Etwa eine Million Kinder in Deutschland haben keinen Umgang mit ihren Vätern oder Müttern, weil der andere Elternteil dies nicht zulässt. Der Film erzählt vom Schicksal der Eltern, die nach der Trennung von Partnerin oder Partner ihre Kinder gar nicht oder nur sehr selten sehen dürfen. Sie wurden aus dem Leben der Kinder gestoßen – trotz eines gemeinsamen Sorgerechts. Eine existenzielle Lebenskrise, vor der die Betroffenen fassungslos und ohnmächtig stehen. Die Geschichten aus dem Jahr 2012 haben nichts an Aktualität eingebüßt. Die Eltern stehen exemplarisch für viele Tausende heute.
Am Ende kommt des Beitrags kommt eine
Mutter zu Wort, die selbst entfremdet hat und ihren Fehler, der auf verletzten
Gefühlen basierte, einsieht.
30.000 Kinder jährlich erleben in
der Schweiz, wie sich ihre Eltern trennen. Was können Eltern machen, damit der
Bruch für ihre Sprösslinge nicht arg belastend ist? SRF rec.-Reporter Donat
Hofer trifft Familien und bekommt einen intimen Einblick in unterschiedliche
Modelle.
In Biel trifft Donat Hofer eine Familie, die im sogenannten Wechselmodell lebt. Die Eltern teilen sich die Betreuung der Kinder zu gleichen Teilen. Aufgrund unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten haben die Eltern den Kontakt zueinander auf ein Minimum reduziert. Eine andere Strategie haben Anneka und Sam; sie leben das sogenannte Nestmodell. Ein Elternteil lebt jeweils eine halbe Woche mit den Kindern in der Familienwohnung. So müssen die Kinder nicht zwischen zwei Haushalten pendeln. In Rapperswil besucht Donat eine Familie, die trotz Trennung im selben Haushalt lebt. «Wir sind wie beste Freunde.» Die unterschiedlichen Modelle haben etwas gemeinsam: Im Fokus steht das Wohl des Kindes.
Eine Kindeswohlgefährdung festzustellen, ist für die abklärenden Sozialarbeitenden anspruchsvoll. Selina Steinmann hat in ihrer Abschlussarbeit für den Master in Sozialer Arbeit Abklärungsberichte analysiert und festgestellt, dass oft nicht das Kind im Fokus steht, sondern in erster Linie die Mutter. Ein Grund dafür sind die Rollenbilder in den Köpfen der Abklärenden.
«Trotz zehn Jahren KESB sind Kindeswohlabklärungen bis
heute uneinheitlich und wenig transparent», sagt Selina Steinmann. Sie
arbeitet als Sozialarbeiterin und führt Mandate im Kindesschutz. 2022 hat
sie das Master-Studium in Sozialer Arbeit an der Hochschule Luzern abgeschlossen.
In ihrer Master-Arbeit untersuchte sie Abklärungsberichte zu Kindeswohlgefährdungen
und ging dabei der Frage nach, welches implizite Wissen in den Entscheidungsprozessen
erkennbar ist.
Unreflektierte Rollenbilder entscheiden mit
Bis heute fehlten verbindliche Qualitätsstandards für
Abklärungsprozesse, bedauert die junge Aargauerin. Die von ihr analysierten
Texte der Abklärenden seien alltagssprachlich gehalten und es scheine wenig
sozialarbeiterisches Fachwissen durch. Sie konnte herausarbeiten, dass
die Entscheidungsprozesse vor dem Hintergrund eigener Rollenbilder, besonders
jenem der familiarisierten Kindheit, abgehandelt werden. «Im Modell der
modernen Familie ist nicht mehr vorgesehen, dass das Kind mehrere Sorgepersonen
hat.
Die Erziehung und Betreuung – und damit das Sicherstellen
des Kindeswohls – wird vor allem der Mutter zugesprochen», erläutert Steinmann.
«Der Vater wird oft erst als Sorgeperson in Betracht gezogen, wenn die Mutter
ausfällt.» Erst wenn die Abklärenden die Mutter als nicht mehr erziehungsfähig
ansähen, nähmen sie den Vater und das erweiterte soziale Unterstützungssystem
(Großeltern, freiwillige Angebote der frühkindlichen Bildung, Betreuung
und Erziehung wie Kitas usw.) in den Fokus. Das Ziel von Maßnahmen sei stets,
die Mutter so zu unterstützen, dass sie in ihrer Rolle handlungsfähig bleibe.
