Firmen hübschen sich noch nicht für Väter an
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 23. Juni 2011
Der Fachkräftemangel ist auch in den Regionen angekommen. Die Arbeitgeberverbände wollen deshalb den Frauenanteil an den Erwerbstätigen bis 2030 auf 70 % erhöhen. „Wir können es uns nicht leisten, auf die Hälfte des Potenzials zu verzichten“, äußerte Dr. Jutta Rump, Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Personalmanagement in Ludwigshafen, in ihrem Impulsreferat „Megatrend Frauen: Notwendigkeit oder Modeerscheinung?“ bei einem Unternehmer-/Multiplikatorenworkshops in der Volkshochschule Wilhelmshaven.
Der Fachkräfteengpass habe durch die Wirtschaftskrise zugenommen, da Unternehmen versucht hätten, durch erhöhte Qualität ihre Wettbewerbsfähigkeit zu halten. Dem steigenden Bedarf stehe ein sinkendes Potenzial gegenüber.
Für die Antwort „Notwendigkeit“ sprechen nach Darstellung von Rump auch die Änderungen im Arbeits- und Unterhaltsrecht. Sie sieht einen zunehmenden Wettbewerb um Arbeitskräfte, für den sich Unternehmen schon jetzt „anhübschen“.
Frauen gingen auf dem Weg nach oben häufig verloren. Gründe dafür sieht sie vor allem darin, dass Laufbahnen im Alter zwischen 30 und 40, der „Rush-Hour des Lebens“, die mit der Familienphase zusammenfällt, festgelegt werden. Die Unternehmenskultur sei zudem häufig durch Stereotype gekennzeichnet, die zu Lasten von Frauen gingen. Und auch das weit verbreitete Führungsverständnis wirke sich zu ihrem Nachteil aus: Frauen würden als „machtgeil“ abgestempelt, während ein Mann als „führungsstark“ durchgehe.
Karrieren müssten im Übrigen nicht binnen 20 Jahren gemacht werden. Und bei 80 % aller Arbeitsplätze sei eine Flexibilisierung der Abläufe und Zeiten möglich, erklärte Rump, die zugleich auch eine Diskriminierung der aktiven Väter feststellte.