der VÄTER Blog

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Archiv für die 'Gender' Kategorie

In Österreich soll Alles (fast) so bleiben wie es woanders schon ist

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Juni 2009

20 % der Väter in Karenz, der Anteil der Frauen in allen SPÖ-Gremien beträgt 40 %, mehr Vollzeitbeschäftigung und eine Betreuungsquote von 30 % für Unter-Dreijährige. Dort soll Österreich in 10 Jahren stehen, geht es nach Gabriele Heinisch-Hosek, die am Sonntag zur neuen SP-Frauenvorsitzenden gewählt wird.

Diese Ziele nennt sie selbst ambitioniert, trotzdem möchte sie sich die Latte nicht allzuhoch legen, denn: “Ich möchte ein Vorbild an Glaubwürdigkeit sein, möchte nicht Dinge versprechen, die nicht einzuhalten sind”.

Als neue Frauenchefin plant Heinisch-Hosek Wege abseits der bereits etablierten Pfade zu beschreiten. Und abseits der bekannten Themen Gleichberechtigung und Vereinbarkeit, aber auch Gewalt – die man natürlich weiterfahren werde – möchte sie neue Themen “anreißen” und zeigen, dass Frauen auch gut wirtschaften können:

“Es soll uns niemand mehr vormachen, wie Wirtschaft funktioniert.” Sie setzt sich das Ziel, die Themen Ökonomie, erneuerbare Energie, Klimawandel, neue Technologien und neue Medien den Frauen zugänglich machen. “Geld, Macht und Zeit dürfen nicht nur männlich besetzte Themen sein”, so die Frauenministerin.

Es geht nicht um Versprechen, es geht um Ziele die erreicht werden sollen, und da möchte Österreich wohl in 10 Jahren da sein, wo Deutschland heute schon fast ist. Na dann mal viel Glück bei der Reise in die Vergangenheit!

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‚Für die Männer wird’s schwieriger’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. Juni 2009

Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt skizziert Birte Kruse-Gobrecht, die neue Gleichstellungsbeauftragte von Stormarn, zukünftige Aufgaben und Entwicklungen.

‚Kruse-Gobrecht: … Wir haben heute andere Themen als noch vor 20 oder 30 Jahren. Ich muss heute nicht mehr so feministisch sein wie meine Vorgängerinnen. Aber ohne die Anfangsarbeit und ohne deren Intensität wären wir nicht da, wo wir heute sind.

Abendblatt: Wie steht’s aktuell um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern?

Kruse-Gobrecht: Es gibt nach wie vor viele Bereiche, in denen es für Frauen schwieriger ist als für Männer. Aber gerade vor dem Hintergrund von Elterngeld, Elternzeit und einer damit verbundenen neuen Aufgabenverteilung in vielen Familien wird es für die neuen Männer in unserer Generation schwieriger. Ich habe Studien gelesen, denen zufolge immer mehr Männer sagen, sie wollen mehr Familienzeiten, sie wollen stärker an der Erziehung beteiligt sein. Erste Erfahrungsberichte zeigen, dass das auch für Männer das Karriere-Aus bedeuten kann.

Abendblatt: Haben Sie schon von solchen Fällen gehört?

Kruse-Gobrecht: Ja, aber es war noch keiner bei mir. Wir erleben für die Männer eine eher rückläufige Entwicklung. Die Frauendiskriminierung färbt ein Stück weit auf die männliche Welt ab. In anderen europäischen Ländern hat es eine ganz andere Selbstverständlichkeit, dass Beruf und Familie miteinander vereinbar sind. …

Abendblatt: … Sie gehen davon aus, dass bald auch Männer Ihre Hilfe benötigen.

Kruse-Gobrecht: Ja. In der ganzen Zeit hat man die Männer nicht mitgenommen. Warum haben wir keine Männer in den sozialen und pflegerischen Einrichtungen oder in den Grundschulen? Da wird in den jetzt heranwachsenden Generationen Handlungsbedarf bestehen. Ich glaube, dass sich da für Männer ganz neue Chancen auftun. Und ich will gleichermaßen Ansprechpartnerin für die Männer zu sein.