Bei diesem Online-Werkstattgespräch hat Marc Schulte vom
Papaladen in Berlin über die Erfahrungen mit dem von ihm und Eberhard Schäfer
entwickelten Ratgebers ‚Stark und verantwortlich – für Väter nach Trennungen‘
und dem damit verbundenen Gruppenprogramm berichtet.
Die Beratung von Vätern in Trennungssituationen ist ein
Baustein eines umfangreichen Beratungsangebots das auch Paarberatung,
psychosoziale, Elterngeld- und Strategie-Beratung umfasst. Die Väter die in
einer Trennungssituation ins Väterzentrum kommen, sind häufig (knapp 34 %) in
einer (hoch) strittigen Situation und erleben ihre „Trennung Hoch 4“ von
Partnerin, Kind(ern), sozialem Umfeld und Wohnung als fundamentale Lebenskrise
und ihre Situation als Einzelschicksal. Sie sehen im Rechtsweg häufig den
einzigen (Aus-) Weg und fühlen sich ohnmächtig, verzweifelt und wütend. Sie
sehen sich einem professionellen Frauennetzwerk gegenüber, erwarten eine
Beratung auf Augenhöhe und Gerechtigkeit.
Die von den Vätern vermutete „Fürsprecherrolle“ ermöglicht in
der Regel eine schnelle und positive Beziehungsaufnahme, die auch dadurch
gestützt wird, dass das Väterzentrum keine „klassische“ Beratungsstelle ist.
Die Beratungshaltung ist dabei durch folgende Grundsätze geprägt:
Annahme des Anliegens
Wertschätzung des Engagements des Vaters und
allem, was er in Bezug auf die Kinder tut und getan hat
Reflexion und Rückmeldung zu problematischen
Kommunikationsmustern
Perspektivwechsel (raus aus der Ohnmachts- und
Opferrolle hin zum Akteur – „Was geht gut, wie könnte es noch besser gehen?“
Trennung von Paarebene und Elternebene
Blick auf das Kind, seine Bedürfnisse,
Potenziale….
Wertschätzung gegenüber der Mutter (nicht jede
Handlung der Mutter ist gegen den Vater gerichtet)
Keine Festlegung auf ein „Ideal“ Familienmodell
nach Trennung
Sprachsensibilität z.B. statt „Umgang“ –
„Betreuungszeit“ – nicht „Kindesmutter“ sondern „Mutter der Kinder“
Das Gruppenprogramm „Stark und Verantwortlich“ für Väter
in Trennungssituationen
… wird seit 2009 kontinuierlich weiterentwickelt. Es gibt zwei
Durchgänge pro Jahr mit bislang rund 300 Teilnehmern. Es findet an 10 Abenden
jeweils drei Stunden mit 10 Teilnehmern statt. Grundlage ist die „kollegiale
Beratung“ – denn die Väter sind die Experten ihrer Situation. Dazu kommen Expertenabende
mit Vertreter:innen des Jugendamts oder des Familiengerichts und Themenabende.
Die Evaluation des Programms hat ergeben, dass 100% der
Teilnehmenden den Kurs weiterempfehlen würden, 76 % besser mit der
Gesamtsituation umgehen können und 25 % bessere Betreuungsvereinbarungen mit
der Mutter getroffen haben.
In der sich anschließenden Diskussion ging es zunächst
darum, welche Angebote es für Väter in einer Trennungssituation es in NRW gibt.
Mehrere, der selbst in der Beratung tätigen Teilnehmer empfahlen das Programm
‚Kinder im Blick‘, dass in vielen Städten angeboten wird.
Des Weiteren ging es um die Frage, wie Berater:innen in den
‚klassischen‘ Beratungseinrichtungen für die Anliegen von Vätern
‚sensibilisiert‘ werden können und der im Koalitionsvertrag der Bundesregierung
formulierte Anspruch, „in der Beratung nach Trennung und Scheidung insbesondere
das Wechselmodell in den Mittelpunkt zu stellen“ umgesetzt werden kann, zumal
dies in die Hoheit der Länder fällt.
