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Archiv für die 'Vater bleiben' Kategorie

Wie sag ich’s meinem Kinde?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. Dezember 2022

Bericht vom Werkstattgespräch mit Thomas Wendland zum Thema ‚Väterarbeit im Strafvollzug‘

Schon im Kontext von Familienbildung sind Angebote für Väter noch nicht ‚normal‘ in dem Sinne, dass Väter in dem Maße angesprochen und erreicht werden, wie es ihrer Bedeutung für die Entwicklung von Kindern entspricht. Diejenigen, die sich in der LAG-Väterarbeit zusammengeschlossen haben tun sich mit dem Begriff ebenfalls schwer, aber einen besseren gibt es bislang nicht.

Umso spannender war der Impuls von Thomas Wendland, der seit 17 Jahren mit Vätern in dem Kontext von Inhaftierung arbeitet. Er selbst bezeichnet seine Tätigkeit als ‚Crossover‘ Tätigkeit, das heißt Jugendhilfe und Straffälligenhilfe sind miteinander verknüpft „ein Unterfangen, das durchaus manche Hürden mit sich brachte“. Das Angebot ‚Freiräume‘ arbeitet NRW-weiteinzigartig in der Brückenfunktion von freier Straffälligenhilfe zur Kinder-Jugend- und Familienhilfe und ist Teil des Arbeitsbereichs Straffälligenhilfe.

Hintergrund der Arbeit ist, das vielfach übersehen wird, dass Kinder und Familien der Straffälligen indirekt auch Opfer sind bzw. werden. Langfristige Folgen des Fehlens eines Elternteils können später auftretende psychische Erkrankungen und Störungen bei der Entwicklung eines eigenen Elternkonzepts sein.

In einem Bericht an den Deutschen Bundestag durch das Institut für Menschenrechte wurde 2017 gefordert, gezielte Angebote für Kinder von Inhaftierten zu machen, sich mit anderen betroffenen Kindern auszutauschen und mit dem inhaftierten Elternteil in einen Beziehungskontakt treten zu können. Diesen Anspruch löst ‚Freiräume‘ ein und gibt dem inhaftierten Elternteil die Möglichkeit, ihre Verantwortung praktisch auszuüben und erfolgreich wahrzunehmen.

Die Angebote reichen von Beginn der Strafverfolgung über die Inhaftierung bis hin zur Reintegration und schließen das gesamte Familiensystem ein. Im geschlossen Strafvollzug in Bielefeld Brackwede gibt es derzeit folgende Angebote für Väter.

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Das Projekt ‚Kinderbesuchsweg‘ ist gemeinsam mit den Bediensteten der JVA durchgeführt worden, die den Weg der Kinder hin zum Besuchsraum kindgerecht gestaltet haben. Die Paarberatung kann bei Bedarf auch ohne Anwesenheit eines Beamten in Form eines „normalen Beratungssettings unter 8 Augen durchgeführt werden“. Auch das ist ein Ergebnis der jahrelangen Kooperation und des Standings des Trägers.

Für die Teilnahme an der Vater-Kind-Gruppe gibt es eine Reihe von formalen Voraussetzungen, kritisch kann es aber insbesondere dann werden, wenn die Mutter keinen Kontakt zum Vater mehr haben will und die Frage im Raum steht, ob sie es den Kindern ermöglichen möchte, den Kontakt zu ihrem Vater aufrecht zu erhalten. Auch hier bietet ‚Freiräume‘ Beratung an.

Die Ergebnisse einer internationalen Studie zu dem Thema aus dem Jahr 2012, bei der die Auswirkungen der Inhaftierung eines Elternteils auf die Kinder untersucht wurden, spricht die eindeutige Empfehlung aus: um diese negativen Folgen zu vermeiden oder zu lindern ist ein direkter, physischer und interaktiver Eltern-Kind-Kontakt erforderlich.

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Die Themen der 14 tägigen Vätergruppe im geschlossenen Vollzug, an der 6 bis 10 Väter teilnehmen, leiten sich aus den Haftbedingungen und den eingeschränkten Möglichkeiten des Vaterseins ab:

  • Vatersein in einer totalen Institution
  • Spannungsverhältnis Vaterschaft – Täterschaft
  • Wie sag ich’s meinem Kinde?
  • Distanz erschwert kindgerechten Umgang
  • Emotionales Dabeisein – Entwicklung des Kindes
  • Rollenbild als Vater verändert sich

Die Effekte der Angebote ist durchweg positiv, unter anderem steht bei der Entlassungsvorbereitung ein größeres Helfernetzwerk zur Verfügung und der Häftling hat Perspektiven für die Zeit nach der Haft. Illustriert wurde der Impuls durch Video- und Audiosequenzen mit Stimmen von Vätern und Kindern, die berichten, was sie während der Besuche erleben und was die Väterarbeit im Strafvollzug ihnen bringt.

