In den USA sorgte vor 3 Jahren Lenore Skenazy, Kolumnistin der „New York Sun“, für Aufregung. Sie ließ ihren neunjährigen Sohn auf dessen ausdrücklichen Wunsch in New York mit der U-Bahn allein nach Hause fahren und berichtete über den gelungenen Versuch. Sie sieht sich als Leitfigur einer Bewegung, die Kindern wieder mehr Bewegungsfreiheit einräumen will.
Wo der Behütungswahn hierzulande beginnt, lässt ein Kolumne von Anja Maier in der gestrigen sonntaz erahnen:
‚“Väter massieren ihre Babys“ heißt diese Veranstaltung im städtischen Geburtshaus. Eine Stunde lang, erzählt Robert, treffen sich da sechs Väter, für zwölffuffzich Gebühr kneten sie an ihren geliebten Kindern rum und plaudern. Natürlich gibt es eigentlich eine zertifizierte Massagetechnik, das muss in Deutschland so sein. Aber, sagt Robert, „das hat man ja nach zehn Minuten kapiert, wie das geht. Und jetzt quatschen wir eigentlich die ganze Zeit.“ Ein angenehmer Termin ist das, findet er. Und das findet auch Dana, seine Frau, denn sie hat dann endlich mal eine Frieda-Pause, Zeit für sich.
Andere Mütter sehen das offenbar nicht so. Bei denen handelt es sich um die Frauen der massierenden Väter, die nicht nur ihr Kind, sondern gleich auch noch ihren Mann beim Kursleiter abgeben und dann darauf warten, endlich wieder die Herrschaft übernehmen zu dürfen. Eigentlich, erzählt Robert, sollen die Mütter weggehen, spazieren, Kaffee trinken, egal. Aber sie hauen einfach nicht ab. Und deshalb musste die Geburtshaus-Verwaltung einen extra Warteraum für misstrauische Mütter einrichten. Da sitzen sie nun. Robert nennt sie „die Stillrobben“. Fängt ihr Baby an zu maunzen, lassen sie es sich nach nebenan reichen und geben ihm die Brust.’
Mann könnte darüber schmunzeln, aber diese ‚Gluckhennen’, in den USA heißt das Phänomen ‚Maternal Gatekeeping’, hindern Väter nicht nur daran, ihre Verantwortung wirklich wahrzunehmen, sondern beklagen sich hinterher auch noch darüber, das sie alles alleine machen ‚müssen’.
Wie verhalten sich Männer bei der Geburt eines Kindes bzw. beim Übergang zur Elternschaft in Bezug auf ihr Berufsleben? Eingebettet in die Darstellung der historischen Entwicklung der Väterforschung und der Konzeption von Vaterschaft aus unterschiedlichen Blickwinkeln werden in dem Sammelband ‚Papa geht arbeiten- Vereinbarkeit aus Sicht von Männern’ die zentralsten Ergebnisse einer aktuellen Studie des Österreichischen Instituts für Familienbildung (ÖIF) präsentiert.
Der ‚aktive’ Vater, der sich sowohl in der Kinderbetreuung als auch in der Hausarbeit einbringt, wird von Männern und Frauen gleichermaßen gefordert und als Standard in Partnerschaften angesehen.
Wie verhalten sich Männer, die Väter werden, nun aber tatsächlich in Bezug auf ihr Berufsleben? Antworten auf diese und ähnliche Fragen gibt eine aktuelle vom ÖIF durchgeführte Studie zum Thema „Vereinbarkeit aus Sicht von Vätern mit einem unter 3-jährigen Kind in Österreich“.
Die Jury zur Auswertung der eingesandten Fotos für die Open-Air-Ausstellung „Väter-Bilder“ in Suhl hat ihre Auswahl beendet. Die Einsendungen seien von Anzahl und Motivwahl sehr viel versprechend gewesen, ließ das Gremium im Anschluss wissen. Wer allerdings die Preisträger sind, dieses Geheimnis soll erst zur Ausstellungseröffnung am Samstag, den 25. Juni, gelüftet werden.
Die drei Juroren aus Erfurt, Siegritz und Suhl hatten insgesamt 290 Einzelbilder und 12 Serien zu bewerten. 101 Interessenten reichten Arbeiten ein, darunter 16 Autoren Bilder in Papierform und 85 Autoren digitale Bilder. Die Jury wählte daraus 98 Einzelbilder und 4 Serien aus, die nun zur großen Sommer-Open-Air-Ausstellung am Suhle Dianabrunnen gezeigt werden sollen. Damit werden 42 Autoren dort vertreten sein. Vorab hieß es, dass es sich bei dem Siegerbild nicht um das meist eingesandte Motiv – nämlich schlafende Väter mit Kind – handle. Durch die hohe Beteiligung an dem Fotowettbewerb sei auch eine große Motivauswahl zustande gekommen.