Abendblatt: Wie wollen Sie die Wirtschaft davon überzeugen, dass Mütter und Väter nach der Familienzeit bessere Chancen haben?

Kruse-Gobrecht: Familienfreundlichkeit und Gesundheitsmanagement sind Wettbewerbsvorteile. Es ist belegt, dass Menschen, die selber Wertschätzung erfahren, für ein Unternehmen sehr viel effektiver arbeiten. Man geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt infolge der Wirtschaftskrise um sieben Prozent zurückgeht. Zum Vergleich: Psychische Belastungen, Stress, Depressionen und Burn-out-Syndrom senken das Bruttoinlandsprodukt um fünf Prozent. Aber das Jahr für Jahr. Ich möchte die Firmen davon überzeugen, dass sie von zufriedenen Mitarbeitern letztlich betriebswirtschaftlichen Nutzen haben, weil sie Personalkosten sparen, weil sie mehr Umsatz machen, weil ihre Mitarbeiter durch ihre Außenwirkung die beste Werbung sind. …

Abendblatt: Ist die Wirtschaftskrise denn der richtige Zeitpunkt für Veränderungen?

Kruse-Gobrecht: Gerade die Krise können wir als Umbruch begreifen, um den Standort neu aufzustellen. Typisch deutsch ist dieser sture Maßnahmenkatalog: Befristete werden nicht entfristet, Neueinstellungen werden gestoppt, Kurzarbeit. Stattdessen müssen wir gucken, wie man die Krise als Chance nutzen kann. Dann relativieren sich die Zahlen: Fünf Prozent Ausfall durch psychische Erkrankungen Jahr für Jahr gegen sieben Prozent Ausfall durch die Krise. …’

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Wir sind Opel

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 31. Mai 2009

Bei der Betrachtung der Bilder zu der fast gelungenen Rettung der 28.000 minus X Arbeitsplätze und der Frage, was mit 56.000 bei Karstadt ist mir ein Unterschied aufgefallen.

Die Arcandor Mitarbeiterinnen haben Glück, das gerade Wahlkampf ist. Sonst hätten Sie noch geringere Chancen.

Erkennen Sie den Unterschied?

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Arbeitslosigkeit kann das Kinderkriegen fördern …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Mai 2009

… aber berufliche Unsicherheit hemmt die Vaterschaft, so DIW – Familienexperte Christian Schmitt, der in seiner Studie ‚ Gender-Specific Effects of Unemployment on Family Formation: A Cross-National Perspective’, die Effekte bei Männern und Frauen aus unterschiedlichen europäischen Wohlfahrtsstaaten untersucht hat.

Erwerbslose Männer schreckten demnach in allen betrachteten Ländern – neben Deutschland, wurden Frankreich, Großbritannien und Finnland betrachtet – vor einer Vaterschaft zurück. Schmitt führt dies auf die Befürchtung zurück, die künftige Familie nicht ausreichend finanziell unterstützen zu können. Dagegen könne Arbeitslosigkeit bei Frauen das Kinderkriegen sogar begünstigen – vor allem bei Frauen mit niedrigem bis mittleren Bildungsniveau, bei denen die Arbeitslosigkeit bereits länger andauere und die Aussichten auf einen schnellen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt düster seien.

Bei besser ausgebildeten Frauen sei es dagegen eher unwahrscheinlich, dass sie, wenn sie in die Arbeitslosigkeit gerieten, ein Kind bekämen. Sie würden sich eher auf eine schnelle Rückkehr ins Berufsleben konzentrieren. „Ein Kind kann zu einem solchen Zeitpunkt den endgültigen Ausstieg aus dem Arbeitsmarkt bedeuteten und damit sowohl die eigenen Investitionen in die Ausbildung entwerten als auch die Karrierechancen blockieren“, so Schmitt.

