der VÄTER Blog

lebe deinen Traum!

Papa liest vor …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Januar 2024

dafür setzt sich Christian Meyn Schwarze seit über 20 Jahren ein und macht Väter Vorschläge, welche Bücher sich dafür eignen. Seine Papa-Lese-Liste ist eine Institution. Gestern kam, wie in den vergangenen Jahren auch die über die Feiertage aktualisierte Liste mit den von ihm und seinem Team rezensierten Kinderbüchern.

Beim Öffnen der Mail wird schnell klar, dass es in diesem Januar aber anders ist als sonst. Es ist die letzte Papa-Lese-Liste. Christian schreibt dazu:

„das junge Jahr ist erst ein paar Tage alt und schon gehen wir zum Alltag mit seinen Herausforderungen über. Ich habe die Zeit zwischen den Jahren genutzt, um die sogenannte „Papa-Liste” zu aktualisieren: welche Titel über aktive Papas gibt es neu, welche über Opas – welche kommen in den nächsten Monaten heraus.

Das Ergebnis füge ich als Anlage bei, in blau die Titel, die ich seit der 2023er-Liste neu aufgenommen habe, in grün die Titel, die demnächst erscheinen sollen.

Besonders gerne weise ich auf zwei Titel auf der Seite 12 hin: „Alles über Väter” – ich bin gespannt, ob da alle meine Vätertypen auftauchen, die ich der Papa-Liste vorstelle. Und dann der Titel „Papa liest vor” – das Leitmotiv meiner Arbeit, denn mit dieser Papa-Liste möchte ich den Vätern Lese- und Vorlesestoff anbieten. …

Und wer nun die Anlage genau liest erkennt, dass das meine „letzte” Liste ist. Über zwanzig Jahre habe ich mit einem literarischen Kompetenzteam mehrere hundert Titel gelesen und bewertet. Nun möchte ich in meinem 71. Lebensjahr andere Herausforderungen annehmen: ich bin nach der Corona-Pandemie wieder mit meinem Mitmachzirkus unterwegs, lese in Bibliotheken vor, spiele in Kindertagesstätten mit Vätern und Kindern und nutze meine Zeit für „Leihenkel-Kinder”, um meiner eigenen Familie dann in ein paar Jahren Zertifikate als „Opa” vorlegen zu können.

So ist es also „Papa-Liste, die Letzte” und bringt mich zum Nachdenken über „das letzte Mal”: wann habe ich zuletzt einen Handstand gemacht, wann hat die Waage zum letzten Mal eine niedrigere Zahl gezeigt, wann habe ich zum letzten Mal eine Bergwanderung gemacht, einen Sonnenaufgang gesehen. …

Ihr und Euer Christian“

Christian ist also nicht aus der Welt, auch der Mitmachzirkus ist schon lange Tradition, die Papa-Lese-Liste werden, so denke ich, viele vermissen. Insbesondere die Großväter und ‚Opas‘, die Zeit und Muße haben, ihren Enkeln und Enkelinnen vorzulesen.

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Väter können das auch

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Mai 2023

Lesung und Talk mit Fabian Soethof

Der Titel des Buchs von Fabian Soethof ist eine klare Ansage. Es ist wirklich Zeit, Familie gleichberechtigt zu leben. Die Fragen und Zweifel, die in dem Zusammenhang auftauchen drehen sich eher um das Wollen und Dürfen.

Klar wollen Väter und Mütter raus aus den traditionellen Mustern, Erwartungen und Klischeefallen, das Vater- und Elternsein anders gestalten als die eigenen Eltern. Das ist eine große Chance, aber auch eine Herausforderung, die nicht nur aus unpassenden strukturellen Rahmenbedingungen besteht.

Fabian Soethof begleitet seine Leser*innen bei den anstrengenden und verunsichernden Prozessen, Gewohntes in Frage zu stellen und eigene Vorstellungen von Mann- und Vatersein auf den Prüfstand zu stellen. Gleichzeitig inspiriert und ermutigt er Väter und Mütter, miteinander neue Wege zu gehen.

Fabian Soethof, 1981 am Niederrhein geboren, schloss ein Studium als Kulturwirt und Kulturjournalist in Duisburg und Berlin ab und schreibt u.a. für den Tagesspiegel, Mens Health Dad und Süddeutsche Zeitung. Seit 2016 leitet die Online-Redaktion des Musikexpress. Mit www.newkidandtheblog.de war er einer der ersten bloggenden Väter. Soethof lebt mit Frau und zwei Söhnen in Berlin.

Moderation Hans-Georg Nelles

Montag, 12. Juni, 19 Uhr, Zentralbibliothek Düsseldorf KAP1

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Kümmernd. Verantwortungsvoll. Zerrissen.

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Mai 2023

5 Väter-Fragen an Fabian Soethof

1. Ergänzen Sie bitte den Satz ‚Vater werden ist …‘

…nicht schwer. Vater sein dagegen sehr. Entschuldigt bitte die (wahre) Floskel zu Beginn. Versuche mich mit solchen Allgemeinplätzen auf der Lesung zurückzuhalten!

2. Welche Eigenschaften fallen ihnen beim Wort ‚Vater‘ ein?

Kümmernd. Verantwortungsvoll. Zerrissen.

3. Was sollte Mann beim Vater werden unbedingt beachten?

Mann sollte diese neue Lebensaufgabe – denn nicht anderes ist Vatersein, ganz unpathetisch – und dadurch die eigenen Kinder und deren Mutter ernstnehmen und die eigenen Bedürfnisse zwar nicht vergessen, aber nicht an erste Stelle setzen.

