… Die Tatsache, dass die Mutter ihrem Kind am Anfang seines
Lebens körperlich näher ist als der Vater, vermindert dessen Fähigkeiten bei
der Betreuung und Versorgung seiner Kinder nicht. In Stresssituationen gilt der
‚hinreichend gute‘ Vater nach der Mutter als wichtigste Bindungsperson für das
Kind und gibt dem Kind ebenfalls das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
Die Bindungssicherheit, die Kinder an ihre Väter entwickelt
haben. Ist recht stabil. Eine Längsschnittstudie an 112 Vätern und ihren
Kindern, die im Alter von 13 Monaten und 3 Jahren untersucht worden waren,
zeigte nicht nur eine hohe Stabilität über diesen Zeitraum, sondern auch, dass
die Bindungssicherheit der Kinder mit einer langfristigen Zunahme der
väterlichen Feinfühligkeit verbunden war – sicher Kinder sind also eine gute
Entwicklungschance für Väter!
Inge Seiffge-Krenke, Väter, Männer und kindliche Entwicklung, Mainz 2015, S.15
In dieser Studie aus dem Jahr 2010 untersuchten Penny
Sorensena und Neil J. Coopera, wie 14 Großväter, die in einem ländlichen Gebiet
im Osten Englands leben, ihr Großvatersein und -werden verstehen. Mit den
Großvätern wurden locker strukturierte Interviews geführt, um ihnen die
Möglichkeit zu geben, über die Themen zu sprechen, die sie für wichtig hielten.
Mit Hilfe der ‚Grounded-Theory‘ wurde die Großvaterschaft in den
Lebensgeschichten der Teilnehmer verortet, wobei drei Hauptelemente im
Vordergrund standen: das Mann-Werden, die Aufrechterhaltung der Männlichkeit
während der Vaterschaft und die potenzielle Neupositionierung der Männlichkeit als
Großvater. Diese Studie zeigt, dass die Großvaterschaft vor allem eine
individuelle Erfahrung ist.
Zu Beginn der Studie stellen die Autor*innen die bisherige
Forschungslage dar. Großelternschaft hat ihrer Auffassung nach in der Forschung
einige Aufmerksamkeit erregt, aber ältere Menschen in Familien wurden
tendenziell stereotypisiert oder übersehen und bei der Untersuchung von Großeltern
bedeutet der Begriff „Großeltern“ meist „Großmutter. Ältere Männer erden als
unsichtbare Männer beschrieben, die in der Forschung häufig vernachlässigt
werden.
Die frühe Forschung zur Großelternschaft verknüpfte die
Großmutterschaft mit geschlechtsspezifischen Betreuungsaufgaben und
positionierte Großväter als Randfiguren. Eine Studie über Familien in East
London aus dem Jahr 1957 lieferte einige der ersten Erkenntnisse über die
Beziehungen zwischen Rentnern und ihren Kindern, zeigte aber insbesondere die Bedeutung
der Mutter-Tochter-Beziehung auf, insbesondere den gegenseitigen Austausch bei
häuslichen und pflegerischen Tätigkeiten.
Mit dem Wandel der Familienstrukturen und dem Eintritt von
mehr Frauen in den Beruf wird der potenzielle Wert von Großeltern in der
britischen Politik zunehmend anerkannt. Dementsprechend hat die Forschung zur
Großelternschaft zugenommen, wobei anerkannt wird, dass sie routinemäßige
Unterstützung bei der Kinderbetreuung und Hilfe in Krisenzeiten, z. B. bei
Beziehungsabbrüchen, leisten.
In dem politischen Diskurs wird nach wie vor davon
ausgegangen, dass Großmütter oder geschlechtsneutrale „Großeltern“ an
der Familienbetreuung beteiligt sind. Diese Position wird von der
zeitgenössischen Forschung geteilt, die an den traditionellen Erwartungen an
Frauen als „Angehörigenpflegerinnen“ festhält, die für die
Aufrechterhaltung von Familienbeziehungen über den gesamten Lebensverlauf
hinweg von zentraler Bedeutung sind.
Es wird davon ausgegangen, dass diese Identitätsnorm das Engagement von
Großmüttern für ihre Enkelkinder fördert. Im Gegensatz dazu war für viele
Männer, die Großväter sind, die Arbeit die Grundlage ihrer Identität, und
männliche Berufe schlossen Betreuungsarbeit aus, insbesondere für die Generation,
die in den 1950er und 1960er Jahren ins Berufsleben eintrat. Ohne Erfahrung in
der Pflegearbeit können ältere Männer in der Familienforschung ins Abseits
geraten.
In einer US-amerikanischen Arbeit über Großelternschaft
wurden 1964 fünf verschiedene Stile der Großelternschaft entwickelt: formell; spaßsuchend;
Reservoir der Familienweisheit; distanzierte Figur; und Elternersatz. Die „formelle“
Rolle wurde von etwa einem Drittel der Großväter und Großmütter eingenommen,
die sich an das hielten, was sie als „richtige“ Bindung ansahen, während
sie eine Trennung zwischen Elternschaft und Großelternschaft aufrechterhielten.
