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Archiv für die 'Rolllenbilder' Kategorie

Gemeinsam getrennt erziehen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. April 2023

Partnerschaften und Ehen scheitern, dass ist heute nichts Ungewöhnliches. Die Verantwortung als Eltern für die gemeinsamen Kinder endet aber nicht mit einer Trennung bzw. einer Scheidung. Und obwohl 77% der Bevölkerung der Überzeugung ist, dass Erziehung und Betreuung von Kindern nach einer Trennung am besten durch beide Elternteile erfolgen sollten, zieht sich die Idee des Residenzmodells letztendlich durch alle Rechtsbereiche.
Unter dem Titel ‚Gemeinsam getrennt erziehen‘ hat der Beirat der Bundesregierung im Oktober 2021 ein Gutachten vorgelegt. Anfang Januar hat die Familienministerin die Kommission für den 10. Familienbericht berufen, diese wird sich mit dem Thema „Unterstützung allein- und getrennterziehender Eltern und ihrer Kinder – Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen” beschäftigen, die vielfältigen Lebenslagen von Familien skizzieren und Empfehlungen für die Familienpolitik geben.
Für uns Anlass genug, in diesem Quartal auf die Lebenswirklichkeiten getrennt erziehender Väter zu schauen und die Rahmenbedingungen zu beleuchten, die sie und die Mütter der Kinder brauchen, damit gemeinsam getrennt erziehen gelingen kann.

Kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel

Das Selbstverständnis von Vätern sowie die Zuschreibungen und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter wollen gute Väter sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung aktiv begleiten, es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter. Im Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer, diese Vorstellungen zu leben.
Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20 Jahren als ‚Tagesvater‘ arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die in verschiedenen Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben, porträtiert. Seine Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte Vaterschaft‘ aussehen kann und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser Zweisamkeit ausstrahlen.
Konfrontiert und ergänzt werden die Fotografien mit Wünschen von Vätern sowie Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von Vätern in NRW.
Ausstellungseröffnung ist am Dienstag, 16. Mai, um 19 Uhr, in der Zentralbibliothek Düsseldorf, im KAP 1 mit Tillmann Prüfer, Autor des Buchs ‚Vatersein – Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘. Er wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit darlegen, warum Feminismus eine große Chance für Väter ist, auch ihr Schweigen zu brechen und aus dem aktuellen Buch lesen.

Die LAG Väterarbeit unterstützt Sie

… wenn Sie als Team, Verantwortliche in einer Einrichtung, Gleichstellungsbeauftragte oder Personalverantwortliche Fragen zu Vätern in bestimmten Lebenslagen oder auch im Allgemeinen haben, dann finden wir gerne mit Ihnen gemeinsam in einem Strategiegespräch passgenaue Antworten bzw. Lösungen.
Die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit bietet auch Vorträge und Fortbildungen an, die Beschäftigten verschiedener Einrichtungen oder auch einzelnen Teams die Möglichkeit gibt, sich intensiv mit einem ‚Väterthema‘ auseinanderzusetzen und ihre Arbeit mit und die Angebote für Väter weiterzuentwickeln. Melden Sie sich einfach per Mail bei uns.

In meinem Enkelkind kann ich mein eigenes Kind wieder erkennen

Lautete eine These von Jürgen Haas, Referent beim Institut Kirche und Gesellschaft in Villigst, der beim Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit am 16. März Gedanken zur Rolle von Großvätern referierte.
Einen kurzen Bericht über die Veranstaltung und einen Link zu der Videoaufzeichnung des Vortrags finden Sie hier.

Junge Väter in prekären Lebenslagen ansprechen und erreichen

Am 9. Mai 2023 findet im Rahmen des von der Aktion Mensch geförderten Verbundprojekts ‚jugendliche Väter im Blick‘ in Osnabrück eine Fachtagung statt. Impulsgeberinnen sind Prof*in Anna Tarrant von der Universität in Lincoln/ GB die über ihre Erfahrungen in den Projekten Following Young Fathers & Following Young Fathers Further berichtet und Dr*in Kim Bräuer von der TH in Braunschweig, die aktuelle Ergebnisse ihrer Forschung zu Vätern in Deutschland präsentiert.
Im Praxisteil der Tagung geht es um die Ansprache und Erreichbarkeit der jungen Väter (nicht nur) im Rahmen der Frühen Hilfen.
Hier finden Sie das Programm und eine Anmeldemöglichkeit zu der Fachtagung.

Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher Verantwortung nach Trennung und Scheidung

Bei diesem Online-Werkstattgespräch wird Marc Schulte vom Papaladen in Berlin über die Erfahrungen mit dem von ihm und Eberhard Schäfer entwickelten Ratgebers ‚Stark und verantwortlich – für Väter nach Trennungen‘ und dem damit verbundenen Gruppenprogramm berichten.
Außerdem geht es um die Ergebnisse der Fachveranstaltung zum Thema ‚Gemeinsam Getrennt Erziehen‘, am 2. September 2022, bei der Marc Serafin, Leiter des Jugendamts in Sankt Augustin einen Impuls zum Thema ‚Familienleben und Rollenleitbilder vor und nach elterlichen Trennungen‘ gehalten hat und bei der in vier Workshops zu Angeboten für Väter und Familien in Trennungssituationen gearbeitet wurde. Hier können Sie sich zu dem Werkstattgespräch anmelden:

https://www.surveymonkey.de/r/LAG20230517

Ausblick

Nach den Sommerferien werden wir uns nach dem VäterSummit am 26. August in Essen insbesondere damit beschäftigen, wie Väter ermutigt werden können, ihr Vatersein so zu leben, wie sie es sich vorstellen und wünschen. Im Mittelpunkt werden die von den Vätern entwickelten Gedanken und Ideen stehen.

Termine

16. Mai, 19 Uhr, Ausstellungseröffnung ‚Väterbilder‘ mit Tillmann Prüfer im KAP 1 in Düsseldorf
17. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online-Werkstattgespräch ‚ Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher Verantwortung nach Trennung und Scheidung ‘ mit Marc Schulte
23. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online Member Meeting der LAG-Väterarbeit
12. Juni, 19 Uhr, Finissage mit Lesung von Fabian Soethof, Autor von ‚Väter können das auch!‘, KAP 1
26. August 2023, VäterSummit in Essen mit einer Keynote von Teresa Bücker

Alle Beiträge und weitere Terminhinweise finden Sie auf der Webseite www.lag-vaeterarbeit.nrw

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… die Väter müssen sich neu erfinden

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. April 2023

Eigentlich wollte die ‚neue‘ Vätergeneration schon vor der Einführung von Elterngeld und Vätermonaten so richtig am Start sein. Und vielen jungen Vätern ist es auch tatsächlich wichtig, nicht nur am Wochenende Papa-Zeit zu haben.

