Vor drei Jahren wurde die EU-Vereinbarkeitsrichtlinie beschlossen, um
in der Europäischen Union notwendige Mindeststandards zur Vereinbarkeit
von Beruf und Privatleben herzustellen und die Rahmenbedingungen für
eine partnerschaftliche Aufteilung von Haus-, Sorge- und Erwerbsarbeit
zwischen den Geschlechtern zu verbessern.
Bis August 2022 muss die Vereinbarkeitsrichtlinie in nationales Recht
umgesetzt werden. Ein zentraler Bestandteil der Richtlinie ist die
Einführung einer Vaterschaftsfreistellung. Eine solche Leistung gibt es
in dieser Form in Deutschland bisher nicht, anders als in anderen
EU-Mitgliedsstaaten.
Das Bundesfamilienministerium hat Ende April einen
Referent*innenentwurf für ein Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie
vorgelegt. Die Vaterschaftsfreistellung wird darin mit keinem Wort
erwähnt, obwohl die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag
angekündigt hat, „eine zweiwöchige vergütete Freistellung für die
Partnerin oder den Partner nach der Geburt eines Kindes ein[zu]führen.“
Die LAG Väterarbeit NRW, die sich von Anfang an für die Umsetzung der
Richtlinie eingesetzt hat ist darüber sehr irritiert und fordern die
Bundesregierung auf, zeitnah zu klären und öffentlich bekannt zu machen,
wann und in welcher Form eine vergütete Freistellung für Väter (und
andere zweite Elternteile) nach der Geburt gesetzlich eingeführt werden
soll. Die Gleichstellung der Geschlechter geht nur gemeinsam und wird
nur dann nachhaltig gelingen, wenn auch Jungen, Männer und Väter dabei
stärker als bisher in den Blick genommen werden.
Anlässlich des »Vatertags« am 26. Mai möchten wir daran erinnern.
Jetzt ist es an der Ampelkoalition zu zeigen, dass sie es beim Thema
Gleichstellung ernst meint und auch Männer für das Thema gewinnen will.
Bis zur Vorlage des Gesetzentwurfs schien die
Vaterschaftsfreistellung politisch ein Selbstläufer zu sein. Die
vormalige Familienministerin Anne Spiegel kündigte sie im vergangenen
Dezember als wichtiges Vorhaben an. Nun schweigt allerdings der
Referent*innenentwurf der Bundesregierung ausgerechnet zur
Vaterschaftsfreistellung. Diese ist wichtig, um einen klaren rechtlichen
Rahmen auch gegenüber Arbeitgeber*innen zu schaffen, damit Väter sich
in dieser wichtigen ersten Phase voll und ganz auf ihre Kinder und die
Unterstützung ihrer Partnerinnen konzentrieren können.
In einem offenen Brief an Bundesfamilienministerin Lisa Paus vom 20. Mai 2022 fordert Holger Strenz vom Projekt »Papaseiten.de« des Väterzentrum Dresden die Einführung der Vaterschaftsfreistellung nicht weiter hinauszuzögern. Vor einem Jahr hat Papaseiten.de
eine Petition zur Vaterschaftsfreistellung initiiert, die auch von der
LAG-Väterarbeit NRW unterstützt wird und die noch bis zum
Internationalen Vatertag am 19. Juni 2022 mitgezeichnet und geteilt
werden kann.
Bislang sind mehr als 9.000 Unterschriften zusammengekommen. Gemeinsam können wir bis zum Internationalen Vatertag ein deutliches Zeichen setzen. Dafür benötigen wir gerade jetzt Eure und Ihre Unterstützung!
Der Alltag von Hebammen bewegt sich an der Schwelle,
wo neues Leben entsteht und manchmal Leben vergeht.
Für Helena Bellwald sind Schwangerschaft und Geburt
etwas Natürliches, das am besten gelingt, wenn sie möglichst nicht eingreift.
Sie begleitet Eltern während der Schwangerschaft, der Hausgeburt und im
Wochenbett. Aber auch, wenn Eltern ein Kind verlieren.
Lucia Mikeler ist Beleghebamme. Auch sie betreut Paare
von der Schwangerschaft bis zum Wochenbett und geht für die Geburt in das
Spital. Lucia ist es wichtig, dass die Frau ihre Geburt so gestalten kann, wie
sie es für richtig hält.
Jeanette Gröbli, Sara Lehner und ihr Team zeigen uns
den regen Spitalalltag, wo 97 von 100 Geburten in der Schweiz stattfinden. Sie
sehen die Frauen zum ersten Mal, wenn sie mit Wehen ins Spital kommen. Sie
begleiten sie routiniert und empathisch durch diese existenzielle Erfahrung.
Der Film gibt einen intimen Einblick in die
natürlichste Sache der Menschheit. Sie fasziniert uns bis heute, einerseits als
Wunder, andererseits als hochriskantes medizinisches Ereignis.