Die Rolle des Vergnügungsträgers, die als Freizeitbeschäftigung und Quelle des
Selbstgenusses charakterisiert wird, wurde von 24 % der Großväter und 29 % der
Großmütter eingenommen. Die Rolle des Reservoirs der Familienweisheit wurde von
6 % der Großväter und 1 % der Großmütter eingenommen. Die Rolle der
distanzierten Figur, die wenig soziales oder emotionales Engagement für die
Enkelkinder beinhaltet, wurde von 29 % der Großväter gegenüber 19 % der
Großmütter angegeben. Während 14 % der Großmütter eine elterliche
Betreuungsrolle übernahmen, waren keine Großväter in dieser Funktion zu finden.
20 Jahre später fanden weitere Studien heraus, dass
Großmütter sich stärker engagierten, wenn die Enkelkinder noch klein waren,
während das Engagement der Männer mit zunehmendem Alter der Kinder zunahm. Und,
dass Großväter den Wunsch nach einer kontinuierlichen Beziehung zu ihren
Enkelkindern haben und ein starkes emotionales Engagement zeigen. Großväter
üben ihre Großelternschaft auf individuelle Weise aus und vermischen ihre
Rollen oft.
Sich für die Familie einzusetzen und zu ihrem Wohlergehen beizutragen, kann auch
als generative Tätigkeit betrachtet werden. Männer und Frauen können nach
Abschluss der Erziehung der eigenen Kinder Aspekte ihrer selbst, die sie
verdrängt haben, zurückgewinnen. Insbesondere Männer, die für die elterliche
Rolle als Ernährer und Verteidiger der Familie ihre fürsorglichen Züge aufgegeben
haben, können nach dem Wegfall der elterlichen Verantwortung diese
Eigenschaften zurückgewinnen und beginnen, „Sinnlichkeit, Zugehörigkeit und
mütterliche Tendenzen“ zu zeigen.
„Als Mann hatte man nicht wirklich viel mit seinen
Kindern zu tun, man musste es auch nicht. Das hat nur deine Frau gemacht. Es
war nicht so wie heute, wo alles aufgeteilt werden muss und jeder zuerst
darüber spricht und all das. Die Kinder waren ihr Ding.“
Als Ergebnis der 14 Interviews halten die Autor*innen fest,
dass die Gespräche über die Großvaterschaft mit denen über die Kindheit und die
Vaterschaft einhergingen. Die eigenen Kindheitserfahrungen beeinflusste die Art
von Vätern, die die Männer wurden, und diese wiederum beeinflusste die Art von
Großvätern, die sie wurden.
Der historische Kontext, Zweite Weltkrieg und Wehrdienst, prägte die
Karrierewege vieler Männer, aber auch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung
in den Familien machte sie zu Ernährern. Die Erwerbsarbeit war ein zentrales
Element ihrer männlichen und väterlichen Identitäten. Als Ernährer beschrieben
sie, dass sie durch die Geburt von Kindern länger arbeiten mussten, was
bedeutete, dass sie weniger Zeit mit ihren Kindern verbringen konnten. Die
Vaterschaft wurde zwar als positiv beschrieben, sie hatten aber nicht so viel
mit den Kindern zu tun, da die Mutter die zentrale Familienfigur war.
Die Mehrheit der Männer betrachtete die Großvaterschaft als
eine Gelegenheit, neue und enge Beziehungen zu den Kindern in der Familie
aufzubauen. Der Verwandtschaft spielte dabei keine Rolle, es wurden keine
Unterschiede zwischen Stiefenkeln und leiblichen Enkeln gemacht. Diese Männer
waren nicht die in der 1980er Jahren beschriebenen „distanzierten
Großvaterfiguren“. Vielmehr waren sie aktive Mitgestalter von Beziehungen, und
diese Rolle war von zentraler Bedeutung für ihre Selbstidentität.
Enkelkinder, insbesondere Enkel, ermöglichten den Männern einen Zugang zur
Emotionalität und schufen eine Nähe, die sie mit ihren Kindern nur selten
erlebt hatten. Während väterliche Identitäten sozial und historisch konstruiert
sind und entsprechende Vorstellungen davon haben, wie „gute Vaterschaft“
ausgeübt wird, scheint Großvaterschaft stärker individualisiert zu sein. Großvaterschaft
bietet einen „Spielraum“ bei der Schaffung neuer männlicher Identitäten
innerhalb der Familie.
Diese Studie zeigt die Bedeutung des Vaters als Versorger im
Leben von Männern, die jetzt Großväter sind. Sorensena und Coopera halten es
für wahrscheinlich, dass die heutigen Väter, die sich mit der Erwartung des
engagierten Vaters auseinandersetzen, die Großvaterschaft anders umsetzen und
erleben als ihre Väter. Die Teilnehmer dieser Studie beschrieben, dass sie als
Väter ein Leben am Rande ihrer Familien führten, was es ihnen erschwerte, aktiv
an den Alltagserfahrungen ihrer Kinder teilzuhaben. Als Großväter waren diese
Männer im Leben ihrer Enkelkinder präsent und nahmen diese Rolle mit
Begeisterung an. Im Gegenzug beeinflussten die Enkelkinder das Leben der
Männer, indem sie eine Quelle demonstrativer Emotionalität einbrachten, die
ihnen in ihrer Erfahrung als Väter fehlte.
