der VÄTER Blog

lebe deinen Traum!

Das Kind kriegst du nicht – Eltern im Scheidungskampf

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Februar 2024

Etwa eine Million Kinder in Deutschland haben keinen Umgang mit ihren Vätern oder Müttern, weil der andere Elternteil dies nicht zulässt. Der Film erzählt vom Schicksal der Eltern, die nach der Trennung von Partnerin oder Partner ihre Kinder gar nicht oder nur sehr selten sehen dürfen. Sie wurden aus dem Leben der Kinder gestoßen – trotz eines gemeinsamen Sorgerechts. Eine existenzielle Lebenskrise, vor der die Betroffenen fassungslos und ohnmächtig stehen. Die Geschichten aus dem Jahr 2012 haben nichts an Aktualität eingebüßt. Die Eltern stehen exemplarisch für viele Tausende heute.

Am Ende kommt des Beitrags kommt eine Mutter zu Wort, die selbst entfremdet hat und ihren Fehler, der auf verletzten Gefühlen basierte, einsieht.

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Wenn Eltern sich trennen – Wie weiter mit der Familie?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. Januar 2024

30.000 Kinder jährlich erleben in der Schweiz, wie sich ihre Eltern trennen. Was können Eltern machen, damit der Bruch für ihre Sprösslinge nicht arg belastend ist? SRF rec.-Reporter Donat Hofer trifft Familien und bekommt einen intimen Einblick in unterschiedliche Modelle.


In Biel trifft Donat Hofer eine Familie, die im sogenannten Wechselmodell lebt. Die Eltern teilen sich die Betreuung der Kinder zu gleichen Teilen. Aufgrund unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten haben die Eltern den Kontakt zueinander auf ein Minimum reduziert. Eine andere Strategie haben Anneka und Sam; sie leben das sogenannte Nestmodell. Ein Elternteil lebt jeweils eine halbe Woche mit den Kindern in der Familienwohnung. So müssen die Kinder nicht zwischen zwei Haushalten pendeln. In Rapperswil besucht Donat eine Familie, die trotz Trennung im selben Haushalt lebt. «Wir sind wie beste Freunde.» Die unterschiedlichen Modelle haben etwas gemeinsam: Im Fokus steht das Wohl des Kindes.

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Warum der Vater ins Abseits gerät

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. Januar 2024

Eine Kindes­wohl­ge­fähr­dung fest­zu­stellen, ist für die abklä­renden Sozi­al­ar­bei­tenden anspruchs­voll. Selina Stein­mann hat in ihrer Abschluss­ar­beit für den Master in Sozialer Arbeit Abklä­rungs­be­richte analy­siert und fest­ge­stellt, dass oft nicht das Kind im Fokus steht, sondern in erster Linie die Mutter. Ein Grund dafür sind die Rollen­bilder in den Köpfen der Abklä­renden.

«Trotz zehn Jahren KESB sind Kindes­wohl­abklärungen bis heute unein­heit­lich und wenig trans­pa­rent», sagt Selina Stein­mann. Sie arbeitet als Sozi­al­ar­bei­terin und führt Mandate im Kindes­schutz. 2022 hat sie das Master-Studium in Sozialer Arbeit an der Hoch­schule Luzern abge­schlossen. In ihrer Master-Arbeit unter­suchte sie Abklärungs­be­richte zu Kindes­wohlgefährdungen und ging dabei der Frage nach, welches impli­zite Wissen in den Entschei­dungs­pro­zessen erkennbar ist.

Unre­flek­tierte Rollen­bilder entscheiden mit

Bis heute fehlten verbind­liche Qualitätsstan­dards für Abklärungs­pro­zesse, bedauert die junge Aargauerin. Die von ihr analy­sierten Texte der Abklärenden seien alltags­sprach­lich gehalten und es scheine wenig sozi­al­ar­bei­te­ri­sches Fach­wissen durch. Sie konnte heraus­ar­beiten, dass die Entschei­dungs­pro­zesse vor dem Hinter­grund eigener Rollen­bilder, beson­ders jenem der fami­lia­ri­sierten Kind­heit, abge­han­delt werden. «Im Modell der modernen Familie ist nicht mehr vorge­sehen, dass das Kind mehrere Sorge­per­sonen hat.

