Knapp ein Viertel aller Eltern in Deutschland trennen sich –
jedes Jahr sind davon etwa 200.000 Minderjährige betroffen. Mehr als drei
Millionen Trennungskinder gibt es insgesamt.
Wie erleben Familien die Trennung und wie können Eltern und
Kinder sie gut bewältigen? Was können Eltern beachten, um das Wohl ihrer Kinder
im Blick zu behalten? Vier getrennte Familien zeigen, welche unterschiedlichen
Lösungen sie gefunden haben.
Der erste Teil der Doppelfolge widmet sich der Anfangsphase.
Wie sagt man den Kindern, dass die Eltern sich nicht mehr lieben? Wie gibt man
ihnen Halt, wenn die Familie zerbricht? Über mehrere Monate gewähren
Trennungsfamilien Einblicke in ihr Leben.
Jenny und Alex haben es drei Monate herausgezögert und ihren
vier Kindern dann im Sommerurlaub erzählt, dass sie sich trennen. Bea und
Benedikt wählten das gemeinsame Frühstück. Claudia und Safet stritten sich so
oft und so heftig, dass ihre beiden Söhne die Trennung quasi miterlebt haben.
Ähnlich lief es auch bei Michaela und ihrem Ex-Partner.
Wie wählt man den richtigen Zeitpunkt, es den Kindern zu
sagen und wie geht es danach weiter? Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes
ergründet, was Eltern beachten können. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
aus verschiedenen Fachbereichen geben konkrete Hilfestellungen, wie eine
Trennung zum Wohle aller und insbesondere mit Rücksicht auf die Kinder gelingen
kann.
Welche langfristigen Folgen die Trennung der Eltern auf das
zukünftige Leben der Kinder hat, erforschen Experten der Kinder- und
Jugendpsychiatrie an der Universität Leipzig. Verändert sich das Verhalten von
Kindern, die eine Trennung erleben? Unsere Trennungskinder machen den Test.
Ein Thema – zwei Formate: Während ZDFneo die Perspektive
aller Familienmitglieder beleuchtet, kommen in dem “PUR+ spezial: Meine
Eltern trennen sich” vor allem die Kinder der Familien zu Wort. Das Format
von ZDFtivi für den KiKA bietet Reportagen und konkrete Tipps für Trennungskinder.
„Das
Väterberatungszentrum soll eine offene und niederschwellige Anlaufstelle
für Väter sein – auch für jene, die von klassischen Beratungsangeboten
nicht erreichbar sind – und damit das Wohl der Kinder fördern. Der
offene Ansatz als Treffpunkt und Kommunikationsort für Väter fördert
soziale Begegnungen von Vätern und deren Kindern. Der Ort des
Austausches und der Informationsvermittlung soll den Zugang zu Beratung
erleichtern und die Akzeptanz für pädagogische Angebote erhöhen.“
Ausschreibung der Stadt München für ein Väterberatungszentrum
Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl
Die LAG Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl am 15 Mai fünf
konkrete väterpolitische Forderungen aufgestellt und die im Landtag
vertretenen Parteien darum gebeten darzulegen, inwieweit eine Stimme für
Ihre Partei zu einer Umsetzung in den kommenden 5 Jahren beitragen
wird.
Die dritte Forderung lautet:
„Finanzierung von zunächst einer qualifizierten
Beratungseinrichtung für Väter je Regierungsbezirk. Dazu gehört auch,
dass entsprechende Fachkräfte weitergebildet und gefördert werden, um
vätersensibel beraten zu können.“
Die CDU hat dazu geantwortet:
Mit von uns seit 2017 initiierten Maßnahmen wie bspw.
Expertenworkshops, der Website vaeter.nrw oder auch der Förderung der
Fachstelle und der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW arbeiten
wir bereits daran, spezielle Angebote für Väter in Nordrhein-Westfalen
zu unterstützen, um den Anteil der Väter in Elternzeit zu erhöhen. In
der Datenbank „Angebote für Väter“ sind vielfältige Bildungs- und
Beratungsangebote in Nordrhein-Westfalen zusammengestellt und über eine
Suchfunktion abrufbar. Ergänzend wollen wir multiprofessionelle Teams
künftig nicht nur an Schulen, sondern auch in verantwortlichen
Expertengremien zur Qualitätssicherung von Unterricht, Aus- und
Fortbildung, um die bestehenden Angebote bedarfsorientiert ausbauen und
ergänzen zu können. In der Jugendhilfe muss es verpflichtende und
ständige Weiter- und Fortbildungsangebote für Fachkräfte geben, um für
vielfältige Beratungssituationen zu schulen.
