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Archiv für Dezember, 2009

Mehr Geld soll Österreichs Väter in Karenz locken

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. Dezember 2009

Die Wiener Familien-Staatssekretärin Christine Marek (VP) ist zuversichtlich: Mittelfristig sei es ‚sehr realistisch’, dass 20 % der Väter in Karenz gehen, sagte sie am Montag. Die Steigerung wäre enorm, denn derzeit sind es gerade einmal 4 %.

Möglich machen soll diesen Anstieg vor allem eine Neuerung: das einkommensabhängige Kindergeld mit 80% des Letztverdienstes (höchstens 2000 Euro) – beziehbar auch rückwirkend für Geburten ab dem 1. Oktober 2009. Insgesamt gibt es jetzt fünf Varianten mit flexiblen Zuverdienstgrenzen. Damit Väter und Mütter den Überblick behalten, gibt es einen Online-Vergleichsrechner.

Der neue ‚Kindergeld – Rechner’ ist ein schneller, sehr effizienter Weg, um festzustellen, wie viel man monatlich dazuverdienen darf. Er ist sehr benutzerfreundlich. Es bedarf weniger Daten (wie z.B. das Jahresgehalt), und nach fünf Minuten ist klar, wie viel monatlich erwartet werden darf – vorausgesetzt, es gibt nur Einkünfte einer Art (etwa nur unselbständig oder nur selbständig).

Bei Mischformen wirft der Rechner nur die Jahres – Zuverdienstgrenze aus, bei der monatlichen Berechnung scheint er überfordert zu sein. Außerdem fragt er bei selbständigen Tätigkeiten und solchen aus Land- und Forstwirtschaft oder Gewerbe nach den vorgeschriebenen SV-Beiträgen.

Was der Rechner nicht verrät, ist die Tatsache, dass sich gegenüber 2008 Entscheidendes verändert hat: Wer die Zuverdienstgrenze in einem Monat überschreitet, muss nur mehr für diesen besagten Monat Karenzgeld zurückzahlen – nicht mehr, wie 2008, für das gesamte Jahr.

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Keine Vater Morgana

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. Dezember 2009

‚Der moderne Papa nimmt Elternzeit, wickelt, kocht Brei und redet gern darüber wie Cem Özdemir. Aber nach ein paar Wochen ist er wieder verschwunden’, schreibt Jana Hensel in ihrer persönlichen Bilanz zum Jahresende ‚Vater Morgana‘ in der Zeit. Diese fällt meines Erachtens auch deshalb so negativ aus, weil dem Elterngeld das Potenzial zur Lösung aller offenen Fragen in Sachen Rollenaufteilung zugeschrieben werden, die Rahmenbedingungen weitgehend ausgeblendet und der individuelle Vater für die Väter an sich in Haftung genommen wird.

So heißt es unter anderem: ‚Über die Von-der-Leyen-Väter ist in den drei Jahren nach der Einführung des Elterngeldes am 1. Januar 2007 viel Gutes geschrieben worden. Väter, die nach der Geburt eine Auszeit nahmen und zu Hause blieben, waren die Stars der letzten Saison. Was aber ist aus ihnen geworden?

Die Fakten sind ernüchternd. … Die Elternzeit – Utopie ist abgestürzt wie eine Aktie, die an der Börse zu hoch gehandelt wurde. Die ehemalige Familienministerin und jetzige Arbeitsministerin Ursula von der Leyen hat sich verspekuliert.’

Wenn ich im Bild bleibe, hat sich nicht die Emittentin der Aktie Elterngeld, sondern diejenigen, die allein auf diese Karte setzen geirrt. Hensel weiter

‚Denn nach der Elternzeit kehren die neuen Väter an ihre Arbeitsplätze zurück, als sei nichts gewesen. Für sie gilt: Nach der Elternzeit ist vor der Elternzeit. … Das Leben der Mütter unterdessen wurde binnen eines Jahres auf den Kopf gestellt. Während 55 Prozent von ihnen vor dem ersten Kind in Vollzeit beschäftigt waren, rutscht die Quote danach in den Keller. Nur 14 Prozent kehren in die Vollbeschäftigung zurück; nach zwei Kindern sind es nur noch 6 Prozent.’

