Ideologischer Feminismus und Antifeminismus sind zwei Seiten einer Münze
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 22. Juni 2011
Am kommenden Samstag wird im Großraum Zürich das «2. Internationale Antifeminismus-Treffen» stattfinden. Zu den Vortragenden gehört unter anderem die von der NZZ als ‚Feministin’ und ‚zu männerlastig’ bezeichnete ehemalige Gleichstellungsbeauftragte von Goslar, Monika Ebeling und Markus Theunert, Präsident des Dachverbands der Schweizer Männer- und Väterverbände männer.ch. Letzterer erklärte am vergangenen Sonntag, ebenfalls in der Neuen Züricher Zeitung, warum er auf dem Kongress einen Vortrag halten wird.
Ihm geht es um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Antifeministen. Der mediale Umgang mit ihnen erinnert ihn an jenen mit dem Störenfried in der Schule: Immer dafür gut, sich am eigenen Empörtsein zu erregen – aber nie gut genug, um ihm ernsthaft zuzuhören. Theunert steht für eine eigenständige Männer-Politik und sieht sich nicht als Antifeminist. In seinem Beitrag schätzt er den Antifeminismus folgendermaßen ein:
‚Der Antifeminismus ist eine Ideologie mit totalitären Zügen, die eine eindimensionale Sündenbock-Politik betreibt, indem sie eine andere Weltanschauung mit Ideologie-Potenzial, den Feminismus, für so ziemlich alles erdenkliche Übel dieser Welt verantwortlich macht und dabei Menschen wie Institutionen systematisch diffamiert.
Aber: Gerade weil ich die Ideologie des Antifeminismus ablehne, nehme ich die Antifeministen in ihrer Wut und ihrer Verzweiflung ernst. Genau deshalb werde ich auch am Antifeminismus-Kongress ein Referat halten und mich der vermutlich wenig freundlichen Auseinandersetzung stellen. Denn das doppelzüngige Spiel mit dem linkischen Störenfried treibt diese Männer weiter in die Radikalisierung, …
Zentral ist folgende Feststellung: Die Wut dieser Männer ist echt. Es gibt in der Schweiz eine große und offenbar rasch wachsende Zahl von Männern, die sich als Emanzipations-Verlierer erleben. Da sind die Scheidungs-Verlierer, welche mit einem nicht einklagbaren Besuchsrecht abgespeist werden und sich als Zahlväter am Rand des Existenzminimums wiederfinden. …
Diese Männer erleben sich als benachteiligt. Ihre Wahrnehmung ist insofern korrekt, als ihre Lebensgestaltungs-Chancen tatsächlich bescheiden geworden sind. Der zentrale Mythos des ideologischen Feminismus (der von einem emanzipatorischen Feminismus abzugrenzen ist), wonach die Frau a priori die Benachteiligte und der Mann a priori der Profiteur sei, kann bei ihnen nur blanke Wut auslösen.
Ideologischer Feminismus und Antifeminismus leben eine verhängnisvolle Liaison. Beide verbindet der Zwang zum Vergleich. Sie sind die beiden Seiten der gleichen Münze: These und Antithese eines Benachteiligungs-Diskurses, der unterstellt, dass es dem einen Geschlecht auf Kosten des anderen besser gehe – und damit in die Sackgasse führt. Wie will man ermessen, ob es «besser» ist, 8 Prozent weniger Lohn zu verdienen oder 5 Jahre früher zu sterben? Diese Debatte ist eine Einbahnstrasse in die Polarisierung. Natürlich sind Frauen auch Benachteiligte. Natürlich sind Männer auch Benachteiligte. Beides gilt es anzuerkennen, um von da einen Schritt in Richtung Synthese gehen zu können. …
Dass es höchste Zeit ist für diese Neuorientierung, ist das, was wir aus der ganzen Aufregung um die Antifeministen lernen können. Dafür verdienen sie unsere Aufmerksamkeit.’
Samstag 25. Juni 2011 um 17:20
„Wie will man ermessen, ob es «besser» ist, 8 Prozent weniger Lohn zu verdienen oder 5 Jahre früher zu sterben? Diese Debatte ist eine Einbahnstrasse in die Polarisierung.“
Gut dargestellt. Vor allem sollte irgendwann die Synthse und die Erkenntnis gelingen, dass die Lohnschere wie auch die höhere Männersterblichkeit in einem identischen kausalen Zusammenhang stehen.
Ich wünsche Herrn Theunert ganz viel Erfolg und viel Kraft.