In dem folgenden Gespräch ging es dann unter anderem um die Frage, welche Möglichkeiten inhaftierte Väter haben, einen Kontakt zu und einen Umgang mit ihren Kindern durchzusetzen, wenn die Mütter diesen nicht wollen: den sicherlich schwierigen Weg über die Jugendämter. Durch welche Angebote Angehörige unterstützt werden können, während die Kinder in der Vater-Kind -Gruppe teilnehmen. Viele haben eine längere Anreise und die JVA’s liegen außerhalb dicht besiedelter Räume.

Zu den Erfolgskriterien der Arbeit äußerte Thomas Wendland unter anderem, einen langen Atem, die Ansprache und Einbeziehung der Bediensteten, aus der Kinder gehören nicht in eine JVA Haltung hat sich seiner Meinung nach eine echte Willkommenskultur entwickelt, sowie die Tatsache dass es eine Kooperation zwischen einer JVA und einem externen Träger ist, der Kompetenzen zu (fast) allen nachgefragten Themen zur Verfügung hat.

Take away für die Väterarbeit

  • Die systemische Herangehensweise
  • Den Vätern Verantwortung geben
  • In einem schwierigen Umfeld für die Anliegen von Vätern einstehen und werben
  • Argumente aus der Wissenschaft zu Hilfe nehmen

Literaturhinweise

  • Jens Borchert, Für eine Familienorientierung im Strafvollzug, Grundlagen, Praxisansätze, Konzeptentwicklung; Freiburg 2018
  • Thomas Engelhardt, Monika Osberghaus; Im Gefängnis, Ein Kinderbuch über das Leben hinter Gittern; Leipzig 2018

Quelle

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Väter sind nach einer Trennung unzufriedener

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Dezember 2022

Leben die Eltern nicht mehr zusammen, sind Väter unzufriedener mit den Familienarrangements. Diese und weitere Erkenntnisse liefert eine aktuelle Studie der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (EKFF).

Zwei von fünf Ehen werden in der Schweiz geschieden. Bei etwas weniger als der Hälfte der Scheidungen (46%) sind minderjährige Kinder involviert. Doch über den Alltag und die Lebensumstände von Kindern, deren Eltern nicht mehr zusammenwohnen, ist wenig bekannt.

Diese Lücke schließt eine Anfang Dezember publizierte Studie, die von der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (EKFF) in Auftrag gegeben wurde. Diese basiert auf einer repräsentative Onlinebefragung, an der fast 3000 getrenntlebende Eltern und 244 Jugendliche teilgenommen haben.

Demnach sind fast drei Viertel der Kinder regelmäßig bei beiden Eltern sind und übernachten auch dort. Allerdings verbringt die Hälfte der Kinder im Alltag mindestens zwei Drittel der Nächte bei der Mutter.

Weiter legt die Studie dar, dass die Betreuungsanteile von Mutter und Vater vor der Trennung das Familienarrangement nach der Trennung beeinflussen. So sei es wahrscheinlicher, dass die Kinder später beim überwiegend betreuenden Elternteil wohnen, wenn bereits vor der Trennung eine ungleiche Aufteilung herrschte.

Das gelebte Familienarrangement hängt eng mit dem Ausbildungsniveau der Eltern – und somit ihren Verdienstmöglichkeiten – zusammen. So ist der Anteil der Kinder, die in beiden Haushalten wohnen, bei Eltern ohne Berufsabschluss deutlich tiefer (33%) als bei jenen mit Hochschulabschluss (62%). Solche Arrangements sind der Studie zufolge in erheblichem Maß eine Frage der finanziellen Ressourcen.

Drei Viertel der Mütter und zwei Drittel der Väter haben in der Studie angegeben, dass die aktuelle Lösung für ihre Situation die beste sei. Bei näherem Hinschauen zeigt sich aber, dass die Väter in allen Familienarrangements weniger zufrieden sind als die Mütter. ‚Die Unzufriedenheit der Väter richtet sich insbesondere auch gegen die Aufteilung der finanziellen Lasten zwischen ihnen und den Müttern‘, schreiben die Forschenden. …

Eine weitere Erkenntnis, welche die Studie liefert: Eltern beteiligen die Kinder nach der Trennung häufig nicht an Entscheidungen zum Betreuungsmodell. ‚War ein Kind bei der Trennung zwischen 8 und 17 Jahre alt, so hat ca. die Hälfte der Eltern es beim Aushandeln des Familienarrangements nach seinen Wünschen gefragt‘, schreiben die Autor*innen. War das Kind jünger, sinkt der Anteil auf knapp einen Viertel.

Quelle

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Väterfreundlicher Strafvollzug?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. November 2022

Eine Inhaftierung trifft nicht nur den Inhaftierten selbst, sondern auch seine Angehörigen und ganz besonders Kinder. Angebote zur Aufrechterhaltung sozialer und familiärer Bindungen während der Haftzeit haben eine große Bedeutung: sie sind eine wichtige Stütze für den Inhaftierten während der schwierigen Zeit der Haft dar und sind mitentscheidend für eine erfolgreiche Resozialisierung. Der regelmäßige Kontakt zu dem inhaftierten Vater bzw. Mutter ist zudem ein Grund- und Menschenrecht jedes Kindes und in der Regel bedeutsam für die kindliche Entwicklung.

