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Archiv für die 'Vater bleiben' Kategorie

Kinder im Blick – Interview mit Tillmann Schrörs zu seiner Arbeit mit Vätern in Trennungssituationen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. Mai 2023

Neben Coaching und Mediation bietest du verschiedene Kurse für Eltern, unter anderem „Starke Eltern, starke Kinder an“, was ist für dich der ‚rote Faden‘ deiner Arbeit?

Eltern zu stärken, weil verunsicherte, belastete, beschimpfte und verurteilte Eltern wenig Kapazitäten haben, ihre Kinder gelassen und präsent zu begleiten. Und Eltern bekommen von allen Seiten Kritik, was sie tun und lassen sollen und was sie alles falsch machen! Im Elternkurs arbeiten wir ressourcenorientiert und lebensweltorientiert und helfen den Eltern dabei, ihre eigenen Lösungen für ihre Herausforderungen zu entwickeln.

Seit einigen Jahren bietest du auch einen Kurs ‚Starke Väter, starke Kinder‘ an. Was ist das Besondere an diesem Angebot?

Die Kurse heißen „Wir Väter“ oder „Väter Solo“. In den Kursen arbeiten wir daran, die Vaterrolle unabhängig vom tradierten Vaterbild, für jeden individuell zu entwickeln. In einer Zukunftswerkstatt (Robert Jungk) wird, von der Kritik an der augenblicklichen Situation ausgehend, über die Phantasie, wie es idealerweise wünschenswert sei, an einem Weg zur Realisation einer eigenverantwortlichen Vaterrolle gearbeitet.

Nach dem Modell „neue Autorität durch Präsenz“ (Haim Omer, Arist von Schlippe) können wir gemeinsam erkunden, was es heißt, ein präsenter Vater zu sein.

Warum ist es wichtig, Väter gezielt anzusprechen?

Um ihnen einen Ort und Zeit zu geben, über ihre Situation als Vater zu reden und sie zu ermutigen z.B. an Starke Eltern Kursen teilzunehmen, um sich mit anderen Eltern – Vätern und Müttern – über herausfordernde Situationen in der Familie auszutauschen und neue Handlungsoptionen zu entwickeln. (Kooperative Elternschaft)

Ein Schwerpunkt deiner Arbeit ist die Arbeit mit Eltern in Trennungssituationen. Welche Entwicklungen, z.B. was das Engagement von Vätern angeht, konntest du in den letzten 10 Jahren beobachten?

In den KiB Kursen sind oft Väter und Mütter, die ihre Kinder selten, wenig bzw. zu wenig sehen. Oft ist der Kurs eine Auflage/Empfehlung des Gerichts. Die Lebenssituationen dieser Eltern sind geprägt vom Gefühl, ungerecht behandelt zu werden. Dabei ist es schwer, die Kinder im Blick zu behalten. Das hat sich in den letzten 10 Jahren nicht geändert.

Kinder im Blick ist auch der Titel eines Programms für Eltern in strittigen Trennungssituationen. Du bietest dazu regelmäßig Kurse an, warum ist dieses Angebot für dich besonders wirksam

Der Kurs bietet die Möglichkeit sich mit Betroffenen auszutauschen. Oft verstehen die Teilnehmenden die Gegenposition besser, wenn sie nicht persönlich betroffen sind. Väter können einen Perspektivwechsel erleben und ebenso die beteiligten Mütter. Der Kurs bietet die Möglichkeit, Anteile an Eigenverantwortlichkeit für die Trennungssituation zu sehen und dem Kind zu ermöglichen beide Eltern weiter lieben zu dürfen. Eine besondere Herausforderung für Eltern ist es, die belastenden und schwierigen Gefühle ihrer Kinder zu akzeptieren und ihnen zu helfen, damit leben zu können.

… und was können Väter in Trennungssituationen durch eine Teilnahme für sich und die Beziehung zu ihrem Kind gewinnen?

Väter können die Opferrolle überwinden, Vertrauen in ihre Beziehung zum Kind festigen und geduldig an der Beziehung zum Kind arbeiten, ohne am Kind zu zerren. (Kaukasischer Kreidekreis)

Quelle

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Gemeinsam getrennt erziehen – Beratungsangebote für Väter in Trennungssituationen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. Mai 2023

Bericht vom Werkstattgespräch am 17. Mai 2023

Bei diesem Online-Werkstattgespräch hat Marc Schulte vom Papaladen in Berlin über die Erfahrungen mit dem von ihm und Eberhard Schäfer entwickelten Ratgebers ‚Stark und verantwortlich – für Väter nach Trennungen‘ und dem damit verbundenen Gruppenprogramm berichtet.

Die Beratung von Vätern in Trennungssituationen ist ein Baustein eines umfangreichen Beratungsangebots das auch Paarberatung, psychosoziale, Elterngeld- und Strategie-Beratung umfasst. Die Väter die in einer Trennungssituation ins Väterzentrum kommen, sind häufig (knapp 34 %) in einer (hoch) strittigen Situation und erleben ihre „Trennung Hoch 4“ von Partnerin, Kind(ern), sozialem Umfeld und Wohnung als fundamentale Lebenskrise und ihre Situation als Einzelschicksal. Sie sehen im Rechtsweg häufig den einzigen (Aus-) Weg und fühlen sich ohnmächtig, verzweifelt und wütend. Sie sehen sich einem professionellen Frauennetzwerk gegenüber, erwarten eine Beratung auf Augenhöhe und Gerechtigkeit.