„Das
Väterberatungszentrum soll eine offene und niederschwellige Anlaufstelle
für Väter sein – auch für jene, die von klassischen Beratungsangeboten
nicht erreichbar sind – und damit das Wohl der Kinder fördern. Der
offene Ansatz als Treffpunkt und Kommunikationsort für Väter fördert
soziale Begegnungen von Vätern und deren Kindern. Der Ort des
Austausches und der Informationsvermittlung soll den Zugang zu Beratung
erleichtern und die Akzeptanz für pädagogische Angebote erhöhen.“
Ausschreibung der Stadt München für ein Väterberatungszentrum
Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl
Die LAG Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl am 15 Mai fünf
konkrete väterpolitische Forderungen aufgestellt und die im Landtag
vertretenen Parteien darum gebeten darzulegen, inwieweit eine Stimme für
Ihre Partei zu einer Umsetzung in den kommenden 5 Jahren beitragen
wird.
Die dritte Forderung lautet:
„Finanzierung von zunächst einer qualifizierten
Beratungseinrichtung für Väter je Regierungsbezirk. Dazu gehört auch,
dass entsprechende Fachkräfte weitergebildet und gefördert werden, um
vätersensibel beraten zu können.“
Die CDU hat dazu geantwortet:
Mit von uns seit 2017 initiierten Maßnahmen wie bspw.
Expertenworkshops, der Website vaeter.nrw oder auch der Förderung der
Fachstelle und der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit NRW arbeiten
wir bereits daran, spezielle Angebote für Väter in Nordrhein-Westfalen
zu unterstützen, um den Anteil der Väter in Elternzeit zu erhöhen. In
der Datenbank „Angebote für Väter“ sind vielfältige Bildungs- und
Beratungsangebote in Nordrhein-Westfalen zusammengestellt und über eine
Suchfunktion abrufbar. Ergänzend wollen wir multiprofessionelle Teams
künftig nicht nur an Schulen, sondern auch in verantwortlichen
Expertengremien zur Qualitätssicherung von Unterricht, Aus- und
Fortbildung, um die bestehenden Angebote bedarfsorientiert ausbauen und
ergänzen zu können. In der Jugendhilfe muss es verpflichtende und
ständige Weiter- und Fortbildungsangebote für Fachkräfte geben, um für
vielfältige Beratungssituationen zu schulen.
Die FDP hat dazu geantwortet:
Den bestehenden Einrichtungen der Familienbildung und -beratung kommt
eine ganz besondere Bedeutung bei der Vermittlung von
Erziehungskompetenzen und der allgemeinen sowie anlassbezogenen Beratung
zu. Wir wollen diese Angebote darum weiter stärken, unter anderem auch
im Hinblick darauf, väter- und kultursensibel Beratung und Unterstützung
zu liefern. Ziel ist es, den Familien bedarfsgerecht, auf die
jeweiligen Erziehungsberechtigten ausgerichtete Beratung und
Unterstützung zukommen zu lassen.
Die Grünen haben dazu geantwortet:
NRW hat eine breit aufgestellte Beratungsinfrastruktur, die
verschiedenen Bedarfe in NRW abdeckt. Natürlich muss dabei auch
vätersensible Beratung angeboten werden. Hier werden wir die Bedarfe
prüfen und Entwicklungsmöglichkeiten mit bestehenden Beratungsangeboten
und ggf. darüber hinaus beraten.
Die SPD hat dazu geantwortet:
Wir wollen die Beratungsmöglichkeiten von Familien durch
Familienbüros insgesamt stärken. Dabei werden wir auch einen Fokus auf
Väter legen. Angebote werden wir in diesen Familienbüros gebündelt
präsentieren und Möglichkeiten der Vernetzung und Kooperation schaffen.
Die Erwartungen an die Rolle des Vaters haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Galt es früher für den Vater als ausreichend, seine Familie finanziell zu versorgen und sich sonntags Zeit für sie zu nehmen, sind die Ansprüche heutzutage vielfältig: Geburtsvorbereitungskurs, Babyschwimmen, Spielplatzaufsicht, Hausaufgabenhilfe und Haushaltspflichten. Wie sehen Väter selbst ihre Rolle in der Familie? ZDFneo zeigt das zweiteilige Social Factual „Rabenväter oder Super Dads?“ mit Collien Ulmen-Fernandes
am Donnerstag, 24.
März 2022, ab 20.15 Uhr. Beide Teile stehen ab 10.00 Uhr in
der ZDFmediathek.
Moderatorin Collien
Ulmen-Fernandes besucht fünf Väter und ihre Familien in ihrer vertrauten
Umgebung: Einen Hausmann, der beim zweiten Kind den größten Teil der Elternzeit
übernimmt, einen Vater, der in zweiter Ehe erneut eine Familie gegründet hat
und neue Perspektiven für sich und seine Töchter entdeckt, zwei Väter, die sich
Kindererziehung und Haushalt teilen und einen Vater, der mit seiner Ehefrau und
zwei Kindern eine Familie hat, die in den meisten Bilderbüchern beschrieben
wird.
