Eigentlich wollte die ‚neue‘
Vätergeneration schon vor der Einführung von Elterngeld und Vätermonaten so
richtig am Start sein. Und vielen jungen Vätern ist es auch tatsächlich
wichtig, nicht nur am Wochenende Papa-Zeit zu haben.
Doch Rollenmuster sind hartnäckiger als gedacht. Liegt es auch an den Müttern, die nicht loslassen wollen und sich einen Familienernährer wünschen? ‚Die Ratgeber‘ fragen nach, unter anderen bei Nick und Leon von den ‚Bromance Daddys‘ und Martin Noack, Vätercoach aus Wiesbaden.
Interview mit Michaela Kreyenfeld erlätert Frau Prof*in Kreyenfeld unter anderem, welche Rahmenbedingungen ‘gemeinsam getrennt erziehen’ ermöglicht.
Frau Kreyenfeld, Sie haben an dem Gutachten des Beirats
für Familienfragen der Bundesregierung zum Thema ‚gemeinsam getrennt erziehen
mitgearbeitet. Welche Bedeutung hat das Thema heute schon und wie schätzen sie
die zukünftige Entwicklung ein?
In vielen anderen europäischen Ländern, vor allem in den
Niederlanden, Belgien oder Schweden, ist die geteilte Betreuung nach Trennung
und Scheidung viel verbreiteter als in Deutschland. Wir können aber auch
für Deutschland davon ausgehen, dass geteilte Betreuung in Zukunft an Bedeutung
gewinnen wird. Auch nach Trennung und Scheidung wollen Väter zunehmend im
Leben ihrer Kinder präsent bleiben. Diese sich ändernden Lebensrealitäten
müssen auch im Recht besser abgebildet warden.
Was ist aus der Sicht der Kinder nach dem Scheitern einer
Paarbeziehung am wichtigsten?
Für Kinder ist es vor allem belastend, wenn sie in die
Streitigkeiten ihrer Eltern hineingezogen werden und das Gefühl vermittelt
bekommen, dass sie Partei einnehmen müssen. Eltern müssen in die Lage
versetzt werden — bei allen Streitigkeiten untereinander — das Wohl ihrer
Kinder im Blick zu behalten. Dazu gehört auch, dass Eltern verstehen,
dass zum Wohl des Kindes in der Regel auch gehört, dass beide Eltern im Leben
ihrer Kinder präsent bleiben.
An welchen Stellschrauben muss Familienpolitik
kurzfristig drehen, um die Situationen von getrennt lebenden und erziehenden
Eltern zu verbessern?
Im Gutachten „Gemeinsam Getrennt Erziehen“ haben wir
konkrete Handlungsempfehlungen herausgearbeitet. Die
Familienberatung zu reformieren und Mediationsangebote zu etablieren, das sind
sicherlich naheliegende Stellschrauben. Was die rechtlichen
Rahmenbedingungen betrifft, ist noch sehr viel zu tun. Letztendlich zieht sich
die Idee des Residenzmodells durch alle Rechtsbereiche. Es fängt beim
Melderecht an. Eine Person kann nur einen Hauptwohnsitz in Deutschland haben;
demnach kann das Kind entweder nur beim Vater oder der Mutter gemeldet sein.
Kindergeld kann ebenfalls nicht gesplittet werden. Es geht nur auf das Konto
des Vaters oder der Mutter. Wir haben im Gutachten konkrete Vorschläge zur
Reform des Kindesunterhalts erarbeitet und haben uns hier für ein
„Stufenmodell“ ausgesprochen, das neben dem Residenzmodell die paritätische und
asymmetrische Betreuung im Recht etablieren würde.
Familienministerin Paus hat Sie und sechs weitere
Kolleg*innen Anfang Januar in die Sachverständigenkommission zum 10.
Familienbericht berufen. Die Kommission soll unter anderem Empfehlungen
formulieren, um im Interesse von Trennungsfamilien bestehende politische
Instrumente weiterzuentwickeln sowie neue zu entwickeln. Wo sehen sie dabei
aufgrund Ihrer bisherigen Arbeit Ansatzpunkte im Interesse von Trennungsvätern?
Thema des Familienberichts sind Alleinerziehende und
getrennt erziehende Eltern. Damit sind Trennungsväter automatisch auch im
Blick. Ein stärkeres väterliches Engagement kommt nicht nur Vätern und Kindern
zugute. Es muss in der Debatte auch klarer werden, dass Mütter auch davon
profitieren können, wenn sie Betreuung und Erziehung mit dem Ex-Partner teilen
können. Allerdings können wir die Augen auch nicht vor den gegebenen Realitäten
verschließen. Die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind
enorm in Deutschland. Nach wie vor sind es eher Mütter als Väter, die
nach der Geburt des Kindes aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden und zugunsten der
Familienarbeit im Beruf zurückstecken. In einigen Partnerschaften führt
erst die Scheidung und Trennung von der Partnerin dazu, dass Väter sich ihrer
Väterrolle bewusst werden und Betreuungs- und Erziehungsverantwortung
wahrnehmen und auch einfordern. Das ist auch gut so. Aber eine Politik, die
erst bei Scheidung und Trennung ansetzt, kommt zu spät. Väterliches Engagement
in der bestehenden Partnerschaft sollte genauso selbstverständlich sein, wie
die mütterliche Erwerbsintegration. Unser Ziel ist es aktuelle Strukturen
zu hinterfragen, die es Eltern zum Teil schwierig machen, nach Trennung und
Scheidung geteilte Betreuung für ihre Kinder zu realisieren.
Michaela Kreyenfeld ist Professor of Sociology an der Hertie School. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Familiendemographie und Familiensoziologie. Bis 2016 leitete sie die Forschungsgruppe “Lebenslauf, Sozialpolitik und Familie” am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. Sie ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, des Kuratoriums des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie des Beirats für Familienfragen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Sie leitet derzeit die Sachverständigenkommission des 10. Familienberichts.
… lautete vor 10 Jahren der Titel eines Manifests,
mit dem sich 23 Wissenschaftler*innen an die Öffentlichkeit gewandt
haben. Sie sahen den Zusammenhalt der Gesellschaft, der über
wechselseitige Sorge gewährleistet wird, gefährdet. „Care in allen
Facetten ist in einer umfassenden Krise. Hierzu gehören unverzichtbare
Tätigkeiten wie Fürsorge, Erziehung, Pflege und Unterstützung, bezahlt
und unbezahlt, in Einrichtungen und in privaten Lebenszusammenhängen,
bezogen auf Gesundheit, Erziehung, Betreuung u.v.m. – kurz: die Sorge
für andere, für das Gemeinwohl und als Basis die Sorge für sich selbst,
Tag für Tag und in den Wechselfällen des Lebens. Care ist Zuwendung und
Mitgefühl ebenso wie Mühe und Last. Gleichwohl ist Care keine
Privatangelegenheit, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe. …“
Ihrer Auffassung nach hat sich die Gesellschaft seit den 1970er
Jahren hin zur flexibilisierten und globalisierten Dienstleistungs- und
Wissensgesellschaft verändert. Die Organisation und Zuweisung von
Care-Aufgaben spiegeln jedoch noch ihre historische Entstehung während
der Industrialisierung im 19. Jahrhundert.