„Zudem schreckt viele gut ausgebildete Frauen die Vorstellung ab, sich in die finanzielle und soziale Abhängigkeit vom Partner begeben zu müssen.“ Dies gelte vor allem für Frankreich, wo Frauen eine besonders enge Bindung zum Arbeitsmarkt aufweisen würden.

Besonders ausgeprägt sei die Wahrscheinlichkeit, im Falle von Arbeitslosigkeit ein Kind zu bekommen, in Ländern, in denen Kinderbetreuung und Familie noch stärker als weibliche Pflichten angesehen würden, wie in Deutschland oder Großbritannien.

Anders als in Frankreich oder Finnland sei hier die Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau noch deutlich von einem traditionellen Rollenverständnis geprägt. „Deutschland und Großbritannien fördern zwar weibliche Karrierechancen mit Frauenquoten und anderen Maßnahmen. Gleichzeitig bleiben die traditionellen Geschlechterrollen aber kulturell und politisch tief verankert“, so Schmitt.

Vor diesem Hintergrund tendierten deutsche und britische Frauen mit niedrigen Bildungsabschlüssen und langen Phasen ohne Job – Faktoren, die die Rückkehr in den Arbeitsmarkt ohnehin erschweren – besonders dazu, ein Kind zu bekommen. Auch Frauen, die bereits auf die finanzielle Unterstützung eines Partners angewiesen seien, seien im Falle der Arbeitslosigkeit eher bereit für Kinder. Mit steigendem Ausbildungs- und Gehaltsniveau sinke jedoch bei erwerbslosen Frauen die Wahrscheinlichkeit einer ersten Mutterschaft.

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Man darf hier nicht auf die Freiwilligkeit der Firmen setzen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Mai 2009

‚Auch Väter werden benachteiligt’, das ist die Ansicht von Ursula Armbruster (64, verheiratet, Mutter von zwei Söhnen), Fachreferentin im schwedischen Ministerium für Bildung und Forschung. Im Vorfeld des Forum Familienfragen 2009 in Bern zum Thema «Wie Väter Familie und Beruf vereinbaren können». Im Gespräch mit der Berner Zeitung beantwortet die schwedische Expertin die Fragen von Michael Widmer und es wird deutlich: Nicht nur die Schweiz kann noch viel lernen.

In der Schweizer Familienpolitik standen die letzten Jahre eher die Mütter und Kinder im Zentrum. Jetzt wird in Bern ein Forum zu einem Vaterthema durchgeführt. Wurden die Väter bisher schlicht vergessen?
Ursula Armbruster: Das ist wohl eine typisch schweizerische Sicht. In Schweden würde das Forum «Wie Mütter und Väter Familie und Beruf vereinbaren können» heissen. Die Familienpolitik in unserem Land zielt seit Jahrzehnten auf die Zweiverdienerfamilie ab. Gleichberechtigung ist dabei ein ganz zentrales Thema.

Hier zu Lande wurde viel investiert, damit Frauen ihre Karriere für die Familie nicht aufgeben müssen. Werden in den Familien aber auch die Väter benachteiligt?
Ich glaube ja. Die Rahmenbedingungen in der Familienpolitik müssen für beide Elternteile stimmen. Traditionelle Familienbilder sehen sich heute nicht selten einer Zerreissprobe ausgesetzt. Die Belastungen sind für die Frau und für den Mann teils gewaltig. Das muss nicht sein. Schweden kennt seit Jahrzehnten einen Elternurlaub. Und die Familienforschung ist hier sehr aktiv. Sie zeigt: Wenn die Väter den 480-tägigen Elternurlaub vollumfänglich in Anspruch nehmen, sind die Scheidungsquoten tiefer.

