… aktuelle Informationen und Termine zur
Arbeit mit Vätern
Das neue Jahr ist schon fast drei Monate alt,
Ostern und die Zeitumstellung stehen an und die freien Tage können Sie
hoffentlich zum Durchatmen nutzen.
Dass dies dringend notwendig ist, zeigt eine
Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Demnach fühlen sich
aktuell 62 Prozent der Eltern mit minderjährigen Kindern häufig oder sogar sehr
häufig gestresst. Genau zwei Drittel sagen darüber hinaus, der Stress habe in
den vergangenen ein bis zwei Jahren zugenommen.
Eine weitere Folge dieser Entwicklung ist, dass die Geburtenrate von 1,57
Kindern pro Frau im Jahr 2021 auf rund 1,36 im Herbst 2023 gefallen ist. Auch
diese Entwicklung wird mit der Fülle an Krisen und der damit einhergehenden
Verunsicherungen erklärt.
Mit Blick auf Väter beunruhigt uns eine weitere Krise besonders: Im Januar
berichtete die Financial Times, dass Männer zunehmend konservativer wählen. Sie
erleben die Fortschritte in Sachen Geschlechtergerechtigkeit nicht als Chance
und Gewinn für sich, sondern offensichtlich zunehmend als Bedrohung. Dies war
für uns Anlass in der gerade abgeschlossenen Kurzbefragung nach Hintergründen
zu fragen.
Väterperspektiven
auf Gleichstellung und Familienpolitik
Beim
nächsten Werkstattgespräch am 11. April, um 15:30 Uhr, werden die Ergebnisse
der Kurzbefragung zu dem Blick von Vätern auf Gleichstellungs- und
Familienpolitik vorstellen.
Der Vorsitzende der LAG-Väterarbeit Hans-Georg Nelles wird gemeinsam mit
Dietmar Fleischer, der im Gleichstellungsbüro der Stadt Essen die Männer- und
Väterbelange vertritt, diese in aktuelle politische Auseinandersetzungen wie
zum Beispiel die ‚Vaterschaftsfreistellung‘ aka Familienstartzeit aber auch in
die Diskussionen um Unterhalts- und Kindschaftsrecht einordnen.
Dabei werden auch andere aktuelle Befragungen wie die von Plan International aus dem Sommer 2023 und Studien wie die vom Bundesforum Männer einbezogen.
Bitte merken Sie den Termin vor oder melden sich jetzt schon hier an.
Familienstartzeit
Die politische Diskussion um die
‚Vaterschaftsfreistellung‘ entwickelt sich zu einer unendlichen Geschichte. Der
Referentenentwurf befindet sich seit über einem Jahr in der Ressortabstimmung.
Um so mehr freuen wir uns darüber, dass Unternehmen von sich aus die Initiative
ergreifen und ihren Beschäftigten diese wichtige Zeit mit den Kindern
ermöglichen.
Gerade hat die Funke Medien Gruppe angekündigt, allen Partner*innen von Müttern
innerhalb der ersten 6 Wochen nach der Geburt 10 Tage Familienstartzeit zu bezahlen.
Zu Beginn des Jahres war Henkel mit dem Angebot von acht Wochen bezahlter
Freistellung ‚vorgeprescht‘. Bei der Lokalzeit des WDR am 25. Januar konnten wir die positiven Wirkungen dieses
Vorhabens erläutern.
Etwa eine Million Kinder in Deutschland haben keinen Umgang mit ihren Vätern oder Müttern, weil der andere Elternteil dies nicht zulässt. Der Film erzählt vom Schicksal der Eltern, die nach der Trennung von Partnerin oder Partner ihre Kinder gar nicht oder nur sehr selten sehen dürfen. Sie wurden aus dem Leben der Kinder gestoßen – trotz eines gemeinsamen Sorgerechts. Eine existenzielle Lebenskrise, vor der die Betroffenen fassungslos und ohnmächtig stehen. Die Geschichten aus dem Jahr 2012 haben nichts an Aktualität eingebüßt. Die Eltern stehen exemplarisch für viele Tausende heute.
Am Ende kommt des Beitrags kommt eine
Mutter zu Wort, die selbst entfremdet hat und ihren Fehler, der auf verletzten
Gefühlen basierte, einsieht.
Väter sind unglaublich flexibel sind, wenn es darum geht,
was sie für ihre Familien leisten können und den Anforderungen der jeweiligen
Situation gerecht werden zu können.
Dr. Mairi Macleod, Evolutionsbiologin, Wissenschaftsautorin
und Beraterin, hat bei einem DADx-Sitzung des Fathers Network Scotland erklärt,
warum Männer biologisch so angepasst sind, dass sie, wenn die Bedingungen
stimmen, zupackende Väter sind, und auch danach zu fragen:
Wie können wir die Praxis am Arbeitsplatz
ändern, damit Väter Väter sein können?
Was sind die Vorteile für Arbeitgeber, Väter und
die ganze Familie?
Und wie könnte die globale Pandemie dazu
beitragen, die Dinge in Zukunft zum Besseren zu wenden?
Dr. Macleod leistet Pionierarbeit, wenn es darum geht, gewachsene Motivationen zu verstehen und aufzuzeigen, wie wir unser Umfeld, unsere Gewohnheiten und unsere Einstellungen so verändern können, dass sie unseren Bedürfnissen in der modernen Welt besser entsprechen.