Die Rolle der Väter
hat Einfluss auf die Entwicklung der Söhne und der Töchter. In der
Vergangenheit wurde das von der Wissenschaft häufig unterschätzt. Heutzutage
zeigen Studien, dass Väter wesentlichen Einfluss auf die Berufs- und
Lebenspläne ihrer Töchter haben. Das Vaterbild ändert sich allmählich, aber
stetig. Und auch die Erwartungen der Väter selbst ändern sich. Zunehmend
entscheiden sie sich für eine Elternzeit, wenn auch selten für eine, die länger
als drei Monate dauert.
Väter sind heute auch
selbstverständlich bei der Geburt ihres Nachwuchses dabei, was noch in den
1970er-Jahren ein No-Go war, und sie bereiten sich gewissenhaft auf ihre Rolle
als werdende Väter vor. Das zeigt eine Väterschule, die Collien Ulmen-Fernandes
besucht. In einem Test beantworten Väter und Mütter die Frage, wer in der
Familie für was verantwortlich ist oder sich verantwortlich fühlt. Selbst für
Väter, die versuchen, die Aufgaben, die in ihrer Familie für Kinder und
Haushalt anfallen, angemessen zu teilen, sind die Ergebnisse
überraschend.
Das Schwerpunktthema der aktuellen Hebammenzeitschrift (DHZ
3-2022) lautet ‚Elternwerden aus feministischer Sicht‘. Das es dabei auch auf ‚aktive
Vaterschaft von Anfang an‘ ankommt haben Karsten Kassner, Hans-Georg Nelles,
Holger Strenz und Carsten Vonnoh in ihrem Beitrag dargelegt.
Neben einer auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen
Geburtsvorbereitung und dem Austausch mit anderen Vätern spielen passende
gesellschaftliche Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. Dazu heißt es im
Beitrag unter anderem:
Darüber hinaus setzen familienpolitische Regelungen – aber
auch betriebliche Kontexte – den Rahmen, in dem Männer ihre Vaterschaft gestalten
können. Mit dem Elterngeld ist seit 2007 ein Weg eingeschlagen worden, der eine
»leise Revolution« nach schwedischem Vorbild einleiten sollte. Seitdem ist
einiges in Bewegung geraten, die geltende Regelung mit zwei zusätzlichen Partnermonaten
und die seit Einführung unangetastete finanzielle Ausgestaltung sind jedoch
nicht ausreichend.
Viele Arbeitgeber:innen stehen beruflichen Auszeiten von
Männern aufgrund von Sorgeverantwortung weiterhin skeptisch gegenüber. Das
zeigt aktuell auch die Diskussion um die bezahlte Vaterschaftsfreistellung nach
Geburt, also die Möglichkeit für Väter und andere zweite Elternteile, 14 Tage
nach der Geburt bei vollem Gehalt die Partnerin im Wochenbett zu unterstützen
und selbst in die neue Rolle hineinzuwachsen.
Insofern ist es sehr zu begrüßen, dass es in Deutschland mit
der geplanten Einführung einer Vaterschaftsfreistellung perspektivisch eine
solche familien- und gleichstellungspolitische Leistung als gesetzlichen Anspruch
geben wird. Die Diskussionen um entsprechende Regelungen machen die
gesellschaftlichen Normen und Erwartungen an Väter und Mütter sichtbar, die es
Vätern erschweren, sich von Anfang an gleichberechtigt zu beteiligen.
Statt zu monieren, dass Väter in der Regel lediglich die
zwei zusätzlichen Partnermonate beim Elterngeld in Anspruch nehmen, bräuchte es
viele weitere mutige Schritte und strukturelle Rahmensetzungen, um Sorgearbeit gleichberechtigter
zwischen den Geschlechtern aufzuteilen. Beispielsweise eine deutliche
Ausweitung der Partnermonate beim Elterngeld und mehr monetäre Anreize, sich
das Elterngeld gleichmäßiger aufzuteilen, etwa durch die Einführung einer
Dynamisierung, wie im 9. Familienbericht der Bundesregierung vorgeschlagen
Darüber hinaus wäre die Einführung einer Familienarbeitszeit
ein wichtiger Schritt, um eine lebenslaufbezogene Arbeitszeitpolitik zu
etablieren, die für beide Eltern Arbeitszeitreduktion oder vollzeitnahe Teilzeit
für Phasen mit erhöhter Verantwortung für Sorgearbeit vorsieht
Darüber hinaus wäre die Einführung einer Familienarbeitszeit ein wichtiger Schritt, um eine lebenslaufbezogene Arbeitszeitpolitik zu etablieren, die für beide Eltern Arbeitszeitreduktion oder vollzeitnahe Teilzeit für Phasen mit erhöhter Verantwortung für Sorgearbeit vorsieht.
In dieser
Aussage eines Vaters kommt die ganze Ambivalenz zum Ausdruck, die Männer
im Kontext einer Geburt erleben. Und genau in diesen Ambivalenzen und
Dissonanzen stecken nach Ansicht von Philip Krüger die größten Chancen
für Veränderungen. Für eine Realisierung des von vielen jungen Vätern
und Müttern geäußerten Wunsches, sich Erwerbs- und Familienarbeit
partnerschaftlich aufzuteilen. Aber damit aus diesen Absichtserklärungen
reale Veränderungen werden, braucht es Unterstützung, unter anderem
spezifische Angebote zur Geburtsvorbereitung für Väter.