4. Was würde Ihrer Meinung nach Vätern in Zukunft das Vater sein erleichtern?

Väter brauchen mehr gesellschaftliche und wirtschaftliche Akzeptanz, so selbstverständlich und mit allem was dazugehört Vater sein zu dürfen (und zu sollen), wie Mütter Mütter sein dürfen (und sollen). Gut, mehr Elterngeld oder gleich ein bedingungsloses Grundeinkommen würden auch nicht schaden!

5. An welches Erlebnis mit Ihrem Vater erinnern Sie sich am liebsten?

Als ich als 16-Jähriger mit ihm und seiner Partnerin an der holländischen Nordsee Urlaub machte, durfte ich für ihn seine Zigaretten drehen (nicht rauchen!). Und in der lokalen Rock-Taverne, in der ich andere Teenager kennenlernte, kam er mit zwei Freunden dazu und ich habe mich für den Alten geschämt – da war er 33 ;-). Zugegeben: Klingt jetzt nicht nach Lieblingserinnerung oder Bilderbuchmoment. Aber allzu viele Erinnerungen an Erlebnisse mit ihm allein habe ich nicht. Vermutlich, weil immer auch Verwandtschaft mit dabei war, und ich ihn nur an Wochenenden und in den Ferien sah.

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https://www.lag-vaeterarbeit.nrw/2023/05/19/5-vaeter-fragen-an-fabian-

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5 Väterfragen an Tillmann Prüfer

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. April 2023

Tillmann Prüfer ist Vater von vier Töchtern und lebt mit seiner Familie in Berlin. Er ist Autor des Buchs ‚Vatersein, Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘. Bei der Eröffnung derAusstellung ‚kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel‘ am 16. Mai, um 19 Uhr, im KAP1 in Düsseldorf, wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit darlegen, warum Feminismus eine große Chance für Väter ist, auch ihr Schweigen zu brechen und aus dem aktuellen Buch lesen.

(C) ARD
  • Ergänzen Sie bitte den Satz ‚Vater werden ist …‘

das Größte, was man im Leben erleben kann, besser wird es dann nicht mehr.

  • Welche Eigenschaften fallen ihnen beim Wort ‚Vater‘ ein?

Ein Vater soll der sein, der seinen Kindern Zuversicht vorlebt, der zeigt, dass das Leben  mit allem was es bietet, bewältigbar und  spannend ist. Er soll trösten können und nahbar sein – und er soll vermitteln das dort immer jemand ist, auf den man sich verlassen kann. Kurz: Er soll da sein (all das kann eine Mutter übrigens genauso gut).

  • Was sollte Mann beim Vater werden unbedingt beachten?

Man soll sich gut darauf vorbereiten, genau wie man sich auf alle andere wichtige im Leben vorbereitet. Am besten zusammen mit der Partnerin.

  • Was würde Ihrer Meinung nach Vätern in Zukunft das Vater sein erleichtern?

Wenn Sie von der Idee befreit werden, dass ein guter Familienvater auch immer ein Vollzeit-Familienernährer sein muss.

  • An welches Erlebnis mit Ihrem Vater erinnern Sie sich am liebsten?

Als er mir sehr überzeugend davon berichtet hat, dass er als Pirat in der Karibik gearbeitet hatte, bevor er wegen des Kinder seinen Job gewechselt hatte.

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Die gute Gutenachtgeschichte

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. Januar 2023

… es gibt eine neue Papa-Lese-Liste von Christian Meyn-Schwarze

„Keiner erzählt die Gutenachtgeschichte so lebendig wie Großvater. Es lag an seiner Stimme, eine Stimme, die die Kinder noch lange hörten. Kaum hat er an diesem Abend die Gutenachtgeschichte für seinen Enkel angefangen, kommen die Tiere aus der Geschichte eins nach dem anderen ins Zimmer gesaust und versammeln sich ums Bett. Leider schläft der Großvater mitten im Erzählen erschöpft ein. Leise macht sich der Junge mit dem Reh, dem Hirschen, dem Hasen, dem Wildschwein und dem Eichhörnchen auf, um die Geschichte der Jägerin zu einem guten Ende zu bringen. Opa und Enkel im kleinen Haus am Waldrand und die Tiere des Waldes …“

Dies ist nur eine von mehr als 300 Kurzrezensionen, mit der Christian Meyn-Schwarze seit über 20 Jahren in seiner ‚Papa-Lese-Liste‘ Kinderbücher für und über Väter in allen Lebenslagen vorstellt und Väter ermutigt, mit ihren Kindern zu lesen und ihnen vorzulesen.

Und da Christian jetzt im ‚Opa-Alter‘ ist, nimmt der Anteil der ‚Opa-Bücher‘ zu. Denn Großväter können mit ihrer Zeit und ihrer Lebenserfahrung wichtige fördernde und fordernde Bezugspersonen – besonders für Jungs – werden. Allein 6 neue Titel sind in dieser Rubrik dazugekommen.

Die Liste ist sicherlich nicht vollständig und subjektiv, die Bewertung der Bücher und anderer Medien zum Teil sehr persönlich aber in jedem Fall eine optimale Möglichkeit, sich über Kinderbücher zu informieren.

Und da gute Kinderbücher in vielen Fällen schnell vergriffen sind, empfiehlt er, bei Neuerscheinungen schnell zuzugreifen und für diejenigen, die leer ausgehen hält er einen besonderen Service bereit: er hat alle Bücher der Leseliste gesammelt und man kann sie bei ihm ausleihen.

