‚Die Väter müssen ja meist arbeiten‘
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 29. Juni 2010
In einem Gastkommentar in der Wiener Zeitung weist Robert Boder auf die Hemmnisse bei der Väterkarenz in Österreich und die Stolpersteine bei der Diskussion um ein gemeinsames Sorgerecht hin. Parallelen zur Situation in Deutschland sind offensichtlich.
‚Die Diskussion zur verpflichtenden gemeinsamen Obsorge beider Eltern nach der Trennung öffnet auch den Blick auf die Ursachen für Konflikte, bei wem die Kinder nach der Trennung bleiben und wie oft sie der andere sehen darf.
Die Vorsitzende der Familienrichter, die dieses Modell mittlerweile befürworten, Doris Täubel-Weinreich, hat Kritikern, die mehr Väter in Karenz fordern, ein interessantes Argument entgegengehalten: Die Väter müssen ja meist arbeiten.
… In allen Schichten treffen einander Elternteile, bei denen er um einiges mehr verdient als sie. Danach entscheidet sich, wer bei den Kindern daheim bleiben darf und wer arbeiten gehen muss. Die meisten Eltern wollen ihren Kindern höheren Lebensstandard und Ausbildung bieten, als sie selbst haben. Das kostet Geld. So geht meist der mit den besseren wirtschaftlichen Aussichten einer Erwerbsarbeit nach.
Ein zusätzliches Hemmnis bei der Väterkarenz ist, dass Väter nicht in gleichem Maße vor Kündigung oder Entlassung geschützt sind, beginnt der Schutz doch erst nach Geburt des Kindes und wenn die Karenz angemeldet ist. Väter riskieren so frühzeitig, dass ihr Arbeitsplatz, der das höhere Familieneinkommen sichert und eine Familie meist über Karenzzeiten bringt, gefährdet ist. Bei der Trennung wirkt sich das auf den Verbleib der Kinder aus; oft wird argumentiert, dass die Väter ja nicht in Karenz waren, sich nicht eingebracht haben.
… Väter befinden sich so in der Situation, dass sie durch die Berufswahl mehr verdienen, kaum auf besser verdienende Frauen treffen, die sie bei den Kindern daheim versorgen und auf Grund von Stereotypen nach der Trennung, trotz Karenz, ihre Kinder verlieren könnten.’
Die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit und PartnerInnenwahl auf Augenhöhe sind erste Schritte aus dem oben skizzierten Dilemma.
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