Väter sind einfach unersetzlich
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 17. November 2009
Im papaextra Interview erklärt Tobias Bücklein wie er dazu gekommen ist, das Thema Mann-Sein und Vater-Haben auf musikalisch-kabarettistische Weise abzuarbeiten, warum es für Väter elementar ist, sich mit anderen Männern auszutauschen und was sich in der Gesellschaft ändern muss, damit Vater werden an Attraktivität gewinnt.
‚papaextra: Was empfinden Sie an der Situation heutiger, junger Väter als besonders schwierig?
T.Bücklein: … Männer mit einem eigenen Kinderwunsch, einem eigenen Rollenverständnis müssen das auch teilweise gegen den Willen ihrer Frau behaupten. Das klingt für manche merkwürdig. Aber eine aktive Vaterrolle bedeutet auch, diese einzufordern, sich nicht ins zweite Glied bzw. den Beruf zurückzuziehen oder dorthin verdammen zu lassen. Partnerschaft und Elternsein auf Augenhöhe verlangt von den Männern Einsatz ohne Applaus und Konfliktbereitschaft in der Beziehung. Nicht eben männliche Primärtugenden.
papaextra: Worin sehen Sie die positive Wirksamkeit des väterlichen Elements für das Kind? Oder anders: Was macht den Vater unersetzlich?
T.Bücklein: … Väterliche Zuwendung scheint einen erheblichen Einfluss auf das seelische Gleichgewicht zu haben. Auch die Kommunikationsfähigkeit und der berufliche Erfolg hängen wohl mit den Vätern zusammen. Außerdem glaube ich, dass Menschen eine einseitige, „symbiotische“ Beziehung nicht gut tut. Väter repräsentieren „das andere“, die andere Möglichkeit, die andere Meinung. Und von einer guten Elternbeziehung kann das Kind erfahren, dass es verschiedene Lösungen für eine Sache geben kann, verschiedene Ansichten und dennoch Liebe.
papaextra: Was müsste sich Ihrer Meinung nach gesellschaftlich ändern, damit das Vatersein wieder attraktiver wird?
T.Bücklein: Es wird immer noch behauptet, Männer könnten Beruf und Familie besser vereinbaren als Frauen. Das ist Quatsch. Sie vereinbaren eben gar nicht, sondern machen entweder beides mehr recht als schlecht oder entscheiden sich für den Beruf. Manchmal entscheiden sie nicht mal, sondern werden in den Beruf „abgeschoben“. Das Vereinbarungsthema muss also viel mehr als bisher auch aus Männersicht gedacht werden.
Und ich denke, es fehlt immer noch der gesellschaftliche Konsens, dass für Kinder beide Eltern gleich wichtig sind – auch wenn sie unterschiedliche Rollen spielen. Männer müssen ihren eigenen Kinderwunsch ernster nehmen. Vaterschaft darf außerdem nicht mit der Angst verbunden sein, beim Scheitern der Beziehung diese Rolle zu verlieren.
papaextra: Wie wichtig ist der Austausch von Männern/Vätern untereinander?
T.Bücklein: Ich halte ihn für elementar. Männer sollten sich regelmäßig mit Freunden und anderen Männern austauschen. Dafür gibt es keinen Ersatz. Ob das in der „Männergruppe“ geschieht oder einfach beim Bier oder Fußball, kann nur jeder Mann selbst beurteilen. Aber der „Lonesome Cowboy“ hat es im Wilden Westen von Beziehung und Vatersein verdammt schwer …
papaextra: Worin sehen Sie den Benefit eines solchen Austausches?
T.Bücklein: Frauen setzen in unserer Gesellschaft inzwischen oft die Standards. Sie bestimmen z.B., was korrektes zwischenmenschliches Verhalten und „richtige“ emotionale Kommunikation ist. Das geht soweit, dass sehr viele Angebote für Männer und Väter von Frauenbeauftragten initiiert werden. Männer reden aber anders. Das sollen sie nicht verlernen und das geht einfach am besten mit anderen Männern. …
papaextra: Zum Abschluss bitte noch etwas Pfiffiges aus Ihrem Programm …
T.Bücklein: „Versuchen Sie nie die Wünsche Ihrer Frau zu erfüllen. Es ist nicht das, was sie will. Und Sie werden bekloppt dabei. Auch ich habe versucht, die Wünsche meiner Frau zu erfüllen – ich wollte es ja besser machen als mein Vater. Dem hat meine Mutter immer vorgeworfen, dass sie seine Unterhosen zusammenlegen musste. Heute beklagt sich meine Frau bei mir darüber, dass ich ihre Unterhosen nicht richtig zusammenlege. Das ist Fortschritt …“