Die Erzie­hung und Betreuung – und damit das Sicher­stellen des Kindes­wohls – wird vor allem der Mutter zuge­spro­chen», erläutert Stein­mann. «Der Vater wird oft erst als Sorge­person in Betracht gezogen, wenn die Mutter ausfällt.» Erst wenn die Abklärenden die Mutter als nicht mehr erzie­hungsfähig ansähen, nähmen sie den Vater und das erwei­terte soziale Unterstützungs­system (Groß­el­tern, frei­wil­lige Ange­bote der frühkind­li­chen Bildung, Betreuung und Erzie­hung wie Kitas usw.) in den Fokus. Das Ziel von Maß­nahmen sei stets, die Mutter so zu unterstützen, dass sie in ihrer Rolle hand­lungsfähig bleibe.

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Gemeinsam getrennt erziehen – Beratungsangebote für Väter in Trennungssituationen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. Mai 2023

Bericht vom Werkstattgespräch am 17. Mai 2023

Bei diesem Online-Werkstattgespräch hat Marc Schulte vom Papaladen in Berlin über die Erfahrungen mit dem von ihm und Eberhard Schäfer entwickelten Ratgebers ‚Stark und verantwortlich – für Väter nach Trennungen‘ und dem damit verbundenen Gruppenprogramm berichtet.

Die Beratung von Vätern in Trennungssituationen ist ein Baustein eines umfangreichen Beratungsangebots das auch Paarberatung, psychosoziale, Elterngeld- und Strategie-Beratung umfasst. Die Väter die in einer Trennungssituation ins Väterzentrum kommen, sind häufig (knapp 34 %) in einer (hoch) strittigen Situation und erleben ihre „Trennung Hoch 4“ von Partnerin, Kind(ern), sozialem Umfeld und Wohnung als fundamentale Lebenskrise und ihre Situation als Einzelschicksal. Sie sehen im Rechtsweg häufig den einzigen (Aus-) Weg und fühlen sich ohnmächtig, verzweifelt und wütend. Sie sehen sich einem professionellen Frauennetzwerk gegenüber, erwarten eine Beratung auf Augenhöhe und Gerechtigkeit.

Die von den Vätern vermutete „Fürsprecherrolle“ ermöglicht in der Regel eine schnelle und positive Beziehungsaufnahme, die auch dadurch gestützt wird, dass das Väterzentrum keine „klassische“ Beratungsstelle ist. Die Beratungshaltung ist dabei durch folgende Grundsätze geprägt:

  • Annahme des Anliegens
  • Wertschätzung des Engagements des Vaters und allem, was er in Bezug auf die Kinder tut und getan hat
  • Reflexion und Rückmeldung zu problematischen Kommunikationsmustern
  • Perspektivwechsel (raus aus der Ohnmachts- und Opferrolle hin zum Akteur – „Was geht gut, wie könnte es noch besser gehen?“
  • Trennung von Paarebene und Elternebene
  • Blick auf das Kind, seine Bedürfnisse, Potenziale…. 
  • Wertschätzung gegenüber der Mutter (nicht jede Handlung der Mutter ist gegen den Vater gerichtet)
  • Keine Festlegung auf ein „Ideal“ Familienmodell nach Trennung
  • Sprachsensibilität z.B. statt „Umgang“ – „Betreuungszeit“ – nicht „Kindesmutter“ sondern „Mutter der Kinder“

Das Gruppenprogramm „Stark und Verantwortlich“ für Väter in Trennungssituationen

… wird seit 2009 kontinuierlich weiterentwickelt. Es gibt zwei Durchgänge pro Jahr mit bislang rund 300 Teilnehmern. Es findet an 10 Abenden jeweils drei Stunden mit 10 Teilnehmern statt. Grundlage ist die „kollegiale Beratung“ – denn die Väter sind die Experten ihrer Situation. Dazu kommen Expertenabende mit Vertreter:innen des Jugendamts oder des Familiengerichts und Themenabende.

Die Evaluation des Programms hat ergeben, dass 100% der Teilnehmenden den Kurs weiterempfehlen würden, 76 % besser mit der Gesamtsituation umgehen können und 25 % bessere Betreuungsvereinbarungen mit der Mutter getroffen haben.

In der sich anschließenden Diskussion ging es zunächst darum, welche Angebote es für Väter in einer Trennungssituation es in NRW gibt. Mehrere, der selbst in der Beratung tätigen Teilnehmer empfahlen das Programm ‚Kinder im Blick‘, dass in vielen Städten angeboten wird.