… lautete vor 10 Jahren der Titel eines Manifests,
mit dem sich 23 Wissenschaftler*innen an die Öffentlichkeit gewandt
haben. Sie sahen den Zusammenhalt der Gesellschaft, der über
wechselseitige Sorge gewährleistet wird, gefährdet. „Care in allen
Facetten ist in einer umfassenden Krise. Hierzu gehören unverzichtbare
Tätigkeiten wie Fürsorge, Erziehung, Pflege und Unterstützung, bezahlt
und unbezahlt, in Einrichtungen und in privaten Lebenszusammenhängen,
bezogen auf Gesundheit, Erziehung, Betreuung u.v.m. – kurz: die Sorge
für andere, für das Gemeinwohl und als Basis die Sorge für sich selbst,
Tag für Tag und in den Wechselfällen des Lebens. Care ist Zuwendung und
Mitgefühl ebenso wie Mühe und Last. Gleichwohl ist Care keine
Privatangelegenheit, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe. …“
Ihrer Auffassung nach hat sich die Gesellschaft seit den 1970er
Jahren hin zur flexibilisierten und globalisierten Dienstleistungs- und
Wissensgesellschaft verändert. Die Organisation und Zuweisung von
Care-Aufgaben spiegeln jedoch noch ihre historische Entstehung während
der Industrialisierung im 19. Jahrhundert.
Care wurde Frauen zugewiesen, abgewertet als ihre scheinbar
natürliche Aufgabe, unsichtbar gemacht im privaten Raum der Familie oder
unterfinanziert und semi-professionalisiert im sozialen Bereich
organisiert.
Erschwerend komme hinzu, dass die Care-Krise, die von der aktuellen
neoliberalen Politik verschärft wird, immer nur an einzelnen Stellen
aufscheint: wenn Frauen und Männer versuchen, individuell und oft mit
großer Anstrengung, strukturelle gesellschaftliche Probleme zu
bewältigen.
Die Autorinnen des Manifests forderten dazu auf, alternative
Care-Modelle zu entwickeln und gesellschaftlich-politische
Veränderungsprozesse anzustoßen, die sich an umfassenden Vorstellungen
von Gerechtigkeit und einem guten Leben orientieren: „Hierfür müssen
Politik, Unternehmen und Verbände – auch in transnationaler Perspektive –
anfangen, Care-Bedarfe als grundlegende gesellschaftliche Aufgabe im
Zusammenhang wahrzunehmen, statt Einzellösungen zu entwickeln. Denn über
Care wird zwar vielerorts geredet, aber die Diskussionen nehmen bislang
weder disziplinär noch politisch oder normativ aufeinander Bezug.“
Es ging für sie auch darum, „Fürsorglichkeit und Beziehungsarbeit neu
bewerten, unabhängig von traditionellen Geschlechterbildern. Im Zentrum
einer fürsorglichen Praxis steht privat wie professionell die
Beziehungsqualität. Menschen sind aufeinander angewiesen und brauchen
persönliche Beziehungen. Care stiftet damit individuelle Identität und
schafft gemeinschaftlichen Zusammenhalt.“
Ihr Fazit: „Wir brauchen eine neue gesellschaftliche Kultur, in der
die Sorge für sich und andere einen eigenständigen Stellenwert bekommt,
unabhängig davon, ob eigene Kinder oder Eltern zu versorgen sind. Wir
brauchen neue Wege der Bereitstellung, Anerkennung, Aufwertung und
Bezahlung wie auch der gesellschaftlichen Organisation von Care-Arbeit
auf lokaler, nationaler und transnationaler Ebene.“ Das ist vor 10
Jahren formuliert worden.
Morgen, am 1. März ist der ‚Equal Care Day‘. Dieser wird seit 2020
von dem gemeinnützigen Vereins klische*esc e.V. durchgeführt. Der Tag
soll „kein Anlass für Blumen- und Pralinen-Geschenke, sondern eine
Initiative sein, die den Druck kontinuierlich hochhält und dafür sorgt,
dass das Thema ‘Equal Care’ nicht mehr aus der politischen Debatte
verdrängt werden kann.“
Im Rahmen des ersten ‚Equal-Care-Day‘ am 29. Februar 2020 ist ebenfalls ein Manifest entstanden. Dort heißt es unter anderem:
„Wir alle sind in unserem Lebensverlauf auf die fürsorgliche Zuwendung
und Versorgung anderer angewiesen: Das gilt für Neugeborene ebenso wie
für Kinder im Vor- und Grundschulalter, aber auch als junge Erwachsene,
als Berufstätige, bei Krankheit oder Behinderung und schließlich als
ältere Menschen profitieren wir im Alltag immer wieder von der
Care-Arbeit anderer; Gesundheit, Wohlbefinden, Lebensqualität und
gesellschaftliches Miteinander hängen davon ab.
