der VÄTER Blog

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Archiv für die 'Rolllenbilder' Kategorie

Brücken und Barrieren zu Karriereoptionen für Väter in Elternzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Dezember 2009

Bei meinen Recherchen zu Einstellungsmustern von Führungskräften bin ich auf die noch unveröffentlichte SINUS Studie ‚ Brücken und Barrieren für Frauen zu Führungspositionen’ gestoßen. Der Autor, Carsten Wippermann, hat Kernaussagen daraus bei einer Tagung im September veröffentlicht und diese auch in einem ZEIT Interview erläutert.

‚ … ZEIT ONLINE: Spannend sind die Ergebnisse. Sie machen aus, dass bei Männern in Führungspositionen nur oberflächlich eine Offenheit für Frauen besteht. Aber unter der Oberfläche schlummern Chauvinisten, die lieber unter sich selbst bleiben wollen?

Wippermann: So drastisch würden wir das nicht ausdrücken. Aber Sie haben Recht. Wir haben ausgemacht, dass latent drei verschiedene Mentalitätsmuster mit ihrer je eigenen Logik laufen, die schwer zu enthebeln sind. Wird Frauen der Zugang zu Posten in Kontrollgremien geboten, schließen sich gleich wieder andere Türen. Die dominierenden Mentalitätsmuster wirken wie ein mehrfach abgeriegeltes System.

ZEIT ONLINE: Das müssen Sie genauer erläutern. Wie funktioniert das?

Wippermann: Alle 30 von uns befragten Manager konnte man einem Typus zuordnen. Der eine ist sehr konservativ. Bei ihm kann man eine kulturelle und funktionale Ablehnung von Frauen qua Geschlecht ausmachen. Zitate aus den Interviews sind: Frauen seien eine Irritation im inner circle und unerwünscht im Vorstand. Der andere Typus hat eine emanzipierte Grundhaltung und geht davon aus, dass Frauen chancenlos gegen die Machtrituale seien. Das Topmanagement verlangt Härte und das steht im Widerspruch zum Frauenbild in unserer Gesellschaft. Es fielen Formulierungen wie: Ein Vorstandsposten ist eine andere Sportart – und Frauen hätten nicht die Härte dafür. Frauen, die entsprechend auftreten, wirken dann nicht mehr authentisch – und für diesen Typus ist aber Authentizität ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor. Der dritte Typus zeigt einen radikalen Individualismus. Diese Männer sagen, dass das Geschlecht eigentlich keine Rolle dabei spielt, wenn es um die Besetzung einer Führungsposition geht. Weiterlesen »

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Die Sache mit dem Testosteron …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Dezember 2009

Mann hat es im Blut, es beeinflusst das Verhalten, so wie viele andere Stoffe auch. Dennoch kommt ein Redner, eine Rednerin damit durch, diesem Hormon eine bestimmende Rolle zuzumessen. Andrea Nahles wünschte sich auf dem SPD-Parteitag in Dresden einen neuen Stil in der Führung und sagte: „Basta und Testosteron hatten wir in den letzten Jahren genug!“

Und diesen sexistischen Quatsch zitieren alle zustimmend, obwohl der neue Vorsitzende, mit dem Nahles zusammenzuarbeiten hat, einen höheren Testosterongehalt im Blut haben dürfte als der dort verabschiedete, einfach weil er jünger ist. Doch außer dieser sachlichen Unrichtigkeit ist die symbolische Operation der Reduktion von individuellem, interesse- und ideologiegeleitetem Verhalten auf die Wirkung eines Hormons zwar typisch und geläufig, aber eigentlich ein echter Hammer. …

Die biologistische Reduktion männlichen Verhaltens klingt so schön wissenschaftlich und geht offenbar voll in Ordnung, so als wäre es das von der Natur gewollte Wesen des Mannes, zu poltern, andere zu unterbrechen und sich generell blöd und unangenehm zu benehmen.

