Müssen Spitzen-PolitikerInnen allzeit verfügbar sein?
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 1. April 2012
„Sind Sie der Doppelbelastung als Vater und Parteivorsitzender gewachsen.” „Wie steht es für Sie um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie?” Und „Kann ein junger Vater Kanzler werden?” Diese und andere Fragen haben SPD-, Grünen- und Piratenfrauen öffentlich an Sigmar Gabriel gerichtet, der bald zum zweiten Mal Vater wird.
Und der reagiert beleidigt, Fragen, die ihm nicht auch persönlich gestellt werden beantworte er nicht und seine Lebensplanung bespreche er mit Lebensgefährtin Anke allein. Das ist sein gutes Recht, aber das ihm Fragen gestellt werden, die sich auch Andrea Nahles oder Kristina Schröder haben gefallen lassen müssen, ist selbstverständlich. Weder ihm noch anderen Politikern ist zuzumuten, quasi als lebendes öffentliches Leitbild herzuhalten aber Politik braucht glaubwürdige und authentische Menschen, die das tun was sie sagen und gerade Väter brauchen Beispiele dafür, dass Verantwortung und Führung und aktive Vaterschaft sich nicht ausschließen, sondern im Gegenteil, Führungsqualität durch Verantwortungsübernahme in Familie sich noch steigern lässt.
Ein öffentlicher Dialog über die Vereinbarkeit von Politik und Familie ist überfällig, Cem Özdemir von den Grünen hat mit seinen 6 Wochen Elternzeit einen ersten Aufschlag gemacht. In Österreich hat der Dialog von zwei Bundespolitikern auf einem Spielplatz offenbart worum es auch geht ‚als Generalsekretär bin ich der Dobermann. In Elternzeit wäre ich halt der Softie‘. Wie hat es Tim Bendzko in seinem Song ausgedrückt: ‚Ich wär so gern dabei gewesen doch ich hab viel zu viel zu tun … Muss nur noch kurz die Welt retten … noch mal die Windeln checken wer weiß was mir dann noch passiert …‘ oder so ähnlich.
Dabei gibt es schon Beispiele, die eine Ahnung davon geben, dass es auch in den höchsten Ämtern irgendwie gehen könnte mit der Work-Life-Balance. US-Präsident Barack Obama blockt bestimmte Zeiten im Kalender grundsätzlich für die Familie. Seine Mitarbeiter wissen, dass zwischen sechs und acht Uhr abends Obamas Arbeit ruhe. Der US-Präsident widme sich in diesen zwei Stunden seiner Frau und den zwei Töchtern. Die Obamas essen gemeinsam zu Abend, verbringen Zeit miteinander.
Das ist doch eine schöne Perspektive Herr Gabriel, oder?