Die Zuschreibung von väterlichen Kompetenzen und ihre Beziehung zu
dem ungeborenen Kind haben einen großen Einfluss darauf, in welchem Maße
sie sich an der Erziehung des Kindes beteiligen und Ressourcen für
seine gelingende Entwicklung zur Verfügung stellen.
In der Phase vor und unmittelbar nach der Geburt werden die Weichen
dafür gestellt, ob das gewünschte Lebenskonzept Wirklichkeit werden kann
oder die Partnerschaftszufriedenheit darunter leidet, dass sich Vater
und Mutter in jeweils unterschiedlichen Sphären voneinander entfremden.
Viele Väter wollen die Entwicklung ihrer Kinder von Anfang an aktiv
begleiten und mitgestalten.
„Ich habe dann nur den Schwangerschaftstest gesehen, den sie mir
gezeigt hat, und das war dann erst mal so ein eine Explosion der Gefühle
im Kopf, also von Freude, Glück, aber natürlich auch Respekt und Sorge.
Alles was einem, glaube ich so als Vater auch in den nächsten Jahren so
durch den Kopf geht, war denn auch einfach da“.
Bei der Geburt selbst dabei sein zu können, ist für Männer die
Möglichkeit, das Vaterwerden, das sich bislang als ‚Kopfgeburt‘
abgespielt hat, unmittelbar zu erleben und eine Beziehung zu ihrem Kind
aufbauen zu können. „Es war unglaublich, atemberaubend, erstaunlich und
erschreckend, die erste Person zu sein, die meine Tochter sah, und
Augenkontakt mit ihr herzustellen, als sie herauskam. Ich habe ein Foto,
etwa drei Minuten nach ihrer Geburt, auf dem ich sie im Arm halte und
wir uns gegenseitig anstarren, und es sieht aus, als würde sie mir die
Zunge herausstrecken.“
Corona hat auch in der Geburtshilfe wie unter einem Brennglas
offengelegt, dass Väter dort noch nicht die Bedeutung haben, die ihnen
zusteht. Zehntausende Männer konnten wegen der Corona-Regeln in den
vergangenen Monaten die Geburt ihres Kindes nicht miterleben. In manchen
Kliniken dürfen Väter den gesamten Verlauf der Geburt begleiten, in
anderen ruft sie das Personal erst zur Endphase der Geburt in den
Kreißsaal – wenn die Presswehen beginnen oder der Muttermund um einige
Zentimeter geöffnet ist. Zu Vorsorgeterminen, zum Ultraschall durften
Väter häufig ebenfalls nicht mitkommen. „Also ich hätte das sehr gerne
gemacht, aber es war uns jetzt leider aufgrund der Situation in der
Klinik oder, so wie es die Frauenarztpraxis, in der sie behandelt wird,
händelt, die ganze Pandemie, war es mir leider nicht möglich, an den
Terminen teilzunehmen.“
Um hier nachhaltige Veränderungen zu erreichen, könnten Veränderungen
bei der Ausbildung von Hebammen und Sozialpädogog:innen bzw.
-arbeiter:innen beitragen. Dazu erklärt Gunter Beetz, der Dialogrunde
und Workshop moderiert hat und selbst seit Jahren Angebote zur
Geburtsvorbereitung für Väter durchführt:
„Das Rollenverständnis hat sich bei so vielen Männern zum Positiven
gewandelt, aber die Rahmenbedingungen haben sind leider nicht
dementsprechend mit verändert. Die Bedürfnisse und Sichtweisen von
Vätern sollten viel mehr mitgedacht und berücksichtigt werden. Dies
sollte in der Ausbildung von Sozialpädagog:innen und Hebammen eine
größere Rolle spielen. Beide Berufsgruppen sind eine so große Stütze,
besonders am Anfang einer Familie, aber auch später in den Ambulanten
Hilfen, wenn es mal zu Schwierigkeiten kommt. Vielen Vätern fehlt es an
Rollenvorbildern und deshalb ist eine Unterstützung durch diese
Berufsgruppen so wichtig.“
Dementsprechend wurden in dem Workshop unter anderem folgende Gedanken formuliert:
Sprache: partnerschaftlichere, differenziertere und flexiblere Rollenbilder kommunizieren
Finanzierung: die Möglichkeit der Präventionskurse der gesetzlichen
Krankenversicherung und die Vernetzung mit bestehenden und zukünftig zu
etablierenden emotionalen Beratungen im Sinne einer Netzwerkbildung:
Hier können Nachtreffen genutzt werden, um weiter in Kontakt zu bleiben
Väterberatung: flächendeckender anbieten, auch auf Betriebe und Behörden ausweiten
Wissenschaft: Studierende bereits im Studium mit der
Väterperspektive vertraut zu machen mit dem Schwerpunkt auf einer
gesunden Entwicklung der Kinder/Familie/ Balance
Fragen für (werdende) Väter
Was für eine Vater- bzw. Mutterrolle wurde mir vorgelebt? Welche
Gesprächs- und Konfliktkultur hat mich geprägt? Die Biografie der Eltern
spielt eine wichtige Rolle, denn dein eigenes „inneres Kind“
beeinflusst die Erziehung und das Selbstverständnis deiner neuen
Familie.