Die FDP hat dazu geantwortet:
Den bestehenden Einrichtungen der Familienbildung und -beratung kommt
eine ganz besondere Bedeutung bei der Vermittlung von
Erziehungskompetenzen und der allgemeinen sowie anlassbezogenen Beratung
zu. Wir wollen diese Angebote darum weiter stärken, unter anderem auch
im Hinblick darauf, väter- und kultursensibel Beratung und Unterstützung
zu liefern. Ziel ist es, den Familien bedarfsgerecht, auf die
jeweiligen Erziehungsberechtigten ausgerichtete Beratung und
Unterstützung zukommen zu lassen.
Die Grünen haben dazu geantwortet:
NRW hat eine breit aufgestellte Beratungsinfrastruktur, die
verschiedenen Bedarfe in NRW abdeckt. Natürlich muss dabei auch
vätersensible Beratung angeboten werden. Hier werden wir die Bedarfe
prüfen und Entwicklungsmöglichkeiten mit bestehenden Beratungsangeboten
und ggf. darüber hinaus beraten.
Die SPD hat dazu geantwortet:
Wir wollen die Beratungsmöglichkeiten von Familien durch
Familienbüros insgesamt stärken. Dabei werden wir auch einen Fokus auf
Väter legen. Angebote werden wir in diesen Familienbüros gebündelt
präsentieren und Möglichkeiten der Vernetzung und Kooperation schaffen.
Die Stadt München hat eine Ausschreibung für ein Väterberatungszentrum veröffentlicht. In der Ausgangslage zu dem Vorhaben heißt es unter anderem:
Nach fachlicher Einschätzung des
Sozialreferates hat sich die Rolle von Vätern* in den letzten Jahren stark
verändert. Väter* fühlen sich vermehrt für die Familien- und Erziehungsbereiche
mitverantwortlich und nehmen diese auch wahr. Wissenschaftliche Erkenntnisse
der Väter- und Familienforschung zeigen auf, dass Väter* weiterhin für die
vorhandenen Bildungs- und Beratungsangebote für Eltern und Familien schwer zu
erreichen sind. Gleichzeitig hat die hohe Zahl von Trennungen weitreichende
Konsequenzen für Familien und kann Einfluss auf das Wohl der Kinder nehmen.
Durch die hohe Anzahl hochstrittiger Trennungen, in denen Väter* schwer für
Beratungseinrichtungen erreichbar sind, kommt es immer wieder zu
Kontaktabbrüchen zu ihren Kindern. Diese starken Trennungskonflikte schaden dem
Wohl des Kindes sehr.
Kinder und Familien profitieren
von aktiven und zugewandten Vätern*. Engagierte Vaterschaft nützt nicht nur den
Vätern* selbst, sondern auch den Kindern und Müttern*.
Gerade für diese Gruppe der
„neuen“ Väter* bedarf es Angeboten, die von ihnen akzeptiert werden und auf
ihre speziellen Bedürfnisse eingehen, sowohl nach Trennungssituationen als auch
im Erziehungsbereich oder bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der
Partnerschaft.
Um diesen entstandenen Bedarf
abzudecken und weiteren Entwicklungen zu begegnen, wurde mit Beschluss des
Kinder- und Jugendhilfeausschusses vom 04.02.2020 und der Vollversammlung des
Stadtrats vom 19.02.2020 (Sitzungsvorlage Nr. 14-20 / V 17079), sowie dem
Beschluss des Kinder- und Jugendhilfeausschusses vom 05.10.2021 und der
Vollversammlung des Stadtrats vom 20.10.2021 (Sitzungsvorlage Nr. 20-26 / V
04257) das Sozialreferat mit der Einrichtung eines Väterberatungszentrums als
Modellprojekt beauftragt.
Die Modellphase ist über vier Jahre von 2022 bis 2025 vorgesehen. Nach der Evaluation im Jahr 2024 wird das Ergebnis dem Stadtrat zur Entscheidung erneut vorgelegt.
Den kompletten Ausschreibungstext finden Sie hier.
… und Väter gestehen sich häufig eine Krise erst dann ein, wenn sie alleine absolut nicht mehr weiter wissen. Das war schon vor Corona eine ‚Binsenwahrheit‘ und die Pandemie hat auch an dieser Stelle offengelegt, was eh nicht mehr zu verbergen war.
