide Ziele unter einen Hut zu bringen: Sie mit Fulltimejob als Geschäftsführerin eines mittelständischen Betriebes, er in Teilzeit als Projektentwickler in der Firma seiner Frau und daneben Betreuer der vier Kinder.

Viele Väter haben nur eine schwache Vorstellung davon, was ihre Frauen und Mütter den lieben langen Tag so alles leisten. Alles läuft im Haushalt meist so geräuschlos ab, dass man(n) sich keine großen Gedanken machen muss.

Das wollte ein Filmteam einmal ganz genau wissen und hat drei Männer aus Norddeutschland dazu überredet, eine Woche den Hausmann zu geben – während die Hausfrauen derweil im Wellnesshotel sich der Entspannung hingeben durften. Erik Sieger und Ulrich Grundhöfer berichten von diesem ausgefallenen Feldversuch, bei dem sie zu ganz neuen Einsichten gelangten.

Paranoid sind die Versuchskandidaten zum Glück nicht geworden, aber eine ausgewachsene Vaterschaft kann offenbar doch zu „Papanoia“ führen. Zumindest zeigen das die beiden Kabarettisten des Duos „FaberhaftGuth“ in ihrem aktuellen Bühnenprogramm. Und dem Vernehmen nach sind alle Geschichten aus dem wahren Leben gegriffen.

Sendetermin, Samstag, 09.05.2009, 20.15 bis 21.45 Uhr

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Die meisten Arbeitnehmer arbeiten gerne zu Hause

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. April 2009

Fast drei Viertel der deutschen Arbeitnehmer wünschen sich flexiblere Arbeitsbedingungen oder arbeiten bereits regelmäßig von zu Hause aus. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Hightech-Verbands BITKOM unter 1.000 Bundesbürgern ergeben.

Danach arbeiten derzeit 10 % der Berufstätigen in Deutschland ganz oder zeitweise von zu Hause aus, anstatt ins Büro zu gehen. Weitere 62 % der Erwerbstätigen wünschen sich regelmäßige Arbeit im Home-Office, 41 % an einigen Tagen in der Woche und 21 % sogar täglich. 28 % der befragten Arbeitnehmer gehen am liebsten jeden Tag ins Büro. „Beschäftigte und Unternehmen profitieren von Telearbeit und flexiblen Arbeitszeitmodellen“, sagte BITKOM-Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer vor dem „Tag der Arbeit“ am 1. Mai.

„Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren und die Arbeitgeber qualifizierte Arbeitnehmer langfristig an sich binden.“ Nicht zuletzt trage die Telearbeit in Zeiten der Wirtschaftskrise zur Effizienzsteigerung bei: Pendler können viel Zeit sparen und Arbeitgeber Büroflächen reduzieren.

Frauen sind an der Arbeit im Home-Office besonders interessiert. Laut der Umfrage wollen 75 % der Frauen in Deutschland am liebsten ganz oder teilweise von zu Hause aus arbeiten oder tun dies bereits. Unter den Männern sind es „nur“ 63 %. 37 % der Männer gehen bevorzugt jeden Tag ins Büro gegenüber 25 % der Frauen.

Ein differenziertes Bild zeigt sich bei den unterschiedlichen Altersgruppen. Der Wunsch nach einem Home-Office ist bei den 30- bis 49-Jährigen am stärksten ausgeprägt. Drei Viertel der Befragten in dieser Altersgruppe will regelmäßig zu Hause arbeiten oder tut dies bereits. Bei der Generation 50-Plus sind es immerhin noch 72 %.

Am geringsten ist der Wunsch nach einem Home-Office bei den 14- bis 29-Jährigen ausgeprägt, die sich noch im Job etablieren müssen. Von ihnen wünschen sich dennoch immerhin 58 % regelmäßige Telearbeit.