Des Weiteren ging es um die Frage, wie Berater:innen in den ‚klassischen‘ Beratungseinrichtungen für die Anliegen von Vätern ‚sensibilisiert‘ werden können und der im Koalitionsvertrag der Bundesregierung formulierte Anspruch, „in der Beratung nach Trennung und Scheidung insbesondere das Wechselmodell in den Mittelpunkt zu stellen“ umgesetzt werden kann, zumal dies in die Hoheit der Länder fällt.

Die LAG Väterarbeit wird dies unter anderem bei ihren nächsten Gesprächen mit Landespolitiker:innen thematisieren.

Take aways

Leitlinien für erfolgreiche gemeinsame Elternschaft für die Familie nach der Familie

  • Die Gefühle gegen den Expartner sind weniger wichtig als das aktuelle Verhalten ihm gegenüber. Die Zurückstellung von negativen Gefühlen entspricht definitiv dem Kindeswohl.
  • Das Bedürfnis nach Privatsphäre ist zu respektieren. Nur Informationen über das Kind müssen ausgetauscht werden.
  • Fragen von Unterhalt und Umgang sind getrennt zu diskutieren.
  • Die Zeiträume mit dem Kind, die für jeden Elternteil vorgesehen sind „heilig“.
  • Jedes Elternteil hat das Recht seinen eigenen Elternstil zu entwickeln. Solange DADURCH kein Schaden für das Kind entsteht, sollt dies akzeptiert werden.
  • Die Angebote , die der jeweils andere dem Kind macht, eröffnen einen erweiterten Erfahrungsraum. Jedes Elternteil hat seine besonderen Stärken und kann sie dem Kind zum nutzen vermitteln.
  • Diese Art von Beziehungsgestaltung erscheint für sich trennende Eltern möglicherweise unangenehm und unbequem. Ist es einem Elternteil möglich, diese Haltung durchzustehen, wird möglicherweise auch der Expartner damit beginnen sich ähnlich konstruktiv zu verhalten.

Die Beratungsangebote von ‚Väter in Köln‘

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Gemeinsam getrennt erziehen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. April 2023

Partnerschaften und Ehen scheitern, dass ist heute nichts Ungewöhnliches. Die Verantwortung als Eltern für die gemeinsamen Kinder endet aber nicht mit einer Trennung bzw. einer Scheidung. Und obwohl 77% der Bevölkerung der Überzeugung ist, dass Erziehung und Betreuung von Kindern nach einer Trennung am besten durch beide Elternteile erfolgen sollten, zieht sich die Idee des Residenzmodells letztendlich durch alle Rechtsbereiche.
Unter dem Titel ‚Gemeinsam getrennt erziehen‘ hat der Beirat der Bundesregierung im Oktober 2021 ein Gutachten vorgelegt. Anfang Januar hat die Familienministerin die Kommission für den 10. Familienbericht berufen, diese wird sich mit dem Thema „Unterstützung allein- und getrennterziehender Eltern und ihrer Kinder – Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen” beschäftigen, die vielfältigen Lebenslagen von Familien skizzieren und Empfehlungen für die Familienpolitik geben.
Für uns Anlass genug, in diesem Quartal auf die Lebenswirklichkeiten getrennt erziehender Väter zu schauen und die Rahmenbedingungen zu beleuchten, die sie und die Mütter der Kinder brauchen, damit gemeinsam getrennt erziehen gelingen kann.

Kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel

Das Selbstverständnis von Vätern sowie die Zuschreibungen und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter wollen gute Väter sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung aktiv begleiten, es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter. Im Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer, diese Vorstellungen zu leben.
Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20 Jahren als ‚Tagesvater‘ arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die in verschiedenen Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben, porträtiert. Seine Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte Vaterschaft‘ aussehen kann und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser Zweisamkeit ausstrahlen.
Konfrontiert und ergänzt werden die Fotografien mit Wünschen von Vätern sowie Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von Vätern in NRW.
Ausstellungseröffnung ist am Dienstag, 16. Mai, um 19 Uhr, in der Zentralbibliothek Düsseldorf, im KAP 1 mit Tillmann Prüfer, Autor des Buchs ‚Vatersein – Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘. Er wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit darlegen, warum Feminismus eine große Chance für Väter ist, auch ihr Schweigen zu brechen und aus dem aktuellen Buch lesen.

