Und schon schnappt die Rollenfalle zu
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Samstag 24. März 2012
Nach der Mitgliederversammlungdes Bundesforum Männer am Freitag und der Livesendung ‚Neue Eltern – alte Zwänge?“ im alten RIAS Gebäude sitze ich jetzt wieder im Zug nach Hause. Gestern haben wir wichtige Dinge auf den Weg gebracht und eine Erklärung zum Sorgerecht nicht verheirateter Väter wurde einstimmig verabschiedet und ist jetzt in der Endredaktion. ‚Das Bundesforum Männer ist der Überzeugung, dass Väter für die Entwicklung von Kindern wichtig sind. Je fürsorglicher sie diese Aufgabe wahrnehmen können, desto positiver ist dies für die Entwicklung der Kinder. Vor diesem Hintergrund schlägt das Bundesforum Männer eine Regelung vor, die dem nichtverheirateten Vater das Sorgerecht nach der Anerkennung der Vaterschaft automatisch zuerkennt.‘
Die 2 Stunden im Studio sind wie im Fluge vergangen und das Zusammenspiel mit Frau Jurczyk, die von München aus zugeschaltet war, klappte hervorragend. Die Beiträge und Anliegen der zugeschalteten Hörerinnen und Hörer machten deutlich, dass es längst nicht ausreicht alle paar Jahre einen Familienbericht vorzulegen.Es ist überfällig die widersprüchlichen Regelungen und Anreize zum Beispiel bei der Anerkennung der Betreuungszeiten in der Rente von Vätern zu beseitigen.
Um Widersprüchlichkeiten ging es ja auch bei frauTV am letzten Donnerstag, an der ich auch beteiligt war. Dass Frauen lange in Elternzeit gehen oder Teilzeit arbeiten hat auf den ersten Blick oft rationale Gründe: ihr Mann verdient einfach mehr. Und schon schnappt die Rollenfalle zu. Wenn sie lange aus dem Job ist, verliert sie den Anschluss, während er weiter Karriere macht.
„Es ist nicht eine völlige BlackBox, was zu Hause passiert, aber ich habe die Organisation aller Aufgaben vollkommen an meine Frau abgegeben“, erzählt Tramsen, den frauTV zuhause besucht hat. Auch wenn es nur um Bekleidung oder Spielzeug der Kinder gehe, oft genug müsse er seine Frau um Hilfe fragen. Sein Job ist der Job allein, doch damit fehlt Tramsen etwas.
Entfremdungsgefühle der Kinder bemerke er zwar nicht, sie würden sich immer sehr über die Zeit mit ihm freuen. Aber die gibt es eben fast ausschließlich am Wochenende. Er sei vor allem „für die glücklichen Momente mit den Kinder zuständig“, im Alltag wenig präsent. Dabei wollten Tramsens es so eigentlich nicht haben. Mehrfach hat Detlef Tramsen bei Jobgesprächen 80 Prozent Teilzeit angeboten, um sich mehr zu Hause engagieren zu können. Die Reaktion der Chefs: ablehnend.
Mehrjährige Familienzeiten von Frauen stellen ein Hindernis für gleichwertige Familienarbeit beider Partner dar. Denn wenn der Einkommensunterschied zwischen Mann und Frau auf diese Weise immer größer wird, kann er quasi nicht mehr in die Familie zurück. Er steckt dann genauso in der Falle, arbeiten zu müssen, wie sie in der Falle, auf die Hausarbeit reduziert zu werden.
Mittwoch 28. März 2012 um 13:49
Das Radiofeuilleton ‚Neue Eltern – Alte Zwänge?‘ gibt es hier zum Nachhören:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/imgespraech/1712101/