Care wurde Frauen zugewiesen, abgewertet als ihre scheinbar
natürliche Aufgabe, unsichtbar gemacht im privaten Raum der Familie oder
unterfinanziert und semi-professionalisiert im sozialen Bereich
organisiert.
Erschwerend komme hinzu, dass die Care-Krise, die von der aktuellen
neoliberalen Politik verschärft wird, immer nur an einzelnen Stellen
aufscheint: wenn Frauen und Männer versuchen, individuell und oft mit
großer Anstrengung, strukturelle gesellschaftliche Probleme zu
bewältigen.
Die Autorinnen des Manifests forderten dazu auf, alternative
Care-Modelle zu entwickeln und gesellschaftlich-politische
Veränderungsprozesse anzustoßen, die sich an umfassenden Vorstellungen
von Gerechtigkeit und einem guten Leben orientieren: „Hierfür müssen
Politik, Unternehmen und Verbände – auch in transnationaler Perspektive –
anfangen, Care-Bedarfe als grundlegende gesellschaftliche Aufgabe im
Zusammenhang wahrzunehmen, statt Einzellösungen zu entwickeln. Denn über
Care wird zwar vielerorts geredet, aber die Diskussionen nehmen bislang
weder disziplinär noch politisch oder normativ aufeinander Bezug.“
Es ging für sie auch darum, „Fürsorglichkeit und Beziehungsarbeit neu
bewerten, unabhängig von traditionellen Geschlechterbildern. Im Zentrum
einer fürsorglichen Praxis steht privat wie professionell die
Beziehungsqualität. Menschen sind aufeinander angewiesen und brauchen
persönliche Beziehungen. Care stiftet damit individuelle Identität und
schafft gemeinschaftlichen Zusammenhalt.“
Ihr Fazit: „Wir brauchen eine neue gesellschaftliche Kultur, in der
die Sorge für sich und andere einen eigenständigen Stellenwert bekommt,
unabhängig davon, ob eigene Kinder oder Eltern zu versorgen sind. Wir
brauchen neue Wege der Bereitstellung, Anerkennung, Aufwertung und
Bezahlung wie auch der gesellschaftlichen Organisation von Care-Arbeit
auf lokaler, nationaler und transnationaler Ebene.“ Das ist vor 10
Jahren formuliert worden.
Morgen, am 1. März ist der ‚Equal Care Day‘. Dieser wird seit 2020
von dem gemeinnützigen Vereins klische*esc e.V. durchgeführt. Der Tag
soll „kein Anlass für Blumen- und Pralinen-Geschenke, sondern eine
Initiative sein, die den Druck kontinuierlich hochhält und dafür sorgt,
dass das Thema ‘Equal Care’ nicht mehr aus der politischen Debatte
verdrängt werden kann.“
Im Rahmen des ersten ‚Equal-Care-Day‘ am 29. Februar 2020 ist ebenfalls ein Manifest entstanden. Dort heißt es unter anderem:
„Wir alle sind in unserem Lebensverlauf auf die fürsorgliche Zuwendung
und Versorgung anderer angewiesen: Das gilt für Neugeborene ebenso wie
für Kinder im Vor- und Grundschulalter, aber auch als junge Erwachsene,
als Berufstätige, bei Krankheit oder Behinderung und schließlich als
ältere Menschen profitieren wir im Alltag immer wieder von der
Care-Arbeit anderer; Gesundheit, Wohlbefinden, Lebensqualität und
gesellschaftliches Miteinander hängen davon ab.
Diese Care-Arbeiten und die Mental Load werden vor allem von Frauen
und Mädchen getragen – unbezahlt oder unterbezahlt. Dadurch bleibt ihnen
weniger, manchmal gar keine Zeit für Erwerbsarbeit, zur Aus- und
Fortbildung, und sie verfügen deshalb über weniger oder kein eigenes
Einkommen. Weltweit übernehmen Frauen täglich mehr als 12 Milliarden
Stunden unbezahlte Sorgearbeit. … Würden diese auch nur mit dem
Mindestlohn bezahlt, würde … das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands um
circa ein Drittel höher ausfallen, als in den bisherigen
Gesamtrechnungen ausgewiesen wird. Aber private Care-Arbeit spielt für
diese ökonomische Kennziffer, die als ‚Wohlstandsmaß’ einer Nation gilt,
keine Rolle, dabei ist sie das Fundament jeglichen Wirtschaftens.“
Im weiteren Verlauf des Manifests geht es um die individuelle
Verteilung der Care-Aufgaben, die Beseitigung des ‚Mental Load‘. Die
Bundesregierung wird im letzten Abschnitt aufgefordert, passende
gesetzliche Rahmenbedingungen herzustellen und „sich weltweit für die
ideelle und finanzielle Anerkennung und eine faire Verteilung von
Sorgearbeit stark zu machen.“
Diese Einengung der 2013 manifestierten umfassenden Care-Krise auf
die traditionelle geschlechtsspezifische Arbeitsteilung wird von dem im
Juli 2020 haben gegründeten zivilgesellschaftliche Bündnis „Sorgearbeit fair teilen“ noch weiter zugespitzt.
„Die ökonomischen und sozialen Folgen dieser traditionellen
Arbeitsteilung sind schwerwiegend: Frauen gehen sehr viel häufiger
Teilzeitbeschäftigungen nach und ihre Einkommen sind oft deutlich
niedriger als die von Männern. Die beruflichen Entwicklungsperspektiven
von Frauen sind entsprechend vielfach begrenzt und bei Trennung oder im
Alter sind sie finanziell nicht ausreichend abgesichert. Männern fällt
noch immer überwiegend die Rolle des Familienernährers zu. So fehlt
ihnen neben der Erwerbstätigkeit oftmals die Zeit, Sorge- und Hausarbeit
zu übernehmen. Diese Arbeitsteilung entspricht allerdings nicht mehr
den Lebensvorstellungen vieler heterosexueller Paare. Viele Frauen und
Männer wollen sowohl Sorgearbeit und Sorgeverantwortung übernehmen als
auch den eigenen Lebensunterhalt verdienen können.“
Das Bündnis befindet sich in Trägerschaft des Deutschen Frauenrats
und die Geschäftsstelle wird vom BMFSFJ finanziert. Das Ziel des
Bündnisses ist es, „dass Geschlechterstereotype abgebaut und
Rahmenbedingungen geschaffen werden, die allen Menschen die gleichen
Verwirklichungschancen und die Vereinbarkeit von Sorge- und
Erwerbsarbeit über den gesamten Lebensverlauf hinweg ermöglichen.“
Die Forderungen wie „Ausweitung der individuellen, nicht
übertragbaren Elterngeldmonate auf mindestens vier Monate“ und „10 Tage
Freistellung für Väter bzw. zweite Elternteile rund um die Geburt mit
vollem Lohnersatz“ gehen zwar schon über die im aktuellen
Koalitionsvertrag formulierten Vorhaben hinaus, sind aber allenfalls ein
erster Schritt dahin, „Care-Bedarfe als grundlegende gesellschaftliche
Aufgabe im Zusammenhang wahrzunehmen, statt Einzellösungen zu
entwickeln“, wie es 2013 gefordert wurde.