Diese Care-Arbeiten und die Mental Load werden vor allem von Frauen
und Mädchen getragen – unbezahlt oder unterbezahlt. Dadurch bleibt ihnen
weniger, manchmal gar keine Zeit für Erwerbsarbeit, zur Aus- und
Fortbildung, und sie verfügen deshalb über weniger oder kein eigenes
Einkommen. Weltweit übernehmen Frauen täglich mehr als 12 Milliarden
Stunden unbezahlte Sorgearbeit. … Würden diese auch nur mit dem
Mindestlohn bezahlt, würde … das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands um
circa ein Drittel höher ausfallen, als in den bisherigen
Gesamtrechnungen ausgewiesen wird. Aber private Care-Arbeit spielt für
diese ökonomische Kennziffer, die als ‚Wohlstandsmaß’ einer Nation gilt,
keine Rolle, dabei ist sie das Fundament jeglichen Wirtschaftens.“
Im weiteren Verlauf des Manifests geht es um die individuelle
Verteilung der Care-Aufgaben, die Beseitigung des ‚Mental Load‘. Die
Bundesregierung wird im letzten Abschnitt aufgefordert, passende
gesetzliche Rahmenbedingungen herzustellen und „sich weltweit für die
ideelle und finanzielle Anerkennung und eine faire Verteilung von
Sorgearbeit stark zu machen.“
Diese Einengung der 2013 manifestierten umfassenden Care-Krise auf
die traditionelle geschlechtsspezifische Arbeitsteilung wird von dem im
Juli 2020 haben gegründeten zivilgesellschaftliche Bündnis „Sorgearbeit fair teilen“ noch weiter zugespitzt.
„Die ökonomischen und sozialen Folgen dieser traditionellen
Arbeitsteilung sind schwerwiegend: Frauen gehen sehr viel häufiger
Teilzeitbeschäftigungen nach und ihre Einkommen sind oft deutlich
niedriger als die von Männern. Die beruflichen Entwicklungsperspektiven
von Frauen sind entsprechend vielfach begrenzt und bei Trennung oder im
Alter sind sie finanziell nicht ausreichend abgesichert. Männern fällt
noch immer überwiegend die Rolle des Familienernährers zu. So fehlt
ihnen neben der Erwerbstätigkeit oftmals die Zeit, Sorge- und Hausarbeit
zu übernehmen. Diese Arbeitsteilung entspricht allerdings nicht mehr
den Lebensvorstellungen vieler heterosexueller Paare. Viele Frauen und
Männer wollen sowohl Sorgearbeit und Sorgeverantwortung übernehmen als
auch den eigenen Lebensunterhalt verdienen können.“
Das Bündnis befindet sich in Trägerschaft des Deutschen Frauenrats
und die Geschäftsstelle wird vom BMFSFJ finanziert. Das Ziel des
Bündnisses ist es, „dass Geschlechterstereotype abgebaut und
Rahmenbedingungen geschaffen werden, die allen Menschen die gleichen
Verwirklichungschancen und die Vereinbarkeit von Sorge- und
Erwerbsarbeit über den gesamten Lebensverlauf hinweg ermöglichen.“
Die Forderungen wie „Ausweitung der individuellen, nicht
übertragbaren Elterngeldmonate auf mindestens vier Monate“ und „10 Tage
Freistellung für Väter bzw. zweite Elternteile rund um die Geburt mit
vollem Lohnersatz“ gehen zwar schon über die im aktuellen
Koalitionsvertrag formulierten Vorhaben hinaus, sind aber allenfalls ein
erster Schritt dahin, „Care-Bedarfe als grundlegende gesellschaftliche
Aufgabe im Zusammenhang wahrzunehmen, statt Einzellösungen zu
entwickeln“, wie es 2013 gefordert wurde.
Die Corona Pandemie hat die Schwächen der Care Systeme schonungslos
offengelegt. Eine gesellschaftliche Kultur die Sorge für sich und andere
einen angemessenen Stellenwert zuweist, ist dennoch nicht in Sicht. Im
Gegenteil, vor dem Hintergrund, der durch den russischen Überfall
provozierten Energiekrise und der Inflation wird zwar einerseits das
Muster männlicher Vollzeittätigkeit als Haupthemmnis identifiziert, das
Väter an mehr Familienarbeit hindert. Andererseits aber kommuniziert,
dass Wirtschaft mehr ‚Bock auf (Erwerbs-) Arbeit‘ braucht und
diejenigen, die Arbeitszeiten reduzieren möchten, mit dem Vorwurf
konfrontiert, ‚Arbeit sei kein Ponyhof‘.
Care macht mehr Leben ins Männerleben. Aber dafür braucht es mehr strukturelle Veränderungen, vor allem auch bei den Arbeitszeiten. Ohne eine Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich ist eine geschlechtergerechte Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit nicht möglich. Don’t fix the (Wo)Men!
Knapp ein Viertel aller Eltern in Deutschland trennen sich –
jedes Jahr sind davon etwa 200.000 Minderjährige betroffen. Mehr als drei
Millionen Trennungskinder gibt es insgesamt.
Wie erleben Familien die Trennung und wie können Eltern und
Kinder sie gut bewältigen? Was können Eltern beachten, um das Wohl ihrer Kinder
im Blick zu behalten? Vier getrennte Familien zeigen, welche unterschiedlichen
Lösungen sie gefunden haben.
Der erste Teil der Doppelfolge widmet sich der Anfangsphase.