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Das Wichtigste ist die eigene Haltung zum Vatersein

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Dezember 2022

‚Vatersein‘ lautet der Titel des dritten Buchs von Tillmann Prüfer, dessen Kolumne ‚Prüfers Töchter‘ seit vier Jahren wöchentlich im ZEITmagazin zu lesen ist. Im Untertitel heißt es dann appellativ ‚Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘. Also noch ein weiteres Buch, dass Vätern den Widerspruch zwischen Wollen und Handeln aufzeigt?
Die Antwort lautet Ja und Nein. Prüfer nimmt die Messlatte ‚Bedeutung der Väter für die Entwicklung ihrer Kinder‘ und konfrontiert die Leser*innen mit den daraus folgenden Ansprüchen und der oft lauen Performance von Vätern. Auf der anderen Seite beleuchtet er aber auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, Erwartungen und Zuschreibungen an Väter und die damit verbundenen Ambivalenzen, die noch allzu oft zugunsten des Ernährer Mannes aufgelöst werden. Dabei bleiben die Ansprüche ans gute Vatersein, auf jeden Fall besser als der eigene Vater, auf der Strecke.

Authentisch wirken die von Tillmann Prüfer formulierten Ansprüche vor allem dadurch, dass er in einem Erzählstrang seine eigene Auseinandersetzung mit dem Vater werden und sein reflektiert. Dazu gehört auch das Scheitern der ersten Beziehung. In einem Doppelinterview in der aktuellen Ausgabe des STERN, mit ihm und seinem Vater, äußert dieser auf die erste Frage, „Herr Prüfer, ist Ihr Sohn Tillmann ein guter Vater?“ „Er gibt sich die größte Mühe, und ich denke, er macht es sehr gut.“
Dazu, was einen guten Vater ausmacht, schreibt der Sohn an verschiedenen Stellen seines knapp 200 Seiten umfassenden Buches, aber zunächst einmal ein kurzer Blick in das Werk.

Im ersten Abschnitt skizziert der Autor die Entstehung und Geschichte der existierenden Väterbilder und wirbt dafür, den Feminismus als Chance für Väter zu betrachten, denn die patriarchale Gesellschaft bringe keineswegs allen Männern in gleicher Weise Vorteile. Es gehe nicht darum von außen auf sich zu blicken, in Wettbewerb mit anderen zu treten, um im Benchmarking gut dazustehen und dieses Konkurrenzdenken auf das Vatersein zu übertragen. „Es gibt nur eine Person auf der Welt, die einem beibringen kann, wie gutes Vatersein geht: das eigene Kind.“ Auf der anderen Seite ist die Rolle, „die man als Vater für sein Kind spielt, die wichtigste, die man je im Leben spielen wird.“ Und ein Vater der einfühlsam und interessiert ist, hilft seinen Kindern am meisten.

Im zweiten Abschnitt beschreibt Prüfer die Hindernisse, die einem glücklichen Vatersein im Weg stehen. Da sind zunächst einmal die Widersprüche und Ambivalenzen zwischen den Sphären Beruf und Familie, die auf den ersten Blick dazu (ver-)führen, es keinem Recht machen zu können. „Es scheint klar, dass man etwas anderes machen möchte als früher, machen muss. Doch die Orientierung fällt schwer. Es gibt so viele Ansprüche an den sogenannten neuen Vater, dass es unmöglich ist, allem gerecht zu werden.“ Zumal es Vätern immer noch an Vorbildern mangelt.

Den Vätern gut zuzureden, mehr Interesse für die Kinder zu zeigen und ihre Wünsche, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen einfach zu verwirklichen, genügt nach Ansicht von Prüfer nicht. Dazu braucht es „eine Anstrengung beider Partner – und der ganzen Gesellschaft.“ Zu wissen, dass die Rollenzuschreibung guter Vater = guter Ernährer nichts ist, was schon immer so war ist hilfreich. „Wir sind es geworden. Und genauso können wir auch etwas Neues werden. Wenn wir es denn wagen.“ Dazu ermutigt Prüfer Väter, auch in Gesprächen über sein Buch wie hier zum Beispiel in der ZDF Sendung ‚Hier und heute‘: „… reden Sie mal mit anderen Männern darüber. Männer reden mit anderen Männern kaum über diese Themen, das ist Ihnen irgendwie … da fühlen sie sich schwach, da sind sie unsicher. Sie reden über Alles andere, aber nicht über die Dinge, die sie auch seelisch verletzen und bedrücken oder unsicher machen und ich glaube, wenn sich Väter nur einigermaßen so vernetzt hätten, wie das Frauen schon lange machen und sich Hilfe holen, dann würde sich viel ändern.“

Im Buch bietet er Vätern im dritten Teil einen ‚Werkzeugkasten für den modernen Vater an‘. Darin befinden sich 12 Werkzeuge und ein ‚Universalschlüssel‘. Die einzelnen Werkzeuge reichen von ‚Mach dir einen Plan‘, ‚Lerne vom Kind‘ über ‚Trau dich zu fühlen‘ bis hin zu ‚Mach Fehler und steh dazu!‘ und ‚Beschütz dein Kind und lass es los‘.

