Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft wirklich?
Dieser Frage ist die Prognos AG im Rahmen einer Studie
für das „Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ der DIHK Service
GmbH Familie“ nachgegangen. Dazu wurden im Sommer 2022 zwei
repräsentative Befragungen durchgeführt und einander gegenübergestellt:
eine Telefonbefragung unter 600 Personalverantwortlichen/Geschäftsführungen von Unternehmen in Deutschland
eine Online- bzw. Telefonbefragung unter 1.000 Vätern, die in
Betrieben mit mindestens 10 Beschäftigten arbeiten und minderjährige
Kinder haben
Im Fazit heißt es unter anderem:
Die Väterfreundlichkeit der deutschen Wirtschaft ist
ausbaufähig und Unternehmen in Deutschland überschätzen ihre
Väterfreundlichkeit. Väter bewerten die Väterfreundlichkeit
deutlich verhaltener als Geschäftsführungen und Personalverantwortliche.
Die Unternehmen wurden in der Untersuchung in vier Kategorien
eingeteilt: Vorreiterunternehmen bei der Väterfreundlichkeit machen 27
Prozent aus. Ein breites Mittelfeld hat unterschiedliche
Herausforderungen und Potenziale; 15 Prozent der Unternehmen in
Deutschland haben als Nachzügler deutlichen Nachholbedarf auf dem Weg
zur Väterfreundlichkeit.
Auf dem Weg zu mehr Väterfreundlichkeit kommt es insbesondere auf die Führungskräfte an.
Väterfreundlichkeit umfasst verschiedene Facetten. Diese sind
unterschiedlich weit entwickelt. Es mangelt weniger an
vereinbarkeitsfördernden Personalmaßnahmen. Vielmehr sind Information
und Kommunikation sowie die Unternehmenskultur stärker als bisher auf
die Väter auszurichten. Dabei haben die Führungskräfte eine
Schlüsselfunktion, da sie die Kultur prägen, als Vorbilder fungieren und
ganz konkret über Vereinbarkeitsbedingungen von Vätern entscheiden
können.
Verbesserungen, die mit der Corona-Pandemie einhergingen, wirken nachhaltig.
Die betriebliche Unterstützung für die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf während der Corona-Pandemie erweist sich im Zeitverlauf in vielen
Unternehmen als nachhaltig. Dabei ist besonders positiv, dass nicht nur
Personalmaßnahmen – und hier insbesondere Homeoffice/mobiles Arbeiten –
ausgeweitet wurden. Auch die Akzeptanz für Väter, die diese Maßnahmen
nutzen, und der Dialog über die Vereinbarkeitsbedürfnisse der Väter
haben sich zum Teil langfristig verbessert.
Väterfreundlichkeit sichert die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen.
Die Unternehmen haben die Bedeutung des betrieblichen
Familienbewusstseins für ihre Arbeitgeberattraktivität erkannt. Sie sind
jedoch gut beraten, nicht beim erreichten Status stehen zu bleiben. Um
ihre Zukunftsfähigkeit mit Blick auf den gesellschaftlichen und
demografischen Wandel zu sichern und um Wettbewerbsvorteile auf dem
Arbeitsmarkt realisieren zu können, sollten sich die Unternehmen in
Deutschland engagiert auf den Weg machen, die betriebliche
Väterfreundlichkeit zu stärken.
In diesem Kontext weist die Studie auch auf die hohe Bereitschaft von Vätern, ihren Arbeitgebenden zu wechseln hin.
Was die ‚Freundlichkeit‘ betrifft gibt es noch Entwicklungspotenziale
hin zu einem Bewusstsein. Das Bewusstsein über die Bedeutung von Vätern
für die Entwicklung ihrer Kinder, eine partnerschaftliche Aufteilung
von Erwerbs- und Carearbeiten und vor allem darüber, dass es die neue
Vätergeneration ernst mein mit dem Vatersein und tatsächlich
Erwerbsarbeitszeiten reduzieren möchte bzw. sich erst gar nicht auf in
Vollzeit ausgeschriebene Stellen bewirbt.
Das sind Entwicklungen, die auch durch unzulängliche gesetzliche
Rahmenbedingungen bei der Elternzeit oder einer Verschiebung der
‚Vaterschaftsfreistellung‘ nicht aufgehalten werden können. Eine
‚Zumutung für die Wirtschaft‘ ergibt sich höchstens daraus, dass sie die
Signale, auch aus dieser Studie nicht ernst nehmen und weiter so tun,
als stünden Väter zeitlich unbegrenzt als Erwerbsarbeitskräfte zur
Verfügung.
So lautete die Überschrift in dem Abschnitt ‘Eckpunkte für
eine zukünftige Familienpolitik’ in dem Familienbericht, den die
Landesregierung 2015 veröffentlichte. Dem Bericht zugrunde lagen die Auswertung
statistischer Daten, eine eigens durchgeführte Familienbefragung sowie die
Ergebnisse verschiedener Workshops an denen Familien und Expert*innen sich
beteiligen konnten. Als letzte Veranstaltung fand im November 2014 unter der
Überschrift ‚Vatersein in Siegen, Vater sein in NRW‘ ein Familiendialog an der
Universität in Siegen statt.
Hier wurden bereits die Ambivalenzen und Widersprüche
deutlich, mit denen Väter und Mütter, nicht nur in NRW, konfrontiert werden. ‚Väter
sehen sich nicht mehr länger nur in der Rolle des Ernährers, sondern möchten
sich aktiv an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder beteiligen. Bei der Familienbefragung
für NRW haben 42 Prozent der Väter erklärt, dass sie es ideal fänden, wenn
beide Elternteile in gleichem Maße erwerbstätig sind und sich um Haushalt und
Familie kümmern.‘
Die Ursache – Wirkung – Kette‘ wird in dem Bericht
folgendermaßen beschrieben: Dies spiegelt die individuellen Wünsche der Väter,
mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können – stellt aber auch eine
Grundvoraussetzung für eine erhöhte Erwerbstätigkeit der Mütter dar. „Einspruch
Euer Ehren“ würde es jetzt vor Gericht lauten. Hat doch die gleiche
Landesregierung bei der Prognos AG wenige Jahre zuvor eine Untersuchung in
Auftrag gegeben, wovon die Inanspruchnahme von Elternzeit in erster Linie
abhängt. Als die wichtigsten Faktoren wurden identifiziert:
die existierenden Kinderbetreuungsangebote
der Umfang der Berufstätigkeit von Frauen und
die Einstellung zur Betreuung von kleinen
Kindern durch eine andere Person als die Mutter
Insbesondere bei den beiden letzten
Kriterien liegt NRW weit zurück. Darüber hinaus konstatiert der Bericht: ‚die
im Bundesvergleich geringe Inanspruchnahme der Partnermonate beim Elterngeld
bei den Vätern in NRW belegt, dass auch Väter bei der Realisierung des von
ihnen gewünschten Familienmodells auf Widerstände stoßen. … Dass viele Väter
hiermit unzufrieden sind, ist bei den Familiendialogen sehr deutlich geworden:
Väter erklärten, sie hätten immer ein schlechtes Gewissen ihren Kindern
gegenüber, und sie beneideten ihre Partnerin um die Zeit, die diese mit den
gemeinsamen Kindern verbringen könne. Dazu passt, dass 24 Prozent der voll
erwerbstätigen Väter bei der Familienbefragung für NRW den Wunsch nach einer Reduzierung
ihrer Arbeitszeit geäußert haben.
Bei den Gründen, warum sie es nicht tun, spielten
finanzielle Erwägungen eine wichtige Rolle. Äußerungen aus den Familiendialogen
hätten aber auch gezeigt, dass viele Väter ihre Rechte im Hinblick auf eine
Teilzeittätigkeit nicht kennen. Als Ziel wird an dieser Stelle im Bericht
formuliert, die Entscheidungsspielräume für Eltern zu erweitern. Dazu „müssen
die traditionellen Geschlechterbilder für Frauen und Männer so verändert
werden, dass die wechselnden Phasen von Erwerbs- und Familienphasen nicht
länger zu unterschiedlichen Erwerbschancen von Frauen und Männern führen“.