Vor diesem Hintergrund haben sich die Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Stefan Engstfeld und Josefine Paul im Dezember 2021 mit einer Kleinen Anfrage an die damalige Landesregierung gewandt, um zu erkunden, wie familiensensibel der Strafvollzug in NRW ist.

  1. Gibt es mittlerweile in allen Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen spezielle Kinderbesuchsräume? (tabellarische Auflistung nach Justizvollzugsanstalt und Jahr der Inbetriebnahme wird erbeten)
  2. Gibt es in allen Justizvollzugsanstalten familiensensible Besuchszeiten und -dauern mit Rücksicht auf Schulzeiten und eventuell lange Anfahrtswege? (tabellarische Auflistung nach Justizvollzugsanstalt, Besuchszeit und -dauer wird erbeten)
  3. Gelten die besonderen Familienbesuchsmöglichkeiten für sämtliche Familienkonstellationen (Patchworkfamilien, nicht-leibliche Kinder)?
  4. Welche Angebote gibt es für inhaftierte Eltern (Kurse, Gruppen, Therapie) bzw. für Angehörige von Inhaftierten (für Kinder Inhaftierter, Lebenspartnerinnen und -partner, Eltern)? (tabellarische Auflistung nach Justizvollzugsanstalten wird erbeten)
  5. Welche Fortbildungsangebote gibt es für Bedienstete von Justizvollzugsanstalten zum Thema familiensensibler Justizvollzug?

Die am 19. Januar 2022 erfolgte Antwort zeichnet fast ein Idealbild:

Nahezu alle Justizvollzugsanstalten Nordrhein-Westfalens verfügen über kindgerecht gestaltete und eingerichtete Besuchsräume. Fröndenberg seit 1990, Münster als Schlusslicht seit 2019. Lediglich in Hagen gibt es im Besuchsraum nur eine Spielecke.

Familiensensible Besuchszeiten gibt es in allen Haftanstalten und diese gelten für alle Familienkonstellationen. Die Frage nach den Anfahrtszeiten (und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr) bleiben unbeantwortet. Da die Justizvollzugsanstalten oftmals in Randgebieten angesiedelt sind, stellen diese für die ‚Restfamilie‘ oftmals eine große Herausforderung dar.

Für Bedienstete im Justizstrafvollzug hat die Justizakademie die Fortbildung „Justizvollzug: Familiensensibler Straf-vollzug – Chancen, Möglichkeiten und Grenzen“ im Programm.

Den größten Teil der Antwort bezieht sich auf die Angebote für die inhaftierten Väter und Mütter und deren Angehörigen. Dass diese sich an bestehende Beratungsstellen wenden können, ist selbstverständlich, wichtiger ist da schon der Gebührennachlass für Angebote der Familienbildung.

Aus Mitteln des Kinder- und Jugendförderplans NRW werden zwei Angebote gefördert: die Fachberatungsstelle ‚Freiräume“ der Diakonie für Bielefeld sowie das Projekt ‚Kinder in Familien mit Straffälligkeit – Förderung und Prävention“ des SKM und Freie Straffälligenhilfe in Bochum gefördert.

Darüber hinaus gibt es in fast allen Haftanstalten Angebote für Inhaftierte und ihre Familien. Auch die Liste der Angebote für inhaftierte Väter kann sich sehen lassen