Zu jedem Werkzeug gibt es ausführliche Anwendungsbeschreibungen, die durch wissenschaftliche Anmerkungen und Zitate unterlegt sind. Beim ‚Werkzeug 9: Rede und hör zu‘ erfährt man, dass Kinder neue Wörter eher von Vätern lernen als von Müttern. Da Väter weniger Zeit mit Kindern verbringen, müssten sie erst einmal lernen, sich mit den Kindern zu verständigen. Auf dem Weg dahin lernen auch Kinder eine Menge.
Das Universalwerkzeug beinhaltet die Aufforderung an Väter ‚Mach was!‘, „denn die Vatererfahrung findet nicht nur durch Wörter statt, sondern vor Allem durch Taten. Taten kann man fühlen, hören, riechen, sehen.“

Im vierten und letzten Teil des Buches zeichnet Prüfer anhand der Entwicklungsstufen einer jeden Vaterschaft ‚Jeder Vater fängt ganz klein an: Kleinkindpapa‘ bis zum leeren Nest ‚Tschüss Alter! Wenn die Kinder ihre Väter nicht mehr so sehr brauchen‘ die Möglichkeiten auf, als Vater mitzuwachsen.
„All diese Konfrontationen, die kleinen Katastrophen, die ständigen Herausforderungen und Niederlagen, im Wechsel mit minimalen Erfolgen, die machen etwas mit Vätern. Wer Vater wird, der verändert sich.“

Eingestreut in diesen Lebensreigen ist das Kapitel ‚Kein neuer Vater ohne eine neue Mutter‘. Seine These: Es wird „keinen neuen Vater geben, wenn die Partnerin ihm keinen Raum gibt, diese Rolle auszufüllen. Der Autor setzt sich mit dem Phänomen des ‚Maternal Gatekeeping‘ auseinander und geht dabei auch auf den Shitstorm ein, den der Spiegel-Beitrag ‚Papa kann das schon alleine! Was moderne Väter hinkriegen – wenn Mütter sie lassen‘ im Sommer 2021 ausgelöst hat. In der Spiegelrezension schreibt Tobias Becker dazu „Prüfer gelingt das Kunststück, über sogenanntes Maternal Gatekeeping zu schreiben, ohne die Väter aus der Pflicht zu entlassen“ und macht deutlich, dass er immer noch nicht verstehen will, das mit der Beschreibung von ‚Maternal Gatekeeping‘ keine Schuldzuschreibungen verbunden sind, sondern Verhaltensweisen in einem komplexen System analysiert werden.

Im allerletzten Kapitel spricht Tillmann Prüfer noch einmal eine Ermutigung aus ‚Trau dich Papa!‘ und weist darauf hin, dass die gesellschaftliche Wahrnehmung der Vaterrolle offensichtlich problematischer ist als die tatsächlich empfundene Nähe von Kindern zu ihren Vätern. „Wahrscheinlich haben wir heute die besten und um ihre Kinder am meisten besorgten Väter, die es jemals in der Geschichte westlicher Länder gegeben hat.“ Aber das ist vor allem auch eine Frage der (Selbst-)Wahrnehmung. „Wenn ich jemand sein kann, an den die Kinder glauben, obwohl ihnen gerade der Glaube an etwas fehlt. Dann werde ich ein guter Vater sein“ lautet der vorletzte Satz in dem Buch. Ich denke, es reicht, wie Heinz Walter vor 15 Jahren in dem Sammelband ‚Vater wer bist du?‘ beschrieben hat, ein ‚hinreichend guter Vater‘ zu sein. Aber das entscheiden ja die Kinder und die haben andere Maßstäbe als die Väter selber und das Feuilleton.

Ich kann den Band von Tillmann Prüfer, jedem empfehlen, der sich mit den Herausforderungen mit denen Väter und Mütter, die es anders mache möchten als es bislang ‚normal‘ ist, konfrontiert sind, auseinandersetzen möchten. Sie werden dabei en passant auch mit spannenden Erkenntnisse der Väterforschung belohnt.

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Kauf den Gefrierschrank erst, wenn du weißt, dass deine Kinder selbstgekochten Brei mögen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. November 2022

Marius Kronsberger hat einen schonungslos ehrlichen Bericht über seine 365 Tage Elternzeit mit den Zwillingen Franz und Isa geschrieben. Unter der Überschrift ‚Von einem der heimging um bei seinen Kindern zu sein‘ schildert er, was ein Jahr Elternzeit mit ihm als Papa gemacht haben und fasst im letzten Teil des Buches, am Ende der Elternzeit, seine Erfahrungen zusammen und ermutigt zukünftige Papas, ebenfalls möglichst lange und alleine Elternzeit zu machen.

Aber der Reihe nach. Ein beschissener Anfang, Franz kotzt, er hat Magen Darm und … die erste Woche zieht sich bis zum ‚ockerfarbenen Freitag‘. Kronsberger führt während seiner Elternzeit Tagebuch und zitiert beschissene und freudige Erlebnisse. Dabei fasst er seine Erlebnisse in den unterschiedlichen Phasen der Elternzeit thematisch zusammen und verdichtet diese.

Zum Beispiel ‚Das Denken der Anderen‘: „Die Leute gucken. Sie gucken mich an und die Kinder. Es gibt unterschiedliche Reaktionen. Oft bekommen wir ein Lächeln geschenkt, insbesondere von älteren Frauen. Männer, vor allem jüngere, grinsen manchmal doof.“ Diese Blicke und die Gespräche, die sich manchmal daraus entwickeln spiegeln den Blick auf einen Vater in Elternzeit in einer deutschen Kleinstadt wider. „Im Kern meinen es die meisten Menschen ja gut mit uns, selbst wenn sie über mein Geschlecht verwundert sind.“

Das alles erlebt der Autor im Jahr 2020, vierzehn Jahre nach der Einführung des Elterngeldes können sich manche Menschen sich immer noch nicht vorstellen, dass ein Vater das freiwillig macht. Aber damit kann der Autor nach einer Weile gut umgehen. Was ihn, und alle anderen Mütter und Väter aus den Socken haut, sind die Meldungen vom Freitag, den 13. März 2020: Für Montag wird der erste Lockdown verbunden mit der Schließung der Kitas und Schulen und der Sperrung der Spielplätze verhängt.

