Männer sind kooperativer. Und kommen so weiter!
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 9. März 2014
Dass Frauen auf dem Weg nach oben an gläserne Decken stoßen, wird damit erklärt, dass Seilschaften von Männern einmal besetzte Positionen untereinander weiterreichen. Das ist jedoch nicht die ganze Wahrheit, weder über Männer noch über Frauen bzw. das unterschiedliche Verhalten der Geschlechter. Dass es das gibt, sieht man etwa, wenn man nach der Tagesarbeit noch auf einen Schluck zum Entspannen geht.
Männer kommen in Gruppen, oft das halbe Büro vom Chef abwärts, Frauen kommen zu zweit. Das passt nicht gut zum Bild vom Mann als einsamem Jäger, der mit anderen Männern um Macht kämpft und um Frauen bzw. deren Gunst. Und es passt nicht gut zum Gegenbild von Frauen, die umgänglicher und hilfsbereiter sind, vor allem gegenüber anderen Frauen.
Das Bild bekam 1965 einen Riss, als Anatol Rapoport Probanden das „Gefangenendilemma“ spielen ließ. Es hat zwei Spieler und bringt die Bereitschaft zur Kooperation ans Licht. Rapoport ließ Männer gegen Männer spielen, Frauen gegen Frauen und beide gegeneinander: Der höchste Kooperationsgrad zeigte sich in Mann/Mann-Dyaden, es folgten die gemischtgeschlechtlichen, am Ende rangierten die Frau/Frau-Dyaden.
Das machte Aufsehen, erklären konnte man es nicht. Das Interesse schlief ein, 1993 kam der nächste Vorstoß: Der Evolutionsbiologin und Psychologin Joyce Benenson war aufgefallen, dass die Geschlechter sich schon als Kinder ganz anders verhalten, Mädchen spielen allein oder tun sich mit besten Freundinnen zusammen, Jungen bevorzugen Mannschaftssport oder spielerische Kampfverbände.
Ähnliches hatte ein Kollege von Benenson, der Anthropologe Richard Wrangham, auch schon beobachtet, an Schimpansen. Die leben sozial, die Weibchen zurückgezogen mit ihren Jungen, die Männchen in hoher Aggression untereinander. Aber sie bilden auch Koalitionen, und wenn es nach außen geht, gegen Nachbarn, stehen alle zusammen, ganz ähnlich wie in Jugendgangs.
Schimpansenweibchen hingegen bilden selten Koalitionen, und wenn, dann kurz und um Rangniedere zu attackieren. Darauf, auf das Ausschließen Dritter, verstehen sich auch Frauen besser als Männer, sie fürchten es mehr, und sie praktizieren es mehr, vor allem dann, wenn sie in Positionen der Macht sind.
In Experimenten konnte dieser Zusammenhang immer wieder nachgewiesen werden, wie spielen Geschlecht und sozialer Rang aber im echten Leben zusammen? Benenson und Wrangham haben an den Psychologischen Fakultäten der USA, dort sind 36 % der höchsten Posten mit Frauen besetzt, ausgezählt, wer mit wem publiziert. Sie haben 8400 Arbeiten ausgewertet, für die je zwei „Seniors“ und zwei „Assistants“ zeichneten:
War der Erstautor ein „Senior“ und der Ko-Autor auch – das gibt es durchaus –, war das Geschlechterverhältnis ausgewogen, auf der gleichen Ebene gibt es keine Probleme. Aber zwischen den Ebenen gibt es sie, und zwar bei den Frauen: Wenn sie „Senior“ und Erstautorinnen sind, sind unter den „Assistants“ als Ko-Autorinnen Frauen stark unterrepräsentiert; Männer hingegen helfen beiden Geschlechtern hinauf.
Dienstag 11. März 2014 um 22:49
super Artikel! mit einem fundamentalen Schönheitsfehler.
Männer sind kooperativer – weil sie zusammen nach der Arbeit auf einen Schluck gehen?
Aber klar doch, die Kinder sind ja da wahrscheinlich bereits zu Hause oder werden von der Mutter abgeholt.
Diese darf in den meisten Fällen auch noch für das Abendessen sorgen, dass die lieben Kleinen ihre Hausaufgaben gemacht haben etc.
Wie antiquiert und borniert ist diese Aussage ob der vermeintlichen Kooperationsfähigkeit des Mannes? Fakt ist, dass genau in dieser Feierabend-Zeit Seilschaften geschlossen und gelebt werden.
Meist ohne die Frauen, die nämlich zu ihrem nächsten „Beruf“ eilen – der Familie.
Ach ja, und Ihnen sei dringendst das Wirtschaft – Unterrichtsprojekt „Fischen“ der Schweizer Nationalbank empfohlen. Darin kann man die „Kooperation“ der TeilnehmerInnen sehr gut beobachten.
Während die Frauen sich untereinander verständigen, den Markt (hier das Meer) nie überfischen, stechen sie die Herren stets aus und die Meere sind tot…Aber was soll’s, solange es noch das Bier am Abend gibt…
Mittwoch 12. März 2014 um 12:07
… in dem Beitrag geht es um den Zusammenhang von Kooperation und sozialem Rang, und zwar nicht nur in der Laborsituation sondern im wirklichen Leben unter realen Bedingungen.
Dass Männer immer alles gut oder ‚besser‘ machen wird nicht behauptet 😉