Doch Rollenmuster sind hartnäckiger als gedacht. Liegt es auch an den Müttern, die nicht loslassen wollen und sich einen Familienernährer wünschen? ‚Die Ratgeber‘ fragen nach, unter anderen bei Nick und Leon von den ‚Bromance Daddys‘ und Martin Noack, Vätercoach aus Wiesbaden.

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Referentenentwurf zur Vaterschaftsfreistellung ist fertig

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. April 2023

… und liegt der Redaktion des ARD Hauptstadtstudios ‚exklusiv‘ vor. Das meldet der Sender gestern Nachmittag und titelt mit der Überschrift „Gesetzentwurf Sonderurlaub nach Geburt des Kindes“ Bundesfamilienministerin Lisa Paus wolle mit dem „Familienstartzeitgesetz“ eine gerechtere Verteilung der Kinderbetreuung und Hausarbeit stärken. Der Partner oder die Partnerin der entbindenden Person soll künftig zwei Wochen nach der Geburt bezahlt freigestellt werden. Finanziert werden soll die Freistellung durch eine Umlage analog zur Mutterschaftsfreistellung sechs Wochen vor und acht nach der Geburt. Über die Höhe der Lohnersatzleistung wird in dem Beitrag nichts gesagt.

Bereits im Dezember 2021 habe ich in einem Interview Stellung zu den ‚kritischen‘ Punkten dieses Vorhabens, dass nach EU Recht auch in Deutschland schon längst gängige Praxis sein müsste, Stellung bezogen.

Wo könnte es Herausforderungen oder Stolpersteine bei der Umsetzung geben?

… Eine Herausforderung ist sicherlich die Finanzierung. Wenn diese jedoch analog zum Mutterschaftsgeld organisiert, also in einem Umlageverfahren durch alle Arbeitgebenden finanziert wird, sehe ich an dieser Stelle keine großen finanziellen Belastungen auf die durch Corona strapazierte Staatskasse und einzelne Arbeitgebende zukommen.
Zufriedene Väter sind ein Gewinn für jeden Betrieb und die Kompetenzen, die sie durch ihr Engagement in Familie erwerben, gleichen die Kosten für die Umlage sehr schnell wieder aus.

Sind zwei Wochen bezahlter Urlaub für das zweite Elternteil genug, um eine Bindung zum Neugeborenen aufzubauen?

Die zwei Wochen bezahlte Freistellung sind meines Erachtens kein ‚Urlaub‘ im landläufigen Sinn. Sie ermöglichen einen niedrigschwelligen Einstieg ins Vatersein, nach der Geburt hat jeder neuer Vater die Möglichkeit, seine Partnerin in der Zeit des Wochenbetts zu unterstützen und eine Beziehung zu seinem Kind aufzubauen. Für eine sichere Bindung sind zwei Wochen eine zu kurze Zeit, aber es geht um einen guten Einstieg und die gesellschaftliche Zuschreibung ‚Mann du kannst ein guter Vater sein und du bist bedeutsam für die Entwicklung deines Kindes‘.

Wie viele Elterngeldmonate für Paare würden Sie sich wünschen? Wie viel bezahlte Freistellung beider Elternteile ist Ihrer Meinung nach nötig?

Bislang gibt es ja 14 Elterngeldmonate, die nach dem Muster 12 plus 2 konstruiert sind und durch Regelungen wie ‚Elterngeld-Plus Monate‘ und dem ‚Partnerschaftsbonus‘ auf bis zu 28 bezahlte Monate Elternzeit ausgedehnt werden können. Die Regelungen sind kompliziert, auch wenn in der Corona Zeit schon einiges vereinfacht worden ist.

Ich würde mir wünschen, dass es für Väter und Mütter jeweils 8 reservierte Elterngeldmonate gibt und dass es weitere 8 bezahlte Monate gibt, die flexibel bis zum Schuleintritt des Kindes eingesetzt werden können. Damit würde ein klares Signal dafür gesetzt, dass Väter und Mütter gleichermaßen für ihre Kinder verantwortlich sind und die damit verbundenen Aufgaben und Arbeiten von Anfang an partnerschaftlich aufgeteilt werden können.

Die weiteren acht Monate bieten den Eltern dann die Möglichkeit sich nach Bedarf und flexibel Zeit für die Kinder zu nehmen, wenn sie gebraucht wird. Neben dem Geld spielt die Zeit, die Väter und Mütter einsetzen können eine große Rolle.
Dazu kommt noch die Infrastruktur, also zum Beispiel die qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsangebote, die in ausreichender Zahl und mit passenden Öffnungszeiten wohnungsnah zur Verfügung stehen.

Gibt es etwas anders, was Sie sich hinsichtlich der Elternzeit-/Elterngeldregelung wünschen würden?

Ja, ich wünsche mir, dass das Engagement von Vätern für ihre Familie und insbesondere für ihre Beteiligung an der Erziehung ihrer Kinder nicht als ‚Ergänzung‘ oder ‚Unterstützung‘ der Leistungen der Mütter betrachtet werden sondern als genauso notwendig wie selbstverständlich. Und zwar von Anfang an und nicht nach dem Motto ‚krabbeln lerne ich bei Mama, laufen dann bei Papa‘.

Damit das Wirklichkeit werden kann, braucht es, quasi als notwendige Bedingung, gute gesetzliche Regelungen zu Elterngeld und Elternzeit, aber auch passende strukturelle Rahmenbedingungen wie Arbeitszeitregelungen und Kinderbetreuungsangebote.

Damit es hinreicht, sind aber auch Haltungen erforderlich, die Vätern von Anfang an, also schon lange vor der Geburt, Kompetenzen zuschreiben und ihnen von Geburt an Möglichkeiten geben, diese zu erwerben und weiterzuentwickeln.

