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Supermütter stehen sich selbst im Weg

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 25. November 2010

Zwei Kernfragen haben Milupa und rheingold bei der Studie beschäftigt: Warum bekommen deutsche Paare so wenig Kinder? Und wie kann man sich für Kinder, Mütter und Väter in Deutschland einsetzen? Beim Weiterbohren seien sie dann darauf gestoßen, dass zu den bereits bekannten Ansprüchen moderner Mütter – die Kinder müssen besonders gut geraten, sie selbst alles unter einen Hut bekommen und dabei selbstverständlich attraktiv bleiben – eine neue Maxime gekommen ist: nämlich die, ganz locker zu bleiben. „Alles soll schön leicht aussehen, das fanden wir relativ schockierend, weil es verdeckt, was die Frauen an Ängsten mit sich herumschleppen.“

Und Ängste gibt es viele: Existenzangst, die Furcht, den Job zu verlieren, in Hartz IV abzurutschen – und immer noch die alte Angst, der Mann und Partner könnte gehen. Laut Imdahl haben die Forscher in ihren Interviews zwei zentrale Punkte ausgemacht.

Frauen haben kein Selbstverständnis als Mutter, fühlen sich hin- und hergerissen zwischen liebender Supermama und selbstbestimmter Erfolgsfrau. „Sie tun im Job so, als wäre alles wie vorher, haben aber gleichzeitig im Kopf, sich für das Kind komplett aufopfern zu müssen.“

Die Mütter haben ein festes Bild, wie ihre Kinder zu sein haben und glauben, sie könnten dies durch eigene Ruhe und Gelassenheit beeinflussen. Schreiende Bündel, die sich im Supermarkt auf den Boden werfen, sind nicht vorgesehen. „Die Mütter stellen sich vor, sie hätten es in der Hand, die Kinder zu formen.“ Das erzeugt weiteren Stress – und Schuldgefühle, wenn es dann doch anders läuft, das Kind in der Schule versagt oder gar Drogen nimmt. Dabei sind viele Frauen von ihrem Anspruchsideal der gelassenen Mutter sowieso weit entfernt: Nur zwei von fünf fühlen sich wirklich entspannt.

Und die Rolle der Männer? Auch wenn sie helfende Partner haben, fühlen sich 61 % der Befragten allein verantwortlich fürs Kind. „Sie haben unterm Strich nicht das Gefühl, sich fallenlassen und zeigen zu können, wenn sie an ihre Grenzen stoßen.“

Bei der Arbeit treten die Mütter Imdahl zufolge oft nicht offensiv auf, geben etwa einen „Termin“ vor, wenn sie um vier zum Kindergartenfest müssen. „Sie wissen nicht, wie kommt das an, wenn ich die Wahrheit sage.“ Kinder ins Büro mitbringen – undenkbar.

Und der Ausweg aus der Misere? „Die Frauen müssen raus aus dieser Schizophrenie, im Job nur die Business-Frau zu sein und nicht die Mutter – und zu Hause umgekehrt“, fordert Imdahl. Geld ist gar nicht mal das Problem. Neben mehr Kinderbetreuung und besseren Wiedereinstiegsmöglichkeiten in den Job wünschten sich die Frauen vor allem eins: sich vom Ideal der perfekten Supermama verabschieden zu können.

Quelle

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4 Kommentare zu “Supermütter stehen sich selbst im Weg”

  1. martin sagt:

    „Die Mütter stellen sich vor, sie hätten es in der Hand, die Kinder zu formen.“

    das ist das schlichte geheimnis des gender mainstreaming. human resource design. ein bißchen eingebildet ist das schon, oder vielleicht nicht?

    ok, beitrag löschen, wir sind ja medienprofis.

    alles liebe,
    martin

  2. Thomas sagt:

    @Martin : Ich muß da widersprechen. Ich führte kürzlich ein Telefonat mit einer Gleichstellungsbeauftragten, die drei Töchter hat. Eine nimmt die Angebote über erweiterte Orientierungen im Beruf und Rollenverhalten an, die beiden anderen eher nicht. Sie lässt ihnen die Freiheit und verfolgt „Angebotsstrategien“, einen Zwang oder auch leisen Druck ausüben möchte sie nicht und überlässt ihren Kindern ihr Freiheiten.

    Das Thema ist sehr facettenreich.

    Für die Menschen, die andere Lebensentwürfe als die von ihren Eltern vorgelebten ausprobieren WOLLEN, ist diese Willenserklärung zu respektieren und Leitplanken und Unterstützung anzubieten, wenn Interessenkonflikte mit Arbeitgebern und Gesellschaftsnormen auftreten.

    Wenn gender-mainstreaming so vorgeht, ist dies freiheits-, demokratie- und geschlechterdemokratiefördernd.

