Mythos Multitasking
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 6. Mai 2008
Mütter gelten als multitaskingfähiger als Väter – doch das ist wohl vor allem Übungssache.
Der Begriff Multitasking, eigentlich aus der Informationstechnologie stammend, hat in den vergangenen Jahren eine beispiellose Karriere gemacht – vor allem im Büro. Mittlerweile wird geradezu vorausgesetzt, dass die Mitarbeiter gleichzeitig komplexe Sachverhalte bearbeiten, sofort auf jede E-Mail antworten und jederzeit am Telefon zur Verfügung stehen.
Doch in letzter Zeit hat das gute Image des Multitaskings schwer gelitten. Verantwortlich dafür sind Hirnforscher und Psychologen: Sie haben entdeckt, dass der Mensch zu echtem Multitasking gar nicht fähig und dass das parallele Bearbeiten von Aufgaben ineffizient ist.
Das Gehirn, so erklärt Ernst Pöppel, Psychologe an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität in der Mai-Ausgabe des Magazins „bild der wissenschaft„, sei rein physiologisch gar nicht in der Lage, auf mehrere Dinge gleichzeitig zu reagieren. Die Betonung liegt dabei auf reagieren, denn mehrere Reize parallel wahrnehmen und verarbeiten, wie es für das Zuhören am Telefon und das gleichzeitige Durchblättern eines Kalenders nötig ist, das geht durchaus. Und diese Fähigkeit lässt sich sogar trainieren – was nach Ansicht von Neurobiologen auch der Grund ist, warum die Multitasking-Fähigkeiten von Frauen allgemein als höher eingeschätzt werden: Sie haben einfach mehr Übung.
Doch wo Konsequenzen aus dem Wahrgenommenen gezogen oder gar bewusst Entscheidungen getroffen werden müssen, ist es mit der scheinbaren Gleichzeitigkeit vorbei.