Mutter und Vater werden gleichermassen entlastet?
Genau. Die Forschung zeigt weiter: Die Väter beteiligen sich viel mehr an den Arbeiten im Haushalt und an der Kinderbetreuung, als wenn sie «normal» arbeiten. Sie haben ja auch mehr Energie und Zeit. …

Kritiker sagen auch: Unser ehrgeiziges Wirtschaftssystem ist auf jede Frau und jeden Mann in der Arbeitswelt angewiesen. Die Familie aber kommt dabei zu kurz. Was meinen Sie?
Ich verstehe diese Frage. Unser Wohlstand hat schon seinen Preis. Aber in Schweden kommt der wirtschaftliche Aspekt nicht an erster Stelle. Wir sind der Meinung, dass auch Frauen mit Kindern die Möglichkeit haben sollen, Karriere machen zu dürfen, wenn sie wollen. In der Grundschule und in der Ausbildung sind Mädchen und Jungen gleichberechtigt. Doch kaum stehen sie in der Arbeitswelt und haben Familie, soll das alles nicht mehr gelten. Das geht nicht an. Beruf und Familie müssen zu vereinbaren sein, für die Frau wie für den Mann. Es ist ja nicht nur die Wirtschaft, die nach Arbeitskräften ruft. Auch die Frauen wehren sich. Das zeigt die Statistik.

Inwiefern?
In Europa gibt es derzeit eine Reaktion der Frauen, dass etwas nicht stimmt. Das ist die Geburtenrate. In der Schweiz liegt sie bei etwa 1,4 Kindern pro Frau. In Schweden liegt sie inzwischen bei 1,9 Kindern pro Frau. Das führen wir vor allem auch auf den Elternurlaub zurück. Die Familien wissen, in den strengsten Monaten können sich beide Elternteile voll einbringen. Und danach ist für die Familie gesorgt. Gleichberechtigung für alle ist das Ziel. Warum sollen Frauen für die Familie ihre Karriere, ihren Beruf aufgeben? Warum tun das Männer nicht?

Es ist doch vielfach noch immer so, dass Männer im Beruf gar nicht zurückstecken können, weil der Arbeitgeber das nicht gerne sieht.
Man darf hier nicht auf die Freiwilligkeit der Firmen setzen. Solch ein Verhalten wird in Schweden vom Staat sanktioniert. Kein Arbeitgeber kann einen Mann im Elternurlaub konkret benachteiligen. Das zeigt Wirkung. Im Jahr 2000 haben 12 % der Väter Elterngeld bezogen, heute sind es immerhin 21 %. Die Frage ist, durch welche Methoden, von wem ausgehend und in welcher Zeitspanne Veränderungen in der Gesellschaft erreicht werden können, sollen und dürfen: durch pure Freiwilligkeit oder sanften Zwang?

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Die Gleichberechtigung des Mannes stärken

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. Mai 2009

Die Gemeinschaft der Katholischen Männer Deutschlands (GKMD) wendet sich in einer Erklärung an die, die in Kirche, Staat, Parteien, Wirtschaft, Verbänden und Medien Verantwortung tragen und Entscheidungen treffen. “Durch die weltweit verflochtenen Entwicklungen in allen Lebensbereichen stehen wir vor vielfältigen Herausforderungen in Gesellschaft und Kirche. In dieser Situation politisch und pastoral angemessen für die Menschen tätig zu sein, setzt voraus, dass dieses Handeln sich vom Anspruch der Geschlechtergerechtigkeit leiten lässt. Wir wollen Frauen und Männern gerecht werden” heißt es in einer Erklärung.

Bestärkt sieht sich die GKMD dabei durch die Ergebnisse der zweiten repräsentativen Männerstudie „Männer in Bewegung. Zehn Jahre Männerentwicklung in Deutschland“.

Grundlage für Gleichstellungspolitik ist, dass die Perspektive beider Geschlechter gleichermaßen Berücksichtigung findet. Die Männerperspektive muss somit unverzichtbarer Bestandteil von Gleichstellungspolitik werden. Die GKMD fordert deshalb:

  • eine Überprüfung und ggf. Novellierung bestehender Gleichstellungsgesetze, sofern die Männerperspektive nicht oder nur unzureichend Berücksichtigung findet
  • eine geschlechterparitätische Besetzung von Gleichstellungseinrichtungen
  • politische und kirchliche Unterstützung beim Aufbau eines bundesweiten Netzwerkes von Männerorganisationen und -initiativen („Bundesforum Männer“)
  • finanzielle und personelle Stärkung der Männer-, Jungen- und Väterarbeit Männerpolitische Positionen und Forderungen der GKMD in der Familienpolitik

