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Archiv für die 'Emanzipation' Kategorie

Jugendliche haben traditionelle Vorstellungen von Familie

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. September 2018

Mütter sollen zur Kinderbetreuung eher zu Hause bleiben als Väter: Diese Vorstellung vertritt nicht nur eine Mehrheit der erwachsenen Deutschen. Laut einer Studie ist sie auch unter 14- bis 17-Jährigen dominant.

Seit 2015 fördert der Staat Eltern, die sich die Erziehung ihrer Kinder partnerschaftlich aufteilen: „Elterngeld Plus mit Partnerschaftsbonus“ heißt das Modell. Mütter und Väter erhalten vier Monate zusätzlich Geld, wenn sie als Elternpaar zeitgleich für vier Monate in Teilzeit gehen.

Lediglich rund sechs Prozent aller Personen, die im dritten Quartal 2017 Elterngeld Plus beantragten, entschieden sich laut einer Auswertung der Bundesregierung für den Partnerschaftsbonus. Liegt die geringe Quote daran, dass die praktische Umsetzung des Modells kompliziert ist? Oder könnte es sein, dass viele Eltern eben doch traditioneller denken, als sich die Politik das vorstellt?

Für Letzteres spricht eine repräsentative Meinungsumfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo. Für das Bildungsbarometer 2018 ließen die Forscher rund 4000 Erwachsene und 1000 Jugendliche in Deutschland zu bildungs- und gesellschaftspolitischen Themen befragen. Ein Schwerpunkt der Umfrage lag in diesem Jahr auf Geschlechterthemen.

Die Forscher wollten etwa wissen, wer beruflich kürzertreten sollte, sobald Kinder unter sechs Jahren zu betreuen sind. Eine deutliche Mehrheit sagte: die Frau. Von den befragten Männern finden demnach 64 Prozent, dass Mütter ihre Berufstätigkeit reduzieren sollten. Bei den Frauen waren es sogar noch mehr, nämlich 65 Prozent.

Von den Vätern erwartet hingegen nur eine Minderheit ein solches Engagement: 34 Prozent der befragten Männer und 37 Prozent der befragten Frauen finden, dass auch Väter beruflich kürzertreten sollten. Einem großen Teil der Befragten ist diese Vorstellung sogar suspekt: 54 Pozent der befragten Männer sind eher oder sehr dagegen, dass Väter ihre Arbeitszeit reduzieren. Bei den Frauen sind es immerhin 46 Prozent.

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Interessant ist, dass auch Jugendliche in diesen Mustern denken. Ein Szenario, das die Forscher den 14- bis 17-jährigen Befragten präsentierten, geht so: „Stell dir vor, du bis 30 Jahre alt und hast mit deinem Partner/deiner Partnerin ein Kind im Alter zwischen einem und sechs Jahren. Was denkst du, wie viele Stunden würdest du am liebsten durchschnittlich pro Woche arbeiten gehen, um Geld zu verdienen?“

Die meisten Mädchen würden demnach ihre Zeit im Job deutlich reduzieren: 58 Prozent von ihnen antworten, dass sie in diesem Fall maximal 20 Stunden pro Woche arbeiten wollten. Von ihrem Partner erwarten sie dafür Einsatz im Beruf: Rund die Hälfte wünscht, dass der Vater ihrer Kinder weiterhin Vollzeit arbeitet; weitere 31 Prozent finden, dass sich der Vater zumindest 30 Stunden in der Woche dem Job widmen sollte.

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Vom Ende eines Patriarchen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Januar 2018

Nicolas Stemann, der gerade Strindbergs Drama „Der Vater“ an den Münchner Kammerspielen inszeniert, erklärt im Gespräch mit Dieter Kassel, warum es für ihn das „Stück der Stunde“ ist.

„… Nicolas Stemann: Mit der Rezeption Ende des 19. Jahrhunderts hat das, glaube ich, wenig zu tun, hoffe ich mal, denn ich glaube, dass wir da tatsächlich weiter sind, auch als Gesellschaft. Ich halte es trotzdem für das Stück der Stunde, und das ist tatsächlich was, was sich auf den ersten Blick nicht so erschließt. … Das ist eins der wenigen Stücke, die sich explizit mit dem Ende des Patriarchats beschäftigen. Der Vater, der Patriarch, ist derjenige, der am Schluss erst in den Wahnsinn verfällt und dann stirbt, also es beschreibt wirklich das Ende dieses Patriarchen. Und wenn man jetzt mal die Selbstaussagen Strindbergs ein bisschen beiseitelässt, dann merkt man, dass dieser Text, wie das oft so ist, sehr viel klüger ist als das, was der Autor über diesen Text geäußert hat, und ganz andere Wahrheiten bereithält.