„Väter können permanent in Krisen sein. Die Vereinbarkeit von etwas, was nicht vereinbar ist, kann zu Ernüchterung und Überforderung führen“, führt Vonnoh in seinem Impuls aus, und weiter, „wir haben eine Vorstellung davon, was okay ist und was nicht. Gleichzeitig nehmen wir uns nicht die Zeit, zu hinterfragen, was dahintersteckt. Wir müssen schauen, wie ein typischer Alltag von einem Vater aussieht. Wir meinen, wir haben keine Wahlmöglichkeiten. Aber wenn es mir selber nicht gut geht, funktioniere ich bestenfalls nur und es kommt bei den Kindern nichts wirklich an, sie fühlen sich nicht gehalten und sicher.“
Viele Väter ahnten nicht, welche Potenziale in ihnen stecken. Als Männer haben sie gelernt, Wünsche und Gefühle zu unterdrücken. Es fällt ihnen daher auch schwer, sich in die Partnerin oder die Kinder hineinzuversetzen. Ein Zugang zu den Emotionen ist aber wichtig, um echte Beziehungen zur Partnerin und sichere Bindungen zu den Kindern aufzubauen. Viele Männer haben auch Probleme damit, der Zeit mit den Kindern einen eigenen Wert zuzuschreiben, auch wenn man nur gemeinsam ‚abhängt‘. Es habe aber einen unschätzbaren Wert, sich als Vater ein paar Wochen, Monate oder vielleicht auch Jahre rauszunehmen, um die Kinder bestmöglich zu begleiten. Es muss für Männer spürbar werden, welche Bedeutung es hat, für die Kinder da zu sein.
Vor diesem Hintergrund hat Corona und die mehrfach verhängten Lockdowns, die unfreiwillige Kurzarbeit, das HomeOffice und Homeschooling mit den Kindern alleine zu Hause für viele Väter auf der individuellen Ebene neue Erfahrungen mit sich gebracht und kann auf der gesellschaftlichen als wirkmächtiges soziales ‚Experiment‘ betrachtet und ausgewertet werden. Es lohnt sich, an dieser Stelle genauer hinzuschauen und die Konsequenzen der Lockdowns für väterliches Engagement zu betrachten
Die umfangreichste Untersuchung dazu hat das Fatherhood Institute[i] aus London mit der Studie „Lockdown Fathers: The untold story”[ii] vorgelegt. Die Studie basiert auf einer landesweit repräsentativen Stichprobe von rund 2 000 Vätern, die im Frühjahr 2020 während des Lockdowns im Vereinigten Königreich befragt wurden. Sie zeigte, dass Väter aus Paarfamilien aller sozioökonomischen gesellschaftlichen Gruppen:
mehr Zeit mit ihren Kindern verbrachten (78 %),
mehr Zeit als üblich für die häusliche Erziehung und die Unterstützung bei den Hausaufgaben aufwandten (68 %),
sich nach dieser Erfahrung besser gerüstet fühlten, um das Lernen und die Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen (57 %; selbst unter benachteiligten Vätern lag der Anteil bei 50 %),
sowie 59 % mehr Zeit für Putzen, Wäsche waschen und Kochen aufbrachten. Und das, obwohl 27 % weiterhin Vollzeit außer Haus Erwerbsarbeit nachgingen und 86 % derjenigen, die während der Schließung noch arbeiteten, 30 und mehr Stunden pro Woche erwerbstätig arbeiteten. [iii]
Auch in anderen wichtigen Bereichen berichteten die Väter von überwiegend positiven Erfahrungen. Hinsichtlich der Anstiegs von „Väterkompetenzen“ berichteten 65 % von einer besseren Vater-Kind-Beziehung nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 (73 % der Väter, die Vollzeit zu Hause sind). 48 % fühlten sich nach dem Lockdown in ihrer Elternrolle als kompetenter, nur 8 % fühlten sich weniger kompetent. 42 % fühlten sich besser in der Lage, Ruhe zu bewahren und ihre Wut auf ihre Kinder zu kontrollieren. Eine kleine, aber signifikante Minderheit (14 %) war dazu weniger in der Lage.
Hinsichtlich des Verständnisses für die Kinder gaben 51 % an, ihre Kinder besser zu verstehen, und 64 % fühlten sich ihnen nach dem Lockdown emotional näher. Fast alle anderen berichteten von keiner Veränderung. Nur 2 bis 3 % berichteten von einer Verschlechterung.