Doch nicht nur über erwachsene Männer, schon über Jungen werden die steilsten Thesen verkündet. Man mag da über die offensichtlichsten Klischees noch hinweggehen, etwa die Bebilderung des aktuellen Katalogs der Spielwarenfirma Playmobil: Da ist ein kleines Mädchen abgebildet, das konzentriert mit einer großen Schule spielt, also Bildung, soziale Kompetenz und solche Sachen pflegt, während der Junge mit der knallroten, lauten Feuerwehr rummacht, und sicher auch nur deswegen, weil Playmobil gar keine Soldaten anbietet. Die Abbildung eines Mädchens mit Babyfiguren und in einer Küche hätte den Hersteller vor den Europäischen Gerichtshof bringen können, der Junge hingegen kann sich freuen, nicht auch noch beim wie irre „Tatütata“-Schreien abgelichtet worden zu sein.

Was das Testosteron angeht, eine eben veröffentlichte Studie der Universitäten Zürich und Royal Holloway London beweist an über 120 Versuchspersonen: Das Sexualhormon mit dem schlechten Ruf kann faires Verhalten fördern, wenn dies dazu dient, den eigenen Status zu sichern.

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Schluss mit Mutti

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Dezember 2009

Claudia Voigt sieht in dem Urteil zum Sorgerecht der ledigen Väter auch ein Urteil im Sinne der Frauen. In Ihrem Kommentar bei Spiegel Online schreibt sie:

‚… Es schafft Gleichberechtigung. Denn es bricht endlich mit dem merkwürdigen Ideal der deutschen Gesellschaft von einer Mutter, die für das Kindeswohl wichtiger sein soll als jeder andere. … Welche Folgen hat es für Väter, Mütter und Kinder in Deutschland, wenn die Bundesregierung das Sorgerecht reformieren wird?

Mehr Gleichberechtigung wird möglich

Es gibt ledigen, getrennt lebenden Vätern mehr Möglichkeiten, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Und immerhin hat fast jedes dritte Kind, das heute in Deutschland geboren wird, Eltern, die nicht verheiratet sind.

Ledige Väter werden in Zukunft also mit den Müttern ihrer Kinder auf eine Stufe gestellt. Das bedeutet weniger Diskriminierung den Vätern gegenüber, keine Allmacht mehr für die Mütter. Sie müssen und können die Verantwortung für das Kind teilen. Davon profitieren vor allem die Kinder. Und das ist gut so.

Der Gerichtshof trifft mit der Entscheidung auch eine ideologische Aussage: Väter sind wichtig für ein Kind. Die merkwürdige Idealvorstellung dieser Gesellschaft von einer Mutter, die für das Wohl des Kindes wichtiger sein soll als jeder andere, verblasst. Mehr Gleichberechtigung wird möglich. …’

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Väter und Mütter müssen ihr Leben selbst bestimmen können

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. November 2009

Die Parlamentarische Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung aus Mecklenburg Vorpommern, Dr. Margret Seemann, fordert, Frauen und Männern die Möglichkeit zu geben, ihr Leben nach eigenen Wünschen zu gestalten. „Es genügt nicht, dass Frauen und Männer die gleichen Rechte haben – sie müssen ihre Rechte auch gleichermaßen in Anspruch nehmen können.

Durch Rollenbilder werden Erwartungen an die Menschen gerichtet, nach denen zum Beispiel eine Mutter ihre Arbeit unterbrechen muss, um ihre Kinder großzuziehen oder der Vater der Haupternährer der Familie sein muss und deshalb keine Elternzeit nehmen darf.

Diese Rollenbilder und Erwartungen dürfen nicht länger die freie Lebensgestaltung von Frauen und Männern behindern“, so Seemann. Dafür sei zum einen notwendig, im Rahmen der Geschlechterforschung zu zeigen, dass solche Geschlechterrollen nicht von der Natur vorgegeben sind. Zum anderen müssten die Kinder durch eine unvoreingenommene Erziehung abseits solcher Rollenbilder aufwachsen können.

Seemann äußerte diese Forderungen im Rahmen ihres Grußwortes zum Auftakt des Kolloquiums „Gender Generation Ageing“, das mit internationaler Beteiligung vom 26. bis 28. November an der Universität Rostock stattfand und sich mit den Rollenbildern der heutigen Gesellschaft beschäftigte.