Und dann findet man da tatsächlich so Beschreibungen, die ziemlich genau sind, woran eigentlich dieser Patriarch zugrunde geht, nämlich nicht jetzt nur an irgendwelchen intriganten Frauen oder so, sondern tatsächlich an seiner Rolle auch. Das ist ein Mann, der ist mit seiner Rolle überfordert und ist ganz anders, ist viel weicher, ist viel weiblicher, als diese Rolle das vorsieht, also ein Mann, der tatsächlich an diesen patriarchalen Strukturen leidet. Aber um sie zu überwinden, ist es nötig, dass er selber abtritt.

Und dieses komische Rückzugsgefecht, das wird aus der Sicht dieser Figur geschildert, und dadurch wird das hochinteressant und hochaktuell, weil ja frustrierte Männer, die mit Feminismus und Emanzipation und auch Moderne überfordert sind, das ist gerade ein gewaltiges Thema, also das steuert und prägt, dominiert gerade für alle möglichen politischen und auch globalen Prozesse. Das sind Leute, die sich dann den Alt-Right-Bewegungen anschließen oder in Deutschland auch irgendwie rechtspopulistisch werden und auf so eine Art irgendwie ihre Verunsicherung politisieren und politisieren lassen und sich ganz schlimmen autoritären Herrscherfiguren wieder zuwenden.

Kassel: Das heißt, wenn ich das zuspitzen darf, Sie glauben, mit diesem Strindberg aus dem Jahr 1887 – also da war zumindest die Uraufführung – kann man heute Donald Trump erklären, Erdogan, Orbán und viele andere?

Stemann: Ja, ich glaube, man kann … auf jeden Fall beleuchten, … was eigentlich ihr Vorteil sein könnte von bestimmten emanzipatorischen Bewegungen, … nämlich angestammte Rollen, die ja auch für Männer im Patriarchat keine tollen sind, zu überwinden und zu einer Art von Gemeinsamkeit zu kommen. Und das ist im Moment nicht so verbreitet, und ich glaube, viele Männer werden gar nicht erreicht von diesen Diskussionen und haben dann immer den Eindruck, sie müssen mit Abwehr darauf reagieren. Das ist genau das, also so eine hysterische paranoide Abwehr ist was, was Strindberg dieser Figur zuschreibt, dieser zentralen Patriarchenfigur. …

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‚Lasst Väter Vater sein‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. September 2015

© Random House / Stephanie Fuessenich

© Random House / Stephanie Fuessenich

Im Interview mit Ralf Ruhl auf väterzeit.de erklärt Barbara Streidl, warum sie als bekennende Feministin sich in ihrer Streitschrift „Lasst Väter Vater sein“ für Väter einsetzt:

„…Ich habe mich immer für eine Welt eingesetzt, in der niemand benachteiligt wird aufgrund seines Geschlechts. Und es waren bis jetzt fast immer Frauen, die zurückgesteckt haben, wenn die Kinder kamen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist aber auch für Männer ein schwerer Rucksack, und es liegt mir ebenso wenig daran, dass sie da zurückstecken. Ich sage nicht: „Männer, jetzt sind mal die Frauen dran, setzt euch auf die Ersatzbank.“

Im Gegenteil, ich möchte Brücken bauen zwischen den Geschlechtern, die allen zugutekommen. Ich weise auf patriarchale Strukturen hin, die Einzelne schwächen, Frauen wie Männer. Heute gilt diese Alles-ist-möglich-Doktrin. Wenn man es nicht schafft, ein paar Wochen nach der Geburt eines Kindes wie ein Model auszusehen und Vollzeit zu arbeiten, dann wird das als persönliches Versagen angesehen. Für Väter gilt das auch: Was, du nimmst nur zwei Partnermonate, bist nicht im Elternbeirat, gehst nicht jeden zweiten Nachmittag mit den Kindern auf den Spielplatz?