  • Vater-Kind-Gruppe: Hier haben die Kinder die Möglichkeit, jeweils mit ihren Vätern in ausreichender Zeit gemeinsam zu spielen, zu basteln, zu reden und zu lachen. Durch diese kindgerechten Kontaktmöglichkeiten im Vollzug wird den Elternteilen ermöglicht, auch während der Haft eine gute und kindgerechte Beziehung zu ihren Kindern zu pflegen. Die Kinder werden dadurch in dieser schwierigen Situation besonders unterstützt. (Bielefeld)
  • Väter-Gruppe: Verpflichtend für die Väter, die an der Vater Kind Gruppe und an dem Familientreffen teilnehmen. In der Vätergruppe werden die jeweiligen Gruppen mit den Kindern vor- und nachbereitet. Die Elternteile bekommen von den Gruppenteilnehmern und von den Teamern eine Rückmeldung zu dem Kontakt mit dem eigenen Kind. Ferner werden Rituale wie Kindergeburtstag, saisonale Feste besprochen, vorbereitet und umgesetzt.
    Darüber hinaus finden 13 thematische Einheiten statt (Auseinandersetzung mit der eigenen Elternerfahrung, Elternverantwortung ganz praktisch trotz Vollzug, was ist für Kinder wichtig, wie erzählen / erklären sie ihrem Kind ihren Aufenthalt; kindgerecht). Zudem werden spezielle Einheiten zu Erziehungsthemen (welche Bedürfnisse haben meine Kinder? Was tut Kindern gut? Guter Vater- Schlechter, Vater, Medienkonsum usw. angeboten. (Bielefeld)
  • Vätergruppe: Die Gruppen sind konzeptionell offen gestaltet und dienen u.a. dem fachlich begleiteten Austausch über Erziehungsinhalte. (Duisburg)
  • Vater-Kind-Gruppe: Mehrstündige Treffen von Vätern und ihren Kindern in ungezwungener Atmosphäre bei Sport-, Spiel-, und anderen Freizeitaktivitäten. (Essen)
  • Vater-Kind-Tag: von 10-15 Uhr können Kinder ihre Väter besuchen und mit ihnen ungestört spielen, basteln und essen (Geldern)
  • Einmal jährlich Durchführung einer Gruppe für inhaftierte Väter: „Lass das mal den Papa machen“. Acht Sitzungen mit Themen rund um das Kind und das Vatersein auch unter Berücksichtigung der speziellen Situation in Haft. (Heinsberg)
  • Zweimal jährlich ein dreimonatiges Väterseminar mit Familientag. Dieses beinhaltet 10 Sitzungen zu ca. 1,5-2 Stunden plus den Familientag von 3 Stunden in der hiesigen Kirche. (Herford)
  • Vätergruppe für werdende und junge Väter: Inhalte u.a.: Rollenverständnis; Was bedeutet es Vater zu sein? Wie und wo bekommen jungen Familien Hilfe? (Hövelhof)
  • „Papa liest“: Die Väter lesen aus einem, vorab von ihnen ausgesuchtem, Kinderbuch vor. Das Gelesene wird, mit Hilfe eines Mikrofons, auf einem Datenträger aufgezeichnet und im Anschluss mit dem Buch und einem persönlichen Brief an das Kind nach Hause versandt. (Remscheid)
  • „Papa, mein Superheld“ – Triple P: An zwei Samstagen im Jahr findet ein Erziehungskompetenztraining (Triple P) mit einer externen Fachkraft statt. (Remscheid)
  • Gruppe „Vater sein im Gefängnis“: Das Gruppenangebot richtet sich an inhaftierte Väter und soll diesen die Möglichkeit bieten, ihre Vater-Kind Beziehung zur stärken. Die Teilnehmer haben die Gelegenheit, sich mit anderen Vätern auszutauschen und Erziehungsfragen zu besprechen. (Werl)

Zusammengenommen kommt (fast) keine Familienbildungsstätte an so ein väterspezifisches Programm heran. Vor dem Hintergrund, dass in NRW ca. 16.000 Männer inhaftiert sind, sind die Angebote jedoch ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dazu kommt, dass sie in den Jahren 2020 und 2021 bedingt durch die Corona Pandemie zum größten Teil nicht stattgefunden haben.

Bei dem nächsten Werkstattgespräch am 5. Dezember wird Thomas Wendland, der bei der Diakonie in Bielefeld die Vater-Kind Angebote in der dortigen JVA durchführt über seine Arbeit und deren Wirkungen auf die inhaftierten Väter und ihre Kinder berichten.

Hier können Sie sich zu dem Werkstattgespräch anmelden

https://www.surveymonkey.de/r/LAG20221205

Die Antwort auf die Kleine Anfrage finden Sie hier

Zum Angebot ‚Freiräume‚ der Diakonie Bielefeld

Quelle

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Auch die beste Freundin weiß nicht, dass der Vater in Haft sitzt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. November 2022

„Ich kam nach Hause und habe gefragt, wo Papa ist. Da hat Mama gesagt, was Sache ist. Und da war ich sehr, sehr traurig, weil ich ja gewohnt war, dass mein Vater und meine Mutter da sind.“

Rund 62.000 Inhaftierte gibt es in Deutschland, die meisten von ihnen sind Männer. Zwei Drittel, so schätzt man, haben Kinder unter 18 Jahren. Um die 100.000 Jungen und Mädchen können es sein, die damit leben müssen, dass Vater oder Mutter im Gefängnis sitzen.

Immer mehr Haftanstalten beginnen damit, auch die Angehörigen in den Blick zu nehmen. Oftmals ist diese eine Kooperation von Gefängnisseelsorge, Straffälligenhilfe und Justiz. In einigen JVA‘s gibt es inzwischen Langzeitbesuche über mehrere Stunden, Familientreffen, Vater-Kind-Treffen, Familien-Sonntage oder Väter- bzw. Müttergruppen. Nur wenige haben umfangreiche Angebote für die ganze Familie.

In Nordrhein-Westfalen gibt es 36 Gefängnisse mit insgesamt ca. 16.000 Inhaftierten. Vorreiter für einen familienorientierten Strafvollzug ist die Anlaufstelle ‚Freiräume‘ der Diakonie für Bielefeld. Sie ist seit 15 Jahren Kooperationspartner des geschlossenen Vollzugs in Bielefeld-Brackwede.