Die Corona Pandemie hat die Schwächen der Care Systeme schonungslos
offengelegt. Eine gesellschaftliche Kultur die Sorge für sich und andere
einen angemessenen Stellenwert zuweist, ist dennoch nicht in Sicht. Im
Gegenteil, vor dem Hintergrund, der durch den russischen Überfall
provozierten Energiekrise und der Inflation wird zwar einerseits das
Muster männlicher Vollzeittätigkeit als Haupthemmnis identifiziert, das
Väter an mehr Familienarbeit hindert. Andererseits aber kommuniziert,
dass Wirtschaft mehr ‚Bock auf (Erwerbs-) Arbeit‘ braucht und
diejenigen, die Arbeitszeiten reduzieren möchten, mit dem Vorwurf
konfrontiert, ‚Arbeit sei kein Ponyhof‘.
Care macht mehr Leben ins Männerleben. Aber dafür braucht es mehr strukturelle Veränderungen, vor allem auch bei den Arbeitszeiten. Ohne eine Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich ist eine geschlechtergerechte Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit nicht möglich. Don’t fix the (Wo)Men!
Unsere Kurzbefragung ist zwar nicht repräsentativ, gibt uns
als LAG-Väterarbeit aber wichtige Anhaltspunkte, wie unsere Mitglieder und ‚Follower*innen
auf den verschiedenen Kanälen ‚ticken‘, wo wir mit unserer Arbeit ansetzen
können und welche Herausforderungen und Stolpersteine noch bewältigt bzw. aus
dem Weg geräumt werden müssen. Vielen Dank, dass Sie sich auch diesmal
beteiligt haben.
Insgesamt haben wir Ihnen diesmal 5 Fragen gestellt. Die
erste ist identisch mit einer, die auch der kürzlich veröffentlichten
Väterstudie der TU Braunschweig und der FH Kiel (VAPRO) gestellt wurde:
Wodurch
zeichnet sich ein ‚guter Vater‘ aus?
LAGV
VAPRO
Zeit mit dem
Kind zu verbringen
56,06 %
27 %
Dem Kind
etwas beibringen
3,03%
12,1 %
Dem Kind
Zuneigung zeigen
39,39%
59,5 %
Dem Kind
(finanzielle) Sicherheit bieten
1,52 %
1,4 %
Bei den Ergebnissen zeigt sich, dass die klassische Vaterrolle des finanziellen Versorgers in beiden Befragungen keine Rolle mehr spielt. Zeit mit dem Kind zu verbringen, wird in unserer Befragung mit 56 % doppelt so häufig als Eigenschaft eines ‘Guten Vaters’ benannt., Zuneigung zeigen mit 40 % rund 20 % weniger als bei der VAPRO Befragung.
Bei der zweiten Frage ging es um die Einschätzung von
folgenden Behauptungen:
Für ein Kind ist es problematisch, wenn der
Vater die Erziehung allein der Mutter überlässt
Väter sollten für ihre Kinder beruflich
‚kürzertreten‘
Es liegt nicht in der ‚Natur des Mannes‘,
Hausmann zu sein
Ein Mann muss seine Familie ernähren können
Der Vater sollte sich genauso stark an der
Kindererziehung beteiligen wie die Mutter
Bei den Antworten zeigt sich eine große Zustimmung zu der
aktiven Beteiligung von Vätern an der Erziehung ihrer Kinder. Sichtbar werden
aber hier teilweise noch die Widersprüche bei den Erwartungen und
Zuschreibungen bezüglich der ‚Ernährerrolle‘.
Der Behauptung, Väter sollten für ihre Kinder beruflich ‚kürzertreten‘ stimmen lediglich gut 40% zu.
Bei einer Geburt stehen die werdende Mutter und das Kind im Zentrum
des Geschehens. Das ist unbestritten. Ebenso unzweifelhaft ist jedoch,
dass zu diesem Zeitpunkt, vor und in den ersten Wochen nach der Geburt,
die Weichen für die zukünftige Arbeitsteilung in der Familie gestellt
werden.
Die überwiegende Mehrheit der jungen Männer und Frauen wünschen sich
eine partnerschaftliche Aufteilung von bezahlter Erwerbs- und nicht
bezahlter Familienarbeit. In der Realität passiert aber das Gegenteil.
Die werdenden Eltern kommen als fortschrittliches Paar in die
Geburtsklinik und verlassen den Kreißsaal mit einer Rollenaufteilung,
die eher der ihrer Großeltern ähnelt als den eigenen Vorstellungen.
Hans-Georg Nelles zeigt in diesem Beitrag auf, was das mit den Strukturen der Geburtshilfe zu tun haben könnte.
Gute Vorbereitung wäre angebracht
Die Entscheidung Vater zu werden, ist heute in den meisten Fällen
eine bewusste, auch wenn der Zeitpunkt nicht genau festgelegt werden
kann und von vielen Männern und Frauen weit in die 30er Jahre
hinausgeschoben wird, das heißt Mütter und Väter mit einer
Hochschulausbildung erst im Alter von 35 Jahren Eltern werden.
Berufliche Entwicklung und materielle Absicherung sind wichtig und die
‚richtige‘ Partner*in muss ja auch noch gefunden werden.
In Anbetracht dieser Vorlaufzeit ist es verwunderlich, dass der
Vorbereitung auf das Vaterwerden und -sein so wenig Bedeutung zugemessen
wird. Sobald eine Frau schwanger wird, greift ein engmaschiges Netz von
Schutzvorschriften im beruflichen Umfeld und Angebote zur
Geburtsvorbereitung sind selbstverständlich und werden von Krankenkassen
finanziert.
Bei den werdenden Vätern sucht Mann vergleichbares vergeblich. Viele
Arbeitgebende erfahren erst bei der Änderung von steuerlichen Eckdaten,
dass jemand Vater geworden ist und da Kinder zunehmend außerhalb einer
Ehe geboren werden noch nicht einmal dadurch.
Auch die Angebote für Väter, sich auf die Geburt ihres Kindes
vorzubereiten, sind eher die Ausnahme. Gewiss, Mann kann gemeinsam mit
seiner Partner*in zum ‚Hechelkurs‘ gehen und erhält wertvolle Infos zu
medizinischen Abläufen und dem Geburtsgeschehen, aber die eigenen
Gedanken und Befürchtungen zur Sprache bringen und sich mit anderen
Vätern auszutauschen ist in diesem Rahmen nicht möglich.
In dem Beitrag ‚Was bringen Geburtsvorbereitungskurse für Männer‘[ii]
werden bundesweit 18 Angebote gelistet. Selbst wenn sich die Angebote
in den vergangenen 6 Jahren verdreifacht hätten, wären es immer noch
Ausnahmeerscheinungen. (Werdende) Väter brauchen ein flächendeckendes
Angebot, das von Krankenkassen finanziert wird.
He for She?