Bezüglich der mentalen Gesundheit, dem sog. „Mental Health“, zeigte sich folgendes Bild. Väter, die von einer besseren Vater-Kind-Beziehung berichteten, äußerten mit größerer Wahrscheinlichkeit auch ein besseren psychischen Wohlbefinden. Die meisten gaben an, dass sich ihr eigenes Wohlbefinden (und das ihrer Partnerin) während der Abriegelung verbessert (20 %) oder nicht verändert hat (40 %). Eine Verschlechterung wurde von 40 % berichtet. Dies steht in Verbindung mit befürchteten oder tatsächlichen Arbeitsplatz- und Einkommensverlusten.
Diese Väter benötigen passende und niedrigschwellige Beratungsangebote, und zwar eine Beratung, so Eberhard Schäfer, „die ihrem Anliegen gerecht wird. Das heißt, bei dem Berater oder bei der Beraterin muss ein Verständnis dafür da sein, dass dieser Mann oder dieser Vater in einer Krise ist. Und dass er entsprechend eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner braucht, der zuhören kann und will. Der ein offenes Ohr hat. Der verständnisbereit ist. Und der schnell aus seiner professionellen Haltung heraus einordnen kann, um was es dem Vater geht und für was er jetzt welche Art von Rat oder Unterstützung oder Gespräch braucht.“
Das klingt banal, in der Realität finden Väter derartige Angebote nicht immer.
Take Aways für Väter
holen Sie sich rechtzeitig Unterstützung und nehmen Beratung in Anspruch. Je länger sie damit warten, umso langwieriger wird der Lösungsweg.
zu einer Beziehungskrise gehören immer zwei Seiten und bei einem Streit vor Gericht gibt es in der Regel mehrere Verlierer. Nehmen Sie gerade in Konfliktsituationen außergerichtliche, mediative Angebote in Anspruch und behalten ihre Verantwortung als Vater für Ihr Kind/ Ihre Kinder im Blick
spezifische Beratungsangebote können Sie in Ihrer Region unter maennerberatungsnetz.de finden
in NRW finden Sie auf der Webseite echte-maenner-reden.de ausgebildete Männerberater, die Sie in den unterschiedlichen Krisensituationen, auch als Opfer von Gewalt beraten
Anregungen für Familien – Beratungsstellen
überprüfen Sie, inwieweit sich Ihr öffentlicher Auftritt, Webseite, Flyer, etc. auch ausdrücklich an Männer und Väter richtet und die Angebote niedrigschwellig zugänglich sind
sind die Mitarbeitenden darauf vorbereitet, Väter in Krisensituationen spezifisch zu beraten?
können Sie ratsuchenden Männern und Vätern die Auswahl eine Beraters bzw. einer Beraterin ermöglichen?
beziehen Sie bei einer Trennungsberatung den jeweiligen Partner bzw. die Partnerin mit ein?
[iii] Burgess, A. & Goldman, R. (2021) Lockdown Fathers: the untold story (executive summary). Contemporary Fathers in the UK series. London: Fatherhood Institute; S. 3f
Eberhard Schäfer, Leiter des
Papaladens in Berlin, Systemischer Berater und Therapeut und Diplom Politologe
äußert sich zu Beratungsangeboten für Väter in einer Krisensituation
Welche Beratung brauchen Väter in einer
Krisensituation?
Väter brauchen in einer Krisensituation eine Beratung, sage ich jetzt erst mal so banal, die ihrem Anliegen gerecht wird. Das heißt, bei dem Berater oder bei der Beraterin muss ein Verständnis dafür da sein, dass dieser Mann oder dieser Vater in einer Krise ist. Und dass er entsprechend eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner braucht, der zuhören kann und will. Der ein offenes Ohr hat. Der verständnisbereit ist. Und der schnell aus seiner professionellen Haltung heraus einordnen kann, um was es dem Vater geht und für was er jetzt welche Art von Rat oder Unterstützung oder Gespräch braucht.
Welche Art von Beratung braucht ein Mann oder
Vater? Diese Beratung oder diese Beratungsstelle, diese Beratungseinrichtung
muss für den Beratungssuchenden erreichbar sein, sichtbar sein. Und das sagen
wir ja oft, dass wenn bei Beratungseinrichtungen globale Etiketten dranhängen,
wie Erziehungs- und Familienberatung oder Elternberatung oder Lebensberatung,
dass sich aus irgendwelchen Gründen Männer oder Väter da häufig nicht so
angesprochen fühlen.
Wo Familie draufsteht, denken dann viele, da
sind die Männer nicht so mit drin. Das heißt, ich plädiere seit vielen Jahren
dafür, dass wenn man Männer oder Väter erreichen will, dann soll man das auch
auf den Namen mit draufschreiben. Dann ist es ja eigentlich nicht mehr
missverständlich, wenn da Beratung für Männer oder Beratung für Väter draufsteht,
dass sich dann der Vater da auch hinwenden kann.
