Tagesvater als männliche Bezugsperson geschätzt
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 9. März 2009
Mit seinen kleinen Schützlingen spielt und tobt Mehran Aghadavoodi und ist stolz darauf, stundenweise den Papa spielen zu können. Ernähren kann ihn der Job aber nicht.
Seit September 2005 ist der Vater von drei Söhnen als Tagesvater in Köln tätig und kann damit wohl fast als Unikat bezeichnet werden. Unter den 390 beim Jugendamt registrierten Tagespflegepersonen befinden sind gerade mal acht Männer.
„Wenn wir die Betreuung durch Tagesväter anbieten können, dann wird das sehr positiv aufgenommen“, sagt eine Mitarbeiterin der Stadt Köln. Die registrierten Tagesväter seien überwiegend Väter in der Elternzeit, die dann diese Zusatzqualifikation machten. „Erziehung ist aber meistens immer noch Frauensache. Das sieht man ja auch in den Kindergärten und Grundschulen, wo Erzieher und Lehrer Mangelware sind.“
Dass Erziehung oft immer noch als „Frauensache“ abgestempelt wird, hat auch Mehran Aghadavoodi feststellen müssen. Zwölf Jahre lang war der Programmierer mit seiner eigenen Firma selbstständig, doch irgendwann reichte ihm das nicht mehr aus. Seine Frau brachte ihn schließlich auf die Idee, Tagesvater zu werden. Im Tagesmütterlehrgang war er der der einzige Mann. „Wenn wir dann mal Rollenspiele gemacht haben, hieß es immer direkt: »Du spielst jetzt den Papa!«“.
Seit dreieinhalb Jahren ist Aghadavoodi mittlerweile als Tagesvater gefragt und in einer Familie schon zur nächsten Geschwistergeneration „weitergereicht“ worden, wie er stolz berichtet. Vor allem alleinerziehende Mütter wissen Mehran Aghadavoodi als männliche Bezugsperson zu schätzen. Dass ein Mann als Bezugsperson wichtig für Kinder ist, vertritt der Tagesvater mit Überzeugung und behauptet sich gegenüber der großen weiblichen Betreuungs-Konkurrenz:
„Tagesmütter gehen doch oft viel zu vorsichtig mit den Kindern um. Vorsichtig bin ich natürlich auch, aber ich erziehe die Kinder auch sehr zu Selbstständigkeit. Wenn die männlichen Bezugspersonen erst im Gymnasium auftauchen, ist das eindeutig zu spät.“
Die konservativen Vorurteile und Rollenbilder, die immer noch in den Köpfen vieler Menschen festsitzen, kennt der 54-Jährige zur Genüge. „Wieso sollte ein Mann das können?“ ist die harmlosere Variante des Misstrauens, „in ganz extremen Fällen wird ein Mann als Sexualverbrecher verdächtigt.“ Solchen Vorurteilen musste sich der Tagesvater selbst noch nicht stellen. Bei der eigenen Mutter allerdings traf die berufliche Neuorientierung ihres Sohnes nicht auf Begeisterung: „Kindern den Hintern abwischen? Was willst Du denn damit?“, sei ihre erste Reaktion gewesen.
Montag 9. März 2009 um 23:17
Mehr Tagesmänner bräuchte das Land…wir haben für unsere Tochter (2) ebenfalls einen Mann als Tagesbetreuer uns sind ziemlich glücklich mit unserer Wahl. Die Reaktionen waren völlig unterschiedlich, aber leider waren die häufigsten eher „Oh. Ein Mann. Also ich würde meine Tochter ja keinem Mann anvertrauen.“ (eher eine Frauenantwort), die übergehe ich inzwischen aber geflissentlich und erzähle lieber von den vielen guten Seiten die er hat und freue mich dann eben über die positiven Aussagen, die es glücklicherweise auch gibt.
Generell hatte es unser Tagesbetreuer hier auch nicht leicht erstmal Fuß zu fassen. Seine bayerische Ausbildung wird in Berlin nicht anerkannt, er ist der einzige junge (24) Mann zwischen eher älteren Damen, die sich nicht immer darüber freuen, das ein Mann in ihre Zone ‚eindringt‘, wo Frauen das ja viiiiiel besser können und auch die Ämter haben ihn eher überreden wollen, doch lieber etwas anderes (Ein-Euro-Job) zu machen, als Tagesvater zu werden.
Ich bin jedenfalls sehr froh über die Wahl eines Mannes, da ich ähnlicher Meinung bin wie Aghadavoodi, Frauen sind viel zu vorsichtig und der Freiraum wirkt größer. Das mag jetzt ein Vorurteil sein, aber so ist das halt mit Klischees und Vorurteilen, die hat man…
Sonntag 27. Januar 2013 um 17:39
Auch ich bin der Meinung, dass Tagesväter eine große Bereicherung für den Kinderbetreuungsbereich darstellen. Gerade in einer Zeit, in der viele Kinder mit nur wenig Papazeit bzw. auch ganz ohne Papa aufwachsen, sind Männer in pädagogischen Berufen ganz wichtig.
Ich leite selbst ein Ausbildungsinstitut, in dem Tageseltern ausgebildet werden (www.bildungswegzukunft.at) und beobachte mit Freude, dass sich immer mehr Männer in dieses Berufsbild „trauen“. 🙂