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Archiv für November, 2008

Die Handtaschen der Männer und andere brachliegende Ressourcen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. November 2008

Es gab sie schon immer – doch seit der Neuregelung der Elternzeit im Januar 2007 hat die Zahl der Väter am Sandkasten zugenommen: Eineinhalb Jahre nach Einführung der bezahlten Auszeit im Sinne der Familie haben bundesweit 103.000 Väter Elterngeld beantragt.

Der „Familiäre Mann“ liegt also voll im Trend und seine Rolle als Versorger, Haushaltsführender und fürsorglicher Aufpasser gerät damit immer stärker auch in den Fokus werbungtreibender Unternehmen. SevenOne Media, die Forschungs- und Werbetochter der ProSiebenSat.1 Group, hat diese Zielgruppe in einer Semiometrie-Analyse genauer unter die Lupe genommen.

Anhand verschiedener Statements rund um die Themen Familie, Kindern und Beruf wurde die Gruppe der „Familiären Männer“ definiert. Schon jetzt gehören 24,1 % der männlichen Bevölkerung Deutschlands dazu.

Ein Kernergebnis der Untersuchung: Typisch männliche Wertehaltungen wie kritisch, dominant oder kämpferisch zu sein, werden von den „Familiären Männern“ im Vergleich zu ihren Geschlechtsgenossen abgelehnt. Dementsprechend haben sie beruflich gesehen – zumindest was das Netto-Einkommen angeht – das Nachsehen: Sie verdienen deutlich weniger als die Männer in der Gesamtbevölkerung. Mit Unterscheidungsmerkmalen wie Alter oder Bildung ist den familiären Männern dagegen kaum beizukommen: Die prozentuale Verteilung bei diesen Parametern entspricht nahezu den Werten der Männer in der Gesamtbevölkerung (ab 14 Jahren) – sie sind über alle Gruppen hinweg vertreten.

Die Konsumfreude der „Familiären Männer“ ist stark ausgeprägt – deutlich stärker als beim Rest der männlichen Bevölkerung. Gleichzeitig manifestiert sich die familiäre Grundhaltung der untersuchten Zielgruppe in einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein was das Einkaufsverhalten angeht: Sowohl Preisorientierung als auch eine sorgfältige Auswahl und hohe Markentreue zeichnen den „Familiären Mann“ aus. Gehobene Ansprüche sowie ein gewisser Hang zum Genuss runden das Bild des sorgfältigen, im Sinne seiner Familie handelnden Mannes ab.

Die kompletten Ergebnisse dieses TrendReports Männer stehen zum Download zur Verfügung.

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Elterngeld benachteiligt Eltern bei partnerschaftlicher Aufteilung der Arbeitszeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. November 2008

Am vergangenen Donnerstag 2008 hat der Deutsche Bundestag in zweiter und dritter Lesung über das erste Änderungsgesetz zum Bundeselterngeldgesetz beraten. Die dort formulierten Änderungen reichen aber nicht aus, es besteht weiterer Nachbesserungsbedarf.

Die Bundesministerin hat bei ihrer Reform einen ganz wichtigen Aspekt vergessen: Wollen beide Eltern im ersten Lebensjahr des Kindes die Erziehungsarbeit partnerschaftlich aufteilen und gleichzeitig in Teilzeit weiterarbeiten, ist dies finanziell völlig unattraktiv und wird dadurch praktisch verhindert.

Reduzieren beide Elternteile ihre Arbeitszeit und damit das Einkommen, das der Berechnung des Elterngeldes zugrunde liegt, um die Hälfte, ist ihr gesamter Elterngeldanspruch mit dem 7. Lebensmonat des Kindes erschöpft. Dies liegt daran, dass auch bei reduziertem Einkommen ein voller Elterngeldmonat verbraucht und angerechnet wird.

Das Gesetz fördert so einseitig die vorrangige Erziehung des Kindes durch einen Elternteil und bewirkt, dass Väter und Mütter im ersten Lebensjahr ihres Kindes keine gemeinsame Teilzeitarbeit wählen (können). Das erste Änderungsgesetz sieht hierzu keinerlei Änderungen vor.

Aus diesem Anlass haben sich fünf der im Gesetzgebungsverfahren gehörten Sachverständigen, 22 Verbände, 244 Gleichstellungsbeauftragte und 33 weitere Unterstützerinnen und Unterstützer am 14.11.2008 in einem Offenen Brief an die Bundesfamilienministerin von der Leyen gewandt und eine Lösung dieses Problems angemahnt. Sie betonen, dass die gegenwärtige Regelung weder im Interesse der Eltern noch der betroffenen Unternehmen liegen kann und zudem die Arbeitsmarktchancen von Frauen deutlich schmälert. Die gleichen Verbände haben bereits bei der Verabschiedung des Elterngeldgesetzes im Jahr 2006 auf das Problem hingewiesen.

