der VÄTER Blog

lebe deinen Traum!

Archiv für Oktober, 2021

Väter-Boom bei Kinderkrankentagen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 28. Oktober 2021

In diesem Jahr haben sich bundesweit so viele berufstätige Väter für ihren Nachwuchs freigenommen wie noch nie: Wie aktuelle Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigen, waren es in den ersten sechs Monaten 2021 zu rund 25 Prozent die Männer, die Kinderkrankentage beanspruchten.

Dass die Papas zunehmend intensiver bei der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder mitmischen, ist auch der Corona-Krise geschuldet. Mehr als die Hälfte ihrer Kinderkrankentage mussten KKH-versicherte Väter aufgrund der Pandemie in Anspruch nehmen. Seit Anfang des Jahres ist dies möglich, auch wenn der Nachwuchs nicht krank ist, aber dennoch zu Hause betreut werden muss. Dies war in den vergangenen Monaten beispielsweise bei Corona-bedingten Kita- und Schulschließungen der Fall. Aber auch schon zu Beginn der Krise und in den Jahren zuvor war der Anteil der berufstätigen Männer, die sich für ihren kranken Nachwuchs freinahmen, stetig gestiegen. So lag die Quote im ersten Halbjahr 2020 bereits bei etwas mehr als 22 Prozent. 2019 vor der Pandemie blieben gut 21 Prozent der Familienväter für ihren Nachwuchs zu Hause, 2009 waren es gerade einmal rund 13 Prozent.

Spitzenreiter sind aktuell die Väter aus Hamburg mit einem Anteil von knapp 33 Prozent. Sie lösen die Papas aus Sachsen ab, die derzeit auf dem zweiten Platz rangieren (30,5 Prozent). Es folgen die Väter aus Niedersachsen mit rund 29 Prozent. Sie waren sonst häufig im Mittelfeld zu finden. Auf dem letzten Platz liegen im ersten Halbjahr 2021 die Väter aus Bayern mit knapp 21 Prozent.

Quelle

Abgelegt unter aktive Vaterschaft, Kinderbetreuung, Politik | Keine Kommentare »

‚Aktive Vaterschaft ist der Trend der jungen Elterngeneration‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Oktober 2021

David Juncke hat an dem gerade erschienen Väterreport mitgewirkt. Bei der Fachtagung der LAG Väterarbeit am 16. November wird er zentrale Ergebnisse präsentieren.

Herr Juncke, welche Botschaft verknüpfen Sie mit dem aktuellen Väterreports?

Vielen Vätern ist es heute wichtig, Zeit mit der Familie zu verbringen und die Familien- und Erwerbsarbeit mit der Mutter partnerschaftlich zu teilen. Die Umsetzung dieser Wünsche wird jedoch zum einen durch äußere Rahmenbedingungen, zum anderen durch die Haltung der Väter selbst erschwert.
Die Covid-19-Pandemie stellte Familien zusätzlich vor Herausforderungen, eröffnete jedoch gleichzeitig Chancen. Prognos untersuchte im Auftrag des Bundesfamilienministeriums die Wünsche der Väter von heute, deren Umsetzungsmöglichkeiten, Chancen und Hürden. Die neue Veröffentlichung ist ein Update und knüpft an die Väterreports vergangener Jahre an.

Was sind zentrale Ergebnisse des Väterreports Update 2021?

Während der Covid-19-Pandemie kümmerten sich viele Väter um die Bildung und Betreuung ihrer Kinder. Die Erfahrungen, die Familien, Politik und Wirtschaft in der Pandemie gemacht haben, können in Zukunft zu einem Treiber dafür werden, dass mehr Eltern partnerschaftlich Familie und Beruf vereinbaren können. Der Väterreport von Prognos untersuchte in diesem Zusammenhang, was sich Väter in Familie und Beruf wünschen und ob sie diese Wünsche inzwischen häufiger umsetzen. Welche Rolle spielen dabei Arbeitgeber oder betriebliche Rahmenbedingungen? Und welche Veränderungen und Chancen brachte die Covid-19-Pandemie mit sich? Hierzu wertete Prognos aktuelle und repräsentative Befragungen und amtliche Datensätze aus.
Betrachtet wurden die Väter aus verschiedenen Perspektiven: in ihrer Rolle in der Familie, im Beruf und in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie. Eine Sonderstichprobe untersuchte Väter, die heute nicht mehr mit ihren Kindern zusammenleben. Diese Gruppe von Vätern war in der bisherigen wissenschaftlichen Literatur unterrepräsentiert. Die Ergebnisse zeigen, dass sich auch für diese Väter das Leitbild von Vaterschaft verändert hat.