Die LAG Väterarbeit unterstützt Sie

… wenn Sie als Team, Verantwortliche in einer Einrichtung, Gleichstellungsbeauftragte oder Personalverantwortliche Fragen zu Vätern in bestimmten Lebenslagen oder auch im Allgemeinen haben, dann finden wir gerne mit Ihnen gemeinsam in einem Strategiegespräch passgenaue Antworten bzw. Lösungen.
Die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit bietet auch Vorträge und Fortbildungen an, die Beschäftigten verschiedener Einrichtungen oder auch einzelnen Teams die Möglichkeit gibt, sich intensiv mit einem ‚Väterthema‘ auseinanderzusetzen und ihre Arbeit mit und die Angebote für Väter weiterzuentwickeln. Melden Sie sich einfach per Mail bei uns.

In meinem Enkelkind kann ich mein eigenes Kind wieder erkennen

Lautete eine These von Jürgen Haas, Referent beim Institut Kirche und Gesellschaft in Villigst, der beim Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit am 16. März Gedanken zur Rolle von Großvätern referierte.
Einen kurzen Bericht über die Veranstaltung und einen Link zu der Videoaufzeichnung des Vortrags finden Sie hier.

Junge Väter in prekären Lebenslagen ansprechen und erreichen

Am 9. Mai 2023 findet im Rahmen des von der Aktion Mensch geförderten Verbundprojekts ‚jugendliche Väter im Blick‘ in Osnabrück eine Fachtagung statt. Impulsgeberinnen sind Prof*in Anna Tarrant von der Universität in Lincoln/ GB die über ihre Erfahrungen in den Projekten Following Young Fathers & Following Young Fathers Further berichtet und Dr*in Kim Bräuer von der TH in Braunschweig, die aktuelle Ergebnisse ihrer Forschung zu Vätern in Deutschland präsentiert.
Im Praxisteil der Tagung geht es um die Ansprache und Erreichbarkeit der jungen Väter (nicht nur) im Rahmen der Frühen Hilfen.
Hier finden Sie das Programm und eine Anmeldemöglichkeit zu der Fachtagung.

Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher Verantwortung nach Trennung und Scheidung

Bei diesem Online-Werkstattgespräch wird Marc Schulte vom Papaladen in Berlin über die Erfahrungen mit dem von ihm und Eberhard Schäfer entwickelten Ratgebers ‚Stark und verantwortlich – für Väter nach Trennungen‘ und dem damit verbundenen Gruppenprogramm berichten.
Außerdem geht es um die Ergebnisse der Fachveranstaltung zum Thema ‚Gemeinsam Getrennt Erziehen‘, am 2. September 2022, bei der Marc Serafin, Leiter des Jugendamts in Sankt Augustin einen Impuls zum Thema ‚Familienleben und Rollenleitbilder vor und nach elterlichen Trennungen‘ gehalten hat und bei der in vier Workshops zu Angeboten für Väter und Familien in Trennungssituationen gearbeitet wurde. Hier können Sie sich zu dem Werkstattgespräch anmelden:

https://www.surveymonkey.de/r/LAG20230517

Ausblick

Nach den Sommerferien werden wir uns nach dem VäterSummit am 26. August in Essen insbesondere damit beschäftigen, wie Väter ermutigt werden können, ihr Vatersein so zu leben, wie sie es sich vorstellen und wünschen. Im Mittelpunkt werden die von den Vätern entwickelten Gedanken und Ideen stehen.

Termine

16. Mai, 19 Uhr, Ausstellungseröffnung ‚Väterbilder‘ mit Tillmann Prüfer im KAP 1 in Düsseldorf
17. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online-Werkstattgespräch ‚ Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher Verantwortung nach Trennung und Scheidung ‘ mit Marc Schulte
23. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online Member Meeting der LAG-Väterarbeit
12. Juni, 19 Uhr, Finissage mit Lesung von Fabian Soethof, Autor von ‚Väter können das auch!‘, KAP 1
26. August 2023, VäterSummit in Essen mit einer Keynote von Teresa Bücker

Alle Beiträge und weitere Terminhinweise finden Sie auf der Webseite www.lag-vaeterarbeit.nrw

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Letztendlich zieht sich die Idee des Residenzmodells durch alle Rechtsbereiche

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. April 2023

Interview mit Michaela Kreyenfeld erlätert Frau Prof*in Kreyenfeld unter anderem, welche Rahmenbedingungen ‘gemeinsam getrennt erziehen’ ermöglicht.