In der dritten Ausgabe der monatlichen Webinar-Reihe begrüßt
das Team von „Following Young Father’s Further“ Dr. Aniela Wenham und Judith
Cork, um ihre Forschungen mit jungen Müttern zu diskutieren.
„Es geht nicht darum, ein Teenager zu sein, es geht um die
Mutterschaft.“ Das „Problem“ der jungen Mutterschaft neu formulieren.
Judith Cork (Koordinatorin des Programms für junge Eltern,
Romsey Mill) ist seit mehr als 20 Jahren in der Jugendarbeit tätig und arbeitet
seit 2009 in Romsey Mill, insbesondere mit jungen Eltern. Romsey Mill arbeitet
sowohl mit jungen Müttern als auch mit jungen Vätern und bietet ein breites
Spektrum an Unterstützung in Einzel- und Gruppensettings. Romsey Mill ist auch
vom Cambridgeshire County Council beauftragt, die Unterstützung für junge
Eltern in der gesamten Grafschaft zu koordinieren. Inspiriert durch ihre
Unterstützungsarbeit führte Judiths Wunsch, Veränderungen für Familien auf
systemischer oder gesellschaftlicher Ebene herbeizuführen, dazu, dass sie ein
Teilzeitstudium der Gemeindepsychologie an der Universität Brighton
absolvierte.
Die Präsentation gibt Einblicke in ein Forschungsprojekt, das
untersucht, wie junge Mütter in der heutigen englischen Gesellschaft
konstruiert sind. Mithilfe der kreativen Methode des Photovoice wurden von
ehemaligen jungen Müttern aufgenommene Fotos mit Bildunterschriften erstellt,
die in Online-Fokusgruppen mit Hebammen und jungen Müttern diskutiert und
anschließend in einer öffentlichen Online-Ausstellung mit einer begleitenden
qualitativen Umfrage gezeigt wurden.
Die Ergebnisse der Studie stellen negative Stereotypen über junge Mütter in Frage, und in dieser Präsentation wird argumentiert, dass defizitorientierte Diskurse über „problematische“ junge Mütter durch einen neuen Diskurs ersetzt werden sollten, der junge Mütter als Mütter identifiziert, die eher Empathie und Verständnis als Kritik und Sanktionen verdienen.
Am 20.
Februar 2023 haben das Following Young Fathers Further-Team und die North East
Young Dads and Lads (NEDYL) das „Think Dad! Vorgestellt. Das
Toolkit wurde gemeinsam mit jungen Vätern entwickelt und richtet sich an
Fachkräfte und Dienste, die ihre Arbeit mit jungen Vätern (bis 25 Jahre)
verbessern wollen.
Dieses interaktive Toolkit enthält Ressourcen, Aktivitäten
und Ratschläge, wie Sie väterintegrative Ansätze in der Praxis anwenden können,
die sowohl Müttern und Kindern als auch Vätern zugute kommen. Das Toolkit
stellt die Stimmen und Erfahrungen junger Väter in den Vordergrund und bietet
darüber hinaus Anleitungen für eine bessere Unterstützung von Vätern im
Allgemeinen.
Dieses Toolkit wurde von North East Young Dads and Lads mit
Unterstützung des Forschungsteams Following Young Fathers Further der
Universität Lincoln entwickelt. Dem Co-Creation-Team gehörten die jungen Väter
und Peer-Forscher Robert Oughton und Jordan Richardson von North East Young
Dads and Lads an, die sich beide für die Verbesserung der Elternschaft und der
Unterstützungserfahrungen junger Männer engagieren, die in jungen Jahren Eltern
werden.
NEYDL ist ein einzigartiger Jugendhilfedienst, der jungen Männern und jungen Vätern helfen will, eine aktive und sinnvolle Rolle im Leben ihrer Kinder, in der Familie und in der Gesellschaft zu spielen. Das Projekt „Following Young Fathers Further“ (FYFF), das vom UKRI Future Leaders Fellowship Scheme finanziert wird, ist eine vierjährige qualitative Längsschnittstudie an der Universität Lincoln, die den Erziehungsverlauf und den Unterstützungsbedarf junger Väter (unter 25 Jahren) untersucht.
… dass bekommen jugendliche Väter eher selten zu hören. Eine Vaterschaft in ihrem Alter wird als riskant und unverantwortlich betrachtet. Ohne abgeschlossene Ausbildung und vielfach in prekären Lebensverhältnissen Vater zu werden gehört sich nicht. Wenn schon Sex, dann bitte mit Verhütung.
Jugendliche Väter werden beschämt und ihre Vaterschaft wird
problematisiert, gesellschaftlich anerkannte positive Bilder existieren nicht. Das
war und ist die Ausgangslage des Verbundprojekts ‚… jugendliche Väter im Blick‘.
Die Projekte in Osnabrück, Rheydt und Düsseldorf machen jungen Männern
niedrigschwellige Angebote und tragen dazu bei, dass die jungen Väter
von
bestehenden Hilfsangeboten erreicht werden und ihre Ressourcen für ihre Kinder
einsetzen können. Gleichzeitig wird eine gesellschaftliche Debatte zur Bedeutung
jugendlicher Väter angestoßen
Bei dieser Fachtagung werden die beiden Keynote
Speakerinnen, Dr. Kim Bräuer und Prof. Anna Tarrant zunächst ihre aus
wissenschaftlicher Perspektive und praktischen Erfahrungen mit jugendlichen
Vätern gespeiste Expertise vortragen.
