der VÄTER Blog

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Archiv für die 'Politik' Kategorie

Gibt’s Elterngeld bald 28 Monate?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. April 2009

Die Pläne für eine Weiterentwicklung des Elterngelds werden konkreter. In der “BILD”-Zeitung äußerte sich Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen über die geplante ‚Ausweitung’ des Elterngelds: Künftig sollten junge Familien die Leistungen bis zu 28 Monate lang erhalten können, wenn sie währenddessen Teilzeit arbeiteten.

“Viele Väter, die sich in Zeiten der Krise nicht trauen, ganz auszusteigen, könnten statt zwei voller Vätermonate vier halbe nehmen: Sie arbeiten halbtags und bekommen das halbe Elterngeld.” Wenn die Mütter es genauso machten, kämen beide zusammen auf bis zu 28 Monate. So hätten beide Elternteile die Möglichkeit, Zeit mit ihrem Kind zu verbringen und im Beruf zu bleiben, erklärte die Ministerin in dem Blatt.

Das wäre ein richtiger Schritt hin zu einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und Fürsorgearbeit. Nach der jetzigen Regelung kommt ein Paar mit einer solchen Aufteilung nur auf 7 Monate.

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Vätermonate ausweiten, gerade in Zeiten der Krise

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. April 2009

Im Interview der Woche skizziert Ursula von der Leyen im Gespräch mit Stephan Detjen im Deutschlandfunk die Grundzüge der Familienpolitik für die nächsten Jahre und plädiert auch dafür, die Vätermonate in der Elternzeit auszuweiten, trotz bzw. gerade wegen der Krise.

‚Stephan Detjen: Frau Ministerin, die weltweite Finanzkrise und Wirtschaftskrise verunsichert die Menschen. Verlieren Paare in einer solchen Situation, in der sie Angst um Einkommen und Ersparnisse haben müssen, den Mut, Familien zu gründen?

Ursula von der Leyen: Es wird sicher schwieriger sein, positive Perspektiven für Familien dann auch zu zeichnen. Und deshalb ist so entscheidend, dass ein Land und damit auch die Politik ganz deutlich macht: Wenn Ihr Euch für Kinder entscheidet, wenn Ihr Euch Kinder wünscht und Kinder haben möchtet, dann seid Ihr nicht alleine mit den Problemen da …

Detjen: Die Frage richtet sich ja in einer solchen Situation auch an Unternehmen, an Unternehmer. Können sich das Unternehmen noch leisten, das, was Sie als Vision für Ihre Familienpolitik vertreten: Eltern mehr Zeit geben, Vätern Vätermonate gewähren – das auch in einer Situation durchzuhalten, in der ein Unternehmer damit beschäftigt ist, sein Unternehmen überhaupt zu retten?

von der Leyen: Ich glaube, gerade in Zeiten der Krise wird dieses Thema wichtiger. Denn schon vor der Krise zeichnete sich ab, dass die größte Bedrohung für die Unternehmen, für den Wirtschaftsstandort Deutschland, das Thema des Fachkräftemangels ist. … Und da spielt für die jungen Menschen neben dem Gehalt die entscheidende Rolle: Ist das Unternehmen, in dem ich arbeite, familienfreundlich, das heißt, lässt es Raum für Kindererziehung, oder nicht? …

Detjen: Parallel zum Beginn der Finanzkrise ist im letzten Jahr auch die Geburtenzahl in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr drastisch eingebrochen. …Haben Sie mittlerweile eine Erklärung dafür, warum die Geburtenzahl seit Oktober letzten Jahres so stark eingeknickt ist?

von der Leyen: Nein, eine Erklärung kann man da gar nicht liefern, weil das auch vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamtes sind und das natürlich sehr, sehr kleine Zeiträume sind, zwei, drei Monate zu überblicken. … Unter dem Strich, sagen die Experten, es lohnt sich, einen langen Atem zu haben. Denn wenn man die Erfahrung anderer Länder betrachtet, die früher angefangen haben mit der Modernisierung der Familienpolitik – also die skandinavischen Länder, die angelsächsischen Länder, Frankreich, aber auch die Benelux-Länder -, dass in diesen Ländern, obwohl mehr Väter und Mütter erwerbstätig sind, mehr Kinder geboren werden inzwischen, dass die Kinderarmut dort geringer ist. Und das sind die langen Linien, die entscheidend sind.