Wie sagt man den Kindern, dass die Eltern sich nicht mehr lieben? Wie gibt man
ihnen Halt, wenn die Familie zerbricht? Über mehrere Monate gewähren
Trennungsfamilien Einblicke in ihr Leben.
Jenny und Alex haben es drei Monate herausgezögert und ihren
vier Kindern dann im Sommerurlaub erzählt, dass sie sich trennen. Bea und
Benedikt wählten das gemeinsame Frühstück. Claudia und Safet stritten sich so
oft und so heftig, dass ihre beiden Söhne die Trennung quasi miterlebt haben.
Ähnlich lief es auch bei Michaela und ihrem Ex-Partner.
Wie wählt man den richtigen Zeitpunkt, es den Kindern zu
sagen und wie geht es danach weiter? Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes
ergründet, was Eltern beachten können. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
aus verschiedenen Fachbereichen geben konkrete Hilfestellungen, wie eine
Trennung zum Wohle aller und insbesondere mit Rücksicht auf die Kinder gelingen
kann.
Welche langfristigen Folgen die Trennung der Eltern auf das
zukünftige Leben der Kinder hat, erforschen Experten der Kinder- und
Jugendpsychiatrie an der Universität Leipzig. Verändert sich das Verhalten von
Kindern, die eine Trennung erleben? Unsere Trennungskinder machen den Test.
Ein Thema – zwei Formate: Während ZDFneo die Perspektive
aller Familienmitglieder beleuchtet, kommen in dem „PUR+ spezial: Meine
Eltern trennen sich“ vor allem die Kinder der Familien zu Wort. Das Format
von ZDFtivi für den KiKA bietet Reportagen und konkrete Tipps für Trennungskinder.
„Das
Väterberatungszentrum soll eine offene und niederschwellige Anlaufstelle
für Väter sein – auch für jene, die von klassischen Beratungsangeboten
nicht erreichbar sind – und damit das Wohl der Kinder fördern. Der
offene Ansatz als Treffpunkt und Kommunikationsort für Väter fördert
soziale Begegnungen von Vätern und deren Kindern. Der Ort des
Austausches und der Informationsvermittlung soll den Zugang zu Beratung
erleichtern und die Akzeptanz für pädagogische Angebote erhöhen.“
Ausschreibung der Stadt München für ein Väterberatungszentrum
Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl
Die LAG Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl am 15 Mai fünf
konkrete väterpolitische Forderungen aufgestellt und die im Landtag
vertretenen Parteien darum gebeten darzulegen, inwieweit eine Stimme für
Ihre Partei zu einer Umsetzung in den kommenden 5 Jahren beitragen
wird.
Die dritte Forderung lautet:
„Finanzierung von zunächst einer qualifizierten
Beratungseinrichtung für Väter je Regierungsbezirk. Dazu gehört auch,
dass entsprechende Fachkräfte weitergebildet und gefördert werden, um
vätersensibel beraten zu können.“
Die CDU hat dazu geantwortet:
Mit von uns seit 2017 initiierten Maßnahmen wie bspw.
Expertenworkshops, der Website vaeter.nrw oder auch der Förderung der
Fachstelle und der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW arbeiten
wir bereits daran, spezielle Angebote für Väter in Nordrhein-Westfalen
zu unterstützen, um den Anteil der Väter in Elternzeit zu erhöhen. In
der Datenbank „Angebote für Väter“ sind vielfältige Bildungs- und
Beratungsangebote in Nordrhein-Westfalen zusammengestellt und über eine
Suchfunktion abrufbar. Ergänzend wollen wir multiprofessionelle Teams
künftig nicht nur an Schulen, sondern auch in verantwortlichen
Expertengremien zur Qualitätssicherung von Unterricht, Aus- und
Fortbildung, um die bestehenden Angebote bedarfsorientiert ausbauen und
ergänzen zu können. In der Jugendhilfe muss es verpflichtende und
ständige Weiter- und Fortbildungsangebote für Fachkräfte geben, um für
vielfältige Beratungssituationen zu schulen.
Die FDP hat dazu geantwortet:
Den bestehenden Einrichtungen der Familienbildung und -beratung kommt
eine ganz besondere Bedeutung bei der Vermittlung von
Erziehungskompetenzen und der allgemeinen sowie anlassbezogenen Beratung
zu. Wir wollen diese Angebote darum weiter stärken, unter anderem auch
im Hinblick darauf, väter- und kultursensibel Beratung und Unterstützung
zu liefern. Ziel ist es, den Familien bedarfsgerecht, auf die
jeweiligen Erziehungsberechtigten ausgerichtete Beratung und
Unterstützung zukommen zu lassen.
Die Grünen haben dazu geantwortet:
NRW hat eine breit aufgestellte Beratungsinfrastruktur, die
verschiedenen Bedarfe in NRW abdeckt. Natürlich muss dabei auch
vätersensible Beratung angeboten werden. Hier werden wir die Bedarfe
prüfen und Entwicklungsmöglichkeiten mit bestehenden Beratungsangeboten
und ggf. darüber hinaus beraten.
Die SPD hat dazu geantwortet:
Wir wollen die Beratungsmöglichkeiten von Familien durch
Familienbüros insgesamt stärken. Dabei werden wir auch einen Fokus auf
Väter legen. Angebote werden wir in diesen Familienbüros gebündelt
präsentieren und Möglichkeiten der Vernetzung und Kooperation schaffen.