Mit der Telearbeit verschwimmt die Trennlinie zwischen Beruf und Privatem. Daher sollten Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit festen Vereinbarungen die Grundlage für eine verlässliche Zusammenarbeit schaffen. Die technischen Voraussetzungen für die Einrichtung eines Home-Office sind gering: Telearbeiter benötigen Computer, Internetzugang und Telefon. „Heute kann fast jeder Büroarbeitsplatz zu geringen Kosten an den heimischen Schreibtisch verlegt werden“, sagte Scheer.

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Am liebsten beides!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. April 2009

Gibt es den neuen Mann respektive die neuen Väter und wenn ja in welcher Anzahl und Qualität? Mit diesen Fragen beschäftigen sich im Moment wieder viele Autoren und Tagungen. Angeregt durch den gestrigen Vortrag von Gisela Erler zum Thema ‚Risiko Familie? Wie viel Mutter braucht das Kind?‘ beim Familienservice in Düsseldorf, bei dem sie unter anderem die Brigitte Studie ‚Kind? Beruf? Am Liebsten beides!’ aus dem Jahr 1988 erwähnte, habe ich mich auf Spurensuche begeben.

Das Buch selber ist nicht mehr erhältlich, aber ein Beitrag aus dem Hamburger Abendblatt vom 8. Oktober 1988 gewährt Einblicke in zentrale Ergebnisse der Studie und straft das politische Kurzzeitgedächtnis vieler Kommentatoren der aktuellen Diskussion und der verantwortlichen PolitikerInnen.

‚ … Kinderfeindlich sind nicht die jungen Frauen und Männer, wie angesichts niedriger Geburtenrate oft unterstellt wird, kinderfeindlich ist unsere Gesellschaft. Ein vernichtendes Urteil. Gefällt von 637 Paaren, die das Deutsche Jugendinstitut im Auftrag der Frauenzeitschrift „Brigitte“ zum Themenkomplex „Kind? Beruf? Oder beides?“ befragte.

Geahnt haben wir es ja schon immer, doch nun liegen neueste Zahlen vor, die uns ganz gewiss noch heftig bewegen werden. Junge Paare zwischen achtzehn und dreiunddreißig Jahren wollen mindestens ein Kind. Kinder sind der „Sinn des Lebens“ für 72 Prozent der Frauen und 71 Prozent der Männer, die damit Freude, Selbstbewusstsein, Jugend verbinden.

Junge Eltern wollen aber auch berufstätig sein. Frauen und Männer bewerten übereinstimmend außerhäusliche Arbeit positiver als Hausarbeit. Nicht wirtschaftliche Notwendigkeit steht dabei für sie im Vordergrund, die Berufswelt bietet Urnen vielmehr Kontakte, Verantwortung, Chancen, Prestige, aber eben auch finanzielle Unabhängigkeit. Karriere im harten Sinne wollen die meisten gar nicht machen, interessant soll die Arbeit sein (sagen 90 Prozent der Männer und 87 Prozent der Frauen), und das Privatleben soll möglichst wenig darunter leiden (81 Prozent der Männer, 82 Prozent der Frauen).

Aber die Verhältnisse, die sind nicht so. Das Dilemma beginnt, wenn beides unter einen Hut gebracht werden soll. Kind und Beruf zu haben, ist für Männer selbstverständlich, für Frauen gut das nur bedingt. Wen wundert’s da noch, dass Männer wie Frauen der Meinung sind, dass es Männer im Allgemeinen und Leute ohne Kinder im Besonderen besser haben als diejenigen mit Kindern?

Um Schluss zu machen mit der traditionellen Rollenverteilung, um den realen Wünschen der Paare entgegenzukommen, muss sich viel ändern. Im Denken der Partner, Politiker, Arbeitgeber.

Wo anfangen, wo aufhören? Verlängerung des Elternurlaubs auf drei Jahre, Erhöhung des Erziehungsgeldes, um einen zeitweiligen Ausstieg auch für Väter attraktiv zu machen – mit dem Effekt, dass nicht nur die Einstellung einer Frau für Arbeitgeber ein vermeintliches Risiko ist.