Frau Kreyenfeld, Sie haben an dem Gutachten des Beirats für Familienfragen der Bundesregierung zum Thema ‚gemeinsam getrennt erziehen mitgearbeitet. Welche Bedeutung hat das Thema heute schon und wie schätzen sie die zukünftige Entwicklung ein?

In vielen anderen europäischen Ländern, vor allem in den Niederlanden, Belgien oder Schweden, ist die geteilte Betreuung nach Trennung und Scheidung viel verbreiteter als in Deutschland.  Wir können aber auch für Deutschland davon ausgehen, dass geteilte Betreuung in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird.  Auch nach Trennung und Scheidung wollen Väter zunehmend im Leben ihrer Kinder präsent bleiben.  Diese sich ändernden Lebensrealitäten müssen auch im Recht besser abgebildet warden.

Was ist aus der Sicht der Kinder nach dem Scheitern einer Paarbeziehung am wichtigsten?

Für Kinder ist es vor allem belastend, wenn sie in die Streitigkeiten ihrer Eltern hineingezogen werden und das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie Partei einnehmen müssen.  Eltern müssen in die Lage versetzt werden — bei allen Streitigkeiten untereinander — das Wohl ihrer Kinder im Blick zu behalten.  Dazu gehört auch, dass Eltern verstehen, dass zum Wohl des Kindes in der Regel auch gehört, dass beide Eltern im Leben ihrer Kinder präsent bleiben. 

An welchen Stellschrauben muss Familienpolitik kurzfristig drehen, um die Situationen von getrennt lebenden und erziehenden Eltern zu verbessern?

Im Gutachten „Gemeinsam Getrennt Erziehen“ haben wir konkrete Handlungsempfehlungen herausgearbeitet.   Die Familienberatung zu reformieren und Mediationsangebote zu etablieren, das sind sicherlich naheliegende Stellschrauben.  Was die rechtlichen Rahmenbedingungen betrifft, ist noch sehr viel zu tun. Letztendlich zieht sich die Idee des Residenzmodells durch alle Rechtsbereiche. Es fängt beim Melderecht an. Eine Person kann nur einen Hauptwohnsitz in Deutschland haben; demnach kann das Kind entweder nur beim Vater oder der Mutter gemeldet sein. Kindergeld kann ebenfalls nicht gesplittet werden. Es geht nur auf das Konto des Vaters oder der Mutter. Wir haben im Gutachten konkrete Vorschläge zur Reform des Kindesunterhalts erarbeitet und haben uns hier für ein „Stufenmodell“ ausgesprochen, das neben dem Residenzmodell die paritätische und asymmetrische Betreuung im Recht etablieren würde.

Familienministerin Paus hat Sie und sechs weitere Kolleg*innen Anfang Januar in die Sachverständigenkommission zum 10. Familienbericht berufen. Die Kommission soll unter anderem Empfehlungen formulieren, um im Interesse von Trennungsfamilien bestehende politische Instrumente weiterzuentwickeln sowie neue zu entwickeln. Wo sehen sie dabei aufgrund Ihrer bisherigen Arbeit Ansatzpunkte im Interesse von Trennungsvätern?

Thema des Familienberichts sind Alleinerziehende und getrennt erziehende Eltern. Damit sind Trennungsväter automatisch auch im Blick. Ein stärkeres väterliches Engagement kommt nicht nur Vätern und Kindern zugute.  Es muss in der Debatte auch klarer werden, dass Mütter auch davon profitieren können, wenn sie Betreuung und Erziehung mit dem Ex-Partner teilen können. Allerdings können wir die Augen auch nicht vor den gegebenen Realitäten verschließen.  Die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind enorm in Deutschland.  Nach wie vor sind es eher Mütter als Väter, die nach der Geburt des Kindes aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden und zugunsten der Familienarbeit im Beruf zurückstecken.  In einigen Partnerschaften führt erst die Scheidung und Trennung von der Partnerin dazu, dass Väter sich ihrer Väterrolle bewusst werden und Betreuungs- und Erziehungsverantwortung wahrnehmen und auch einfordern. Das ist auch gut so. Aber eine Politik, die erst bei Scheidung und Trennung ansetzt, kommt zu spät. Väterliches Engagement in der bestehenden Partnerschaft sollte genauso selbstverständlich sein, wie die mütterliche Erwerbsintegration.  Unser Ziel ist es aktuelle Strukturen zu hinterfragen, die es Eltern zum Teil schwierig machen, nach Trennung und Scheidung geteilte Betreuung für ihre Kinder zu realisieren. 