Die von den Vätern vermutete „Fürsprecherrolle“ ermöglicht in der Regel eine schnelle und positive Beziehungsaufnahme, die auch dadurch gestützt wird, dass das Väterzentrum keine „klassische“ Beratungsstelle ist. Die Beratungshaltung ist dabei durch folgende Grundsätze geprägt:

  • Annahme des Anliegens
  • Wertschätzung des Engagements des Vaters und allem, was er in Bezug auf die Kinder tut und getan hat
  • Reflexion und Rückmeldung zu problematischen Kommunikationsmustern
  • Perspektivwechsel (raus aus der Ohnmachts- und Opferrolle hin zum Akteur – „Was geht gut, wie könnte es noch besser gehen?“
  • Trennung von Paarebene und Elternebene
  • Blick auf das Kind, seine Bedürfnisse, Potenziale…. 
  • Wertschätzung gegenüber der Mutter (nicht jede Handlung der Mutter ist gegen den Vater gerichtet)
  • Keine Festlegung auf ein „Ideal“ Familienmodell nach Trennung
  • Sprachsensibilität z.B. statt „Umgang“ – „Betreuungszeit“ – nicht „Kindesmutter“ sondern „Mutter der Kinder“

Das Gruppenprogramm „Stark und Verantwortlich“ für Väter in Trennungssituationen

… wird seit 2009 kontinuierlich weiterentwickelt. Es gibt zwei Durchgänge pro Jahr mit bislang rund 300 Teilnehmern. Es findet an 10 Abenden jeweils drei Stunden mit 10 Teilnehmern statt. Grundlage ist die „kollegiale Beratung“ – denn die Väter sind die Experten ihrer Situation. Dazu kommen Expertenabende mit Vertreter:innen des Jugendamts oder des Familiengerichts und Themenabende.

Die Evaluation des Programms hat ergeben, dass 100% der Teilnehmenden den Kurs weiterempfehlen würden, 76 % besser mit der Gesamtsituation umgehen können und 25 % bessere Betreuungsvereinbarungen mit der Mutter getroffen haben.

In der sich anschließenden Diskussion ging es zunächst darum, welche Angebote es für Väter in einer Trennungssituation es in NRW gibt. Mehrere, der selbst in der Beratung tätigen Teilnehmer empfahlen das Programm ‚Kinder im Blick‘, dass in vielen Städten angeboten wird.

Des Weiteren ging es um die Frage, wie Berater:innen in den ‚klassischen‘ Beratungseinrichtungen für die Anliegen von Vätern ‚sensibilisiert‘ werden können und der im Koalitionsvertrag der Bundesregierung formulierte Anspruch, „in der Beratung nach Trennung und Scheidung insbesondere das Wechselmodell in den Mittelpunkt zu stellen“ umgesetzt werden kann, zumal dies in die Hoheit der Länder fällt.

Die LAG Väterarbeit wird dies unter anderem bei ihren nächsten Gesprächen mit Landespolitiker:innen thematisieren.

Take aways

Leitlinien für erfolgreiche gemeinsame Elternschaft für die Familie nach der Familie

  • Die Gefühle gegen den Expartner sind weniger wichtig als das aktuelle Verhalten ihm gegenüber. Die Zurückstellung von negativen Gefühlen entspricht definitiv dem Kindeswohl.
  • Das Bedürfnis nach Privatsphäre ist zu respektieren. Nur Informationen über das Kind müssen ausgetauscht werden.
  • Fragen von Unterhalt und Umgang sind getrennt zu diskutieren.
  • Die Zeiträume mit dem Kind, die für jeden Elternteil vorgesehen sind „heilig“.
  • Jedes Elternteil hat das Recht seinen eigenen Elternstil zu entwickeln. Solange DADURCH kein Schaden für das Kind entsteht, sollt dies akzeptiert werden.
  • Die Angebote , die der jeweils andere dem Kind macht, eröffnen einen erweiterten Erfahrungsraum. Jedes Elternteil hat seine besonderen Stärken und kann sie dem Kind zum nutzen vermitteln.
  • Diese Art von Beziehungsgestaltung erscheint für sich trennende Eltern möglicherweise unangenehm und unbequem. Ist es einem Elternteil möglich, diese Haltung durchzustehen, wird möglicherweise auch der Expartner damit beginnen sich ähnlich konstruktiv zu verhalten.

Die Beratungsangebote von ‚Väter in Köln‘

Quelle

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Gemeinsam getrennt erziehen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. April 2023

Partnerschaften und Ehen scheitern, dass ist heute nichts Ungewöhnliches. Die Verantwortung als Eltern für die gemeinsamen Kinder endet aber nicht mit einer Trennung bzw. einer Scheidung. Und obwohl 77% der Bevölkerung der Überzeugung ist, dass Erziehung und Betreuung von Kindern nach einer Trennung am besten durch beide Elternteile erfolgen sollten, zieht sich die Idee des Residenzmodells letztendlich durch alle Rechtsbereiche.
Unter dem Titel ‚Gemeinsam getrennt erziehen‘ hat der Beirat der Bundesregierung im Oktober 2021 ein Gutachten vorgelegt. Anfang Januar hat die Familienministerin die Kommission für den 10. Familienbericht berufen, diese wird sich mit dem Thema „Unterstützung allein- und getrennterziehender Eltern und ihrer Kinder – Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen” beschäftigen, die vielfältigen Lebenslagen von Familien skizzieren und Empfehlungen für die Familienpolitik geben.
Für uns Anlass genug, in diesem Quartal auf die Lebenswirklichkeiten getrennt erziehender Väter zu schauen und die Rahmenbedingungen zu beleuchten, die sie und die Mütter der Kinder brauchen, damit gemeinsam getrennt erziehen gelingen kann.

Kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel

Das Selbstverständnis von Vätern sowie die Zuschreibungen und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter wollen gute Väter sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung aktiv begleiten, es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter. Im Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer, diese Vorstellungen zu leben.
Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20 Jahren als ‚Tagesvater‘ arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die in verschiedenen Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben, porträtiert. Seine Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte Vaterschaft‘ aussehen kann und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser Zweisamkeit ausstrahlen.
Konfrontiert und ergänzt werden die Fotografien mit Wünschen von Vätern sowie Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von Vätern in NRW.
Ausstellungseröffnung ist am Dienstag, 16. Mai, um 19 Uhr, in der Zentralbibliothek Düsseldorf, im KAP 1 mit Tillmann Prüfer, Autor des Buchs ‚Vatersein – Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘. Er wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit darlegen, warum Feminismus eine große Chance für Väter ist, auch ihr Schweigen zu brechen und aus dem aktuellen Buch lesen.