    Ich habe in Schulen keinerlei „Formungsabsichten“ recherchiert, das passt auch nicht mehr ins Bild der liberalen und sozialpädagogischen Schulleitkulturen. Diese Gefahren bestanden eher in den Zeiträumen um 1965, wo der Drang zu „Zucht, Ordnung und Autorität“ noch größer war.

    Sicherlich bestehen noch Mütterlichkeitsbilder, „ihren“ Kindern das Beste zu bieten, zumal eine Mutter zu „ihrem“ Kind zwangsläufig eine andere Beziehung hat. Hier werden Eltern ja auch teilweise recht unvorbereitet und mit Vermutungen über ihre Elternrolle in ihr Elterndasein entlassen. Eine liberale Mutterschaft zu vermitteln und vielleicht auch etwas zu schulen, „ihre“ Kinder ins autonome Erwachsenenleben zu führen und später loslassen zu müssen, kann sicherlich auch als Leitplanken für eine moderne Elternschaft diesen. Dies betrifft sicherlich auch etwas Väter, die manchmal „ihre“ Töchter nicht so richtig loslassen können.

    „..Kinder ins Büro mitbringen – undenkbar.“

    Betriebsnahe Kindergartenbetreuung wäre sicherlich hilfreich und würde auch gedanklich dadurch entlasten, zwischendurch mal schnell nach dem Kind zu sehen – statt Zigarettenpause. Und es fördert die Motivation und Identifikationsbereitschaft mit dem Unternehmen.

  3. ' + title + ' - ' + basename(imgurl) + '(' + w + 'x' + h +') sagt:

    […] habe zwar an dieser Stelle schon über die Studie „Die deutsche Angst vorm Kinderkriegen“ von Milupa und rheingold […]

  4. AF sagt:

    Zitat aus dem Artikel: „Kinder ins Büro mitbringen – undenkbar.“

    Ich bin als berufstätige Mutter von zwei Kindern mittlerweile dazu übergegangen meine Kinder mit ins Büro zu nehmen, wenn es gar nicht anders geht:
    – Schulfrei wegen Schnee und Eis und keine spontane Kinderbetreuung in Sicht;
    – Kindergartenkind klagt über „diffuses Bauchweh“ ohne blass zu sein, spucken zu müssen oder Durchfall zu haben.

    Zum Glück habe ich einen Job, in dem ich das machen kann und einen Arbeitgeber, der das respektiert. Ein Manager kam vorbei, meinte nur „Achja, heute ist ja schneefrei“ und das Thema war damit durch.
    Ich habe mich das allerdings erst getraut, nachdem auch andere Kollegen (Männer!) das mal machten. Ich bin also keine revolutionärer Vorreiterin, aber ich denke: was häufiger vorkommt, wird eher gesellschaftlich akzeptiert.
    Letzte Woche war ein anderes kleines Kind beim Papa im Büro und das hat mich total gefreut.
    OK, ich arbeite an solchen Tagen nicht so produktiv und effizient wie sonst, aber ich schaffe doch mehr, als wenn ich ganz zu Hause geblieben wäre.

    So kann man auch als angestellte „Nicht-Karriere-Mutter“ seinen Teil dazu beitragen, dass Kinder nach über 40 Jahren wieder ein „normaler“ Teil der Gesellschaft werden. Weder Mütter noch Kinder müssen in einer „berufsfreien Parallelwelt“ außen vor bleiben, sondern können auch ihren Beitrag leisten bzw. lernen und am Wirtschaftsleben eines Landes teilzunehmen. Und so ganz nebenbei öffnet sich auch die hocheffiziente Berufswelt für den Gedanken, dass es sich auch lohnen kann, das enorme Knowhow und die vielfältigen Fähigkeiten von Müttern in seinem Unternehmen einzusetzen, anstatt sie als Klotz am Bein zu sehen, der wegen Kinderkrankheiten mehr zu Hause als am Arbeitsplatz weilt.
    Auch der Ausbau von Homeoffice-Plätzen und die Möglichkeit, sich von zu Hause aus ins firmeneigenen Intranet einzuloggen, würden bestimmt dazu beitragen, dass sich Mütter auch wieder in der Abeitswelt geschätzt fühlen und sich im Gegenzug dafür auch stärker beruflich engagieren.
    So eine Win-Win-Situation sollte doch nicht allzu schwer zu erreichen sein, oder?!

    Das ist meine feste Überzeugung als Mutter, die ihre Kinder lange gestillt hat uns im Familienbett schlafen lässt und die TROTZDEM ihre Kinder füh in die Krippe gab und sogar Spaß an ihrem Job hat. Und ja, mein Arbeitgeber unterhält einen Betriebskindergarten!

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