Männerträume und Frauenwünsche
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 12. Mai 2009
Heute bin ich bei Recherchen für einen Zeitschriftenbeitrag auf eine Studie aus Österreich gestoßen, die ich bislang noch nicht kannte: „Vereinbarkeit von Beruf und Familie unter besonderer Berücksichtigung männerspezifische Bedürfnisse aus der Sicht der Arbeitgeber und Arbeitnehmer“
Männliche Führungskräfte leiden darunter, zu wenig Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Mehr Distanz zu den Kids zu haben. Und auch unter dem Druck, einen Großteil der finanziellen Verantwortung für die Familie zu tragen.
Männer wollen mehr Zeit für die Familie …
Fischer und ihre Kollegin hatten die Meinungen und Erfahrungen österreichischer Führungskräfte und Familienväter aus unterschiedlichen Unternehmen in ganz Österreich in ausführlichen Interviews herausgekitzelt. Und herausgefunden, dass die Einschätzung, einen hohen Preis für die Karriere zu bezahlen, allerdings den meisten Managern erst in der Rückschau bewusst wurde:
Was männliche Führungskräfte sich im Einzelnen wünschen, klingt beinahe wie ein fröhliches Wünsch-dir-was. Und ist möglicherweise so realistisch wie das Zusammenfallen von Ostern und Weihnachten auf einen Tag. Denn als wesentliche Bedürfnisse der befragten österreichischen Männer identifizierten die Studienautorinnen der Studie Dr. Sabine M. Fischer und Dr. Klara Kotai-Szarka Folgendes:
- Absicherung der Existenz der Familie, zumindest Erwerb eines bescheidenen Wohlstandes;
- regelmäßige Zeit für die Partnerin und die Kinder;
- Anerkennung für den eigenen Beitrag zur Existenzsicherung der Familie;
- Anerkennung der eigenen sozialen Kompetenzen in Beruf und Familie, die in beiden Lebensbereichen erworben und angewandt werden;
- Möglichkeiten, die eigenen Erfahrungen und Meinungen zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf artikulieren und angemessen diskutieren zu können.
Letzteres gilt besonders für Top-Manager: Bei ihnen meldete sich – im Vergleich zu Führungskräften aus dem mittleren Management und anderen Mitarbeitern – besonders lautstark das schlechte Gewissen, was das Verhältnis zu ihren Sprösslingen betrifft. Sie hatten am häufigsten das Gefühl, in der Kinderzeit ihrer Sprösslinge etwas versäumt haben. Dabei gibt es gerade in Familien eine Menge zu lernen, sind sich die befragten Manager einig. Zum Beispiel soziale Kompetenz, ein nach eigenen Aussagen wichtiges Einstellungs-und Beförderungskriterium. Die Vaterschaft bedeute höheres Verantwortungsbewusstsein, mehr Engagement und eine bessere Teamfähigkeit, zeigt sich die Mehrheit der Männer überzeugt.
… und mehr Verständnis von den Vorgesetzten
Wenn Vaterschaft von den männlichen Entscheidungsträgern so positiv bewertet wird, was benötigen sie dann von ihren Unternehmen, um sich verstärkt in die Familienarbeit einbringen zu können?
„Junge Männer wünschen sich vor allem von den älteren Managern mehr Verständnis für den persönlichen Wunsch nach mehr Zeit mit der Familie“, sagt Fischer. Viele Senior-Manager stammten noch aus einer Generation, in der es scheinbar viel einfacher gewesen sei, eine Frau zu finden, die zu Hause blieb und die Kinder hütete, während der Mann – vom Familienleben unbelastet – Karriere machte.