In diesem komplexen Gebilde sind die zwei Wochen Vaterschaftsfreistellung ein ganz wichtiger Baustein.

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Kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. März 2023

Fotografien von Martin Moog mit Texten und Impulsen zur Vielfalt von Vätern in NRW

Das Selbstverständnis von Vätern sowie die Zuschreibungen und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter wollen gute Väter sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung aktiv begleiten, es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter.
Im Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer, diese Vorstellungen zu leben.

Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20 Jahren als ‚Tagesvater‘ arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die in verschiedenen Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben, porträtiert. Seine Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte Vaterschaft‘ aussehen kann und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser Zweisamkeit ausstrahlen.

Konfrontiert und ergänzt werden die Fotografien mit Wünschen von Vätern sowie Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von Vätern in NRW.

Ausstellungseröffnung

Dienstag, 16. Mai, 19 Uhr

Tillmann Prüfer, Autor des Buchs ‚Vatersein, Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘ wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit darlegen, warum Feminismus eine große Chance für Väter ist, auch ihr Schweigen zu brechen und aus dem aktuellen Buch lesen.

Ausstellungszeitraum

Dienstag, 16. Mai bis Mittwoch, 14. Juni, Freiraum im KAP1

Eine Ausstellung der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in NRW im Rahmen der ‚Tage der Familie‘ des Ministeriums für Kinder, Jugendliche, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW.

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Väter_Forscherinnen ehren

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. März 2023

Am 8. März 2006 wurde der Preis ‚Spitzenvater des Jahres zum ersten Mal verliehen. Die Verleihung stieß auf heftige Kritik, warum bekommen Väter einen Preis für etwas, was eigentlich selbstverständlich ist und von Müttern täglich geleistet wird. Der Begriff des #MentalLoad war damals noch nicht so gebräuchlich.

Das die Motive der Initiatorin des Preises, Frau Ulrike Detmers, aber 17 Jahre später immer noch aktuell sind, macht die Aktion des @Fatherhood Institute aus London deutlich. Es würdigte am Weltfrauentag die Arbeit von sechs Väterforscherinnen und veröffentlichte ihre Antworten auf die Frage „: Warum ist es für Sie, für Frauen und für die Gesellschaft wichtig, Männer als engagierte Väter und Betreuer zu unterstützen?“.

Auch ich teile die Vision von einer Gesellschaft, in der alle Kinder eine starke und positive Beziehung zu ihrem Vater haben, in der sowohl Mütter als auch Väter als Erwerbstätige und Betreuungspersonen unterstützt werden und in der Jungen und Mädchen auf ihre künftige gemeinsame Rolle bei der Betreuung von Kindern vorbereitet werden.

Die Beteiligung der Väter bringt nicht nur ihren Kindern viele Vorteile. Auch für die Mütter ist sie von Bedeutung, denn sie trägt dazu bei, ihre Mutterschaft und ihre Beziehung zu ihrem Baby zu gestalten, und ermöglicht eine gleichberechtigtere Aufteilung von Betreuung und Hausarbeit.

Aus diesem Grund ist meine Unterstützung engagierter Vaterschaft ein Schlüssel zu einer geschlechtergerechten Welt – einer Welt frei von Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierung.

Gewürdigt wurden Dr. Helen Norman, Dr. Jasmine Kelland, Jane van Zyl, Professorin Tina Miller, Nikki van der Gaag und Dr. Anna Machin, deren Buch „The Life of Dad: The Making of the Modern Father” auch in Deutschland unter dem Titel „Papa werden, Die Entstehung des modernen Vaters“ erschienen ist. Ihr Antwort lautet:

“Wir wissen, dass Männer biologisch genauso für die Elternschaft prädestiniert sind wie Frauen, dass sie genauso starke Bindungen aufbauen wie Mütter, sich aber in einzigartiger und wichtiger Weise von ihnen unterscheiden, und dass sie eine einzigartige und eigenständige Rolle in der Entwicklung ihres Kindes spielen.  Als Gesellschaft müssen wir die Väter als die große ungenutzte Taskforce für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen anerkennen: Ihre besondere Rolle beim Aufbau von Resilienz kann das Risiko von Einsamkeit, geringem Selbstwertgefühl und Depressionen bei unseren Kindern verringern.“

Der Preis „Spitzenvater des Jahres“ ist übrigens eingestellt worden. In der Stellungnahme von Frau Detmers heißt es dazu: „Auch wegen der stark angestiegenen Energiekosten und erhöhten Rohstoffpreise mussten wir leider als Familienunternehmen kurzfristig diverse Sparmaßnahmen ergreifen. Das hat unter anderem dazu geführt, dass der Gleichstellungspreis Spitzenvater des Jahres ab sofort eingestellt werden musste.“

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Wenn die Politik es wirklich ernst meinen würde …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. März 2023

Wenn die Politik das Ziel der Chancengleichheit für Frauen und Männer am Arbeitsmarkt ernsthaft verfolgen will, sollte sie an der Aufteilung der Sorge- und Erwerbsarbeit in der kritischen Lebensphase der Familiengründung ansetzen, empfiehlt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seinem aktuellen Wochenbericht. Eine vielversprechende Maßnahme wäre, die Partnermonate beim Elterngeld auszuweiten. Die derzeit zwei Partnermonate (von 14 Monaten Elternzeit für beide Elternteile insgesamt) wurden 2007 eingeführt und haben dazu geführt, dass deutlich mehr Väter Elternzeit nehmen als zuvor.

Überwiegend tun sie dies jedoch nur im Umfang des gesetzlichen Minimums von zwei Monaten, während Mütter überwiegend zwölf Monate Elternzeit nehmen. Die Partnermonate sollten daher schrittweise erhöht werden, bis eine Quote von 50 Prozent (sieben von 14 Monaten) erreicht ist.

Eine andere Möglichkeit, die längere Inanspruchnahme der Elternzeit von Vätern finanziell zu fördern, wäre eine zeitlich absinkende Lohnersatzrate beim Elterngeld. Beispielsweise könnten beide Elternteile für sieben Monate Elterngeld mit einer Lohnersatzrate von 80 Prozent beziehen, danach würde die Lohnersatzrate auf 50 Prozent gesenkt werden (für maximal vier Monate). In diesem Modell, das der Sachverständigenrat des 9. Familienberichts vorgeschlagen hat, wäre das Elterngeld beider Elternteile insgesamt am höchsten, wenn beide Elternteile eine siebenmonatige Elternzeit wählen.

