Jungen, das vergessene Geschlecht?
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. Dezember 2009
Das Jugendamt der Stadt Nürnberg veranstaltete eine Tagung zum Thema „Weder Täter noch Sieger — Jungen, das vergessene Geschlecht?” Mit über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fand die Veranstaltung eine überraschend starke Resonanz.
Wieso kam es überhaupt zu einer Befassung mit dem vorliegenden Thema? Sollte, wie Teilnehmerinnen es formulierten, die Frauenbewegung provoziert werden? Oder versuchten es jetzt die Männer auf die „weinerliche Tour”?
Nein, der Veranstaltung lagen zwei Motivationen zugrunde, die im Wesentlichen aus Praxiserfahrungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter resultieren:
Viele sogenannte Jugendprobleme, wie z. B. „Spielsucht”, „Fußballfan – Szene”, Rechtsradikale Tendenzen”, „Alkoholmissbrauch”, „Unverantwortliches Verhalten im Straßenverkehr” usw. stellen sich bei näherer Betrachtung als Probleme männlicher Jugendlicher heraus. Vor dem Hintergrund dieser Tatsache erscheint es umso erstaunlicher, dass die pädagogische Diskussion der vergangenen Jahre sich fast ausschließlich auf die Lebensbedingungen von Mädchen konzentrierte. Jungen dagegen gerieten gar nicht erst ins Blickfeld. Bei all den berechtigten Bemühungen, Benachteiligungen von Mädchen abzubauen, wurde offensichtlich mehr oder weniger bewusst unterstellt, Jungen wüchsen in Freiheit und Zufriedenheit auf. Die Diskrepanz zwischen den erkennbaren Problemlagen männlicher Jugendlicher einerseits und ihrer Nichtbeachtung andererseits liegt auf der Hand.
In vielen offenen Einrichtungen Nürnbergs wird seit längerer Zeit eine engagierte „eigenständige Mädchenarbeit” betrieben. Dabei musste die Erkenntnis gewonnen werden, dass Weiterlesen »
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