Diese mechanistische Sichtweise karikiert das an sich
wünschenswerte Ziel ‚atmender‘ Lebensläufe von Vätern und Müttern. Verhalten
und noch mehr Haltungen lassen sich nicht durch Anweisungen verändern, sondern
dadurch, dass Väter und Mütter andere Erfahrungen machen können, z.B. durch
Elternzeiten und Verantwortungsübernahme in bislang „vernachlässigten“
Bereichen.
Hier setze die Arbeit der 16 Kompetenzzentren Frau und Beruf
an. Es gehe dabei auch um Strategien für eine bessere Vereinbarkeit von
Familie/Pflege und Beruf, flexible Übergänge zum Wiedereinstieg nach der
Elternzeit, aber auch bessere berufliche Entwicklungs- und
Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen und die Gewinnung weiblicher Auszubildender
in frauenuntypischen Berufen.
Alles gut und EU finanziert, aber was unternimmt die Landesregierung um Vätern
neue Erfahrungen zu ermöglichen? Dazu ist im Familienbericht zu lesen: Mit
ihrem Portal „www.vaeter.nrw.de“informiert die Landesregierung über
Wege zu einer aktiven Vaterschaft. Sie fördert außerdem eine Fachstelle für
Väterarbeit. Zusätzlich wird sie die Diskussion über die Bedeutung von Vaterschaft
stärker in die Gesellschaft hineintragen. Ziele einer Öffentlichkeitskampagne
sind deshalb u. a.:
die Attraktivität der Vaterrolle für Männer zu
steigern,
die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die
mit dem Rollenwandel einhergehenden Anforderungen,
die Bedeutung einer aktiven Vaterschaft für die kindliche
Erziehung darzustellen und
die notwendigen Aushandlungsprozesse von Eltern zu
begleiten.
Die Kampagne ist knapp 9 Monate nach der Veröffentlichung
des Familienberichts Ende Juni 2016 mit einer Plakataktion gestartet. Besonders
wirksam war der Aufbau eines SocialMedia Auftritts bei Facebook, bei dem
wöchentlich Erfahrungsberichte von Vätern publiziert wurden und der innerhalb
weniger Monate mehr als 8.000 Follower hatte.
Bereits fünf Monate vor dem Start der Kampagne fand der
ebenfalls im Bericht erwähnte Familiengipfel statt. In der Erklärung ist u.a.
zu lesen, „… dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Müttern und Vätern
gemeinsam das Gespräch über die unterschiedlichen Ausgestaltungsmöglichen der
Elternzeit suchen und den werdenden Müttern und Vätern Ansprechpartner zur
Beratung und Beantragung des Elterngelds benennen, …“ und weiter unten „… dass
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und
ihren Vertretungen in einer Kultur gegenseitiger Wertschätzung die
Inanspruchnahme der Elternzeit festlegen.“
Das klang und klingt gut und wäre, wenn den Worten denn
Taten gefolgt wären, echt innovativ gewesen, aber …
Und auch der Kampagne ging schnell die Luft bzw. das Geld
aus und nach der Landtagswahl im Mai 2017, bei der eine Koalition aus CDU und
FDP die bisherige Regierung ablöste wurde auch die erfolgreiche Facebook Seite
ebenso wie das Portal vaeter.nrw in den neuen Auftritt der Landesregierung
„integriert“. Die besondere Ansprache der Zielgruppe und das
Kommunikationsdesign dem allgemeinen ‚Corporate Design‘ untergeordnet.
Die Fachstelle ist bis Ende 2018
und mit einem halben Jahr Unterbrechung ab Juli 2019 die Geschäftsstelle der
LAG-Väterarbeit weiterhin gefördert. Seit dem Familienbericht sind sechs
Fachtagungen zu Väterthemen gefördert worden, u.a. 2017 in Bielefeld ‚Bewegte
Zeiten für Väter‘ und Olpe ‚Vater ist, was du draus machst!‘, 2019 in
Düsseldorf ‚Eltern bleiben trotz Trennung‘ und 2021 online per Zoom ‚Lockdown
als Chance? – Weichenstellungen für mehr väterliches Engagement‘.
Von den Veranstaltungen gingen
wichtige Impuls aus und die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit arbeitet
kontinuierlich daran, die Weichen für väterliches Engagement zu stellen. Als
Dienstleister für alle diejenigen, die in Familienbildung- und beratung, Kitas
und Familienzentren Angebotejetzt schon Angebote für Väter machen, aber auch
als Lobbyist bei denen, die Rahmenbedingungen für väterliches Engagement strukturell
gestalten.
In dem Sinne sieht nicht nur die Landesregierung die
Arbeitgebenden als wichtige Akteure, wenn es um aktive Vaterschaft und eine
Unternehmenskultur geht, in der die Bedarfe von Vätern respektiert und
„mitgedacht“ werden.
Der Bericht „Familien gestalten Zukunft“ und insbesondere der Abschnitt ‚Mehr Zeit mit der Familie für Väter‘ sind ein erster Meilenstein nicht nur auf dem Weg zu einer kontinuierlichen Familienberichterstattung, sondern auch im Hinblick darauf, wie ernsthaft das Ziel einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und Carearbeit in der Landespolitik verfolgt und umgesetzt wird. In der Legislaturperiode 2017 bis 2022 ist kein weiterer Bericht erfolgt. Dieses Vorhaben steht nun auf der Agenda der neuen Landesregierung und die Krisen ‚Corona‘ ‚Krieg‘ und ‚Inflation‘ und ihre Auswirkungen auf Väter, Mütter und Kinder sind mehr als ein Anlass für die Schwerpunktthemen des neuen Berichts.
„Frühe Vaterschaft: gewagt, riskant und
instabil!” lautet das Resümee eines Beitrags von Cornelißen und Bien vom
Deutschen Jugend Institut im April 2014. Der SKM Bundesverband e.V. hat daher
in den vergangenen Jahren seine Beratungsangebote für Jungen, Männer und Väter
deutschlandweit ausgebaut und mit der Trägerschaft der Geschäftsstelle der „LAG
Väterarbeit in NRW“ sein fachliches Profil in dem Themenfeld „Vaterschaft“
vertieft.
Jugendliche Eltern und
ihre Herausforderungen
Während erwachsene Eltern in aller Regel bereits
mitten im Leben stehen, sehen sich jugendliche Mütter und Väter nicht nur mit
der Bewältigung der eigenen Entwicklung, sondern gleichzeitig auch mit
Elternaufgaben konfrontiert. Ihre Voraussetzungen für diese doppelte Belastung
sind in aller Regel mangelhaft. Viele jugendliche Eltern stammen aus einem
problematischen sozialen Umfeld und nicht wenige haben die Schule abgebrochen
oder keinen Einstieg in eine Ausbildung gefunden. Die Folge: Die meisten
jugendlichen Eltern leben in einer prekären wirtschaftlichen Situation, wie
Daten des Mikrozensus in Deutschland zeigen. So haben knapp ein Drittel der
jugendlichen Väter keinen beruflichen Abschluss und ihre frühe Elternschaft
korrespondiert mit einer kurzen Schulbildung.
Darüber hinaus sehen sie sich mit der weit verbreiteten Vorstellung
konfrontiert, dass eine frühe Elternschaft als Lebensform „jenseits der Norm“
betrachtet wird. Noch immer geht man in der Gesellschaft davon aus, dass Frauen
und Männer eine Ausbildung abgeschlossen und einen (sicheren) Arbeitsplatz
gefunden haben sollten, bevor sie eine Familie gründen. Dahingegen können junge
Männer durch eine frühe Vaterschaft aber durchaus in ihrer Identitätsfindung
bestärkt werden. Als junge Väter können und müssen Verantwortung übernehmen und
finden so in ihrer Vaterschaft eine Brücke zum Erwachsenwerden. Dies kann aber
nur gelingen, wenn der Prozess des Erwachsenwerdens nicht durch zusätzliche,
Krisen erzeugende Widrigkeiten wie Geldmangel, belastende Arbeitsanforderungen
oder Konflikte in der Herkunftsfamilie gefährdet wird.