Die LAG Väterarbeit unterstützt Sie

… wenn Sie als Team, Verantwortliche in einer Einrichtung, Gleichstellungsbeauftragte oder Personalverantwortliche Fragen zu Vätern in bestimmten Lebenslagen oder auch im Allgemeinen haben, dann finden wir gerne mit Ihnen gemeinsam in einem Strategiegespräch passgenaue Antworten bzw. Lösungen.
Die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit bietet auch Vorträge und Fortbildungen an, die Beschäftigten verschiedener Einrichtungen oder auch einzelnen Teams die Möglichkeit gibt, sich intensiv mit einem ‚Väterthema‘ auseinanderzusetzen und ihre Arbeit mit und die Angebote für Väter weiterzuentwickeln. Melden Sie sich einfach per Mail bei uns.

In meinem Enkelkind kann ich mein eigenes Kind wieder erkennen

Lautete eine These von Jürgen Haas, Referent beim Institut Kirche und Gesellschaft in Villigst, der beim Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit am 16. März Gedanken zur Rolle von Großvätern referierte.
Einen kurzen Bericht über die Veranstaltung und einen Link zu der Videoaufzeichnung des Vortrags finden Sie hier.

Junge Väter in prekären Lebenslagen ansprechen und erreichen

Am 9. Mai 2023 findet im Rahmen des von der Aktion Mensch geförderten Verbundprojekts ‚jugendliche Väter im Blick‘ in Osnabrück eine Fachtagung statt. Impulsgeberinnen sind Prof*in Anna Tarrant von der Universität in Lincoln/ GB die über ihre Erfahrungen in den Projekten Following Young Fathers & Following Young Fathers Further berichtet und Dr*in Kim Bräuer von der TH in Braunschweig, die aktuelle Ergebnisse ihrer Forschung zu Vätern in Deutschland präsentiert.
Im Praxisteil der Tagung geht es um die Ansprache und Erreichbarkeit der jungen Väter (nicht nur) im Rahmen der Frühen Hilfen.
Hier finden Sie das Programm und eine Anmeldemöglichkeit zu der Fachtagung.

Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher Verantwortung nach Trennung und Scheidung

Bei diesem Online-Werkstattgespräch wird Marc Schulte vom Papaladen in Berlin über die Erfahrungen mit dem von ihm und Eberhard Schäfer entwickelten Ratgebers ‚Stark und verantwortlich – für Väter nach Trennungen‘ und dem damit verbundenen Gruppenprogramm berichten.
Außerdem geht es um die Ergebnisse der Fachveranstaltung zum Thema ‚Gemeinsam Getrennt Erziehen‘, am 2. September 2022, bei der Marc Serafin, Leiter des Jugendamts in Sankt Augustin einen Impuls zum Thema ‚Familienleben und Rollenleitbilder vor und nach elterlichen Trennungen‘ gehalten hat und bei der in vier Workshops zu Angeboten für Väter und Familien in Trennungssituationen gearbeitet wurde. Hier können Sie sich zu dem Werkstattgespräch anmelden:

https://www.surveymonkey.de/r/LAG20230517

Ausblick

Nach den Sommerferien werden wir uns nach dem VäterSummit am 26. August in Essen insbesondere damit beschäftigen, wie Väter ermutigt werden können, ihr Vatersein so zu leben, wie sie es sich vorstellen und wünschen. Im Mittelpunkt werden die von den Vätern entwickelten Gedanken und Ideen stehen.

Termine

16. Mai, 19 Uhr, Ausstellungseröffnung ‚Väterbilder‘ mit Tillmann Prüfer im KAP 1 in Düsseldorf
17. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online-Werkstattgespräch ‚ Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher Verantwortung nach Trennung und Scheidung ‘ mit Marc Schulte
23. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online Member Meeting der LAG-Väterarbeit
12. Juni, 19 Uhr, Finissage mit Lesung von Fabian Soethof, Autor von ‚Väter können das auch!‘, KAP 1
26. August 2023, VäterSummit in Essen mit einer Keynote von Teresa Bücker

Alle Beiträge und weitere Terminhinweise finden Sie auf der Webseite www.lag-vaeterarbeit.nrw

Quelle

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Letztendlich zieht sich die Idee des Residenzmodells durch alle Rechtsbereiche

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. April 2023

Interview mit Michaela Kreyenfeld erlätert Frau Prof*in Kreyenfeld unter anderem, welche Rahmenbedingungen ‘gemeinsam getrennt erziehen’ ermöglicht.

Frau Kreyenfeld, Sie haben an dem Gutachten des Beirats für Familienfragen der Bundesregierung zum Thema ‚gemeinsam getrennt erziehen mitgearbeitet. Welche Bedeutung hat das Thema heute schon und wie schätzen sie die zukünftige Entwicklung ein?

In vielen anderen europäischen Ländern, vor allem in den Niederlanden, Belgien oder Schweden, ist die geteilte Betreuung nach Trennung und Scheidung viel verbreiteter als in Deutschland.  Wir können aber auch für Deutschland davon ausgehen, dass geteilte Betreuung in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird.  Auch nach Trennung und Scheidung wollen Väter zunehmend im Leben ihrer Kinder präsent bleiben.  Diese sich ändernden Lebensrealitäten müssen auch im Recht besser abgebildet warden.

Was ist aus der Sicht der Kinder nach dem Scheitern einer Paarbeziehung am wichtigsten?

Für Kinder ist es vor allem belastend, wenn sie in die Streitigkeiten ihrer Eltern hineingezogen werden und das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie Partei einnehmen müssen.  Eltern müssen in die Lage versetzt werden — bei allen Streitigkeiten untereinander — das Wohl ihrer Kinder im Blick zu behalten.  Dazu gehört auch, dass Eltern verstehen, dass zum Wohl des Kindes in der Regel auch gehört, dass beide Eltern im Leben ihrer Kinder präsent bleiben. 

An welchen Stellschrauben muss Familienpolitik kurzfristig drehen, um die Situationen von getrennt lebenden und erziehenden Eltern zu verbessern?

