… möchte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. ‚Die Zeit sei reif’ für eine Verlängerung der Vätermonate, äußerte sie im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel.
Ein von ihr eingesetzter Beraterkreis aus Wissenschaftlern, das sogenannte Kompetenzzentrum Familie, habe sich dafür ausgesprochen, die Zahl der Vätermonate zu erhöhen. „Das unterstütze ich voll und ganz“, sagte sie.
Die Ministerin nimmt damit erneut einen Konflikt mit ihrer eigenen Partei in Kauf. Schon die jetzt geltende Väterzeit hatte für heftige Kritik in der Union gesorgt und war als „Wickelvolontariat“ verspottet worden.
Wie viele Vätermonate es künftig geben könnte, ließ von der Leyen offen. „Das überlasse ich der Diskussion, die sich sicher entwickeln wird.“
Sie begründete ihre Initiative mit den Anliegen vieler junger Väter. „Zwei Drittel wünschen sich, der Erzieher und nicht nur der Ernährer ihres Kindes zu sein. Aber 80 Prozent fürchten, dass sie mit Hohn und Spott übergossen werden, wenn sie für ein paar Monate zu Hause bleiben wollen“, sagte von der Leyen. „Die Zeit ist reif, den Vätern noch mehr den Rücken zu stärken.“
Meiner Ansicht nach wäre es konsequent, das isländische Modell zu übernehmen: Vier Monate Elternzeit für die Mutter, vier Monate für den Vater und weitere 4 Monate zur freien Aufteilung. Und dazu eine Lohnersatzleistung von 90% ohne Deckelung. Das ergibt dann, zumindest auf Island eine fast 100prozentige Beteiligung der Väter.
Rollentausch beim Kollegen Matthias Walk. Seit rund einem Jahr ist der Sportreporter Papa. Bis Mitte März hat sich – ganz traditionell – seine Frau um Töchterchen Verena gekümmert. Jetzt ist Matthias Walk an der Reihe.
Für zwei Monate hat er Elternzeit genommen, während seine Frau wieder in ihren alten Beruf eingestiegen ist. Wie es der Familie ergeht? Seine Redaktionskollegen haben nachgefragt.
Zu beobachten sei diese Entwicklung seit Ende der neunziger Jahre. Das Elterngeld habe nun die Rahmenbedingungen verändert, und diese veränderten Bedingungen kämen den „neuen Vätern“ entgegen, glaubt der in Griechenland geborene Pädagoge und Psychologe Fthenakis.
Zwei Drittel der Männer wollten heute eine engagierte, soziale Vaterschaft, sagt Fthenakis und verweist auf entsprechende Untersuchungen. Dieses Phänomen gebe es sowohl unter noch kinderlosen Männern und werdenden Vätern als auch unter Vätern von kleinen Kindern oder Teenagern.
Dass nach wie vor wesentlich weniger Männer als Frauen eine längere berufliche Auszeit nehmen, liege daran, dass Familien rational ökonomisch entschieden. Noch immer gehe eben der Besserverdienende arbeiten. Noch wichtiger als das Geld sei aber die Arbeitswelt der Männer, die Einstellung des Chefs und der Stress, dem Väter in ihrem Beruf ausgesetzt sind.
Männer, die im Büro sehr unter Druck stünden, beteiligten sich weniger aktiv am Familienleben. „Die gesamte Gesellschaft muss Väter genauso wichtig nehmen wie Mütter.“ Trotz Elterngeld werde sich an der Rolle der Väter erst dann wirklich etwas ändern, wenn sich die Arbeitsbedingungen wandeln.
Im vergangenen Jahr wurden 570.000 Anträge auf Elterngeld bewilligt. Männer haben 10,5 % davon gestellt und im Schnitt deutlich mehr Geld als Frauen bekommen.
Jeder zehnte erfolgreiche Antrag auf Elterngeld stammt von einem Vater. Der zeitliche Anteil der Väter fällt allerdings geringer aus: Etwa 4,6 % des gesamten Elternzeit-Volumens ging 2007 an Männer. Paul M. Schröder vom Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe hat die Daten des Statistischen Bundesamtes zum Elterngeld im Detail ausgewertet.
