Angst der Väter vor der Karenz ist berechtigt
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 8. Juni 2010
Wenn Männer in Karenz gehen, heften sich die betroffenen Unternehmen gerne allerlei positive Attribute an die Brust: Familienfreundlichkeit, Flexibilität und womöglich noch Gender – Bewusstsein. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus.
Männer hören von den Chefs, Karenz sei ‚in Projektpausen’ möglich oder ‚unter Umständen ein paar Wochen lang’. Viele Firmen vermitteln gar den Eindruck, dass die Karenzzeit kein grundlegendes Recht der Männer ist, sondern möglicherweise gnädig gebilligt wird. Viel klarer als bei Frauen wird dabei kommuniziert: Wer in Karenz geht, verzichtet freiwillig auf Gehaltserhöhungen und Karrieresprünge.
Die Ergebnisse einer Studie der Wirtschaftskammer Niederösterreich zum Thema ‚Elternorientierte Personalpolitik mit Fokus auf Väter’ überraschen deshalb wenig: Zwei Drittel der Väter will in Karenz gehen, tatsächlich machen es derzeit – trotz Verbesserungen beim Kinderbetreuungsgeld – aber nur etwa 4%. Die Gründe sind Angst vor einem Einkommensverlust und ein Sturz von der Karriereleiter. Das sind durchaus reale Ängste, wenn man Berichte von jener kleinen Minderheit hört, die tatsächlich für einige Zeit die Kinderbetreuung übernimmt. Denn aus den Führungsetagen kommt oft Unverständnis nach dem Motto: Warum geht der in Karenz, als Mann muss er das ja nicht.
So spielen traditionell orientierte Rollenbilder eine große Rolle. Viele Männer verstehen die Argumente ihrer Chefs und lassen sich so von einer Karenz abbringen. Sonja Zwazl, Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich, sagt dazu im ORF: „Ich lehne es ab, die Verantwortung, ob Väter in Karenz gehen oder nicht, alleine auf die Wirtschaft abzuschieben. Es gehört ein Umdenken her.“ Hier sei soziale Kompetenz der Vorgesetzten gefragt, so Zazl. Im Rahmen des Projekts wurde dazu auch ein Leitfaden entwickelt.
Samstag 11. Juni 2011 um 14:27
[…] machen und mehr Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen oder zumindest verbringen wollen, wie das die Studie zur Elternorientierten Personalpolitik des Landes Niederösterreich bestätigt. Zwei Drittel der […]