Wie sieht die Beratungslandschaft aus, auf die
Väter treffen?
Bei so einer Frage, muss ich mich entscheiden,
spreche ich auf eigene Rechnung oder als Lobbyist. Ja natürlich brauchen wir
mehr Beratungsstellen. Es gibt nicht genug Beratung, das kann man immer sagen.
Und gerade mit neuen oder neuartigen Herausforderungen, in denen Eltern und
Väter sich befinden, wie, nicht verheiratete Paare haben Kinder, wie steht es
da mit der formalen und auch mit der juristischen Situation? Oder, mehr und
mehr Patchwork-Konstellationen. Wie komplex und kompliziert gestalten sich
Familienbeziehungen in Patchwork-Konstellationen? Oder Konzepte von gemeinsam
getrennt erziehen, also ein Elternpaar hat sich getrennt und es gibt auf beiden
Seiten relevant viele Zeitanteile, in denen sich die Eltern um die Kinder
kümmern.
Also dass Väter oder Männer mit all diesen
Hintergründen in Beratungseinrichtungen Ansprechpartner und
Ansprechpartnerinnen finden, die ein Bewusstsein davon haben, dass es diese
Situationen gibt. Und da sage ich, auch mit meinem Erfahrungshintergrund, das
finden viele Väter, die sich allgemein an Beratungseinrichtungen wenden, nicht
immer. Also wenn ich mit Vätern spreche, wenn ich Väter berate, dann höre ich
häufig so im ersten, zweiten, dritten Satz: Naja, als ich das Jugendamt
angerufen habe, da hat man mir gesagt, „mit Ihnen als Vater kann ich gar nicht
sprechen“.
Oder wenn er dann doch mit jemandem sprechen
konnte, dann bekamen Sie zu hören: „Für Sie als Vater kommt es in erster Linie
darauf an, dass Sie pünktlich und verlässlich Ihren Unterhalt zahlen können.“
Aber was mit der Beziehung zu den Kindern ist zweitrangig. Und wenn ein Vater
sowas einmal oder mehrmals gehört hat, dann denkt er eben, ich finde hier nicht
die richtigen Ansprechpartner. Und so geraten dann manche über ein paar Ecken
an uns.
Also das heißt, mit anderen Worten, ich glaube,
in der Beratungslandschaft sollte noch mehr Bewusstsein und Kenntnis vorhanden
sein, wie komplex Eltern- und Trennungssituationen heutzutage sein können. Und
dass Väter ein reales Interesse haben, eine gute Beziehung zu ihren Kindern zu
haben und nach einer Trennung zu erhalten. Das ist nicht immer so präsent wie
es sein sollte. Es ist wichtig dass Väter sich auch ernst genommen fühlen.
Was muss passieren, damit es passende Angebote
für Väter gibt?
Na, auch hier, große Organisationen, die
Beratungen, Beratungseinrichtungen tragen, die sollten mehr Bewusstsein dafür entwickeln,
dass es spezifische Anliegen von Vätern gibt, und viele davon. Politische
Institutionen und Akteure sollten das auch wissen. Ich kann jetzt auch mal
schützend eigentlich sagen, gegenüber großen Organisationen, wie zum Beispiel Paritätischen
Wohlfahrtsverband, da gibt es durchaus ein Bewusstsein dafür, es fehlt noch ein
stückweit an der Umsetzung.
Aber dass die nicht so eine Haltung haben, wie
vor zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren. Mütter sind in erster Linie für Kinder
zuständig und Väter haben allenfalls Unterhalt zu bezahlen. Also so schlimm ist
es auch nicht, Was man vielleicht, also so hier einen schnellen Einwurf zu
machen und zu sagen, das und das müsste es geben, das kann ich nicht tun.
Aber ich finde, dass Menschen, die mit
Beratung und Institutionen zu tun haben, sich gründlich mit befassen sollten,
Klammer auf, das wird auf der Ebene der Arbeitsgemeinschaft der
Familienverbände in Deutschland und auf europäischer Ebene ein stückweit getan,
Klammer zu, ist, was können wir eigentlich tun, damit Eltern in
Trennungssituationen nicht gleich an den Rechtsweg denken? Oder nicht gleich
daran denken, dass der Rechtsweg die einzige Möglichkeit ist, hier irgendwas zu
klären oder zu lösen.