Auf der Grundlage internationaler Forschungsergebnisse, die die
Zusammenhänge zwischen dem Verhalten, den Erfahrungen, Einstellungen und
Merkmalen von werdenden und neuen Vätern und der Gesundheit und
Wohlbefinden von Mutter und Kind aufzeigen, hat die
Weltgesundheits-organisation (WHO) eine der zehn Empfehlungen zu
Maßnahmen der Gesundheitsförderung von Müttern und Neugeborenen zur
Einbeziehung von Vätern formuliert.[iii]
Die WHO empfiehlt, die Beteiligung von Männern während der
Schwangerschaft, der Geburt und nach der Geburt zu fördern, um die
Selbstsorge von Frauen und die häuslichen Pflegepraktiken für Frauen und
Neugeborene zu verbessern, den Einsatz qualifizierter Vorsorge für
Frauen und Neugeborene während der Schwangerschaft, der Entbindung sowie
in der postnatalen Periode zu erleichtern.
Das ist gut und wichtig, beschreibt die Rolle der Väter und ihre
Kompetenzen insbesondere mit Blick auf die Vater-Kind-Bindung aber nur
unzureichend.
Da fehlt doch einer
‚Mutter, Kind und Hebamme bzw. Ärzt*in‘ mit dieser Triade wird das
Geburtsgeschehen beschrieben. Das die werdende Mutter und das Kind im
Mittelpunkt der Betrachtung und des Geburtsgeschehens stehen, ist
selbstverständlich, aber ohne den Vater ist das System unvollständig.
Diese ‚Ausgrenzung‘ setzt sich vielfach in der nachgeburtlichen Betreuung fort:
„Deutlich wird, dass Familienhebammen weniger Familie im Sinne der
Konzeption, sondern vielmehr spezifische Formen von Mutterschaft
herstellen, die sich als „Mother in the Making“ also als unfertige
Mutterschaften beschreiben lassen und die durch die Familienhebamme in
ihrer Mutterwerdung unterstützt werden. Familie wird so zu einer
weiblichen Sorgebeziehung, die sich sowohl über Mutterschaft als auch
über Großmutterschaft nachzeichnen lässt: Familienhebammen werden zu
Mütterhebammen.“[iv]
Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, wenn Paare, die
mit der Vorstellung einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung in den
Kreißsaal gehen, diesen mit traditionellen Rollenzuschreibungen wieder
verlassen.
Eine gute Vorbereitung auf diese Situation und der Austausch unter
Väter kann dazu beitragen, die Wirkungen dieser ‚Ernährerfalle‘ zu
minimieren.
Weder Assistent noch Beifahrer
In dem 2016 auf 136 Seiten ausformuliertem ‚Nationalen Gesundheitsziel Gesunde Geburt‘[v]
wird die Einbeziehung von Vätern an verschiedenen Stellen erwähnt.
Unter anderem heißt es dort ‚Väter bzw. Partnerinnen und Partner sollen
dazu ermutigt werden, sich von Anfang an in der Babyversorgung zu
engagieren und einen eigenen positiven Stil im Umgang mit dem
Neugeborenen zu finden‘.
Obwohl also Alles dafürspricht, (werdende) Väter rechtzeitig
einzubeziehen und als aktive Subjekte im Geburtsgeschehen zu betrachten,
werden sie hierzulande häufig immer noch als ‚Assistenten‘ oder
‚Beifahrer‘ betrachtet.
Die Rolle, die sie während der Geburt wahrnehmen können, ist für ihre
Partnerin da zu sein, den neuen Lebensabschnitt gemeinsam zu beginnen
und von Anfang an als Vater präsent zu sein. Dabei erleben sie sich
vielfach in einer völlig ungewohnten Situation: Sie haben keine
Kontrolle über das Geschehen und die Mächtigkeit der Gefühle führt sie
vielfach nicht nur emotional an ihre Grenzen, sondern manchmal sogar
darüber hinaus. Das Vertrauen in die Kompetenzen des geburtshilflichen
Teams und ihr Wissen um die natürlichen Abläufe sind in diesen Momenten
gute Stützen.
Außerdem unterstützen Väter, auch wenn sie nicht aktiv werden, ihre
Frauen bei der Geburt und haben eine wichtige ‚Bodyguard‘ Funktion im
Hinblick auf Gewalt und Respektlosigkeit.
Bedeutung zuschreiben und erfahrbar machen
Väter sind wichtig, und zwar von Anfang an. Und zwar von dem Moment
an, an dem ein Paar Eltern werden möchte. Die partnerschaftliche
Zuwendung der Väter während der Schwangerschaft einerseits und die
Zuschreibung väterlicher Bedeutung und Kompetenzen andererseits, lange
vor der Geburt, sind mitentscheidend für väterliches Engagement.
Wenn Väter diese Bedeutung dann während der Geburt und unmittelbar
danach gerade auch im Kontakt mit ihrem Kind erfahren können, sind
weitere wichtige Weichenstellungen erfolgt.
Wie Väter auf diese Situation vorbereitet werden können und welche
Rolle die verschiedenen Professionen dabei spielen, ist schon 2014 in
einer von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
veröffentlichten Broschüre[vi] benannt worden.
Ein entscheidender Faktor dabei ist die Haltung des geburtshilflichen
Teams gegenüber der Rolle sowie der aktiven Einbeziehung von Vätern.
Ihre gute Vorbereitung auf die Geburt kommt auch der werdenden Mutter
zugute. Studien zeigen, dass Väter, die ihre Rolle während der Geburt
kennen und verstehen, was dort geschieht, selbst besser vor übermäßigem
Stress geschützt sind und seltener Gefahr laufen, den Ablauf der Geburt
negativ zu beeinflussen. Das gilt insbesondere in den Momenten, in dem
es mal nicht „nach Plan läuft“, was aber auch völlig normal ist.
… und zum Schluss noch passende Rahmenbedingungen
Als Vision und Wunsch abschließend formuliert: um werdenden und
gewordenen Väter und Müttern die Verwirklichung ihres Wunsches nach
einer gleichberechtigten Aufgabenteilung zu ermöglichen braucht es,
neben den äußeren, passenden Rahmenbedingungen wie der
Vaterschaftsfreistellung[vii],
ein Angebot sich vor und nach der Geburt mit den oben genannten Themen
auseinanderzusetzen. Und zwar an den Orten und zu den Anlässen, die
Väter und Mütter sowieso gemeinsam oder getrennt aufsuchen und nutzen.
Die Geburtsvorbereitung gehört in jedem Fall dazu. Es braucht aber neben
den Hebammen weitere (männliche) Akteure und Angebote für Väter, vor
allem für die Zeit nach der Geburt.
Damit dies Wirklichkeit werden kann, kommt es aber auch darauf an,
(werdende) Väter so zu empowern, dass sie ihre Bedürfnisse artikulieren
und entsprechende Angebote einfordern.