Was sind meine Wünsche und Vorstellungen an mich, die Familie und an
meine Karriere. Was soll dein Kind in 25Jahren über dich erzählen?
Stimmen deine Vorstellungen mit denen deiner Partnerin überein?
Welche alltäglichen Aufgaben stehen an und welche übernimmst du? Was
braucht ihr an Struktur, damit sich alle wohlfühlen? Wieviel möchtest
du/‘musst‘ du Arbeiten? Diese und viele weitere Fragen kannst du
zunächst für dich und dann gemeinsam mit deiner Partnerin lange vor der
Geburt beantworten. Auch wenn danach alles anders kommt als gedacht, wer
A gesagt hat kann auch B viel leichter planen.
Anregungen für Hebammen
Es ist selbstverständlich, dass bei der Geburtsvorbereitung der
Fokus auf die werdende Mutter und die Geburt gerichtet ist. Aber schon
vor der Geburt werden die Weichen dafür gestellt, ob die neuen Familien
sich anfallende Aufgaben partnerschaftlich aufteilen oder in alte
Rollenmuster zurückfallen. Auch bei diesem Entscheidungsprozess können
Sie die werdenden Eltern unterstützen.
Die Unterstützung durch Väter im Geburtsprozess hat positive
Auswirkungen auf die werdenden Mütter. Beziehen sie Väter daher von
Anfang an systematisch ein und ermöglichen ihnen sich zu beteiligen. So
können Väter ihre Partnerinnen unterstützen, eine eigene Identität als
Vater entwickeln und eine aktive Rolle in der Versorgung der Säuglinge
übernehmen.
Im Rahmen der Vorbereitung auf die Geburt haben Väter das Interesse,
sich mit anderen Vätern in einem geschützten Raum über ihre Sorgen,
Gedanken und Hoffnungen auszutauschen. Ermutigen Sie die Partner ‚Ihrer‘
Mütter, den Rahmen Ihres Kurses zu nutzen.
Gunter, du hast bei der Fachtagung der LAG Väterarbeit in NRW im November die Dialogrunde und den Workshop im Themenfeld ‚Geburt & Gesundheit‘ moderiert. Eine der dort formulierten Visionen lautet ‚Angebote und Maßnahmen sichtbarer machen und auf die Bedürfnisse von Vätern ausrichten‘ Warum können die bisherigen Angebote zur Geburtsvorbereitung nicht einfach auf die Väter übertragen werden?
Die Bedürfnisse von werdenden Vätern unterscheiden sich
meiner Meinung nach grundlegend von denen der werdenden Mütter. Der
Lebensübergang ins „Mutter-Sein“ ist für sie ganzheitlich erlebbar durch die körperlichen,
aber auch seelischen Veränderungen der Schwangerschaft. Die Geburt steht
deshalb verständlicherweise im Vordergrund. Für Männer bleit diese Zeit jedoch ein
größtenteils nur im Kopf stattfindendes Erlebnis. Männer werden erst bei Geburt
Vater.
Bei den meisten Angeboten der Geburtsvorbereitung liegt der
Fokus deshalb überwiegend auf der Frau und der Geburt. Vätern ist auch wichtig,
wie sie sich bei der Geburt verhalten sollen und wie sie am besten ihre Frauen unterstützen
können. Aber wie sie sich als Mann auf das „Vater-Sein“ vorbereiten können,
nimmt wenig Platz ein, obwohl es zu den einschneidendsten Veränderungen im
Leben eines Mannes gehört. Deshalb ist ihnen ein ehrlicher Austausch unter Männern
wichtig, um mehr Sicherheit in diese Zeit des Wandels zu bekommen und
Vorbereitungen für die Zeit danach zu treffen.
Zu welchem Zeitpunkt und wie können werdende Väter
angesprochen und erreicht werden?
Wir Männer spielen erst seit ein paar Jahrzenten eine Rolle
bei der Geburt und so ist das Bewusstsein, sich aktiv darauf vorzubereiten,
noch nicht sehr verbreitet. Es wächst parallel zum Bauchumfang der Frau. Deshalb
sollten Väter so früh wie möglich und von unterschiedlichen Seiten von
Angeboten erfahren. Die eine Seite sind die Frauenärzte und Hebammen, die beim
Erstkontakt oder beim Besuch in den Geburtskliniken von Angeboten berichten
könnten. Eine andere Seite sind Arbeitgeber, denn sie haben einen großen Nutzen
davon, wenn sich werdende Väter auf ihre Vaterrolle vorbereiten. Sie sollten ihre
Angestellten dazu animieren und/oder sich finanziell beteiligen Angebote für
Väter zu belegen oder selbst welche anbieten. Die Weichen für die Vereinbarkeit
von Familie und Beruf und für eine gleichberechtigte Rollenverteilung werden
vor der Geburt gestellt. Und wir können die werdenden Väter über andere Väter
erreichen. Es fehlt immer noch an sicheren Räumen für einen Austausch.