Einige europäische Länder wie etwa Dänemark, Schweden oder die Niederlande sind viel weiter als Deutschland, was familienfreundlichen Strafvollzug angeht. In Dänemark zum Beispiel gibt es sogar Kinderbeauftragte, die Verbesserungsvorschläge erarbeiten. Die dortigen Erfahrungen zeigen deutlich: Familienorientierter Strafvollzug lohnt sich auch für die Gesellschaft. Die Rückfallquoten sinken, die Resozialisierungschancen steigen. Das hat auch Robert Dammann, der ehemalige Leiter der JVA Bielefeld-Brackwede, festgestellt:

„Die Väter sehen wir nie wieder. Das ist eine wunderbare Begleiterscheinung dieses Projekt. Weil ich glaube, das haben mir auch viele Väter so gesagt, dass sie so in die Pflicht genommen worden sind, auch bezüglich ihrer Kinder, dass sie alles dransetzen, da nicht eine weitere Enttäuschung zu setzen. Da hilft dieses Projekt 100 Prozent.“

Thomas Wendland arbeitet als Sozialpädagoge in der Anlaufstelle ‚Freiräume‘. Er wird bei dem Werkstattgespräch am Montag, den 5. Dezember über seine Väter – Arbeit im Strafvollzug berichten und aufzeigen, was Kinder brauchen, deren Vater oder Mutter im Gefängnis sitzen oder gerade haftentlassen sind.

„Wir werden zwar unterstützt in dem, was wir machen. Aber es ist eben noch eine Menge Weg vor uns, um diesen Blick für die Familie wirklich ganz im Vollzug drin zu haben.“ Thomas Wendland

Hier können Sie sich zu dem Werkstattgespräch anmelden.

https://www.surveymonkey.de/r/LAG20221205

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Trennungskinder – Wenn Eltern auseinander gehen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. Mai 2022

Knapp ein Viertel aller Eltern in Deutschland trennen sich – jedes Jahr sind davon etwa 200.000 Minderjährige betroffen. Mehr als drei Millionen Trennungskinder gibt es insgesamt.

Wie erleben Familien die Trennung und wie können Eltern und Kinder sie gut bewältigen? Was können Eltern beachten, um das Wohl ihrer Kinder im Blick zu behalten? Vier getrennte Familien zeigen, welche unterschiedlichen Lösungen sie gefunden haben.

Der erste Teil der Doppelfolge widmet sich der Anfangsphase. Wie sagt man den Kindern, dass die Eltern sich nicht mehr lieben? Wie gibt man ihnen Halt, wenn die Familie zerbricht? Über mehrere Monate gewähren Trennungsfamilien Einblicke in ihr Leben.

Jenny und Alex haben es drei Monate herausgezögert und ihren vier Kindern dann im Sommerurlaub erzählt, dass sie sich trennen. Bea und Benedikt wählten das gemeinsame Frühstück. Claudia und Safet stritten sich so oft und so heftig, dass ihre beiden Söhne die Trennung quasi miterlebt haben. Ähnlich lief es auch bei Michaela und ihrem Ex-Partner.

Wie wählt man den richtigen Zeitpunkt, es den Kindern zu sagen und wie geht es danach weiter? Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes ergründet, was Eltern beachten können. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen geben konkrete Hilfestellungen, wie eine Trennung zum Wohle aller und insbesondere mit Rücksicht auf die Kinder gelingen kann.

Welche langfristigen Folgen die Trennung der Eltern auf das zukünftige Leben der Kinder hat, erforschen Experten der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Leipzig. Verändert sich das Verhalten von Kindern, die eine Trennung erleben? Unsere Trennungskinder machen den Test.

Ein Thema – zwei Formate: Während ZDFneo die Perspektive aller Familienmitglieder beleuchtet, kommen in dem “PUR+ spezial: Meine Eltern trennen sich” vor allem die Kinder der Familien zu Wort. Das Format von ZDFtivi für den KiKA bietet Reportagen und konkrete Tipps für Trennungskinder.

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‚Es braucht Angebote, die von Vätern akzeptiert werden und auf ihre speziellen Bedürfnisse eingehen‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Mai 2022

„Das Väterberatungszentrum soll eine offene und niederschwellige Anlaufstelle für Väter sein – auch für jene, die von klassischen Beratungsangeboten nicht erreichbar sind – und damit das Wohl der Kinder fördern. Der offene Ansatz als Treffpunkt und Kommunikationsort für Väter fördert soziale Begegnungen von Vätern und deren Kindern. Der Ort des Austausches und der Informationsvermittlung soll den Zugang zu Beratung erleichtern und die Akzeptanz für pädagogische Angebote erhöhen.“

Ausschreibung der Stadt München für ein Väterberatungszentrum

Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl

Die LAG Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl am 15 Mai fünf konkrete väterpolitische Forderungen aufgestellt und die im Landtag vertretenen Parteien darum gebeten darzulegen, inwieweit eine Stimme für Ihre Partei zu einer Umsetzung in den kommenden 5 Jahren beitragen wird.

Die dritte Forderung lautet:

„Finanzierung von zunächst einer qualifizierten Beratungseinrichtung für Väter je Regierungsbezirk. Dazu gehört auch, dass entsprechende Fachkräfte weitergebildet und gefördert werden, um vätersensibel beraten zu können.“

Die CDU hat dazu geantwortet:

Mit von uns seit 2017 initiierten Maßnahmen wie bspw. Expertenworkshops, der Website vaeter.nrw oder auch der Förderung der Fachstelle und der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW arbeiten wir bereits daran, spezielle Angebote für Väter in Nordrhein-Westfalen zu unterstützen, um den Anteil der Väter in Elternzeit zu erhöhen. In der Datenbank „Angebote für Väter“ sind vielfältige Bildungs- und Beratungsangebote in Nordrhein-Westfalen zusammengestellt und über eine Suchfunktion abrufbar. Ergänzend wollen wir multiprofessionelle Teams künftig nicht nur an Schulen, sondern auch in verantwortlichen Expertengremien zur Qualitätssicherung von Unterricht, Aus- und Fortbildung, um die bestehenden Angebote bedarfsorientiert ausbauen und ergänzen zu können. In der Jugendhilfe muss es verpflichtende und ständige Weiter- und Fortbildungsangebote für Fachkräfte geben, um für vielfältige Beratungssituationen zu schulen.