Die LAG Väterarbeit wird dies unter anderem bei ihren
nächsten Gesprächen mit Landespolitiker:innen thematisieren.
Take
aways
Leitlinien für erfolgreiche gemeinsame Elternschaft für
die Familie nach der Familie
Die Gefühle gegen den Expartner sind weniger
wichtig als das aktuelle Verhalten ihm gegenüber. Die Zurückstellung von
negativen Gefühlen entspricht definitiv dem Kindeswohl.
Das Bedürfnis nach Privatsphäre ist zu
respektieren. Nur Informationen über das Kind müssen ausgetauscht werden.
Fragen von Unterhalt und Umgang sind getrennt zu
diskutieren.
Die Zeiträume mit dem Kind, die für jeden
Elternteil vorgesehen sind „heilig“.
Jedes Elternteil hat das Recht seinen eigenen
Elternstil zu entwickeln. Solange DADURCH kein Schaden für das Kind entsteht,
sollt dies akzeptiert werden.
Die Angebote , die der jeweils andere dem Kind
macht, eröffnen einen erweiterten Erfahrungsraum. Jedes Elternteil hat seine
besonderen Stärken und kann sie dem Kind zum nutzen vermitteln.
Diese Art von Beziehungsgestaltung erscheint für
sich trennende Eltern möglicherweise unangenehm und unbequem. Ist es einem
Elternteil möglich, diese Haltung durchzustehen, wird möglicherweise auch der
Expartner damit beginnen sich ähnlich konstruktiv zu verhalten.
Partnerschaften und Ehen scheitern, dass ist
heute nichts Ungewöhnliches. Die Verantwortung als Eltern für die gemeinsamen
Kinder endet aber nicht mit einer Trennung bzw. einer Scheidung. Und obwohl 77%
der Bevölkerung der Überzeugung ist, dass Erziehung und Betreuung von Kindern
nach einer Trennung am besten durch beide Elternteile erfolgen sollten, zieht
sich die Idee des Residenzmodells letztendlich durch alle Rechtsbereiche.
Unter dem Titel ‚Gemeinsam getrennt erziehen‘ hat der Beirat der
Bundesregierung im Oktober 2021 ein Gutachten vorgelegt. Anfang Januar hat die
Familienministerin die Kommission für den 10. Familienbericht berufen, diese
wird sich mit dem Thema „Unterstützung allein- und getrennterziehender Eltern
und ihrer Kinder – Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen“
beschäftigen, die vielfältigen Lebenslagen von Familien skizzieren und
Empfehlungen für die Familienpolitik geben.
Für uns Anlass genug, in diesem Quartal auf die Lebenswirklichkeiten getrennt
erziehender Väter zu schauen und die Rahmenbedingungen zu beleuchten, die sie
und die Mütter der Kinder brauchen, damit gemeinsam getrennt erziehen gelingen
kann.
Kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel
Das Selbstverständnis von Vätern sowie die
Zuschreibungen und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter
wollen gute Väter sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung
aktiv begleiten, es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter. Im
Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer,
diese Vorstellungen zu leben.
Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20 Jahren als ‚Tagesvater‘
arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die in verschiedenen
Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben, porträtiert. Seine
Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte Vaterschaft‘ aussehen kann
und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser Zweisamkeit ausstrahlen.
Konfrontiert und ergänzt werden die Fotografien mit Wünschen von Vätern sowie
Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von Vätern in NRW. Ausstellungseröffnung ist am Dienstag, 16. Mai, um 19 Uhr, in der
Zentralbibliothek Düsseldorf, im KAP 1 mit Tillmann Prüfer, Autor des Buchs
‚Vatersein – Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne
‚Prüfers Töchter‘. Er wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit
darlegen, warum Feminismus eine große Chance für Väter ist, auch ihr Schweigen
zu brechen und aus dem aktuellen Buch lesen.
Die
LAG Väterarbeit unterstützt Sie
…
wenn Sie als Team, Verantwortliche in einer Einrichtung,
Gleichstellungsbeauftragte oder Personalverantwortliche Fragen zu Vätern in
bestimmten Lebenslagen oder auch im Allgemeinen haben, dann finden wir gerne
mit Ihnen gemeinsam in einem Strategiegespräch passgenaue Antworten bzw.