„Ich habe keine Ahnung, wie ich die nächsten fünf Wochen mit drei Kindern zu Hause und ohne Aktivitätsangebote überstehen soll. Das wird echt hart.“ Ja das war hart und Kronsberger beschönigt nichts. „Die globale Kris ist vermutlich noch lange nicht beendet. Meine aber zum Glück schon. Ich bin wieder zu Kräften gekommen, bin nicht mehr so dünnhäutig. Am Ende gehe ich gestärkt und mit dem Wissen um eine Grenzerfahrung aus dieser Zeit.“

Die Erfahrungen führen zu einem Perspektivwechsel, den der Autor nicht nur möglichst vielen Vätern, sondern auch vielen Führungskräften an Herz legt. Sie würden mit den Anliegen ihrer Mitarbeitenden anders umgehen, wenn sie einmal selbst verantwortlich mit diesen vermeintlichen Lappalien umgehen müssten.

Dieser Perspektivwechsel hat einen Preis, auch das spricht Kronsberger ehrlich an. Er hat sich am Ende der Elternzeit dafür entschieden, nicht in Vollzeit in den Job zurückzukehren. Die Erfahrungen der Elternzeit haben ihm geholfen, den gesellschaftlichen Druck der Arbeitswelt abzustreifen. „Die Angst um den Job war eine der größten Hürden.“ Aber, „die Nähe zu meinen Kindern und die Zeit mit ihnen sind mir mehr wert als ein großer Karriereschritt.“

Die Erfahrungen sind aber auch für Arbeitgebende attraktiv: Er sei mit viel mehr Wassern gewaschen als vorher und die Persönlichkeit ist in vielen Facetten gereift. So beschreibt er fast bescheiden den Zuwachs an sozialen Kompetenzen, die Mann, und natürlich auch Frau im täglichen Umgang mit Kindern erwirbt und weiter entwickelt.

Vor diesem Hintergrund ist das ‚Sendungsbewusstsein‘ mit dem er andere (werdende) Väter ermutigen möchte, diese Erfahrungen auch zu machen nur zu verständlich.

„Nimm richtige Elternzeit, weil: sie dich verändern wird, du eine völlig neue Perspektive auf das Leben kennenlernen wirst, deine Grenze zwischen wichtig und unwichtig verschoben wird, diese Zeit eine riesige Chance ist (und zwar für dich) und du danach eine enge Beziehung zu deinen Kindern hast, die du anders nicht erreichen kannst!“

Um den Vätern ihre Entscheidung zu erleichtern, fasst er am Ende seine Erkenntnisse in ‚10 Soft Skills‘ zusammen. Der Hinweis mit dem Gefrierschrank stammt aus dem siebten: „Löse Probleme erst, wenn du sie hast.“

Das können Väter getrost auch auf ihre Sorgen bezüglich der Reaktion ihres Arbeitgebenden auf den Wunsch länger als zwei Monate in Elternzeit gehen zu wollen, beziehen. Freudensprünge werde in der Regel ausbleiben, aber das Gespräch wird sich schnell um die Frage drehen, wie eine gute Lösung für die Zeit der Abwesenheit gefunden werden kann.

Das Buch von Marius Kronsberger liefert ansonsten alle Argumente, die ein Vater braucht, sich für diesen Schritt zu entscheiden und gemeinsam mit der Partnerin auszuhandeln, wer, wann was in welchem Umfang macht. Eine gleichmäßige Aufteilung von Erwerbs- und Carearbeit führt, das soll nicht verschwiegen werden, auch zu einer Steigerung der Partnerschaftsqualität.

Das knapp 150seitige Buch von Marius Kronsberger ist in meinen Augen ein ‚must read‘ für werdende Väter und jede und jeder, der sich fragt, was er einem solchen schenken kann, ist mit 14,90 € dabei.

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Väter können das auch!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Februar 2022

… lautet der Titel des Erstlingswerks von Fabian Soethof, das am 21. März im Kösel Verlag erscheinen wird. Programmatisch heißt es im Untertitel „Es ist Zeit, Familie endlich gleichberechtigt zu leben“. Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen. Gedanklich ergänzt sich der Titel bei mir um das Wort ‚lernen‘ und beim Untertitel denke ich daran, was meine Kollegen und ich in den vergangenen 25 Jahren bewegt und erreicht haben, um Rahmenbedingungen so zu beeinflussen, dass dies Vätern und Müttern gleichermaßen gelingt. Aber dazu später mehr.