Die FDP hat dazu geantwortet:

Den bestehenden Einrichtungen der Familienbildung und -beratung kommt eine ganz besondere Bedeutung bei der Vermittlung von Erziehungskompetenzen und der allgemeinen sowie anlassbezogenen Beratung zu. Wir wollen diese Angebote darum weiter stärken, unter anderem auch im Hinblick darauf, väter- und kultursensibel Beratung und Unterstützung zu liefern. Ziel ist es, den Familien bedarfsgerecht, auf die jeweiligen Erziehungsberechtigten ausgerichtete Beratung und Unterstützung zukommen zu lassen.

Die Grünen haben dazu geantwortet:

NRW hat eine breit aufgestellte Beratungsinfrastruktur, die verschiedenen Bedarfe in NRW abdeckt. Natürlich muss dabei auch vätersensible Beratung angeboten werden. Hier werden wir die Bedarfe prüfen und Entwicklungsmöglichkeiten mit bestehenden Beratungsangeboten und ggf. darüber hinaus beraten.

Die SPD hat dazu geantwortet:

Wir wollen die Beratungsmöglichkeiten von Familien durch Familienbüros insgesamt stärken. Dabei werden wir auch einen Fokus auf Väter legen. Angebote werden wir in diesen Familienbüros gebündelt präsentieren und Möglichkeiten der Vernetzung und Kooperation schaffen.

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München schreibt Väterberatungszentrum aus

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. Februar 2022

Die Stadt München hat eine Ausschreibung für ein Väterberatungszentrum veröffentlicht. In der Ausgangslage zu dem Vorhaben heißt es unter anderem:

Nach fachlicher Einschätzung des Sozialreferates hat sich die Rolle von Vätern* in den letzten Jahren stark verändert. Väter* fühlen sich vermehrt für die Familien- und Erziehungsbereiche mitverantwortlich und nehmen diese auch wahr. Wissenschaftliche Erkenntnisse der Väter- und Familienforschung zeigen auf, dass Väter* weiterhin für die vorhandenen Bildungs- und Beratungsangebote für Eltern und Familien schwer zu erreichen sind. Gleichzeitig hat die hohe Zahl von Trennungen weitreichende Konsequenzen für Familien und kann Einfluss auf das Wohl der Kinder nehmen. Durch die hohe Anzahl hochstrittiger Trennungen, in denen Väter* schwer für Beratungseinrichtungen erreichbar sind, kommt es immer wieder zu Kontaktabbrüchen zu ihren Kindern. Diese starken Trennungskonflikte schaden dem Wohl des Kindes sehr.

Kinder und Familien profitieren von aktiven und zugewandten Vätern*. Engagierte Vaterschaft nützt nicht nur den Vätern* selbst, sondern auch den Kindern und Müttern*.

Gerade für diese Gruppe der „neuen“ Väter* bedarf es Angeboten, die von ihnen akzeptiert werden und auf ihre speziellen Bedürfnisse eingehen, sowohl nach Trennungssituationen als auch im Erziehungsbereich oder bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Partnerschaft.

Um diesen entstandenen Bedarf abzudecken und weiteren Entwicklungen zu begegnen, wurde mit Beschluss des Kinder- und Jugendhilfeausschusses vom 04.02.2020 und der Vollversammlung des Stadtrats vom 19.02.2020 (Sitzungsvorlage Nr. 14-20 / V 17079), sowie dem Beschluss des Kinder- und Jugendhilfeausschusses vom 05.10.2021 und der Vollversammlung des Stadtrats vom 20.10.2021 (Sitzungsvorlage Nr. 20-26 / V 04257) das Sozialreferat mit der Einrichtung eines Väterberatungszentrums als Modellprojekt beauftragt.

Die Modellphase ist über vier Jahre von 2022 bis 2025 vorgesehen. Nach der Evaluation im Jahr 2024 wird das Ergebnis dem Stadtrat zur Entscheidung erneut vorgelegt.

Den kompletten Ausschreibungstext finden Sie hier.

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STARK – Streit und Trennung meistern. Alltagshilfe, Rat & Konfliktlösung

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Februar 2022

Innerhalb des Teilprojekts an der LMU München „Sich fair trennen und weiter gemeinsam erziehen” wird aktuell eine Studie zum Alltag in Trennungsfamilien durchgeführt. Hierfür werden getrennte Eltern zu ihrem Wohlbefinden, und zu ihren täglichen Herausforderungen und Bewältigungsstrategien, z.B. in der Zusammenarbeit mit dem anderen Elternteil, befragt.