„Väter fördern“
bedeutet auch „Mütter fördern“
Neben der prekären wirtschaftlichen Situation vieler
junger Familien fällt die weitverbreitete Instabilität ihrer Paarbeziehungen
auf: Unter den frühen Müttern sind sehr viel mehr alleinerziehend (42 Prozent),
als dies allgemein bei Müttern mit Kindern unter 7 Jahren der Fall ist (16
Prozent). Dies verschärft nicht nur die wirtschaftliche Lage von Mutter und
Kind. Es bedeutet gleichzeitig, dass die Bindung zwischen Vater und Kind bei
frühen Vätern häufiger in Frage steht. Die „ausgegrenzten“ Väter werden selten
in die alltägliche Betreuung und Versorgung des Kindes einbezogen, so dass
alleinerziehenden Müttern die Entlastung fehlt, die ihnen den erfolgreichen
Abschluss einer Ausbildung oder die berufliche Etablierung erleichtern könnte.
Es ist daher naheliegend jugendlichen Vätern die Hilfe und Unterstützung
anzubieten, die sie benötigen, um mit der neuen Aufgabe und Rolle als Vater und
Partner der Mutter verantwortlich umgehen zu lernen.
Die frühzeitige Einbeziehung der jugendlichen Väter
lohnt sich aber auch, wenn es um die Gesundheit von Mutter und Kind geht. So
hat eine Studie aus Großbritannien gezeigt, dass die Unterstützung junger Väter
auch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der jungen Mutter und die
Entwicklung des gemeinsamen Kindes. Gestützt wird dieses Ergebnis von weiteren
Studien aus den USA und Großbritannien, welche die Wirksamkeit von Programmen
für jugendliche Väter und die notwendigen Veränderungen bei den Angeboten und
im Mindset der Hilfesysteme untersucht haben.
Ein weiterer entscheidender Grund, auch jugendliche
Väter in den Blick zu nehmen, ist, dass Hilfemaßnahmen für Familien und Kinder
insgesamt erfolgreicher verlaufen, wenn das gesamte Familiensystem eingebunden
wird.
Sie benötigen dringend Unterstützung und Hilfe, da
ansonsten eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass deren Söhne ebenfalls
wieder jugendliche Väter mit ähnlicher sozialer Problematik werden.
Jugendliche Väter im
Blick
Das Verbundprojekt „… jugendliche Väter im Blick“
trägt mit seinen niedrig schwelligen Angeboten dazu bei, dass jugendliche Väter
von bestehenden Hilfsangeboten erreicht werden. So geht beispielsweise der SKFM
in Düsseldorf davon aus, dass die jungen Väter durch die klassischen
Beratungsangebote nicht erreicht werden. Er sucht die Väter daher direkt in
ihrem Sozialraum auf, spricht sie aktiv über Streetwork- und schulische
Sozialarbeit an und macht ihnen niedrigschwellige Gruppenangebote.
Der SKM Osnabrück setzt er auf neue Wege der Ansprache
und die Kooperation mit anderen Akteuren in der Kommune. Durch die Entwicklung
passender Ansprachekonzepte werden junge Väter ermutigt, ihre neue Rolle an und
Verantwortung zu übernehmen. Das Angebot des SKM Rheydt e.V. beginnt mit einem
Gruppentraining, in dem die Rolle der Vaterschaft und der individuelle
Hilfebedarf partizipatorisch und diskursiv bearbeitet werden. So haben die
jungen Männer die Möglichkeit, Rollenerwartungen an sich und die damit
verbundenen Herausforderungen mit anderen jungen Vätern zu verhandeln – auch in
interkulturellen Kontexten. In anschließenden begleiteten Freizeitangeboten
können die jungen Männer die gemeinsame Zeit mit ihren Kindern als positives
Erlebnis wahrnehmen und dabei auch andere junge Väter bei ihrer
Selbstwirksamkeit als Väter unterstützen.
… diese Aussage haben
die Grünen in ihrer Stellungnahme zu den Forderungen der LAG Väterarbeit
anlässlich der Landtagswahl am 15 Mai getroffen.
Auch vor der Wahl im
Mai 2017 haben wir den Parteien 7 Fragen zur Väterpolitik gestellt. Seinerzeit
haben die Grünen auf die Frage ‚Welche Hindernisse müssen ausgeräumt werden,
damit es Männern ermöglicht wird, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu leben?‘
geantwortet „Wir müssen die Denkstruktur in unserer Gesellschaft verändern. Das
bedeutet, durch Kampagnenarbeit auch weiterhin die Rollenverteilungen zu
thematisieren. Die Wirtschaft muss vor allem Männern ermöglichen, diese Rolle
zu übernehmen, ohne dass Nachteile entstehen.“
Aber auch die CDU
äußerte sich ähnlich „Wir möchten Unternehmen dazu ermutigen, familiengerechte
Arbeitszeitmodelle zu implementieren und Betriebskindegärten einzurichten. Hier
hat das Land Nordrhein-Westfalen mit seinen Behörden als öffentlicher
Arbeitgeber eine Vorbildfunktion.“
Die 2017 von der LAG
Väterarbeit skizzierten Herausforderungen bestehen nach wie vor und wir sind
gespannt, wie sich eine Regierungsbeteiligung der Grünen auf die ‚Denkstruktur‘
der Landesregierung auswirken wird.
Politik für Väter in
NRW
Ist das
Schwerpunktthema der LAG im m Mai und Juni. Im Vorfeld der Landtagswahl hat die
LAG Väterarbeit 5 Forderungen aufgestellt und alle im Landtag vertretenen
Parteien um eine Stellungnahme gebeten. Die Antworten haben wir auf unserer
Webseite dokumentiert und am 11. Mai kommentiert:
„Zumindest bei drei Parteien ist eine
verbale Aufgeschlossenheit vorhanden und es bleibt abzuwarten, wer mit wem
koalieren wird bzw. kann und was dann auch tatsächlich vereinbart wird.
Die LAG Väterarbeit wird diesen
Prozess in jedem Fall kritisch begleiten und wir werden die Parteien an ihre
wenn auch vagen ‚Zusagen‘ erinnern.“
Bei dem
Werkstattgespräch am 30. Juni werden wir einen ersten Blick darauf werfen, was
bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Grünen vereinbart worden ist
bzw. was sich an Ergebnissen abzeichnet.
Rückblick
Am 5. Mai berichte Alexander
Stathopoulos, Geschäftsführer des Verbands Binationaler Familien in Frankfurt, beim
Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit von den Erfahrungen des Arbeitskreises
Migrationssensible Väterarbeit (MiseV) in Hessen.
Nach seinem Vortrag entspann sich eine
interessante Diskussion, deren wichtigste Punkte wir in einem Bericht zusammengefasst haben.
Väter profitieren vom Austausch mit
anderen Vätern. In Frankfurt existiert seit 2020 eine Vätergruppe, die sich aus
Vätern mit unterschiedlichen Herkünften zusammensetzt. Diese ‚globale‘
Zusammensetzung hat sich als gewinnbringend für alle Beteiligten
herausgestellt.
‚Herkunftssprache ist Herzenssprache‘,
für den Fall, dass Väter über zu geringe deutsche Sprachkenntnisse verfügen,
kann zunächst auch eine sprachhomogene Gruppe angezeigt sein, aber Menschen
verstehen sich nicht automatisch gut, nur weil sie eine gemeinsame Sprache
sprechen. Die Gemeinsamkeit entsteht in der Regel in beiden Varianten über das
Vatersein und das Interesse, sich mit den eigenen Kindern zu befassen. Väter
haben in der Regel auch positiv darauf reagiert, wenn sie auf Spielplätzen
angesprochen und auf die Vätergruppe hingewiesen worden sind.
Ausblick
Am 19. Juni ist
Internationaler Vätertag. Bis zu diesem Sonntag wird auch die vor einem Jahr
gestartete Petition zur Einführung einer ‚Vaterschaftsfreistellung‘ laufen.
Was, insbesondere nach einem Interview der ehemaligen
Familienministerin Anne Spiegel. Nach einem Selbstläufer aussah, erweist sich
jetzt doch als schwierig. Im aktuellen Referent*innenentwurf zur Umsetzung der
EU- Vereinbarkeitsrichtlinie ist dieses Vorhaben nicht erwähnt.
Bislang sind mehr als 9.000 Unterschriften zusammengekommen. Gemeinsam können
wir bis zum Internationalen Vatertag ein deutliches Zeichen setzen. Dafür
benötigen wir gerade jetzt Eure und Ihre Unterstützung, zeichnen Sie bitte
die Petition.