Die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt sich heute in unserer Gesellschaft für Mütter und Väter gleichermaßen. Immer mehr Männer, die Vater werden, wollen ihre Aufgaben als Väter aktiv gestalten. Das ist für die Kinder und damit für die Zukunft unserer Gesellschaft von grundlegender Bedeutung. Deshalb braucht unsere Gesellschaft eine breite gesellschaftliche Debatte über die Vaterrolle sowie über unterstützende familienpolitische und pastorale Maßnahmen für Väter. Die GKMD fordert deshalb:

  • klare Grundlagen zu schaffen, dass Mütter und Väter zwischen Familienarbeit, Erwerbsarbeit und verschiedenen Teilzeitmodellen ohne Probleme wählen können
  • weitere steuerliche Entlastung von Paaren mit Kindern
  • gleiche Behandlung von Vätern und Müttern in Fragen des Sorgerechts
  • Ausbau von Krippenplätzen für Kinder unter drei Jahren, Bezahlung von Tageseltern verbessern
  • Förderung familien- und väterfreundlicher Betriebe
  • Ausbau der Angebote für Väter (und ihre Kinder) in Kitas, Schulen und Familienbildung
  • Unterstützung und Stärkung aktiver Vaterschaft in Bildungsarbeit

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Der Mann als Krisengebiet

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. April 2009

Alice Schwarzer hat Profil, dem Online – Magazin Österreichs, das sie als ‚Deutschlands Starfeministin’ ankündigt, in einem ‘Mail-Rap’ 40 Fragen beantwortet, unter anderem zu Männern und ihrem Beitrag zur gegenwärtigen Krise, zum gegenwärtigen Geschlechterverhältnis und den Perspektiven

‚… profil: Sie haben in einem Interview gesagt, dass die Männer die Hauptverursacher der Wirtschaftskrise sind, was natürlich auch quantitativ zu erklären ist. Wie lautet Ihre psychologische Erklärung dafür?

Schwarzer: Meine materialistische Erklärung dafür lautet: Die Männer haben ja auch das große Geld. Meine psychologische Erklärung: Für Männer ist Geld nicht gleich Mittel zum Zweck wie für Frauen, sondern gleichbedeutend mit Macht und Potenz. Darum zocken sie so enthemmt.

profil: Der Mann wird von der Sachliteratur neuerdings zum Krisengebiet erklärt: Muss er uns in seinem heutigen Zustand leid tun?

Schwarzer: Nein, Mitleid ist immer falsch. Aber Mitgefühl dürfen wir schon haben mit diesen Jungen und Männern, die in ihrem alten Selbstverständnis erschüttert sind und ein neues noch nicht so recht gefunden zu haben scheinen.

profil: Existiert so etwas wie eine Männerbewegung?

Schwarzer: Kennen Sie eine?

profil: Die US-Feministin Susan Faludi und auch andere Feministinnen erklären die Krise des Mannes mit seinem kaputten Selbstwertgefühl, das sie im Schwinden der Ernährer- und Versorgerrolle begründet sehen. Wie lautet Ihre These dazu?

Schwarzer: Ich schließe mich der klugen Susan Faludi an.

profil: Studien belegen, dass Scheidungsväter durch Alkoholismus, Depressionen und andere psychische Erkrankungen besonders gefährdet sind. Wieso können Männer so schlecht allein sein?

Schwarzer: Weil sie es so gar nicht gewohnt sind. Aber ich denke, dass die zunehmende Isolation und Vereinsamung in unserer kapitalistischen Welt keinem Menschen guttut, egal, welches Geschlecht er hat.

profil: In einem profil-Interview haben Sie vor ein paar Jahren gesagt, dass die sexuelle Verweigerung die letzte Machtbastion des Mannes ist, um die emanzipierten Frauen zu bestrafen. Hat sich diese Tendenz noch verstärkt?