Michaela Kreyenfeld ist Professor of Sociology an der Hertie School. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Familiendemographie und Familiensoziologie. Bis 2016 leitete sie die Forschungsgruppe “Lebenslauf, Sozialpolitik und Familie” am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. Sie ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, des Kuratoriums des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie des Beirats für Familienfragen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Sie leitet derzeit die Sachverständigenkommission des 10. Familienberichts.

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Trennungskinder – Wenn Eltern auseinander gehen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. Mai 2022

Knapp ein Viertel aller Eltern in Deutschland trennen sich – jedes Jahr sind davon etwa 200.000 Minderjährige betroffen. Mehr als drei Millionen Trennungskinder gibt es insgesamt.

Wie erleben Familien die Trennung und wie können Eltern und Kinder sie gut bewältigen? Was können Eltern beachten, um das Wohl ihrer Kinder im Blick zu behalten? Vier getrennte Familien zeigen, welche unterschiedlichen Lösungen sie gefunden haben.

Der erste Teil der Doppelfolge widmet sich der Anfangsphase. Wie sagt man den Kindern, dass die Eltern sich nicht mehr lieben? Wie gibt man ihnen Halt, wenn die Familie zerbricht? Über mehrere Monate gewähren Trennungsfamilien Einblicke in ihr Leben.

Jenny und Alex haben es drei Monate herausgezögert und ihren vier Kindern dann im Sommerurlaub erzählt, dass sie sich trennen. Bea und Benedikt wählten das gemeinsame Frühstück. Claudia und Safet stritten sich so oft und so heftig, dass ihre beiden Söhne die Trennung quasi miterlebt haben. Ähnlich lief es auch bei Michaela und ihrem Ex-Partner.

Wie wählt man den richtigen Zeitpunkt, es den Kindern zu sagen und wie geht es danach weiter? Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes ergründet, was Eltern beachten können. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen geben konkrete Hilfestellungen, wie eine Trennung zum Wohle aller und insbesondere mit Rücksicht auf die Kinder gelingen kann.

Welche langfristigen Folgen die Trennung der Eltern auf das zukünftige Leben der Kinder hat, erforschen Experten der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Leipzig. Verändert sich das Verhalten von Kindern, die eine Trennung erleben? Unsere Trennungskinder machen den Test.

Ein Thema – zwei Formate: Während ZDFneo die Perspektive aller Familienmitglieder beleuchtet, kommen in dem “PUR+ spezial: Meine Eltern trennen sich” vor allem die Kinder der Familien zu Wort. Das Format von ZDFtivi für den KiKA bietet Reportagen und konkrete Tipps für Trennungskinder.

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Scheidungsväter fühlen sich vernachlässigt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. Oktober 2017

80% aller Trennungskinder in Deutschland leben bei der Mutter. Moderne Rollenverteilung? Fehlanzeige. Torsten Sommer kämpft dafür, dass sich das ändert. In dem Beitrag, der bis zum 18. Oktober 2018 in der Mediathek zu sehen ist, kommt auch Frau Prof. Dr. Sünderhauf zu Wort.

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Rahmenbedingungen für getrennt erziehende Eltern gestalten

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Mai 2017

Mit seinem ersten Elternkongress am 15. Juli 2016 in Karlsruhe unter dem Motto „Eltern sein – Eltern bleiben” hat der Landesverein Baden-Württemberg des Väteraufbruch für Kinder e. V. eine Kongress-Serie initiiert, die die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Familien, den noch immer bestehenden Reformbedarf und die Rolle der familialen Professionen im Kontext von Trennung und Scheidung thematisiert. Im Rahmen von Fachvorträgen und Praxisforen sind Eltern und VertreterInnen der Fachwelt mit Blick auf die Kinder zum Dialog eingeladen.