Kinderbetreuung ist ein zentraler Punkt, dazu gehören eine ausreichende Zahl von Kindergärten mit flexiblen Öffnungszeiten, familienfreundliche Schulzeiten, Hausaufgabenhilfe, um die Mütter von ihrer Aufgabe als Hilfslehrerinnen zu entlasten.

… Arbeitszeitverkürzung für alle, auch unter Hinnahme von Einkommenseinbußen, scheint die gerechteste Lösung zu sein. Schließlich leiden auch viele erwerbstätige Väter darunter, ihre Kinder viel zu selten zu sehen.

… Und wie sieht es bei den Männern aus? Weiterlesen »

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Wahlkampf – Coup mit geteiltem Elterngeld?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 28. April 2009

‚Die Familienministerin hat es mal wieder geschafft. Ursula von der Leyen auf allen Kanälen!’ In der Frankfurter Rundschau spekuliert Vera Gaserow, ob hinter dem Vorschlag von der Leyens zur Verlängerung des Elterngeldes mehr steckt als Wahlkampf.

Denn was von der Leyen ankündigt – längere Bezugsdauer beim Elterngeld, wenn Vater oder Mutter nur Teilzeit arbeiten -, fordern Familienverbände und Opposition schon lange. Gerade hat auch die SPD die Ausweitung der Elternmonate für Väter und Mütter, die sich die Kinderbetreuung durch parallele Teilzeitjobs teilen, in ihr Bundestagswahlprogramm geschrieben. (nachzulesen auf Seite 33) …

Die jetzige Elterngeldregelung benachteiligt vor allem partnerschaftlich betreuende Väter und Mütter. Wenn nämlich Eltern ihre wöchentliche Arbeitszeit auf weniger als 30 Stunden reduzieren, bekommen sie dennoch nur 12 bzw. 14 Monate lang 67 Prozent Lohnersatz für ihr geschmälertes Gehalt. Nehmen Vater und Mutter gleichzeitig Elternzeit, verbrauchen sie nach der geltenden Regelung in einem Monat den Anspruch von zweien. Die Folge: Schon nach sieben Monaten ist Schluss mit dem Elterngeld.’

Dieser Misstand war schon vor der Verabschiedung des Gesetzes bekannt und hätte bei der Ergänzung im vergangenen Herbst behoben werden können! Aber da war eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Fürsorgearbeit offensichtlich noch nicht erwünscht.

Es geht in dieser Frage um mehr als Wahlkampfgeplänkel. Eine gleichmäßige Aufteilung wird von der überwiegenden Mehrheit der Männer und Frauen gewünscht, von den wenigstens aber praktiziert. Es geht auch nicht darum, ‚ängstliche’ Väter durch ein Teilzeitangebot zu ermutigen, sondern um die Schaffung von verlässlichen Rahmenbedingungen, die es auch nach der Elternzeit ermöglichen in Familie und Beruf erfolgreich zu sein.

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‚Ein Ehrenmann schlägt seine Frau nicht’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 27. April 2009

Im Gespräch mit Caroline Schmidt spricht Kazim Erdogan, der vor zweieinhalb Jahren in Berlin die erste türkische Vätergruppe ins Leben gerufen hat, über die Klischees, mit denen türkische Männer zu kämpfen haben und die Erfolge seiner Arbeit.

‚… SPIEGEL ONLINE: Sie sagten eben „meistens wachsen die Kinder bei den Frauen auf“ – gibt es auch allein erziehende Väter?

Erdogan: Wir haben einige Väter in der Gruppe, die ihre zwei, drei Kinder alleine groß ziehen. Für die ist es am Anfang doppelt hart. Immerhin helfen oft die Großeltern.

SPIEGEL ONLINE: Spielen Ehre und Gewalt in diesen Gesprächen eine Rolle?

