Kinder, deren Väter schon sehr früh mit ihnen spielen,
können ihr Verhalten und ihre Emotionen möglicherweise leichter kontrollieren,
was sich mit zunehmendem Alter und Schulbeginn positiv auswirkt.
Eine von der pädagogischen Fakultät der Universität Cambridge und der LEGO Stiftung durchgeführte Studie untersuchte, wie Mütter und Väter mit Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren spielen und wie sich dies auf die Entwicklung der Kinder auswirkt.
Obwohl es viele Ähnlichkeiten gibt, wurde festgestellt, dass
Väter eher zu körperlichem Spiel wie Kitzeln, Jagen und Huckepackfahrten
neigen, von denen die Forscher behaupten, dass sie den Kindern offenbar helfen,
zu lernen, ihre Gefühle zu kontrollieren. In der Zusammenfassung der Studie
heißt es:
Eltern-Kind-Spiel-Interaktionen in den ersten Lebensjahren
sind mit positiveren kognitiven und sozio-emotionalen Ergebnissen für Kinder
verbunden. Die überwiegende Mehrheit der bisherigen Forschung hat sich auf
Mutter-Kind-Spiel-Interaktionen konzentriert, aber die potentiell positive
Rolle der frühen Einbindung der Väter in das Leben der Kinder wird zunehmend
anerkannt, wobei in vielen Ländern ein höheres Niveau der Betreuung durch die
Väter zu verzeichnen ist.
Um das Wesen und die potenziellen Auswirkungen des
Vater-Kind-Spiels zu charakterisieren, haben wir eine systematische Durchsicht
der bis 2018 in psychologischen und pädagogischen Datenbanken veröffentlichten
Literatur vorgenommen. Dabei konzentrierten wir uns auf Studien, die sich mit
der Häufigkeit und den Merkmalen des Spiels von Vätern mit Kindern (im Alter
von 0-3 Jahren) und den möglichen Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern
befassen.
Wir sichteten 436 Artikel, die 78 Arbeiten zu den
interessierenden Fragen ergaben. Es gibt 3 Schlüsselergebnisse. Erstens
verbringen Väter einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit mit ihren Kindern in
spielerischen Interaktionen, oft in Form von körperlichen Spielen wie Raufereien
und Stürzen. Zweitens sind die Ergebnisse zwar uneinheitlich, aber alles in
allem deutet die Evidenz darauf hin, dass die Spielfrequenz der Väter vom
Säuglings- bis zum Vorschulalter zunimmt, mit einem anschließenden Rückgang des
Spiels, wenn die Kinder die frühe bis mittlere Kindheit erreichen. Drittens
legen Studien, die den Zusammenhang zwischen dem Spiel der Väter und den
Ergebnissen der Kinder untersuchen, nahe, dass das Spiel der Väter in den
ersten Jahren positiv zu den sozialen, emotionalen und kognitiven Ergebnissen
der Kinder beitragen kann. Dieses Potenzial für einen substanziellen Nutzen für
Kinder ist ein klarer Imperativ für politische Entscheidungsträger und
Praktiker, Väter wie auch Mütter bei der Entwicklung positiver und
spielerischer Interaktionen mit ihren Kleinkindern zu erleichtern und zu
unterstützen.
«Mein Vater und ich» Am Anfang war ein viel beachteter Artikel im Zürcher Tages-Anzeiger. Salome Müller erinnert sich an die Jahre mit ihrem Vater, der Hausmann war.
«Wenige Väter sind so da, wie du es warst», schreibt sie. Väter, die putzen, kochen und mit den Kindern spielen, während die Frau das Geld nach Hause bringt? In den 1990er-Jahren konnte man sie an einer Hand abzählen – erst recht auf dem Land.
Ein gutes Jahr später ist aus dem Artikel ein Büchlein geworden. «Love, Pa» versammelt 128 kurze Briefe, in denen Salome Müller noch einmal ihrem Vater nachspürt. Er starb an Krebs, als sie 23 war.