Schwarzer: Ich sehe heute in der Sexualität eher zwei Tendenzen: Die eine ist die einer zunehmend gleichberechtigten kommunikativen Sexualität auf Augenhöhe zwischen den Geschlechtern. Die andere ist die einer zunehmend ungleichen Sexualität, die nicht zuletzt von einer frühen Pornografisierung und Frauenverachtung der Männer geprägt ist.

profil: Die in der „sexuellen Marktwirtschaft“, wie die Schweizer Autorin Sibylle Berg das nennt, schwer vermittelbaren Frauen sind die gut situierten Akademikerinnen um die 40. Ist weiblicher Erfolg noch immer das Anti-Aphrodisiakum schlechthin?

Schwarzer: Für manche Männer. Nicht für alle. Siehe meine vorige Antwort. …

profil: Die schwedische Autorin Maria Sveland hat mit ihrer feministischen Polemik „Bitterfotze“ einen neuen Gender-Diskurs angeregt. Die Quintessenz des Buches ist die wachsende weibliche Frustration bei der Familiengründung. Genau ab diesem Punkt werden auch in liberalen Beziehungen die Karten zuungunsten der Frauen neu gemischt. Wie kann man dagegen ankämpfen?

Schwarzer: Indem man auch in der Liebe weniger zu Illusionen und Selbstbetrug neigt und mehr zur Wahrheit und Eigenverantwortung.

profil: Simone de Beauvoir sagte: „Mutterschaft ist eine Form der Sklaverei.“ Hat sie noch immer Recht?

Schwarzer: Bis vor gar nicht so langer Zeit war das so. Heute wird das besser, allmählich. Aber noch fast immer sind die Mütter mehr in der Pflicht mit den Kindern als die Väter.

profil: Wie lautet Ihre Prognose für den Gebärstreik der Frauen? Wird sich diese Tendenz verschärfen?

Schwarzer: Ich habe eher den Eindruck, dass Frauen es wieder zunehmend wagen, Kinder und einen Beruf zu wollen. …’

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Befreiungsbewegung für Männer

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. April 2009

Mit der Frauenbewegung verändert sich auch der Status des Mannes in der Gesellschaft. Die Autoren möchten zeigen, wo »Mann« in dieser Gesellschaft steht und wie seine Zukunft aussehen kann.

Das Buch ‘ Befreiungsbewegung für Männer – Auf dem Weg zur Geschlechterdemokratie. Essays und Analysen’ untersucht das feministische Zeitalter und liefert Ausblicke und Vorschläge für die Ära danach. Gleiche Verpflichtungen, Gleichbehandlung und Gleichwertigkeit beider Geschlechter müssen das Ziel sein. Damit führt auch an einer offenen wie offensiven Interessenvertretung der Männer kein Weg vorbei.

Eine so offen wie offensiv auftretende Männerbewegung ist nach vier Jahrzehnten einseitiger Mädchen- und Frauenförderung als überfällige weltanschauliche Korrektur zu sehen. Sie steht auf der Agenda 21. Ihre Aufgabe wird sein, Männer aus falschen und schädlichen Selbstverpflichtungen, aus der Fessel enger sozialer Erwartungen, aus tradierten Rollenkäfigen zu befreien.

Eine große Rolle spielen Themen wie die Stellung des Mannes in der Familie, Gewalterfahrungen, Diskriminierung, Gesundheit und Sterblichkeit, Männerpolitik, Emotionen und traditionelle Männlichkeit.

Mit Beiträgen von Gerhard Amendt, Christine Bauer-Jelinek, Warren Farrell, Claudia Fischer, Astrid von Friesen, Paul-Hermann Gruner, Arne Hoffmann, Klaus Hurrelmann, Karin Jäckel, Beate Kricheldorf, Eckhard Kuhla, Susanne Kummer, Hans-Joachim Lenz, Karl- Heinz van Lier, Marc Luy, Wolfgang Schmidbauer, Matthias Stiehler, Markus Theunert und Martin Verlinden.