Es ist den Forscher:innen besonders wichtig, mit der Studie eine große Bandbreite von Eltern, und insbesondere auch Väter zu erreichen. Die Vielfalt der Erfahrungen der Studienteilnehmenden soll uns helfen, das Online-Angebot auf der Website auf den Bedarf von getrennten Vätern und Müttern zuzuschneiden. Die Eltern erhalten für ihre Teilnahme an der Studie zudem eine Aufwandsentschädigung von 40 €.

In der Studie geht es um die Situation von Familien, in denen sich die Eltern getrennt haben. Es ist auch geplant, ein Online-Angebot zu entwickeln, das Eltern bei der Gestaltung gemeinsamer Elternschaft nach einer Trennung unterstützt. Um das Angebot hilfreich und passend gestalten zu können, möchten die Forscher:innen in der Tagebuchstudie mehr darüber erfahren, welche besonderen Herausforderungen getrennte Eltern im Alltag bewältigen müssen, was ihnen dabei hilft, Schwierigkeiten zu meistern, und zu welchen Themen sie Fragen haben oder sich Unterstützung wünschen.

Die Studie wird vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Weitere Informationen zur Teilnahme finden Sie auf der Webseite des Projekts.

Quelle

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‘Wo Familie draufsteht, da sind Männer nicht so mit drin’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Februar 2022

Eberhard Schäfer, Leiter des Papaladens in Berlin, Systemischer Berater und Therapeut und Diplom Politologe äußert sich zu Beratungsangeboten für Väter in einer Krisensituation

Welche Beratung brauchen Väter in einer Krisensituation?

Väter brauchen in einer Krisensituation eine Beratung, sage ich jetzt erst mal so banal, die ihrem Anliegen gerecht wird. Das heißt, bei dem Berater oder bei der Beraterin muss ein Verständnis dafür da sein, dass dieser Mann oder dieser Vater in einer Krise ist. Und dass er entsprechend eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner braucht, der zuhören kann und will. Der ein offenes Ohr hat. Der verständnisbereit ist. Und der schnell aus seiner professionellen Haltung heraus einordnen kann, um was es dem Vater geht und für was er jetzt welche Art von Rat oder Unterstützung oder Gespräch braucht.

Welche Art von Beratung braucht ein Mann oder Vater? Diese Beratung oder diese Beratungsstelle, diese Beratungseinrichtung muss für den Beratungssuchenden erreichbar sein, sichtbar sein. Und das sagen wir ja oft, dass wenn bei Beratungseinrichtungen globale Etiketten dranhängen, wie Erziehungs- und Familienberatung oder Elternberatung oder Lebensberatung, dass sich aus irgendwelchen Gründen Männer oder Väter da häufig nicht so angesprochen fühlen.

Wo Familie draufsteht, denken dann viele, da sind die Männer nicht so mit drin. Das heißt, ich plädiere seit vielen Jahren dafür, dass wenn man Männer oder Väter erreichen will, dann soll man das auch auf den Namen mit draufschreiben. Dann ist es ja eigentlich nicht mehr missverständlich, wenn da Beratung für Männer oder Beratung für Väter draufsteht, dass sich dann der Vater da auch hinwenden kann.

Wie sieht die Beratungslandschaft aus, auf die Väter treffen?

Bei so einer Frage, muss ich mich entscheiden, spreche ich auf eigene Rechnung oder als Lobbyist. Ja natürlich brauchen wir mehr Beratungsstellen. Es gibt nicht genug Beratung, das kann man immer sagen. Und gerade mit neuen oder neuartigen Herausforderungen, in denen Eltern und Väter sich befinden, wie, nicht verheiratete Paare haben Kinder, wie steht es da mit der formalen und auch mit der juristischen Situation? Oder, mehr und mehr Patchwork-Konstellationen. Wie komplex und kompliziert gestalten sich Familienbeziehungen in Patchwork-Konstellationen? Oder Konzepte von gemeinsam getrennt erziehen, also ein Elternpaar hat sich getrennt und es gibt auf beiden Seiten relevant viele Zeitanteile, in denen sich die Eltern um die Kinder kümmern.

Also dass Väter oder Männer mit all diesen Hintergründen in Beratungseinrichtungen Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen finden, die ein Bewusstsein davon haben, dass es diese Situationen gibt. Und da sage ich, auch mit meinem Erfahrungshintergrund, das finden viele Väter, die sich allgemein an Beratungseinrichtungen wenden, nicht immer. Also wenn ich mit Vätern spreche, wenn ich Väter berate, dann höre ich häufig so im ersten, zweiten, dritten Satz: Naja, als ich das Jugendamt angerufen habe, da hat man mir gesagt, „mit Ihnen als Vater kann ich gar nicht sprechen“.

Oder wenn er dann doch mit jemandem sprechen konnte, dann bekamen Sie zu hören: „Für Sie als Vater kommt es in erster Linie darauf an, dass Sie pünktlich und verlässlich Ihren Unterhalt zahlen können.“ Aber was mit der Beziehung zu den Kindern ist zweitrangig. Und wenn ein Vater sowas einmal oder mehrmals gehört hat, dann denkt er eben, ich finde hier nicht die richtigen Ansprechpartner. Und so geraten dann manche über ein paar Ecken an uns.