In den vier Workshops am Nachmittag haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit den in verschiedenen Projekten gemachten Erfahrungen insbesondere mit dem Blick auf die Zugänge zu und die Erreichbarkeit von jungen Vätern auseinanderzusetzen und neue Ansätze kennenzulernen.
Niudad.ch will Männer auf ihre neue Rolle als Vater
vorbereiten.
Vatercrashkurse, Tests und Checklisten – die neue Plattform
Niudad.ch soll werdenden Vätern dabei helfen, sich auf ihre neue Rolle
vorzubereiten. Wie der Dachverband der Schweizer Männer- und
Vaterorganisationen Männer.ch in einer Mitteilung schreibt, starte der
Schweizer Durchschnittsmann bislang mit wenig Wissen, Vorbildern und Vernetzung
ins Abenteuer Vaterschaft– so auch Metin (36). .
‚Für werdende Väter gibt es kaum Angebote und Ressourcen‘
Er wurde letztes Jahr Vater von Zwillingen. ‚Die ersten
Wochen waren sehr anspruchsvoll.‘ Vor der Geburt seiner Söhne habe er sich
nicht vorstellen können, was es brauche, um ein engagierter Vater zu sein, und was
man bei der Kindererziehung alles beachten müsse. ‚Für werdende Väter gibt es
kaum Angebote und Ressourcen. Alles, was ich damals gefunden habe, war zu
Finanzen und Versicherungen, nicht zum Vatersein selbst.‘ Wie er sagt, wusste
er während der Schwangerschaft seiner Partnerin nicht, wohin mit seinen Fragen.
‚Ich habe in meinem näheren Umfeld nicht viele Freundinnen und Freunde, die
Eltern sind.‘ Einige Informationen habe er sich online zusammengesucht.
‚Viele haben Mühe damit, über ihre Ängste und Fragen zu
sprechen‘
‚Es ist heute immer noch so, dass sich Frauen viel stärker
aufs Elternsein vorbereiten als Männer‘, sagt Thomas Neumeyer, Leiter
Kommunikation von Männer.ch. Regelmäßige Arztbesuche und Beratungen der
werdenden Mutter seien Gründe dafür. Zudem sei ein Großteil der zur Verfügung
stehenden Literatur zu Kind und Geburt auf Frauen ausgerichtet.
Jungen Männern fehle es hingegen oftmals an Gelegenheiten,
sich über die zukünftige Rolle auszutauschen. ‚Auch haben viele Männer Mühe
damit, über ihre Ängste und Fragen zu sprechen.‘ Diese würden vielfach einfach
totgeschwiegen. ‚Das muss sich ändern.‘
Mit der Plattform Niudad.ch wollen Neumeyer und sein Team
deshalb den Austausch unter neuen Vätern aktiv fördern und ihnen in Kursen und
Beratungen die Möglichkeit geben, von den Erfahrungen anderer zu
profitieren.
Studie der TU Braunschweig und FH Kiel gibt Einblicke in
Selbstbild und Selbstverständnis von Vätern
Wie nehmen Väter sich selbst und ihre Familie wahr? Haben
sie Probleme, Vaterschaft und Berufstätigkeit zu vereinbaren? Wie sieht es mit
der Geschlechtergerechtigkeit und der Arbeitsorganisation im Familienalltag
aus? Diese und andere Fragen untersuchten Sozialwissenschafter*innen der
Technischen Universität Braunschweig und der Fachhochschule Kiel in ihrer
Studie „VAPRO – You don’t need to be
Superheroes“.
Die Rolle von Vätern ist in den vergangenen Jahren immer
mehr in den gesellschaftlichen Fokus gerückt. Debatten wie
#dazuhatpapanichtszusagen, Diskussionen um einen 14-tägigen Vaterschutz und
nicht zuletzt die Erweiterung der Elternzeit um zwei Vätermonate spiegeln diese
Entwicklung wider. „Trotz der vermehrten Diskussion um die Rolle von Vätern ist
diese seit einigen Jahren nicht mehr umfassend wissenschaftlich untersucht
worden. Diese Lücke wollten wir mit unserer Studie schließen“, erklärt Projektleiterin Dr. Kim Bräuer von der TU Braunschweig.
Im Rahmen der VAPRO-Studie befragte das Team um Bräuer und Prof. Dr. Kai
Marquardsen von der Fachhochschule Kiel 2.200 Väter online und führten 55
qualitative Interviews. Dabei berücksichtigten sie neben rechtlichen und
biologischen Vätern auch Pflegeväter, Väter in Co-Parenting-Konstellationen und
homosexuelle Väterpaare. Außerdem wurden nicht nur die Männer selbst befragt,
sondern auch die (Eigen-)Darstellung von Vaterschaft in sozialen Medien
analysiert.
Das Bild vom Vater, der mit seinem Einkommen die Familie
ernährt und mit den Kindern höchstens am Wochenende spielt, ist passé.