Detjen: Die Frage ist ja: Wie lange dauert es, bis die Maßnahmen sich auf die Demografie auswirken, und die Frage war: Was tun Sie, wenn der Abwärtstrend weiter anhält?

von der Leyen: Ja, meine feste Überzeugung ist, und ich glaube, das spürt man auch in Deutschland inzwischen, dass die Maßnahmen, nämlich die Einführung des Elterngeldes, damit die Einführung der Vatermonate, also ein neues Bild des Vaters schaffen, Weiterlesen »

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‚Bei uns wirkt das Elterngeld’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. April 2009

Stefan Ruhkamp widerspricht heute in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung der Berichterstattung des eigenen Hauses. Am vergangenen Sonntag haben Carsten Germis und Inge Kloepfer an gleicher Stelle unter der Überschrift ‚Wo kommen die Kinder her?’ abstruse Thesen formuliert.

‘Vorwurf 1: Das Elterngeld wirkt nicht.

Geld ist nicht alles. Ob erwachsene Leute Kinder in die Welt setzen, hängt von vielen Faktoren ab: Wetter, Langeweile, Liebe, Schwiegereltern, Gemüt, misslungene Aufklärung, Verbreitung von Kondomen und Geld. Wer mag, kann die Liste verlängern. Angesichts der vielen Variablen der Fruchtbarkeit war der Versuch der Familienministerin, sich eine geringfügig steigende Geburtenzahl gleich im ersten Jahr des Elterngeldes aufs politische Konto zu buchen, genauso lächerlich wie die Erkenntnis ihrer Kritiker, dass die Mittelschicht immer noch keine Kinder bekommt. … Sicher ist: Elterngeld erleichtert die Entscheidung fürs Kind.

Vorwurf 2: Das Elterngeld regt vor allem die Unterschicht zum Kinderkriegen an.

Wer soll das sein? Jemand, der wenig verdient? Das kann auch die studierende Mutter sein, die in zehn Jahren eine Arztpraxis führt. Und falls es um leseschwache Sozialhilfeempfänger in der dritten Generation geht, warum sollten die keine Kinder bekommen dürfen? Lasst uns ordentliche Kindergärten und Schulen betreiben, dann werden alle Kinder stark und schlau. …

Vorwurf 3: Das Elterngeld fördert das Modell der erwerbstätigen Mutter und benachteiligt Mütter und Väter, die in den ersten Jahren für ihre Kinder zu Hause bleiben.

Falsch. Die Eltern müssen ja gerade ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen, um in den Genuss des Elterngeldes zu kommen. Und wenn es tatsächlich eine Schlechterstellung des Modells „Vater-geht-arbeiten-Mutter-kümmert-sich-um-die-Kinder“ geben sollte, zum Beispiel bei den Kindern zwei, drei und vier: Was soll’s? Das deutsche Sozialsystem ist eine einzige Besserstellung des Systems Vollzeitmutter.

Das fängt mit dem Ehegatten-Splitting bei der Steuer an – der Steuervorteil ist am größten, wenn einer gar nichts verdient. In der Rentenversicherung gibt es beachtliche Absicherungen für Witwen und Witwer, die gemindert werden, wenn sie eigene Rentenansprüche erworben haben. Besonders groß ist der Vorteil der „Nur-einer-geht-arbeiten-Familien“ in der gesetzlichen Krankenversicherung. Mutter zahlt den Beitrag, Vater bleibt zu Hause und ist beitragsfrei mitversichert. Gehen dagegen beide arbeiten, zahlen auch beide. …’

Stefan Ruhkamp hat über seine Erfahrungen mit der Elternzeit im vergangenen Jahr eine Kolumne geschrieben, über die ich hier berichtet habe.

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EU-Abgeordnete fordern 2 Wochen Vaterschaftsurlaub

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. April 2009

Der Frauenausschuss des Europaparlaments will junge Väter zu einem zweiwöchigen Urlaub nach der Geburt ihres Kindes verpflichten. Die Partner junger Mütter sollten EU-weit Anspruch auf «einen vollständig bezahlten Vaterschaftsurlaub von mindestens zwei obligatorischen Wochen haben», erklärte der Ausschuss in einer am Donnerstag verabschiedeten Empfehlung an das Parlamentsplenum.