Frauen bekommen nach Schröders Kalkulation im Schnitt 584 Euro im Monat, ein auffällig großer Anteil von ihnen nur den Mindestbetrag von 300 Euro. Besonders viele Mütter mit wenig Geld leben im Osten, in Bremen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland.
Bundesweit erhalten lediglich 12,9 % der Frauen für ihre berufliche Auszeit ein Elterngeld von 1.000 Euro und mehr. „Ich finde es überraschend, wie wenige Frauen vor der Geburt ein gutes Gehalt beziehen. Schließlich sind für 1.000 Euro Elterngeld nicht mehr als 1.500 Euro Nettogehalt gefordert“, sagt Schröder.
Das Elterngeld der Männer fällt in der Regel ebenfalls nicht üppig aus: Für sie gibt es im Schnitt 946 Euro. Jeder dritte Vater bekam maximal 500 Euro, in Berlin gilt das sogar für jeden zweiten. In Bayern hingegen haben rund 60 Prozent der Elterngeld-Väter über 1.000 Euro erhalten.
Weil ihm sein Arbeitgeber keine Elternzeit mit Teilzeitstelle zugestehen wollte, klagt ein Steuerberater in Düsseldorf vor dem Arbeitsgericht.
Der Mann hatte zwei Jahre lang maximal drei Tage pro Woche arbeiten wollen, um für seine kleine Tochter da zu sein. Zweimal hatte das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Ernst & Young jedoch seit 2006 die Anträge des 42-Jährigen auf Teilzeit-Beschäftigung „aus betrieblichen Gründen“ abgelehnt. Dadurch war der Mann gezwungen, sich für zwei Jahre unbezahlt freistellen zu lassen. Ihm gehe es jedoch weniger um den Verdienstausfall, als vielmehr um die Rechtmäßigkeit der Weigerung des Arbeitgebers.
Laut Gesetz haben Väter und Mütter während der Elternzeit einen Rechtsanspruch auf unbezahlten Urlaub oder Teilzeit-Beschäftigung. Nur kleine Betriebe mit weniger als 16 Mitarbeitern sind nicht daran gebunden. Ernst & Young hat nach Angaben eines Sprechers allein in Düsseldorf 700 Beschäftigte. Nach Ansicht der Firma ist der Kläger in seiner Funktion als Projektmanager aber nur ganztägig einsetzbar.
Wie heißt es doch so schön auf der Homepage von Ernst & Young: ‚Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital. Wir erwarten von unseren Mitarbeitern, dass sie sich überdurchschnittlich engagieren. Wir wissen aber auch, dass sie effektiver und besser arbeiten, wenn sie ein ausgeglichenes Leben führen.’
Aber schon das Bild und der Titel darüber sind verräterisch: ‚Als Frau denkt man irgendwann auch über eine Karriere als Mutter nach’.
Auch in Österreich wird die Einführung einer Elternzeit für Väter diskutiert.
Im Sommer 2007 hat SP-Sozialminister Erwin Buchinger mit seinem Vorschlag für einen Papa-Monat nach skandinavischem Vorbild für koalitionäre Aufregung gesorgt. Nun, knapp neun Monate später, hat die ÖVP ein Gegenmodell geboren: Einen Rechtsanspruch der Väter auf Urlaub nach der Geburt ihres Kindes. Die Intention ist (scheinbar) dieselbe: Väter sollen sich mehr an der Kindererziehung beteiligen.
Ein berufstätiger Vater soll die Möglichkeit haben, bei der Geburt eines Kindes zwei Wochen Urlaub zu nehmen – auch, wenn das sein Arbeitgeber nicht will. Die ÖVP sieht mehrere Vorteile gegenüber dem SPÖ-Modell des Papa-Monats, das nach Art des Mutterschutzes oder der Karenz eine vierwöchige Auszeit vorsieht: Weiterlesen »
Im Rahmen ihres Dissertationsprojekts an der Universität Tübingen untersucht Ann-Catrin Vogt das Umfeld, in welchem sich Väter für oder gegen die Inanspruchnahme von Elternzeit entscheiden.
Die Perspektive des Vaters zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird durch eine Online-Befragung erfasst.
Die Untersuchung richtet sich an alle Väter, deren Kind(er) nach dem 01.01.2001 geboren wurde(n) und die zum Zeitpunkt der Entscheidung über Elternzeit berufstätig waren, sowie an alle berufstätigen Männer, die in den nächsten 7 Monaten Vater werden.