Tatsächlich ist es Vätern heute vor allem wichtig, ihre Kinder „empathisch und
verständnisvoll“ zu erziehen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der
VAPRO-Studie. Das Ideal des emotionalen Vaters ist weit verbreitet. So ist es
fast 60 Prozent der Väter am wichtigsten, dass sie ihrem Kind bzw. ihren
Kindern Zuneigung zeigen. Der Trend zu vermehrter aktiver Vaterschaft sei klar
erkennbar, so die Wissenschaftler*innen. Dabei engagieren sich die Väter am
häufigsten in der Kinderbetreuung, indem sie zum Beispiel mit den Kindern
spielen. Deutlich seltener übernehmen die Väter aktive Erziehungsmaßnahmen.
Das Bild vom Vater als Ernährer dominiert nicht mehr
Ein Großteil der befragten Väter hat sich von dem Bild des
Vaters als Ernährer gelöst. Nur rund 12 Prozent von ihnen halten es für ihre
wichtigste Aufgabe, der Familie finanzielle Sicherheit zu bieten. „Die von uns
befragten Väter haben angegeben, dass ihnen monetäre Werte nicht so wichtig
seien, wie soziale oder emotionale Werte“, erklärt Prof. Dr. Kai Marquardsen.
In diesem Zusammenhang kritisierten viele der Interviewten ihre eigenen Väter
unter anderem als „zu bestimmend“, als „abwesend“ und „mit der Arbeit zu
beschäftigt“. Sie nutzen ihre Väter als „negatives Vorbild“ und betonen, dass
sie selbst als Vater bewusst anders handeln würden.
Dennoch sind fast 85 Prozent der Väter wöchentlich 40
Stunden oder mehr erwerbstätig, während fast drei Viertel der anderen
Elternteile nicht oder maximal 30 Stunden in der Woche arbeiten. Trotzdem nimmt
fast jeder zweite Vater an, dass er sich genauso viel um familiäre
Angelegenheiten der Kinderbetreuung kümmert, wie der andere Elternteil.
Lediglich jeder zehnte Vater übernimmt die meisten Aufgaben der Familienarbeit.
Dies sind vor allem Väter, die ihre Erwerbstätigkeit beendet oder deren Umfang
reduziert haben, um mehr Zeit für ihre Familie und die Versorgung der Kinder zu
haben.
Viele Väter, auch das ist eine Erkenntnis der Studie, geben
an, ihren eigenen Vorstellungen guter Vaterschaft nicht gerecht zu werden.
„Hier zeigen sich Parallelen zur Mutter als Allrounderin, die im Job
erfolgreich sein muss und gleichzeitig liebevoll die Kinder und ihre Verwandten
umsorgt“, erklärt Kim Bräuer. „Der Trend geht also weg von der ‚klassischen‘
Rollentrennung hin zu einem ‚Alle-erfüllen-alle-Rollen‘ und dieses möglichst
perfekt. Dabei erleben die Väter nicht nur einen Work-Family-Konflikt. Es
scheint auch darum zu gehen, sich in ihrem Freundeskreis, in Vereinen oder bei
der Versorgung der Eltern einzubringen und ihren Kindern auf diese Weise
soziale Werte vorzuleben,“ so Bräuer.
Väter bloggen nicht über Armut
Im Rahmen ihrer Studie haben die Sozialwissenschaftler*innen
die Instagram-Accounts von sieben sehr populären Väterbloggern und deren Bild
von Vaterschaft analysiert. Hier herrscht das Ideal des zumeist weißen, aktiven
Vaters. Vaterschaft in Armut oder Vatersein mit Migrationserfahrung würden
hingegen kaum thematisiert, erklärt Prof. Marquardsen. „Das lässt sich damit
erklären, dass Armut mit Scham behaftet ist und Väter in Armutslagen sich –
auch virtuell – nicht offenbaren wollen. Väter, deren Leben von einem geringen
Einkommen geprägt ist oder die auf Leistungen vom Staat angewiesen sind, finden
unter Väterbloggern also niemanden in ähnlicher Lebenslage.“ Auch unter
#ichbinarmutsbetroffen fanden die Wissenschaftler*innen nur wenige Berichte von
Vätern in Armutslagen.
Es sei schwierig gewesen, für Interviews Kontakt zu
Betroffenen herzustellen, da diese in besonderer Weise unter dem Druck
gesellschaftlicher Normalitätsvorstellungen stünden, erklärt der Kieler
Sozialwissenschaftler: „Selbstverständlich finden wir auch unter Vätern in
Armutslagen eine Vielfalt im Erleben von Vaterschaft. Aber im Unterschied zu
anderen Vätern ist für sie vor allem die materielle Versorgung der Familie
wichtigeres Thema. In unseren Interviews wurde deutlich, dass für sie
insbesondere Herausforderungen auf materieller Ebene eine Rolle spielen, die
bei Vätern in gesicherten Verhältnissen kein Thema waren “, so Marquardsen. „Insgesamt
besteht bezüglich des Erlebens von Vaterschaft von Vätern in Armut aber weiter
dringender Forschungsbedarf. Nicht zuletzt wissen wir noch zu wenig darüber,
welche kurz- und längerfristigen Einflüsse gesellschaftliche Krisenereignisse
wie Corona oder eine steigende Inflation auf die Praxis gelebter Vaterschaft in
verschiedenen Milieus haben.“
Handlungsempfehlungen für die Praxis
Ziel des Projekts war es auch, Handlungsempfehlungen für
Arbeitgeber*innen, Koordinator*innen von Väternetzwerken und politische
Akteur*innen zu entwickeln, um die Lebenslagen von Vätern sichtbarer zu machen
und ihre Situation und die ihrer Familien nachhaltig zu verbessern.