Die Abgeordneten sprachen sich außerdem dafür aus, den Mutterschutzurlaub EU-weit auf mindestens 20 Wochen auszudehnen. In Deutschland haben Frauen derzeit Anspruch auf 14 Wochen Mutterschaftsurlaub bei voller Lohnfortzahlung. In anderen Ländern ist die Frist zum Teil länger, der Mutterschutzlohn dafür aber niedriger.

Die Bundesregierung lehnt eine Verlängerung des Mutterschutzurlaubs ab. Schon den Vorschlag der EU-Kommission, dessen Mindestdauer auf 18 Wochen auszudehnen, hatte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen kritisiert: Eine Ausweitung des Mutterschutzes könnte zu einer ‘Diskriminierung der Frauen am Arbeitsmarkt’ führen, warnte die Ministerin Anfang März. Er verteuere nämlich die Beschäftigung junger Mütter. Zudem könnten Mütter und Väter in Deutschland bis zu drei Jahre Erziehungsurlaub nehmen und davon mindestens ein Jahr lang Elterngeld beziehen.

Das das Thema ‘Väter’ und ihre Beteiligung  im Vorfeld der Europawahl in den politischen Diskurs ist zu begrüßen. Die Beteiligung der Väter hängt ja bekanntermaßen auch von den gesellschaftlichen Erwartungen ab. Die Auseinandersetzung darüber kann durch den Vorschlag der 2 Wochen für die Väter befruchtet werden und auch hierzulande ist ja schon mancher Gegner des ‘Wickelvolontariats’ eines besseren belehrt worden.

Den Begriff des Vaterschafts – ‘Urlaubs’ halte ich aber für völlig unangebracht: er wird dem Anliegen nicht gerecht und entwertet die Erziehungsaufgabe. Die geringe Wertschätzung für diese Aufgabe ist ja auch mit ein Grund dafür, dass in diesem Feld so wenige Männer (beruflich) aktiv sind. Da hilft dann auch die vorgesehene ‘Verpflichtung’ nicht wirklich weiter.

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‚Politik wirkt erst in 15 Jahren’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. April 2009

Im Gespräch mit der Berliner Tageszeitung (taz) relativiert der Familienforscher Hans Bertram, selbst Vater von 3 Söhnen, die politische Aufgeregtheit um die aktuell vorgelegten Geburtenzahlen und macht deutlich, was langfristig getan werden kann um jungen Menschen die Entscheidung für Kinder zu erleichtern.

taz: Herr Bertram, noch vor wenigen Wochen verkündete Familienministerin von der Leyen gestiegene Geburtenzahlen. Jetzt hat das Statistische Bundesamt niedrigere Zahlen verkündet. Was ist da passiert?

Hans Bertram: Ende des Jahres 2008 sind einfach viel weniger Kinder zur Welt gekommen als im früheren Jahresverlauf. Für zwei Monate ein Minus von 8.000 Kindern vorherzusehen, würde wahrscheinlich übersinnliche Kräfte voraussetzen – solche Schwankungen sind statistisch normal.

Sieht man schon nach einem Jahr den Effekt politischer Maßnahmen?

Nein. Wir müssen zehn, vielleicht 15 Jahre warten, bis wir wissen, ob tatsächlich demografische Effekte durch eine neue Familienpolitik zu beobachten sind. Glücklicherweise funktionieren Menschen nicht so mechanisch, dass die Regierung nur einen Hebel umzulegen braucht und dann sagt: “Wunderbar, jetzt tut ihr das, was wir wollen.” …

Wie muss die Politik handeln, damit sie ihr Ziel schnell erreicht?

Der Ausbau der Kinderbetreuung ist unzureichend. Die Vorstellung, wir würden mit der Vorschulbetreuung zu einem vernünftigen Vereinbarkeitskonzept kommen, halte ich für hoch problematisch. Das Zweite ist die Frage, wie wir eigentlich sicherstellen können, dass die Berufswelt die unterschiedlichen Zeitbedürfnisse von Kindern und Familien besser reflektiert, als das heute der Fall ist.