In dem umfangreichen Vorwort beschreibt der Autor die Ausgangslage aus seiner Sicht und sieht seine Generation als diejenige, die erstmals aus der Ernährerrolle ausbrechen „soll und will“. Im Gegensatz zu „Früher“ wo Rollen klar zugeordnet waren, wollen Väter heute nicht mehr abwesend sein und Mütter am Erwerbsleben teilhaben. Das Spannungsfeld liegt zwischen den zugeschriebenen Erwartungen und den eigenen Wünschen. „Die Aufgaben waren klar verteilt. Frauen und Männer taten vielleicht nicht das, was sie wollten. Aber das, was von ihnen erwartet wurde.“ Und dann kommt ein für mein Verständnis des ganzen Buches entscheidender Satz: „Diese Zeiten sind leider nur teilweise vorbei.“

Vor diesem Hintergrund ist ein „Plädoyer für eine private, gesellschaftliche und politische Veränderung von Familie, Arbeit, Vereinbarkeit und Rollenbildern.“ legitim und die Einladung an Väter, „ihre Rolle zu reflektieren, kritisch zu hinterfragen und sich infolgedessen auch von überholten Erwartungshaltungen zu befreien,“ gut nachvollziehbar.

Der nächste Satz macht mich aber stutzig: „Väter müssen keine Angst verspüren, bisher als selbstverständlich wahrgenommene Privilegien abzugeben, wie das, sich nur um ihren Job zu kümmern.“ Das zu tun, was von mir erwartet wird, Vollzeit in einer oder prekär in zwei oder mehr Beschäftigungsverhältnissen erwerbstätig zu sein, ist für mich kein „Privileg“.
Das sich an der Aufteilung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Carearbeit etwas ändern muss, ist unbestritten. Das machen auch die von Soethof zitierten Studien und die Zeitverwendungserhebung oder die vom IAB regelmäßig erhobene Verteilung von tatsächlichen und gewünschten Arbeitszeiten deutlich. Da aber Mütter und Väter gleichermaßen in der Summe ca. 11 Stunden für Care und Erwerbsarbeiten aufwenden, ist eine Veränderung nur systemisch zu erreichen.

„Don’t fix the women, fix the system“ lautet eine feministische Vision, für die Google mehr als 90.000 Fundstellen liefert. Dementsprechend hätte ich von einer Einladung an Väter, ihre Wünsche nach einer partnerschaftlichen familialen Aufgabenteilung zu verwirklichen und vielmehr noch von einem ‚Plädoyer für Veränderung‘ erwartet, dass dieser Haltung entsprechend Möglichkeiten erwogen, Spielräume ausgelotet und konkrete strukturelle Veränderungen, die dies ermöglichen, benannt werden.

Aus dem was Soethof auf den nächsten gut 200 Seiten schreibt, lese ich vor allem eine widersprüchliche Adaption dessen, was in Gesellschaft und Politik zu langsam umgesetzt wird und einem ungeklärtem Verhältnis zu dem, was er Vätern tatsächlich zutraut bzw. von ihnen erwartet. „Viele, glaube ich, wollen die Rollenbilder ihrer eigenen Eltern eigentlich gar nicht weiterführen. Allerdings sprechen sie nicht konkret darüber, treffen keine genauen Vereinbarungen und landen schneller als gedacht in vertrauten Mustern oder der Rolle, die gesellschaftlich von ihnen erwartet wird. Manche trauen sich vielleicht auch gar nicht, etwas anderes einzufordern. Niemand trägt hier irgendeine direkte, unmittelbare Schuld. Aber Veränderung beginnt mit Erkenntnis.“

Alexandra Schmidt-Wenzel hat, um auch die individuelle Ebene zu betrachten, vor 15 Jahren mit ihrer Dissertation dargelegt, wie aus Erfahrung Erkenntnis werden und sich daraus Verhalten entwickeln kann. In „Wie Eltern lernen.“ einer empirisch qualitative Studien zum innerfamilialen Kompetenzerwerb hat sie diese Prozesse analysiert und Konsequenzen abgeleitet: „Sehen sich Väter in der Rolle des ‚guten Vaters’, so nehmen sie sich als verantwortungsvolle Versorger wie Fürsorger im Sinne großer Empathiebereitschaft und Beziehungsfähigkeit gegenüber dem Kind wahr. Ihre grundlegend positive Selbsteinschätzung rekurriert jedoch auch auf einem bestätigendem Vergleich zwischen den mütterlichen und den jeweils eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten, der wie zur Rückversicherung über das eigene Können immer wieder vollzogen wird. So halten sich Väter prinzipiell für fähig, in gleichem Maße wie die Mutter für ihr Kind sorgen zu können. Das Konzept des empfundenen Stolzes, bei positiven Rückmeldungen (vom Kind selbst, von der Partnerin, aber auch vom gesellschaftlichen Umfeld) auf die väterlichen Kompetenzen untermauert diese Besonderheit des väterlichen Selbstbildes.“

Und zur Bearbeitung des eigenen Erlebens schreibt Schmidt-Wenzel an anderer Stelle: „In der Herkunftsfamilie gesammelte Erfahrungen, verinnerlichte Werte, Haltungen und Rollen werden entweder als bewusst oder auch unbewusst gelebte Adaption in der aktuellen Familie fortgeführt oder aber als bewusst gelebter Gegenentwurf praktiziert. Den bewussten Haltungen gemein ist die jeweils vorangegangene reflexive Auseinandersetzung mit der Herkunftsfamilie, auf deren Basis für das eigene Leben, für die eigene Familie neu entschieden werden kann, welche Werte transferiert, modifiziert oder auch gebrochen werden. Dabei existieren gelebte Konzepte der Adaption wie des Gegenentwurfs durchaus nebeneinander und schließen sich nicht gegenseitig aus.
Für Väter liegt ein zentraler Gegenentwurf in dem Anspruch, ihrem Kind ein emotional wie physisch präsenter Vater zu sein, der aus der Reflexion eigener schmerzvoller Vaterentbehrungen hervorgeht.“

Es braucht also vor allem positive Zuschreibungen ‚Väter können das‘, Ermutigung und Unterstützung bei den erforderlichen Reflexions- und Aushandlungsprozessen in den Paarbeziehungen und in, wie Klaus Althoff es nennt ‚Väterbanden‘.