Das was hier als Konsequenz bei den Müttern beschrieben wird, könnte ich genauso als Begründung für das Verhalten der Väter betrachten. Nur in einer Partnerschaft, wo auf Augenhöhe über das berufliche Engagement nach der Geburt des ersten und aller weiteren Kinder gesprochen wird und auch die Frau bereit ist nach kurzer Elternzeit in Vollzeit wieder arbeiten zu gehen, kann Mann und Vater ein ‚Risiko’ eingehen.

Ansonsten bleibt die Situation in der Tat so anachronistisch wie zuvor. ‚Papa bringt das Geld nach Hause und macht Karriere. Mama verdient dazu und kümmert sich um den Nachwuchs.’ An diesem Zustand kann nicht das neue Elterngeld sondern nur das tatsächliche Verhalten in der Partnerschaft etwas ändern.

Und zwar nicht nur symbolisch sondern real. Väter haben längst begriffen und zunehmend auch erfahren, dass Kindererziehung Spaß macht.

Die Realität ist aber auch, dass heute ein Einkommen für eine Familie mit Kindern in der Regel nicht ausreicht und die bestmögliche Lösung, kurze Vollzeit für beide, Mütter und Väter, mit den entsprechenden betrieblichen Regelungen zeitlich und räumlich flexibler Arbeitszeiten kaum existieren.

Stattdessen wird, insbesondere bei verantwortlichen Tätigkeiten und Führungsaufgaben in Unternehmen immer noch am Vollzeit Anwesenheitsdogma festgehalten Weiterlesen »

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Tübingens OB Palmer will in Elternzeit gehen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 28. Dezember 2009

Titelt der Reutlinger Generalanzeiger, und der ist näher dran am Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer als die Welt, die zu seinem Vorhaben, im kommenden Jahr in die Elternzeit zu gehen geschrieben hatte ‚ Joschkas Enkel müssen in Elternzeit’.

Als Politiker weiter voll berufstätig? Franziska Brantner und Boris Palmer wollen jeweils für zwei Monate die Elternzeit-Regelung nutzen, dann aber wieder in den Job einsteigen. Unser Bild zeigt die beiden im Herbst, nach Palmers Teilnahme beim Stadtlauf.

Foto Markus Niethammer

‚ … In nicht öffentlicher Sitzung hat der Rathaus-Chef den Gemeinderäten vor wenigen Tagen angekündigt, dass er im Herbst Pause macht, auch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung wissen Bescheid. Im Juni und Juli, so die Verabredung, geht die Mutter in Elternzeit, im August macht die kleine Familie Urlaub, im September und Oktober verzichtet Palmer auf sein OB-Gehalt, bekommt dafür den gesetzlichen Höchstbetrag von 1 800 Euro monatlich und passt in Vollzeit auf den Nachwuchs auf. Danach wollen die Eltern die Kinder-Krippe im Europarat in Anspruch nehmen und wie zuvor weiter voll berufstätig sein. Allerdings, sagt der OB, werde er als Vater nicht mehr wie bisher »allzeit verfügbar« sein und wirklich jeden Termin selber wahrnehmen.

Palmer stellt klar: »Es gibt einen Rechtsanspruch auf Elternzeit.« Wer den Antrag formal genehmigen muss – Regierungspräsidium oder Gemeinderat – konnte bisher noch niemand sagen: Dafür ist der Fall zu einmalig. Vertreter für die Dauer seiner Abwesenheit im Tübinger Rathaus ist Finanz-Bürgermeister Michael Lucke.

Das junge Paar weiß, dass Spitzenkräfte in der Regel glauben, unentbehrlich zu sein. Doch beide sind anderer Ansicht und lassen durchblicken: Man kann nicht politisch für die Elternzeit eintreten und dann kneifen, wenn es akut wird. Palmer ist überzeugt: »Ein guter OB kann auch zwei Monate weg sein. Nur ein Schlechter muss jeden Tag hinterherkehren.«

Im Grunde schaffe die zweimonatige Auszeit auch keine andere Situation als eine längere Erkrankung eines Amts-Inhabers, betont der 37-Jährige. Außerdem, findet Brantner, gebe es ja inzwischen einige positive Beispiele von Firmenchefs, die ebenfalls eine Familienpause eingelegt haben.