In den beiden
Sommermonaten Juli und August werden wir uns mit dem Thema ‚Väter und Kinder
als Opfer häuslicher Gewalt‘ beschäftigen. Am Donnerstag, den 17. August wird
Tobias Schiefer in einem Werkstattgespräch über die Erfahrungen in der
Düsseldorfer Gewaltschutzwohnung ‚Freiraum‘ berichten
14. Juni 2022, Online Member
Meeting der LAG Väterarbeit
30. Juni 2022, 16 bis 17:30 Uhr,
Online Werkstattgespräch ‚Migrationssensible Väterarbeit‘
Nordrhein-Westfalen hat gewählt und die beiden
Gewinner*innen der Wahl, CDU und Grüne haben am vergangenen Wochenende
beschlossen, Koalitionsverhandlungen aufzunehmen. In Sondierungsgesprächen
haben sich die beiden Parteien auf Eckpunkte geeignet die in einem 12 seitigen
Papier zusammengefasst worden sind.
Im Abschnitt ‚ ‚Kinder, Jugend, Familie, Frauen und
Vielfalt‘ tauchen die Begriffe Väter und Mütter nicht auf, das Papier
konzentriert sich auf „zentrale Aspekte für die Zukunft Nordrhein-Westfalens“,
die in den Koalitionsgesprächen ergänzt werden sollen.
In dem Werkstattgespräch am Donnerstag, den 30. Juni werden
wir einen ersten Blick auf die Ergebnisse werfen und nachfragen, was die
zukünftige Landesregierung unternehmen wird, um eine partnerschaftliche
Arbeitsteilung in den Familien auf Landesebene zu stärken und Väter zu
ermutigen, mehr Verantwortung in Familie zu übernehmen.
Zu dieser
Veranstaltung können Sie sich hier anmelden:
‚… gleichermaßen ist es wichtig, Väter in ihrer Rolle zu bestärken‘
Nordrhein-Westfalen hat gewählt und die beiden
Gewinner*innen der Wahl, CDU und Grüne haben am vergangenen Wochenende
beschlossen, Koalitionsverhandlungen aufzunehmen. In Sondierungsgesprächen
haben sich die beiden Parteien auf Eckpunkte geeignet die in einem 12 seitigen
Papier zusammengefasst worden sind.
Im Abschnitt ‚ ‚Kinder, Jugend, Familie, Frauen und
Vielfalt‘ tauchen die Begriffe Väter und Mütter nicht auf, das Papier
konzentriert sich auf „zentrale Aspekte für die Zukunft Nordrhein-Westfalens“,
die in den Koalitionsgesprächen ergänzt werden sollen.
In dem Werkstattgespräch am Donnerstag, den 30. Juni werden
wir einen ersten Blick auf die Ergebnisse werfen und nachfragen, was die
zukünftige Landesregierung unternehmen wird, um eine partnerschaftliche
Arbeitsteilung in den Familien auf Landesebene zu stärken und Väter zu
ermutigen, mehr Verantwortung in Familie zu übernehmen.
In Ihren Antworten auf die Fragen der LAG-Väterarbeit haben
ja alle im Landtag vertretenen Parteien einiges dazu angekündigt.
Vor drei Jahren wurde die EU-Vereinbarkeitsrichtlinie beschlossen, um
in der Europäischen Union notwendige Mindeststandards zur Vereinbarkeit
von Beruf und Privatleben herzustellen und die Rahmenbedingungen für
eine partnerschaftliche Aufteilung von Haus-, Sorge- und Erwerbsarbeit
zwischen den Geschlechtern zu verbessern.
Bis August 2022 muss die Vereinbarkeitsrichtlinie in nationales Recht
umgesetzt werden. Ein zentraler Bestandteil der Richtlinie ist die
Einführung einer Vaterschaftsfreistellung. Eine solche Leistung gibt es
in dieser Form in Deutschland bisher nicht, anders als in anderen
EU-Mitgliedsstaaten.
Das Bundesfamilienministerium hat Ende April einen
Referent*innenentwurf für ein Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie
vorgelegt. Die Vaterschaftsfreistellung wird darin mit keinem Wort
erwähnt, obwohl die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag
angekündigt hat, „eine zweiwöchige vergütete Freistellung für die
Partnerin oder den Partner nach der Geburt eines Kindes ein[zu]führen.“
Die LAG Väterarbeit NRW, die sich von Anfang an für die Umsetzung der
Richtlinie eingesetzt hat ist darüber sehr irritiert und fordern die
Bundesregierung auf, zeitnah zu klären und öffentlich bekannt zu machen,
wann und in welcher Form eine vergütete Freistellung für Väter (und
andere zweite Elternteile) nach der Geburt gesetzlich eingeführt werden
soll. Die Gleichstellung der Geschlechter geht nur gemeinsam und wird
nur dann nachhaltig gelingen, wenn auch Jungen, Männer und Väter dabei
stärker als bisher in den Blick genommen werden.
Anlässlich des »Vatertags« am 26. Mai möchten wir daran erinnern.
Jetzt ist es an der Ampelkoalition zu zeigen, dass sie es beim Thema
Gleichstellung ernst meint und auch Männer für das Thema gewinnen will.
Bis zur Vorlage des Gesetzentwurfs schien die
Vaterschaftsfreistellung politisch ein Selbstläufer zu sein. Die
vormalige Familienministerin Anne Spiegel kündigte sie im vergangenen
Dezember als wichtiges Vorhaben an. Nun schweigt allerdings der
Referent*innenentwurf der Bundesregierung ausgerechnet zur
Vaterschaftsfreistellung. Diese ist wichtig, um einen klaren rechtlichen
Rahmen auch gegenüber Arbeitgeber*innen zu schaffen, damit Väter sich
in dieser wichtigen ersten Phase voll und ganz auf ihre Kinder und die
Unterstützung ihrer Partnerinnen konzentrieren können.
In einem offenen Brief an Bundesfamilienministerin Lisa Paus vom 20. Mai 2022 fordert Holger Strenz vom Projekt »Papaseiten.de« des Väterzentrum Dresden die Einführung der Vaterschaftsfreistellung nicht weiter hinauszuzögern. Vor einem Jahr hat Papaseiten.de
eine Petition zur Vaterschaftsfreistellung initiiert, die auch von der
LAG-Väterarbeit NRW unterstützt wird und die noch bis zum
Internationalen Vatertag am 19. Juni 2022 mitgezeichnet und geteilt
werden kann.
Bislang sind mehr als 9.000 Unterschriften zusammengekommen. Gemeinsam können wir bis zum Internationalen Vatertag ein deutliches Zeichen setzen. Dafür benötigen wir gerade jetzt Eure und Ihre Unterstützung!
Einschätzung der Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl
Schon bei der Fachtagung im vergangenen November haben sich 80
Teilnehmende vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit der Corona Pandemie
mit möglichen Weichenstellungen für mehr väterliches Engagement
auseinandergesetzt. Ein Ergebnis, dass Frau Buschmeyer vom Deutschen
Jugend Institut auf den Punkt gebracht hat war: „Grundsätzlich scheint
es vielen Vätern eigentlich ein Bedürfnis zu sein, zumindest überlange
Arbeitstage und Überstunden zu reduzieren, um mehr Zeit für die Familie
zu haben – gleichzeitig tun sie es nicht. Und dann gilt natürlich, dass
jede Arbeitsstunde, die im Büro verbracht wird, nicht für die Familie
zur Verfügung steht. … Vielleicht kann dies ja der Anfang sein, als
Vater auch für seinen Wunsch einzustehen, mehr zuhause und dort auch
wirklich verfügbar zu sein und damit auch andere traditionelle Muster zu
überwinden.“
Um aus diesem Anfang nachhaltiges Verhalten und kulturelle
Veränderungen zu verwirklichen sind vor allem auch passende
Rahmenbedingungen erforderlich. Viele werden auf der Bundesebene
entschieden, andere ebenso entscheidende auf der Landesebene.
Der Vorstand der LAG-Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl nach
Diskussion mit Mitgliedern folgende fünf Forderungen verabschiedet und
an die Im Landtag vertretenen Parteien mit der Bitte um eine
Stellungnahme versandt.
Im Folgenden werden wir eine Einschätzung zu den Antworten der vier
Parteien abgeben. Den Link zu den kompletten Antworten finden Sie am
Ende des Textes.