Sie richtet sich dabei sowohl an die Männer, die Erfahrung(en) mit der Elternzeit gesammelt haben, als auch an alle Männer, die (noch) keine Erfahrung mit der Elternzeit haben bzw. diese auch gar nicht beanspruchen möchten.
Die Befragung dauert ca. 10 Minuten und ist selbstverständlich anonym. Auf Wunsch erhalten die Teilnehmer die Ergebnisse der Umfrage.
Über ein tolles Beispiel und die 100% Variante berichtet Nana Gerritzen in Stern Online:
‚Auf dem dunkelbraunen Couchtisch im Wohnzimmer liegt ein aufgeklapptes Buch, „Das kompetente Kind“ von Jesper Juul. Direkt daneben, auf dem Sofa hält die einjährige Luise gerade ihre Mittagsschlaf. Zu sehen ist nur ein kleiner Kopf mit hellbraunem Flaum, zu hören ist nichts. Harald Berger nutzt die Pause, um seinen Terminplan auf dem Computer durchzusehen. …
Als Produktmanager in einem großen Software-Unternehmen spielen Planung, Zeitmanagement und Organisation für Harald Berger eine wichtige Rolle. In den vergangenen Wochen musste er sich von der Vorstellung, alles planen zu können, verabschieden. Die ordentlichen viereckigen Zeiteinheiten auf dem Rechner haben wenig mit der Realität zu tun. Den Alltag bestimmt Tochter Luise, denn Berger ist seit gut drei Monaten in Elternzeit.
Missen möchte Berger die Elternzeit jedoch auf keinen Fall. „Man hat ja ohnehin so selten die Gelegenheit, so viel Zeit mit seinem Kind zu verbringen und es so intensiv aufwachsen zu sehen.“ Dass inzwischen zehn Prozent der Elterngeldanträge von Vätern gestellt werden, beeindruckt ihn wenig. „In Island bleiben immerhin 90 Prozent der Väter mit dem Nachwuchs zu Hause.“Weiterlesen »
‚Wir sind Eltern geworden! Ist das aufregend und schön plötzlich so ein kleines Würmchen zu haben, um das man sich so gut wie möglich kümmern will.
Und kümmern heißt für uns auch, soviel Zeit wie möglich mit unserem Kind zu verbringen. Wir wollten beide, dass die ersten drei Jahre immer einer zuhause ist. Doch wie bekommt man Kind und Karriere unter einen Hut? Muss es immer klassisch ablaufen?‘
So beginnt Mario Flemming seinen Beitrag im Daimler Blog, in dem er sehr offen über seine Pläne, ein aktiver Vater sein zu wollen und die Reaktionen der Vorgesetzten und Kollegen darauf schreibt.
‚Von Seiten der Firma und meines Vorgesetzten ist Elternzeit kein Problem, auch ich als Mann werde bei meinem Vorhaben unterstützt und ich habe auch noch keinen erhobenen Zeigefinger und keinen bösen Blick gesehen. …
Ich bin nun schon fast 23 Jahre beim Daimler, etwa genau so lange werde ich noch arbeiten. Da wird es mir ganz gut tun, zwei Jahre lang eine andere Aufgabe zu übernehmen. Ich freue mich darauf!‘
Ein schönes Beispiel von dem wir noch viel mehr brauchen.
Wie viel Mut braucht Väterkarenz und welchen Vorteil haben Eltern und Unternehmen davon – zu diesem Thema wurde auf Einladung des abz*austria diskutiert
„Wir sind schon stolz, dass wir unter unseren 250 fixen Mitarbeitern zwei karenzierte Väter haben“, sagt Alexander Hahnefeld, Leiter der Human Resources bei Microsoft Österreich. Diese Vorbildwirkung sei für Unternehmen wichtig, denn es gehe auch darum, den Fokus weg von reiner Erfolgsorientierung hin zu Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu legen und damit die Unternehmenskultur zu verbessern, so Hahnefeld. Die Teilnehmer des Podiums waren sich einig, dass die wenigen karenzierten Väter derzeit vor allem eins sind, nämlich Rolemodels für andere. Weiterlesen »