Aber auch andere Bereiche des Steuer- und Transfersystems müssten reformiert werden, um eine gleichmäßigere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern zu fördern. So gehen vom Ehegattensplitting – insbesondere in Kombination mit der steuerlichen Behandlung der Einkünfte aus Minijobs – erwiesenermaßen negative Erwerbsanreize für verheiratete Frauen aus.

Daher sollte einerseits eine Reform des Ehegattensplittings beispielsweise hin zu einem Realsplitting mit niedrigem Übertragungsbetrag umgesetzt werden. Zusätzlich sollten die Minijobs – bis auf mögliche Ausnahmen für Schüler*innen, Studierende und Rentner*innen – abgeschafft werden. Diese Maßnahmen hätten nicht nur wichtige gleichstellungspolitische Wirkungen, sondern sie wären auch wirksame Mittel, um dem Arbeitskräftemangel entgegen zu treten.

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Werden Großväter ‚neue Väter‘?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. März 2023

In dieser Studie aus dem Jahr 2010 untersuchten Penny Sorensena und Neil J. Coopera, wie 14 Großväter, die in einem ländlichen Gebiet im Osten Englands leben, ihr Großvatersein und -werden verstehen. Mit den Großvätern wurden locker strukturierte Interviews geführt, um ihnen die Möglichkeit zu geben, über die Themen zu sprechen, die sie für wichtig hielten. Mit Hilfe der ‚Grounded-Theory‘ wurde die Großvaterschaft in den Lebensgeschichten der Teilnehmer verortet, wobei drei Hauptelemente im Vordergrund standen: das Mann-Werden, die Aufrechterhaltung der Männlichkeit während der Vaterschaft und die potenzielle Neupositionierung der Männlichkeit als Großvater. Diese Studie zeigt, dass die Großvaterschaft vor allem eine individuelle Erfahrung ist.

Zu Beginn der Studie stellen die Autor*innen die bisherige Forschungslage dar. Großelternschaft hat ihrer Auffassung nach in der Forschung einige Aufmerksamkeit erregt, aber ältere Menschen in Familien wurden tendenziell stereotypisiert oder übersehen und bei der Untersuchung von Großeltern bedeutet der Begriff „Großeltern” meist „Großmutter. Ältere Männer erden als unsichtbare Männer beschrieben, die in der Forschung häufig vernachlässigt werden.

Die frühe Forschung zur Großelternschaft verknüpfte die Großmutterschaft mit geschlechtsspezifischen Betreuungsaufgaben und positionierte Großväter als Randfiguren. Eine Studie über Familien in East London aus dem Jahr 1957 lieferte einige der ersten Erkenntnisse über die Beziehungen zwischen Rentnern und ihren Kindern, zeigte aber insbesondere die Bedeutung der Mutter-Tochter-Beziehung auf, insbesondere den gegenseitigen Austausch bei häuslichen und pflegerischen Tätigkeiten.

Mit dem Wandel der Familienstrukturen und dem Eintritt von mehr Frauen in den Beruf wird der potenzielle Wert von Großeltern in der britischen Politik zunehmend anerkannt. Dementsprechend hat die Forschung zur Großelternschaft zugenommen, wobei anerkannt wird, dass sie routinemäßige Unterstützung bei der Kinderbetreuung und Hilfe in Krisenzeiten, z. B. bei Beziehungsabbrüchen, leisten.

In dem politischen Diskurs wird nach wie vor davon ausgegangen, dass Großmütter oder geschlechtsneutrale “Großeltern” an der Familienbetreuung beteiligt sind. Diese Position wird von der zeitgenössischen Forschung geteilt, die an den traditionellen Erwartungen an Frauen als „Angehörigenpflegerinnen” festhält, die für die Aufrechterhaltung von Familienbeziehungen über den gesamten Lebensverlauf hinweg von zentraler Bedeutung sind.
Es wird davon ausgegangen, dass diese Identitätsnorm das Engagement von Großmüttern für ihre Enkelkinder fördert. Im Gegensatz dazu war für viele Männer, die Großväter sind, die Arbeit die Grundlage ihrer Identität, und männliche Berufe schlossen Betreuungsarbeit aus, insbesondere für die Generation, die in den 1950er und 1960er Jahren ins Berufsleben eintrat. Ohne Erfahrung in der Pflegearbeit können ältere Männer in der Familienforschung ins Abseits geraten.

In einer US-amerikanischen Arbeit über Großelternschaft wurden 1964 fünf verschiedene Stile der Großelternschaft entwickelt: formell; spaßsuchend; Reservoir der Familienweisheit; distanzierte Figur; und Elternersatz. Die „formelle” Rolle wurde von etwa einem Drittel der Großväter und Großmütter eingenommen, die sich an das hielten, was sie als „richtige” Bindung ansahen, während sie eine Trennung zwischen Elternschaft und Großelternschaft aufrechterhielten. Die Rolle des Vergnügungsträgers, die als Freizeitbeschäftigung und Quelle des Selbstgenusses charakterisiert wird, wurde von 24 % der Großväter und 29 % der Großmütter eingenommen. Die Rolle des Reservoirs der Familienweisheit wurde von 6 % der Großväter und 1 % der Großmütter eingenommen. Die Rolle der distanzierten Figur, die wenig soziales oder emotionales Engagement für die Enkelkinder beinhaltet, wurde von 29 % der Großväter gegenüber 19 % der Großmütter angegeben. Während 14 % der Großmütter eine elterliche Betreuungsrolle übernahmen, waren keine Großväter in dieser Funktion zu finden.

20 Jahre später fanden weitere Studien heraus, dass Großmütter sich stärker engagierten, wenn die Enkelkinder noch klein waren, während das Engagement der Männer mit zunehmendem Alter der Kinder zunahm. Und, dass Großväter den Wunsch nach einer kontinuierlichen Beziehung zu ihren Enkelkindern haben und ein starkes emotionales Engagement zeigen. Großväter üben ihre Großelternschaft auf individuelle Weise aus und vermischen ihre Rollen oft.
Sich für die Familie einzusetzen und zu ihrem Wohlergehen beizutragen, kann auch als generative Tätigkeit betrachtet werden. Männer und Frauen können nach Abschluss der Erziehung der eigenen Kinder Aspekte ihrer selbst, die sie verdrängt haben, zurückgewinnen. Insbesondere Männer, die für die elterliche Rolle als Ernährer und Verteidiger der Familie ihre fürsorglichen Züge aufgegeben haben, können nach dem Wegfall der elterlichen Verantwortung diese Eigenschaften zurückgewinnen und beginnen, „Sinnlichkeit, Zugehörigkeit und mütterliche Tendenzen” zu zeigen.