Die Stadt München hat eine Ausschreibung für ein Väterberatungszentrum veröffentlicht. In der Ausgangslage zu dem Vorhaben heißt es unter anderem:
Nach fachlicher Einschätzung des
Sozialreferates hat sich die Rolle von Vätern* in den letzten Jahren stark
verändert. Väter* fühlen sich vermehrt für die Familien- und Erziehungsbereiche
mitverantwortlich und nehmen diese auch wahr. Wissenschaftliche Erkenntnisse
der Väter- und Familienforschung zeigen auf, dass Väter* weiterhin für die
vorhandenen Bildungs- und Beratungsangebote für Eltern und Familien schwer zu
erreichen sind. Gleichzeitig hat die hohe Zahl von Trennungen weitreichende
Konsequenzen für Familien und kann Einfluss auf das Wohl der Kinder nehmen.
Durch die hohe Anzahl hochstrittiger Trennungen, in denen Väter* schwer für
Beratungseinrichtungen erreichbar sind, kommt es immer wieder zu
Kontaktabbrüchen zu ihren Kindern. Diese starken Trennungskonflikte schaden dem
Wohl des Kindes sehr.
Kinder und Familien profitieren
von aktiven und zugewandten Vätern*. Engagierte Vaterschaft nützt nicht nur den
Vätern* selbst, sondern auch den Kindern und Müttern*.
Gerade für diese Gruppe der
„neuen“ Väter* bedarf es Angeboten, die von ihnen akzeptiert werden und auf
ihre speziellen Bedürfnisse eingehen, sowohl nach Trennungssituationen als auch
im Erziehungsbereich oder bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der
Partnerschaft.
Um diesen entstandenen Bedarf
abzudecken und weiteren Entwicklungen zu begegnen, wurde mit Beschluss des
Kinder- und Jugendhilfeausschusses vom 04.02.2020 und der Vollversammlung des
Stadtrats vom 19.02.2020 (Sitzungsvorlage Nr. 14-20 / V 17079), sowie dem
Beschluss des Kinder- und Jugendhilfeausschusses vom 05.10.2021 und der
Vollversammlung des Stadtrats vom 20.10.2021 (Sitzungsvorlage Nr. 20-26 / V
04257) das Sozialreferat mit der Einrichtung eines Väterberatungszentrums als
Modellprojekt beauftragt.
Die Modellphase ist über vier Jahre von 2022 bis 2025 vorgesehen. Nach der Evaluation im Jahr 2024 wird das Ergebnis dem Stadtrat zur Entscheidung erneut vorgelegt.
… und Väter gestehen sich häufig eine Krise erst dann ein, wenn sie alleine absolut nicht mehr weiter wissen. Das war schon vor Corona eine ‚Binsenwahrheit‘ und die Pandemie hat auch an dieser Stelle offengelegt, was eh nicht mehr zu verbergen war.
„Väter können permanent in Krisen sein. Die Vereinbarkeit von etwas, was nicht vereinbar ist, kann zu Ernüchterung und Überforderung führen“, führt Vonnoh in seinem Impuls aus, und weiter, „wir haben eine Vorstellung davon, was okay ist und was nicht. Gleichzeitig nehmen wir uns nicht die Zeit, zu hinterfragen, was dahintersteckt. Wir müssen schauen, wie ein typischer Alltag von einem Vater aussieht. Wir meinen, wir haben keine Wahlmöglichkeiten. Aber wenn es mir selber nicht gut geht, funktioniere ich bestenfalls nur und es kommt bei den Kindern nichts wirklich an, sie fühlen sich nicht gehalten und sicher.“
Viele Väter ahnten nicht, welche Potenziale in ihnen stecken. Als Männer haben sie gelernt, Wünsche und Gefühle zu unterdrücken. Es fällt ihnen daher auch schwer, sich in die Partnerin oder die Kinder hineinzuversetzen. Ein Zugang zu den Emotionen ist aber wichtig, um echte Beziehungen zur Partnerin und sichere Bindungen zu den Kindern aufzubauen. Viele Männer haben auch Probleme damit, der Zeit mit den Kindern einen eigenen Wert zuzuschreiben, auch wenn man nur gemeinsam ‚abhängt‘. Es habe aber einen unschätzbaren Wert, sich als Vater ein paar Wochen, Monate oder vielleicht auch Jahre rauszunehmen, um die Kinder bestmöglich zu begleiten. Es muss für Männer spürbar werden, welche Bedeutung es hat, für die Kinder da zu sein.