Im Gutachten „Gemeinsam Getrennt Erziehen“ haben wir konkrete Handlungsempfehlungen herausgearbeitet.   Die Familienberatung zu reformieren und Mediationsangebote zu etablieren, das sind sicherlich naheliegende Stellschrauben.  Was die rechtlichen Rahmenbedingungen betrifft, ist noch sehr viel zu tun. Letztendlich zieht sich die Idee des Residenzmodells durch alle Rechtsbereiche. Es fängt beim Melderecht an. Eine Person kann nur einen Hauptwohnsitz in Deutschland haben; demnach kann das Kind entweder nur beim Vater oder der Mutter gemeldet sein. Kindergeld kann ebenfalls nicht gesplittet werden. Es geht nur auf das Konto des Vaters oder der Mutter. Wir haben im Gutachten konkrete Vorschläge zur Reform des Kindesunterhalts erarbeitet und haben uns hier für ein „Stufenmodell“ ausgesprochen, das neben dem Residenzmodell die paritätische und asymmetrische Betreuung im Recht etablieren würde.

Familienministerin Paus hat Sie und sechs weitere Kolleg*innen Anfang Januar in die Sachverständigenkommission zum 10. Familienbericht berufen. Die Kommission soll unter anderem Empfehlungen formulieren, um im Interesse von Trennungsfamilien bestehende politische Instrumente weiterzuentwickeln sowie neue zu entwickeln. Wo sehen sie dabei aufgrund Ihrer bisherigen Arbeit Ansatzpunkte im Interesse von Trennungsvätern?

Thema des Familienberichts sind Alleinerziehende und getrennt erziehende Eltern. Damit sind Trennungsväter automatisch auch im Blick. Ein stärkeres väterliches Engagement kommt nicht nur Vätern und Kindern zugute.  Es muss in der Debatte auch klarer werden, dass Mütter auch davon profitieren können, wenn sie Betreuung und Erziehung mit dem Ex-Partner teilen können. Allerdings können wir die Augen auch nicht vor den gegebenen Realitäten verschließen.  Die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind enorm in Deutschland.  Nach wie vor sind es eher Mütter als Väter, die nach der Geburt des Kindes aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden und zugunsten der Familienarbeit im Beruf zurückstecken.  In einigen Partnerschaften führt erst die Scheidung und Trennung von der Partnerin dazu, dass Väter sich ihrer Väterrolle bewusst werden und Betreuungs- und Erziehungsverantwortung wahrnehmen und auch einfordern. Das ist auch gut so. Aber eine Politik, die erst bei Scheidung und Trennung ansetzt, kommt zu spät. Väterliches Engagement in der bestehenden Partnerschaft sollte genauso selbstverständlich sein, wie die mütterliche Erwerbsintegration.  Unser Ziel ist es aktuelle Strukturen zu hinterfragen, die es Eltern zum Teil schwierig machen, nach Trennung und Scheidung geteilte Betreuung für ihre Kinder zu realisieren. 

Michaela Kreyenfeld ist Professor of Sociology an der Hertie School. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Familiendemographie und Familiensoziologie. Bis 2016 leitete sie die Forschungsgruppe “Lebenslauf, Sozialpolitik und Familie” am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. Sie ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, des Kuratoriums des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie des Beirats für Familienfragen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Sie leitet derzeit die Sachverständigenkommission des 10. Familienberichts.

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Wie sag ich’s meinem Kinde?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. Dezember 2022

Bericht vom Werkstattgespräch mit Thomas Wendland zum Thema ‚Väterarbeit im Strafvollzug‘

Schon im Kontext von Familienbildung sind Angebote für Väter noch nicht ‚normal‘ in dem Sinne, dass Väter in dem Maße angesprochen und erreicht werden, wie es ihrer Bedeutung für die Entwicklung von Kindern entspricht. Diejenigen, die sich in der LAG-Väterarbeit zusammengeschlossen haben tun sich mit dem Begriff ebenfalls schwer, aber einen besseren gibt es bislang nicht.

Umso spannender war der Impuls von Thomas Wendland, der seit 17 Jahren mit Vätern in dem Kontext von Inhaftierung arbeitet. Er selbst bezeichnet seine Tätigkeit als ‚Crossover‘ Tätigkeit, das heißt Jugendhilfe und Straffälligenhilfe sind miteinander verknüpft „ein Unterfangen, das durchaus manche Hürden mit sich brachte“. Das Angebot ‚Freiräume‘ arbeitet NRW-weiteinzigartig in der Brückenfunktion von freier Straffälligenhilfe zur Kinder-Jugend- und Familienhilfe und ist Teil des Arbeitsbereichs Straffälligenhilfe.

Hintergrund der Arbeit ist, das vielfach übersehen wird, dass Kinder und Familien der Straffälligen indirekt auch Opfer sind bzw. werden. Langfristige Folgen des Fehlens eines Elternteils können später auftretende psychische Erkrankungen und Störungen bei der Entwicklung eines eigenen Elternkonzepts sein.

In einem Bericht an den Deutschen Bundestag durch das Institut für Menschenrechte wurde 2017 gefordert, gezielte Angebote für Kinder von Inhaftierten zu machen, sich mit anderen betroffenen Kindern auszutauschen und mit dem inhaftierten Elternteil in einen Beziehungskontakt treten zu können. Diesen Anspruch löst ‚Freiräume‘ ein und gibt dem inhaftierten Elternteil die Möglichkeit, ihre Verantwortung praktisch auszuüben und erfolgreich wahrzunehmen.

Die Angebote reichen von Beginn der Strafverfolgung über die Inhaftierung bis hin zur Reintegration und schließen das gesamte Familiensystem ein. Im geschlossen Strafvollzug in Bielefeld Brackwede gibt es derzeit folgende Angebote für Väter.

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Das Projekt ‚Kinderbesuchsweg‘ ist gemeinsam mit den Bediensteten der JVA durchgeführt worden, die den Weg der Kinder hin zum Besuchsraum kindgerecht gestaltet haben. Die Paarberatung kann bei Bedarf auch ohne Anwesenheit eines Beamten in Form eines „normalen Beratungssettings unter 8 Augen durchgeführt werden“. Auch das ist ein Ergebnis der jahrelangen Kooperation und des Standings des Trägers.