“Als Mann hatte man nicht wirklich viel mit seinen Kindern zu tun, man musste es auch nicht. Das hat nur deine Frau gemacht. Es war nicht so wie heute, wo alles aufgeteilt werden muss und jeder zuerst darüber spricht und all das. Die Kinder waren ihr Ding.”

Als Ergebnis der 14 Interviews halten die Autor*innen fest, dass die Gespräche über die Großvaterschaft mit denen über die Kindheit und die Vaterschaft einhergingen. Die eigenen Kindheitserfahrungen beeinflusste die Art von Vätern, die die Männer wurden, und diese wiederum beeinflusste die Art von Großvätern, die sie wurden.
Der historische Kontext, Zweite Weltkrieg und Wehrdienst, prägte die Karrierewege vieler Männer, aber auch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in den Familien machte sie zu Ernährern. Die Erwerbsarbeit war ein zentrales Element ihrer männlichen und väterlichen Identitäten. Als Ernährer beschrieben sie, dass sie durch die Geburt von Kindern länger arbeiten mussten, was bedeutete, dass sie weniger Zeit mit ihren Kindern verbringen konnten. Die Vaterschaft wurde zwar als positiv beschrieben, sie hatten aber nicht so viel mit den Kindern zu tun, da die Mutter die zentrale Familienfigur war.

Die Mehrheit der Männer betrachtete die Großvaterschaft als eine Gelegenheit, neue und enge Beziehungen zu den Kindern in der Familie aufzubauen. Der Verwandtschaft spielte dabei keine Rolle, es wurden keine Unterschiede zwischen Stiefenkeln und leiblichen Enkeln gemacht. Diese Männer waren nicht die in der 1980er Jahren beschriebenen „distanzierten Großvaterfiguren“. Vielmehr waren sie aktive Mitgestalter von Beziehungen, und diese Rolle war von zentraler Bedeutung für ihre Selbstidentität.
Enkelkinder, insbesondere Enkel, ermöglichten den Männern einen Zugang zur Emotionalität und schufen eine Nähe, die sie mit ihren Kindern nur selten erlebt hatten. Während väterliche Identitäten sozial und historisch konstruiert sind und entsprechende Vorstellungen davon haben, wie „gute Vaterschaft” ausgeübt wird, scheint Großvaterschaft stärker individualisiert zu sein. Großvaterschaft bietet einen „Spielraum“ bei der Schaffung neuer männlicher Identitäten innerhalb der Familie.

Diese Studie zeigt die Bedeutung des Vaters als Versorger im Leben von Männern, die jetzt Großväter sind. Sorensena und Coopera halten es für wahrscheinlich, dass die heutigen Väter, die sich mit der Erwartung des engagierten Vaters auseinandersetzen, die Großvaterschaft anders umsetzen und erleben als ihre Väter. Die Teilnehmer dieser Studie beschrieben, dass sie als Väter ein Leben am Rande ihrer Familien führten, was es ihnen erschwerte, aktiv an den Alltagserfahrungen ihrer Kinder teilzuhaben. Als Großväter waren diese Männer im Leben ihrer Enkelkinder präsent und nahmen diese Rolle mit Begeisterung an. Im Gegenzug beeinflussten die Enkelkinder das Leben der Männer, indem sie eine Quelle demonstrativer Emotionalität einbrachten, die ihnen in ihrer Erfahrung als Väter fehlte.

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Care.Macht.Mehr – Von der Care-Krise zur Care-Gerechtigkeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 28. Februar 2023

… lautete vor 10 Jahren der Titel eines Manifests, mit dem sich 23 Wissenschaftler*innen an die Öffentlichkeit gewandt haben. Sie sahen den Zusammenhalt der Gesellschaft, der über wechselseitige Sorge gewährleistet wird, gefährdet. „Care in allen Facetten ist in einer umfassenden Krise. Hierzu gehören unverzichtbare Tätigkeiten wie Fürsorge, Erziehung, Pflege und Unterstützung, bezahlt und unbezahlt, in Einrichtungen und in privaten Lebenszusammenhängen, bezogen auf Gesundheit, Erziehung, Betreuung u.v.m. – kurz: die Sorge für andere, für das Gemeinwohl und als Basis die Sorge für sich selbst, Tag für Tag und in den Wechselfällen des Lebens. Care ist Zuwendung und Mitgefühl ebenso wie Mühe und Last. Gleichwohl ist Care keine Privatangelegenheit, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe. …“

Ihrer Auffassung nach hat sich die Gesellschaft seit den 1970er Jahren hin zur flexibilisierten und globalisierten Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft verändert. Die Organisation und Zuweisung von Care-Aufgaben spiegeln jedoch noch ihre historische Entstehung während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert.

Care wurde Frauen zugewiesen, abgewertet als ihre scheinbar natürliche Aufgabe, unsichtbar gemacht im privaten Raum der Familie oder unterfinanziert und semi-professionalisiert im sozialen Bereich organisiert.

Erschwerend komme hinzu, dass die Care-Krise, die von der aktuellen neoliberalen Politik verschärft wird, immer nur an einzelnen Stellen aufscheint: wenn Frauen und Männer versuchen, individuell und oft mit großer Anstrengung, strukturelle gesellschaftliche Probleme zu bewältigen.