Vor diesem Hintergrund hat Corona und die mehrfach verhängten Lockdowns, die unfreiwillige Kurzarbeit, das HomeOffice und Homeschooling mit den Kindern alleine zu Hause für viele Väter auf der individuellen Ebene neue Erfahrungen mit sich gebracht und kann auf der gesellschaftlichen als wirkmächtiges soziales ‚Experiment‘ betrachtet und ausgewertet werden. Es lohnt sich, an dieser Stelle genauer hinzuschauen und die Konsequenzen der Lockdowns für väterliches Engagement zu betrachten
Die umfangreichste Untersuchung dazu hat das Fatherhood Institute[i] aus London mit der Studie „Lockdown Fathers: The untold story“[ii] vorgelegt. Die Studie basiert auf einer landesweit repräsentativen Stichprobe von rund 2 000 Vätern, die im Frühjahr 2020 während des Lockdowns im Vereinigten Königreich befragt wurden. Sie zeigte, dass Väter aus Paarfamilien aller sozioökonomischen gesellschaftlichen Gruppen:
mehr Zeit mit ihren Kindern verbrachten (78 %),
mehr Zeit als üblich für die häusliche Erziehung und die Unterstützung bei den Hausaufgaben aufwandten (68 %),
sich nach dieser Erfahrung besser gerüstet fühlten, um das Lernen und die Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen (57 %; selbst unter benachteiligten Vätern lag der Anteil bei 50 %),
sowie 59 % mehr Zeit für Putzen, Wäsche waschen und Kochen aufbrachten. Und das, obwohl 27 % weiterhin Vollzeit außer Haus Erwerbsarbeit nachgingen und 86 % derjenigen, die während der Schließung noch arbeiteten, 30 und mehr Stunden pro Woche erwerbstätig arbeiteten. [iii]
Auch in anderen wichtigen Bereichen berichteten die Väter von überwiegend positiven Erfahrungen. Hinsichtlich der Anstiegs von „Väterkompetenzen“ berichteten 65 % von einer besseren Vater-Kind-Beziehung nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 (73 % der Väter, die Vollzeit zu Hause sind). 48 % fühlten sich nach dem Lockdown in ihrer Elternrolle als kompetenter, nur 8 % fühlten sich weniger kompetent. 42 % fühlten sich besser in der Lage, Ruhe zu bewahren und ihre Wut auf ihre Kinder zu kontrollieren. Eine kleine, aber signifikante Minderheit (14 %) war dazu weniger in der Lage.
Hinsichtlich des Verständnisses für die Kinder gaben 51 % an, ihre Kinder besser zu verstehen, und 64 % fühlten sich ihnen nach dem Lockdown emotional näher. Fast alle anderen berichteten von keiner Veränderung. Nur 2 bis 3 % berichteten von einer Verschlechterung.
Bezüglich der mentalen Gesundheit, dem sog. „Mental Health“, zeigte sich folgendes Bild. Väter, die von einer besseren Vater-Kind-Beziehung berichteten, äußerten mit größerer Wahrscheinlichkeit auch ein besseren psychischen Wohlbefinden. Die meisten gaben an, dass sich ihr eigenes Wohlbefinden (und das ihrer Partnerin) während der Abriegelung verbessert (20 %) oder nicht verändert hat (40 %). Eine Verschlechterung wurde von 40 % berichtet. Dies steht in Verbindung mit befürchteten oder tatsächlichen Arbeitsplatz- und Einkommensverlusten.
Diese Väter benötigen passende und niedrigschwellige Beratungsangebote, und zwar eine Beratung, so Eberhard Schäfer, „die ihrem Anliegen gerecht wird. Das heißt, bei dem Berater oder bei der Beraterin muss ein Verständnis dafür da sein, dass dieser Mann oder dieser Vater in einer Krise ist. Und dass er entsprechend eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner braucht, der zuhören kann und will. Der ein offenes Ohr hat. Der verständnisbereit ist. Und der schnell aus seiner professionellen Haltung heraus einordnen kann, um was es dem Vater geht und für was er jetzt welche Art von Rat oder Unterstützung oder Gespräch braucht.“
Das klingt banal, in der Realität finden Väter derartige Angebote nicht immer.
Take Aways für Väter
holen Sie sich rechtzeitig Unterstützung und nehmen Beratung in Anspruch. Je länger sie damit warten, umso langwieriger wird der Lösungsweg.
zu einer Beziehungskrise gehören immer zwei Seiten und bei einem Streit vor Gericht gibt es in der Regel mehrere Verlierer. Nehmen Sie gerade in Konfliktsituationen außergerichtliche, mediative Angebote in Anspruch und behalten ihre Verantwortung als Vater für Ihr Kind/ Ihre Kinder im Blick
spezifische Beratungsangebote können Sie in Ihrer Region unter maennerberatungsnetz.de finden
in NRW finden Sie auf der Webseite echte-maenner-reden.de ausgebildete Männerberater, die Sie in den unterschiedlichen Krisensituationen, auch als Opfer von Gewalt beraten
Anregungen für Familien – Beratungsstellen
überprüfen Sie, inwieweit sich Ihr öffentlicher Auftritt, Webseite, Flyer, etc. auch ausdrücklich an Männer und Väter richtet und die Angebote niedrigschwellig zugänglich sind
sind die Mitarbeitenden darauf vorbereitet, Väter in Krisensituationen spezifisch zu beraten?
können Sie ratsuchenden Männern und Vätern die Auswahl eine Beraters bzw. einer Beraterin ermöglichen?
beziehen Sie bei einer Trennungsberatung den jeweiligen Partner bzw. die Partnerin mit ein?
[iii] Burgess, A. & Goldman, R. (2021) Lockdown Fathers: the untold story (executive summary). Contemporary Fathers in the UK series. London: Fatherhood Institute; S. 3f
Eberhard Schäfer, Leiter des
Papaladens in Berlin, Systemischer Berater und Therapeut und Diplom Politologe
äußert sich zu Beratungsangeboten für Väter in einer Krisensituation
Welche Beratung brauchen Väter in einer
Krisensituation?