Kann die Pandemie auch als Chance für väterliche Engagement betrachtet werden?

Die Ergebnisse zeigen, dass Väter heute ganz andere Rollenbilder, Erziehungsziele und -prinzipien haben als früher und sie haben auch die Chance, diese zu verwirklichen. Viele Väter wollen sich mit den Müttern die Familien- und Erwerbsarbeit partnerschaftlich teilen – auch nach einer Trennung. Staatliche Leistungen wie Elterngeld und Elternzeit, die von immer mehr Vätern genutzt werden, unterstützen partnerschaftliche Vereinbarkeit. Auch die Unternehmen haben erkannt, dass sie ihr Angebot betrieblicher Personalpolitik auch auf Väter ausrichten müssen, um Vorteile bei der Mitarbeiterbindung und -gewinnung zu haben.
In der Pandemie kam es zeitweise zu einer unfreiwilligen Reduzierung der Erwerbstätigkeit von Vätern. Über flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice und Arbeitszeitreduzierung konnte ein Teil der Väter erstmals erproben, wie ein partnerschaftliches Familienmodell im Familienalltag funktioniert. Auch Unternehmen zeigten sich in den Hochphasen der Pandemie aufgeschlossen und unterstützen Familien durch eine innovative Vereinbarkeitspolitik.

Abgelegt unter Partnerschaft, Politik, Work - Life - Navigation | Keine Kommentare »

Sachbearbeitung Jungen*- und Männer*arbeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 22. Oktober 2021

Im Amt für Gleichstellung und Antidiskriminierung ist eine Stelle im Rahmen des städtischen Diversitymanagements mit dem Schwerpunkt Jungen*- und Männer*arbeit zu besetzen. Diese Stelle wirkt sowohl innerhalb der Stadtverwaltung als auch in die Stadtgesellschaft hinein. 

Ihre Aufgaben u.a.:

  • Verankerung einer gendersensiblen Jungen*- und Männer*perspektive als Querschnittsaufgabe in der kommunalen Gleichstellungsarbeit
  • Vernetzung mit Akteur*innen der Jungen*- und Männer*arbeit auf kommunaler und regionaler Ebene
  • Förderung der Vereinbarkeit von Familie, Privatleben und Beruf und Stärkung von Männern* in ihrer Rolle als Fürsorgende
  • Beratung von Beschäftigten und Bürger*innen
  • Entwicklung und Umsetzung von Projekten, Veranstaltungen und Schulungen
  • Mitwirkung an Stellenbesetzungsverfahren.

Ihr Profil:

  • abgeschlossenes Bachelorstudium (Soziale Arbeit/Sozialpädagogik/Sozialwissenschaften/Gender Studies/Diversity Studies/Psychologie) oder vergleichbare Qualifikation
  • berufliche Erfahrung und fachliche Kompetenz im Bereich der Jungen*- und Männer*arbeit
  • Erfahrungen in der Projekt- und Netzwerkarbeit und in der Arbeit mit Multiplikator*innen
  • persönliche und theoretische Auseinandersetzung mit Gleichstellung, Diversity und Intersektionalität sowie biografischer Bezug zur Gleichstellungsarbeit
  • sicheres Auftreten, analytisches und strategisches Denken sowie hohe Kommunikationskompetenz und gute schriftliche Ausdrucksfähigkeit
  • selbstständiges und strukturiertes Arbeiten, Flexibilität in der Arbeitszeit-gestaltung sowie hohe Belastbarkeit.