Wie steht Deutschland familienpolitisch im internationalen Vergleich da?

Wir sind, was die Geburtenraten angeht, europäisches Mittelmaß. Die nordeuropäischen Länder haben immer versucht, mit einer forcierten Gleichstellungspolitik die Partizipation der Frauen an der Gesellschaft so zu garantieren, wie Frauen selbst sich es wünschen. Da hat Deutschland noch einen weiten Weg vor sich.

Ist der demografische Wandel überhaupt noch zu stoppen?

Der Geburtenrückgang hat ungefähr 1972 eingesetzt. Jetzt fehlen natürlich die jungen Frauen, die Kinder bekommen können. Diesen Prozess, der vor zwei Generationen eingesetzt hat, den können Sie gar nicht mehr stoppen. Das hat mit der demografischen Entwicklung, was Geburten angeht, nur noch wenig zu tun.

Warum sollten sich Menschen überhaupt durch die Politik in ihrer Familienplanung beeinflussen lassen?

Nachhaltige Politik kann Rahmenbedingungen schaffen, die es den jungen Leuten ermöglicht, sich zu überlegen, wie sie die unterschiedlichsten Dinge realisieren können. Ob sich die Leute danach richten, ist eine individuelle Entscheidung – und auf die darf die Gesellschaft auch keinen Druck ausüben.

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Heiraten: ein Trick der Männer?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. April 2009

Laut einer Studie der Uni Lausanne denken die Männer schneller an Heirat, wenn ihre Freundin schwanger wird. Die Frauen zieht es kaum in den Hafen der Ehe.

(c) photocase John Krempl

(c) photocase John Krempl

Über die Hälfte der befragten Männer wollten ihre schwangere Freundin unbedingt heiraten. ‘Frauen erwähnten eine mögliche Ehe hingegen nur, wenn sie von ihrem Partner dazu gedrängt wurden’, bestätigt die Lausanner Sozialwissenschaftlerin Valérie-Anne Ryser einen Bericht von Le Matin.

Grund für den Heiratswunsch der werdenden Väter ist nicht etwa ein plötzlicher Anflug von Sentimentalität: «Der Mehrheit geht es darum, auch rechtlich einen Anspruch auf ihr Kind zu haben», so Ryser. Bei unverheirateten Paaren gehe das Sorgerecht automatisch an die Mutter. Es gebe aber noch einen weiteren Grund: «Es ist so für den Vater einfacher, seinen Namen an das Kind weiterzugeben», so Ryser.

Paartherapeut Klaus Heer sieht im überraschenden Studienergebnis ein Zeichen der fortschreitenden Emanzipation: ‘Frauen sind inzwischen so selbstsicher, dass sie sich im Notfall auch eine Alleinelternschaft vorstellen können.’ Die Männer hingegen verstünden die Ehe als eine Art Garant für ihren Status als Vater.

«Der Wunsch der Väter in spe nach sofortiger Heirat spiegelt die geschwächte Position der Männer wider», sagt Pius Hoffmann, Präsident der Interessengemeinschaft Väter Schweiz. ‘Ist das Paar verheiratet, kommt eine Trennung vor den Richter. Dies erhöht die Chance, dass der Vater zumindest einen Teil des Sorgerechts erhält.’

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Babyboomer kommen in die Jahre

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. April 2009

Für Geld kann man nicht alles kaufen. Und so ist die Zahl der Geburten in Deutschland auch mit Elterngeld im vergangenen Jahr und entgegen den bisherigen Erwartungen zurückgegangen. Wie das Statistische Bundesamt aufgrund vorläufiger Zahlen mitteilte, wurden 2008 in Deutschland 675.000 Kindern lebend geboren.