Die Ausstellungseröffnung findet am Samstag, 25. Juni 2011, um 10 Uhr am Dianabrunnen statt.
In der aktuellen Ausgabe von beziehungsweise, der monatlich erscheinenden Zeitschrift des Österreichischen Instituts zur Familienforschung (ÖIF) werden zwei aktuelle Studien zu Vätern vorgestellt. Bis ich selbst Vater geworden bin …, Vateridentitäten aus der Perspektive biografischer Selbstdeutungen von Eva-Maria Schmidt. Sie fragt – den Blick auf die Lebensgeschichte gerichtet – insbesondere nach der Bedeutung von biografischen Erfahrungen in der Herkunftsfamilie mit dem eigenen Vater und analysiert Erfahrungen und Selbstdeutungen der Väter im Hinblick auf ihre latenten Sinnkonstruktionen und -strukturen.
In dem zweiten Beitrag ‚Klassisch, zögerlich oder mutig’ stellen Olaf Kapella, Christiane Rille-Pfeiffer und Andreas Baierl neu gewonnene Einsichten aus einer aktuellen Befragung von Männern mit zumindest einem unter 3-jährigen Kind vor. Es werden drei Gruppen von Vätern gebildet, die sich in ihrem beruflichen Verhalten nach der Geburt ihres jüngsten Kindes unterscheiden. Ziel dieser Typenbildung ist es, auf anschauliche Weise zu beschreiben, welchen Einfluss die Geburt eines Kindes auf das Verhalten der Väter hat – und zwar sowohl in Bezug auf das Erwerbs- als auch auf das Familienleben.
In Polen wir heute der „Vater des Jahres“ gewählt. In diesem Jahr ist ein Deutscher unter den Nominierten. Für Maja ist die Entscheidung nur eine Formsache. „Papa ist sehr klug, immer hilfsbereit und sagt die Wahrheit“, schwärmt die Neunjährige von ihrem Vater und fällt ein eindeutiges Urteil: „Er ist der Beste!“ Verlieren kann Sven Sellmer angesichts dieser Lobeshymnen der eigenen Tochter kaum mehr, wenn er ins Rennen um den Titel geht.
Die Jury hat ihn unter mehr als 20.000 Teilnehmern zu einem von drei Preisträgern gewählt. „Ich weiß nur noch nicht, ob es am Ende der goldene, der silberne oder der bronzene Engel wird“, sagt der gebürtige Kieler, der mit seiner polnischen Frau Izabella und Tochter Maja in Posen lebt.
Dort hat der Ordenspriester Bogusław Baranski den Väter-Wettbewerb vor fünf Jahren ins Leben gerufen. Doch was in katholischen Kirchenkreisen als regionales Kuriosum begann, wird mittlerweile von der Regierung in Warschau gefördert und vom polnischen Staatsfernsehen vermarktet.
Warum die Jury ausgerechnet einen Deutschen in den Kreis der Finalisten gewählt hat? Priester Baranski sagt: „Wir wollen zeigen, dass Väter nicht immer nur streng sein müssen, sondern auch durch Einfühlsamkeit Autorität ausstrahlen können.“ Weiterlesen »
‚Mein Vater war keine Versorgungsstelle für männliche Verhaltensmuster, Virilität oder Autorität, er war kein Bestrafer, kein Konfliktpartner und kein Gegenpol zu meiner Mutter, sondern genau wie sie ein unentbehrlicher Teil unserer Konstellation: Ich kann mir bis heute meinen Vater nicht ohne meine Mutter vorstellen.
Er ist wie gesagt der Familienchef, aber keinesfalls ein Patriarch und es gab keinen Anlasss, sich aus Gründen des Geschlechts in bestimmten Dingen mehr an den Vater als an die Mutter zu wenden oder sich mehr mit dem einen oder anderen zu identifizieren.‘
In Salzburg werden vor dem Vatertag am 12. Juni 10.000 „Väterflyer“ in mehreren Sprachen verteilt, die deutlich machen sollen, wie wichtig Väter für die Entwicklung von Kindern sind. Die Aktion wird vom Salzburger Männerbüro und dem Integrationsbüro der Stadt Salzburg in Zusammenarbeit mit dem Väterforscher Peter Ballnik organisiert. Das Flugblatt „Vater sein heute“ informiert in zehn Punkten über Kriterien für ein „gutes Vatersein“ und motiviert Väter, ihre Rolle und Aufgaben für ihre Kinder wahrzunehmen.
Ziel des Väterflyers sei es, die oftmals unrealistischen und überzogenen Idealbilder eines Vaters in Frage zu stellen und so auch den Druck auf das perfekte Vatersein zu nehmen, berichtete Männerbüro Leiter Eberhard Siegl am Dienstag in einem Pressegespräch. „Es ist das Natürlichste der Welt, Vater zu sein, und es ist auch ganz normal, wenn damit Druck, Sorgen und Belastungen verbunden sind, die es zu meistern gilt“, sagte Siegl.