Lösungen.
Die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit bietet auch Vorträge und Fortbildungen
an, die Beschäftigten verschiedener Einrichtungen oder auch einzelnen Teams die
Möglichkeit gibt, sich intensiv mit einem ‚Väterthema‘ auseinanderzusetzen und
ihre Arbeit mit und die Angebote für Väter weiterzuentwickeln. Melden Sie sich
einfach per Mail bei uns.
In
meinem Enkelkind kann ich mein eigenes Kind wieder erkennen
Lautete eine These von
Jürgen Haas, Referent beim Institut Kirche und Gesellschaft in Villigst, der
beim Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit am 16. März Gedanken zur Rolle von
Großvätern referierte.
Einen kurzen Bericht über die Veranstaltung und einen Link zu der
Videoaufzeichnung des Vortrags finden Sie hier.
Junge
Väter in prekären Lebenslagen ansprechen und erreichen
Am 9. Mai 2023 findet im Rahmen des von der Aktion Mensch geförderten Verbundprojekts ‚jugendliche Väter im Blick‘ in Osnabrück eine Fachtagung statt. Impulsgeberinnen sind Prof*in Anna Tarrant von der Universität in Lincoln/ GB die über ihre Erfahrungen in den Projekten Following Young Fathers & Following Young Fathers Further berichtet und Dr*in Kim Bräuer von der TH in Braunschweig, die aktuelle Ergebnisse ihrer Forschung zu Vätern in Deutschland präsentiert. Im Praxisteil der Tagung geht es um die Ansprache und Erreichbarkeit der jungen Väter (nicht nur) im Rahmen der Frühen Hilfen. Hier finden Sie das Programm und eine Anmeldemöglichkeit zu der Fachtagung.
Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher Verantwortung nachTrennung und Scheidung
Bei
diesem Online-Werkstattgespräch wird Marc Schulte vom Papaladen in Berlin über
die Erfahrungen mit dem von ihm und Eberhard Schäfer entwickelten Ratgebers
‚Stark und verantwortlich – für Väter nach Trennungen‘ und dem damit
verbundenen Gruppenprogramm berichten.
Außerdem geht es um die Ergebnisse der Fachveranstaltung zum Thema ‚Gemeinsam
Getrennt Erziehen‘, am 2. September 2022, bei der Marc Serafin, Leiter des
Jugendamts in Sankt Augustin einen Impuls zum Thema ‚Familienleben und
Rollenleitbilder vor und nach elterlichen Trennungen‘ gehalten hat und bei der
in vier Workshops zu Angeboten für Väter und Familien in Trennungssituationen
gearbeitet wurde. Hier können Sie sich zu dem Werkstattgespräch anmelden:
Nach
den Sommerferien werden wir uns nach dem VäterSummit am 26. August in Essen insbesondere
damit beschäftigen, wie Väter ermutigt werden können, ihr Vatersein so zu
leben, wie sie es sich vorstellen und wünschen. Im Mittelpunkt werden die von
den Vätern entwickelten Gedanken und Ideen stehen.
Termine
16.
Mai, 19 Uhr, Ausstellungseröffnung ‚Väterbilder‘ mit Tillmann Prüfer im KAP 1
in Düsseldorf
17. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online-Werkstattgespräch ‚ Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher
Verantwortung nach Trennung und Scheidung ‘ mit Marc Schulte
23. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online Member Meeting der LAG-Väterarbeit
12. Juni, 19 Uhr, Finissage mit Lesung von Fabian Soethof, Autor von ‚Väter
können das auch!‘, KAP 1
26. August 2023, VäterSummit in Essen mit einer Keynote von Teresa Bücker
Interview mit Michaela Kreyenfeld erlätert Frau Prof*in Kreyenfeld unter anderem, welche Rahmenbedingungen ‚gemeinsam getrennt erziehen‘ ermöglicht.
Frau Kreyenfeld, Sie haben an dem Gutachten des Beirats
für Familienfragen der Bundesregierung zum Thema ‚gemeinsam getrennt erziehen
mitgearbeitet. Welche Bedeutung hat das Thema heute schon und wie schätzen sie
die zukünftige Entwicklung ein?