Erdogan: Wir reden darüber fast jeden Montag. Wir haben am Anfang unserer Sitzung immer eine Viertelstunde, in der jemand ein Thema vorschlagen kann. Oft spricht dann ein Mann irgendeine Gewalttat im Bekanntenkreis an, manche schildern auch eigene Aggressionen. Es ist für sie nicht einfach, ihre Frauen mit neuen Partnern zu sehen. Wir versuchen dann gemeinsam, denjenigen zu beruhigen. Und ich sage ihm dann immer, dass seine Ehre nicht von der Treue seiner Frau oder der Keuschheit seiner Tochter abhängt, sondern ganz allein von seinem Verhalten. Ein Ehrenmann rastet nicht aus und schlägt auf seine Frau ein.

SPIEGEL ONLINE: Es ist ein gängiges Vorurteil, dass türkische Männer sich nicht im Griff haben.

Erdogan: Damit haben die Väter immer zu kämpfen. Auch in den Behörden herrscht das Bild des brutalen, türkischen Mannes vor. Mit diesen Klischees wird man nicht leicht fertig. Wenn es zum Beispiel in einem Sorgerechtsstreit den Verdacht gibt, der Mann schlägt, sind die Kinder schnell weg. Viele Sachbearbeiter schenken den Geschichten der Frauen eher Glauben als denen der Männer.

SPIEGEL ONLINE: Welche Erfolge können Sie nach zweieinhalb Jahren Vätergruppe verzeichnen?

Erdogan: Die Männer sind offener geworden, viel offener. Türkische Männer reden sonst nie über ihre Probleme, Ehekrisen oder Scheidungen dürfen in traditionellen Familien niemals gegenüber Freunden oder Bekannten thematisiert werden. Sie sind auch ruhiger geworden, haben Tricks und Kniffe gelernt, sich selbst in schwierigen Situationen im Griff zu behalten. Viele Männer erzählen mir, dass sie sich jetzt mit ihren Kindern und Enkelkindern besser verstehen als früher, auch mit der Ehefrau laufe es besser. Manche haben jetzt eigene Vätergruppen gegründet, um diese Erfahrungen weiter zu geben.‘

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Rollenmanagement – eine Aufgabe für engagierte Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. April 2009

In der aktuellen Ausgabe der Schweizer Zeitschrift für Emanzipation, Glaube und Kulturkritik, ‚Schritte ins Offene’ zum Thema ‚Väter’ äußern sich Fachleute zu den Konstanten und den Wechseln im Rollenbild des Vaters. Ergänzend schildern Väter ihre Erfahrungen im Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf, zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und persönlichem Wunsch.

So schreibt Christoph Popp, Präsident des vaeternetz.ch Autor des Buchs ‚Zeit zum Vatersein’ in seinem Beitrag unter anderem: ‚Es ist unverkennbar: Die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist heute klar auch ein Männerthema. Ein gesellschaftlich legitimiertes und damit selbstverständliches Recht der Väter auf Teilhabe am alltäglichen Leben der Familie gibt es noch nicht. Zudem unterziehen sich Männer immer noch häufig einem Rollenbild von ‚keine Schwäche zeigen, durchbeißen, perfekt sein’, und nehmen dabei mitunter massive psychische Belastungen in Kauf.

Verschärft werden diese Belastungen besonders dann, wenn durch Arbeitsplatzverlust oder Scheidung einem Mann richtiggehend der Boden unter den Füssen weggezogen wird. Plötzlich wird er gewahr, dass all seine beruflichen Ambitionen, alle Überstunden und Weiterbildungen, die er der Familie zuliebe auf sich genommen hat, nicht mehr gefragt sind. In diesem Moment realisiert er, dass ihn das gut gemeinte, aber einseitige Engagement von seiner Familie völlig entfernt hat. Spätestens jetzt wird deutlich, dass die Fixierung auf berufliches Fortkommen nicht trägt und die Familie ein unersetzliches Netzwerk darstellt.’