Die Reaktionen auf die Neuigkeit sind sehr unterschiedlich, hat Brantner beobachtet. »Die Deutschen fragen meist, ‚wie willst du das schaffen?’ In anderen Ländern ist das viel akzeptierter.« Vor allem die französischen Kolleginnen finden offenbar, dass das Vorhaben der beiden Grünen-Politiker gar nichts Besonderes ist. …’

Ganz anders sehen das die LeserInnen der Welt. Auf die Frage: Sollten Politiker in Vaterschaftsurlaub gehen? antworteten nur 41% Ja, denn sie sollten genauso für ihre Kinder da sein wie andere Väter auch. Dagegen äußern 59% nein, wer in ein Amt gewählt wurde, darf es nicht im Stich lassen. Von Frauen im Amt wird es gar nicht gesprochen.

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Arbeitgeber gegen Vater in Elternzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 27. Dezember 2009

Susanne Amann beschreibt in Ihrem Beitrag in Spiegel Online ‚ Arbeitgeber gegen Elternzeit – Kind da, Job weg’ die Erlebnisse eines Vaters, der hoch qualifiziert und flexibel gearbeitet hat, dem dann aber der Wunsch nach Elternzeit und einer anschließenden  Reduzierung der Wochenarbeitszeit zum ‚Verhängnis’ wurde. Hier wird meines Erachtens mal wieder die Spitze eines Eisbergs sichtbar, der Väter, insbesondere solche mit Führungsverantwortung, daran hindert, als Vorbilder für Ihre Mitarbeiter und Kollegen neue Rollenmodelle vorzuleben.

Offenbar hat Schneider (der Name ist geändert) etwas getan, was in allen politischen Sonntagsreden zwar gefordert, für ihn selbst schlicht selbstverständlich, aber in den betrieblichen Realitäten noch lange nicht die Unternehmenskulturen prägt:
Als Vater wollte er sich um seine drei Kinder kümmern und deshalb ’nur‘ 30 Stunden dem Arbeitgeber zur Verfügung stehen.  Ob hier wohl mal wieder Anwesenheit mit beruflicher Leistung verwchselt wird?

‚Das macht Schneider nicht nur, weil seine Frau Unternehmensberaterin ist und gleichberechtigt arbeiten will. Sondern auch, weil er es für richtig hält, dass Kinder einen Vater haben, der ansprechbar, greifbar und im Notfall auch da ist.

Genau das sagte Schneider nach eigener Aussage auch seinem Chef, als dieser ihn im Jahr 2005 über einen Headhunter anspricht und für seinen Btrieb gewinnen will. In dem Vertrag, auf den man sich schließlich einigt, wird als Dienstsitz laut Schneider deshalb Weilrod eingetragen, ein kleiner Ort im Herzen des Taunus. Hier wohnt Schneider und von hier aus sollte er  Vollzeit arbeiten. …

Das funktioniert hervorragend – bis Schneider und seine Frau im Jahr 2007 ihr drittes Kind erwarten. „Wir haben uns damals relativ schnell darauf verständigt, beide Elternzeit zu nehmen und unsere Arbeitszeit auf 30 Stunden zu reduzieren“, erzählt Schneider.

Doch was der Familie selbstverständlich erscheint und vom Gesetzgeber ausdrücklich erlaubt, ja sogar mit viel Geld gefördert wird, stößt bei Schneiders Arbeitgeber auf wenig Gegenliebe … und entwickelt sich über die Monate zur persönlichen Katastrophe: Erst verweigert das Unternehmen Schneider die ihm zustehende Elternzeit, dann wird er auf ein anderes Projekt versetzt.