In vielen anderen europäischen Ländern, vor allem in den
Niederlanden, Belgien oder Schweden, ist die geteilte Betreuung nach Trennung
und Scheidung viel verbreiteter als in Deutschland. Wir können aber auch
für Deutschland davon ausgehen, dass geteilte Betreuung in Zukunft an Bedeutung
gewinnen wird. Auch nach Trennung und Scheidung wollen Väter zunehmend im
Leben ihrer Kinder präsent bleiben. Diese sich ändernden Lebensrealitäten
müssen auch im Recht besser abgebildet warden.
Was ist aus der Sicht der Kinder nach dem Scheitern einer
Paarbeziehung am wichtigsten?
Für Kinder ist es vor allem belastend, wenn sie in die
Streitigkeiten ihrer Eltern hineingezogen werden und das Gefühl vermittelt
bekommen, dass sie Partei einnehmen müssen. Eltern müssen in die Lage
versetzt werden — bei allen Streitigkeiten untereinander — das Wohl ihrer
Kinder im Blick zu behalten. Dazu gehört auch, dass Eltern verstehen,
dass zum Wohl des Kindes in der Regel auch gehört, dass beide Eltern im Leben
ihrer Kinder präsent bleiben.
An welchen Stellschrauben muss Familienpolitik
kurzfristig drehen, um die Situationen von getrennt lebenden und erziehenden
Eltern zu verbessern?
Im Gutachten „Gemeinsam Getrennt Erziehen“ haben wir
konkrete Handlungsempfehlungen herausgearbeitet. Die
Familienberatung zu reformieren und Mediationsangebote zu etablieren, das sind
sicherlich naheliegende Stellschrauben. Was die rechtlichen
Rahmenbedingungen betrifft, ist noch sehr viel zu tun. Letztendlich zieht sich
die Idee des Residenzmodells durch alle Rechtsbereiche. Es fängt beim
Melderecht an. Eine Person kann nur einen Hauptwohnsitz in Deutschland haben;
demnach kann das Kind entweder nur beim Vater oder der Mutter gemeldet sein.
Kindergeld kann ebenfalls nicht gesplittet werden. Es geht nur auf das Konto
des Vaters oder der Mutter. Wir haben im Gutachten konkrete Vorschläge zur
Reform des Kindesunterhalts erarbeitet und haben uns hier für ein
„Stufenmodell“ ausgesprochen, das neben dem Residenzmodell die paritätische und
asymmetrische Betreuung im Recht etablieren würde.
Familienministerin Paus hat Sie und sechs weitere
Kolleg*innen Anfang Januar in die Sachverständigenkommission zum 10.
Familienbericht berufen. Die Kommission soll unter anderem Empfehlungen
formulieren, um im Interesse von Trennungsfamilien bestehende politische
Instrumente weiterzuentwickeln sowie neue zu entwickeln. Wo sehen sie dabei
aufgrund Ihrer bisherigen Arbeit Ansatzpunkte im Interesse von Trennungsvätern?
Thema des Familienberichts sind Alleinerziehende und
getrennt erziehende Eltern. Damit sind Trennungsväter automatisch auch im
Blick. Ein stärkeres väterliches Engagement kommt nicht nur Vätern und Kindern
zugute. Es muss in der Debatte auch klarer werden, dass Mütter auch davon
profitieren können, wenn sie Betreuung und Erziehung mit dem Ex-Partner teilen
können. Allerdings können wir die Augen auch nicht vor den gegebenen Realitäten
verschließen. Die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind
enorm in Deutschland. Nach wie vor sind es eher Mütter als Väter, die
nach der Geburt des Kindes aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden und zugunsten der
Familienarbeit im Beruf zurückstecken. In einigen Partnerschaften führt
erst die Scheidung und Trennung von der Partnerin dazu, dass Väter sich ihrer
Väterrolle bewusst werden und Betreuungs- und Erziehungsverantwortung
wahrnehmen und auch einfordern. Das ist auch gut so. Aber eine Politik, die
erst bei Scheidung und Trennung ansetzt, kommt zu spät. Väterliches Engagement
in der bestehenden Partnerschaft sollte genauso selbstverständlich sein, wie
die mütterliche Erwerbsintegration. Unser Ziel ist es aktuelle Strukturen
zu hinterfragen, die es Eltern zum Teil schwierig machen, nach Trennung und
Scheidung geteilte Betreuung für ihre Kinder zu realisieren.
