Väter ab dem ersten Schrei dabei
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 22. November 2009
‚Väter bei der Geburt’ war ein wichtiges Thema beim Symposium ‚Gebären – Lust und Leid’ das am vergangenen Wochenende im Wissensturm in Linz stattfand. Wolf Lütje, Chefarzt der Frauenklinik in Viersen, hielt den Eröffnungsvortrag zum Thema ‚Väter und Geburt: Vom Tabu zur Omnipräsenz’ und moderierte den Workshop ‚Männer bei Schwangerschaft und Geburt’.
Im Gespräch mit der OÖN sagt Lütje: „Das hat in den Siebzigerjahren begonnen, heute sind selbst türkische Männer ganz selbstverständlich im Kreißsaal dabei“. Allerdings waren es nicht die Väter, sondern die gebärenden Frauen, die ihren Partner im Kreißsaal als vertraute Person dabeihaben wollten. „Für Männer ist das eine extreme Herausforderung. Sie sind zu dem verdammt, was sie am wenigsten können: Kontrolle abgeben und auf Hebamme, Arzt, Frau und Kind vertrauen“.
Sind sie Anwälte und Coaches der Frauen – oder eigentlich überflüssig? Für Männer im Kreißsaal gibt es keine klare Rollendefinition. „Es gibt aber Vermutungen, dass sie dem Geburtsverlauf sogar schaden, weil die Frauen neben allen anderen Dingen auch beschäftigt, ob es dem Mann gut gehe“, sagt Lütje. Auch unterschwellige Paarkonflikte, die in einer derartigen Ausnahmesituation oft herauskommen, könnten die Geburt blockieren: von Wehenschwäche bis zum Stillstand.
Umgekehrt nennen Frauen auf die Frage, wer ihnen bei der Geburt am meisten geholfen hat, gleich nach der Hebamme den Mann. „Es ist sehr positiv, dass ein Vater mitbekommt, was seine Frau leistet und dass er von Beginn an eine Bindung zum Kind entwickeln kann.“