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Erwarten Frauen von Männern die Übernahme der Ernährer-Rolle?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 21. Januar 2019

Dies legt eine Studie des Zentrums für Gender-Studies an der Universität Basel nahe. Die Studienleiterin Andrea Maihofer erklärt das Dilemma und mögliche Auswege im Interview.

„Junge Männer distanzieren sich laut Ihrer Studie vom traditionellen Bild des «abwesenden Ernährer-Vaters». Was sind die Gründe dafür?
Es sind persönliche Erfahrungen, die zu dieser Änderung beitragen. Wir sehen auch in unseren Befragungen deutlich: Junge Männer nehmen die Abwesenheit ihrer eigenen Väter als problematisch wahr. Vielen fehlte eine starke, alltägliche emotionale Bindung zum Vater. Dies wollen sie selbst mit ihren Kindern anders machen. Sie wollen möglichst von Geburt an für ihre Kinder da sein.

Gleichzeitig sehen sich die Männer aber weiterhin als Ernährer der Familie. Männer wollen mehr Zeit mit den Kindern verbringen, aber gleichzeitig Karriere machen. Wie ist dieser Widerspruch erklärbar?
Es ist ein Widerspruch und gleichzeitig überraschend. Männer sehen immer noch ihre Hauptverantwortung darin, die Familie zu ernähren. Diese Rolle beziehen Frauen in ihre Planung mit ein. Viele Frauen gehen nach wie vor automatisch davon aus, dass Männer die finanzielle Verantwortung übernehmen. Das heisst: Männer wollen zwar mehr Zeit mit den Kindern verbringen, aber es wird von vielen Seiten die traditionelle Rolle von ihnen erwartet.

Was löst dieses Dilemma bei jungen Männern aus? Sind sie überfordert?
Die Männer wiederum glauben häufig, dass sie es am Ende doch nicht schaffen, mehr Zeit für die Kinder zu haben. Dies, weil es oft nicht möglich erscheint, Teilzeit zu arbeiten. Viele ringen mit diesem Problem.

Frauen auf der anderen Seite möchten heute beruflich aktiv und damit unabhängig sein. Zugleich erachten sie es immer noch als ihre Hauptaufgabe, für die Kinder zu sorgen. Sind sie nicht auch im Dilemma?
Ja. Frauen wollen im Beruf aktiv bleiben. Sie haben heute häufig ebenfalls eine Berufsidentität entwickelt. Aber gleichzeitig möchten sie auch die Hauptverantwortung für die Familie übernehmen. Sie stellen sich ein 40- bis 60-Prozent-Pensum als Ideal vor. So müssen sie nicht ganz auf ihre berufliche Selbstverwirklichung verzichten und können trotzdem noch genug für die Kinder da sein. Aber: Es bleibt ein Dilemma: Frauen sehen in ihren Überlegungen, dass sie Karriere und Kinder nicht unter einen Hut bringen. Dies erfüllt sie oft mit Sorge. …

Welche Tipps geben sie jungen Paaren, damit sie moderne Vorstellungen mit traditionellen vereinbaren können?
Ich finde, sie sollten etwas mutiger sein und auch die Politik in die Verantwortung ziehen. Beispielsweise braucht es mehr Kinderkrippen und mehr Möglichkeiten für Männer, Teilzeit zu arbeiten. …“

Quelle

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