Quelle

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Studie entlarvt den ‚Mythos vom nutzlosen Mann’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. November 2009

Karrierefrauen wollen auch im Haushalt die Oberhand behalten. Sie bezichtigen ihre Männer der Faulheit – um sich weiblicher zu fühlen. Dies erklärt Dr. Rebecca Meisenbach, Junior Professorin an der University of Missouri in der Studie „The Female Breadwinner“ die in der Zeitschrift Sex Roles veröffentlicht wird.

Berufstätige Mütter sind sich ihrer Meinung nach in der Regel vor allem in einer Sache einig: Ihre Partner bringen sich im Haushalt zu wenig ein. Laut Meisenbach werden den Männern diese Vorwürfe zu Unrecht gemacht: Berufstätige Mütter bemühen den Mythos vom „nutzlosen Mann“, um sich selbst weiblicher zu fühlen. „Berufstätige Frauen, die den größeren Teil zum Familieneinkommen beitragen, beschreiben sich selbst als diejenige, die ‘es sieht’, wenn im Haushalt Unordnung herrscht und etwas dagegen getan werden muss. Sie wollen damit ein Stück weit eine traditionelle weibliche Identität aufrecht erhalten“.

Meisenbach ist der Ansicht, dass die Entwicklung hin zu immer mehr beruflich erfolgreichen Frauen und parallel dazu mehr männlichen Faulenzern ein Märchen ist, das sich Frauen gegenseitig erzählen, um „überwältigende Schuldgefühle“ auszugleichen. Von diesen würden die meisten karrierebewussten Frauen geplagt, weil sie immer weniger die Rolle der Mutter und Ehefrau ausfüllen.

„Diese Frauen kämpfen mit dem Konflikt, der zwischen ihrem Status als arbeitende Frau, die das höhere Einkommen hat, und den traditionellen Erwartungen an ihr Geschlecht besteht“, so Meisenbach. „Indem sie betonen, dass sie ihren Männern sagen müssen, was diese im Haushalt zu tun haben, versuchen sie die Rolle der Ehefrau, die den Haushalt managt und die Kinder versorgt, zurückzuerobern, damit sie sich irgendwie innerhalb der klassischen Geschlechtergrenzen bewegen. Wenn sie die Hausarbeit, die ihr Mann erledigt, anordnen, dann bewahren sie sich das Gefühl, weiterhin die weibliche häusliche Domäne zu dominieren. So versuchen sie, sowohl zuhause als auch im Berufsalltag Kontrolle und Verantwortung zu übernehmen. Für berufstätige Mütter ist das vielleicht notwendig, um mit den beiden konkurrierenden Diskursen – auf der einen Seite die perfekte Frau im Beruf, auf der anderen die hingebungsvolle Mutter – klarzukommen.“

Quelle, Übersetzung

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Männer: Rolle vorwärts, Rolle rückwärts?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. November 2009

Dass moderne Gleichstellungspolitik Männer nicht nur auf ein Mehr an Verpflichtungen reduzieren, sondern ihre Rechte und Bedürfnisse in Erfahrung bringen sollte, konstatiert auch die gerade im Budrich Verlag veröffentlichte Untersuchung ‚Männer: Rolle vorwärts, Rolle rückwärts? – Identitäten und Verhalten von traditionellen, modernen und postmodernen Männern’ und löst diesen Anspruch direkt ein.

Gleichstellung ist heute in allen gesellschaftlichen Gruppen eine prinzipiell akzeptierte Norm, hinter die niemand zurück will. Es gibt bei Männern und Frauen ein breites Spektrum an Vorstellungen über Gleichstellung, die mit den jeweiligen Lebens- und Partnerschaftsmodellen korrespondieren. Es zeigt sich aber immer noch eine große Kluft zwischen den mentalen Gleichstellungsidentitäten der Männer und ihrem praktizierten Verhalten.

Die Männer sind in ihren Einstellungen gleichgestellter als  es die alltäglichen Strukturen zulassen, resümieren die Verfasser. Hier sei die Politik gefordert.

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse gibt es hier.

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Väter sind einfach unersetzlich

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. November 2009

Im papaextra Interview erklärt Tobias Bücklein wie er dazu gekommen ist, das Thema Mann-Sein und Vater-Haben auf musikalisch-kabarettistische Weise abzuarbeiten, warum es für Väter elementar ist, sich mit anderen Männern auszutauschen und was sich in der Gesellschaft ändern muss, damit Vater werden an Attraktivität gewinnt.