Väter brauchen in einer Krisensituation eine Beratung, sage ich jetzt erst mal so banal, die ihrem Anliegen gerecht wird. Das heißt, bei dem Berater oder bei der Beraterin muss ein Verständnis dafür da sein, dass dieser Mann oder dieser Vater in einer Krise ist. Und dass er entsprechend eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner braucht, der zuhören kann und will. Der ein offenes Ohr hat. Der verständnisbereit ist. Und der schnell aus seiner professionellen Haltung heraus einordnen kann, um was es dem Vater geht und für was er jetzt welche Art von Rat oder Unterstützung oder Gespräch braucht.
Welche Art von Beratung braucht ein Mann oder
Vater? Diese Beratung oder diese Beratungsstelle, diese Beratungseinrichtung
muss für den Beratungssuchenden erreichbar sein, sichtbar sein. Und das sagen
wir ja oft, dass wenn bei Beratungseinrichtungen globale Etiketten dranhängen,
wie Erziehungs- und Familienberatung oder Elternberatung oder Lebensberatung,
dass sich aus irgendwelchen Gründen Männer oder Väter da häufig nicht so
angesprochen fühlen.
Wo Familie draufsteht, denken dann viele, da
sind die Männer nicht so mit drin. Das heißt, ich plädiere seit vielen Jahren
dafür, dass wenn man Männer oder Väter erreichen will, dann soll man das auch
auf den Namen mit draufschreiben. Dann ist es ja eigentlich nicht mehr
missverständlich, wenn da Beratung für Männer oder Beratung für Väter draufsteht,
dass sich dann der Vater da auch hinwenden kann.
Wie sieht die Beratungslandschaft aus, auf die
Väter treffen?
Bei so einer Frage, muss ich mich entscheiden,
spreche ich auf eigene Rechnung oder als Lobbyist. Ja natürlich brauchen wir
mehr Beratungsstellen. Es gibt nicht genug Beratung, das kann man immer sagen.
Und gerade mit neuen oder neuartigen Herausforderungen, in denen Eltern und
Väter sich befinden, wie, nicht verheiratete Paare haben Kinder, wie steht es
da mit der formalen und auch mit der juristischen Situation? Oder, mehr und
mehr Patchwork-Konstellationen. Wie komplex und kompliziert gestalten sich
Familienbeziehungen in Patchwork-Konstellationen? Oder Konzepte von gemeinsam
getrennt erziehen, also ein Elternpaar hat sich getrennt und es gibt auf beiden
Seiten relevant viele Zeitanteile, in denen sich die Eltern um die Kinder
kümmern.
Also dass Väter oder Männer mit all diesen
Hintergründen in Beratungseinrichtungen Ansprechpartner und
Ansprechpartnerinnen finden, die ein Bewusstsein davon haben, dass es diese
Situationen gibt. Und da sage ich, auch mit meinem Erfahrungshintergrund, das
finden viele Väter, die sich allgemein an Beratungseinrichtungen wenden, nicht
immer. Also wenn ich mit Vätern spreche, wenn ich Väter berate, dann höre ich
häufig so im ersten, zweiten, dritten Satz: Naja, als ich das Jugendamt
angerufen habe, da hat man mir gesagt, „mit Ihnen als Vater kann ich gar nicht
sprechen“.
Oder wenn er dann doch mit jemandem sprechen
konnte, dann bekamen Sie zu hören: „Für Sie als Vater kommt es in erster Linie
darauf an, dass Sie pünktlich und verlässlich Ihren Unterhalt zahlen können.“
Aber was mit der Beziehung zu den Kindern ist zweitrangig. Und wenn ein Vater
sowas einmal oder mehrmals gehört hat, dann denkt er eben, ich finde hier nicht
die richtigen Ansprechpartner. Und so geraten dann manche über ein paar Ecken
an uns.
Also das heißt, mit anderen Worten, ich glaube,
in der Beratungslandschaft sollte noch mehr Bewusstsein und Kenntnis vorhanden
sein, wie komplex Eltern- und Trennungssituationen heutzutage sein können. Und
dass Väter ein reales Interesse haben, eine gute Beziehung zu ihren Kindern zu
haben und nach einer Trennung zu erhalten. Das ist nicht immer so präsent wie
es sein sollte. Es ist wichtig dass Väter sich auch ernst genommen fühlen.
Was muss passieren, damit es passende Angebote
für Väter gibt?
Na, auch hier, große Organisationen, die
Beratungen, Beratungseinrichtungen tragen, die sollten mehr Bewusstsein dafür entwickeln,
dass es spezifische Anliegen von Vätern gibt, und viele davon. Politische
Institutionen und Akteure sollten das auch wissen. Ich kann jetzt auch mal
schützend eigentlich sagen, gegenüber großen Organisationen, wie zum Beispiel Paritätischen
Wohlfahrtsverband, da gibt es durchaus ein Bewusstsein dafür, es fehlt noch ein
stückweit an der Umsetzung.