Was muss sich an den Rahmenbedingungen verändern, damit
werdende Väter gut in ihre neue Rolle hineinkommen?
Der Vorschlag der neuen Familienministerin Frau Spiegel,
Vätern zwei Wochen bezahlten Urlaub zu ermöglichen, geht in die richtige
Richtung. Väter spielen in den heutigen Familien eine viel größere Rolle, als
nur der „Ernährer“ zu sein. Väter haben heute ein anderes Rollenverständnis, sie
wollen bei der Erziehung der Kinder gleichberechtigt Verantwortung übernehmen,
kümmern sich bei der täglich anfallenden Care-Arbeit, bieten ihren Kindern verlässliche
Beziehungen an. Und für diese Rolle sollten sie viel mehr in den Blick genommen
und unterstütz werden. Durch eine (auch monetär unterstützte) Vorbereitung auf
die Vaterrolle vor der Geburt, durch eine längere Elternzeit um gemeinsam als
Familie anzukommen, aber auch durch flexiblere Arbeitszeitmodelle. Viele Väter
befürchten leider immer noch einen Karriereknick, wenn sie länger in Elternzeit
gehen oder Teilzeit arbeiten und das leider nicht unbegründet. Dabei gibt es
fantastische Teilzeitmodelle wie Jobsharing, was auch Müttern sehr zugutekommen
würde. Beim heutigen Fachkräftemangel, aber auch durch hohe
Lebenserhaltungskosten, müssen wir die Familie viel mehr in den Fokus nehmen
und das von Anfang an. Unser Sozialstaat, aber auch Unternehmen könnten dabei
einen wichtigen Beitrag leisten.
Welche Veränderungsbedarfe siehst du bei der Ausbildung von
Hebammen und Sozialpädogog*innen bzw. -arbeiter*innen?
Das Rollenverständnis hat sich bei so vielen Männern zum
Positiven gewandelt, aber die Rahmenbedingungen haben sind leider nicht
dementsprechend mit verändert. Die Bedürfnisse und Sichtweisen von Vätern
sollten viel mehr mitgedacht und berücksichtigt werden. Dies sollte in der
Ausbildung von Sozialpädagog*innen und Hebammen eine größere Rolle spielen.
Beide Berufsgruppen sind eine so große Stütze, besonders am Anfang einer
Familie, aber auch später in den Ambulanten Hilfen, wenn es mal zu
Schwierigkeiten kommt. Vielen Vätern fehlt es an Rollenvorbildern und deshalb
ist eine Unterstützung durch diese Berufsgruppen so wichtig.
Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten drei Elemente
einer Geburtsvorbereitung, die Männer und Frauen auf eine partnerschaftliche
Aufteilung von Erwerbs- und Fürsorge vorbereitet?
Ich nutze gerne das Bild eines „Familienunternehmens“. Das
ist vielleicht ein wenig unromantisch, aber die Sichtweise hat sich als sehr
hilfreich herausgestellt, um alte Rollenmuster zu durchbrechen.
Als Erstes ist es wichtig zu wissen, was jeder an Geschichte
für die Gründung mitbringt: Zum Beispiel was für eine Vater- bzw. Mutterrolle
wurde mir vorgelebt? Welche Gesprächs- und Konfliktkultur hat mich geprägt? Die
Biografie beider Eltern sollte in der Vorbereitung eine wichtige Rolle spielen,
denn unser eigenes „inneres Kind“ beeinflusst die Erziehung und das
Selbstverständnis der neuen Familie.
Als Zweites geht es um die „strategische Ausrichtig“, eine
Art Zukunftsplanung. Was sind meine Wünsche und Vorstellungen an mich und die
Familie UND an meine Karriere. Eine Leitfrage, die ich werdenden Eltern gerne mitgebe,
ist: Was soll euer Kind in 25Jahren über euch erzählen? Sind diese
Vorstellungen kompatibel mit denen meiner Partnerin?
Daraus ergibt und wächst das „operationale Geschäft“. Welche
alltäglichen Aufgaben stehen an und wer übernimmt sie? Was brauchen wir an
Struktur, damit sich alle wohlfühlen? Wer möchte/muss wieviel Arbeiten? Was
kann ich heute schon für ein sicheres Fundament tun?
Sein Angebot umfasst Wochenendkurse für werdende Väter in
der Natur und wird momentan um wöchentliche Präsenz- und Onlineseminare
erweitert. Ich biete zur Vorbereitung auf das „Abenteuer Familienunternehmen“ und
in Familienkrisen Einzel- und Paarberatung an.
Seine jahrelange Erfahrung hat gezeigt, dass für die Zukunft
moderne „Arbeitszeitmodelle“ für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer
wichtiger werden. Deshalb absolviere ich eine Fortbildung zum Tandem-Coach, um
das Thema „Jobsharing“ voranzubringen.
In
GOOD ENOUGH PARENTS nimmt der Regisseur Domenik Schuster seine eigene
Vaterschaft als Anlass, um sich mit alten Mythen und Erziehungsweisheiten
auseinander zu setzen, die ihn im Leben mit seinen Kindern begleiten.