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Die 8 Prozent Rendite

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. November 2008

Im Rahmen der staatlichen Familienpolitik kommen Investitionen in familienfreundlichere Infrastrukturen ebenso noch zu kurz wie bessere Betreuungs- und Bildungsangebote für die Jüngsten. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) plädiert daher für ein Maßnahmenpaket zum Ausbau der frühkindlichen Bildung, welches beispielsweise mehr Ganztagsgrundschulen sowie gebührenfreie Halbtagsplätze im Kindergarten vorsieht. Alle Vorhaben zusammen kosten zwar zunächst jährlich 7,5 Milliarden Euro, verzinsen sich aber langfristig mit einer Rendite von 8 %.

Die Erträge kommen unter anderem dadurch zustande, dass die verstärkte frühkindliche Förderung mittelfristig die Zahl der Erwerbspersonen ohne Berufsausbildung sinken lässt, die Zahl der Fach- oder Hochschulabsolventen dagegen steigt. Mit diesem höheren Ausbildungsniveau würde die arbeitende Bevölkerung in Deutschland jedes Jahr 27,7 Milliarden Euro mehr an Steuern und Sozialabgaben an die Staatskasse abführen.

Wenn mehr Menschen aufgrund gestiegener Qualifikation eine Arbeit finden, lassen sich zudem jährlich 4,2 Milliarden Euro an Sozialleistungen einsparen. Außerdem steigert der Ausbau der Betreuungsangebote für die Kleinsten die Erwerbsbeteiligung von Müttern und Vätern. Dies erhöht die Einnahmen aus Steuern und Sozialabgaben um 4 Milliarden Euro pro Jahr.

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Verbale Aufgeschlossenheit …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. November 2008

… einmal anders:

Demografie ist in aller Munde und doch kein Thema. Für nur 40 % der befragten Unternehmen ist die demografische Entwicklung ein strategisches Thema. Nur etwas mehr als die Hälfte der Geschäftsführer sind sich der aktuellen Situation bewusst. In Unternehmen mit exzellenter Personalarbeit ist das Bewusstsein um die Problematik bereits doppelt so hoch.

Als Trendthema zur Sicherung des zukünftigen Personalbedarfs und der Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter hat sich die Anpassung der Personalbindungsstrategien („Retention Management“) herausgestellt. 70 % der von Kienbaum identifizierten HRExcellence-Unternehmen (das sind die besten 10%) überarbeiten bereits die Personalentwicklungskonzepte, zwei Drittel bauen die qualitative Personalplanung aus und 60 % fördern die Work-Life-Balance.

„Es ist wichtig, dass die Unternehmen dem Vorbild der HRExcellence-Unternehmen folgen und heute bereits Maßnahmen zur Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit und Steuerung der Workforce ergreifen, um im enger werdenden Markt um qualifizierte Mitarbeiter zukünftig bestehen zu können“, sagt Walter Jochmann von Kienbaum.

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EMMA und die Vätermonate

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. November 2008

Vor einiger Zeit habe ich in einem Interview einen Hinweis dazu erhalten, jetzt habe ich sie vor mir liegen.

Die EMMA vom September 1979 und auf dem Titelblatt ein Vater mit seinem Kind. ‚Auch ich will Mutterschaftsurlaub’ äußert Uli Hoffmann, der gegen das Gesetz zur ‚Einführung eines Mutterschaftsurlaubs’ seinerzeit Klage vor dem Bundesverfassungsgericht erhob.

Sein Hauptargument: „Die Mutter hat durch die ersten Wochen nach der Geburt und das Säugen sowieso schon einen mächtigen Vorsprung bei dem Kind, und der Vater würde hoffnungslos ins Hintertreffen geraten, wenn er nicht mindestens daran anschließend die Möglichkeit habe, sich intensiv um das Kind zu kümmern.

Der ‚Mutterschaftsurlaub’ müsse also ein ‚Elternurlaub’ werden, den sich, je nach Lust und Lage – Mutter und Vater für das Kind nehmen könnten“

Klingt mehr als einleuchtend, befand EMMA. Schon vor fast 30 Jahren.

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Die Väterlüge

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. November 2008

‚Was ist am Jubel über die „neuen Väter“ eigentlich so unangenehm?’ fragt Ines Kappert in einem Kommentar in der taz. Ihre Antwort ‚Schlicht gesagt: die Faktenuntreue und der soziale Rassismus.’

Dass die taz provozierende Überschriften und markante Formulierungen wählt, um auf vermeintliche und tatsächliche Missstände hinzuweisen, schätze ich als Leser seit langem. Bei diesem Kommentar geht mir aber die ‚Hutschnur’ hoch, zumal Kappert die ‚Faktentreue’ für sich reklamiert.