Aber zurück zu dem Vorhaben von Soethof. Das Buch ist in drei Abschnitten eingeteilt. Im ersten wirft er einen „subjektiven Blick auf unser elterliches Gestern“, im zweiten auf das Heute und abschließend auf das Morgen. „Wo wir herkommen wir ? Wo wir stehen wir? Wo wir hingehen sollten?“

Soethof porträtiert dazu in Vollzeit arbeitende Väter und Hausmänner, wie zum Beispiel Heiner Fischer von vaterwelten.de. Er zitiert Mütter, die sich aktiv und öffentlich für mehr Gleichberechtigung einsetzen. Er interview den Väterforscher Andreas Eickhorst und stellt Literatur vor, die sich aus anderer Perspektive mit ähnlichen Problemen beschäftigt. Dazu zitiert er „(ernüchternde) Zahlen zu Care-Arbeit aus aktuellen Studien“. Um die Frage zu klären, wie mit Arbeitnehmer*innen, die Eltern sind oder werden, umgegangen wird, hat er im kleinen Familienbetrieb seines Vaters und bei SAP nachgefragt.

Am Ende zahlreicher Abschnitte stellt der Autor Fragen, Aufgaben und biete Reflexionsanreize, die ihm während der Recherche selbst kamen und ich mir gewünscht hätte, dass der Autor sie auch für sich beantwortet. „Bist du dir deiner eigenen Filterblase bewusst? Wie könntest du sie öffnen?

Er ist der Überzeugung, „nur so können Väter erkennen, welche Leistung Mütter stemmen, und dass es nicht nur Eltern, sondern auch Kindern und der Gesellschaft hilft, wenn wir hinterfragen, warum wir Familienarbeit so aufteilen, wie wir sie häufig noch aufteilen. Ich jedenfalls mache den überholten Scheiß nicht länger und um jeden Preis mit.“ Das ist eine ehrliche Aussage, ich habe aber meine Zweifel, ob die zu Beginn ausgesprochene Einladung auf diesem Niveau zu dem gewünschten Erfolg führt.

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Die neue Papa-Lese-Liste ist da

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. Dezember 2021

Es ist wieder Winter, eine Zeit, sich mit Büchern zu beschäftigen, selber zu lesen oder Kindern oder Erwachsenen vorzulesen. Christian Meyn Schwarze sucht seit 20 Jahren den Vater – und nun auch altersbedingt – den Großvater in der Literatur.

Kinderbücherei Christian Meyn Schwarze wird einen Papa Jungen Vormittag veranstalten mit lesen und Murmelbahn basteln

Einige Bücher macht er ‚lebendig‘ und gestaltet in Büchereien die sogenannte ‚Papa-Zeit‘ – eine Mischung aus einer Lesung und einem kleinen Erlebnis – einer Aktion oder einer Bastelei. Papas und Opas erleben zwei intensive Stunden und dann leihen noch Bücher aus und Papa liest zuhause vor.

Um den richtigen Vorlesestoff für Papas zu finden, verfasst er die Papa-Lese-Liste. Sie enthält lieferbare Titel, in denen ein Vater oder ein Großvater eine wichtige Rolle spielen. Manchmal auch ein anderer Mann, der für die Entwicklung eines Kindes eine bedeutsam ist.

Und damit Väter auch etwas mit ihren Kindern unternehmen, gibt es auch eine Reihe von ‚Beschäftigungsbüchern‘ für diejenigen, die noch Anregungen brauchen.

Damit das ganze jetzt ein bisschen bunter wird, hat er diejenigen Titel, die seit Juni 2021 neu dazu gekommen sind, blau eingefärbt. Und druckfrische Titel des Frühjahrs 2022 sind grün markiert.

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Vater werden – Dein Weg zum Kind

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Dezember 2021

Ihr aktuelles Buch hat die Bestsellerautorin Nicola Schmidt gemeinsam mit ihrem Partner Klaus Althoff geschrieben und ist mit dem Untertitel ‚Dein Weg zum Kind‘ versehen. Damit stapeln die beiden tief, erstens beschreiben sie eine Vielzahl von Wegen und Möglichkeiten zum Vatersein und zweitens beinhalten diese Pfade auch die gemeinsamen Schritte zum Eltern und Familie werden, in welcher Konstellation auch immer, aber mit der Aussicht auf eine gleichberechtigte und partnerschaftliche Aufteilung von bezahlten und unbezahlten Aufgaben und Arbeiten.

Dass dieser Weg schon lange vor der Geburt anfängt, schreiben die beiden schon im zweiten Absatz des Vorworts: ‚Wie gut sich alle Beteiligten … schon vor der Geburt vorstellen können, eine Familie zu sein, sagt viel darüber aus, wie es später sein wird. Es gilt also, die wichtigen Informationen rechtzeitig zu haben, die Weichen frühzeitig zu stellen und ‚kluge‘ Entscheidungen zu treffen.

Und dafür liefern Schmidt und Althoff auf den folgenden 235 Seiten eine wahre Fülle an Ideen, Wissen, Anregungen und Erfahrungen in einem inhaltlich und grafisch sehr ansprechenden Format.