Aber dass die nicht so eine Haltung haben, wie
vor zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren. Mütter sind in erster Linie für Kinder
zuständig und Väter haben allenfalls Unterhalt zu bezahlen. Also so schlimm ist
es auch nicht, Was man vielleicht, also so hier einen schnellen Einwurf zu
machen und zu sagen, das und das müsste es geben, das kann ich nicht tun.
Aber ich finde, dass Menschen, die mit
Beratung und Institutionen zu tun haben, sich gründlich mit befassen sollten,
Klammer auf, das wird auf der Ebene der Arbeitsgemeinschaft der
Familienverbände in Deutschland und auf europäischer Ebene ein stückweit getan,
Klammer zu, ist, was können wir eigentlich tun, damit Eltern in
Trennungssituationen nicht gleich an den Rechtsweg denken? Oder nicht gleich
daran denken, dass der Rechtsweg die einzige Möglichkeit ist, hier irgendwas zu
klären oder zu lösen.
Also wir haben uns getrennt, oder wir wollen
uns scheiden lassen und wir wollen unsere Interessen sichern und um die zu
sichern, gehen wir zu einem Anwalt. Also dass diese Schnellschlüsse sozusagen,
nicht mehr ganz so schnell sind. Ich wünsche mir, dass Paare, die sich trennen,
oder Väter oder Mütter, die sich trennen, überlegen, wie können wir denn beide
eine gute Beziehung zu unseren Kindern weiterführen und erhalten und was müssen
wir dafür tun, wo gibt es hier die adäquate Beratung für uns?
Dass dieser Schritt zuerst gemacht wird, bevor man an den Rechtsweg denkt. In so vielen Beratungen, die ich führe, war der Rechtsweg zu einem Ende gekommen, zu einem unguten Ende, zu einem teuren Ende, zu einem für alle unbefriedigenden Ende. Zwei Jahre ist man diese Rechtswegschiene gegangen und hatte ein, zwei Prozesse und man ist mit den Ergebnissen überhaupt nicht zufrieden und dann geht man in die Beratung. Aber dann ist das Kind aber tief, tief in den Brunnen gefallen und dann ist ein Beratungsanfang überhaupt nicht so vielversprechend, wie wenn der ganze Schlamassel vorher nicht gewesen wäre.
Viele Väter übernehmen während der Corona-Pandemie gemeinsam
mit der Mutter die zusätzliche Betreuung der Kinder. 44 % übernehmen in der
Krise mindestens die Hälfte der Kinderbetreuung. Das sind 5 Prozentpunkte mehr
als vor der Pandemie.
Die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie führten
daher in vielen Familien dazu, dass die Aufgabenteilung zwischen den
Elternteilen partnerschaftlicher wurde. Immerhin 19 % der Eltern geben an, dass
sie sich die Kinderbetreuung nun gleicher aufteilen. Bei 60 % der Eltern blieb
die Aufteilung trotz der Pandemie insgesamt gleich. 21 % gaben allerdings an,
dass die Aufgabenteilung insgesamt ungleicher wurde.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch nach der
Corona-Pandemie viele Familien dieses „neue“, partnerschaftliche Modell
beibehalten werden. Immerhin 44 % der Eltern, bei denen sich die Aufteilung der
Kinderbetreuung hin zu einer partnerschaftlichen Aufgabenteilung entwickelt
hat, wollen diese Aufteilung auch nach der Pandemie beibehalten. 43 % der Väter
haben ihren Arbeitgebenden darauf angesprochen, dass sie wegen der Kinderbetreuung
an ihren Arbeitszeiten, ihrer Arbeitsweise oder ihrem Arbeitsort etwas verändern
möchten. Damit haben sie seltener das Gespräch gesucht als die Mütter.
Interessant ist, dass die Väter, die nicht mit ihren
Arbeitgebern sprachen, dies fast nie mit einer negativen Reaktion seitens der
Arbeitgebenden begründen. Nur 7 % geben an, dass sie davon ausgingen, dass der
Arbeitgebenden kein Verständnis für sie haben würde.
Grundsätzlich haben die Kontaktbeschränkungen auch indirekt
dazu beigetragen, dass Väter und Mütter Betreuungsprobleme anders lösen können.
Knapp jeder dritte Vater arbeitet seit dem Inkrafttreten der
Kontaktbeschränkungen mehr von zu Hause. 16 % geben an, dass sie zu anderen
Zeiten arbeiten als vorher.
Unternehmen sprechen sich mehrheitlich gegen eine Retraditionalisierung
der Elternrollen aus und damit für aktive Väter, die mit der Mutter gemeinsam
die Kinderbetreuung übernehmen. 78 % stimmen der Aussage (eher) zu, dass in der
Krise deutlich wird, wie wichtig es ist, dass sich Väter an der Kinderbetreuung
beteiligen, damit nicht nur Mütter ihre Arbeitszeiten reduzieren.
Interessant ist, dass dabei keine relevanten Unterschiede
zwischen den Branchen deutlich werden: Sowohl die Mehrheit der Unternehmen aus
eher männer-dominierten Branchen als auch Unternehmen mit hohen Frauenanteilen
geben an, aktive Vaterschaft zu unterstützen. Ebenso lehnt auch
branchenübergreifend eine breite Mehrheit ab, dass Väter in der Krise auf die
Elternzeit verzichten.