Michaela Kreyenfeld ist Professor of Sociology an der Hertie School. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Familiendemographie und Familiensoziologie. Bis 2016 leitete sie die Forschungsgruppe „Lebenslauf, Sozialpolitik und Familie” am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. Sie ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, des Kuratoriums des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie des Beirats für Familienfragen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Sie leitet derzeit die Sachverständigenkommission des 10. Familienberichts.
Knapp ein Viertel aller Eltern in Deutschland trennen sich –
jedes Jahr sind davon etwa 200.000 Minderjährige betroffen. Mehr als drei
Millionen Trennungskinder gibt es insgesamt.
Wie erleben Familien die Trennung und wie können Eltern und
Kinder sie gut bewältigen? Was können Eltern beachten, um das Wohl ihrer Kinder
im Blick zu behalten? Vier getrennte Familien zeigen, welche unterschiedlichen
Lösungen sie gefunden haben.
Der erste Teil der Doppelfolge widmet sich der Anfangsphase.
Wie sagt man den Kindern, dass die Eltern sich nicht mehr lieben? Wie gibt man
ihnen Halt, wenn die Familie zerbricht? Über mehrere Monate gewähren
Trennungsfamilien Einblicke in ihr Leben.
Jenny und Alex haben es drei Monate herausgezögert und ihren
vier Kindern dann im Sommerurlaub erzählt, dass sie sich trennen. Bea und
Benedikt wählten das gemeinsame Frühstück. Claudia und Safet stritten sich so
oft und so heftig, dass ihre beiden Söhne die Trennung quasi miterlebt haben.
Ähnlich lief es auch bei Michaela und ihrem Ex-Partner.
Wie wählt man den richtigen Zeitpunkt, es den Kindern zu
sagen und wie geht es danach weiter? Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes
ergründet, was Eltern beachten können. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
aus verschiedenen Fachbereichen geben konkrete Hilfestellungen, wie eine
Trennung zum Wohle aller und insbesondere mit Rücksicht auf die Kinder gelingen
kann.
Welche langfristigen Folgen die Trennung der Eltern auf das
zukünftige Leben der Kinder hat, erforschen Experten der Kinder- und
Jugendpsychiatrie an der Universität Leipzig. Verändert sich das Verhalten von
Kindern, die eine Trennung erleben? Unsere Trennungskinder machen den Test.
Ein Thema – zwei Formate: Während ZDFneo die Perspektive
aller Familienmitglieder beleuchtet, kommen in dem „PUR+ spezial: Meine
Eltern trennen sich“ vor allem die Kinder der Familien zu Wort. Das Format
von ZDFtivi für den KiKA bietet Reportagen und konkrete Tipps für Trennungskinder.
80% aller Trennungskinder in Deutschland leben bei der Mutter. Moderne Rollenverteilung? Fehlanzeige. Torsten Sommer kämpft dafür, dass sich das ändert. In dem Beitrag, der bis zum 18. Oktober 2018 in der Mediathek zu sehen ist, kommt auch Frau Prof. Dr. Sünderhauf zu Wort.
Mit seinem ersten Elternkongress am 15. Juli 2016 in Karlsruhe unter dem Motto „Eltern sein – Eltern bleiben“ hat der Landesverein Baden-Württemberg des Väteraufbruch für Kinder e. V. eine Kongress-Serie initiiert, die die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Familien, den noch immer bestehenden Reformbedarf und die Rolle der familialen Professionen im Kontext von Trennung und Scheidung thematisiert. Im Rahmen von Fachvorträgen und Praxisforen sind Eltern und VertreterInnen der Fachwelt mit Blick auf die Kinder zum Dialog eingeladen.