«Meine Briefe an dich sind ein Flüstern», heisst es da einmal. Stiller Schmerz gibt den Ton an – immer noch. Die Miniaturen sind gezeichnet von der Trauer, für die es auch heute keine Worte gibt. Manchmal. Da ist auch ein Brief ohne Worte.
Aber da sind auch die anderen: Fragmente einer Vater-Verehrung, Bruchstücke einer besonderen Biographie, die leisen Lacher der Lebenden.
Sie runden sich zu einem grossen Ganzen, das von einem zu kurzen Leben erzählt und einer lebenslangen Liebe. Ein schmales Büchlein, das man fast zu schnell verschlungen hat.
Die einen leiden unter der Abwesenheit ihres Vaters, die anderen erkennen in der Lücke im Leben keinen Makel. Vier Menschen erzählen in diesem Zeit Artikel, wie es ist, ohne Vater aufzuwachsen. In diesen Geschichten fehlen vier Männer. Einer ist weggeblieben, einer verleugnet seine Vergangenheit, einer kehrte nie heim und einer hat eine seltsame Leere hinterlassen.
Mediziner, Psychologen, Soziologen und Historiker beschäftigen sich schon lange mit der Frage: Welche Folgen hat die Abwesenheit des Vaters für die Kinder und späteren Erwachsenen, für die Gesellschaft? Von zwei vaterlosen Generationen ist die Rede: Da sind die unzähligen, die nur von ihren Müttern – und anderen Familienmitgliedern – großgezogen wurden, weil die Väter aus dem Krieg nicht heimkehrten. Und da sind die Scheidungskinder, Kinder aus Affären und Romanzen, die Patchwork-Kinder von heute. Viele von ihnen werden trotzdem von zwei Eltern erzogen, versorgt, geliebt. Anderen wird der abwesende Elternteil fremd.
Wenn von den vaterlosen Generationen die Rede ist, geht es meist um die negativen Folgen, die der Verlust für die Betroffenen bedeutet. Im Buch Das Drama der Vaterentbehrung legt der Psychoanalytiker Horst Petri dar, dass auffällig viele kriminelle Jugendliche ohne Vater aufgewachsen sind. Auch Drogenprobleme, Beziehungsstörungen, mangelnde Empathie und schlechtere schulische Leistungen treten bei diesen Kindern und Jugendlichen ihm nach häufiger auf.
Wie sich diese Symptome später im Erwachsenenleben auswirken, zeigen Petri und anderen Experten zufolge die Schwierigkeiten, welche diese „Kinder des Krieges“ als Partner und Familienväter hatten und haben. Eine Langzeitstudie an der Mannheimer Normalbevölkerung ergab, dass jene, denen in den ersten sechs Lebensjahren der Kontakt zum Vater fehlte, noch über 50 Jahre später ein deutlich höheres Risiko für psychische Störungen aufwiesen als Kinder, die Kontakt zum Vater hatten.
„Was man nicht kennt, das kann man nicht vermissen. Das habe ich jahrelang gesagt, wenn ich nach meinem Vater gefragt wurde“, sagt Laura Dunne. „Mittlerweile weiß ich, dass das nicht stimmt.“
Es klingt verrückt, aber 1968 war es für rumänische Besucher der DDR für einen kurzen Moment möglich, trotz eingeschränkter Reisefreiheit nach Westdeutschland zu reisen. Klar, dass manche die Gelegenheit, dort einen Asylantrag zu stellen, nutzten. Der Vater von Regisseurin Anca Miruna Lăzărescu hat diese Situation tatsächlich erlebt, seine Tochter rekapituliert seine damaligen Erfahrungen und Erinnerungen mit nostalgischem Charme und einer Prise Ironie mit einer unterhaltsamen und in ein Roadmovie gepackten Geschichtsstunde.