Väterarbeit, so die Empfehlung der Forschenden, solle sich verstärkt auf deren
alltägliches Handeln beziehen. Es gehe weniger darum, ein neues Bild von
Vaterschaft zu vermitteln, als die Väter stärker in alltägliche Aufgaben
einzubinden, erklärt Bräuer: „Es wäre denkbar, Väter aktiv als Elternsprecher
anzufragen, Väterschwimmkurse anzubieten oder sie aktiv zum Beispiel in
Elternchats anzusprechen.“ Unterstützung wünschen sich die
Wissenschaftler*innen außerdem durch entsprechende familienpolitische Reformen.
„Das würde es vielen Vätern leichter machen, spezielle Angebote der
Arbeitgeber*innen auch tatsächlich anzunehmen.“
Studiendesign
Die VAPRO Studie hatte eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren
und wurde von der Stabstelle für Chancengleichheit der TU Braunschweig und dem
Braunschweiger Zentrum für Gender Studies finanziert. Die Forscher*innen
wählten einen Methoden-Mix und werteten 55 qualitative Interviews, eine
Online-Umfrage mit bundesweit 2.200 Teilnehmern und sieben Instagram-Accounts
von Väterbloggern aus.
Was macht das Vaterwerden mit Männern? Wissenschaftler
untersuchen, wie sich Männer psychisch und physisch während der
Schwangerschaft, der Geburt und in den ersten Jahren mit ihren Kindern
verändern. Diese Dokumentation geht auf eine Entdeckungsreise und begleitet
drei Männer in Deutschland, Frankreich und Schweden während ihres Abenteuers,
Papa zu werden und Vater zu sein.
Die arte Dokumentation zeigt, wie sich Männer während der Schwangerschaft, der Geburt und in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder verändern, und welche Bedeutung sie dabei für ihre Kinder haben. Anna Machin, Evolutionsanthropologin der Universität Oxford, erforscht das Verhältnis von Vätern zu ihren Kindern. Die Ergebnisse ihrer Studien belegen, dass gegen Ende der Schwangerschaft und bei der Geburt das Testosteron der Väter sinkt. Das hilft ihnen, liebevoller auf ihre Kinder zu reagieren. Die Forschungsresultate Marian Bakermans-Kranenburgs von der Universität Leiden deuten darauf hin, dass Väter, die bereits in der Schwangerschaft täglich mit ihrem Baby kommunizieren, auch später eine stärkere Bindung zum Kind haben. Was passiert bei der Geburt mit Männern? Damit hat sich der Gynäkologe Kai Bühling im Rahmen einer Studie beschäftigt. Rund 90 Prozent der Väter erleben die Geburt als positiv – aber es gibt auch Männer, die sich um negative Veränderungen sorgen, vor allem, was die Sexualität angeht. Die Neurobiologin Ruth Feldman aus Tel Aviv hat sich in großangelegten Studien die Gehirnregionen von Müttern und Vätern angeschaut. Ihr Ergebnis: Nicht nur die Gehirne der Frauen, sondern auch die der Männer verändern sich nach der Geburt – vorausgesetzt, sie sind engagierte Väter.
Spannende wissenschaftliche Erkenntnisse, verwoben mit persönlichen Geschichten von Vätern aus drei unterschiedlichen Ländern, ergeben einen faszinierenden Film über das Phänomen des Vaterwerdens und der Wichtigkeit des Vaterseins.
Bei einer Geburt stehen die werdende Mutter und das Kind im Zentrum
des Geschehens. Das ist unbestritten. Ebenso unzweifelhaft ist jedoch,
dass zu diesem Zeitpunkt, vor und in den ersten Wochen nach der Geburt,
die Weichen für die zukünftige Arbeitsteilung in der Familie gestellt
werden.
Die überwiegende Mehrheit der jungen Männer und Frauen wünschen sich
eine partnerschaftliche Aufteilung von bezahlter Erwerbs- und nicht
bezahlter Familienarbeit. In der Realität passiert aber das Gegenteil.
Die werdenden Eltern kommen als fortschrittliches Paar in die
Geburtsklinik und verlassen den Kreißsaal mit einer Rollenaufteilung,
die eher der ihrer Großeltern ähnelt als den eigenen Vorstellungen.
Hans-Georg Nelles zeigt in diesem Beitrag auf, was das mit den Strukturen der Geburtshilfe zu tun haben könnte.
Gute Vorbereitung wäre angebracht
Die Entscheidung Vater zu werden, ist heute in den meisten Fällen
eine bewusste, auch wenn der Zeitpunkt nicht genau festgelegt werden
kann und von vielen Männern und Frauen weit in die 30er Jahre
hinausgeschoben wird, das heißt Mütter und Väter mit einer
Hochschulausbildung erst im Alter von 35 Jahren Eltern werden.