Er, der seit Jahren selbstbestimmt und mit Homeoffice für die Firma tätig ist, muss plötzlich stundengenaue Tätigkeitsnachweise erstellen. Für das Jahr 2007 gibt es erstmals keinen Bonus mehr – stattdessen treffen sich Schneider und sein Arbeitgeber im Dezember 2007 vor Gericht, das den Anspruch auf Elternzeit bestätigt.

Doch da ist das Verhältnis zwischen Schneider und seinem Arbeitgeber längst gestört,  man bietet ihm noch die Versetzung an den Stammsitz drei Stunden entfernt an. Es folgen Kündigungsdrohungen, Stopp der Gehaltszahlungen, man trifft sich erneut vor Gericht, schließlich kommt es zur Kündigung. …’

Und die Konsequenzen? Weiterlesen »

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Früher war (alles) fast nichts besser

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Dezember 2009

… da haben sich Mütter mehr um ihre Kinder gekümmert, Ehen hielten länger, und die Oma erzog die Kinder mit, weil sie ja im selben Haus wohnte. War das wirklich so? Die Januar Ausgabe von ZEIT Wissen beschäftigt sich mit dem Thema ‚Familie’ und prüft den Wahrheitsgehalt verschiedener Annahmen über die ‚gute alte Zeit’:

© Helmut Keller/Keystone/Getty Images

‚Familie: Das sind Vater, Mutter und Kind.

Stimmt nicht. Die Familie gab es nie, denn je nach kulturellem Umfeld setzten sich Familien in verschiedenen Epochen ganz anders zusammen. Bei einigen nordamerikanischen Indianern etwa wohnten verheiratete Frauen und Kinder im Haushalt der Mutter. Dass Familien im Kern aus einem Paar bestehen, ist ebenfalls kein universelles Muster: Bis in die Gegenwart gibt es in vielen Gesellschaften Polygamie. …

Früher hatten die Menschen mehr Kinder.

Stimmt nicht. In Nordwesteuropa sorgte das relativ hohe Heiratsalter für eine natürliche Geburtenkontrolle. Die war auch nötig, denn Kinder mussten versorgt werden: Mädchen brauchten eine Mitgift, Jungen ein Erbe. So gab es von der Antike bis ins 19. Jahrhundert hinein verschiedene Formen der »nachgeburtlichen Geburtenkontrolle«: Kinder wurden ausgesetzt oder absichtlich vernachlässigt. Aus diesem Grund hatten uneheliche Kinder weniger Überlebenschancen, ebenso wie Spätgeborene in kinderreichen Familien. …

Früher waren Mütter mehr für ihre Kinder da.

Stimmt nicht. In Rom und Griechenland waren häufig Sklaven und Ammen die Bezugspersonen der Kinder. Vor allem in den Oberschichten stillte die Amme die Babys. Auch im Mittelalter und in der frühen Neuzeit vertraute man häufig auf sie. Erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts propagierten Mediziner, dass Mütter ihre Kinder selbst stillen sollten. Vor allem in der Unterschicht blieben Ammen jedoch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Dienst: Die Frauen gaben ihre Kinder bei ihnen in Pflege, damit sie arbeiten gehen konnten.

Neben diesem Artikel gibt es noch folgende Beiträge:

Die Macht der Familie

Dem Einfluss seiner Familie kann sich niemand entziehen. Geschwister und Eltern prägen unsere Wertvorstellungen, unser Rollenverständnis und die Art und Weise, wie wir anderen Menschen begegnen. Von unseren nächsten Angehörigen übernehmen wir oft mehr, als uns lieb ist. Die Ehe der Eltern hat sogar einen Einfluss auf das eigene Beziehungsglück. Wie können wir trotzdem unseren eigenen Weg gehen?

‚Familie und Kinder sind keine rein emotionale Sache’

Der Soziologe Johannes Huinink erklärt, wieso sich Rollenmuster nur langsam ändern

Die entscheidenden Momente

Manche Situationen prägen das Leben einer Familie grundlegend. Wann drohen Krisen? Eine Übersicht in acht Schritten

Quelle

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Väter von Heute

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. Dezember 2009

… eigentlich gibt es ja hier keine Werbung, aber für das Väterzentrum in Berlin mache ich gerne eine Ausnahme ;-).

