Das Barometer kann in Sachen Väterbewusstsein noch steigen
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 20. Januar 2011
Die hessenstiftung – familie hat zukunft und die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) haben heute ein neues Monitoring-Instrument für den Mentalitätswandel in Richtung „Familienfreundlichkeit“ vorgestellt. Das „Barometer Familienfreundlichkeit – für eine gemeinsame Strategie von Politik und Wirtschaft“, ist das Ergebnis von drei Jahren gemeinsamer Arbeit.
„Vor zehn Jahren stand Familienfreundlichkeit als weiches Thema nur bei wenigen vorausschauenden und sozial engagierten Unternehmen auf der Agenda. Heute haben die meisten Unternehmen erkannt, dass sie familienfreundliche Angebote und Strukturen brauchen, wenn sie sich im Wettbewerb um die knapper werdende Ressource Fachkräfte behaupten wollen“, ergänzte Fraport-Chef Dr. Stefan Schulte. Damit sei die neue Aufgabe jedoch noch lange nicht gelöst.
Jetzt starte die zweite Phase, in der Verantwortlichkeiten klar zugeordnet, neue Programme, vor allem aber auch neue Strukturen eingerichtet werden müssten. Denn neue Themen könne man nicht in alten Strukturen angehen. Sie fordere das Personalmanagement der Unternehmen strategisch und die direkten Vorgesetzten operativ.
Die wichtigsten Ergebnisse aus den Befragungen sind: Berufstätige Väter und Mütter wollen vor allem mehr flexiblere Arbeitszeitmodelle, mehr Möglichkeiten für Heimarbeit und bessere Unterstützung bei der Kinderbetreuung. In Zahlen ausgedrückt
- Für 96% der Beschäftigten ist das Thema Familienfreundlichkeit persönlich relevant.
- Die Vereinbarung beruflicher und familiärer Anforderungen gestaltet sich noch immer als schwierig: weniger als ein Viertel der Beschäftigten (22%) erleben hierbei keinen Konflikt.
- 63% der Beschäftigten haben ihre berufliche Situation schon einmal zugunsten einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf verändert.
- ArbeitnehmerInnen verfügen über ein gestiegenes Selbstbewusstsein bezogen auf Familienfreundlichkeit. Sie fordern familienfreundliche Maßnahmen verstärkt ein (46%).
Unternehmer, die zu den Gewinnern gehören wollen, machen maßgeschneiderte Angebote. Wenn sie es nicht tun, lösen Arbeitnehmer Konflikte zwischen Beruf und Familie durch einen teilweisen Rückzug aus dem Berufsleben. Dies gilt nicht nur für Mütter, sondern zunehmend auch für Väter.
Solche Angebote müssen nicht immer groß dimensioniert sein. Es muss nicht immer gleich der große Betriebskindergarten sein. Manchmal genügt auch schon die größere Rücksichtnahme aller Beteiligten – also im Alltag gelebte Akzeptanz – oder die Organisation eines Betreuungsnetzwerks. Gerade mittelständische Unternehmen können sich hier durch pragmatische Lösungen, die schnell auf die aktuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter reagieren, einen Ruf als attraktiver Arbeitgeber erwerben.
Obwohl das Thema „Fachkräftebedarf“ bei den Unternehmensleitungen einen hohen Stellenwert hat, ist die konsequente Umsetzung auf allen Ebenen des Unternehmens und die Verankerung von „Familienfreundlichkeit“ in der Unternehmenspraxis nach wie vor für das Gros der Unternehmen eine Herausforderung.