Denn auf die Frage: „Was brauchen Kinder?“ hat jede Elterngeneration ihre eigenen Antworten gefunden. Welche davon sind es wert, sie zu behalten? Und von welchen müssen wir uns dringend verabschieden? Die Geschichte unserer Glaubenssätze darüber, was Kinder stark macht, ist auch eine Geschichte der Gewalt gegen Kinder. „Du sollst dein Kind nicht verwöhnen!“, „So wird dein Kind doch nie selbstständig!“ und „Man muss ein Baby doch auch mal schreien lassen!“ – diese Sätze sind keine Lappalien.
Die
Bindungstheorie zeigt ganz deutlich, dass Nähe ein Grundbedürfnis unserer
Kinder ist – und der Entzug selbiger gefährlich. Doch genau das passiert immer
noch. Sowohl im Elternhaus – als auch in Einrichtungen, die strukturell nach
aktuellen Studien zum Großteil nicht in der Lage sind, Kinder bedürfnisgerecht
zu betreuen und sich zunehmend auf kognitive Frühforderung fokussieren – schon
bei den jüngsten. Man sagt, es brauche ein Dorf, um ein Kind großzuziehen. Wie
wollen wir dieses Dorf gestalten?
Man sagt, es brauche ein Dorf, um ein Kind großzuziehen. Wie wollen wir dieses Dorf gestalten?
Ihr aktuelles Buch hat die Bestsellerautorin Nicola Schmidt
gemeinsam mit ihrem Partner Klaus Althoff geschrieben und ist mit dem
Untertitel ‚Dein Weg zum Kind‘ versehen. Damit stapeln die beiden tief, erstens
beschreiben sie eine Vielzahl von Wegen und Möglichkeiten zum Vatersein und
zweitens beinhalten diese Pfade auch die gemeinsamen Schritte zum Eltern und
Familie werden, in welcher Konstellation auch immer, aber mit der Aussicht auf
eine gleichberechtigte und partnerschaftliche Aufteilung von bezahlten und
unbezahlten Aufgaben und Arbeiten.
Dass dieser Weg schon lange vor der Geburt anfängt,
schreiben die beiden schon im zweiten Absatz des Vorworts: ‚Wie gut sich alle
Beteiligten … schon vor der Geburt vorstellen können, eine Familie zu sein,
sagt viel darüber aus, wie es später sein wird. Es gilt also, die wichtigen
Informationen rechtzeitig zu haben, die Weichen frühzeitig zu stellen und
‚kluge‘ Entscheidungen zu treffen.
Und dafür liefern Schmidt und Althoff auf den folgenden 235
Seiten eine wahre Fülle an Ideen, Wissen, Anregungen und Erfahrungen in einem
inhaltlich und grafisch sehr ansprechenden Format.
Das Buch behandelt in drei Kapiteln Schwangerschaft, Geburt
und Wochenbett wobei die ersten 9 Monate in sieben Abschnitte aufgeteilt sind.
Der siebte beschäftigt sich unter der Überschrift ‚Cool bleiben‘ mit
Terminüberschreitung und Übertragung. Innerhalb dieser Anordnung gibt es
verschiedene inhaltliche Blöcke, die sich in jedem Abschnitt wiederholen: ‚Das
sollten Väter vorher wissen‘, ‚Wissenschaftscheck‘, ‚Übungen‘ und ‚So sieht es
aus‘. In letzterem beschreiben Klaus und/ oder Nicola ihre Ansichten zu den
zuvor behandelten Themen und geben persönliche Erfahrungen weiter.
Neben diesen großen Blöcken gibt es kleinere Merkposten, die
sich direkt an die werdenden Väter richten bzw. Erfahrungen und Fragen von
Vätern wiedergeben: ‚Was hättest du gern vorher gewusst?‘, ‚You have a new
message‘ sind Impulse aus der Perspektive des ungeborenen Kindes. Eine ‚Not to
do Liste‘ fasst die Empfehlungen der Autor*innen prägnant zusammen sowie ‚Dein
Clan‘. In dieser Rubrik werden Ansprechpartner und Vertrauenspersonen für die
Väter und deren Bedeutung benannt.
Apropos ‚Clan‘, insbesondere Klaus Althoff betont an
verschiedenen Stellen seiner Statements immer wieder die Bedeutung einer
Vätergruppe in der sich Männer über ihre Anliegen, Ängste und Hoffnungen
austauschen können. Vor und auch nach der Geburt: ‚Was aber … ganz wichtig ist,
ist der Austausch mit anderen Vätern. Wir Männer reden oft so wenig – vor allem
wenig miteinander und über die Dinge, die uns schwerfallen und belasten.‘ Er
lädt die Männer deshalb dazu ein ‚Väterbanden‘ zu bilden.