Das Buch behandelt in drei Kapiteln Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett wobei die ersten 9 Monate in sieben Abschnitte aufgeteilt sind. Der siebte beschäftigt sich unter der Überschrift ‚Cool bleiben‘ mit Terminüberschreitung und Übertragung. Innerhalb dieser Anordnung gibt es verschiedene inhaltliche Blöcke, die sich in jedem Abschnitt wiederholen: ‚Das sollten Väter vorher wissen‘, ‚Wissenschaftscheck‘, ‚Übungen‘ und ‚So sieht es aus‘. In letzterem beschreiben Klaus und/ oder Nicola ihre Ansichten zu den zuvor behandelten Themen und geben persönliche Erfahrungen weiter.

Neben diesen großen Blöcken gibt es kleinere Merkposten, die sich direkt an die werdenden Väter richten bzw. Erfahrungen und Fragen von Vätern wiedergeben: ‚Was hättest du gern vorher gewusst?’, ‘You have a new message‘ sind Impulse aus der Perspektive des ungeborenen Kindes. Eine ‚Not to do Liste‘ fasst die Empfehlungen der Autor*innen prägnant zusammen sowie ‚Dein Clan‘. In dieser Rubrik werden Ansprechpartner und Vertrauenspersonen für die Väter und deren Bedeutung benannt.

Apropos ‚Clan‘, insbesondere Klaus Althoff betont an verschiedenen Stellen seiner Statements immer wieder die Bedeutung einer Vätergruppe in der sich Männer über ihre Anliegen, Ängste und Hoffnungen austauschen können. Vor und auch nach der Geburt: ‚Was aber … ganz wichtig ist, ist der Austausch mit anderen Vätern. Wir Männer reden oft so wenig – vor allem wenig miteinander und über die Dinge, die uns schwerfallen und belasten.‘ Er lädt die Männer deshalb dazu ein ‚Väterbanden‘ zu bilden.

Auch an anderen Stellen greift er auf seine Erfahrungen als Personalentwickler zurück. Der Weg zum Vatersein ist ein Change Prozess. Beim Eltern werden geht es, vor allem im Hinblick auf die Fragen, wer macht was, zu welchem Zeitpunkt und in welchem Umfang auch um einen Teambuildingprozess bei dem Erfahrungen aus dem Projektmanagement genutzt werden können. Diese Begriffe werden von beiden Autor*innen situationsbezogen und praxisnah mit Inhalten gefüllt und im Managementtraining bewährte Methoden wie der Dialogspaziergang auf den Alltag werdender Eltern übersetzt. Sie betonen immer wieder, wie wichtig die Entwicklung eine geteilten Vorstellung von dem Leben zu Dritt für eine gelingende Vater-, Mutter- und Elternschaft ist.

Neben pädagogischen und biologischen Themen werden aber auch ganz praktische insbesondere für nicht verheiratete Väter bedeutsame Dinge angesprochen: Es ist wichtig, rechtzeitig über eine Vaterschaftsanerkennung und gemeinsame Sorge zu sprechen und die erforderlichen Schritte rechtzeitig in die Wege zu leiten. Das gleiche gilt für Absprachen über Aufteilung der Elternzeit. Entgegen der lange Zeit von der Familienpolitik propagierten 12 plus 2 Regelung betonen Schmidt und Althoff die Bedeutung der frühen Elternzeit des Vaters und treten auch für die ‚Vaterschaftsfreistellung unmittelbar nach der Geburt ein.

Im Kapitel Geburt weisen die beiden zum einen besonders auf die Bedeutung einer Geburtsvorbereitung für Väter hin, diese senke das Risiko für operative Geburtseingriffe. Wohl auch, weil Väter in der Lage sind, unter der Geburt gegebenenfalls ihre Schutzfunktion für die Partnerin wahrzunehmen. Zum anderen thematisieren sie das Risiko einer postpartalen Depression für Väter. Die Zahlen aus den angelsächsischen Ländern weisen eine hohe Bandbreite auf, wohl auch, weil Väter nicht durchgehend auf diese gesundheitliche Belastung gescannt werden. In den deutschsprachigen Ländern wird dieses Phänomen erst allmählich wahr- und ernst genommen. Die umfassende Behandlung des Themas in diesem Band wird dazu sicherlich auch beitragen.

Auch wenn im letzten Abschnitt das Thema Fehlgeburt aus der Perspektive der Väter, die mit dem Thema in der Regel alleingelassen werden, thematisiert wird, eine ganz wichtige Botschaft steckt für mich einige Seiten davor. Es ist die Sache mit der Performanzschere. ‚Es ist nämlich so, dass viele Väter durchaus über die notwendigen Kompetenzen verfügen, um ihre Kinder liebevoll zu versorgen. Das Problem ist aber oft, dass sie diese Kompetenzen nur unzureichend nutzen. … Klafft die Performanzschere erst einmal auseinander, ist es schwierig, sie wieder zu schließen und die väterlichen Kompetenzen im Alltag einzusetzen.‘ Auch dass ist ein Appell, von Anfang an aktiv dabei zu sein und durch gemeinsames Tun väterliche Kompetenzen zu entwickeln und anzuwenden.

Das Buch von Nicola Schmidt und Klaus Althoff ist für mich nach dem 2005 ebenfalls im Gräfe und Unzer Verlag erschienen ‚Das Papa Handbuch‘ von Robert Richter und Eberhard Schäfer ein zweiter Meilenstein, der den Weg der Väter zu ihren Kindern nicht nur beschreibt, sondern Väter ermutigt, diesen Weg auch zu gehen und die Rolle im Leben ihrer Kinder zu spielen, die diese brauchen.

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