Also das heißt, mit anderen Worten, ich glaube, in der Beratungslandschaft sollte noch mehr Bewusstsein und Kenntnis vorhanden sein, wie komplex Eltern- und Trennungssituationen heutzutage sein können. Und dass Väter ein reales Interesse haben, eine gute Beziehung zu ihren Kindern zu haben und nach einer Trennung zu erhalten. Das ist nicht immer so präsent wie es sein sollte. Es ist wichtig dass Väter sich auch ernst genommen fühlen.

Was muss passieren, damit es passende Angebote für Väter gibt?

Na, auch hier, große Organisationen, die Beratungen, Beratungseinrichtungen tragen, die sollten mehr Bewusstsein dafür entwickeln, dass es spezifische Anliegen von Vätern gibt, und viele davon. Politische Institutionen und Akteure sollten das auch wissen. Ich kann jetzt auch mal schützend eigentlich sagen, gegenüber großen Organisationen, wie zum Beispiel Paritätischen Wohlfahrtsverband, da gibt es durchaus ein Bewusstsein dafür, es fehlt noch ein stückweit an der Umsetzung.

Aber dass die nicht so eine Haltung haben, wie vor zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren. Mütter sind in erster Linie für Kinder zuständig und Väter haben allenfalls Unterhalt zu bezahlen. Also so schlimm ist es auch nicht, Was man vielleicht, also so hier einen schnellen Einwurf zu machen und zu sagen, das und das müsste es geben, das kann ich nicht tun.

Aber ich finde, dass Menschen, die mit Beratung und Institutionen zu tun haben, sich gründlich mit befassen sollten, Klammer auf, das wird auf der Ebene der Arbeitsgemeinschaft der Familienverbände in Deutschland und auf europäischer Ebene ein stückweit getan, Klammer zu, ist, was können wir eigentlich tun, damit Eltern in Trennungssituationen nicht gleich an den Rechtsweg denken? Oder nicht gleich daran denken, dass der Rechtsweg die einzige Möglichkeit ist, hier irgendwas zu klären oder zu lösen.

Also wir haben uns getrennt, oder wir wollen uns scheiden lassen und wir wollen unsere Interessen sichern und um die zu sichern, gehen wir zu einem Anwalt. Also dass diese Schnellschlüsse sozusagen, nicht mehr ganz so schnell sind. Ich wünsche mir, dass Paare, die sich trennen, oder Väter oder Mütter, die sich trennen, überlegen, wie können wir denn beide eine gute Beziehung zu unseren Kindern weiterführen und erhalten und was müssen wir dafür tun, wo gibt es hier die adäquate Beratung für uns?

Dass dieser Schritt zuerst gemacht wird, bevor man an den Rechtsweg denkt. In so vielen Beratungen, die ich führe, war der Rechtsweg zu einem Ende gekommen, zu einem unguten Ende, zu einem teuren Ende, zu einem für alle unbefriedigenden Ende. Zwei Jahre ist man diese Rechtswegschiene gegangen und hatte ein, zwei Prozesse und man ist mit den Ergebnissen überhaupt nicht zufrieden und dann geht man in die Beratung. Aber dann ist das Kind aber tief, tief in den Brunnen gefallen und dann ist ein Beratungsanfang überhaupt nicht so vielversprechend, wie wenn der ganze Schlamassel vorher nicht gewesen wäre.

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‚Für die Trennung kann ich nix und ich mag gerne bei beiden sein‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. November 2021

In der Schriftenreihe „ehs-Forschung“ der Evangelischen Hochschule Dresden (ehs) hat Nina Weimann-Sandig, Professorin für Soziologie und Empirische Sozialforschung an der ehs, die Ergebnisse ihrer explorativen Untersuchung zu Perspektiven von Familienmitgliedern auf das Wechselmodell veröffentlicht.

Das Wechselmodell gehört in Deutschland zu denjenigen Betreuungsmodellen, die als Alternative zum traditionellen Residenzmodell diskutiert werden. Während das Wechselmodell in anderen Ländern bereits rechtlich abgesichert wurde als zu präferierendes Modell nach der Trennung von Eltern, konnte sich Deutschland bislang dazu nicht durchringen. Die Diskussion über das Wechselmodell ist in Deutschland emotional stark aufgeladen und geprägt von den unterschiedlichen Interessen der Lobbyverbände getrenntlebender Väter und Mütter. Um eine Diskussion über elterliche Nachtrennungsfamilien objektiv führen zu können, braucht es deswegen empirisches Datenmaterial. Die vorliegende Studie analysiert die Perspektiven von betroffenen Müttern, Vätern und Kindern auf das Wechselmodell.

Im Koalitionsvertrag der ‚Ampel‘ ist zu diesem Thema zu lesen: „Wir wollen gemeinsam mit den Ländern die Erziehungs-, sowie Trennungs- und Konfliktberatung verbessern und dabei insbesondere das Wechselmodell in den Mittelpunkt stellen.“

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