Wann ist ein Mann ein Mann?
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 27. Dezember 2011
Diese Frage wird angesichts enormer gesellschaftlicher Veränderungen in der Machtbalance zwischen Männern und Frauen immer intensiver debattiert. Ist das ehemals starke Geschlecht tatsächlich in einer „Umorientierungs-Übergangs-Aufbruchphase“? Claus Räfle beobachtete für die Serie Männersache bei br-alpha Männer verschiedener Generationen.
Da ist der 34-jährige „metrosexuelle“ Großstadt-Mann, der feminin und verständnisvoll auf Kuschelkurs ist. Er möchte von den Frauen lernen und hält alle vermeintlich typisch männlichen Eigenschaften für überholt. Warum müssen Männer mutiger sein als Frauen? Schafft nicht die Gleichberechtigung für den neuen Mann ein enormes Stück Entlastung? Er kann sich ausprobieren, er darf sich schön machen und das Leben frei von überholten Rollenzwängen genießen.
Ganz anders sieht Marc, 23, aus Ost Berlin das. Er geht mehrmals die Woche zum Bodybuilding, Gewichte stemmen, Eisen pumpen. Er wirkt in seinen Posen wie ein Macho, unbehelligt von den Veränderungen zwischen den Geschlechtern. Für ihn ist die Emanzipation viel zu weit gegangen. Bei ihm an der Uni – er hat gerade begonnen Jura zu studieren – ist die Mehrheit der Kommilitonen weiblich. Er empört sich darüber, dass seiner Meinung nach Frauen bevorzugt werden, in der Erziehung, in der Schule, in der Ausbildung und im Job, dass Frauen sich gesellschaftlich „hochnörgeln“, dass sie ständig das Argument der Gleichbehandlung missbrauchen würden.
Vor allem aber ärgert ihn, dass diese ständig konkurrierenden Wesen kaum Mütterlichkeit signalisieren. Bei seinen Freunden aus einfacheren Kreisen im ehemaligen Ost Berlin registriert er, dass die Frauen ihre Partner dominieren und bei Bedarf abschütteln. Der Mann ist als Versorger der Familie überflüssig geworden. Das prägt die jüngeren Frauen, die Männer nur noch als notwendiges Übel oder Sexualpartner betrachten, so seine bittere Beobachtung.
Völlig anders sieht das Michael aus München, der sich gerade anschickt seinen Job für ein Jahr ruhen zu lassen, um sich für eine Übergangszeit ganz für Familie und Kindeserziehung zu engagieren. Der Automobilingenieur nutzt die Elternzeit, da seine Frau einen besser bezahlten Job hat und nach der anstehenden Geburt des dritten Kindes gleich weiterarbeiten kann. Der Hausmann hat nicht das Gefühl irgendwelche Kompetenzen als „bread-winner“, als Versorger verloren zu haben. Er genießt es, seine Töchter beim Heranwachsen begleiten zu können und – allein unter Frauen – zu Kaffeerunden eingeladen zu werden.
Er bekam den „Spitzenvater Preis 2007„. Weiterlesen »
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