Warum Männer besser zuhören können
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 22. Juni 2011
Trifft es tatsächlich zu, dass Frauen besser (zu)hören können? Diese Frage wurde von Wissenschaftlern der Neurologischen Klinik und Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung (HIH) am Universitätsklinikum Tübingen am Beispiel des bekannten „Cocktailpartyphänomens“ untersucht.
Auf einer Party sind zahlreiche Stimmen aus unterschiedlichen Richtungen gleichzeitig zu hören. Konzentrieren möchten wir uns in einer Gesprächssituation aber nur auf eine Stimme, nämlich die unseres Gegenübers. Hierzu müssen wir uns auf genau diese eine Stimme konzentrieren und gleichzeitig alle anderen Stimmen und Geräuschquellen unterdrücken.
Mithilfe unterschiedlich platzierter Lautsprecher, aus denen verschiedene Alltagsgeräusche ertönten, untersuchten Ida Zündorf und Prof. Dr. Dr. Hans-Otto Karnath, ob ein Geschlechterunterschied bezüglich der räumlichen Aufmerksamkeitsleistung beim Hören besteht – sprich ob Männer oder Frauen besser ein bestimmtes Geräusch aus mehreren, unterschiedlich lokalisierten Schallquellen „heraushören“ können.
Tatsächlich fand sich ein Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern. „Männer können die Schallquelle viel genauer ermitteln als Frauen“, so Zündorf. Einerseits überraschend, da doch Frauen diejenigen sind, die angeblich „mehrere Dinge gleichzeitig tun können“.
Die mögliche Ursache dafür sehen Zündorf und Karnath in der menschlichen Evolution: „Männer waren diejenigen, die jagen, um Nahrung zu besorgen. Dabei waren räumliche Aufmerksamkeitsleistungen extrem wichtig. Sowohl im visuellen als auch im auditorischen Bereich. Beispielsweise konnten Beutetiere durch Geräusche lokalisiert werden, lange bevor sie zu sehen waren. Auch wenn in der heutigen Zeit derartige Funktionen für den Alltag nicht mehr von Nöten sind, so hinterließen sie doch Spuren in der Organisation unseres Gehirns und dementsprechend in unserem Verhalten.