Was Sie sonst noch wissen sollten:

Die Einstellung erfolgt unbefristet im Arbeitsverhältnis zu den Bedingungen des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (EG 12 TVöD)

Die Stadtverwaltung Düsseldorf verfolgt offensiv das Ziel zur beruflichen Gleichstellung von Frauen und Männern. Als moderne Landeshauptstadt setzen wir auf qualifizierte Bewerber*innen, um gegenwärtig und in Zukunft einen ausgewogenen Anteil von Frauen und Männern in unserer Verwaltung sicherzustellen. Wir wollen weibliche und männliche Fachkräfte gleichermaßen ansprechen und ermutigen sich zu bewerben.

Eine Teilzeitbeschäftigung ist grundsätzlich möglich.

Die Landeshauptstadt Düsseldorf nimmt die berufliche Integration nach dem SGB IX ernst. Bewerbungen von Schwerbehinderten und Gleichgestellten werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt. 

Bewerbungsfrist und Kontakt:

Bitte bewerben Sie sich online bis zum 04.11.2021  über den Button „Jetzt bewerben“. Bei Rückfragen bitten wir um Angabe der Kennziffer 01/02/02/21/01.

Ansprechpartner/in: Silke Bräuer, Telefon (0211) 89-21 225,
Moskauer Straße 27, Zimmer 515.

Quelle

Abgelegt unter Gender, Männer, Söhne | Keine Kommentare »

Respekt, Mann. Du wirst Vater!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Oktober 2021

Schwangerschaft und Geburt sind auch für Väter eine große Herausforderung. Zur Unterstützung fehlen Vorbilder und eine Gesprächskultur. Die LAG-Väterarbeit fordert deshalb seit langem eine zweiwöchige Vaterschaftsfreistellung nach Geburt des Kindes mit Lohnersatz als einen wichtigen und vor allem auch geeigneten Schritt, aktive Vaterschaft zu fördern.

Um werdende Väter gezielt zu erreichen, beteiligt sich die LAG-Väterarbeit nun auch an der Erzählcafé Aktion “Respekt, Mann. Du wirst Vater!”. Die Aktion will bewirken, dass jeder Mann mit gutem Gefühl Vater werden kann. Deshalb unterstützt die Aktion Väter mit einer kostenlosen Info-Broschüre. Kurz und bündig wird auf den Punkt gebracht, was Männer beim Vaterwerden wissen sollten, auch um selbst gesund zu bleiben.

Im Väter-Erzählcafé können sich Männer mit Männern austauschen, voneinander lernen und ihre Erlebnisse bei der Geburt verarbeiten. Jeder kann mitmachen und ein Erzählcafé zu Schwangerschaft und Geburt veranstalten. Initiiert und betreut wird die Erzählcafé-Aktion durch Dr. med. Stefanie Schmid-Altringer und Lisa von Reiche. Gefördert wird die Initiative durch Hebammen für Deutschland e.V.

Abgelegt unter Geburt, Partnerschaft, Vater werden | Keine Kommentare »

Lockdown als Chance? – Drei Fragen an Hans-Georg Nelles

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. Oktober 2021

Die Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in NRW veranstaltet am 16. November eine Online Tagung mit der Überschrift ‚Lockdown als Chance?. Was ist damit gemeint?

Im Rückblick auf das Frühjahr 2020 und den Beginn des Jahres 2021 kommen uns zunächst die Einschränkungen und Schließungen von Schulen und Kindertagesstätten in den Sinn, die zu großen Mehrbelastungen in Familien geführt haben. Corona hat dabei wie ein Brennglas gewirkt und an vielen Stellen deutlich gemacht, was gut läuft und was nicht.
Wir wollen mit dieser Tagung noch einmal die Lupe darauf richten, was ‚gut‘ gelaufen ist, welche Erfahrungen Väter gemacht haben, die sich, zu Beginn vielleicht unfreiwillig, in Familie engagiert haben und welche Wirkungen diese Erlebnisse auf ihr Vatersein haben.
Und der Titel der Tagung hat ja noch einen zweiten Teil: ‚Weichenstellungen für mehr väterliches Engagement‘. Es wird darum gehen, Konsequenzen aus diesen ‚Learnings‘ zu ziehen und zu schauen, wo strukturelle Hindernisse beseitigt werden können um dieses Engagement auf Dauer sicher zu stellen und mehr Vätern das zu ermöglichen, was sie wollen, sich gleichermaßen in Familie und Beruf zu engagieren und in beiden Sphären erfolgreich zu sein

Was erwartet die Teilnehmenden am 16. November konkret?