Väter sind extrem wichtig – für ihre Kinder und für ihre Partnerin. Sie sollten nicht in den Schatten der Mutter gestellt werden, und sie sollten ebenso wenig wie Mütter strukturell darunter leiden, dass sie Kinder haben. …“

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Gleichberechtigung einmal anders

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. April 2014

Männer von heute geben sich anders als im überholten Begriff vom „starken Geschlecht“ und in aktuellen Sexismusdebatten dargestellt. Sie kämpfen mit Bindungsängsten, Orientierungslosigkeit und fehlenden Vorbildern. Die Konferenz „Mann sein dürfen“ in Berlin am 3. und 4. Mai möchte aufzeigen, wie Männsein in einer gleichberechtigten Gesellschaft möglich ist.

In Deutschland ist die Förderung von Frauen eine Selbstverständlichkeit geworden – und das ist gut so. Auf der Strecke bleiben viele Männer, die sich unter den Rahmenbedingungen der heutigen Gesellschaft unter Druck gesetzt fühlen. Meinungsführerinnen und Experten in der Genderdebatte sprechen bereits vom geschwächten Geschlecht und sogar von einer „Invasion der Loser“. Zeit, um Männern ebenfalls eine Plattform zum Austausch und zur persönlichen Weiterentwicklung zu bieten, denkt sich Kommunikationstrainer Philipp Czerny und veranstaltet die einzige Konferenz für ganzheitliche Entwicklung und Förderung von Männern:

„Mann sein dürfen“, vom 3. bis zum 4. Mai 2014 im Wyndham Garden Berlin Mitte. „Männer- und Frauenförderung schließen sich nicht aus. Ich bin für Frauenförderung, aber wünsche mir das gleiche für Männer“, sagt der seit 2008 praktizierende Männercoach. Das Programm der Konferenz beginnt am Samstagmorgen und umfasst acht Impulsvorträge, thematisch gegliederte Workshops und eine Podiumsdiskussion zum „Mann sein“ am Samstagabend. Am Sonntagabend endet die Konferenz nach den Workshops. Als Sprecher sind unter anderem der langjährige Männlichkeits-Coach Orlando Owen und Männlichkeits-Blogger, Autor und Journalist Oliver Flesch anwesend.

Die Konferenz setzt sich zum Ziel einen Diskurs über das Thema Männlichkeit an sich anzuregen. Welche Veränderungen erwarten den Mann im 21.Jahrhundert? Muss er mit der Zeit gehen und sich anpassen oder soll er sich auf seine alten Stärken konzentrieren? Aktuelle Gespräche über die Generation Y, dem Alpha-Softie als neuem Männerbild und anhaltende Sexismus- und Genderdebatten beschäftigen sich mit diesen und weiterführenden Inhalten.

„Wir geben kein Männlichkeitsbild vor, ganz im Gegenteil. Wir wollen Männer anregen, zu sich selbst und ihrer individuellen Männlichkeit zu stehen“, meint Czerny. Trotzdem befürwortet er aktuelle Debatten um eine Frauenquote und den Kampf gegen die gläserne Decke. Ihm geht es um Ausgewogenheit und um die notwendige Prise Balance, sowohl für Frau als auch Mann.

Das Highlight der Konferenz ist die Podiumsdiskussion am ersten Abend, dessen Thema per Voting das Publikum entscheidet. Die Wahlmöglichkeiten reichen von „Täterprofil Mann – kriminell ist unser Geburtsrecht“ bis zu „Der männliche Zugang zu Gefühlen“.

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Redezeit mit Markus Theunert über Männer, die Emanzipation sabotieren

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. November 2013

Markus Theunert, Präsident des Dachverbandes der Schweizer Männer- und Väterorganisationen (männer.ch) und ein Pionier der dialogorientierten Männerbewegung im deutschen Sprachraum. In der Gespräch mit Randi Crott

„Wölfe im Schafspelz“ In seiner Arbeit mit (weiblichen) Gleichstellungsbeauftragten und (männlichen) Hierarchen hat Theunert erlebt, „wie machtvoll Nichtstun ist, wie wirkungsvoll Schweigen sabotiert“. Seiner Meinung nach sind „Co-Feministen“ in Institutionen und Betrieben regelrechte Wölfe im Schafspelz. „Sie reden wie Männer von morgen und handeln wie Patriarchen von gestern“. Und das schlimmste: Es gebe eine „unheilige Allianz zwischen Gleichstellungsfrauen und Machtmännern“, so Theunert.

Die finanzielle Unterstützung von Frauenpolitik in einer separaten, aber weitgehend bedeutungslosen Nische diene als „Schweigegeld“ dafür, dass die Politik „die Herrschaft der Männlichkeitsideologie“ nicht in Frage stelle. Gleichstellungsorientierte Männer – wie Theunert – stören diese „unheilige Allianz“. Sie stellen traditionelle Männlichkeitstypen wie den erwerbsorientierten Arbeitsmann, den dominanten Mann, den beruflichen Übererfüller oder den Vater als familiären Zaungast grundsätzlich in Frage.

