Topsharing – ein Chef und eine Chefin teilen sich den Job
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. August 2012
Zwei Chefs in Teilzeit auf einer Führungsposition: Das galt lange als unmöglich. Doch neuerdings erproben einige Unternehmen das sogenannte Topsharing.
Wie sieht die Werksurlaubsplanung für das nächste Jahr aus? Wann produzieren wir einschichtig, an welchen Tagen schließen wir das Werk ganz? Wie besetzen wir die offenen Facharbeiterstellen im nächsten Quartal? Seit zwei Stunden diskutieren Wolfgang Hudec und Andrea Puschmann an diesem Mittwochnachmittag in ihrem gemeinsamen Büro in der Europazentrale des Autobauers Ford in Köln.
Während unter ihnen in der Werkshalle der Ford Fiesta zusammengebaut wird, die Maschinen dröhnen, es nach Gummi und Schmiermitteln riecht, beratschlagen die beiden Ford-Personalleiter eine Etage höher die wichtigsten Eckpunkte ihrer Strategie, machen sich Gedanken über mögliche Projekte fürs nächste Quartal.
Kurz nach 17 Uhr packt Puschmann schließlich ihre Sachen und geht. „Bis Montag dann“, verabschiedet sich die 39-Jährige von ihrem 56-jährigen Kollegen – nicht etwa in einen Kurzurlaub, sondern in den regulären Feierabend, bis einschließlich Sonntagabend.
Drei-Tage-Woche als Führungskraft? Für Puschmann und Hudec ganz normal – seit knapp zwei Jahren teilen sich die beiden die Verantwortung für 5000 Mitarbeiter und eine 20-köpfige Personalabteilung im Bereich Fahrzeugfertigung in der Kölner Europazentrale des Autobauers Ford.
Mittwochs ist gemeinsamer Meetingtag – Zeit für Treffen mit Mitarbeitern, Betriebsrat, Management. Für Puschmann endet dann abends nach drei Arbeitstagen von Montagmorgen bis Mittwochabend die Arbeitswoche. Für Hudec beginnt sie in der Wochenmitte und dauert bis Freitag.
Ein eingespielter Rhythmus, seit Hudec im November 2010 sein ehemaliges Konferenzzimmer für ein zweites Chefbüro geräumt hat – das von Andrea Puschmann. Bis zu jenem Herbst hatte Jurist Hudec die Personalabteilung allein geleitet, sieben Jahre lang, in Vollzeit. „Diesen Job macht man nicht in fünf mal acht Stunden“, sagt er, „davon wird man total absorbiert.“
Statt 40- waren für ihn damals eher 60-Stunden-Wochen die Regel, und die forderten schließlich Tribut: Hudec bekam, wie er andeutet, „ein paar gesundheitliche Probleme“. Und will kürzertreten. Aber statt seine Vorgesetzten mit seinen Problemen vollzujammern, bringt Hudec die Lösung gleich mit: Er will sich seinen Job mit einer Kollegin teilen – mit Andrea Puschmann. …
Abgelegt unter Arbeitszeiten, good practice, Unternehmen | Keine Kommentare »