Am Vormittag wird es zunächst zwei Beiträge geben: David Juncke von der Prognos AG wird zunächst aktuelle Zahlen und Fakten aus dem gerade veröffentlichten Väterreport vorstellen, Anne Buschmeyer vom Deutschen Jugend Institut wird diese ‚Fakten‘ mit Ergebnissen aus qualitativen Interviews mit Vätern, die sie 2020 und 21 geführt hat, ergänzen. Anschließend diskutieren die beiden gemeinsam mit einem Elternpaar, das sich schon vor der Pandemie Erwerbs- und Familienarbeit partnerschaftlich aufgeteilt haben, deren Auswirkungen auf Väter und Mütter.
Am Nachmittag geht es dann in einer ersten Runde um Ideen und Visionen für die Gestaltung von entscheidenden Lebenssituationen von Vätern. Als Impulsgeber:innen haben wir Autor:innen gewonnen, die sich intensiv mit dem jeweiligen Thema auseinandergesetzt haben.
In einer zweiten Runde geht es dann darum, aus den Ideen konkrete Weichenstellungen für mehr väterliches Engagement abzuleiten und die Schritte zu ihrer Verwirklichung zu definieren.

Welche Konsequenzen werden die Ergebnisse der Tagung haben?

Als Ergebnis der Fachtagung werden wir für die Bereiche: ‚Geburt & Gesundheit‘, ‚Bildung & Erziehung‘, ‚Recht & Beratung‘, ‚Erwerbs- & Care Arbeit‘ sowie ‚Gleichberechtigung & Beteiligung‘ konkrete Ansätze für mehr väterliches Engagement haben. Diese ermöglichen Vätern und Müttern, denjenigen die sie begleiten und beraten vor allem aber denjenigen, die Rahmenbedingungen (mit-) gestalten, vermeintliche Sachzwänge und andere Faktoren, die nicht zu den ‚erwünschten‘ Zielen führen, zu korrigieren und Weichen anders zu stellen.
Wir als Landesarbeitsgemeinschaft sind vor fünf Jahren unter anderem angetreten, Vätern Wege in die Familie zu erleichtern. Wir werden diese Ergebnisse für unsere Lobbyarbeit nutzen, im kommenden Jahr sind ja auch Landtagswahlen in NRW. Darüber hinaus werden wir die konkreten Vorschläge auch im fachlichen Austausch mit anderen Verbänden und Institutionen zur Verbesserung der Arbeit mit Vätern nutzen.

Für die Teilnahme an der Tagung werden keine Kosten erhoben, eine Anmeldung ist hier möglich:

https://eveeno.com/lag-vaetertagung-2021

Abgelegt unter Interview, Väter | Keine Kommentare »

Vater Otac

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. Oktober 2021

Ein Vater aus ärmlichen Verhältnissen macht sich zu Fuß auf den Weg ins 300 Kilometer entfernte Belgrad, um für das Sorgerecht für seine Kinder zu kämpfen. Mit berstender Ruhe inszeniert Srdan Golubović diesen Roadtrip, in dem Goran Bogdan als schweigsamer, stoischer Held glänzt.

Abgelegt unter Trennungsväter, Vater bleiben | Keine Kommentare »

Lockdown als Chance? – Weichenstellungen für mehr väterliches Engagement

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Oktober 2021

Online Fachtagung der LAG Väterarbeit in NRW

am Dienstag, 16. November 2021

pexels-gustav-o-fring

Bei dieser Veranstaltung wird es darum gehen, Lebenssituationen und -ereignisse, in denen väterliches Engagement beeinflusst wird, zu identifizieren und diejenigen, die Väter in diesen Phasen begleiten und beraten mit denen ins Gespräch zu bringen, die gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen mitgestalten.
Dabei werden die Erfahrungen, die Väter und alle anderen, in der Corona Pandemie, während der Lockdowns mit Schul- und Kitaschließungen, im Homeoffice und in der Ausübung systemrelevante Berufe gemacht haben im Vordergrund stehen und die Chancen der Learnings dieser 18 Monate ausgewertet.
Ergebnis dieser Tagung sind konkrete Ansätze, die es einerseits Vätern bzw. denjenigen die sie begleiten und beraten ermöglichen, Entscheidungsabläufe ‚transparenter‘ zu gestalten und andererseits denjenigen, die Rahmenbedingungen (mit-) gestalten, erlauben vermeintliche Sachzwänge und andere Faktoren, die nicht zu den ‚erwünschten‘ Zielen führen, zu korrigieren und Weichen anders zu stellen.