Die Autorinnen des Manifests forderten dazu auf, alternative Care-Modelle zu entwickeln und gesellschaftlich-politische Veränderungsprozesse anzustoßen, die sich an umfassenden Vorstellungen von Gerechtigkeit und einem guten Leben orientieren: „Hierfür müssen Politik, Unternehmen und Verbände – auch in transnationaler Perspektive – anfangen, Care-Bedarfe als grundlegende gesellschaftliche Aufgabe im Zusammenhang wahrzunehmen, statt Einzellösungen zu entwickeln. Denn über Care wird zwar vielerorts geredet, aber die Diskussionen nehmen bislang weder disziplinär noch politisch oder normativ aufeinander Bezug.“

Es ging für sie auch darum, „Fürsorglichkeit und Beziehungsarbeit neu bewerten, unabhängig von traditionellen Geschlechterbildern. Im Zentrum einer fürsorglichen Praxis steht privat wie professionell die Beziehungsqualität. Menschen sind aufeinander angewiesen und brauchen persönliche Beziehungen. Care stiftet damit individuelle Identität und schafft gemeinschaftlichen Zusammenhalt.“

Ihr Fazit: „Wir brauchen eine neue gesellschaftliche Kultur, in der die Sorge für sich und andere einen eigenständigen Stellenwert bekommt, unabhängig davon, ob eigene Kinder oder Eltern zu versorgen sind. Wir brauchen neue Wege der Bereitstellung, Anerkennung, Aufwertung und Bezahlung wie auch der gesellschaftlichen Organisation von Care-Arbeit auf lokaler, nationaler und transnationaler Ebene.“ Das ist vor 10 Jahren formuliert worden.

Morgen, am 1. März ist der ‚Equal Care Day‘. Dieser wird seit 2020 von dem gemeinnützigen Vereins klische*esc e.V. durchgeführt. Der Tag soll „kein Anlass für Blumen- und Pralinen-Geschenke, sondern eine Initiative sein, die den Druck kontinuierlich hochhält und dafür sorgt, dass das Thema ‘Equal Care’ nicht mehr aus der politischen Debatte verdrängt werden kann.“

Im Rahmen des ersten ‚Equal-Care-Day‘ am 29. Februar 2020 ist ebenfalls ein Manifest entstanden. Dort heißt es unter anderem:
„Wir alle sind in unserem Lebensverlauf auf die fürsorgliche Zuwendung und Versorgung anderer angewiesen: Das gilt für Neugeborene ebenso wie für Kinder im Vor- und Grundschulalter, aber auch als junge Erwachsene, als Berufstätige, bei Krankheit oder Behinderung und schließlich als ältere Menschen profitieren wir im Alltag immer wieder von der Care-Arbeit anderer; Gesundheit, Wohlbefinden, Lebensqualität und gesellschaftliches Miteinander hängen davon ab.

Diese Care-Arbeiten und die Mental Load werden vor allem von Frauen und Mädchen getragen – unbezahlt oder unterbezahlt. Dadurch bleibt ihnen weniger, manchmal gar keine Zeit für Erwerbsarbeit, zur Aus- und Fortbildung, und sie verfügen deshalb über weniger oder kein eigenes Einkommen. Weltweit übernehmen Frauen täglich mehr als 12 Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit. … Würden diese auch nur mit dem Mindestlohn bezahlt, würde … das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands um circa ein Drittel höher ausfallen, als in den bisherigen Gesamtrechnungen ausgewiesen wird. Aber private Care-Arbeit spielt für diese ökonomische Kennziffer, die als ‚Wohlstandsmaß’ einer Nation gilt, keine Rolle, dabei ist sie das Fundament jeglichen Wirtschaftens.“

Im weiteren Verlauf des Manifests geht es um die individuelle Verteilung der Care-Aufgaben, die Beseitigung des ‚Mental Load‘. Die Bundesregierung wird im letzten Abschnitt aufgefordert, passende gesetzliche Rahmenbedingungen herzustellen und „sich weltweit für die ideelle und finanzielle Anerkennung und eine faire Verteilung von Sorgearbeit stark zu machen.“

Diese Einengung der 2013 manifestierten umfassenden Care-Krise auf die traditionelle geschlechtsspezifische Arbeitsteilung wird von dem im Juli 2020 haben gegründeten zivilgesellschaftliche Bündnis „Sorgearbeit fair teilen“ noch weiter zugespitzt.

„Die ökonomischen und sozialen Folgen dieser traditionellen Arbeitsteilung sind schwerwiegend: Frauen gehen sehr viel häufiger Teilzeitbeschäftigungen nach und ihre Einkommen sind oft deutlich niedriger als die von Männern. Die beruflichen Entwicklungsperspektiven von Frauen sind entsprechend vielfach begrenzt und bei Trennung oder im Alter sind sie finanziell nicht ausreichend abgesichert. Männern fällt noch immer überwiegend die Rolle des Familienernährers zu. So fehlt ihnen neben der Erwerbstätigkeit oftmals die Zeit, Sorge- und Hausarbeit zu übernehmen. Diese Arbeitsteilung entspricht allerdings nicht mehr den Lebensvorstellungen vieler heterosexueller Paare. Viele Frauen und Männer wollen sowohl Sorgearbeit und Sorgeverantwortung übernehmen als auch den eigenen Lebensunterhalt verdienen können.“

Das Bündnis befindet sich in Trägerschaft des Deutschen Frauenrats und die Geschäftsstelle wird vom BMFSFJ finanziert. Das Ziel des Bündnisses ist es, „dass Geschlechterstereotype abgebaut und Rahmenbedingungen geschaffen werden, die allen Menschen die gleichen Verwirklichungschancen und die Vereinbarkeit von Sorge- und Erwerbsarbeit über den gesamten Lebensverlauf hinweg ermöglichen.“

Die Forderungen wie „Ausweitung der individuellen, nicht übertragbaren Elterngeldmonate auf mindestens vier Monate“ und „10 Tage Freistellung für Väter bzw. zweite Elternteile rund um die Geburt mit vollem Lohnersatz“ gehen zwar schon über die im aktuellen Koalitionsvertrag formulierten Vorhaben hinaus, sind aber allenfalls ein erster Schritt dahin, „Care-Bedarfe als grundlegende gesellschaftliche Aufgabe im Zusammenhang wahrzunehmen, statt Einzellösungen zu entwickeln“, wie es 2013 gefordert wurde.

