Paschas, Nestflüchter? – der neue Mann im Spiegel der amtlichen Zeitverwendungsstatistik
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 9. August 2006
von Welt bis Frankfurter Rundschau, vom Handelsblatt bis zu Brigitte, eine Frage beschäftigt sie alle: Ist der neue Mann nun auch statistisch nachweisbar oder gilt das alte Beck Zitat von der verbalen Aufgeschlossenheit und der Verhaltensstarre immer noch?
Soviel vorweg, es gilt ein entschiedenes sowohl als auch und was dem männerfreundlichen Soziologen recht ist, reicht der engagierten Frauenrechtlerin noch lange nicht. Der Politologe Peter Döge vom Berliner Institut für anwendungsorientierte Innovations- und Zukunftsforschung hat die Daten der so genannten Zeitbudget-Analysen des Statistischen Bundesamt analysiert. Danach wenden Männer im Durchschnitt pro Woche knapp eine halbe Stunde mehr für Haushalt und Familie auf als noch vor zehn Jahren, Frauen hingegen rund fünf Stunden weniger.
Auch für die Kinderbetreuung nehmen sich Männer mehr Zeit: Väter verbringen heute durchschnittlich eine Stunde pro Woche mehr mit ihrem Nachwuchs, während sich die Frauen eine Stunde weniger um ihre Kinder kümmerten. Die Zeit für ihre Kinder sparten die Väter aber nicht bei ihrem Beruf ein, sondern in anderen Bereichen.
Brigitte traut der Studie wohl nicht und fragt Ihre LeserInnen selber „Hat ihr Partner Hausmannqualitäten??“ Die Antworten sind online zu hören und zu sehen. In dem ‚Trendcheck‘ äußern aber immerhin 31% der LeserInnen, dass ihr Partner vollkommen selbständig wäscht putzt und bügelt.
Das reicht Karin Deckenbach offensichtlich nicht. In Ihrem Beitrag in der Frankfurter Rundschau titelt sie „Wir haben die spießigsten Männer“ und fodert dazu auf, die Männer zu ihrem Glück zu zwingen. „Zwang üben wir heute auf Frauen aus. Solange wir Fürsorge als weiblich und freiwillig definieren, stecken wir in einer Falle. Also müssen wir nun die Männer zwingen, fürsorglich zu sein. Solange wir die Männerrolle nicht umdefinieren, werden wir das Dilemma nicht lösen.“
Fragt sich nur, wer dazu die Definitionsmacht hat und welche Umerziehungsmethoden statthaft sind und welche nicht.
Donnerstag 10. August 2006 um 09:50
Immerhin: nach zehn Jahren sind erste Ergebnisse meßbar – der Vater kümmert sich tatsächlich 60 Minuten PRO WOCHE mehr um die Kinder, der Mann an sich wird im Haushalt aktiver. Sollen wir uns über so kleine Schritte wirklich freuen? Wenn ich ehrlich bin – ja ich freu mich drüber, wenn auch mit der kleinen Enttäuschung „so lange dauert das?“ Ja Jungs, ihr seid halt in manchen Sachen doch recht langsam – aber wir Frauen sind ja geduldig… Übrigens auch noch eine ketzerische Bemerkung zu unserem Geschlecht: Wir müssen uns auch daran gewöhnen, dass die Jungs es eben machen – und meist anders als wir es getan hätten. So manche Frau verhindert das Engagement der Väter / Partner, indem sie erwartet, er müsse Haushalt und Kinder ebenso versorgen, wie sie es macht. In der Unterschiedlichkeit liegt die Chance 😉
Freitag 11. August 2006 um 17:14
Freue mich auch über jeden kleinen Schritt. Trotzdem es dauert… Das Schweizer Gottlieb Duttweiler Institut hat ebenfalls eine Meinungsumfrage gemacht. Titel „Wie sich Frauen, Männer und Maschinen morgen die Hausarbeit aufteilen“ – mit wieder anderen Ergebnissen
(Siehe: http://www.gdi.ch/Einzelne_News.1025.0.html?&L=0&tx_ttnews%5Btt_news%5D=18&tx_ttnews%5BbackPid%5D=20&cHash=946f7b770f )
Danach arbeiten Frauen im Durchschnitt fast dreimal so lange im Haushalt wie Männer. «Sie» wendet 20,4 Stunden pro Woche für Hausarbeiten auf, «er» 7,2 Stunden. Waschen und Bügeln.
Die Beteiligung der Männer an der Hausarbeit bleibt also danach unverändert gering. Was mich sehr wundert ist, dass es laut der Umfrage trotz ungleicher Belastung nur selten oder nie zu Meinungsverschiedenheiten wegen der Hausarbeit kommt.
Mit meinem Partner habe ich um die die Hausarbeit „gefightet“ und es durchgesetzt, dass wir sogar einen Plan für die gemeinsame Hausarbeit hatten. (Die Toilette habe ich trotzdem immer geputzt :-)Der Rest hat geklappt.