Für Theunert liegt in dieser Differenz zur „hegemonialen Männlichkeit“  der eigentliche Grund für seine äußerst kurze Karriere als staatlicher Männerbeauftragter. Nur eine eigenständige Männerpolitik auf Augenhöhe mit der Frauenpolitik sei eine zukunftsfähige Geschlechterpolitik, findet er.

Welche politischen Forderungen er genau aus seinen Thesen ableitet, und warum er ausgerechnet den Begriff „Co-Feminismus“ gewählt hat, der an „Co-Abhängigkeit“ erinnert, erklärte Markus Theunert in der WDR 5-Redezeit, die hier nachgehört werden kann.

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Es gibt keinen Männerbeauftragen mehr

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. Juli 2012

Den Schweizer Radiosendern war es eine Topmeldung wert. Am Montag ist Markus Theunert vom Amt des ersten Männerbeauftragten des Kantons Zürich zurückgetreten und damit einem Rauswurf zuvorgekommen. Er war nicht bereit seine Überzeugungen aufzugeben und vom Amt des Präsidenten von männer.ch zurückzutreten.

In der Öffentlichkeit hatte eine verzerrt dargestellte Position von männer.ch vom Oktober letzten Jahres zum Umgang mit Pornografie zu irreführenden Diskussionen geführt. Dieses Papier der Schweizer Männer- und Väterorganisationen war der Fachstelle bei der Einstellung von Markus Theunert lange bekannt. Dass sie bei der offensichtlich gezielt lancierten ’Protestwelle’ umfällt, zeugt von wenig Rückgrat und ist eine Fuhre Wasser auf die Mühlen derjenigen, die Gleichstellung allein als Strategie zur Umsetzung von Fraueninteressen betrachten.

In seiner Stellungnahme zum Rücktritt erklärt Theunert seine Sicht der Dinge:

‚… Nach Ansicht der kantonalen Fachstelle für Gleichstellung, deren Mitarbeiter ich als Männerbeauftragter bin, haben diese Irritationen dazu geführt, dass der Ruf der Fachstelle und die Glaubwürdigkeit des Männerbeauftragten beschädigt wurden. Deshalb hat die Fachstelle die Weiterbeschäftigung als Männerbeauftragter von meinem Rücktritt aus dem männer.ch – Vorstand abhängig gemacht.

Nachdem ich vor Stellenantritt deutlich kommuniziert habe, dass die öffentliche Sichtbarkeit meines männer.ch – Engagements verhandelbar ist, nicht aber das Engagement an sich, kann und will ich diese Bedingung nicht erfüllen.

Ich ziehe daraus die Konsequenzen und trete von meiner Aufgabe als kantonaler Männerbeauftragter zurück. Ich bedauere diese Entwicklungen. Ich habe die Stelle als kantonaler Männerbeauftragter mit großer Freude angetreten und hätte mir gewünscht, diese Pionieraufgabe in der nötigen Ruhe und Sachlichkeit anpacken zu können. Dies ist offensichtlich nicht im Interesse verschiedenster Kreise.

Selbstkritisch anerkenne ich, die Problematik meiner Doppelrolle unterschätzt zu haben. Im Dienst der Sache möchte ich der Fachstelle für Gleichstellung mit meinem Entscheid den Weg frei machen für eine unbelastete Umsetzung ihrer geschlechterdialogischen Strategie. …’

Die Neue Züricher Zeitung kommentiert den Vorgang unter der Überschrift ‚Fallengelassen’ unter anderem folgendermaßen:

‚Aber die Anregung, Pornografie in den Schulunterricht zu integrieren, ist keineswegs eine unausgegorene Idee von Männer.ch. Vielmehr ist es eine Forderung von Fachleuten. «Porno gehört ins Schulzimmer», titelte beispielsweise die NZZ letztes Jahr als Quintessenz eines Präventionsforums. Die Forderung gründet auf der Erkenntnis, dass die Mehrheit der Minderjährigen im Internet sowieso pornografische Darstellungen konsumiert. Sie sollen damit nicht alleine gelassen, sondern sinnvoll begleitet werden.

