32 Stunden sind genug
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 10. Januar 2013
Im Interview mit der Zeitschrift Brigitte äußert sich die Soziologin Jutta Allmendinger zu gewünschten und erwünschten Arbeitszeiten. Ihre These 32 Stunden für Väter und Mütter sind genug:
‚… BRIGITTE: Wer wird sich denn da schwerer tun? Die Frauen, die erhöhen, oder die Männer, die reduzieren sollen?
Jutta Allmendinger: Wir wissen: Frauen, die einen Job haben, in dem sie sich entwickeln können, sind viel zufriedener und glücklicher – auch mit ihren Kindern. Und die Kinder zufriedener Mütter sind auch glücklich. Viele Männer wünschen sich ihrerseits eine kürzere Vollzeit und weniger Überstunden. Auch Erfahrungen aus Skandinavien stimmen optimistisch. Insofern glaube ich, dass viele Väter diese Veränderung mittragen würden.
BRIGITTE: Wie haben denn Länder wie Schweden oder Dänemark diesen gesellschaftlichen Umbruch geschafft?
Jutta Allmendinger: Diese Länder haben eine andere Kultur und andere Sozialstaatsmodelle. Unser Sozialsystem, so, wie es von Bismarck eingeführt worden ist, hat von vornherein auf Familien gesetzt, die in sich ungleich sind. In den skandinavischen Ländern gab es das Einverdienermodell, in dem die Frau und die ganze Familie vom Einkommen des Mannes mitversorgt wird, so nie. Man kennt dort keinen Begriff wie Rabenmütter, kein Ehegatten- Splitting, sondern setzt auf individuelle Besteuerung. Und dieser Ansatz ist geschlechteroffen.
BRIGITTE: Wo könnten wir denn in Deutschland ansetzen – abgesehen von der Abschaffung des Ehegatten-Splittings?
Jutta Allmendinger: Wir müssen unsere Arbeitskultur ändern. Solange wir sagen, eure Chancen steigen, je mehr ihr arbeitet, je länger ihr anwesend seid, je mehr ihr produziert, kann dieses neue Gesellschaftsmodell nicht funktionieren. Wir müssen uns auf gesunde Grenzen verständigen und sollten nicht mehr den maximalen Umsatz mit Boni belobigen. …
BRIGITTE: Viele befürchten ja einen Karriereknick, wenn sie Elternzeit nehmen – Männer begründen damit oft, warum sie sich nicht mehr an der Kinderbetreuung beteiligen.
Jutta Allmendinger: Genau das darf nicht sein. Die neue Arbeitskultur muss auch Männern vermitteln: Es ist okay, wenn ihr euch um eure Kinder kümmert, ihr könnt dennoch Karriere machen. Ob ihr ein Sabbatical nehmt, einen langen Auslandsaufenthalt oder bei eurem Kind seid – alles wird gleichermaßen gewürdigt.
BRIGITTE: Wie reagieren die männlichen Mitarbeiter in Ihrem Haus?
Jutta Allmendinger: Ich habe mittlerweile keinen einzigen jungen Vater mehr am Institut, der keine Elternzeit genommen hat. …‘
BRIGITTE: Wie geht es weiter in Deutschland – sagen wir in fünf Jahren -, wie viel Prozent der Frauen werden 2018 mindestens 32 Stunden pro Woche arbeiten?
Jutta Allmendinger: Exakt kann ich das nicht prognostizieren. Aber ich hoffe, dass sich das Arbeitsvolumen von Frauen erhöht und dass es leichter wird, mal weniger und mal mehr Stunden zu arbeiten.
Freitag 11. Januar 2013 um 08:44
Wenn auch die Arbeitgeber verstehen, daß es mehr auf die Effizienz eines Mitarbeiters ankommt, als auf die im Büro verbrachten Stunden und diese Effizienz bei zufiedenen Vätern höher sein kann, wäre es kein Problem.
Sonntag 13. Januar 2013 um 08:35
Familie und Arbeit können nur zusammen gedacht werden. Daraus ergeben sich Herausforderungen. Wirtschaft, Staat und Gesellschaft müssen hier verstärkt an einem Strang ziehen. Ich habe hierzu auch etwas: http://www.nirakblog.wordpress.com.