Für die Teilnahme an der Vater-Kind-Gruppe gibt es eine Reihe von formalen Voraussetzungen, kritisch kann es aber insbesondere dann werden, wenn die Mutter keinen Kontakt zum Vater mehr haben will und die Frage im Raum steht, ob sie es den Kindern ermöglichen möchte, den Kontakt zu ihrem Vater aufrecht zu erhalten. Auch hier bietet ‚Freiräume‘ Beratung an.

Die Ergebnisse einer internationalen Studie zu dem Thema aus dem Jahr 2012, bei der die Auswirkungen der Inhaftierung eines Elternteils auf die Kinder untersucht wurden, spricht die eindeutige Empfehlung aus: um diese negativen Folgen zu vermeiden oder zu lindern ist ein direkter, physischer und interaktiver Eltern-Kind-Kontakt erforderlich.

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Die Themen der 14 tägigen Vätergruppe im geschlossenen Vollzug, an der 6 bis 10 Väter teilnehmen, leiten sich aus den Haftbedingungen und den eingeschränkten Möglichkeiten des Vaterseins ab:

  • Vatersein in einer totalen Institution
  • Spannungsverhältnis Vaterschaft – Täterschaft
  • Wie sag ich’s meinem Kinde?
  • Distanz erschwert kindgerechten Umgang
  • Emotionales Dabeisein – Entwicklung des Kindes
  • Rollenbild als Vater verändert sich

Die Effekte der Angebote ist durchweg positiv, unter anderem steht bei der Entlassungsvorbereitung ein größeres Helfernetzwerk zur Verfügung und der Häftling hat Perspektiven für die Zeit nach der Haft. Illustriert wurde der Impuls durch Video- und Audiosequenzen mit Stimmen von Vätern und Kindern, die berichten, was sie während der Besuche erleben und was die Väterarbeit im Strafvollzug ihnen bringt.

In dem folgenden Gespräch ging es dann unter anderem um die Frage, welche Möglichkeiten inhaftierte Väter haben, einen Kontakt zu und einen Umgang mit ihren Kindern durchzusetzen, wenn die Mütter diesen nicht wollen: den sicherlich schwierigen Weg über die Jugendämter. Durch welche Angebote Angehörige unterstützt werden können, während die Kinder in der Vater-Kind -Gruppe teilnehmen. Viele haben eine längere Anreise und die JVA’s liegen außerhalb dicht besiedelter Räume.

Zu den Erfolgskriterien der Arbeit äußerte Thomas Wendland unter anderem, einen langen Atem, die Ansprache und Einbeziehung der Bediensteten, aus der Kinder gehören nicht in eine JVA Haltung hat sich seiner Meinung nach eine echte Willkommenskultur entwickelt, sowie die Tatsache dass es eine Kooperation zwischen einer JVA und einem externen Träger ist, der Kompetenzen zu (fast) allen nachgefragten Themen zur Verfügung hat.

Take away für die Väterarbeit

  • Die systemische Herangehensweise
  • Den Vätern Verantwortung geben
  • In einem schwierigen Umfeld für die Anliegen von Vätern einstehen und werben
  • Argumente aus der Wissenschaft zu Hilfe nehmen

Literaturhinweise

  • Jens Borchert, Für eine Familienorientierung im Strafvollzug, Grundlagen, Praxisansätze, Konzeptentwicklung; Freiburg 2018
  • Thomas Engelhardt, Monika Osberghaus; Im Gefängnis, Ein Kinderbuch über das Leben hinter Gittern; Leipzig 2018

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Väter sind nach einer Trennung unzufriedener

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Dezember 2022

Leben die Eltern nicht mehr zusammen, sind Väter unzufriedener mit den Familienarrangements. Diese und weitere Erkenntnisse liefert eine aktuelle Studie der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (EKFF).

Zwei von fünf Ehen werden in der Schweiz geschieden. Bei etwas weniger als der Hälfte der Scheidungen (46%) sind minderjährige Kinder involviert. Doch über den Alltag und die Lebensumstände von Kindern, deren Eltern nicht mehr zusammenwohnen, ist wenig bekannt.

Diese Lücke schließt eine Anfang Dezember publizierte Studie, die von der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (EKFF) in Auftrag gegeben wurde. Diese basiert auf einer repräsentative Onlinebefragung, an der fast 3000 getrenntlebende Eltern und 244 Jugendliche teilgenommen haben.

Demnach sind fast drei Viertel der Kinder regelmäßig bei beiden Eltern sind und übernachten auch dort. Allerdings verbringt die Hälfte der Kinder im Alltag mindestens zwei Drittel der Nächte bei der Mutter.

Weiter legt die Studie dar, dass die Betreuungsanteile von Mutter und Vater vor der Trennung das Familienarrangement nach der Trennung beeinflussen. So sei es wahrscheinlicher, dass die Kinder später beim überwiegend betreuenden Elternteil wohnen, wenn bereits vor der Trennung eine ungleiche Aufteilung herrschte.

Das gelebte Familienarrangement hängt eng mit dem Ausbildungsniveau der Eltern – und somit ihren Verdienstmöglichkeiten – zusammen. So ist der Anteil der Kinder, die in beiden Haushalten wohnen, bei Eltern ohne Berufsabschluss deutlich tiefer (33%) als bei jenen mit Hochschulabschluss (62%). Solche Arrangements sind der Studie zufolge in erheblichem Maß eine Frage der finanziellen Ressourcen.

Drei Viertel der Mütter und zwei Drittel der Väter haben in der Studie angegeben, dass die aktuelle Lösung für ihre Situation die beste sei. Bei näherem Hinschauen zeigt sich aber, dass die Väter in allen Familienarrangements weniger zufrieden sind als die Mütter. ‚Die Unzufriedenheit der Väter richtet sich insbesondere auch gegen die Aufteilung der finanziellen Lasten zwischen ihnen und den Müttern‘, schreiben die Forschenden. …

Eine weitere Erkenntnis, welche die Studie liefert: Eltern beteiligen die Kinder nach der Trennung häufig nicht an Entscheidungen zum Betreuungsmodell. ‚War ein Kind bei der Trennung zwischen 8 und 17 Jahre alt, so hat ca. die Hälfte der Eltern es beim Aushandeln des Familienarrangements nach seinen Wünschen gefragt‘, schreiben die Autor*innen. War das Kind jünger, sinkt der Anteil auf knapp einen Viertel.