Also wir haben uns getrennt, oder wir wollen
uns scheiden lassen und wir wollen unsere Interessen sichern und um die zu
sichern, gehen wir zu einem Anwalt. Also dass diese Schnellschlüsse sozusagen,
nicht mehr ganz so schnell sind. Ich wünsche mir, dass Paare, die sich trennen,
oder Väter oder Mütter, die sich trennen, überlegen, wie können wir denn beide
eine gute Beziehung zu unseren Kindern weiterführen und erhalten und was müssen
wir dafür tun, wo gibt es hier die adäquate Beratung für uns?
Dass dieser Schritt zuerst gemacht wird, bevor man an den Rechtsweg denkt. In so vielen Beratungen, die ich führe, war der Rechtsweg zu einem Ende gekommen, zu einem unguten Ende, zu einem teuren Ende, zu einem für alle unbefriedigenden Ende. Zwei Jahre ist man diese Rechtswegschiene gegangen und hatte ein, zwei Prozesse und man ist mit den Ergebnissen überhaupt nicht zufrieden und dann geht man in die Beratung. Aber dann ist das Kind aber tief, tief in den Brunnen gefallen und dann ist ein Beratungsanfang überhaupt nicht so vielversprechend, wie wenn der ganze Schlamassel vorher nicht gewesen wäre.
Viele Väter übernehmen während der Corona-Pandemie gemeinsam
mit der Mutter die zusätzliche Betreuung der Kinder. 44 % übernehmen in der
Krise mindestens die Hälfte der Kinderbetreuung. Das sind 5 Prozentpunkte mehr
als vor der Pandemie.
Die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie führten
daher in vielen Familien dazu, dass die Aufgabenteilung zwischen den
Elternteilen partnerschaftlicher wurde. Immerhin 19 % der Eltern geben an, dass
sie sich die Kinderbetreuung nun gleicher aufteilen. Bei 60 % der Eltern blieb
die Aufteilung trotz der Pandemie insgesamt gleich. 21 % gaben allerdings an,
dass die Aufgabenteilung insgesamt ungleicher wurde.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch nach der
Corona-Pandemie viele Familien dieses „neue“, partnerschaftliche Modell
beibehalten werden. Immerhin 44 % der Eltern, bei denen sich die Aufteilung der
Kinderbetreuung hin zu einer partnerschaftlichen Aufgabenteilung entwickelt
hat, wollen diese Aufteilung auch nach der Pandemie beibehalten. 43 % der Väter
haben ihren Arbeitgebenden darauf angesprochen, dass sie wegen der Kinderbetreuung
an ihren Arbeitszeiten, ihrer Arbeitsweise oder ihrem Arbeitsort etwas verändern
möchten. Damit haben sie seltener das Gespräch gesucht als die Mütter.
Interessant ist, dass die Väter, die nicht mit ihren
Arbeitgebern sprachen, dies fast nie mit einer negativen Reaktion seitens der
Arbeitgebenden begründen. Nur 7 % geben an, dass sie davon ausgingen, dass der
Arbeitgebenden kein Verständnis für sie haben würde.
Grundsätzlich haben die Kontaktbeschränkungen auch indirekt
dazu beigetragen, dass Väter und Mütter Betreuungsprobleme anders lösen können.
Knapp jeder dritte Vater arbeitet seit dem Inkrafttreten der
Kontaktbeschränkungen mehr von zu Hause. 16 % geben an, dass sie zu anderen
Zeiten arbeiten als vorher.
Unternehmen sprechen sich mehrheitlich gegen eine Retraditionalisierung
der Elternrollen aus und damit für aktive Väter, die mit der Mutter gemeinsam
die Kinderbetreuung übernehmen. 78 % stimmen der Aussage (eher) zu, dass in der
Krise deutlich wird, wie wichtig es ist, dass sich Väter an der Kinderbetreuung
beteiligen, damit nicht nur Mütter ihre Arbeitszeiten reduzieren.
Interessant ist, dass dabei keine relevanten Unterschiede
zwischen den Branchen deutlich werden: Sowohl die Mehrheit der Unternehmen aus
eher männer-dominierten Branchen als auch Unternehmen mit hohen Frauenanteilen
geben an, aktive Vaterschaft zu unterstützen. Ebenso lehnt auch
branchenübergreifend eine breite Mehrheit ab, dass Väter in der Krise auf die
Elternzeit verzichten.