Programm

Ab 9.00 Uhr Login der Teilnehmenden

9.30 Uhr Eröffnung und Einführung
Videogrußbotschaft Andreas Bothe, Staatssekretär MKFFI
LAG-V Mitglieder im Gespräch: Hans-Georg Nelles, Stephan Buttgereit und Jürgen Haas zu den Herausforderungen und Erfahrungen in der Arbeit der letzten 18 Monate.

10.00 Uhr Keynotes

Engagement von Vätern, Entwicklung, Bedeutung und Rahmenbedingungen
David Juncke Prognos AG

Corona als Brennglas – Erfahrungen von Vätern und Chancen/ Ansatzpunkte für Veränderungen mehr väterliches Engagement
Anna Buschmeyer, Deutsches Jugendinstitut München

11:20 Uhr Pause

11:35 Uhr Videoimpuls: Portraits von Paaren und ihren Erfahrungen in unterschiedlichen Familienkonstellationen

Das vollständige Programm finden Sie hier: Programm Vätertagung 20211007

Weitere Informationen zu den Dialogrunden und den Workshops gibt es hier: Inhalte und Leitfragen der Dialogrunden und Workshops 20211007

Für die Teilnahme an der Tagung werden keine Kosten erhoben, eine Anmeldung ist hier möglich:

https://eveeno.com/lag-vaetertagung-2021

Abgelegt unter Väter, Visionen, Zukunft | Keine Kommentare »

#TollerPapa

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Oktober 2021

… lautet der Titel des #Vaeter Buchs von Benjamin Wockenfuß, dass an diesem Freitag erscheint. Grafisch ist es ein Hingucker und auf den zweiten Blick fällt auf, dass es eigentlich mindestens zwei Bücher sind. Am einen Ende ist ein in sieben Kapitel gegliederter ‚Wissens-Input‘ wie es der Autor nennt, am anderen Ende ist eine wunderbare ‚Power-Papa & Kreativ-Kid Geschichte, die von Stefanie Messing bebildert ist. In der Mitte des Buches ein analoges Planungstool für die ersten 22 Tage #TollerPapa.

Man kann das Buch aber auch einfach umdrehen und dann ergibt sich eine andere Reihenfolge und eine andere Perspektive. Das gibt den Anspruch und die Haltung von Ben, so tritt der Autor den Lesern und Leserinnen gegenüber, ganz gut wieder. Sein Buch soll kein Fachbuch sein und die fachlichen Erfahrungen die er weitergibt sind seine Erkenntnisse, seine Wahrheit und seine Gefühle.

Das besondere an dem Buch ist, dass es nicht nur an verschiedenen Stellen an fachlich fundierte Texte verweist, die per QR-Code leicht zu erreichen sind, sondern auch in den sozialen Medien über den im Titel formulierten Hashtag eine Community für #Vaeter eröffnet und diese zum aktiven Austausch ihrer Erfahrungen einlädt.

Die im Untertitel vorsichtig formulierte These ‚Erziehung ist (auch) Männersache‘ bildet, versehen mit einem Ausrufezeichen und dem Zusatz ‚… Echt?‘ ist auch die Überschrift zum Kapitel 1. Der Autor positioniert sich hier aber eindeutig: ‚Jeder Mann kann Erziehung!‘ „Ein Vater ist mehr als nur ein Assistent der Mutter. Er hat eigene/ andere Fähigkeiten, die Kinder dringend brauchen.“

So ist es, aber so einfach ist es leider nicht. Lernen tut Mensch dass, was er tut und es gibt weder die geborene Mutter noch den geborenen Vater. Das was einen tollen Papa, einen (hinreichend) guten Vater ausmacht wird gelernt, indem ich es mache und von anderen abgucke. Das was Mann macht oder besser lässt hängt vielfach von gesellschaftlichen und eigenen Erwartungen und gegenseitigen Rollenzuschreibungen ab. Wockenfuß führt noch weitere Faktoren an, die den Lernprozess und eine gelingende Erziehungsgestaltung beeinflussen: Aktives Mitfühlen, Verantwortung annehmen und aushalten und trotz Uneinigkeit ein Elternteam bleiben.