‚papaextra: Was empfinden Sie an der Situation heutiger, junger Väter als besonders schwierig?

T.Bücklein: … Männer mit einem eigenen Kinderwunsch, einem eigenen Rollenverständnis müssen das auch teilweise gegen den Willen ihrer Frau behaupten. Das klingt für manche merkwürdig. Aber eine aktive Vaterrolle bedeutet auch, diese einzufordern, sich nicht ins zweite Glied bzw. den Beruf zurückzuziehen oder dorthin verdammen zu lassen. Partnerschaft und Elternsein auf Augenhöhe verlangt von den Männern Einsatz ohne Applaus und Konfliktbereitschaft in der Beziehung. Nicht eben männliche Primärtugenden.

papaextra: Worin sehen Sie die positive Wirksamkeit des väterlichen Elements für das Kind? Oder anders: Was macht den Vater unersetzlich?

T.Bücklein: … Väterliche Zuwendung scheint einen erheblichen Einfluss auf das seelische Gleichgewicht zu haben. Auch die Kommunikationsfähigkeit und der berufliche Erfolg hängen wohl mit den Vätern zusammen. Außerdem glaube ich, dass Menschen eine einseitige, „symbiotische“ Beziehung nicht gut tut. Väter repräsentieren „das andere“, die andere Möglichkeit, die andere Meinung. Und von einer guten Elternbeziehung kann das Kind erfahren, dass es verschiedene Lösungen für eine Sache geben kann, verschiedene Ansichten und dennoch Liebe.

papaextra: Was müsste sich Ihrer Meinung nach gesellschaftlich ändern, damit das Vatersein wieder attraktiver wird?

T.Bücklein: Es wird immer noch behauptet, Männer könnten Beruf und Familie besser vereinbaren als Frauen. Das ist Quatsch. Sie vereinbaren eben gar nicht, sondern machen entweder beides mehr recht als schlecht oder entscheiden sich für den Beruf. Manchmal entscheiden sie nicht mal, sondern werden in den Beruf „abgeschoben“. Das Vereinbarungsthema muss also viel mehr als bisher auch aus Männersicht gedacht werden.

Und ich denke, es fehlt immer noch der gesellschaftliche Konsens, dass für Kinder beide Eltern gleich wichtig sind – auch wenn sie unterschiedliche Rollen spielen. Männer müssen ihren eigenen Kinderwunsch ernster nehmen. Vaterschaft darf außerdem nicht mit der Angst verbunden sein, beim Scheitern der Beziehung diese Rolle zu verlieren.

papaextra: Wie wichtig ist der Austausch von Männern/Vätern untereinander? Weiterlesen »

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Haben wir eine Männerkrise?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. November 2009

In der aktuellen Sendung von frauTV geht es unter anderem um die provozierenden Thesen von Walter Hollstein, der in seinem Buch, ‚Was vom Manne übrig blieb’ die Männer in der Krise sieht.

‚Männer verdienen mehr als Frauen. Sie besetzen die Schlüsselstellen von Wirtschaft und Politik (abgesehen vom Bundeskanzleramt) – welchen Grund hätten sie also, zu klagen? Dennoch gibt es derzeit jede Menge Autoren, die sich ausgerechnet mit der Misere des Mannes beschäftigen. Wollen sie doch nur wieder jammern? Ist das der neueste Trend der Buchbranche oder doch ein Stück weit Ausdruck einer echten Krise?

Der wohl profilierteste unter den Forschern ist Walter Hollstein aus Basel. Hollstein ist emeritierter Professor für politische Soziologie, lehrte in Berlin und Bremen, war zweifach Gutachter für den Europarat für Männer- und Geschlechterfragen. In seiner jüngsten Publikation forscht er: “Was vom Manne übrig blieb”.

Hollstein räumt ein, es stimme, dass Männer nach wie vor die wichtigsten Positionen in der Gesellschaft innehalten. Doch zum einen schadet diese kleine rücksichtslose Machtelite der restlichen Männerschaft beim Aufbau eines modernen Männerbildes. Und zum anderen machen Männer eben nicht nur die kleine Spitze der Gesellschaft, sondern auch das Gros der Gesellschaftsverlierer aus – Arbeitslose, Obdachlose, Geringverdiener usw.