Vor dem Hintergrund, dass in der Phase vor und nach der Geburt
entscheidende Weichen für die Aufteilung von bezahlter Erwerbs- und
unbezahlter Care-Arbeit gestellt werden, lautet die erste Forderung: Förderung
von flächendeckenden Angeboten zur Geburtsvorbereitung für Väter, die
werdende Eltern auch dabei unterstützen, partnerschaftlichen
Rollenvorstellungen zu realisieren.
Die CDU weist in ihrer Antwort auf die 2017 eingerichtete
Projektgruppe „Strukturelle Weiterentwicklung Geburtshilfe“ hin. Aufgabe
der Projektgruppe war es unter anderem, Umsetzungsvorschläge zur
Verbesserung der Rahmenbedingungen der geburtshilflichen Versorgung und
zur Senkung der Kaiserschnittrate zu erarbeiten. Ergebnisse sollten
innerhalb eines Jahres vorliegen.
Auf der Webseite des zuständigen Ministeriums finden sich neben der
Beschreibung des Auftrags Hinweise auf zwei Studien zur
geburtshilflichen Versorgung durch Hebammen. Mit der Geburtsvorbereitung
für Väter und dem Thema partnerschaftliche Aufgabenteilung hatte die
Projektgruppe nichts zu tun.
Für die FDP ist eine partnerschaftliche Rollenvorstellung und
-verteilung ein wichtiges Anliegen. Sie unterstützt die Vorhaben der
Bundesregierung in diesem Feld und weist darauf hin, dass zahlreiche
Krankenkassen Geburtsvorbereitungskurse als Kassenleistung anbieten. Das
ist löblich, aber das Problem ist ja, dass diese Angebote insbesondere
im ländlichen Raum nicht existieren.
Die Grünen erkennen ebenfalls an, dass auch Väter auf die Geburt und
die Zeit als Elternteil angemessen vorbereitet werden müssen, aber … Die
von der Ampel im Koalitionsvertrag geplante und jetzt im vorliegenden
Referentenentwurf nicht umgesetzte ‚Vaterschaftsfreistellung‘ ist ein
wichtiger Baustein für die Zeit nach der Geburt.
Die SPD geht auf die eigentliche Forderung ebenfalls nicht ein und
nennt die Freistellung nach der Geburt, die von Schwesig 2015
vorgeschlagene ‚Familienarbeitszeit‘ als Möglichkeiten zur Unterstützung
einer partnerschaftliche Rollenaufteilung ‚werdender Eltern‘. Das ist
eine gute Idee, die sich aber leider nicht im Koalitionsvertrag der
Ampel wiederfindet. Neu einzuführende Familienbüros sollen sich um
Antragstellungen und notwendigen ‚Papierkram‘ nach der Geburt kümmern.
Fazit: Keine der befragten Parteien geht auf die
konkrete Forderung ein, die angeführten Maßnahmen werden größtenteils in
Berlin entschieden. Außer dem grundsätzlichen Bekenntnis zu
‚partnerschaftlichen Rollenaufteilung‘ können Väter nichts erwarten
Bei der zweiten Forderung haben wir ein Thema aufgegriffen, bei dem
die Landesregierung durch die Evaluation der familienpolitischen
Leistungen den ‚Finger in die Wunden‘ gelegt hat: „Beim differenzierten
Blick auf die Einrichtungsarten wird deutlich, dass Väter 2019 am
häufigsten Angebote in Beratungseinrichtungen in Anspruch nahmen, am
seltensten in Einrichtungen der Eltern- und Familienbildung. Gerade mit
Blick auf die Einrichtungen der Eltern- und Familienbildung deuten die
Ergebnisse darauf hin, dass sich der Anteil der männlichen Teilnehmer im
Verhältnis zur Bestandsaufnahme von 2006 kaum verändert hat.“
Vor diesem Hintergrund ist die Forderung nach „Einrichtung eines
Bildungsbudgets im Rahmen des Weiterbildungsgesetzes (§17 WbG) um neue
Zugänge, offene Angebote, aufsuchender Bildung für die bislang kaum
erreichte Zielgruppe der Väter zu entwickeln und durchzuführen. Dadurch
wird auch die regionale Vernetzung und sozialräumliche Ausrichtung der
Angebote gewährleistet.“ naheliegend
Um es vorweg zu nehmen, keine der vier Parteien nimmt Bezug auf die
Ergebnisse der 2021 auf einer Fachtagung in Essen vorgelegten
Evaluation. Hingewiesen wird stattdessen auf die von den vier Fraktionen
im Landtag getragene Novellierung des Weiterbildungsgesetzes, die laut
CDU Nordrhein-Westfalen eine Spitzenplatz bei der gemeinwohlorientierten
Weiterbildung beschert.
Die Grünen sind allen Ernstes der Meinung, dass es besser sei, die
Einrichtungen entscheiden zu lassen, wie sie auf welche Zielgruppe
zugehen. Oder besser gesagt nicht zugehen. Was dass für die Zielgruppe
Väter bedeutet, hat die Evaluation deutlich aufgezeigt.
Die FDP hebt auf die Vereinbarkeit von Weiterbildung und Familie ab
und sieht familienfreundliche Weiterbildung als Karrierechance,
insbesondere im Sinn einer lebenslangen Aus-, Fort- und Weiterbildung.
An dieser Stelle erfolgt dann auch wieder ein Verweis auf das von der
Bundesregierung geplante ‚Lebenschancen-BAFöG‘.
Die SPD stellt an dieser Stelle die geplanten Familienbüros in den
Vordergrund, die Familienbildung und -beratung bündeln und so
sozialräumlich auch ‚Initiativen für Väter‘ bewerben können. Die
Familienzentren in KiTas und Grundschulen, letztere gibt es lediglich an
Modellstandorten, sollen gestärkt werden und im Rahmen der Elternarbeit
auch Väter adressieren.
Fazit: Es ist erschreckend, dass das Land die
eigenen Angebote evaluieren lässt und die Parteien die Ergebnisse
entweder nicht kennen, oder was noch schlimmer wäre kennen und keinerlei
Konsequenzen daraus ziehen
Dies gilt zumindest teilweise auch für die nächste Forderung, die die
Familienberatung betrifft. Auch hier werden Väter nur am Rande
erreicht, insbesondere wenn es um für sie schwierige und krisenhafte
Situationen geht. Die Stadt München hat daraus Konsequenten gezogen und
die Einrichtung eines ‚Väterberatungszentrums ausgeschrieben: „Das
Väterberatungszentrum soll eine offene und niederschwellige Anlaufstelle
für Väter sein – auch für jene, die von klassischen Beratungsangeboten
nicht erreichbar sind – und damit das Wohl der Kinder fördern. Der
offene Ansatz als Treffpunkt und Kommunikationsort für Väter fördert
soziale Begegnungen von Vätern und deren Kindern. Der Ort des
Austausches und der Informationsvermittlung soll den Zugang zu Beratung
erleichtern und die Akzeptanz für pädagogische Angebote erhöhen.“
Vor diesem Hintergrund lautet die dritte Forderung der LAG-Väterarbeit: „Finanzierung
von zunächst einer qualifizierten Beratungseinrichtung für Väter je
Regierungsbezirk. Dazu gehört auch, dass entsprechende Fachkräfte
weitergebildet und gefördert werden, um vätersensibel beraten zu
können.“
Die CDU zählt an dieser Stelle die von verschiedenen Vorgänger
Regierungen und von ihr nach 2017 weiterfinanzierten Maßnahmen auf.
vaeter.nrw ist 2006 vom damaligen Familienminister Armin Laschet
initiiert worden, in der erwähnten Datenbank finden Väter allerdings
lediglich Verweise auf die Webseiten der 155 Familienbildungsstätten in
NRW. Hintergrund ist, dass es seit 2018 keine Reaktionsteam für
vater.nrw mehr gibt. Die Fachstelle Väterarbeit 2014 nach langen
Vorgesprächen erstmalig finanziert worden hat Väterangebote in 10
Städten in allen fünf Regierungsbezirken des Landes vernetzt und Bedarfe
aufgegriffen. Die Expertenworkshops waren Teil der von der ehemaligen
Familienministerin Kampmann initiierten Kampagne ‚Vater ist, was du
draus machst‘.
Das Vorhaben, in der Jugendhilfe verpflichtende und ständige Weiter-
und Fortbildungsangebote für Fachkräfte zu etablieren, um für
vielfältige Beratungssituationen zu schulen, ist zu begrüßen und
eigentlich eine Antwort auf die letzte Forderung.