Man muss sich das mal vorstellen: da fährt eine Familie aus Rumänien in den Urlaub in die Deutsche Demokratische Republik, wird dort aber festgenommen und in ein Lager gesteckt. Hintergrund sind politische Unruhen in der Tschechoslowakei, 1968 in die Geschichte eingegangen als „Prager Frühling“. Weil das rumänische Staatsoberhaupt Nicolae Ceauşescu damals den Einmarsch ostdeutscher Truppen in der CSSR kritisierte, wird die Familie ausgewiesen, kann die Rückkehr in ihre Heimat aufgrund der politischen Situation jedoch nur mittels eines Transitvisums über die Bundesrepublik via Österreich und Jugoslawien antreten. Klar, dass dies eine Einladung zur Einwanderung in die BRD bedeutet.
Der Vater von Regisseurin Anca Miruna Lăzărescu hat dies 1968 als 18-Jähriger genau so erlebt, seine Tochter rekapitulierte die Ereignisse nun für ihr Spielfilmdebüt in Form einer Tragikomödie. Herausgekommen ist eine Geschichte, die von der Liebe und der Freiheit handelt, dabei aber auch deutlich macht, wie schwer es sein kann, beides miteinander zu vereinen. Lăzărescu macht aber nicht den Vater, wie man vielleicht meinen könnte, zum Hauptdarsteller. Hierfür gewählt hat sie den jungen Arzt Mihai, der sich nach dem Tod der Mutter um den kranken Vater und den jüngeren Bruder kümmert. Man erfährt nebenbei, dass im rumänischen Radio die Beatles als eine ungarische Rockband gespielt wurden, in einer späteren Szene rechtfertigt der Bruder das Hören von „Strawberry Fields forever“ gegenüber Ostbeamten damit, dass es sich bei diesem Lied doch ganz klar um eine Hymne auf eine kollektive landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft für Erdbeeren handeln würde. …
(La Drum Cu Tata) Deutschland/Rumänien/Ungarn 2016 – 111 Min. – Regie: Anca Miruna Lăzărescu Darsteller: Alex Mărgineanu, Răzvan Enciu, Ovidiu Schumacher, Susanne Bormann, Manuel Klein, Doru Ana, Marcela Nistor
2007 erschien der Dokumentarfilm „Söhne ohne Väter“. In diesem Film porträtierte der Filmemacher Andreas Fischer 8 Männer, deren Väter im Zweiten Weltkrieg gefallen waren. In seinem neuen Film „Töchter ohne Väter“ geht der Autor der Frage nach, wie sich Verlust und Vaterlosigkeit auf die Biographien der Töchter auswirkten.
Die Väter starben an der Ostfront, in Kriegsgefangenschaft oder gelten seit Kriegstagen als vermisst. Die Leben der Töchter, die kurz vor oder während des Krieges geboren wurden, sind deutlich vom Verlust des Vaters geprägt.
Das Verhältnis zum toten Vater ist höchst zwiespältig. Die Töchter fragen sich, was der Vater im Krieg getan hat. War er möglicherweise in Verbrechen verstrickt? Andererseits sprechen viele Töchter bis heute von einer unstillbaren Sehnsucht nach diesem Mann, den sie nie gekannt haben. Die Figur des Vaters treibt sie um.
Neun kriegsbedingt vaterlos aufgewachsene Töchter sprechen in diesem Film über ihre Gedanken, Gefühle und Erfahrungen. Aus 60 Stunden Interviewmaterial gestaltete Andreas Fischer einen Film, der einen Eindruck von diesem Aspekt der gemeinschaftlichen Erfahrung der Kriegskindergeneration vermittelt.
… Jeden deiner Tage und jede deiner Nächte
Werde ich da sein
Werde ich da sein, ja das tue ich
Gehe behutsam durch dein Leben
Wenn du mich willst, werde ich da sein
Wenn du mich brauchst, werde ich für dich da sein