Sie haben überdies die riskanteren bis lebensgefährlichen Jobs – bei den Rettern von Ground Zero und bei Tschernobyl haben ausschließlich Männer ihr Leben gelassen. Dreckjobs, für die Frauen keineswegs auf die Straßen gehen. Und die Männer verlieren weiter. Denn – darauf scheint sich die Forschung geeinigt zu haben – die Zukunft der Arbeit ist weiblich. Gerade in der Wirtschaftskrise zeigt sich, dass die ‘klassischen’ Männerberufe abgebaut werden – man denke nur an die Automobilindustrie – während die ‘weiblichen’ wie etwa der Dienstleistungssektor tendenziell kaum verloren hat.

Die Gesellschaft hat sich gewandelt. Vor allem dank der Erfolge der Frauen. Sie haben die Arbeitswelt und somit ihre Selbstbestimmung erobert. Großzügig gefördert durch den Staat, der weibliche Arbeitskräfte in den 60er Jahren an allen Ecken und Enden benötigte. So nimmt es nicht wunder, dass junge Frauen und Mädchen heute mit großer Mehrheit positive Erwartungen an das Leben haben.

Auf der anderen Seite, so Hollstein, sei die Sozialisation für Jungen traditionell geblieben. Sie habe sich nicht angepasst. Jungen werden unerbittlich auf Leistung und Erfolg getrimmt. Umgekehrt: Körperkontakt, Zärtlichkeit, Empathie, aber auch der Wert von sozialen Netzen werden ihnen abtrainiert. Probleme sollen sie möglich schnell alleine lösen. Folge: eingeschränktes Gefühlsleben, Homophobie, Frustration etc. Dass Jungen mit diesen Werten in einer gewandelten Gesellschaft verunsichert sind und wesentlich weniger zuversichtlich in die Zukunft schauen, liegt nahe.

Dass das Männerbild in den letzten Jahrhunderten immer ärger gelitten hat, steht außer Frage. Dass es aber heute kein Problem ist, Männer pauschal als Vergewaltiger, Schweine, Defizitwesen und dergleichen mehr darzustellen und dass diesem Bild nicht einmal Männer widersprechen, das sei, meint Hollstein, ein klares Verdienst des radikalen Feminismus. So widerspricht die Gesellschaft heute weitestgehend nicht, wenn Männer in der Werbung, in Filmen als Deppen oder triebgesteuert abgestempelt werden, wenn sie in Witzen verhöhnt werden.

Die daraus resultierende Unsicherheit und Demütigung treffe alle, vor allem die Heranwachsenden. Und äußere sich nicht selten in Gewalt bis hin zum Amoklauf. Sie zu belächeln oder zu ignorieren wäre fahrlässig. Dazu kommt, dass es zunehmend an männlichen Vorbildern fehlt. Denn die Gesellschaft werde, so Hollstein, immer stärker weiblich dominiert. Die Zahl der Alleinerziehenden (mind. 90% Frauen) steige an, Väter tauchen ab. Kein Mann weit und breit, da eben auch die Erziehungseinrichtungen durch und durch weiblich sind. Mutti-Muff lautet hier das Schlagwort. …’

Sendetermine: WDR FERNSEHEN, Donnerstag, 12. November 2009, 22.00 – 22.30 Uhr . und Montag, 16. November 2009, 11.30 – 12.00 Uhr (Wdh.).

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Die Beteiligung der Väter an der Hausarbeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Oktober 2009

… ist schon seit langem ein Thema. Nicht nur in den Familien und Partnerschaften, sondern auch in der Wissenschaft. Im Rahmen des 50zigsten Geburtstags der Zeitschrift ‚The Sociological Quarterly’ der Midwest Sociological Society ist eine bahnbrechende Untersuchung aus jedem Jahrzehnt online frei zugänglich. Für die 80er Jahre ist das die Studie von Shelley Coverman ‘Explaining Husbands’ Participation in Domestic Labor’ aus dem Jahr 1985.