Die FDP möchte bestehende Beratungseinrichtungen so stärken, dass
diese auch väter- und kultursensibel Beratung und Unterstützung leisten
können.
Die Grünen sind der Überzeugung, dass „natürlich […] auch
vätersensible Beratung angeboten werden muss“. Sie werden die Bedarfe
prüfen und Entwicklungsmöglichkeiten mit bestehenden Beratungsangeboten
und ggf. darüber hinaus beraten.
Die SPD zieht auch an dieser Stelle ihren ‚ Joker‘ Familienbüros, die dabei einen Fokus auf Väter legen sollen.
Fazit: An dieser Stelle ist zumindest ansatzweise zu erkennen, dass der Handlungsbedarf gesehen und nach Lösungen gesucht wird.
Die vierte Forderung greift das Thema ‚Männer und Väter als Subjekte
der Gleichstellungspolitik auf. Vor neun Jahren ist ja der Versuch
gescheitert, diesen Rechte im Bundesgleichstellungsgesetz zuzuschreiben
aber die Zeiten haben sich weiterentwickelt und in NRW gibt es
inzwischen in fünf kommunen: Bonn, Düsseldorf, Dortmund Essen und
Münster, Männer in den Gleichstellungsbüros, –stellen bzw. -ämtern.
In der Ausschreibung der Stadt Essen hieß es seinerzeit: „Als offene,
tolerante Stadt und Ort der Vielfalt versteht die Stadtverwaltung
Gleichstellung als ganzheitliche zukunftsgerichtete Strategie. War
Gleichstellungsarbeit bislang überwiegend auf frauenspezifische Belange
fokussiert, sollen nunmehr verstärkt auch Männer in die Wahrnehmung und
in den Fokus der Gleichstellungspolitik gerückt, tradierte
Rollenzuweisungen für die verschiedenen Geschlechter hinterfragt, neue
Lebenskonzepte und -formen erarbeitet und unterstützt werden.“
Vor diesem Hintergrund lautet die Vierte Forderung: „Weiterentwicklung
des Gesetzes zur Gleichstellung von Frauen und Männern für das Land
Nordrhein-Westfalen (LGG) in dem Sinne, dass zunächst in allen Kreisen
und Kreisfreien Städten neben den Gleichstellungsbeauftragten auch die
Stelle eines Ansprechpartners für Väter eingerichtet und zusätzlich
finanziert wird.“
In ihrer Antwort verweist die CDU auf den im März 2021
veröffentlichten Atlas zur Gleichstellung in NRW, aus dem für alle
Kreise und kreisfreien Städte gleichstellungspolitische Handlungsbedarfe
abgeleitet werden können. Väter sp ielen lediglich in dem Abschnitt
Elterngeldbezug eine Rolle. Auf die Zusammenhänge zwischen der
Inanspruchnahme von Elternzeiten und Elterngeld und der Besetzung von
Leitungspositionen in Verwaltungen wird nicht eingegangen.
Die Bildung einer Infrastruktur für von Gewalt betroffene Männer in
Form von 20 Plätzen in Gewaltschutzwohnungen ist der zuständigen
Ministerin Scharrenbach hoch anzurechnen. NRW belegt damit bundesweit
den Spitzenplatz. Darum ging es bei der Forderung allerdings nicht.
Die FDP möchte das Landesgleichstellungsgesetz zu einem
‚Landesdiversitätsgesetz‘ weiterentwickeln, um die realen
Lebensverhältnisse abzubilden und auch die Belange von Männern und
Diversen aufnehmen und sie als Bewerbende für das Amt des/ der
Diversitätsbeauftragten zulassen.
Die Grünen möchten in der öffentlichen Verwaltung Strukturen stärken,
die der Vielfalt von Lebensrealitäten, aber auch
Diskriminierungserfahrungen Rechnung tragen und diese Vielfalt
gleichzeitig als Bereicherung für Verwaltungen und Unternehmen begreift.
Der öffentlichen Verwaltung komme dabei eine Vorbildfunktion zu.
Auch die SPD fördert selbstverständlich die Gleichstellung von Frauen
und Männern. Die gleichstarke Vertretung von Männern und Frauen auf
allen politischen Ebenen soll durch ein Paritätsgesetz erreicht werden.
Die besonderen Bedarfe von Vätern mit Akteuren vor Ort geklärt werden.
Fazit: Die Bedarfe von Männern und Vätern werden
gesehen, es fehlt aber bei fast allen der Mut, strukturell verankerte
Beteiligungsmöglichkeiten zu etablieren und Väter den Status von
gleichstellungspolitisch handelnden Subjekten zu geben.
In der letzten Forderung ging es um die Kompetenzen von denjenigen,
die an den unterschiedlichen Stellen pädagogisch handelnd, beratend oder
im Kontext von Geburtsvorbereitung und Geburten mit Vätern zu tun
haben. Dass die Praktiker*innen für diese Aufgabe teilweise unzureichend
ausgebildet und vorbereitet sind wird zum Beispiel im Abschlussbericht
des Projekts ‚Bedeutung von Vätern im Geburtsprozess‘ deutlich:
„Die Annahme, Väter und Mütter im Kontext der Geburtsvorbereitung
anzusprechen und dort das Anliegen ‚partnerschaftliche Aufgabenteilung‘
zu thematisieren ist richtig, da in diesem Zeitraum entscheidende
Weichenstellungen vorgenommen werden.
Da mehr als 90 % der Väter an der Geburt und, zumindest beim ersten
Kind, auch an angebotenen Kursen zur Vorbereitung teilnehmen, sind
Hebammen entscheidende ‚Player‘ auf diesem Feld.
Auf der Basis freiwilliger Fortbildungen für Hebammen und mit dem
Hinweis, ihnen nützliche Methoden für die Arbeit mit und die Ansprache
von Vätern zur Verfügung stellen, lässt sich das Ziel nicht erreichen.
Das liegt zum einen, an der von der, an den unterschiedlichsten Stellen
beschriebenen Haltung der Hebammen, die Frauen und Männern traditionelle
Rollen zuweisen und selbst wenn sie Angebote für Väter machen, diesen
Unterstützungs- und Assistentenaufgaben zuweisen.“ Auch in den
Curriculas für eine universitäre Ausbildung nimmt diese Thema nicht viel
mehr als eine Semesterwochenstunde in Anspruch.
Vor diesem Hintergrund lautet die fünfte Forderung: „Hinwirkung
des Landes darauf, dass in den (Rahmen-) Lehrplänen für Erzieher*innen,
Sozialarbeiter*innen und -pädagog*innen sowie Hebammen Aus- und
Fortbildungsinhalte geplant werden, die diese Fachkräfte in die Lage
versetzen, Väter gendersensibel in den Blick zu nehmen, anzusprechen und
einzubeziehen.“
Die Stellungnahme der CDU ist auch bei dieser Forderung die
umfangreichste, geht aber vollkommen am Thema vorbei. Familienzentren,
KiBiz und digitales Familienzentrum NRW sind wichtige Vorhaben, haben
aber nichts mit den Kompetenzen zu tun, die dort Beschäftigten in die
Lage zu versetzen, Väter gendersensibel in den Blick zu nehmen,
anzusprechen und einzubeziehen.
Die FDP strebt an, die Rolle von Vätern in den genannten Lehrplänen
noch stärker in den Fokus zu rücken und unterstützt eine
Weiterentwicklung und Anpassung an die heutigen Lebensverhältnisse
jenseits tradierter Rollenbilder.
Auch die Grünen sind der Überzeugung, die Vielfalt von Familienformen
genauso in Aus-, Fort- und Weiterbildung zu integrieren, wie insgesamt
gender- und diversitätssensible Ansätze zu vermitteln. Gleichermaßen
halten sie es für wichtig, Väter in ihrer Rolle zu bestärken und
Geschlechter-stereotype, auch in Bezug auf Elternschaft, zu
durchbrechen.
Die SPD hat sich vorgenommen, in der kommenden Legislatur sich mit
den Ausbildungsordnungen und dem Sozialberufeanerkennungsgesetz zu
befassen. Die Einbeziehung eines vatersensiblen Blicks halten ist für
sie ein wichtiger Hinweis.