Dass dies in Gleichstellungsbüros aufgrund einer zugespitzten Darstellung in einer Gratiszeitung zu Irritationen führt, ist das eine. Das andere ist, dass die Zürcher Verantwortlichen diesen Irritationen sogleich nachgeben und einem eben erst eingestellten Mitarbeiter ein unpassendes Ultimatum stellen. Rückgrat gezeigt hat in diesem Fall einzig Markus Theunert.’

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Gleich, gleicher, Gleichstellung?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Mai 2012

Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist verfassungsmäßig verankert. Artikel 3, Absatz 2, des Grundgesetzes lautet: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Der Gesetzestext ist klar formuliert, aber wie stellt sich die Situation im Jahr 2012 dar? Klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander?

Daten und Fakten sprechen gegen eine umfassende Gleichstellung der Geschlechter. Eine aktuelle OECD-Studie über die berufliche Situation von Frauen und Männern beispielsweise belegt: Frauen verdienen weniger und sind weniger häufig in Führungspositionen anzutreffen. Ein Grund für EU-Kommissarin Viviane Reding, Justizkommissarin und zuständig für Gleichstellungsfragen, eine europaweite gesetzliche Regelung der Frauenquote in Betracht zu ziehen. Konkrete Vorschläge will sie im Sommer 2012 vorlegen.

Expertinnen und Experten aus Politik und Praxis sind sich bei diesem Thema alles andere als einig. Die Frage, ob die Frauenquote ein geeigneter Weg ist, ist noch lange nicht beantwortet. Gerade wenn es um staatliche Eingriffe geht, kommt es zu vielfachem Widerstand, häufig werden sie als nicht notwendig abgewehrt und abgetan. Fraglich ist, ob solche Eingriffe erforderlich sind – oder nur überambitioniert.

Auch die Debatte, ob qualifizierte Männer mit einer Frauenquote benachteiligt werden, ist noch nicht abgeschlossen. Und überhaupt: Wird das Thema Gleichstellung etwa nur einseitig betrachtet? Im Bereich Familien-, Sorge- und Scheidungsrecht beispielsweise gibt es viele Aspekte, die im Hinblick auf eine Benachteiligung von Männern kontrovers diskutiert werden können.

Mit diesen und ähnlichen Fragen setzen sich Frauen und Männer nicht erst seit Inkrafttreten des Grundgesetzes 1949 auseinander. Der Ton beider Lager hat sich über die Jahrzehnte zunehmend verschärft. Nicht selten stellt sich die Frage: Geht es eigentlich noch primär um Gleichstellung? Weiterlesen »

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Frauen und Männer gleichen sich bei der Partnerwahl an

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. April 2012

‚Mann, was bist du für eine tolle Frau‘ ist der Beitrag von Nicole Althaus in der Basler Zeitung überschrieben, in dem sie die vom Partnervermittlungsunternehmen ‚ElitePartner‘ im Januar vorgelegte Männerstudie vorstellt und darauf hinweist, dass sie differenziertere Ergebnisse vorhalte als die von einer Boulevard gedruckte Schlagzeile ‚Die moderne Frau will einen Alpha-Softie‘.

Frauen und Männer wollen heute vom anderen Geschlecht fast das Gleiche – eine Beziehung auf Augenhöhe, Spaß im Bett und Verantwortungsbewusstsein zu Hause. Männer sind also längst nicht mehr vom Mars und Frauen haben die Venus ebenfalls verlassen. Zwar stehen Single-Männer noch immer auf ein attraktives Äußeres und Single-Frauen auf Männer mit Status – aber diese Differenzen sind in der Größenordnung bescheiden. So bescheiden, dass Professor Burghard Andresen die Daten so kommentiert: „Auch bei der Partnerwahl – ebenso wie in anderen Bereichen von Geschlechtsunterschieden – gleichen sich Männer und Frauen über die letzten Jahrzehnte einander langsam an.“

Ein interessanter Aspekt der Studie sind die Einstellungen gegenüber Rollenmustern. Singles stehen den neuen Rollenidealen der Emanzipation nicht gleichgültig gegenüber: Frauen fühlen sich als Emanzipationsgewinnerinnen, sie empfinden die Rollenaufweichung als positiv. Männer fühlen sich eher verunsichert: Zwar sind viele bereit, für die große Liebe Unabhängigkeit, ja sogar den Wohnort aufzugeben. Nur jeder fünfte Mann beurteilt das neue männliche Rollenbild aber als positiv. Und zu noch mehr Emanzipation sagen 92 % der Männer: Nein danke!