Eine 14-tägige Vater- bzw. Partner*schaftsfreistellung ist
Bestandteil der 2019 verabschiedeten Vereinbarkeitsrichtlinie der EU, stand bei
allen Ampelparteien in den Wahlprogrammen und ist Bestandteil des
Koalitionsvertrags. Das in der EU-Richtlinie verbindlich festgelegte Datum für
die Umsetzung war August 2022. Dies hat die Bundesfamilienministerin Lisa Paus
verstreichen lassen. Ende November erklärte sie: Die zweiwöchige Freistellung
nach der Geburt komme nicht mehr in diesem Jahr, aber 2024. Die wirtschaftliche
Lage sei derzeit schwierig, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen. „Deshalb
möchte ich dieses wichtige Vorhaben im nächsten Jahr aufs Gleis setzen.“
Anfang Januar ist zu lesen, die Familienministerin rechne
mit Blick auf die Einführung einer zweiwöchigen, bezahlten Väterauszeit mit
Akzeptanz aufseiten der Arbeitgeber. „Ich gehe davon aus, dass die
Partnerfreistellung von den Unternehmen angenommen wird“, sagte Paus der
Deutschen Presse-Agentur. Die Unternehmen würden sich jetzt schon „große
Gedanken“ um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf machen – gerade auch „in
einer Zeit des Fachkräftemangels.“
Diese Erwartung hat sie auch vor dem Hintergrund einer vom
BMFSJ in Auftrag gegebenen und kurz vor Weihnachten veröffentlichten Studie
geäußert. Dort heißt es unter anderem: Für Väter ist eine gelingende
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein sehr wichtiges Anliegen. Deutlich wird
das durch die Bereitschaft der Väter, ihre Arbeitsstelle zu wechseln. Rund
450.000 Väter in Deutschland haben schon einmal den Arbeitgeber zugunsten einer
besseren Vereinbarkeit gewechselt. Und mehr als 1,7 Millionen Väter denken
darüber häufig oder zumindest manchmal nach. Diese hohe Wechselbereitschaft ist
gerade in den aktuellen Zeiten des Fachkräftemangels ein großes
Unternehmensrisiko.
Da müssten doch eigentlich bei Unternehmen die Alarmglocken
läuten und die Vaterschaftsfreistellung, schon vorab auf freiwilliger Basis als
Instrument zur Steigerung der Arbeitgeber*attraktivität, ein Mittel der Wahl
sein. Aber denkste …
Quasi als Antwort auf die Äußerungen der Ministerin
gegenüber dpa veröffentlicht die FAZ einen Kommentar von Heike Göbel in dem sie
das Engagement von Vätern als ‚Freizeit‘ diffamiert. „Paus beruft sich auf eine
EU-Vorgabe, doch diese würde Deutschland mit seinen ohnehin reichlichen
Urlaubs- und Freistellungsregeln so wieder mal übererfüllen. Die Kritik der
Wirtschaft perlt an Paus ab. Sie gehe davon aus, dass die „Partnerfreistellung
von den Unternehmen angenommen werde“, ließ sie jetzt wissen. Zynischer geht es
kaum.
Und wer gedacht hat, diese Missachtung von Vätern und
Müttern lasse sich nicht steigern wird von Anke Heinrich eines Besseren
belehrt. In ihrem Beitrag für ‚Markt und Mittelstand‘ schreibt sie drei Tage
später: „Stellen Sie sich vor, man gibt der Bundesfamilienministerin eine Aufgabe:
Deutschlands Betrieben acht Millionen Arbeitstage im Wert von 1,8 Milliarden
Euro zu stehlen, Jahr für Jahr. Und zwar ohne, dass es irgendetwas bringt. Im
Gegenteil, es soll sogar mehr Schaden als Nutzen anrichten als nutzen. Das
klingt schwierig? Nicht für Lisa Paus. Wer wie die Grüne 22 Semester studiert
hat, um danach direkt Berufspolitikerin zu werden, dem fällt das schon etwas
ein: Jeder Vater soll nach der Geburt zwei Wochen Extra-Urlaub bekommen –
natürlich bezahlt vom Unternehmen.“
Sie verpackt ihre menschenverachtende Polemik geschickt in
Fragen, die zweite lautet: „Helfen die Väterwochen der Gesellschaft,
familienfreundlicher zu werden? In der Antwort wird jetzt gegen Väter
‚gekeilt‘: „Nein, denn wenn ein Vater keine zehn Urlaubstage mehr übrig hat für
die Phase nach der Geburt seines Kindes, wird er auch mit zehn zusätzlichen
Tagen wohl eher eine Kegeltour zum Ballermann unternehmen, als seiner Frau zu
helfen.“
Unternehmen und ihre vermeintlichen Helfer*innen, die auf einem derartigen Niveau polemisieren ist eigentlich nicht zu helfen. Norbert Walter, der ehemalige ‚Chefvolkswirt’ der Deutschen Bank, hat dazu beim ersten Netzwerktreffen des Unternehmensnetzwerks ‚Erfolgsfaktor Familie’ am 1. April 2008 in seiner Keynote zum Thema nachhaltige Familienpolitik in Unternehmen unter anderem angeregt, nicht ständig im Gegenwind zu arbeiten und zu predigen, sondern den Unternehmen, die der Überzeugung sind, Familienfreundlichkeit rechne sich nicht einen glücklichen Untergang zu wünschen. ‚Wir brauchen ja schließlich auch Verlierer im Wettbewerb’. Das gilt heute mehr als vor 15 Jahren.
‚Experten zufolge könnte die Pandemie zu einer tiefgreifenden Veränderung der Väterrolle führen‘ lautete eine Vermutung, die in einem Beitrag des Guardian über die Auswirkungen der ersten sechs Monate der Corona Pandemie geäußert wurde. Die Zahl der Stunden, die Männer mit ihren Kindern verbringen, ist in diesem Zeitraum sprunghaft angestiegen und könnte zu einer dauerhaften Neubewertung des Wertes der Vaterschaft und zu einer Veränderung der Arbeitsmuster führen.
„Das Jahr 2020 hat das Bild der Gesellschaft von der
Vaterschaft verändert und könnte nach Ansicht von Forschern, Wirtschaftsführern
und Aktivisten den tiefgreifendsten Wandel bei den Betreuungsaufgaben seit dem
Zweiten Weltkrieg bewirken.“
Führungskräfte haben aus erster Hand erfahren, was es
bedeutet, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, und dass beide
Elternteile dazu in der Lage sein müssen, wird Ann Francke, Geschäftsführerin
des Chartered Management Institute, in dem Beitrag zitiert, und „Väter sind von
entscheidender Bedeutung, um die Gleichstellung von Müttern voranzubringen, ohne
Fortschritte für Väter zu Hause kann es keine Fortschritte für Mütter am
Arbeitsplatz geben, das sind zwei Seiten derselben Medaille.
Drei Monate später wurde erneut die Frage aufgeworfen, ob die Erfahrungen, die Väter während des Lockdowns gemacht haben, zu einer dauerhaften Veränderung führen könnten. In dem Artikel kommt auch Michael Lamb, Psychologieprofessor in Cambridge und Autor mehrerer wissenschaftlicher Texte über Vaterschaft und die Aufteilung der elterlichen Arbeit zu Wort:
„… die Erfahrungen der Väter werden sehr unterschiedlich
sein, denn einige haben die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, andere
nicht, und wieder andere haben ihren Arbeitsplatz vielleicht ganz verloren. „Dennoch
sehen wir jetzt, dass viele Männer sich engagieren und erkannt haben, dass es
ziemlich schwierig ist, gleichzeitig ein Haus zu führen, ein guter Vater zu
sein und den beruflichen Anforderungen gerecht zu werden.”