Fazit: Zumindest bei den drei zuletzt genannten
Parteien ist eine verbale Aufgeschlossenheit vorhanden und es bleibt
abzuwarten, wer mit wem koalieren wird bzw. kann und was dann auch
tatsächlich vereinbart wird.
Die LAG Väterarbeit wird diesen Prozess in jedem Fall kritisch
begleiten und wir werden die Parteien an ihre wenn auch vagen ‚Zusagen‘
erinnern.
Am 5. Mai berichte Alexander Stathopoulos, Geschäftsführer des Verbands Binationaler Familien in Frankfurt, beim Online Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit NRW von den Erfahrungen des Arbeitskreises Migrationssensible Väterarbeit (MiseV) in Hessen.
Nach seinem Vortrag entspann sich eine interessante
Diskussion, deren wichtigste Punkte hier kurz zusammengefasst werden.
Väter profitieren vom Austausch mit anderen Vätern. In
Frankfurt existiert seit 2020 eine Vätergruppe, die sich aus Vätern mit
unterschiedlichen Herkünften zusammensetzt. Diese ‚globale‘ Zusammensetzung hat
sich als gewinnbringend für alle Beteiligten herausgestellt.
‚Herkunftssprache ist Herzenssprache‘, für den Fall, dass
Väter über zu geringe deutsche Sprachkenntnisse verfügen, kann zunächst auch
eine sprachhomogene Gruppe angezeigt sein, aber Menschen verstehen sich nicht
automatisch gut, nur weil sie eine gemeinsame Sprache sprechen. Die
Gemeinsamkeit entsteht in der Regel in beiden Varianten über das Vatersein und
das Interesse, sich mit den eigenen Kindern zu befassen. Väter haben in der
Regel auch positiv darauf reagiert, wenn sie auf Spielplätzen angesprochen und
auf die Vätergruppe hingewiesen worden sind.
Mehrsprachige Flyer führen nicht kurzfristig zu mehr
Teilnehmenden
Mit einem mehrsprachigen Flyer auf eine Veranstaltung
hinzuweisen führt nach Erfahrung des Referenten nicht dazu, dass sich spontan
mehr Teilnehmer anmelden. „Ich kann nicht sagen, dass wir über Flyer jemals
viele Väter gewonnen hätten.“
Mehrsprachiges Informationsmaterial ist aber dennoch wichtig, da damit
signalisiert wird, wir haben auch die Väter, die nicht schon immer hier gelebt
haben und deutsch sprechen auf dem Radar, sondern auch die, die hier nicht
verwurzelt sind.
Diese Flyer haben also einen mittelfristigen Effekt, sie
etablieren den Eindruck, hier gibt es auch was für mich, hier finde ich
Antworten auf meine Fragen.
Undokumentierte Menschen, seien es Flüchtlinge oder mit
Touristenvisum eingereiste, die hier geblieben sind, spielen bei den Angeboten
für Väter bislang noch keine Rolle. Da sie keiner (legalen) Erwerbsarbeit
nachgehen können, keinerlei Unterstützung oder medizinische Behandlung erhalten
haben sie massive Probleme und sind außer für die Migrationsberatung kaum zu
erreichen.
Zugänge sind unter Umständen über ‚Vertrauenspersonen‘ oder ‚Medinetze‘
möglich.
‚Männer mit Migrationshintergrund erreichen finde ich
sehr schwierig‘
oder ‚Wie mache ich denen begreiflich, was für ein tolles
Angebot ich habe?‘ Äußerungen wie diese spiegeln eher die eigene Haltung wider
als tatsächliche Haltung. Auch bei dieser Zielgruppe kommt es darauf an,
dorthin zu gehen, wo die Väter eh sind: Sportplätze, Schwimmbäder, Kitas,
Barber Shops, Migrantenselbstorganisationen aber auch Teestuben, Cafés und
Moscheevereine sind mögliche Anspracheorte.
Es kommt darauf an Treffpunkte der möglichen Teilnehmer in der Umgebung des
Angebots zu identifizieren und die Väter dort anzusprechen und einzuladen.
Vertrauen aufzubauen und ‚Mund zu Mund Propaganda‘ wirken zu lassen braucht
aber Zeit und kann nicht übers Knie gebrochen werden.
Falls die ‚Hürden‘ für zum Beispiel ein Beratungsangebot zu
hoch sind, können durch niedrigschwellige Väterangebote wie Vater-Kind-Treffs,
gemeinsames Grillen oder Treffen in Parks ‚Rampen‘ gebaut werden. Die Väter
können sich untereinander und auch den ‚Berater‘ kennenlernen.
Eine weitere Möglichkeit Väter einzubeziehen ist auch,
Mütter über die Angebote für ihre Partner zu informieren. Häufig fragen dies
auch schon selbst nach Angeboten für Väter. Väter sind auch leichter über
gemeinsames Tun zu erreichen und eine Einladung über ihre Kinder in der Kita
ebenfalls sehr wirksam.
Diskriminierungserfahrungen sind alltäglich
… aber nicht so einfach zu thematisieren, zumindest nicht
als Einstiegsthema.
In der Frankfurter Vätergruppe waren die Morde in Hanau Anlass, über eigene
Diskriminierungserfahrungen zu sprechen. Wichtig ist in jedem Fall, diese
Erfahrungen ernst zu nehmen, gemeinsam zu überlegen, wie Kinder gestärkt und
eine Vertrauensbasis aufgebaut werden kann.
In dem Kontext spielen für Väter auch die Fragen, ‚was möchte ich meinen
Kindern vermitteln‘ und ‚was möchte ich ihnen aus meiner Herkunftskultur mit
aus den Weg geben‘ eine große Rolle.
Wissenschaftliche Kategorien wie ‚Mehrfachzugehörigkeit‘ und
‚hybride Identitäten‘ haben für sie praktische Alltagsbedeutung.
Die Frage inwieweit die beiden Fluchtbewegungen 2015, bei
der junge Männer und Väter ohne ihre Kinder nach Deutschland gekommen sind und
der aktuellen, bei der Frauen und Mütter mit ihren Kindern, aber ohne deren Väter
nach Deutschland kommen. Auswirkungen auf die Arbeit ‚mit Vätern‘ bzw. mit
Kindern ohne Väter haben wird, gab es mehr Fragen als Antworten.
Es wird darauf ankommen, die Bedürfnisse der Kinder zu
adressieren und ihnen bei Bedarf männliche Bezugspersonen ‚Ersatzpapas‘ zur
Verfügung zu stellen.
Als Abschlussresümee äußerte der Referent, auch wenn sich im
Arbeitskreis MiseV und auch hier beim Werkstattgespräch eine ‚Positivauswahl‘
trifft, ist die Bereitschaft sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und neue
Angebote auszuprobieren und zu etablieren in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen.
„Als
Vision und Wunsch abschließend formuliert: um werdenden und gewordenen
Väter und Müttern die Verwirklichung ihres Wunsches nach einer
gleichberechtigten Aufgabenteilung zu ermöglichen braucht es, neben den
äußeren, passenden Rahmenbedingungen, ein Angebot sich vor und nach der
Geburt mit den o.g. Themen auseinanderzusetzen. Und zwar an den Orten
und zu den Anlässen, die Väter und Mütter sowieso gemeinsam oder
getrennt aufsuchen und nutzen. Die Geburtsvorbereitung gehört in jedem
Fall dazu. Es braucht aber neben den Hebammen weitere (männliche)
Akteure und Angebote für Väter, vor allem für die Zeit nach der Geburt.“
Abschlussbericht des Modellprojekts ‚Bedeutung von Vätern im Geburtsprozess
Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl
Die LAG Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl am 15 Mai fünf
konkrete väterpolitische Forderungen aufgestellt und die im Landtag
vertretenen Parteien darum gebeten darzulegen, inwieweit eine Stimme für
Ihre Partei zu einer Umsetzung in den kommenden 5 Jahren beitragen
wird.