Berufliche Entwicklung und materielle Absicherung sind wichtig und die
‚richtige‘ Partner*in muss ja auch noch gefunden werden.
In Anbetracht dieser Vorlaufzeit ist es verwunderlich, dass der
Vorbereitung auf das Vaterwerden und -sein so wenig Bedeutung zugemessen
wird. Sobald eine Frau schwanger wird, greift ein engmaschiges Netz von
Schutzvorschriften im beruflichen Umfeld und Angebote zur
Geburtsvorbereitung sind selbstverständlich und werden von Krankenkassen
finanziert.
Bei den werdenden Vätern sucht Mann vergleichbares vergeblich. Viele
Arbeitgebende erfahren erst bei der Änderung von steuerlichen Eckdaten,
dass jemand Vater geworden ist und da Kinder zunehmend außerhalb einer
Ehe geboren werden noch nicht einmal dadurch.
Auch die Angebote für Väter, sich auf die Geburt ihres Kindes
vorzubereiten, sind eher die Ausnahme. Gewiss, Mann kann gemeinsam mit
seiner Partner*in zum ‚Hechelkurs‘ gehen und erhält wertvolle Infos zu
medizinischen Abläufen und dem Geburtsgeschehen, aber die eigenen
Gedanken und Befürchtungen zur Sprache bringen und sich mit anderen
Vätern auszutauschen ist in diesem Rahmen nicht möglich.
In dem Beitrag ‚Was bringen Geburtsvorbereitungskurse für Männer‘[ii]
werden bundesweit 18 Angebote gelistet. Selbst wenn sich die Angebote
in den vergangenen 6 Jahren verdreifacht hätten, wären es immer noch
Ausnahmeerscheinungen. (Werdende) Väter brauchen ein flächendeckendes
Angebot, das von Krankenkassen finanziert wird.
He for She?
Auf der Grundlage internationaler Forschungsergebnisse, die die
Zusammenhänge zwischen dem Verhalten, den Erfahrungen, Einstellungen und
Merkmalen von werdenden und neuen Vätern und der Gesundheit und
Wohlbefinden von Mutter und Kind aufzeigen, hat die
Weltgesundheits-organisation (WHO) eine der zehn Empfehlungen zu
Maßnahmen der Gesundheitsförderung von Müttern und Neugeborenen zur
Einbeziehung von Vätern formuliert.[iii]
Die WHO empfiehlt, die Beteiligung von Männern während der
Schwangerschaft, der Geburt und nach der Geburt zu fördern, um die
Selbstsorge von Frauen und die häuslichen Pflegepraktiken für Frauen und
Neugeborene zu verbessern, den Einsatz qualifizierter Vorsorge für
Frauen und Neugeborene während der Schwangerschaft, der Entbindung sowie
in der postnatalen Periode zu erleichtern.
Das ist gut und wichtig, beschreibt die Rolle der Väter und ihre
Kompetenzen insbesondere mit Blick auf die Vater-Kind-Bindung aber nur
unzureichend.
Da fehlt doch einer
‚Mutter, Kind und Hebamme bzw. Ärzt*in‘ mit dieser Triade wird das
Geburtsgeschehen beschrieben. Das die werdende Mutter und das Kind im
Mittelpunkt der Betrachtung und des Geburtsgeschehens stehen, ist
selbstverständlich, aber ohne den Vater ist das System unvollständig.
Diese ‚Ausgrenzung‘ setzt sich vielfach in der nachgeburtlichen Betreuung fort:
„Deutlich wird, dass Familienhebammen weniger Familie im Sinne der
Konzeption, sondern vielmehr spezifische Formen von Mutterschaft
herstellen, die sich als „Mother in the Making“ also als unfertige
Mutterschaften beschreiben lassen und die durch die Familienhebamme in
ihrer Mutterwerdung unterstützt werden. Familie wird so zu einer
weiblichen Sorgebeziehung, die sich sowohl über Mutterschaft als auch
über Großmutterschaft nachzeichnen lässt: Familienhebammen werden zu
Mütterhebammen.“[iv]
Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, wenn Paare, die
mit der Vorstellung einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung in den
Kreißsaal gehen, diesen mit traditionellen Rollenzuschreibungen wieder
verlassen.
Eine gute Vorbereitung auf diese Situation und der Austausch unter
Väter kann dazu beitragen, die Wirkungen dieser ‚Ernährerfalle‘ zu
minimieren.
Weder Assistent noch Beifahrer
In dem 2016 auf 136 Seiten ausformuliertem ‚Nationalen Gesundheitsziel Gesunde Geburt‘[v]
wird die Einbeziehung von Vätern an verschiedenen Stellen erwähnt.
Unter anderem heißt es dort ‚Väter bzw. Partnerinnen und Partner sollen
dazu ermutigt werden, sich von Anfang an in der Babyversorgung zu
engagieren und einen eigenen positiven Stil im Umgang mit dem
Neugeborenen zu finden‘.
