Werde Macho!
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 3. Dezember 2010
Ivo Knill beschreibt in der 40zigsten Ausgabe der Schweizer Männerzeitung einen Weg, wie Mann ein ganzer Mann werden kann.
Was immer du tust – mach es zu deinem Ding!
Diese Regel lernte ich bei meinem Vater, als er das erste Mal für uns kochen musste. Es gab Hafergrütze aus dem Dampfkochtopf. Natürlich war das Zeug scheußlich, aber wir aßen es mit den reinsten Herrengefühlen: Denn es war selber gemacht und wurde auf den Teller gepappt, als wäre es der Verputz, den Michelangelo für seine Fresken verwendet hatte. Auch die Fertigrösti wurde als kulinarische Verblüffung gefeiert:
Direkt aus dem Pack und doch so gut! Ein echter Macho beherrscht die Kunst, sich selber zu loben und andere daran teilhaben zu lassen.
Tu nicht, was deine Frau sagt!
Ich staune ab und zu über jüngere Geschlechtsgenossen. Sie geben sich forsch, männlich und kinderfreundlich. Freitag ist mein Kindertag, heisst es dann. Toll! Das gefällt mir. Männergruppen und so Zeug? Nein, das haben sie nicht nötig, sind doch ganze Männer, rechte Kerls und modern dazu. Nur dass dieses tolle Mannestum gerade so weit reicht wie das Gängelband der lieben Frau. «Au, bringst du mir noch Milch und Fetakäse heim?» Na klar, das machen wir gerne und sind Held dazu. «Kannst du die Kleine von der Krippe holen?» Sowieso, das liegt ja grad auf dem Weg. «Bist du so lieb und bringst mir die Kleine zum Stillen vorbei?» Ja gerne, was gibt es Schöneres, als eine berufstätige Mutter in ihrer Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen. Männer schuften für Sex, sie krampfen für die Liebe, leiden, damit es andere besser haben. Viele Männer lassen lieber ihre Frauen entscheiden. Das ist vielleicht lieb, aber nicht fair. Entscheiden ist eine Arbeit, auch ein Teil der Sorge für sich. Wer die Konturen seines männlichen Lebensentwurfs entlang dem zustimmenden Blick seiner Partnerin zeichnet, der macht keinen guten Job. Echte Männer entscheiden, was sie angeht, selber.
Sei Held!
Nach über zwei Monaten unter der Erde sind sie wieder hochgestiegen, die Grubenarbeiter aus Chile. Helden. Ihr Überleben haben sie ihrer Fähigkeit zu verdanken, sich im Team zu strukturieren und ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Der Reporter der Crew schickte einen Videobericht ans Tageslicht, der die verschiedenen Räume und Gerätschaften zeigt – und einen Vorhang. «Wir sind Machos, zum Weinen gehen wir hinter den Vorhang», flunkerte er hinauf. …
Die weiteren Kriterien sind:
Begeistere!
Wenn du Leute dazu bringen willst, etwas zu tun, dann wecke ihre Begeisterung. Stell dich vorne hin, strahle Mut, Zuversicht und Umsicht aus. …
Verurteile nicht!
Wer eine Zehe ins Wasser hält und merkt, dass es kalt ist, findet einen Haufen ehrenhafte Gründe, nicht zu schwimmen. Vieles von unserer Alltagsmoral ist eine Moral der kalten Zehe. …
Sei dir treu!
Ich habe Wilhelm Schmid, den Philosophen der Lebenskunst, gefragt, wie es denn sei, wenn einen die Liebe, die Lust oder das Verlangen über die Partnerschaft hinausführt in ein fremdes Bett. Seine Antwort hat mich verblüfft …
Halte deinen Kram in Ordnung!
Nichts ist ärgerlicher als Leute, die nicht auf ihre Sachen achtgeben, die keine Ordnung halten, die ihre Termine nicht einhalten, zu spät kommen, Handygespräche nicht abklemmen können, keinen …
Achte deinen Körper!
Unser Verstand macht uns zum Menschen, unser Empfinden gibt uns eine Seele und ein Gemüt, unser Körper macht uns zum Mann. Achten wir ihn also, geniessen wir ihn, loten wir seine Grenzen aus. …
Übe!
Ich weiß, dass es Männer gibt, die nicht wissen, was ein Schraubenzieher ist und wie man eine Schaufel anfasst, die ratlos nur schon vor der Möbelpackung aus der Ikea stehen. Aus meiner Sicht ist das ein Jammer. …
Bezahle den Preis und liebe!
Es ist gar nicht so schwer ein Macho zu sein. Aber es hat seinen Preis. Wer seine Meinung sagt, wer sich selbst treu ist und zur Not auch unbequem werden kann, riskiert, dass manche von ihm abrücken. …