Der Vater als Vorbild verschwindet
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 5. März 2009
Was erwarten Jungen vom Leben? Arbeit und Selbstverwirklichung sind nicht ihre wichtigsten Ziele. Sie wollen eine Familie gründen, in der es emotional und materiell keinen Grund zur Sorge gibt. Das zeigt eine 2009 veröffentlichte Studie, die sich ganz den jungen Vertretern des männlichen Geschlechts widmet.
Obwohl die Familie zentral ist, hat der Vater als Vorbild aber fast ausgedient. Noch 1995 bezeichneten 35 % der Jungen den eigenen Vater als Vorbild. Zehn Jahre später sind es nur noch 16 %. Der Verlust der Vorbildfunktion trifft aber nicht nur die Väter: Auch Sportler und Filmhelden beeindrucken Jungen nicht mehr so wie früher. Aber Sportler sind immerhin noch für 28 % ein Vorbild. Väter dagegen nur für 16 %, Musiker für 14, Computerexperten für 7, Filmhelden und „extreme Typen“ gleichauf für 5 %.
Vorbilder müssen es besser können
Das von Vätern vorgelebte Verhalten ist also nur noch für eine kleine Gruppe von Jungen attraktiv. Wie muss ein Mensch aber sein, um für Jugendliche als Vorbild zu gelten? In erster Linie kompetent. Als „Grund für das Vorbild“ gaben 25 % der Burschen an, es „kann viele Dinge besser als ich“. Sie finden Vorbilder auch gut, wenn sie viel wissen (10 %). Beliebtheit spielt eine geringere Rolle, ebenso das „coole Aussehen“ oder „wird bewundert“. Kompetenzen sind eben besser als Angeberei.
Hier hat sich offenbar die Einstellung der Jungen verändert: Während in eine Studie aus dem Jahr 1998 noch Beliebtheit und „gute Sprüche“ die wichtigsten Kriterien für ein Vorbild waren, müssen diese heute etwas können und viel wissen.
„Jungen – Sorgenkinder oder Sieger?“
Für die Studie „Jungen – Sorgenkinder oder Sieger?“ wurden 1635 Jungen im Alter von 14 bis 16 Jahren befragt. Die Themen der Studie sind breit gefächert: Von Freizeitbeschäftigungen bis Körpergefühl und Gewaltbereitschaft wurde das Selbstverständnis der Jugendlichen Untersucht. Dem Bild von Jungen als Problemkindern widerspricht eine positive Lebenseinstellung. Die meisten der 1635 befragten Jungen gaben an, gut gelaunt und zufrieden zu sein. Sie sind überzeugt von sich und glauben, ihre Ziele im Leben erreichen zu können.
Samstag 7. März 2009 um 19:55
Hallo,
der Bericht macht mir Sorgen und ich finde ihn schwer zu interpretieren. Ich glaube, dass die Medien (Fernsehen, Handy, Internet etc.)dabei eine große Rolle spielen.
Wenn ich an meine Jugend denke (ich bin Jahrganr 1948), da gab es praktisch nur Kameraden und eben die Eltern. Andere Vorbilder höchstens mal in Filmen aber auch da war die Auswahl beschränkt und nicht für Jugendliche gemacht.
Ich denke, Väter heute stecken oft in einem Dilemma. Einerseits sind sie mit Sicherheit stärker beruflich gefordert als noch vor zwanzig, dreissig Jahren. Auf der anderen Seite werden Sie von den Söhnen mit „Vorbildern“ verglichen, mit denen sie schwer mithalten können.
Meinen Vater bewunderte ich u.a., weil er alles reparieren konnte und in seiner Dunkelkammer seine Fotos selbst entwickelte. Zum Glück ist mein Sohn heute schon zweiundzwanzig. Ich weiß, dass er mich manchmal bewundert, weil ich den neuen Medien (Website, Blog etc.) sehr aufgeschlossen bin.