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Redet über eure Rollen!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. April 2009

… appelliert Barbara Dribbusch in ihrem heutigen Kommentar zu den neuen Elternzeitplänen in der taz.

‚Es ist eine Hoffnung: Nach Plänen aus dem Familienministerium können sich Väter und Mütter künftig gleichzeitig in Elternzeit begeben – und zwar bis zu 14 Monate lang. Dabei beziehen sie anteilig Elterngeld und haben so die Möglichkeit, Teilzeitarbeit und Kinderbetreuung untereinander besser abzustimmen. …

Nicht nur Frauen, sondern auch Männer leiden heute unter einer widersprüchlichen Hydraulik, wenn es darum geht, soziale Rollen auszufüllen und auszuhalten. So müssen Väter mehr Familienarbeit übernehmen, weil ihre Partnerinnen den Anschluss im Job nicht verpassen dürfen. … alles, was nach „Führung“ aussehen soll, verlangt aber vielerorts eine ausgewalzte zeitliche Präsenz, weil sich mit dem Chefsein immer noch patriarchale Vorstellungen über eine „Vorbildfunktion“ verbinden. Dieses Drucksystem stresst Männer.

Von widersprüchlichen Rollenerwartungen können Frauen aber schon länger ein Liedchen singen. Die Geschlechter nähern sich in ihrer seelischen Verwundbarkeit also einander an. Sie müssen darüber sprechen und über die Familienarbeit rechtzeitig – also zum Zeitpunkt ausgeglichener Machtverhältnisse – verbindlich verhandeln. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Egal, welche Optionen der Gesetzgeber noch schafft.’

Und wie sieht die Realität aus? In ‚Die Antwort‚ von Alice Schwarzer habe ich gelesen, dass in 96% aller befragten Frauen vor der Geburt des Kindes mit dem Vater noch nicht einmal darüber geredet haben, wie das denn dann gehen soll,wenn das Kind auf der Welt ist. Und der Anteil der Väter ist mindestens gleich groß.

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Gibt’s Elterngeld bald 28 Monate?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. April 2009

Die Pläne für eine Weiterentwicklung des Elterngelds werden konkreter. In der „BILD“-Zeitung äußerte sich Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen über die geplante ‚Ausweitung’ des Elterngelds: Künftig sollten junge Familien die Leistungen bis zu 28 Monate lang erhalten können, wenn sie währenddessen Teilzeit arbeiteten.

„Viele Väter, die sich in Zeiten der Krise nicht trauen, ganz auszusteigen, könnten statt zwei voller Vätermonate vier halbe nehmen: Sie arbeiten halbtags und bekommen das halbe Elterngeld.“ Wenn die Mütter es genauso machten, kämen beide zusammen auf bis zu 28 Monate. So hätten beide Elternteile die Möglichkeit, Zeit mit ihrem Kind zu verbringen und im Beruf zu bleiben, erklärte die Ministerin in dem Blatt.

Das wäre ein richtiger Schritt hin zu einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und Fürsorgearbeit. Nach der jetzigen Regelung kommt ein Paar mit einer solchen Aufteilung nur auf 7 Monate.

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Der Mann als Krisengebiet

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. April 2009

Alice Schwarzer hat Profil, dem Online – Magazin Österreichs, das sie als ‚Deutschlands Starfeministin’ ankündigt, in einem ‚Mail-Rap‘ 40 Fragen beantwortet, unter anderem zu Männern und ihrem Beitrag zur gegenwärtigen Krise, zum gegenwärtigen Geschlechterverhältnis und den Perspektiven

‚… profil: Sie haben in einem Interview gesagt, dass die Männer die Hauptverursacher der Wirtschaftskrise sind, was natürlich auch quantitativ zu erklären ist. Wie lautet Ihre psychologische Erklärung dafür?