Die Corona Pandemie hat die Schwächen der Care Systeme schonungslos offengelegt. Eine gesellschaftliche Kultur die Sorge für sich und andere einen angemessenen Stellenwert zuweist, ist dennoch nicht in Sicht. Im Gegenteil, vor dem Hintergrund, der durch den russischen Überfall provozierten Energiekrise und der Inflation wird zwar einerseits das Muster männlicher Vollzeittätigkeit als Haupthemmnis identifiziert, das Väter an mehr Familienarbeit hindert. Andererseits aber kommuniziert, dass Wirtschaft mehr ‚Bock auf (Erwerbs-) Arbeit‘ braucht und diejenigen, die Arbeitszeiten reduzieren möchten, mit dem Vorwurf konfrontiert, ‚Arbeit sei kein Ponyhof‘.

Care macht mehr Leben ins Männerleben. Aber dafür braucht es mehr strukturelle Veränderungen, vor allem auch bei den Arbeitszeiten. Ohne eine Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich ist eine geschlechtergerechte Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit nicht möglich. Don’t fix the (Wo)Men!

Quelle

Abgelegt unter Krise, Partnerschaft, Rolllenbilder, Visionen | Keine Kommentare »

98,5 % meinen, Väter sind für die Entwicklung ihrer Kinder genauso so wichtig wie die Mütter …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Februar 2023

Unsere Kurzbefragung ist zwar nicht repräsentativ, gibt uns als LAG-Väterarbeit aber wichtige Anhaltspunkte, wie unsere Mitglieder und ‚Follower*innen auf den verschiedenen Kanälen ‚ticken‘, wo wir mit unserer Arbeit ansetzen können und welche Herausforderungen und Stolpersteine noch bewältigt bzw. aus dem Weg geräumt werden müssen. Vielen Dank, dass Sie sich auch diesmal beteiligt haben.

Insgesamt haben wir Ihnen diesmal 5 Fragen gestellt. Die erste ist identisch mit einer, die auch der kürzlich veröffentlichten Väterstudie der TU Braunschweig und der FH Kiel (VAPRO) gestellt wurde:

Wodurch zeichnet sich ein ‚guter Vater‘ aus? LAGV VAPRO
Zeit mit dem Kind zu verbringen 56,06 % 27 %
Dem Kind etwas beibringen 3,03% 12,1 %
Dem Kind Zuneigung zeigen 39,39% 59,5 %
Dem Kind (finanzielle) Sicherheit bieten 1,52 % 1,4 %

Bei den Ergebnissen zeigt sich, dass die klassische Vaterrolle des finanziellen Versorgers in beiden Befragungen keine Rolle mehr spielt. Zeit mit dem Kind zu verbringen, wird in unserer Befragung mit 56 % doppelt so häufig als Eigenschaft eines ‘Guten Vaters’ benannt., Zuneigung zeigen mit 40 % rund 20 % weniger als bei der VAPRO Befragung.

Bei der zweiten Frage ging es um die Einschätzung von folgenden Behauptungen:

  1. Für ein Kind ist es problematisch, wenn der Vater die Erziehung allein der Mutter überlässt
  2. Väter sollten für ihre Kinder beruflich ‚kürzertreten‘
  3. Es liegt nicht in der ‚Natur des Mannes‘, Hausmann zu sein
  4. Ein Mann muss seine Familie ernähren können
  5. Der Vater sollte sich genauso stark an der Kindererziehung beteiligen wie die Mutter

Bei den Antworten zeigt sich eine große Zustimmung zu der aktiven Beteiligung von Vätern an der Erziehung ihrer Kinder. Sichtbar werden aber hier teilweise noch die Widersprüche bei den Erwartungen und Zuschreibungen bezüglich der ‚Ernährerrolle‘.

Der Behauptung, Väter sollten für ihre Kinder beruflich ‚kürzertreten‘ stimmen lediglich gut 40% zu.

Quelle

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Verständnisvoller Spielkamerad statt abwesender Ernährer

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Februar 2023

Studie der TU Braunschweig und FH Kiel gibt Einblicke in Selbstbild und Selbstverständnis von Vätern

Wie nehmen Väter sich selbst und ihre Familie wahr? Haben sie Probleme, Vaterschaft und Berufstätigkeit zu vereinbaren? Wie sieht es mit der Geschlechtergerechtigkeit und der Arbeitsorganisation im Familienalltag aus? Diese und andere Fragen untersuchten Sozialwissenschafter*innen der Technischen Universität Braunschweig und der Fachhochschule Kiel in ihrer Studie „VAPRO – You don’t need to be Superheroes“.

(c) Kim Bräuer

Die Rolle von Vätern ist in den vergangenen Jahren immer mehr in den gesellschaftlichen Fokus gerückt. Debatten wie #dazuhatpapanichtszusagen, Diskussionen um einen 14-tägigen Vaterschutz und nicht zuletzt die Erweiterung der Elternzeit um zwei Vätermonate spiegeln diese Entwicklung wider. „Trotz der vermehrten Diskussion um die Rolle von Vätern ist diese seit einigen Jahren nicht mehr umfassend wissenschaftlich untersucht worden. Diese Lücke wollten wir mit unserer Studie schließen“, erklärt Projektleiterin Dr. Kim Bräuer von der TU Braunschweig. Im Rahmen der VAPRO-Studie befragte das Team um Bräuer und Prof. Dr. Kai Marquardsen von der Fachhochschule Kiel 2.200 Väter online und führten 55 qualitative Interviews. Dabei berücksichtigten sie neben rechtlichen und biologischen Vätern auch Pflegeväter, Väter in Co-Parenting-Konstellationen und homosexuelle Väterpaare. Außerdem wurden nicht nur die Männer selbst befragt, sondern auch die (Eigen-)Darstellung von Vaterschaft in sozialen Medien analysiert.

Das Bild vom Vater, der mit seinem Einkommen die Familie ernährt und mit den Kindern höchstens am Wochenende spielt, ist passé. Tatsächlich ist es Vätern heute vor allem wichtig, ihre Kinder „empathisch und verständnisvoll“ zu erziehen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der VAPRO-Studie. Das Ideal des emotionalen Vaters ist weit verbreitet. So ist es fast 60 Prozent der Väter am wichtigsten, dass sie ihrem Kind bzw. ihren Kindern Zuneigung zeigen. Der Trend zu vermehrter aktiver Vaterschaft sei klar erkennbar, so die Wissenschaftler*innen. Dabei engagieren sich die Väter am häufigsten in der Kinderbetreuung, indem sie zum Beispiel mit den Kindern spielen. Deutlich seltener übernehmen die Väter aktive Erziehungsmaßnahmen.