Der zweite Elternkongress am 7. Juli 2017 in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart bietet die Gelegenheit zur Vertiefung der komplexen und vieldiskutierten Thematik, zur Fortsetzung des lösungsorientierten Dialogs und zu konkreten Forderungen an die Politik:
Rahmenbedingungen für gemeinsam oder getrennt erziehende Eltern –
die Rolle der familialen Professionen und die Verantwortung der Politik
Während die Familienpolitik einerseits auf den gesellschaftlichen Wandel, verbunden mit der Auflösung traditioneller Geschlechterrollen und Familienformen reagiert und mit Maßnahmen wie ElterngeldPlus, Flexibilisierung der Elternzeit und Ausbau der Ganztagsbetreuung die partnerschaftliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Mütter und Väter im Lebensverlauf fördert, erfolgt andererseits nach Trennung und Scheidung noch immer eine „Rolle rückwärts“ in tradierte Rollenmuster: Ein Elternteil, in der Regel die Mutter, ist schwerpunktmäßig für die Kinderbetreuung und –erziehung zuständig und wird zur „alleinerziehenden Mutter“, während der andere Elternteil, in der Regel der Vater, schwerpunktmäßig für den Kindesunterhalt zuständig ist und zum „Umgangselternteil“ wird. Das führt zu einseitigen Belastungen und verhindert Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beteiligten. Die häufige Folge sind eskalierende, sich über viele Jahre hinziehende Elternkonflikte und der Kontaktverlust der Kinder zum getrennt lebenden Elternteil bis hin zur völligen Entfremdung.
Die familialen Professionen stehen vor der Aufgabe, zu verhindern, dass das Kind in den Brunnen fällt, oder es herauszuholen. Dabei erweist sich elterliche „Hochstrittigkeit“ als umfassende Entwicklungsblockade, oft auch als gezielte Prozesstaktik, vor der selbst Experten kapitulieren. Um elterlichem Konflikt und auch Verweigerungshaltungen wirksam zu begegnen, bedarf es der interdisziplinären Vernetzung, verbunden mit geeigneten Instrumentarien und eines familienrechtlichen Leitbildes gleichverantwortlicher Elternschaft, das in anderen Ländern längst existiert, in Deutschland jedoch trotz positiver Ansätze noch heftig umstritten ist.
Letztendlich sind es die Wählerinnen und Wähler, die im „Wahljahr 2017“ den Kurs bestimmen. Damit die Verantwortlichen in der Politik die Stellschrauben in die gewünschte Richtung drehen, bedarf es klarer Forderungen und Positionen.
Hier können Sie sich zu der Veranstaltung anmelden.
Der Männerkongress 2012 will die in den Wissenschaften bislang vernachlässigten Folgen von Trennung und Scheidung für Männer und Kinder – insbesondere aus Sicht der betroffenen Väter und Jungen – in den Vordergrund rücken. Beziehungen sind für alle Menschen von grundlegender Bedeutung.
Der Qualität des Miteinanders von Männern und Frauen wie auch von Eltern und ihren Kindern kommt eine herausragende Bedeutung zu. Sie beeinflusst persönliche Gesundheit und Lebensqualität sowie auch das gesellschaftliche Klima. Trennungen und Abschiede sind einerseits unvermeidliche biografische Wendepunkte, sie können insofern auch notwendige Reifungsschritte markieren.
Werden Beziehungen jedoch unter konflikthaften oder sogar traumatischen Bedingungen getrennt, führt das für alle Beteiligten häufig zu leidvollen Erschütterungen ihres Lebensgefüges. Die Folgen können schwerwiegend und langfristig sein, besonders wenn keine präventiven oder andere professionellen Hilfen zur Verfügung stehen. Einfache oder gar einseitige Täter-Opfer-Zuschreibungen verstellen dabei den Blick auf die komplexen emotionalen und gesellschaftlichen Problemlagen, mit denen auch Väter und Jungen umgehen müssen.
Der zweite Männerkongress 2012 an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf bringt Wissenschaftler und Fachreferenten zusammen, die das Thema der Elterntrennung mit seinen vielfältigen Facetten und Folgen auch für die betroffenen Kinder aus historischer, psychoanalytischer, soziologischer, medizinischer und juristischer Sicht darstellen werden.
Informationen zum Programm des Kongresses, der am 21. Und 22. September stattfindet sowie eine Anmeldemöglichkeit gibt es hier.