Schwarzer: Meine materialistische Erklärung dafür lautet: Die Männer haben ja auch das große Geld. Meine psychologische Erklärung: Für Männer ist Geld nicht gleich Mittel zum Zweck wie für Frauen, sondern gleichbedeutend mit Macht und Potenz. Darum zocken sie so enthemmt.

profil: Der Mann wird von der Sachliteratur neuerdings zum Krisengebiet erklärt: Muss er uns in seinem heutigen Zustand leid tun?

Schwarzer: Nein, Mitleid ist immer falsch. Aber Mitgefühl dürfen wir schon haben mit diesen Jungen und Männern, die in ihrem alten Selbstverständnis erschüttert sind und ein neues noch nicht so recht gefunden zu haben scheinen.

profil: Existiert so etwas wie eine Männerbewegung?

Schwarzer: Kennen Sie eine?

profil: Die US-Feministin Susan Faludi und auch andere Feministinnen erklären die Krise des Mannes mit seinem kaputten Selbstwertgefühl, das sie im Schwinden der Ernährer- und Versorgerrolle begründet sehen. Wie lautet Ihre These dazu?

Schwarzer: Ich schließe mich der klugen Susan Faludi an.

profil: Studien belegen, dass Scheidungsväter durch Alkoholismus, Depressionen und andere psychische Erkrankungen besonders gefährdet sind. Wieso können Männer so schlecht allein sein?

Schwarzer: Weil sie es so gar nicht gewohnt sind. Aber ich denke, dass die zunehmende Isolation und Vereinsamung in unserer kapitalistischen Welt keinem Menschen guttut, egal, welches Geschlecht er hat.

profil: In einem profil-Interview haben Sie vor ein paar Jahren gesagt, dass die sexuelle Verweigerung die letzte Machtbastion des Mannes ist, um die emanzipierten Frauen zu bestrafen. Hat sich diese Tendenz noch verstärkt?

Schwarzer: Ich sehe heute in der Sexualität eher zwei Tendenzen: Die eine ist die einer zunehmend gleichberechtigten kommunikativen Sexualität auf Augenhöhe zwischen den Geschlechtern. Die andere ist die einer zunehmend ungleichen Sexualität, die nicht zuletzt von einer frühen Pornografisierung und Frauenverachtung der Männer geprägt ist.

profil: Die in der „sexuellen Marktwirtschaft“, wie die Schweizer Autorin Sibylle Berg das nennt, schwer vermittelbaren Frauen sind die gut situierten Akademikerinnen um die 40. Ist weiblicher Erfolg noch immer das Anti-Aphrodisiakum schlechthin?

Schwarzer: Für manche Männer. Nicht für alle. Siehe meine vorige Antwort. …

profil: Die schwedische Autorin Maria Sveland hat mit ihrer feministischen Polemik „Bitterfotze“ einen neuen Gender-Diskurs angeregt. Die Quintessenz des Buches ist die wachsende weibliche Frustration bei der Familiengründung. Genau ab diesem Punkt werden auch in liberalen Beziehungen die Karten zuungunsten der Frauen neu gemischt. Wie kann man dagegen ankämpfen?

Schwarzer: Indem man auch in der Liebe weniger zu Illusionen und Selbstbetrug neigt und mehr zur Wahrheit und Eigenverantwortung.

profil: Simone de Beauvoir sagte: „Mutterschaft ist eine Form der Sklaverei.“ Hat sie noch immer Recht?

Schwarzer: Bis vor gar nicht so langer Zeit war das so. Heute wird das besser, allmählich. Aber noch fast immer sind die Mütter mehr in der Pflicht mit den Kindern als die Väter.

profil: Wie lautet Ihre Prognose für den Gebärstreik der Frauen? Wird sich diese Tendenz verschärfen?

Schwarzer: Ich habe eher den Eindruck, dass Frauen es wieder zunehmend wagen, Kinder und einen Beruf zu wollen. …’

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