Zu allen drei Punkten bietet er dann praktische Tools an, die dazu anleiten, sich mit seinen eigenen Positionen und Haltungen auseinanderzusetzen und diese auch zu visualisieren. Am Ende dieses und jedem der folgenden 6 Kapitel gibt es ein ‚Fazit to Go‘ einen Einseiter, auf dem die wichtigsten Aussagen noch einem kurz und grafisch ansprechend zusammengefasst werden.

Die einzelnen Abschnitte sind jeweils in sich abgeschlossen und das Buch kann kreuz und quer gelesen und bearbeitet werden. Dazu fordert der Autor auch explizit auf, es sei ein Arbeitsbuch und das Notieren von Gedanken und die Verschriftlichung von Routinen erleichtere den Blick auf das Wesentliche. Dazu bietet Wockenfuß an vielen Stellen neben den im Buch skizzierten analogen auch digitale Werkzeuge an und stellt deren Vorzüge heraus. Das macht er auch in Bezug auf die digitalen Medienzugänge für Kinder: „Durch digitale Medien, wie etwas Spiele-Apps, haben Kinder die Chance, kreative Gestalter:innen statt lineare Konsument:innen zu sein. Ein großer Schatz!“

Die im Kapitel 4 dargestellte ‚Einfachheit im Vatersein‘ und dem Plädoyer für Langeweile aus der Kreativität erwächst getreu der Gleichung ‚Weniger ist Mehr‘ erinnert mich an eine zentrale Aussage aus dem 2015 erschienen Buch ‚Geht Alles gar nicht Warum wir Kinder, Liebe und Karriere nicht vereinbaren können‘ von Marc Brost und Heinrich Wefing:

„ … Auch früher gab es Erwartungen an Väter …, aber sie waren klarer und eindeutiger, weil es auch klare und eindeutige Rollen gab. Heute dagegen gibt es unendlich viele Erwartungen, weil es unendlich viele Möglichkeiten gibt, … ein guter Vater zu sein, und deswegen scheint es das Beste zu sein, einfach alle Erwartungen zu erfüllen.“

Benjamin Wockenfuß zeigt einen ‚einfachen‘ Weg auf, mit diesen Erwartungen und Möglichkeiten umzugehen. Nicht nur zu Hause mit der Familie, sondern auch im Beruf. Er schlägt hier einen neues Verständnis dafür vor, wie Arbeitswelt und Vatersein zusammengehen können. „Welche Position in meinem Selbstbild übernimmt meine Arbeit eigentlich? Wie sinnstiftend ist sie für mich?“ Die praktischen Vorschläge an dieser Stelle sind meiner Auffassung nach eher auf Väter mit gut abgesicherten Jobs zugeschnitten. Diejenigen die zwei oder drei prekäre Jobs zur Absicherung des Lebensunterhalts haben, stellen sich die Frage „Brauche ich wirklich eine Vollzeitstelle“ wohl nicht.

Eine gute Zusammenfassung formuliert der als Experte in Kapitel 6 zitierte Organisationsberater Hendrik Epe: [es] … wird deutlich, dass ich (m)eine Rolle als Vater … darin sehe, Ambiguitätstoleranz vorzuleben. Es gibt nicht den einen, richtigen Weg in der Erziehung der Kinder, ebenso wenig wie es die eine, richtige Art und Weise der Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft gibt.

#TollerPapa liefert jede Menge Anregungen für Väter, diese ambivalenten Möglichkeiten zu entdecken, eigene Positionen zu bilden und sich gemeinsam mit den Kindern weiter zu entwickeln und der Papa zu sein, den man selber als Kind gebraucht hätte. Das Wendebuch zum Preis von 18 € ist eine tolle Investition sowohl für werdende als auch schon vor langer Zeit gewordene Väter.

Abgelegt unter Vater werden, Väter, Väterbilder | Keine Kommentare »