Das sind rund 8000 oder 1,1 % weniger als 2007, als 683.000 Kinder zur Welt kamen. Vor allem im letzten Quartal lag die Geburtenrate deutlich unterhalb des Vorjahres. Von Januar bis September war die Geburtenzahl noch um 3400 auf 517.549 gestiegen. Das Statistische Bundesamt hatte ursprünglich gar 680.000 bis 690.000 Geburten für das Gesamtjahr prognostiziert.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen spricht von einem “ungewöhnlichen Einbruch der Geburtenzahlen im letzten Quartal 2008”, den niemand habe vorhersehen können. Der vorläufige Anstieg der Statistik von 2007 bis September 2008 und der anschließende Rückgang zeigten, dass der Mut zu Kindern noch “ein zartes Pflänzchen” sei, sagte die Ministerin. Junge Familien bräuchten gezielte Hilfen wie das Elterngeld, verständnisvolle Arbeitgeber und eine gute Kinderbetreuung. “Hier müssen wir einfach noch besser werden”, sagt von der Leyen.

Das gilt natürlich auch für die Politik: Mit der Neuregelung des Elterngeldes vor fast 3 Jahrenhat Deutschland zwar Anschluss an eine moderne europäische Familienpolitik bekommen. Jetzt kommt es darauf, das Kind in den Mittelpunkt der Förderung zu stellen und das Elterngeldgesetz so zu novellieren, das Väter und Mütter Erwerbs- und Familienarbeit partnerschaftlich aufteilen und insbesondere Väter ihre Ansprüche in Unternehmen umsetzen können, ohne berufliche Nachteile befürchten zu müssen.

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Warum verschmähen städtische Beamte Vaterschaftsurlaub?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. April 2009

Stell dir vor, es sind Ferien und niemand geht hin. Gibt es nicht? In der Züricher Stadtverwaltung schon. Seit über sieben Jahren dürfen männliche Angestellte fünf Tage zu Hause bleiben, wenn ihre Partnerin ein Kind bekommt. Am Mittwoch hat der Gemeinderat diese Zahl sogar verdoppelt. Frisch gewordene Väter haben jetzt das Anrecht auf zwei Wochen bezahlten Urlaub.

Dass sich jetzt Hunderte von neuen Vätern auf die zusätzlichen Frei – Tage stürzen und so ein Loch in die Stadtkasse reißen, wird jedoch nicht passieren. Denn schon der fünftägige Vaterschaftsurlaub wird nicht sonderlich gut genutzt. 2005 haben die städtischen Väter 172 Tage bezogen, 2006 waren es 55 Tage, 2007 sogar nur 48 Tage.

Die Stadt beschäftigt rund 24’000 Angestellte, und die haben etwa 11’000 Kinder, wie das Personalamt aufgrund der Kinderzulagen angibt. Bei einer konservativen Schätzung werden rund 200 städtische Angestellte pro Jahr Vater. Sie hätten zusammen also 1000 Tage Vaterschaftsurlaub einziehen können. Was bedeutet, dass 2007 höchstens jeder 20. Vater sein Recht auf eine Säuglingspause einforderte.

In privaten Unternehmen, die den Vaterschaftsurlaub freiwillig eingeführt haben, liegt die Quote bedeutend höher. Bei der Swiss Re, die das Angebot seit über zehn Jahren intern fördert, werde es «extrem gut genutzt», wie eine Sprecherin sagt, und zwar von gewöhnlichen Angestellten bis ins hohe Kader. Genaue Zahlen fehlen allerdings, weil die zwei Wochen als normale Ferien abgebucht werden. Bei der Migros Zürich, die ihren Angestellten seit Mitte 2004 eine Woche, seit 2007 zwei Wochen Vaterschaftsurlaub anbieten, haben bisher 292 Männer «Baby-blau» gemacht.

Warum verschmähen ausgerechnet die bei der Stadt angestellten Väter ihre Freitage? Weil sie, allen Klischees des gemütlichen Beamten zum Trotz, einem starken Pflichtgefühl folgen? Schlechte Väter sind? Oder sich schlicht nicht trauen? Bei der Stadt ist man ratlos. Umfragen sind bislang nicht gemacht worden.

Beim Personalamt vermutet man, die Quote sei ein «Abbild der Gesellschaft», die den Vaterschaftsurlaub als unnötig betrachte. Die Bereitschaft hänge aber auch vom Milieu ab, sagen Mitarbeiter. Für Kadermitglieder, die sich für unersetzlich hielten, komme eine Baby-Auszeit nicht in Frage. Auch Angestellte mit tieferer Bildung würden sich eher weigern, wegen eines Neugeborenen auf die Arbeit zu verzichten, weil dies nicht ihrem Rollenbild von Mann und Frau entspräche.