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Baby – Betreuung im Bundestag

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. Dezember 2009

Monika Dunkel berichtet heute in der Financial Times Deutschland (FTD) über die ‚Baby Revolution im Bundestag. Begonnen hat die leise Revolution am 27. Oktober, als der 17. Deutsche Bundestag erstmals zusammentrat.

Von den hinteren Bänke des Berliner Reichstags ist ‚ein leises Glucksen ist dort zu hören. Gerade hat die erstmals ins Parlament eingezogene FDP-Abgeordnete Judith Skudelny Platz genommen. An der Brust ihre vier Monate alte Tochter. Das gab es noch nie, das Hohe Haus ist eigentlich babyfreie Zone. Selbst die Grünen, bekannt für unkonventionell-progressives Verhalten, hatten sich bisher nicht mit ihrer Brut reingetraut.

Die Saaldiener verweigerten der 34-jährigen Skudelny zwar zunächst den Zutritt. Doch dann tauchte Guido Westerwelle auf, der Mann, unter dessen Führung für die Liberalen beinahe alles möglich scheint … auch der Einlass für das erste Parlamentsbaby.

Seither sorgen grüne und gelbe Zwerge für Wirbel im Parlament. Zum Entsetzen der Saaldiener tragen immer mehr stolze Mütter und Väter ihre Säuglinge in den Plenarsaal.

In der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestags findet der Umgang mit dem Nachwuchs keine Erwähnung, der Fall ist schlicht nicht vorgesehen. Vom Stillen und Wickeln ganz zu schweigen. Schon grummeln die ersten Herren und auch manche Dame. Was bei Parteitagen der Grünen ja angehen mag, dürfe doch wohl nicht zur Gewohnheit in dem Hohen Hause werden. Man stelle sich bloß das Gequake und Gebrabbel vor.

Das gibt es in Parlamenten zwar auch ohne Kinder zur Genüge. Doch muss jeder Zwischenruf protokollarisch fein säuberlich erfasst werden. Also schritt Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckhardt ein: Die Grünen-Abgeordnete schrieb jüngst alle Abgeordneten mit Kindern unter einem Jahr an und lud vergangene Woche zum „Babygipfel“. Dieser beratschlagte mit den betroffenen Müttern und Vätern, acht an der Zahl, was zu tun sei.

Das Ergebnis: In Notsituationen dürfen die Eltern die Babys mitbringen. „Wir haben die Babyfrage im Präsidium ganz pragmatisch beschlossen, ohne Änderung der Geschäftsordnung. Es geht uns nicht um eine proklamatorische, sondern ganz praktische Unterstützung der Mütter und Väter“, sagte Göring-Eckhardt. Im Präsidium waren sich alle einig, auch der Ältestenrat nickte jetzt die Regeln für die Jüngsten ab. …’

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Samstags gehört Vater mir (nicht mehr)

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Dezember 2009

Für eine wachsende Zahl von Arbeitnehmern ist der Samstag kein Familientag mehr. Gut 45 % der abhängig Beschäftigten arbeiten samstags zumindest hin und wieder wie an ganz normalen Arbeitstagen, zeigt eine aktuelle Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung. Das sind knapp 14,8 Millionen Menschen. Im Jahr 1991 waren erst rund 11 Millionen Arbeitnehmer,  knapp 33 % der Beschäftigten, von Samstagsarbeit betroffen.

Die Rückkehr zur Samstagsarbeit bedeute kein Zurück zur Sechs-Tage-Woche der 1950er-Jahre, erläutert WSI-Arbeitsmarktexperte Dr. Alexander Herzog-Stein. Fünf Arbeitstage pro Woche sind heute die Regel – aber die freien Tage fallen nicht mehr automatisch aufs Wochenende.

Damit „verliert das lange Wochenende als gesellschaftliche Zeitinstitution an Bedeutung“, so Herzog-Stein. Familien- und übriges Sozialleben zu organisieren, falle vielen Beschäftigten immer schwerer – zumal sich „im Kielwasser der Samstagsarbeit auch die Sonntagsarbeit ausbreitet“.

