Umdenken
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 12. Oktober 2007
‚Auch Väter haben Kinder’ schreibt Huber Haaser im Personalmagazin.
Aber ‚gerade etablierte Entscheider haben mit aktiven Vätern, die hohe Kinderbetreuungspriorität und Karriere unter einen Hut bringen wollen, oft schon deshalb Probleme, weil dieser Ansatz der von ihnen gewählten Lebensweise widerspricht.
Viele der heute am Ruder sitzenden Manager haben sich selbst voll auf ihren Beruf konzentriert, täglich 12 bis 14 Stunden geackert und das Familienleben reduziert. Nicht selten haben sie deshalb für ihre Karriere den Preis einer Scheidung oder privater Entfremdung gezahlt. Wenn solche Entscheider auf junge Karrieristen treffen, die ihre Berufung als Vater nicht nur ideell und finanziell ausfüllen wollen, schalteten sie in der Vergangenheit nicht selten auf stur. Sie versuchten, die Fahnenflüchter mit Kündigungsdrohungen oder deutlich gezeigter Verachtung von Brut- und Pflegeambitionen wieder auf Linie zu bringen. Doch mittlerweile wird es für den konservativen Hardliner schwieriger, Arbeitnehmern Steine in den Weg zu werfen, deren Begeisterung für ihren Nachwuchs sich in Wünschen nach Teilzeit, Erziehungsurlaub oder Jobsharing äußert. …
Denn der Arbeitsmarkt ist leergefegt
Unternehmen sträuben sich immer weniger dagegen, die biologische Tatsache wahrzunehmen, dass Arbeitnehmer Kinder haben. Der Grund ist simpel: Wenn sie die Elternpflichten und -bedürfnisse ihrer Arbeitnehmer nicht zur Kenntnis nehmen, könnte es ein konkurrierender Arbeitgeber tun. Und die Unternehmen schädigen sich nicht wirklich, wenn sie die Arbeitnehmer von der 13-Stunden-Leine lassen. Zunehmend spricht sich die Erkenntnis rum, dass langes Licht Brennenlassen im Büro und die heimliche Konkurrenz ‚ um die längste Arbeitszeit kaum zur Produktivitätssteigerung beitragen.
Betriebliche Veränderungen lassen Familienleben wichtig werden
Gerade in einer Zeit, in der sich Technologie und Unternehmenswirklichkeit rasant verändern, man sich weder auf Gelerntes noch Geleistetes, nicht Status noch Firmenzugehörigkeit berufen oder verlassen kann, gewinnt die Familie als sicherer Lebensmittelpunkt hohen Wert. Um diesen Bereich abzusichern, sind gerade jüngere Männer zunehmend bereit, Einsatz in Form von Familienarbeit zu erbringen. Oft stellen sie dabei fest, dass sie beim Versorgen und Betreuen ihrer Kinder mehr lernen und besser auftanken können, als im Wellnesscenter oder Outdoor. Statt der Eindimensionalität eines Karrieristenlebens lernen sie in einem ausgewogeneren Leben Kreativität, Organisation, Pragmatismus, Empathie, soziale Kompetenz und Zivilcourage – nicht zuletzt auch unschätzbare Führungstugenden. Auch dies sollte Grund genug für Unternehmen sein, der Untervaterung in unserer Gesellschaft, die Söhne wütend und Töchter unsicher macht, nicht länger Vorschub zu leisten.’
Übrigens, der Artikel ist bereits vor sieben Jahren, im November 2000 erschienen.