Sie untersucht in der Arbeit 3 Hypothesen zur Beteiligung der Väter an der Hausarbeit und der Betreuung der Kinder:

(1) the relative resources hypothesis states that the more resources (e.g., socioeconomic characteristics) a husband has relative to his wife, the less domestic labor he does;

(2) the sex role ideology hypothesis maintains that the more traditional the husband’s sex role attitudes, the less domestic labor he performs; and

(3) the demand/response capability hypothesis states that the more domestic task demands on a husband and the greater his capacity to respond to them, the greater his participation in domestic labor.

The analysis suggests that neither attitude change nor education will alter the division of domestic labor. Aber es gibt damals auch schon  einen optimistischen Ausblick:

Rather, findings indicate that younger men who have children, employed wives, and jobs that do not require long work hours are most likely to be involved in household activities.

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Medienschlacht um das Recht, Mutter zu werden und Vorstand zu bleiben

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Oktober 2009

Die Schwangerschaft einer Top-Managerin löste eine bemerkenswerte Debatte in den Medien aus. Michael Stuber (Ungleich Besser Diversity Consulting) analysiert die Diskussion, die der frisch gebackene Vater Roger Köppel, Chefredakteur der rechts-konservativen ‚Weltwoche’, ausgelöst hat.

Seine markigen Formulierungen wie ‘Würden Sie Ihre Armee einem General anvertrauen, der sich im Krieg aus familiären Gründen beurlauben lässt?’ und seine schieflagige Frage nach dem ‘Recht auf Selbstverwirklichung’ wurden in Online-Kommentaren gar als Angriff auf die Bundesverfassung und die Menschenrechte kritisiert.

Das Corpus ‘Delicati’ bildet die Vorsitzende der Geschäftsleitung von ABB Schweiz, dem eidgenössischen Teil des Technologiekonzerns ABB. Die 39-jährige Jasmin Staiblin trat im Juli ihren 16-wöchigen Mutterschaftsurlaub an und informierte ihre Beschäftigten per Email über die abwesenheitsbedingte Vertretung. Seither tobt die Schlacht um die Anwendung von Auszeit-Modellen gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten. Dabei könnte Staiblin mit ihrer Karriere als Vorbild gelten. Die Deutsche ist eine von nur 5 % Frauen in den Geschäftsleitungen der 100 größten Schweizer Unternehmen, eine der wenigen Mütter in diesem Umfeld und die einzige Frau, die es ganz an die Spitze schaffte.

Wie unangemessen die Diskussion um vorübergehende Abwesenheiten ist beschreibt DIE ZEIT online, die darauf hinweist, dass der ehemalige Chef der ABB, Fred Kindle, mit Pauken und Trompeten ging und ein halbes Jahr kein Nachfolger benannt worden war. dieStandard.at zitiert Weltwoche-Chef Köppel unter anderem mit den Worten, Frauen haben ‘in Spitzenpositionen nicht zu suchen’ und dass die Fragen lauten müssen, weshalb sie ‘nicht länger bei ihrem Kind bleibt’. Der Berner Korrespondent des Standard weist süffisant darauf hin, dass Köppel als berufstätiger Vater im eigenen Haus schwieriges zu leisten habe, denn die Weltwoche verzeichnet einen deutlichen Leser- und Inserentenschwund.

Auch die Süddeutsche Zeitung verwies vor kurzem auf die Absurdität der Diskussion. Sie stelle alle Bemühungen, Kinder und Karriere miteinander zu verbinden, auf den Kopf und befördere uralte Rollenklischees. Das Blatt stellt die eigentliche Frage, die Köppel anscheinend gar nicht in den Sinn kam: Warum schaffen es nicht mehr Frauen ganz nach oben, nachdem es der Wirtschaft doch gut tut?

Einige schweizerische Medien wie die Neue Zürcher Zeitung und der Tages-Anzeiger ignorierten elegant die Entgleisungen der Weltwoche. Die Boulevardpresse ließ sich die Sensationsäußerungen indes nicht entgehen und stießen ins politisch korrekte Horn. ‘Der Blick’ druckte einen Meinungsaustausch emanzipierter Personen und kam zu dem bahnbrechenden Fazit, dass es berufstätige Mütter schwer hätten.

Staiblin sieht das eventuell anders. Sie trennt Berufliches und Privates streng und gab keine Auskünfte über ihr privates Arrangement zur Kinderbetreuung. Ganz so, wie männliche Top-Manager, die Vater werden.

Quelle

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