So arbeiteten 2008 rund 26 % der Beschäftigten zumindest gelegentlich am Sonntag. 1991 waren es gut 17 %. Auch andere Formen atypischer Arbeitszeiten wie Nachtarbeit oder Tätigkeit in Wechselschicht haben seit Anfang der 1990er Jahre zugenommen.

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Väter haften für volljährige Söhne und Töchter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Dezember 2009

Das selbst in Juristenkreisen als abwegig bezeichnete Urteil zur »Störerhaftung« beim Familien-PC verlangt von Eltern auch nach der Volljährigkeit des Kindes Überwachungs- und Erziehungsmaßnahmen.

Papa haftet immer. Das jetzt erst im vollen Wortlaut veröffentlichte Urteil von Ende Mai zur Haftung bei der Familiennutzung eines Internetzugangs dürfte beträchtliches Kopfschütteln verursachen.

Das Landgericht Düsseldorf hat nach mehreren Einsprüchen nochmals dem Vater einer erwachsenen Frau, die Online-Urheberrechtsverletzungen beging, eine Pflicht zu »Sicherungs- und/oder Erziehungsmaßnahmen« verordnet. Väter, die ihre PCs also nicht vor Kindern wegsperren können, müssen für das Filesharing auch erwachsener Familienmitglieder geradestehen. Dies meint zumindest die 12. Zivilkammer des Landgerichts Düsseldorf.

Der Beschuldigte erklärte zwar, man könne doch nicht erwarten, eine rechtlich mündige Tochter permanent zu überwachen. Doch das Gericht machte klar, dass schon die Bereitstellung des Rechners eine Mitstörerhaftung begründe.

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‚Männer sollten sich als Väter outen’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. Dezember 2009

Patrick Ehnis, Autor des Buches „Väter und Erziehungszeiten – Politische, kulturelle und subjektive Bedingungen für mehr Engagement in der Familie“. Äußert sich im Interview mit Kendra Eckhorst für die aktuelle Sonntaz über Konsequenzen aus den Ergebnissen seiner Studie:

‚… Ihrer Untersuchung zufolge endet eine gleichberechtigte Arbeitsteilung mit der Geburt des Kindes. Warum?

Vielfach geschieht dies gegen den Willen der Paare, da es weder eine gesellschaftliche Organisation von Arbeit noch von Kindererziehung gibt, die Eltern eine Vollzeitstelle ermöglicht. Hier treten dann geschlechtsspezifische Benachteiligungen zutage, wie die schlechtere Bezahlung von Frauen und der für sie notwendigen Elternzeit, die für Väter freiwillig bleibt.

Erleben Männer die Elternzeit als Statusverlust?

Zum Teil. Einerseits beschreiben sie die Zeit mit dem Kind als intensive und wertvolle Erfahrung. Andererseits empfinden sie die Haushaltsarbeit als wertlos und körperlich anstrengend. Zudem müssen sie ihre Kompetenz stärker unter Beweis stellen, ähnlich wie es Frauen in Führungspositionen beschreiben. Auch fehlt den Männern die Anerkennung über Geld.

Ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein Thema für Männer?

Es wird ein Thema werden. Auch für traditionell eingestellte Väter. Hohe Arbeitsanforderungen beißen sich mit dem Wunsch, das Kind zu erleben. Die Zahl der Frauen, die ihren Männern den Rücken freihalten, wird abnehmen. Eine Diskussion über Vereinbarkeit von Beruf und Familie sollte nicht nur die Erwerbsquote von Frauen thematisieren, sondern auch die Perspektiven von Vätern – und damit eine gleichberechtigte Arbeitsteilung.

Wie können Elternzeit und befristete oder prekäre Jobs vereinbart werden?

Prekäre und flexibilisierte Arbeitsverhältnisse bieten generell keine langfristigen Perspektiven und so auch nicht für Elternzeiten. Die befristeten Jobs könnten um die Elternzeit verlängert werden, so dass nicht die Frauen arbeitslos werden. Väter machen überwiegend Elternzeit, wenn sie eine gesicherte Position haben, die weder ganz unten noch ganz oben ist. …’

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