Sorgt der Chef wirklich fürs Baby?
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 25. Januar 2007
Am vergangenen Samstag ist ein Kommentar von mir im politischen Tagebuch der ‚Gesellschafter‚ erschienen, in dem ich mich noch einmal mit den ‚frohen Botschaften’ des ‚Unternehmensmonitor’s Familienfreundlichkeit’ auseinandergesetzt habe:
Es war vielleicht kein Zufall, dass der Bericht zu einer Zeit veröffentlicht wurde, in der sich alle etwas wünschen dürfen. Im neuen Jahr ist dann allerdings der Zeitpunkt gekommen, aus den guten Vorsätzen auch Taten erwachsen zu lassen.
Was die Väter angeht, bieten Ihnen die neuen Regelungen zur Elternzeit mit den ‚Vätermonaten’ jetzt die Möglichkeit, ihre Wünsche in die Tat umzusetzen. Immerhin äußern ja mehr als 70 Prozent der Väter seit langem den Wunsch, mehr zu sein als der Ernährer ihrer Kinder, nämlich der Erzieher. Sie wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen.
Viele Männer stoßen in ihren Unternehmen aber mit diesem Wunsch auf Unverständnis und fürchten, in den meisten Fällen leider nicht zu Unrecht, einen Karriereknick, wenn sie für eine Zeit der Familie gegenüber dem Beruf der Vorzug geben. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Ludwig Georg Braun ermunterte die Unternehmen zwar schon im Juni 2006, den Vätern die Elternzeit zu erleichtern.
Die Begründung, die Unternehmen bräuchten nicht zu befürchten, das Männer für die Kindererziehung vermehrt zu Hause blieben, ist aber auch eine widersprüchliche Botschaft an die Väter. Haben sie etwas zu befürchten, wenn sie für die Kinder zu Hause bleiben? Die Inanspruchnahme der Partnermonate und die Reaktion der Unternehmen wird in den nächsten Jahren die Nagelprobe sein.
Deutschland wird seine ‚demografischen Probleme’ nur in den Griff bekommen, wenn es gelingt, einen breiten gesellschaftlichen Konsens über eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs-, Familien- und Hausarbeit herzustellen. Junge Frauen und Männer wollen nämlich beides, erfolgreich sein im Beruf und in der Familie. Die ‚deutsche Frage’ du musst dich entscheiden, entweder Beruf oder Familie, ist eine deutsche Falle.