Die erste Forderung lautet:
„Förderung von flächendeckenden Angeboten zur
Geburtsvorbereitung für Väter, die werdende Eltern auch dabei
unterstützen, partnerschaftlichen Rollenvorstellungen zu realisieren.“
Die CDU hat dazu geantwortet:
Familien sind die Voraussetzung für das Funktionieren unserer
Gesellschaft. Deshalb fördern wir sie um gut gerüstet für die
Schwangerschaft und die Zeit vor und nach der Geburt zu sein. Vätern
kommt bei der Schwangerschaftsvorbereitung oft eine unterstützende Rolle
zuteil. Eine gute Vorbereitung kann oft Sicherheit verschaffen. Deshalb
haben wir im Herbst 2017 die Projektgruppe „Strukturelle
Weiterentwicklung Geburtshilfe“ eingerichtet, um die geburtshilfliche
Versorgung strukturiert weiterzu-entwickeln. Ziel ist es, aktuelle
Fragen und Herausforderungen in der Geburtshilfe zu identifizieren und
ein Konzept mit konkreten Handlungsempfehlungen für eine flächendeckende
Versorgung mit qualitativ hochwertigen Geburtshilfe-leistungen für das
Land Nordrhein-Westfalen zu erarbeiten. Damit sich Familien in NRW
wohlfühlen, erhalten sie bedarfsgerechte Unterstützung, die sie für ihre
individuelle Wahl und die Realisierung ihres persönlichen Lebensmodells
benötigen.
Die FDP hat dazu geantwortet:
Eine partnerschaftliche Rollenvorstellung und -verteilung ist uns ein
wichtiges Anliegen. Wir setzen uns daher für Toleranz und Offenheit für
eine Vielfalt von Rollen- und Lebensentwürfen ein und unterstützen die
Vorhaben der Bundesregierung hierzu ausdrücklich. Generell möchten wir
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch einen flächendeckenden
Ausbau der Betreuungsangebote, insbesondere auch in Randzeiten, und der
Unterstützung von Jobsharing- und Topsharing-Modelle, stärken.
Geburtsvorbereitungskurse für Väter werden von vielen Krankenkassen als
Satzungsleistung angeboten. Aus unserer Sicht sind Satzungsleistungen
der jeweiligen Krankenkasse ein wesentlicher Baustein für den
Kassenwettbewerb. Änderungen des Katalogs von gesetzlichen Leistungen
der Krankenversicherung und grundsätzlich zulässigen Satzungsleistungen
wären auf Bundesebene zu entscheiden.
Die Grünen haben dazu geantwortet:
Auch Väter müssen auf die Geburt und die Zeit als Elternteil
angemessen vorbereitet werden. Um Familien direkt nach der Geburt zu
unterstützen und auch Väter dabei rechtlich zu stärken, hat die
Ampel-Koalition auf der Bundesebene vor, eine zweiwöchige vergütete
Freistellung des Partners bzw. der Partnerin nach der Geburt
einzuführen.
Die SPD hat dazu geantwortet:
Wir wollen die gemeinsame und vor allem partnerschaftliche Rollenaufteilung der werdenden Eltern unterstützen. So wollen wir mit einer Familienarbeitszeit Familien ermöglichen, Arbeitszeiten zu reduzieren und dennoch nicht auf Einkommen verzichten zu müssen. Damit Familien nach der Geburt eines Kindes ausreichend Zeit zum Kennenlernen und Zusammenwachsen haben, führen wir eine Partnerfreistellung nach der Geburt ein. Um den Papierkram in den ersten Wochen des Elternseins zu reduzieren, zum Beispiel beim Elterngeld, wollen wir Familienbüros einführen, die sich um die Antragstellung in den ersten Lebenswochen kümmern und Familien auch später bei der Beantragung von Leistungen und dem Finden passender Angebote unterstützen
… dies sagt Collien Ulmen-Fernandes deren zweiteilige Doku
zum Thema „Rabenväter oder Superdads“ auf ZDFneo und der Mediathek zu
sehen ist. Darin berichten unter anderem fünf Väter aus ihrem sehr
unterschiedlichen Alltag. Außerdem kommen Expert*innen zu Wort, um
einzuordnen, wo wir aktuell in der Väterforschung stehen und was sich
ändern sollte.
In dem Interview äußert Ulmen-Fernandes weiter: „Wenn man anfängt
sich mit diesem Thema zu beschäftigen, dann merkt man wie enorm wichtig
die Väterforschung ist. Ich selbst setze mich ja schon seit Jahren für
Gleichberechtigungsthemen ein und war, als die Redaktion das Thema
angefragt hat, nicht vor Begeisterung vom Stuhl gefallen. Ich hatte ja
das weibliche Pendant dazu schon gemacht. In der Recherche zum Thema und
in der Auseinandersetzung mit der Väterforschung habe ich dann gemerkt,
wie wichtig das Thema eigentlich ist“
Die Mitglieder der LAG haben diese Überzeugung ja schon lange und wir
hoffen, dass diese Dokumentation den Rückenwind für unsere Arbeit
verstärken wird.
Migrationssensible Väterarbeit
Ist das Schwerpunktthema der LAG im m März und April. Im Gespräch
mit Prof. Uslucan haben wir auf das Projekt ‚Interkulturelle
Väterarbeit in NRW (IVA)‘ zurückgeschaut und beleuchtet, was auch im
Hinblick auf die aktuelle Fluchtbewegung aus der Ukraine von Bedeutung
sein wird. „Ein Aspekt war auch die soziale Vernetzung. Dass sie erkannt
haben: ‚Es ist wichtig, auch mit andern Vätern ins Gespräch zu kommen‘,
weil ‚Es sind nicht nur meine Sorgen, sondern es sind Sorgen auch
anderer Väter.‘ Und durch diese Väterarbeit auch eine Art von
Vernetzung, was letztlich auch Solidarpotenziale aufbauen hilft und dazu
führt, dass man auch entlastet ist, weil man merkt, das ist nicht nur
etwas, was einen selbst betrifft.“
In dem Werkstattgespräch am 7. April wird Alexander Stathopoulos vom
Verband binationaler Familien in Frankfurt über Erfahrungen des
Arbeitskreises Migrationssensibler Väterarbeit (MiseV) in Hessen
berichten und Erfolgskriterien skizzieren.
Rückblick
Beim ersten Werkstattgespräch dieses Jahres ging es um die
Väterpolitik. Eine Zusammenfassung des Gesprächs und den Link zum
Download des Vortrags finden Sie hier.
Der 29. Februar ist der Equal Care Day. An diesem Tag, den es nur
alle vier Jahre gibt, wird auf die weitgehend unsichtbare Fürsorge
Arbeit aufmerksam gemacht. Die LAG Väterarbeit ist ja unter anderem
angetreten, Vätern mehr Engagement in Familie zu ermöglichen und das
heißt auch mehr Zeit für fürsorgliches Verhalten und die Übernahme von
Care Arbeiten.
Dazu haben wir auch den diesjährigen Equal Care Day genutzt. Im
Gespräch mit Nantke Garrelts hatte Hans-Georg Nelles am Gelegenheit im
Tagesspiegel die Position der LAG darzulegen. Einen Tag zuvor hat
Patricia Cammarata die Perspektive der Frauen dargelegt. Am 28. Februar
gab es noch einmal einen zusammenfassenden Beitrag.
Ausblick
Am 15. Mai finden in NRW die Landtagswahlen statt und auch auf
Landesebene gilt es Weichen für mehr väterliches Engagement zu stellen.
Dazu werden wir Ihre Erwartungen zusammenfassen, Fragen an die Parteien
stellen und mit verantwortlichen Politiker*innen ins Gespräch kommen.
Im Sommer wird die LAG ‚Väter und Kinder als Opfer von Gewalt‘
thematisieren. Dazu wird es ebenfalls ein Werkstattgespräch in Präsenz,
Interviews mit Expert*innen und verschiedene Fachbeiträge geben.
5. April 2022, 2. Online Member Meeting der LAG Väterarbeit
7. April 2022, 15:30 bis 17 Uhr, Online Werkstattgespräch ‚Migrationssensible Väterarbeit‘
Migrationssensible Väterarbeit ist wichtig für die Zukunft unserer
Gesellschaft. In Großstädten wie Köln oder Frankfurt haben weit mehr als
50 Prozent der schulpflichtigen Kinder einen sogenannten
Migrationshintergrund. Die Väter dieser Kinder können einen bedeutsamen
Beitrag zu ihrem guten Aufwachsen und Bildungserfolg leisten.
Bei dem Werkstattgespräch am 7. April wird Alexander Stathopoulos vom
Verband binationaler Familien in Frankfurt über die Erfahrungen des
Arbeitskreises berichten und wir werden gemeinsam überlegen, wie wir
diese für die Väterarbeit in NRW nutzen können.