Erklärung der LAG Väterarbeit in NRW zum Vatertag am 21. Mai
2020
In dem Maße, wie sich die Situation in den Krankenhäusern
angesichts der sinkenden Zahl der an Covid-19 Erkrankten entspannt, werden die gesellschaftlichen
Konsequenzen der ergriffenen Maßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung von
Corona sichtbar. Während für Unternehmen und Arbeitsplätze verschiedene
Schutzschirme geöffnet worden sind, warten Väter und Mütter, Kinder und
Jugendliche noch immer auf Unterstützung und klare Perspektiven für die
nächsten Wochen und Monate.
Jede Krise wirkt wie ein Brennglas für bestehende Probleme. So ist es auch mit Corona: Es wird deutlich, dass wir von dem Wunsch der meisten jungen Väter und Mütter, sich Erwerbs- und Familienarbeit partnerschaftlich aufzuteilen, noch weit entfernt sind. 2018 arbeiteten in den alten Bundesländern 18% der Mütter mit Kindern unter sechs Jahren in Vollzeit, 58% in Teilzeit und 24% waren voll und ganz für ihre Kinder da. Demgegenüber arbeiteten über 90% der Väter in Vollzeit. Die jetzt von vielen befürchtete ‚Retraditionalisierung‘ fällt auf einen ‚fruchtbaren Boden‘.
Aber auch wenn Frauen zuhause einen großen Teil der Care-Arbeiten übernehmen, Kinder betreuen und beschulen, engagieren sich Väter seit dem Lockdown und der Schließung der Schulen und Kindertagesstätten verstärkt in Familie und mit ihren Kindern. Dazu erklärt Hans-Georg Nelles, Vorsitzender der LAG: „Väter, die in Kurzarbeit sind und deren Frauen in den sogenannten systemrelevanten Berufen arbeiten, im Einzelhandel, in der Pflege oder im Krankenhaus, übernehmen selbstverständlich Beschulung und Betreuung ihrer Kinder sowie die Aufgaben im Haushalt. Dass dies die vollzeitbeschäftigten Väter – sei es im Homeoffice oder an der Werkbank – nicht im gleichen Maße machen können, liegt auf der Hand. Doch auch diese Väter engagieren sich bis zur Belastungsgrenze und häufig darüber hinaus in und für ihre Familien.“
Damit dies gelingen kann, brauchen die Väter Unterstützung und Beratung, vor allem aber Austauschmöglichkeiten mit anderen Vätern. Ein Mitglied der LAG, der Verein ‚Väter in Köln e.V.‘ hat schon vor Corona eine WhatsApp Gruppe eingerichtet, in der sich Väter austauschen und gegenseitig unterstützen. In Zeiten geschlossener Familienbildungs- und Beratungseinrichtungen kommt diesen digitalen Möglichkeiten eine steigende Bedeutung zu.
Vor allem aber gilt es, Väter in ihren unterschiedlichen
Lebenslagen in den Blick zu nehmen und sichtbar zu machen. Den getrenntlebenden
Vater, der sein Kind im Wechselmodell betreut und dazu jede zweite Woche
täglich 16 Stunden arbeitet um in der anderen für seine Tochter da sein zu
können. Die Väter, die in beengten Wohnverhältnissen, Homeoffice und -schooling
am Küchentisch erledigen sollen. Und auch die Väter, die sich an ihren
Arbeitsplätzen Sorgen um ihre Gesundheit machen und sich nach 10 Stunden
Erwerbsarbeit zuhause ihren Kindern widmen.
Das bedeutet für alle Väter einen ungeheuren Zeit- und Kraftaufwand und die LAG Väterarbeit fordert Politik und Arbeitgebende dazu auf, Väter und ihre Familien dabei nicht im Stich zu lassen. „Eine deutliche Entlastung würde es bringen, wenn Väter (und Mütter) zum Beispiel im Rahmen einer Familienarbeitszeit ihre Erwerbsarbeitszeiten auf 32 Stunden pro Woche reduzieren könnten und die Verdienstdifferenzen durch ein entsprechendes ‚Kurzarbeitergeld‘ ausgeglichen würden,“ erklärt Nelles. Und „wenn Arbeitgebende Beschäftigte ins Homeoffice schicken, dürfen sie nicht erwarten, dass die Arbeiten in den üblichen Arbeitszeiten erledigt werden. Väter benötigen Freiräume für ihr familiäres Engagement.“ Vor allem aber brauchen sie Perspektiven für die Öffnung der Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen.
Den Vatertag am kommenden Donnerstag werden die LAG und ihre Mitgliedsverbände nutzen, um auf das vielfältige Engagement von Vätern hinzuweisen und Väter gemeinsam mit ihren Kindern sichtbar zu machen. Dies geschieht in den sozialen Medien unter #CoronaVäter und an den Orten, wo sich Väter mit ihren Kindern aufhalten: Auf Spielplätzen, in der freien Natur und an allen anderen Plätzen.