Obwohl also Alles dafürspricht, (werdende) Väter rechtzeitig
einzubeziehen und als aktive Subjekte im Geburtsgeschehen zu betrachten,
werden sie hierzulande häufig immer noch als ‚Assistenten‘ oder
‚Beifahrer‘ betrachtet.
Die Rolle, die sie während der Geburt wahrnehmen können, ist für ihre
Partnerin da zu sein, den neuen Lebensabschnitt gemeinsam zu beginnen
und von Anfang an als Vater präsent zu sein. Dabei erleben sie sich
vielfach in einer völlig ungewohnten Situation: Sie haben keine
Kontrolle über das Geschehen und die Mächtigkeit der Gefühle führt sie
vielfach nicht nur emotional an ihre Grenzen, sondern manchmal sogar
darüber hinaus. Das Vertrauen in die Kompetenzen des geburtshilflichen
Teams und ihr Wissen um die natürlichen Abläufe sind in diesen Momenten
gute Stützen.
Außerdem unterstützen Väter, auch wenn sie nicht aktiv werden, ihre
Frauen bei der Geburt und haben eine wichtige ‚Bodyguard‘ Funktion im
Hinblick auf Gewalt und Respektlosigkeit.
Bedeutung zuschreiben und erfahrbar machen
Väter sind wichtig, und zwar von Anfang an. Und zwar von dem Moment
an, an dem ein Paar Eltern werden möchte. Die partnerschaftliche
Zuwendung der Väter während der Schwangerschaft einerseits und die
Zuschreibung väterlicher Bedeutung und Kompetenzen andererseits, lange
vor der Geburt, sind mitentscheidend für väterliches Engagement.
Wenn Väter diese Bedeutung dann während der Geburt und unmittelbar
danach gerade auch im Kontakt mit ihrem Kind erfahren können, sind
weitere wichtige Weichenstellungen erfolgt.
Wie Väter auf diese Situation vorbereitet werden können und welche
Rolle die verschiedenen Professionen dabei spielen, ist schon 2014 in
einer von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
veröffentlichten Broschüre[vi] benannt worden.
Ein entscheidender Faktor dabei ist die Haltung des geburtshilflichen
Teams gegenüber der Rolle sowie der aktiven Einbeziehung von Vätern.
Ihre gute Vorbereitung auf die Geburt kommt auch der werdenden Mutter
zugute. Studien zeigen, dass Väter, die ihre Rolle während der Geburt
kennen und verstehen, was dort geschieht, selbst besser vor übermäßigem
Stress geschützt sind und seltener Gefahr laufen, den Ablauf der Geburt
negativ zu beeinflussen. Das gilt insbesondere in den Momenten, in dem
es mal nicht „nach Plan läuft“, was aber auch völlig normal ist.
… und zum Schluss noch passende Rahmenbedingungen
Als Vision und Wunsch abschließend formuliert: um werdenden und
gewordenen Väter und Müttern die Verwirklichung ihres Wunsches nach
einer gleichberechtigten Aufgabenteilung zu ermöglichen braucht es,
neben den äußeren, passenden Rahmenbedingungen wie der
Vaterschaftsfreistellung[vii],
ein Angebot sich vor und nach der Geburt mit den oben genannten Themen
auseinanderzusetzen. Und zwar an den Orten und zu den Anlässen, die
Väter und Mütter sowieso gemeinsam oder getrennt aufsuchen und nutzen.
Die Geburtsvorbereitung gehört in jedem Fall dazu. Es braucht aber neben
den Hebammen weitere (männliche) Akteure und Angebote für Väter, vor
allem für die Zeit nach der Geburt.
Damit dies Wirklichkeit werden kann, kommt es aber auch darauf an,
(werdende) Väter so zu empowern, dass sie ihre Bedürfnisse artikulieren
und entsprechende Angebote einfordern.
Das ist die Grundüberzeugung der LAG Väterarbeit und deshalb
setzt sie sich dafür ein, Rahmenbedingungen in Gesellschaft, Betrieben aber
auch Familien so zu gestalten, dass Väter aktive Vaterschaft leben und der Vater
sein können, der sie sein wollen.
Das schließt konkrete Angebote für Väter, politisches
Handeln auf kommunaler und Landesebene ebenso ein wie Öffentlichkeitsarbeit und
Kampagnen in den sozialen Medien. Zu Beginn des neuen Jahres hat die LAGV
deshalb eine Kampagne zum Thema ‚Väter sind wichtig, von Anfang an!‘ gestartet.
Mindestens zweimal pro Woche beleuchten Beiträge auf Facebook und Instagram die
Bedeutung von Vätern und die Rahmenbedingungen von Vaterschaft insbesondere im
Kontext von Erwerbsarbeit.
Im Rahmen dieser Kampagne führt die LAGV auch eine
Kurzumfrage durch, deren Ergebnisse ebenfalls genutzt werden, um Väter in NRW
zu ermutigen, ihre Vorstellungen von Vaterschaft auch zu leben.
Bitte beteiligen Sie sich an der Umfrage und teilen den Link
bzw. den QR Code dazu. Die Beantwortung dauert 2 Minuten.
Ebenfalls laden wir Sie herzlich ein, die Beiträge auf Facebook und Instagram
zu liken, zu kommentieren und zu teilen. Damit können Sie deren Wirkung
verstärken