Der zweite Elternkongress am 7. Juli 2017 in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart bietet die Gelegenheit zur Vertiefung der komplexen und vieldiskutierten Thematik, zur Fortsetzung des lösungsorientierten Dialogs und zu konkreten Forderungen an die Politik:

Rahmenbedingungen für gemeinsam oder getrennt erziehende Eltern –
die Rolle der familialen Professionen und die Verantwortung der Politik

Während die Familienpolitik einerseits auf den gesellschaftlichen Wandel, verbunden mit der Auflösung traditioneller Geschlechterrollen und Familienformen reagiert und mit Maßnahmen wie ElterngeldPlus, Flexibilisierung der Elternzeit und Ausbau der Ganztagsbetreuung die partnerschaftliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Mütter und Väter im Lebensverlauf fördert, erfolgt andererseits nach Trennung und Scheidung noch immer eine „Rolle rückwärts“ in tradierte Rollenmuster: Ein Elternteil, in der Regel die Mutter, ist schwerpunktmäßig für die Kinderbetreuung und –erziehung zuständig und wird zur „alleinerziehenden Mutter“, während der andere Elternteil, in der Regel der Vater, schwerpunktmäßig für den Kindesunterhalt zuständig ist und zum „Umgangselternteil“ wird. Das führt zu einseitigen Belastungen und verhindert Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beteiligten. Die häufige Folge sind eskalierende, sich über viele Jahre hinziehende Elternkonflikte und der Kontaktverlust der Kinder zum getrennt lebenden Elternteil bis hin zur völligen Entfremdung.

Die familialen Professionen stehen vor der Aufgabe, zu verhindern, dass das Kind in den Brunnen fällt, oder es herauszuholen. Dabei erweist sich elterliche „Hochstrittigkeit“ als umfassende Entwicklungsblockade, oft auch als gezielte Prozesstaktik, vor der selbst Experten kapitulieren. Um elterlichem Konflikt und auch Verweigerungshaltungen wirksam zu begegnen, bedarf es der interdisziplinären Vernetzung, verbunden mit geeigneten Instrumentarien und eines familienrechtlichen Leitbildes gleichverantwortlicher Elternschaft, das in anderen Ländern längst existiert, in Deutschland jedoch trotz positiver Ansätze noch heftig umstritten ist.

Letztendlich sind es die Wählerinnen und Wähler, die im „Wahljahr 2017“ den Kurs bestimmen. Damit die Verantwortlichen in der Politik die Stellschrauben in die gewünschte Richtung drehen, bedarf es klarer Forderungen und Positionen.

Hier können Sie sich zu der Veranstaltung anmelden.

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Scheiden tut weh –Elterliche Trennung aus der Sicht der Kinder und der Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Mai 2012

Der Männerkongress 2012 will die in den Wissenschaften bislang vernachlässigten Folgen von Trennung und Scheidung für Männer und Kinder – insbesondere aus Sicht der betroffenen Väter und Jungen – in den Vordergrund rücken. Beziehungen sind für alle Menschen von grundlegender Bedeutung.

Der Qualität des Miteinanders von Männern und Frauen wie auch von Eltern und ihren Kindern kommt eine herausragende Bedeutung zu. Sie beeinflusst persönliche Gesundheit und Lebensqualität sowie auch das gesellschaftliche Klima. Trennungen und Abschiede sind einerseits unvermeidliche biografische Wendepunkte, sie können insofern auch notwendige Reifungsschritte markieren.

Werden Beziehungen jedoch unter konflikthaften oder sogar traumatischen Bedingungen getrennt, führt das für alle Beteiligten häufig zu leidvollen Erschütterungen ihres Lebensgefüges. Die Folgen können schwerwiegend und langfristig sein, besonders wenn keine präventiven oder andere professionellen Hilfen zur Verfügung stehen. Einfache oder gar einseitige Täter-Opfer-Zuschreibungen verstellen dabei den Blick auf die komplexen emotionalen und gesellschaftlichen Problemlagen, mit denen auch Väter und Jungen umgehen müssen.

Der zweite Männerkongress 2012 an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf bringt Wissenschaftler und Fachreferenten zusammen, die das Thema der Elterntrennung mit seinen vielfältigen Facetten und Folgen auch für die betroffenen Kinder aus historischer, psychoanalytischer, soziologischer, medizinischer und juristischer Sicht darstellen werden.

Informationen zum Programm des Kongresses, der am 21. Und 22. September stattfindet sowie eine Anmeldemöglichkeit gibt es hier.

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