Väterforscher Ballnik betonte, dass gerade ältere Kinder ihre Väter für ein glückliches Leben brauchen. Die Aufwertung der Vaterrolle sei zudem ein Beitrag zur Gewaltprävention: „Wir haben festgestellt, dass Kinder, deren Väter aktiv für sie da sind, signifikant geringere Gewalt- und Drogenprobleme haben.“
Im Solinger Tageblatt schildert Thomas Kraft seine Erfahrungen mit 2 Monaten Elternzeit:
‚… Viele Väter, die der Stress im Job vor sich hertreibt, kennen ja diese Zerrissenheit: Es bleibt zu wenig Raum, um daheim den ganz normalen Wahnsinn zu erleben, der permanent um die Kinder tobt. Hilfe bei den Hausaufgaben? So gut wie nie. Alle zusammen Abendbrot essen? An Wochentagen ein schöner Traum. Die Jungs zum Training fahren und ihnen beim Fußball- und Tennisspielen zuschauen? Bleibt wie so vieles an der Mutter hängen. Heute hoffentlich mal die Kinder ins Bett bringen und ihnen noch ein paar Seiten vorlesen? Wieder verpasst. Mist! Alles verlorene Momente, die einem niemand ersetzen kann.
Die Elternzeit bot die einmalige Chance, den Zwängen vorübergehend zu entfliehen und einen anderen Alltag zu inhalieren. … Zugegeben: Putzen, saugen und wischen standen in dieser Zeit nicht unbedingt im Mittelpunkt. Als Aushilfskraft durfte ich mich auf das Nötigste beschränken – ohne die erprobte Hausfrau abends in eine Krise zu stürzen, wenn sie erledigt heimkehrte. Die kostbare Zeit, das war unsere Abmachung, sollte den Kindern gehören. Denn so intensiv wie in diesem Sommer wird es wohl nie mehr zwischen uns vieren sein. Wie schade, dass es vorbei ist. Wie schön, dass es mir niemand mehr nehmen kann. …’
Zum Vatertag veröffentlicht die Familien Plattform urbia einen Beitrag, in dem Gabriele Möller begründet, warum Väter so wichtig sind:
‚… „Ich habe den ganzen Tag Stress im Job – da kann ich mich nicht auch noch um die Kinder kümmern!“ – zwar werden Väter, die so denken, allmählich weniger. Trotzdem ist es immer noch in vielen Familien Alltag, dass die Mutter den Löwenanteil bei der Betreuung und Erziehung der Kinder übernimmt – und zwar auch dann, wenn sie ebenfalls berufstätig ist. Fatal, wie Diplom-Sozialpädagoge Achim Schad betont. Denn findet der Vater zu Hause zu wenig statt, gerät das Leben der Kinder leichter in eine Schieflage.
„Mädchen reagieren sozial unauffälliger, da die Folgen eher in psychosomatischen Beschwerden oder depressivem Verhalten sichtbar werden.“ Als junge Frauen würden sie häufiger ungewollt schwanger und öfter Opfer von sexuellen Übergriffen, da sie mit männlichen Forderungen nicht souverän umgehen könnten, so Schad in einem Vortrag. Auch hätten sie es oft schwer, positive, lang andauernde Beziehungen einzugehen. „Sie pendeln zwischen Idealisierung des Mannes und Verachtung, da der Idealisierung notwendigerweise die Enttäuschung folgt.“
Jungen, deren Väter zu wenig Anteil an ihnen nehmen, reagieren anders. „Jungen idealisieren dann oft männliche Attribute wie körperliche Stärke, Kampfbereitschaft, Siegeswillen“, so der Sozialpädagoge. Da ihnen männliche Bezugspersonen als Vorbilder fehlten, bei denen Stärke mit liebevoller Zuwendung, Verständnis und Interesse verbunden würden, fielen sie oft durch schwieriges Sozialverhalten oder Regelverstöße auf.
Als Erwachsene täten sie sich oft schwer, liebevolle und gleichwertige Beziehungen mit Frauen einzugehen. „Der Zugang zu den eigenen Gefühlen ist erschwert. Die Nähe zu Frauen wird als bedrohlich erlebt, emotionale Hingabe ist nicht möglich, die Beziehung ist von Machtgebaren und Imponiergehabe geprägt.“ Auch hätten diese Männer oft eine nur geringe Bindung an ihre eigenen Kinder. …’
Das Fatherhood Institut hat auf Youtube einen Channel für junge Väter gestartet mit dem diese unterstützt und in die Lage versetzt werden, die auf sie zukommenden Aufgaben zu bewältigen.