Ein Buch, das Widerspruch und Kontroversen auslösen will.

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Times are changing

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. April 2009

Eine aktuelle Studie des Families and Work Institute, die den Zeitraum der vergangenen 30 Jahre betrachtet, zeigt überraschende und signifikante Veränderungen in der Haltung und im Verhalten am Arbeitsplatz und in der Familie auf.

Zum ersten Mal wollen junge Frauen im gleichen Umfang Jobs mit einem hohen Maß an Verantwortung wie junge Männer. Eine Mutterschaft beeinflusst diese Karriere Ambitionen kaum noch.

Einige der wichtigsten Ergebnisse der Studie sind:

Women in dual-earner couples are contributing more to family income. In 1997 women contributed an average of 39% of annual family income. That figure rose to 44% in 2008. In 2008, 26% of women living in dual-earner couples had annual earnings at least 10 percentage points higher than that of spouses/partners, up from 15% in 1997.

Among Millennials (under 29 years old), women are just as likely as men to want jobs with greater responsibility. In 1992, 80% of men and 72% of women under the age of 29 wanted jobs with greater responsibility. Today the figure is 67% of men and 66% of women. The figure reached its low point for both genders in 1997.

times_are_changingToday, there is no difference between young women with and without children in their desire to move to jobs with more responsibility. Whereas 60% of women under 29 with children and 78% of women without children wanted jobs with more responsibility in 1992, today the percentages are 69% (with children) and 66% (without children).

Men and women are both less likely to embrace traditional gender roles. Only 41% of employees in 2008 believe it is better “if the man earns the money and the woman takes care of the home and children,” down from 64% in 1977. The drop is even more pronounced among men (74% to 42% versus 52% to 39% of women). Now there is no statistical difference between men and women in their views.

Bedeutsam ist zudem, dass sich diese Veränderungen nicht nur in den Einstellungen widerspiegeln. Junge Väter (unter 29 Jahren) verbringen an einem normalen Arbeitstag mehr Zeit mit Ihren Kindern als Mütter im Alter von 29 bis 42 Jahren

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Vergeben, um mit sich selber klar zu kommen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. März 2009

jochen_senf„Ich habe mir irgendwann gesagt, was willst du eigentlich? Willst du untergehen, willst du eingehen oder willst du überleben? Ich habe mich für das Überleben entschieden.“

Jochen Senf, der ehemalige Tatort-Kommissar, war als Kind Opfer häuslicher Gewalt. Heute engagiert er sich daher seit vielen Jahren für dieses Thema. Eins liegt ihm besonders am Herzen: „Es ist leider so, dass Gewalt gegen Jungen tabuisiert wird und Gewalt gegen Jungen durch die Mütter wird erst recht tabuisiert.“ So kommt es, dass viele Menschen ungläubig reagieren. Doch Senf weiß wovon er spricht, denn in seiner Familie waren nicht nur Männer Täter: „In meinem weiteren Umfeld gab es drei Frauen, die zum Teil in exzessiver Form Kinder missbraucht haben. Ich weiß das, weil ich eines der Kinder war.“

Um zu Überleben, musste Jochen Senf lernen, mit seiner Vergangenheit zu leben. Eine Möglichkeit ist für ihn, offen darüber zu sprechen, eine andere, sich mit dem Thema Vergebung auseinander zu setzen: „Da das Böse zum Menschsein gehört, bleibt mir gar nichts anderes übrig als auch denen zu vergeben, weil ich sonst alles was in irgendeiner Form mit Glaube oder Religion oder mit einer gewissen menschlichen Größe zu tun hat verlasse. Letzten Endes muss ich vergeben, um mit mir selber klar zu kommen.“

„Was mich geprägt hat war, dass Gewalt nicht geschlechtsspezifisch ist.“ Jochen Senf war am 22. März 2009 Gast bei Julia Scherf in der Sendung ‚Um Gottes Willen – N24 Ethik’.

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