Lamb sieht dies als große Chance: „Für viele Väter wird
dieses Jahr eine Chance gewesen sein, Beziehungen aufzubauen, die tiefer und
breiter sind, als es sonst der Fall gewesen wäre. Es wird Väter geben, die
einige der Freuden und Vorteile der Vaterschaft auf eine Art und Weise
erkennen, wie es ihnen in der Vergangenheit nicht möglich war.”
Ende Dezember, also knapp drei Jahre nach dem Beginn der Pandemie liegen nun Zahlen vor, die nahelegen, dass die Pandemie tatsächlich als „Katalysator für Veränderungen“ gewirkt hat: Die Covid-Beschränkungen waren ein außerordentlicher Katalysator für Veränderungen im Leben der berufstätigen Väter, sagte Adrienne Burgess, Mitgeschäftsführerin des Fatherhood Institute. Ihre Analyse zeigt, dass die Zeit, die alle Väter in Großbritannien mit der Betreuung ihrer Kinder verbringen, seit 2015 um fast ein Fünftel (18 %) gestiegen ist, von durchschnittlich 47 Minuten pro Tag auf 55 im Jahr 2022.
„Mütter arbeiten mehr und Väter übernehmen mehr
Kinderbetreuung und Hausarbeit. Wenn es darum geht, wie wir die Gleichstellung
der Geschlechter messen, haben sich in diesen beiden Bereichen gewaltige
Verschiebungen ergeben”, sagte Burgess.
Die Pandemie scheint auch Auswirkungen auf die
Betreuungsarbeit von berufstätigen Vätern zu haben. In den Jahren 2014-15
verbrachten Mütter in Großbritannien 86 % mehr Zeit mit der Betreuung von
Kindern als Männer, was im Zeitraum März-April 2020 auf 13 % zurückging.
Seitdem hat sich die Kluft zwar vergrößert, ist aber immer
noch geringer als zuvor. Im März 2022 verbrachten Mütter 53 % mehr Zeit mit der
Betreuung ihrer Kinder als Männer – ein Rückgang der Betreuungslücke um 33
Prozentpunkte.
Vielleicht handelt es sich um eine Momentaufnahme, aber immer mehr Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit tatsächlich verändert: Mütter arbeiten mehr und Väter kümmern sich mehr. Das wirkt nachhaltig jüngste Forschungen über die Einstellung zur Geschlechterrolle legen nahe, dass diese ‚neuen Väter‘ ein „exponentielles Wachstum der Geschlechtergleichheit über Generationen hinweg” bewirken können.
Diese Beschreibung und die Zahlen beziehen sich auf
Großbritannien, ich bin aber der Überzeugung, dass die Effekte, die Michael
Lamb beschrieben hat, auch auf Väter in Deutschland und andere Ländern
übertragen lassen.
Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft wirklich?
Dieser Frage ist die Prognos AG im Rahmen einer Studie
für das „Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ der DIHK Service
GmbH Familie“ nachgegangen. Dazu wurden im Sommer 2022 zwei
repräsentative Befragungen durchgeführt und einander gegenübergestellt:
eine Telefonbefragung unter 600 Personalverantwortlichen/Geschäftsführungen von Unternehmen in Deutschland
eine Online- bzw. Telefonbefragung unter 1.000 Vätern, die in
Betrieben mit mindestens 10 Beschäftigten arbeiten und minderjährige
Kinder haben
Im Fazit heißt es unter anderem:
Die Väterfreundlichkeit der deutschen Wirtschaft ist
ausbaufähig und Unternehmen in Deutschland überschätzen ihre
Väterfreundlichkeit. Väter bewerten die Väterfreundlichkeit
deutlich verhaltener als Geschäftsführungen und Personalverantwortliche.
Die Unternehmen wurden in der Untersuchung in vier Kategorien
eingeteilt: Vorreiterunternehmen bei der Väterfreundlichkeit machen 27
Prozent aus. Ein breites Mittelfeld hat unterschiedliche
Herausforderungen und Potenziale; 15 Prozent der Unternehmen in
Deutschland haben als Nachzügler deutlichen Nachholbedarf auf dem Weg
zur Väterfreundlichkeit.
Auf dem Weg zu mehr Väterfreundlichkeit kommt es insbesondere auf die Führungskräfte an.
Väterfreundlichkeit umfasst verschiedene Facetten. Diese sind
unterschiedlich weit entwickelt. Es mangelt weniger an
vereinbarkeitsfördernden Personalmaßnahmen. Vielmehr sind Information
und Kommunikation sowie die Unternehmenskultur stärker als bisher auf
die Väter auszurichten. Dabei haben die Führungskräfte eine
Schlüsselfunktion, da sie die Kultur prägen, als Vorbilder fungieren und
ganz konkret über Vereinbarkeitsbedingungen von Vätern entscheiden
können.
Verbesserungen, die mit der Corona-Pandemie einhergingen, wirken nachhaltig.
Die betriebliche Unterstützung für die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf während der Corona-Pandemie erweist sich im Zeitverlauf in vielen
Unternehmen als nachhaltig. Dabei ist besonders positiv, dass nicht nur
Personalmaßnahmen – und hier insbesondere Homeoffice/mobiles Arbeiten –
ausgeweitet wurden. Auch die Akzeptanz für Väter, die diese Maßnahmen
nutzen, und der Dialog über die Vereinbarkeitsbedürfnisse der Väter
haben sich zum Teil langfristig verbessert.
Väterfreundlichkeit sichert die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen.
Die Unternehmen haben die Bedeutung des betrieblichen
Familienbewusstseins für ihre Arbeitgeberattraktivität erkannt. Sie sind
jedoch gut beraten, nicht beim erreichten Status stehen zu bleiben. Um
ihre Zukunftsfähigkeit mit Blick auf den gesellschaftlichen und
demografischen Wandel zu sichern und um Wettbewerbsvorteile auf dem
Arbeitsmarkt realisieren zu können, sollten sich die Unternehmen in
Deutschland engagiert auf den Weg machen, die betriebliche
Väterfreundlichkeit zu stärken.
In diesem Kontext weist die Studie auch auf die hohe Bereitschaft von Vätern, ihren Arbeitgebenden zu wechseln hin.
Was die ‚Freundlichkeit‘ betrifft gibt es noch Entwicklungspotenziale
hin zu einem Bewusstsein. Das Bewusstsein über die Bedeutung von Vätern
für die Entwicklung ihrer Kinder, eine partnerschaftliche Aufteilung
von Erwerbs- und Carearbeiten und vor allem darüber, dass es die neue
Vätergeneration ernst mein mit dem Vatersein und tatsächlich
Erwerbsarbeitszeiten reduzieren möchte bzw. sich erst gar nicht auf in
Vollzeit ausgeschriebene Stellen bewirbt.