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Väterfreundlicher Strafvollzug?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. November 2022

Eine Inhaftierung trifft nicht nur den Inhaftierten selbst, sondern auch seine Angehörigen und ganz besonders Kinder. Angebote zur Aufrechterhaltung sozialer und familiärer Bindungen während der Haftzeit haben eine große Bedeutung: sie sind eine wichtige Stütze für den Inhaftierten während der schwierigen Zeit der Haft dar und sind mitentscheidend für eine erfolgreiche Resozialisierung. Der regelmäßige Kontakt zu dem inhaftierten Vater bzw. Mutter ist zudem ein Grund- und Menschenrecht jedes Kindes und in der Regel bedeutsam für die kindliche Entwicklung.

Vor diesem Hintergrund haben sich die Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Stefan Engstfeld und Josefine Paul im Dezember 2021 mit einer Kleinen Anfrage an die damalige Landesregierung gewandt, um zu erkunden, wie familiensensibel der Strafvollzug in NRW ist.

  1. Gibt es mittlerweile in allen Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen spezielle Kinderbesuchsräume? (tabellarische Auflistung nach Justizvollzugsanstalt und Jahr der Inbetriebnahme wird erbeten)
  2. Gibt es in allen Justizvollzugsanstalten familiensensible Besuchszeiten und -dauern mit Rücksicht auf Schulzeiten und eventuell lange Anfahrtswege? (tabellarische Auflistung nach Justizvollzugsanstalt, Besuchszeit und -dauer wird erbeten)
  3. Gelten die besonderen Familienbesuchsmöglichkeiten für sämtliche Familienkonstellationen (Patchworkfamilien, nicht-leibliche Kinder)?
  4. Welche Angebote gibt es für inhaftierte Eltern (Kurse, Gruppen, Therapie) bzw. für Angehörige von Inhaftierten (für Kinder Inhaftierter, Lebenspartnerinnen und -partner, Eltern)? (tabellarische Auflistung nach Justizvollzugsanstalten wird erbeten)
  5. Welche Fortbildungsangebote gibt es für Bedienstete von Justizvollzugsanstalten zum Thema familiensensibler Justizvollzug?

Die am 19. Januar 2022 erfolgte Antwort zeichnet fast ein Idealbild:

Nahezu alle Justizvollzugsanstalten Nordrhein-Westfalens verfügen über kindgerecht gestaltete und eingerichtete Besuchsräume. Fröndenberg seit 1990, Münster als Schlusslicht seit 2019. Lediglich in Hagen gibt es im Besuchsraum nur eine Spielecke.

Familiensensible Besuchszeiten gibt es in allen Haftanstalten und diese gelten für alle Familienkonstellationen. Die Frage nach den Anfahrtszeiten (und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr) bleiben unbeantwortet. Da die Justizvollzugsanstalten oftmals in Randgebieten angesiedelt sind, stellen diese für die ‚Restfamilie‘ oftmals eine große Herausforderung dar.

Für Bedienstete im Justizstrafvollzug hat die Justizakademie die Fortbildung „Justizvollzug: Familiensensibler Straf-vollzug – Chancen, Möglichkeiten und Grenzen“ im Programm.

Den größten Teil der Antwort bezieht sich auf die Angebote für die inhaftierten Väter und Mütter und deren Angehörigen. Dass diese sich an bestehende Beratungsstellen wenden können, ist selbstverständlich, wichtiger ist da schon der Gebührennachlass für Angebote der Familienbildung.

Aus Mitteln des Kinder- und Jugendförderplans NRW werden zwei Angebote gefördert: die Fachberatungsstelle ‚Freiräume“ der Diakonie für Bielefeld sowie das Projekt ‚Kinder in Familien mit Straffälligkeit – Förderung und Prävention“ des SKM und Freie Straffälligenhilfe in Bochum gefördert.

Darüber hinaus gibt es in fast allen Haftanstalten Angebote für Inhaftierte und ihre Familien. Auch die Liste der Angebote für inhaftierte Väter kann sich sehen lassen