«Sicher spielt auch die Betriebskultur mit», vermutet die grüne Gemeinderätin Karin Rykart Sutter, welche die Verlängerung auf zwei Wochen mit einem Antrag angestoßen hatte. Es könne sein, dass sich Väter mit dem Urlaub unbeliebt machten, weil dieser etwas koste und zudem mehr Arbeit für die Mitarbeitenden verursache.

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Die ersten Schritte als Vollzeitvater

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. April 2009

Auch an dieser Stelle habe ich schon über ihn geschrieben: Stefan Rößle, Landrat des Landkreises Donau-Ries. Inzwischen hat er die ersten vier Wochen seiner Elternzeit hinter sich und zieht in der Süddeutschen Bilanz: Alle Väter sollten Elternzeit nehmen

‚Seit vier Wochen steht er nicht mehr am Rednerpult, sondern am Wickeltisch, blättert er durch Kinderbücher statt durch Schriftsätze. Doch Rößle betont: “Ich hatte die Hoffnung, dass es erholsamer ist.” Teilweise sei das Leben als Hausmann schwerer als der Beruf, sagt der Vater von fünf Kindern lächelnd: “Wenn ich im Amt was sage, wird das auch gemacht.” Zu Hause gelte das nicht immer.

Darüber hinaus hat Rößle nicht nur praktische Tätigkeiten wie kochen, waschen und bügeln dazugelernt, sondern auch neue Einsichten gewonnen: “Im Amt arbeitet man in Projekten und sieht am Ende, was man geschaffen hat”, berichtet er. “Im Haushalt dagegen hat man den ganzen Tag zu tun und fragt sich am Abend, was habe ich eigentlich gemacht?” Damit habe er anfangs ein Motivationsproblem gehabt: “Kaum bist du mit Wäsche und Geschirr fertig, kommt schon wieder was dazu.” …

Doch es gibt auch Kritik. Ein gewählter Volksvertreter könne nicht einfach eine Auszeit nehmen, heißt es. Oder: Die Elternzeit für Väter sei vorrangig für Familien gedacht, in denen auch die Frau arbeiten müsse oder wolle. Rößle ficht das nicht an: “Ich habe zuvor alle wichtigen Sachen erledigt und werde im Amt bestens vertreten.”

Rößle beharrt auf seiner Entscheidung für die Familie – und hat mit ihr ein Kunststück vollbracht, für das ihn manche hyperaktive Kollegen beneiden werden: Mit seinem Rückzug hat er bundesweit eine Medienpräsenz erreicht, wie seit Gabriele Pauli kein bayerisches Landkreis-Oberhaupt mehr.

“Ich bin heilfroh, dass ich es durchgezogen habe, und kann nur allen Vätern raten, es auch zu machen.” Und auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt!

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Making our world a more dad-friendly place

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. März 2009

Unsere Welt zu einem Platz für Väter machen, keinen geringeren Anspruch verfolgt die Kampagne ‘Think Fathers’. Denn manchmal vergessen wir, wie wichtig Väter für den bestmöglichen Start von Kindern ins Leben sind.

Die Kampagne des Ministeriums für Kinder, Schulen und Familien (Department for Children, Schools and Families DCSF) möchte zu öffentlichen Dienstleistungen, die Vätern nutzen ermutigen. It brings together representatives of government, employers, and all those working with parents and children, to celebrate the important role of dads in family life, and try to overcome some of the challenges they face.

We know from talking to fathers and mothers, from all backgrounds and circumstances, that health services, schools, and businesses could better support dads, and make it easier for them to be involved in their child’s life.

Die Stimme der Väter soll verstärkt und die öffentliche Haltung gegenüber Vätern verbessert werden. Dazu soll in den Medien eine breit angelegte Debatt über Vaterschaft geführt werden.

Our goal is to drive discussion around fatherhood in the twenty first century, highlighting the importance of dads in children’s lives and the need for services to facilitate and empower fathers to take more active roles.

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