Das sind Entwicklungen, die auch durch unzulängliche gesetzliche
Rahmenbedingungen bei der Elternzeit oder einer Verschiebung der
‚Vaterschaftsfreistellung‘ nicht aufgehalten werden können. Eine
‚Zumutung für die Wirtschaft‘ ergibt sich höchstens daraus, dass sie die
Signale, auch aus dieser Studie nicht ernst nehmen und weiter so tun,
als stünden Väter zeitlich unbegrenzt als Erwerbsarbeitskräfte zur
Verfügung.
‚Vatersein‘ lautet der Titel des dritten Buchs von Tillmann
Prüfer, dessen Kolumne ‚Prüfers Töchter‘ seit vier Jahren wöchentlich im
ZEITmagazin zu lesen ist. Im Untertitel heißt es dann appellativ ‚Warum wir
mehr denn je neue Väter brauchen‘. Also noch ein weiteres Buch, dass Vätern den
Widerspruch zwischen Wollen und Handeln aufzeigt?
Die Antwort lautet Ja und Nein. Prüfer nimmt die Messlatte ‚Bedeutung der Väter
für die Entwicklung ihrer Kinder‘ und konfrontiert die Leser*innen mit den
daraus folgenden Ansprüchen und der oft lauen Performance von Vätern. Auf der
anderen Seite beleuchtet er aber auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen,
Erwartungen und Zuschreibungen an Väter und die damit verbundenen Ambivalenzen,
die noch allzu oft zugunsten des Ernährer Mannes aufgelöst werden. Dabei
bleiben die Ansprüche ans gute Vatersein, auf jeden Fall besser als der eigene
Vater, auf der Strecke.
Authentisch wirken die von Tillmann Prüfer formulierten
Ansprüche vor allem dadurch, dass er in einem Erzählstrang seine eigene
Auseinandersetzung mit dem Vater werden und sein reflektiert. Dazu gehört auch
das Scheitern der ersten Beziehung. In einem Doppelinterview in der aktuellen
Ausgabe des STERN, mit ihm und seinem Vater, äußert dieser auf die erste Frage,
„Herr Prüfer, ist Ihr Sohn Tillmann ein guter Vater?“ „Er gibt sich die größte
Mühe, und ich denke, er macht es sehr gut.“
Dazu, was einen guten Vater ausmacht, schreibt der Sohn an verschiedenen
Stellen seines knapp 200 Seiten umfassenden Buches, aber zunächst einmal ein
kurzer Blick in das Werk.
Im ersten Abschnitt skizziert der Autor die Entstehung und
Geschichte der existierenden Väterbilder und wirbt dafür, den Feminismus als Chance
für Väter zu betrachten, denn die patriarchale Gesellschaft bringe keineswegs
allen Männern in gleicher Weise Vorteile. Es gehe nicht darum von außen auf
sich zu blicken, in Wettbewerb mit anderen zu treten, um im Benchmarking gut
dazustehen und dieses Konkurrenzdenken auf das Vatersein zu übertragen. „Es
gibt nur eine Person auf der Welt, die einem beibringen kann, wie gutes
Vatersein geht: das eigene Kind.“ Auf der anderen Seite ist die Rolle, „die man
als Vater für sein Kind spielt, die wichtigste, die man je im Leben spielen
wird.“ Und ein Vater der einfühlsam und interessiert ist, hilft seinen Kindern
am meisten.
Im zweiten Abschnitt beschreibt Prüfer die Hindernisse, die
einem glücklichen Vatersein im Weg stehen. Da sind zunächst einmal die
Widersprüche und Ambivalenzen zwischen den Sphären Beruf und Familie, die auf
den ersten Blick dazu (ver-)führen, es keinem Recht machen zu können. „Es
scheint klar, dass man etwas anderes machen möchte als früher, machen muss.
Doch die Orientierung fällt schwer. Es gibt so viele Ansprüche an den sogenannten
neuen Vater, dass es unmöglich ist, allem gerecht zu werden.“ Zumal es Vätern
immer noch an Vorbildern mangelt.
Den Vätern gut zuzureden, mehr Interesse für die Kinder zu
zeigen und ihre Wünsche, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen einfach zu
verwirklichen, genügt nach Ansicht von Prüfer nicht. Dazu braucht es „eine
Anstrengung beider Partner – und der ganzen Gesellschaft.“ Zu wissen, dass die
Rollenzuschreibung guter Vater = guter Ernährer nichts ist, was schon immer so
war ist hilfreich. „Wir sind es geworden. Und genauso können wir auch etwas
Neues werden. Wenn wir es denn wagen.“ Dazu ermutigt Prüfer Väter, auch in Gesprächen
über sein Buch wie hier zum Beispiel in der ZDF Sendung ‚Hier und heute‘: „…
reden Sie mal mit anderen Männern darüber. Männer reden mit anderen Männern
kaum über diese Themen, das ist Ihnen irgendwie … da fühlen sie sich schwach,
da sind sie unsicher. Sie reden über Alles andere, aber nicht über die Dinge,
die sie auch seelisch verletzen und bedrücken oder unsicher machen und ich
glaube, wenn sich Väter nur einigermaßen so vernetzt hätten, wie das Frauen
schon lange machen und sich Hilfe holen, dann würde sich viel ändern.“
Im Buch bietet er Vätern im dritten Teil einen ‚Werkzeugkasten
für den modernen Vater an‘. Darin befinden sich 12 Werkzeuge und ein ‚Universalschlüssel‘.
Die einzelnen Werkzeuge reichen von ‚Mach dir einen Plan‘, ‚Lerne vom Kind‘
über ‚Trau dich zu fühlen‘ bis hin zu ‚Mach Fehler und steh dazu!‘ und ‚Beschütz
dein Kind und lass es los‘.
Zu jedem Werkzeug gibt es ausführliche Anwendungsbeschreibungen,
die durch wissenschaftliche Anmerkungen und Zitate unterlegt sind. Beim ‚Werkzeug
9: Rede und hör zu‘ erfährt man, dass Kinder neue Wörter eher von Vätern lernen
als von Müttern. Da Väter weniger Zeit mit Kindern verbringen, müssten sie erst
einmal lernen, sich mit den Kindern zu verständigen. Auf dem Weg dahin lernen
auch Kinder eine Menge.
Das Universalwerkzeug beinhaltet die Aufforderung an Väter ‚Mach was!‘, „denn
die Vatererfahrung findet nicht nur durch Wörter statt, sondern vor Allem durch
Taten. Taten kann man fühlen, hören, riechen, sehen.“
Im vierten und letzten Teil des Buches zeichnet Prüfer
anhand der Entwicklungsstufen einer jeden Vaterschaft ‚Jeder Vater fängt ganz klein
an: Kleinkindpapa‘ bis zum leeren Nest ‚Tschüss Alter! Wenn die Kinder ihre
Väter nicht mehr so sehr brauchen‘ die Möglichkeiten auf, als Vater
mitzuwachsen.