  • Vater-Kind-Gruppe: Hier haben die Kinder die Möglichkeit, jeweils mit ihren Vätern in ausreichender Zeit gemeinsam zu spielen, zu basteln, zu reden und zu lachen. Durch diese kindgerechten Kontaktmöglichkeiten im Vollzug wird den Elternteilen ermöglicht, auch während der Haft eine gute und kindgerechte Beziehung zu ihren Kindern zu pflegen. Die Kinder werden dadurch in dieser schwierigen Situation besonders unterstützt. (Bielefeld)
  • Väter-Gruppe: Verpflichtend für die Väter, die an der Vater Kind Gruppe und an dem Familientreffen teilnehmen. In der Vätergruppe werden die jeweiligen Gruppen mit den Kindern vor- und nachbereitet. Die Elternteile bekommen von den Gruppenteilnehmern und von den Teamern eine Rückmeldung zu dem Kontakt mit dem eigenen Kind. Ferner werden Rituale wie Kindergeburtstag, saisonale Feste besprochen, vorbereitet und umgesetzt.
    Darüber hinaus finden 13 thematische Einheiten statt (Auseinandersetzung mit der eigenen Elternerfahrung, Elternverantwortung ganz praktisch trotz Vollzug, was ist für Kinder wichtig, wie erzählen / erklären sie ihrem Kind ihren Aufenthalt; kindgerecht). Zudem werden spezielle Einheiten zu Erziehungsthemen (welche Bedürfnisse haben meine Kinder? Was tut Kindern gut? Guter Vater- Schlechter, Vater, Medienkonsum usw. angeboten. (Bielefeld)
  • Vätergruppe: Die Gruppen sind konzeptionell offen gestaltet und dienen u.a. dem fachlich begleiteten Austausch über Erziehungsinhalte. (Duisburg)
  • Vater-Kind-Gruppe: Mehrstündige Treffen von Vätern und ihren Kindern in ungezwungener Atmosphäre bei Sport-, Spiel-, und anderen Freizeitaktivitäten. (Essen)
  • Vater-Kind-Tag: von 10-15 Uhr können Kinder ihre Väter besuchen und mit ihnen ungestört spielen, basteln und essen (Geldern)
  • Einmal jährlich Durchführung einer Gruppe für inhaftierte Väter: „Lass das mal den Papa machen“. Acht Sitzungen mit Themen rund um das Kind und das Vatersein auch unter Berücksichtigung der speziellen Situation in Haft. (Heinsberg)
  • Zweimal jährlich ein dreimonatiges Väterseminar mit Familientag. Dieses beinhaltet 10 Sitzungen zu ca. 1,5-2 Stunden plus den Familientag von 3 Stunden in der hiesigen Kirche. (Herford)
  • Vätergruppe für werdende und junge Väter: Inhalte u.a.: Rollenverständnis; Was bedeutet es Vater zu sein? Wie und wo bekommen jungen Familien Hilfe? (Hövelhof)
  • „Papa liest“: Die Väter lesen aus einem, vorab von ihnen ausgesuchtem, Kinderbuch vor. Das Gelesene wird, mit Hilfe eines Mikrofons, auf einem Datenträger aufgezeichnet und im Anschluss mit dem Buch und einem persönlichen Brief an das Kind nach Hause versandt. (Remscheid)
  • „Papa, mein Superheld“ – Triple P: An zwei Samstagen im Jahr findet ein Erziehungskompetenztraining (Triple P) mit einer externen Fachkraft statt. (Remscheid)
  • Gruppe „Vater sein im Gefängnis“: Das Gruppenangebot richtet sich an inhaftierte Väter und soll diesen die Möglichkeit bieten, ihre Vater-Kind Beziehung zur stärken. Die Teilnehmer haben die Gelegenheit, sich mit anderen Vätern auszutauschen und Erziehungsfragen zu besprechen. (Werl)

Zusammengenommen kommt (fast) keine Familienbildungsstätte an so ein väterspezifisches Programm heran. Vor dem Hintergrund, dass in NRW ca. 16.000 Männer inhaftiert sind, sind die Angebote jedoch ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dazu kommt, dass sie in den Jahren 2020 und 2021 bedingt durch die Corona Pandemie zum größten Teil nicht stattgefunden haben.

Bei dem nächsten Werkstattgespräch am 5. Dezember wird Thomas Wendland, der bei der Diakonie in Bielefeld die Vater-Kind Angebote in der dortigen JVA durchführt über seine Arbeit und deren Wirkungen auf die inhaftierten Väter und ihre Kinder berichten.

Hier können Sie sich zu dem Werkstattgespräch anmelden

https://www.surveymonkey.de/r/LAG20221205

Die Antwort auf die Kleine Anfrage finden Sie hier

Zum Angebot ‚Freiräume‚ der Diakonie Bielefeld

Quelle

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Auch die beste Freundin weiß nicht, dass der Vater in Haft sitzt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. November 2022

„Ich kam nach Hause und habe gefragt, wo Papa ist. Da hat Mama gesagt, was Sache ist. Und da war ich sehr, sehr traurig, weil ich ja gewohnt war, dass mein Vater und meine Mutter da sind.“

Rund 62.000 Inhaftierte gibt es in Deutschland, die meisten von ihnen sind Männer. Zwei Drittel, so schätzt man, haben Kinder unter 18 Jahren. Um die 100.000 Jungen und Mädchen können es sein, die damit leben müssen, dass Vater oder Mutter im Gefängnis sitzen.

Immer mehr Haftanstalten beginnen damit, auch die Angehörigen in den Blick zu nehmen. Oftmals ist diese eine Kooperation von Gefängnisseelsorge, Straffälligenhilfe und Justiz. In einigen JVA‘s gibt es inzwischen Langzeitbesuche über mehrere Stunden, Familientreffen, Vater-Kind-Treffen, Familien-Sonntage oder Väter- bzw. Müttergruppen. Nur wenige haben umfangreiche Angebote für die ganze Familie.

In Nordrhein-Westfalen gibt es 36 Gefängnisse mit insgesamt ca. 16.000 Inhaftierten. Vorreiter für einen familienorientierten Strafvollzug ist die Anlaufstelle ‚Freiräume‘ der Diakonie für Bielefeld. Sie ist seit 15 Jahren Kooperationspartner des geschlossenen Vollzugs in Bielefeld-Brackwede.

Einige europäische Länder wie etwa Dänemark, Schweden oder die Niederlande sind viel weiter als Deutschland, was familienfreundlichen Strafvollzug angeht. In Dänemark zum Beispiel gibt es sogar Kinderbeauftragte, die Verbesserungsvorschläge erarbeiten. Die dortigen Erfahrungen zeigen deutlich: Familienorientierter Strafvollzug lohnt sich auch für die Gesellschaft. Die Rückfallquoten sinken, die Resozialisierungschancen steigen. Das hat auch Robert Dammann, der ehemalige Leiter der JVA Bielefeld-Brackwede, festgestellt:

„Die Väter sehen wir nie wieder. Das ist eine wunderbare Begleiterscheinung dieses Projekt. Weil ich glaube, das haben mir auch viele Väter so gesagt, dass sie so in die Pflicht genommen worden sind, auch bezüglich ihrer Kinder, dass sie alles dransetzen, da nicht eine weitere Enttäuschung zu setzen. Da hilft dieses Projekt 100 Prozent.“

Thomas Wendland arbeitet als Sozialpädagoge in der Anlaufstelle ‚Freiräume‘. Er wird bei dem Werkstattgespräch am Montag, den 5. Dezember über seine Väter – Arbeit im Strafvollzug berichten und aufzeigen, was Kinder brauchen, deren Vater oder Mutter im Gefängnis sitzen oder gerade haftentlassen sind.