Das Bild vom Vater als Ernährer dominiert nicht mehr

Ein Großteil der befragten Väter hat sich von dem Bild des Vaters als Ernährer gelöst. Nur rund 12 Prozent von ihnen halten es für ihre wichtigste Aufgabe, der Familie finanzielle Sicherheit zu bieten. „Die von uns befragten Väter haben angegeben, dass ihnen monetäre Werte nicht so wichtig seien, wie soziale oder emotionale Werte“, erklärt Prof. Dr. Kai Marquardsen. In diesem Zusammenhang kritisierten viele der Interviewten ihre eigenen Väter unter anderem als „zu bestimmend“, als „abwesend“ und „mit der Arbeit zu beschäftigt“. Sie nutzen ihre Väter als „negatives Vorbild“ und betonen, dass sie selbst als Vater bewusst anders handeln würden.

Dennoch sind fast 85 Prozent der Väter wöchentlich 40 Stunden oder mehr erwerbstätig, während fast drei Viertel der anderen Elternteile nicht oder maximal 30 Stunden in der Woche arbeiten. Trotzdem nimmt fast jeder zweite Vater an, dass er sich genauso viel um familiäre Angelegenheiten der Kinderbetreuung kümmert, wie der andere Elternteil. Lediglich jeder zehnte Vater übernimmt die meisten Aufgaben der Familienarbeit. Dies sind vor allem Väter, die ihre Erwerbstätigkeit beendet oder deren Umfang reduziert haben, um mehr Zeit für ihre Familie und die Versorgung der Kinder zu haben.

Viele Väter, auch das ist eine Erkenntnis der Studie, geben an, ihren eigenen Vorstellungen guter Vaterschaft nicht gerecht zu werden. „Hier zeigen sich Parallelen zur Mutter als Allrounderin, die im Job erfolgreich sein muss und gleichzeitig liebevoll die Kinder und ihre Verwandten umsorgt“, erklärt Kim Bräuer. „Der Trend geht also weg von der ‚klassischen‘ Rollentrennung hin zu einem ‚Alle-erfüllen-alle-Rollen‘ und dieses möglichst perfekt. Dabei erleben die Väter nicht nur einen Work-Family-Konflikt. Es scheint auch darum zu gehen, sich in ihrem Freundeskreis, in Vereinen oder bei der Versorgung der Eltern einzubringen und ihren Kindern auf diese Weise soziale Werte vorzuleben,“ so Bräuer.

Väter bloggen nicht über Armut

Im Rahmen ihrer Studie haben die Sozialwissenschaftler*innen die Instagram-Accounts von sieben sehr populären Väterbloggern und deren Bild von Vaterschaft analysiert. Hier herrscht das Ideal des zumeist weißen, aktiven Vaters. Vaterschaft in Armut oder Vatersein mit Migrationserfahrung würden hingegen kaum thematisiert, erklärt Prof. Marquardsen. „Das lässt sich damit erklären, dass Armut mit Scham behaftet ist und Väter in Armutslagen sich – auch virtuell – nicht offenbaren wollen. Väter, deren Leben von einem geringen Einkommen geprägt ist oder die auf Leistungen vom Staat angewiesen sind, finden unter Väterbloggern also niemanden in ähnlicher Lebenslage.“ Auch unter #ichbinarmutsbetroffen fanden die Wissenschaftler*innen nur wenige Berichte von Vätern in Armutslagen.

Es sei schwierig gewesen, für Interviews Kontakt zu Betroffenen herzustellen, da diese in besonderer Weise unter dem Druck gesellschaftlicher Normalitätsvorstellungen stünden, erklärt der Kieler Sozialwissenschaftler: „Selbstverständlich finden wir auch unter Vätern in Armutslagen eine Vielfalt im Erleben von Vaterschaft. Aber im Unterschied zu anderen Vätern ist für sie vor allem die materielle Versorgung der Familie wichtigeres Thema. In unseren Interviews wurde deutlich, dass für sie insbesondere Herausforderungen auf materieller Ebene eine Rolle spielen, die bei Vätern in gesicherten Verhältnissen kein Thema waren “, so Marquardsen. „Insgesamt besteht bezüglich des Erlebens von Vaterschaft von Vätern in Armut aber weiter dringender Forschungsbedarf. Nicht zuletzt wissen wir noch zu wenig darüber, welche kurz- und längerfristigen Einflüsse gesellschaftliche Krisenereignisse wie Corona oder eine steigende Inflation auf die Praxis gelebter Vaterschaft in verschiedenen Milieus haben.“

Handlungsempfehlungen für die Praxis

Ziel des Projekts war es auch, Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber*innen, Koordinator*innen von Väternetzwerken und politische Akteur*innen zu entwickeln, um die Lebenslagen von Vätern sichtbarer zu machen und ihre Situation und die ihrer Familien nachhaltig zu verbessern. Väterarbeit, so die Empfehlung der Forschenden, solle sich verstärkt auf deren alltägliches Handeln beziehen. Es gehe weniger darum, ein neues Bild von Vaterschaft zu vermitteln, als die Väter stärker in alltägliche Aufgaben einzubinden, erklärt Bräuer: „Es wäre denkbar, Väter aktiv als Elternsprecher anzufragen, Väterschwimmkurse anzubieten oder sie aktiv zum Beispiel in Elternchats anzusprechen.“ Unterstützung wünschen sich die Wissenschaftler*innen außerdem durch entsprechende familienpolitische Reformen. „Das würde es vielen Vätern leichter machen, spezielle Angebote der Arbeitgeber*innen auch tatsächlich anzunehmen.“

Studiendesign

Die VAPRO Studie hatte eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren und wurde von der Stabstelle für Chancengleichheit der TU Braunschweig und dem Braunschweiger Zentrum für Gender Studies finanziert. Die Forscher*innen wählten einen Methoden-Mix und werteten 55 qualitative Interviews, eine Online-Umfrage mit bundesweit 2.200 Teilnehmern und sieben Instagram-Accounts von Väterbloggern aus.

Weitere Informationen

Abschlussbericht: https://leopard.tu-braunschweig.de/receive/dbbs_mods_00071776

Projekthomepage: www.tu-braunschweig.de/familienbuero/vaeter

VAPRO-Instagram-Account: https://www.instagram.com/dadsaredads/

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