Wenn das zu solchen ‚Komplimenten‘ wie der Überschrift in der Basler Zeitung führt, kann ich die Bedenken auch gut nachvollziehen. Männer brauchen neue Rollenbilder, vor allem aber Räume und Möglichkeiten, sich darüber auszutauschen und sie selbst zu entwickeln und anzunehmen.

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Die Frauenquote im Polit-Dschungelcamp

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. März 2012

Feminismus und Frauenquote – geht die Emanzipation langsam zu weit? Diese Frage stellt „Eins gegen Eins„-Moderator Claus Strunz am Montag, 26. März 2012, um 23.30 Uhr in SAT.1. Ein neuer Vorstoß in Sachen Gleichstellung sorgt für Diskussionen. Die EU droht damit, bis zum Sommer per Gesetz eine Frauenquote vorzuschreiben. Wenigstens ein Drittel der Führungspositionen müssten dann mit Frauen besetzt werden.

Derzeit sind europaweit 13,7 Prozent der Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder weiblich. Doch wollen Frauen überhaupt als Quotenfrauen Karriere machen? Und wer sorgt dann dafür, dass Männer nicht diskriminiert werden? Zum verbalen Schlagabtausch im Studio treten an: Schauspieler Mathieu Carrière und der Experte für Geschlechterforschung, Prof. Gerhard Amendt – ihnen gehen die jüngsten Entwicklungen der weiblichen Emanzipation entschieden zu weit. Ganz anders sehen das Entertainerin Désirée Nick und Katja Kipping, stellvertretende Bundesvorsitzende von „Die Linke“.

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Entweder oder?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. März 2012

Sie müssen sich schon entscheiden! Ja, so lautet sie, die ‚deutsche’ Frage. Beruf oder Familie, Kinder oder Karriere werden als Gegensatz gedacht und dementsprechend sieht die Arbeitswelt aus. Zeiten der Verantwortung für Kinder oder zu betreuende oder pflegende Angehörige werden weithin als Auszeiten betrachtet und Familienfreundlichkeit erschöpft sich vielfach in der Unterstützung beim ‚Outsourcing’ dieser Aufgaben.

Diese Sichtweise passt nicht mehr zu einer Arbeitswelt, in der gut qualifizierte Beschäftigte, Männer und Frauen, mit der Vorstellung Beruf und Familie, Kinder und Karriere unter einen Hut bringen zu wollen und sich in der Partnerschaft anfallenden Aufgaben auch gleichberechtigt aufzuteilen.

Damit dies gelingen kann, im Privaten, wie auch in den Unternehmen braucht es selbstverständlich passende Rahmenbedingungen, Kinderbetreuungsangebote, räumlich und zeitlich flexible Arbeitsmöglichkeiten und Unternehmenskulturen, in denen es auch für Führungskräfte möglich ist, Arbeitszeiten entsprechend der jeweiligen biografischen Situation zu erhöhen order zu reduzieren.

Dafür, das sich die Entwicklung zu dieser Wirklichkeit in den kommenden Jahren beschleunigen wird, sprechen (mindestens) zwei Faktoren: die demografische Entwicklung und die Vorstellungen derjenigen, die jetzt zunehmend qualifizierte Stellen besetzen und Führungsaufgaben einnehmen. Diese, Generation Y genannten neuen Arbeitskräfte stellen überkommene Einstellungen und Praktiken in den Betrieben in Frage:

  • Warum muss ich bis 18 Uhr im Büro bleiben, wenn nichts mehr zu tun ist?
  • Warum traut sich kein Kollege, mehr als zwei Monate in Elternzeit zu gehen?
  • Warum darf ich tagsüber keine privaten E-Mails schreiben, wenn ich doch am Samstag auch die beruflichen beantworten soll?
  • Warum sind die meisten Vorgesetzten Männer obwohl auch gut qualifizierte Frauen für diese Aufgabe zur Verfügung stehen?

Die Idee, bestimmte Aufgaben und Verantwortlichkeiten per Quote zu verteilen, lehnt diese Generation als Bevormundung ab. Eine Neuauflage der alten Frage? Entweder Quote oder(keinen) Vorstandsposten? Ich sehe das etwas gelassener. Die Diskussion um den Wert der Vielfalt auch in den Entscheidungsgremien der Unternehmen legt die Schwachstellen auf dem Weg dorthin offen. Und kein Gesetz zaubert auf einen Schlag mehr männliche Erzieher oder Studienanfängerinnen im Maschinenbau herbei. Weiterlesen »

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