„Wir werden zwar unterstützt in dem, was wir machen. Aber es ist eben noch eine Menge Weg vor uns, um diesen Blick für die Familie wirklich ganz im Vollzug drin zu haben.“ Thomas Wendland

Hier können Sie sich zu dem Werkstattgespräch anmelden.

https://www.surveymonkey.de/r/LAG20221205

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Trennungskinder – Wenn Eltern auseinander gehen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. Mai 2022

Knapp ein Viertel aller Eltern in Deutschland trennen sich – jedes Jahr sind davon etwa 200.000 Minderjährige betroffen. Mehr als drei Millionen Trennungskinder gibt es insgesamt.

Wie erleben Familien die Trennung und wie können Eltern und Kinder sie gut bewältigen? Was können Eltern beachten, um das Wohl ihrer Kinder im Blick zu behalten? Vier getrennte Familien zeigen, welche unterschiedlichen Lösungen sie gefunden haben.

Der erste Teil der Doppelfolge widmet sich der Anfangsphase. Wie sagt man den Kindern, dass die Eltern sich nicht mehr lieben? Wie gibt man ihnen Halt, wenn die Familie zerbricht? Über mehrere Monate gewähren Trennungsfamilien Einblicke in ihr Leben.

Jenny und Alex haben es drei Monate herausgezögert und ihren vier Kindern dann im Sommerurlaub erzählt, dass sie sich trennen. Bea und Benedikt wählten das gemeinsame Frühstück. Claudia und Safet stritten sich so oft und so heftig, dass ihre beiden Söhne die Trennung quasi miterlebt haben. Ähnlich lief es auch bei Michaela und ihrem Ex-Partner.

Wie wählt man den richtigen Zeitpunkt, es den Kindern zu sagen und wie geht es danach weiter? Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes ergründet, was Eltern beachten können. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen geben konkrete Hilfestellungen, wie eine Trennung zum Wohle aller und insbesondere mit Rücksicht auf die Kinder gelingen kann.

Welche langfristigen Folgen die Trennung der Eltern auf das zukünftige Leben der Kinder hat, erforschen Experten der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Leipzig. Verändert sich das Verhalten von Kindern, die eine Trennung erleben? Unsere Trennungskinder machen den Test.

Ein Thema – zwei Formate: Während ZDFneo die Perspektive aller Familienmitglieder beleuchtet, kommen in dem “PUR+ spezial: Meine Eltern trennen sich” vor allem die Kinder der Familien zu Wort. Das Format von ZDFtivi für den KiKA bietet Reportagen und konkrete Tipps für Trennungskinder.

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‚Es braucht Angebote, die von Vätern akzeptiert werden und auf ihre speziellen Bedürfnisse eingehen‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Mai 2022

„Das Väterberatungszentrum soll eine offene und niederschwellige Anlaufstelle für Väter sein – auch für jene, die von klassischen Beratungsangeboten nicht erreichbar sind – und damit das Wohl der Kinder fördern. Der offene Ansatz als Treffpunkt und Kommunikationsort für Väter fördert soziale Begegnungen von Vätern und deren Kindern. Der Ort des Austausches und der Informationsvermittlung soll den Zugang zu Beratung erleichtern und die Akzeptanz für pädagogische Angebote erhöhen.“

Ausschreibung der Stadt München für ein Väterberatungszentrum

Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl

Die LAG Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl am 15 Mai fünf konkrete väterpolitische Forderungen aufgestellt und die im Landtag vertretenen Parteien darum gebeten darzulegen, inwieweit eine Stimme für Ihre Partei zu einer Umsetzung in den kommenden 5 Jahren beitragen wird.

Die dritte Forderung lautet:

„Finanzierung von zunächst einer qualifizierten Beratungseinrichtung für Väter je Regierungsbezirk. Dazu gehört auch, dass entsprechende Fachkräfte weitergebildet und gefördert werden, um vätersensibel beraten zu können.“

Die CDU hat dazu geantwortet:

Mit von uns seit 2017 initiierten Maßnahmen wie bspw. Expertenworkshops, der Website vaeter.nrw oder auch der Förderung der Fachstelle und der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW arbeiten wir bereits daran, spezielle Angebote für Väter in Nordrhein-Westfalen zu unterstützen, um den Anteil der Väter in Elternzeit zu erhöhen. In der Datenbank „Angebote für Väter“ sind vielfältige Bildungs- und Beratungsangebote in Nordrhein-Westfalen zusammengestellt und über eine Suchfunktion abrufbar. Ergänzend wollen wir multiprofessionelle Teams künftig nicht nur an Schulen, sondern auch in verantwortlichen Expertengremien zur Qualitätssicherung von Unterricht, Aus- und Fortbildung, um die bestehenden Angebote bedarfsorientiert ausbauen und ergänzen zu können. In der Jugendhilfe muss es verpflichtende und ständige Weiter- und Fortbildungsangebote für Fachkräfte geben, um für vielfältige Beratungssituationen zu schulen.

Die FDP hat dazu geantwortet:

Den bestehenden Einrichtungen der Familienbildung und -beratung kommt eine ganz besondere Bedeutung bei der Vermittlung von Erziehungskompetenzen und der allgemeinen sowie anlassbezogenen Beratung zu. Wir wollen diese Angebote darum weiter stärken, unter anderem auch im Hinblick darauf, väter- und kultursensibel Beratung und Unterstützung zu liefern. Ziel ist es, den Familien bedarfsgerecht, auf die jeweiligen Erziehungsberechtigten ausgerichtete Beratung und Unterstützung zukommen zu lassen.

Die Grünen haben dazu geantwortet:

NRW hat eine breit aufgestellte Beratungsinfrastruktur, die verschiedenen Bedarfe in NRW abdeckt. Natürlich muss dabei auch vätersensible Beratung angeboten werden. Hier werden wir die Bedarfe prüfen und Entwicklungsmöglichkeiten mit bestehenden Beratungsangeboten und ggf. darüber hinaus beraten.

Die SPD hat dazu geantwortet:

Wir wollen die Beratungsmöglichkeiten von Familien durch Familienbüros insgesamt stärken. Dabei werden wir auch einen Fokus auf Väter legen. Angebote werden wir in diesen Familienbüros gebündelt präsentieren und Möglichkeiten der Vernetzung und Kooperation schaffen.

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