Auch an anderen Stellen greift er auf seine Erfahrungen als
Personalentwickler zurück. Der Weg zum Vatersein ist ein Change Prozess. Beim
Eltern werden geht es, vor allem im Hinblick auf die Fragen, wer macht was, zu
welchem Zeitpunkt und in welchem Umfang auch um einen Teambuildingprozess bei
dem Erfahrungen aus dem Projektmanagement genutzt werden können. Diese Begriffe
werden von beiden Autor*innen situationsbezogen und praxisnah mit Inhalten
gefüllt und im Managementtraining bewährte Methoden wie der Dialogspaziergang
auf den Alltag werdender Eltern übersetzt. Sie betonen immer wieder, wie
wichtig die Entwicklung eine geteilten Vorstellung von dem Leben zu Dritt für
eine gelingende Vater-, Mutter- und Elternschaft ist.
Neben pädagogischen und biologischen Themen werden aber auch
ganz praktische insbesondere für nicht verheiratete Väter bedeutsame Dinge
angesprochen: Es ist wichtig, rechtzeitig über eine Vaterschaftsanerkennung und
gemeinsame Sorge zu sprechen und die erforderlichen Schritte rechtzeitig in die
Wege zu leiten. Das gleiche gilt für Absprachen über Aufteilung der Elternzeit.
Entgegen der lange Zeit von der Familienpolitik propagierten 12 plus 2 Regelung
betonen Schmidt und Althoff die Bedeutung der frühen Elternzeit des Vaters und
treten auch für die ‚Vaterschaftsfreistellung unmittelbar nach der Geburt ein.
Im Kapitel Geburt weisen die beiden zum einen besonders auf
die Bedeutung einer Geburtsvorbereitung für Väter hin, diese senke das Risiko
für operative Geburtseingriffe. Wohl auch, weil Väter in der Lage sind, unter
der Geburt gegebenenfalls ihre Schutzfunktion für die Partnerin wahrzunehmen.
Zum anderen thematisieren sie das Risiko einer postpartalen Depression für
Väter. Die Zahlen aus den angelsächsischen Ländern weisen eine hohe Bandbreite
auf, wohl auch, weil Väter nicht durchgehend auf diese gesundheitliche
Belastung gescannt werden. In den deutschsprachigen Ländern wird dieses
Phänomen erst allmählich wahr- und ernst genommen. Die umfassende Behandlung
des Themas in diesem Band wird dazu sicherlich auch beitragen.
Auch wenn im letzten Abschnitt das Thema Fehlgeburt aus der
Perspektive der Väter, die mit dem Thema in der Regel alleingelassen werden,
thematisiert wird, eine ganz wichtige Botschaft steckt für mich einige Seiten
davor. Es ist die Sache mit der Performanzschere. ‚Es ist nämlich so, dass
viele Väter durchaus über die notwendigen Kompetenzen verfügen, um ihre Kinder
liebevoll zu versorgen. Das Problem ist aber oft, dass sie diese Kompetenzen
nur unzureichend nutzen. … Klafft die Performanzschere erst einmal auseinander,
ist es schwierig, sie wieder zu schließen und die väterlichen Kompetenzen im
Alltag einzusetzen.‘ Auch dass ist ein Appell, von Anfang an aktiv dabei zu
sein und durch gemeinsames Tun väterliche Kompetenzen zu entwickeln und
anzuwenden.
Das Buch von Nicola Schmidt und Klaus Althoff ist für mich
nach dem 2005 ebenfalls im Gräfe und Unzer Verlag erschienen ‚Das Papa
Handbuch‘ von Robert Richter und Eberhard Schäfer ein zweiter Meilenstein, der
den Weg der Väter zu ihren Kindern nicht nur beschreibt, sondern Väter
ermutigt, diesen Weg auch zu gehen und die Rolle im Leben ihrer Kinder zu spielen,
die diese brauchen.
Schwangerschaft und Geburt sind auch für Väter eine große
Herausforderung. Zur Unterstützung fehlen Vorbilder und eine Gesprächskultur.
Die LAG-Väterarbeit fordert deshalb seit langem eine zweiwöchige
Vaterschaftsfreistellung nach Geburt des Kindes mit Lohnersatz als einen
wichtigen und vor allem auch geeigneten Schritt, aktive Vaterschaft zu fördern.
Um werdende Väter gezielt zu erreichen, beteiligt sich die LAG-Väterarbeit nun auch an der Erzählcafé Aktion „Respekt, Mann. Du wirst Vater!“. Die Aktion will bewirken, dass jeder Mann mit gutem Gefühl Vater werden kann. Deshalb unterstützt die Aktion Väter mit einer kostenlosen Info-Broschüre. Kurz und bündig wird auf den Punkt gebracht, was Männer beim Vaterwerden wissen sollten, auch um selbst gesund zu bleiben.
Im Väter-Erzählcafé können sich Männer mit Männern
austauschen, voneinander lernen und ihre Erlebnisse bei der Geburt verarbeiten.
Jeder kann mitmachen und ein Erzählcafé zu Schwangerschaft und Geburt
veranstalten. Initiiert und betreut wird die Erzählcafé-Aktion durch Dr. med.
Stefanie Schmid-Altringer und Lisa von Reiche. Gefördert wird die Initiative
durch Hebammen für Deutschland e.V.