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lebe deinen Traum!

Hurra, Papa arbeitet!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 22. Februar 2011

In der Bundesrepublik Deutschland gab es in der Gründerzeit einen breiten familienpolitischen Konsens. Von 1945 an … war sich die riesige Mehrheit einig: Die Familie und sonst keine soziale Institution ist die Keimzelle der Gesellschaft, und sie verdient den absoluten Schutz vor Eingriffen von außen. Die ideale Familie, auch das war unstrittig, besteht aus einem verheirateten Paar mit ein oder zwei, maximal auch drei Kindern. …

Bedenkt man diese historische Ausgangssituation, dann lässt ein Ergebnis der im vergangenen Jahr vorgelegten Kinderstudie 2010 aufhorchen. … Die Studie zeigt: Immer mehr Eltern sind berufstätig, darunter immer mehr Mütter, unabhängig fast vom Alter ihrer Kinder. Zum ersten Mal in einer repräsentativen Untersuchung dokumentiert diese Studie, dass die alte traditionelle Familienwelt in Deutschland der Vergangenheit angehört.

Zum ersten Mal nämlich stellt sich heraus: Seit 2010 lebt die Mehrheit der Kinder in Deutschland mit Müttern und Vätern oder auch nur einem Elternteil zusammen, die einer Berufstätigkeit nachgehen. Die als Familienideal geförderte Ehepaarfamilie, in der der Vater erwerbstätig ist, die Mutter aber nicht, ist zu einem Minderheitsmodell geworden.

… Und ganz offensichtlich sind alle Beteiligten damit zufrieden! Die Kinderstudie 2010 jedenfalls macht deutlich, die Kinder selbst finden es völlig in Ordnung, wenn Mutter und Vater arbeiten gehen. Sie sind mit der zeitlich eingeschränkten Zuwendung ihrer Eltern unter der Bedingung zufrieden, dass diese zuverlässig und sicher ist. Am wichtigsten ist ihnen, Eltern zu haben, die sich in ihrer Rolle wohl fühlen und die gleichzeitig auch außerhalb der Familie etwas zu sagen haben. Auch wissen die Kinder genau, wie wichtig die Berufstätigkeit für die finanzielle Lage des Haushaltes ist, und sie fürchten nichts mehr als Arbeitslosigkeit und damit verbundene Armut.

In den Augen der Kinder spiegeln sich damit die wichtigsten Motive, die wohl auch ihre Eltern antreiben, um das traditionelle deutsche Familienmuster des erwerbstätigen Vaters und der haushaltenden Mutter zu überwinden. Erstens das Motiv der gesellschaftlichen Teilhabe beider Eltern, verbunden mit einer Überwindung normierter Geschlechtsrollen, also »Emanzipation«. Zweitens die Stabilisierung der familiären Finanzen, also »ökonomische Sicherung«. Diese beiden Motive sind seit Jahrzehnten die beharrlichen Triebkräfte, die Deutschlands Familien in die Neuzeit schieben.

Der Wandel hat sich schleichend abgespielt. Die politischen Weichenstellungen … – Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, Aufbau von Ganztagsschulen, Elterngeld, um nur die spektakulärsten zu nennen – waren nicht die Ursache für diese Entwicklung, sie haben ihr nur den Weg gebahnt. Die familienpolitischen Reformen haben einige der Hindernisse weggeräumt, die Eltern bisher vorfanden, wenn sie beide berufstätig sein wollten. Das Interessante ist aber, ganz viele dieser Hindernisse aus der Gründerzeit, wie etwa das Ehegattensplitting, sind bis heute bestehen geblieben, und dennoch hat sich der Wandel vollzogen. …

Die Kinder machen solche Entwicklungen mit. Sie sind es nicht, die ihre Eltern daran hindern, sich auf die aktuellen Lebensbedingungen in Wirtschaft und Sozialwelt einzustellen. Eher ist es ein immer noch arg verkrampfter Staat, der es nicht vollbringt, seine Finanz-, Steuer-, Familien- und Erwerbstätigkeitspolitik so umzustellen, dass sie in der Neuzeit ankommt.

Quelle

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