„All diese Konfrontationen, die kleinen Katastrophen, die ständigen
Herausforderungen und Niederlagen, im Wechsel mit minimalen Erfolgen, die
machen etwas mit Vätern. Wer Vater wird, der verändert sich.“
Eingestreut in diesen Lebensreigen ist das Kapitel ‚Kein
neuer Vater ohne eine neue Mutter‘. Seine These: Es wird „keinen neuen Vater
geben, wenn die Partnerin ihm keinen Raum gibt, diese Rolle auszufüllen. Der
Autor setzt sich mit dem Phänomen des ‚Maternal Gatekeeping‘ auseinander und
geht dabei auch auf den Shitstorm ein, den der Spiegel-Beitrag ‚Papa kann das
schon alleine! Was moderne Väter hinkriegen – wenn Mütter sie lassen‘ im Sommer
2021 ausgelöst hat. In der Spiegelrezension schreibt Tobias Becker dazu „Prüfer gelingt das
Kunststück, über sogenanntes Maternal Gatekeeping zu schreiben, ohne die
Väter aus der Pflicht zu entlassen“ und macht deutlich, dass er immer noch
nicht verstehen will, das mit der Beschreibung von ‚Maternal Gatekeeping‘ keine
Schuldzuschreibungen verbunden sind, sondern Verhaltensweisen in einem
komplexen System analysiert werden.
Im allerletzten Kapitel spricht Tillmann Prüfer noch einmal eine
Ermutigung aus ‚Trau dich Papa!‘ und weist darauf hin, dass die
gesellschaftliche Wahrnehmung der Vaterrolle offensichtlich problematischer ist
als die tatsächlich empfundene Nähe von Kindern zu ihren Vätern. „Wahrscheinlich
haben wir heute die besten und um ihre Kinder am meisten besorgten Väter, die
es jemals in der Geschichte westlicher Länder gegeben hat.“ Aber das ist vor
allem auch eine Frage der (Selbst-)Wahrnehmung. „Wenn ich jemand sein kann, an
den die Kinder glauben, obwohl ihnen gerade der Glaube an etwas fehlt. Dann
werde ich ein guter Vater sein“ lautet der vorletzte Satz in dem Buch. Ich
denke, es reicht, wie Heinz Walter vor 15 Jahren in dem Sammelband ‚Vater wer
bist du?‘ beschrieben hat, ein ‚hinreichend guter Vater‘ zu sein. Aber das
entscheiden ja die Kinder und die haben andere Maßstäbe als die Väter selber
und das Feuilleton.
Ich kann den Band von Tillmann Prüfer, jedem empfehlen, der sich mit den Herausforderungen mit denen Väter und Mütter, die es anders mache möchten als es bislang ‚normal‘ ist, konfrontiert sind, auseinandersetzen möchten. Sie werden dabei en passant auch mit spannenden Erkenntnisse der Väterforschung belohnt.
Der Auswertung zufolge leisten Mütter immer noch den
Großteil der Kinderbetreuung. »Über die ersten Lebensmonate des Kindes hinaus
sind seit Einführung des Elterngeldes kaum weitere Fortschritte bei der
Aufteilung der Familienarbeit zu erkennen«, sagte Mathias Huebener,
wissenschaftlicher Mitarbeiter beim BIB.
Ebenso unverändert ist allerdings auch die Verteilung der
Erwerbsarbeitszeiten. Väter von kleinen Kindern leisten hier durchschnittlich
44 Stunden pro Woche, Mütter deutlich weniger als 20 Stunden.
Bei der am 14. Dezember veröffentlichten Studie über die
Langzeitwirkungen des Elterngeldes für Väter standen folgende Fragen im
Mittelpunkt:
Wie hat sich die Nutzung des Elterngelds im
Zeitverlauf geändert, und
wie partnerschaftlich wird der Bezug aufgeteilt?
Wie hat das die Aufteilung der Sorge- und
Hausarbeit verändert? Und schließlich:
Wie haben sich Karriereverläufe von Eltern nach
der Elternzeit entwickelt?
Die Ergebnisse: Für die Beteiligung der Väter macht es
keinen Unterschied, ob sie keine oder nur eine sehr kurze Elternzeit genommen
haben. In beiden Konstellationen wenden sie durchschnittlich nur etwa
zweieinhalb Stunden für die Kinderbetreuung und knapp eine Stunde für die
Hausarbeit auf. Dieser Umfang habe sich über die Zeit nicht verändert.
Eine „weniger ungleiche“ Arbeitsteilung lässt sich bei Paaren beobachten, in
denen Väter mindestens drei Monate Elternzeit genommen haben. Zwar ist auch
hier der Zeitaufwand der Mütter größer, allerdings beteiligen sich die Väter deutlich
stärker, insbesondere bei der Kinderbetreuung.
Die Karriereverläufe wurden anhand des ‚Berufsprestiges‘
gemessen, dabei zeigte sich, dass Mütter unabhängig von der Länge der Elternzeit
drei Jahre nach dem Wiedereinstieg in den Beruf Rückgänge im Berufsprestige
verzeichnen im Vergleich zur Zeit vor der Geburt. Bei Vätern ist es genau
umgekehrt: Sie gewannen an Berufsprestige, besonders jene mit einer längeren Elternzeit.
Und auch zu den Gründen, warum Väter überwiegend die für sie
vorgesehenen zwei Partnermonate in Anspruch nehmen, liefert der Artikel
plausible Erklärungen: Die Furcht vor dem Karriereknick wird erst an dritter
Stelle genannt.
Auf Platz eins der Hinderungsgründe stehen finanzielle Nachteile, gefolgt von
der Begründung, dass die Partnerin länger beim Kind bleiben wollte.
Der Höchstsatz beim Elterngeld liegt seit 2007 unverändert bei 1.800 €, eine
Anpassung ist bislang noch nicht vorgenommen worden.
Bereits zum Fünfjährigen hat die damalige Bundesfamilienministerin Schröder weitere
Maßnahmen angekündigt, um noch mehr Väter für die Elternzeit zu gewinnen. Es
gebe „starke Verunsicherungen“ bei beiden Elternteilen, da für Väter genauso
wie für Mütter die zeitliche Inanspruchnahme durch die Kinderbetreuung ein
„Knackpunkt“ sei. „Der Schlüssel liegt darin, die Arbeitszeiten zu verbessern
zum Beispiel eine Reduzierungsmöglichkeit auf 80 %“.
Was die zwei ‚Vätermonate‘ betrifft, haben schon bei der
Einführung der Elternzeit 2006 Erfahrungen aus den skandinavischen Ländern
gezeigt, dass sich die Inanspruchnahme durch Väter an die für sie ‚vorgesehene‘
Zeit annähert.
Und eine aktuelle Studie aus Schweden zeigt, dass eine Ausweitung der ‚Partnermonate‘ alleine nicht ausreicht: “Die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Inanspruchnahme der Elternzeit sind sowohl bei Adoptiveltern als auch bei leiblichen Eltern groß. Wir wissen, dass einige politische Maßnahmen sehr wirksam waren, um die Normen der Vaterschaft und Mutterschaft in Schweden zu verändern, insbesondere Maßnahmen, die darauf abzielen, die Inanspruchnahme der Elternzeit durch den Vater zu erhöhen. Unsere Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass noch mehr getan werden muss, um die Aufteilung der elterlichen Fürsorge in Richtung einer größeren Geschlechtergleichheit zu verschieben”