Die LAG Väterarbeit ist vor vier Jahren angetreten, Vätern Wege in die Familie zu ebnen und ihnen eine gute Beziehung zu ihren Kindern zu ermöglichen. Vatersein ist eine Bereicherung im Leben und die 25 in der LAG vertretenen Organisationen und Vereine setzen sich dafür ein, dass alle Geschlechter gleichberechtigt im Fokus der politischen und gesellschaftlichen Gestaltung stehen. Durch ihr Handeln unterstützen sie Väter, unabhängig von ihren ethnisch-kulturellen Zugehörigkeiten, von Hautfarbe, Alter, sexueller Orientierung, sozialer Lage und/oder körperlicher bzw. geistiger Beeinträchtigung/Fähigkeit in ihren jeweiligen Entwicklungen von Identitäten und Lebensentwürfen.
während der Corona-Krise, die viele neuen existenziellen
Herausforderungen mit sich bringt, stehen momentan Frauen und Mütter im Fokus
der öffentlichen Wahrnehmung. Ein Grund dafür ist sicher auch, dass
insbesondere die Lage von Allein- und Getrennterziehenden dramatisch ist,
Frauen und Mütter sich schon seit langem am gesellschaftlichen Diskurs
beteiligen, besser organisiert sind und sich bemerkbar machen können.
Die Positionen pendeln in etwa zwischen „Wir werden von den
Männern (und der Politik) im Stich gelassen.“, „Zum Glück bin ich als Mutter zu
Hause und kann mich um alles kümmern.“ oder gar „Die absehbare
Retraditionalisierung nimmt den Frauen die Würde“, wie es Frau Allmendinger
formuliert.
Doch wie geht es eigentlich den Vätern? Bevor sie völlig aus
der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden, möchte die LAG Väterarbeit in NRW dazu
einen Lagebericht bzw. ein Positionspapier verfassen und Veröffentlichen. Dazu
brauchen wir Ihre Mithilfe.
Wie nehmen Sie Väter momentan wahr?
Wie halten Sie Kontakt zu ihnen?
Vor welchen Herausforderungen stehen Väter und
wie meistern sie diese?
Was stellen Sie Bezug auf die Erwerbsarbeit
(Homeoffice), die Kinderbetreuung und Home Schooling fest?
Welche Rollenmodelle bewähren sich gerade eher?
Welche Veränderungen nehmen Sie bei Vätern wahr?
Welche (neuen/ zusätzlichen Bedarfe von Vätern
erkennen Sie?
Was sollten Öffentlichkeit und Politik über Väter
jetzt erfahren?
Die vielen Informationen über den Coronavirus und die Covid19-Erkrankungen belasten nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder. Sie sind von den vielen Expertenmeinungen und anderen Medieninformationen ziemlich überfordert. Eltern, Erzieher*innen und Lehrer*innen sind gefordert, Kindern die Ängste zu nehmen und Informationen altersgerecht aufzubereiten. Eine echte Herausforderung!
Da kommt das Kinderbuch „Coronavirus – Ein Buch für Kinder“
gerade recht, das der englische Verlag Nosy Crow entwickelt hat und vom Beltz&Gelberg Verlag übersetzt wurde. Die tollen
Illustrationen stammen von Axel Scheffler, vielen sicher als der
Grüffelo-Schöpfer bekannt.
Beltz & Gelberg schreibt über das Projekt: „Das
Coronavirus hat auch den Alltag von Kindern durcheinandergewirbelt und
vieles auf den Kopf gestellt. Doch was ist das neuartige Coronavirus
eigentlich? Was passiert, wenn jemand an Covid19 erkrankt? Und wie kann ich
mich und meine Familie vor einer Ansteckung schützen? Diese Fragen
interessieren Kinder genauso wie Erwachsene. Der englische Verlag Nosy Crow hat
zusammen mit Prof. Graham Medley von der London School of Hygiene &
Tropical Medicine sowie Lehrer*innen und Kinderpsycholog*innen ein
Informationsbuch für Kinder entwickelt, das genau diese Fragen beantwortet. In
verständlichen Texten – und mit vielen Illustrationen von Axel Scheffler –
erklärt es Kindern ab 5 Jahren alles rund um das Virus und seine Folgen.“
Das Buch wird von allen Beteiligten kostenfrei zum Download als PDF zur Verfügung gestellt, damit möglichst viele Menschen Zugang dazu erhalten.