Das 84 % der Väter, die bislang noch keine Elternzeit genommen haben allesamt in das Lager der ‚traditionell gesinnten Väter’ geschoben werden, die ihre Kinder weiterhin beim Frühstück, beim Abendessen und am Wochenende sähen, hat mit Fakten weniger uns umso mehr mit altem Lagerdenken zu tun, gegen das Kappert vorgeblich so entschieden eintritt. Weiterlesen »

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Zürich will Vaterschaftsurlaub verdoppeln

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. November 2008

Nachdem vor wenigen Wochen der ‚Stapi zum Papi’ geworden ist, Zürichs Stadtpräsident Elmar Ledergerber hat den Hut genommen, um sich um seinen Sohn zu kümmern, legt der Stadtrat jetzt nach:

Zwei Wochen bezahlten und 6 Wochen unbezahlten Vaterschaftsurlaub sollen frischgebackene Väter, die bei der Stadt Zürich angestellt sind, in Zukunft erhalten. Nun muss der Gemeinderat entscheiden.

Mit seiner Vorlage erfüllt der Stadtrat zwei Anträge aus den Reihen von Grünen, SP und CVP, welche das Parlament vor einem Jahr überwiesen hatte. SVP und FDP wehrten sich damals gegen eine Überweisung. Sie argumentierten mit zu hohen Kosten.

Nun hat der Gemeinderat nochmals Gelegenheit, sich zum Thema zu äußern. Er bestimmt letztlich, ob und wann die Verlängerung in Kraft tritt.

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Endlich Vater – warum Lukas Podolski mehr vom Leben hat

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. November 2008

‚Was soll ich im P1, wenn ich einen Sohn zu Hause habe?’ Diese Frage stellt Lukas Podolski auf der Titelseite des neuen Magazins ‚WIR’ der Süddeutschen Zeitung.

WIR, so der Pressetext des Verlags, richtet sich an junge Eltern, für die sich erfüllte Elternschaft und ein individueller Lebensstil nicht ausschließen. Sie sind Vater und Mutter und gehen trotzdem mit der besten Freundin ins Kino, am Mittwochabend mit den Jungs Fußball spielen und möchten beide im Beruf vorankommen.

Zielgruppe sind also die ‚neuen Eltern’ dual career couples, die auch von der Politik in den Mittelpunkt der Familienpolitik gerückt worden sind.

Das Magazin möchte bewusst kein Ratgeber sein, auch wenn es um Themen wie Erziehung, Bildung, frühkindliche Förderung und Elterngeld geht. Titelthema der ersten Ausgabe sind die ‚neuen Väter’, die nicht mehr nur über Elternzeit nachdenken und mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen, sondern diesen lang gehegten Wunsch nun auch vermehrt umsetzen. WIR greift in dem Heft die sich verändernden Rollenerwartungen auf, mit denen Mütter und Väter sich heute konfrontiert sehen und aus denen sie ihr eigenes Modell formen müssen.

Den Aufschlag zu dieser Auseinandersetzung macht Lisa Ortgies, von April bis Juni Chefredakteurin von EMMA, mit Ihrem Appell an die Väter ‚Werdet endlich modern!’. Ein schlagendes Argument: ‚Paare, in denen die Kinderbetreuung aufgeteilt wird, haben ein geringeres Trennungsrisiko als solche, bei denen nur die Mutter zu Hause ist.’
Ortgies nennt aber auch weitere entscheidende Stellschrauben, es ist nicht die Neigung der Männer, lieber der Ernährer sein zu wollen, ‚in den Chefetagen deutscher Firmen muss noch viel passieren‘. Es sind Emotionen und Vorbilder, die verhalten prägen.

Ich wünsche mir, dass sich in dieser Debatte viele Männer zu Wort melden, denn unsere Emanzipation von den traditionellen Rollenmustern müssen wir schon selber umsetzen.

Noch einmal zurück zu Lukas Podolski, ‚die meisten Dinge muss man sowieso selber ausprobieren und auf sich zukommen lassen. Wenn man ein Kind und seine Entwicklung beobachtet, lernt man alles von allein.’ Mann muss sich ‚nur’ darauf einlassen.

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Wer neue Väter will, muss Rahmenbedingungen und Einstellungen verändern

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. November 2008

Eberhard Schäfer, Leiter des Väterzentrums Berlin sowie Gründungsvorstand im Väter-Experten-Netz Deutschland (VEND-eV) kommentiert bei den Gesellschaftern die aktuelle Diskussion um die neuen Väter.

‚Vom Außenseiter zum Spitzenreiter: Die Väter in Deutschland überraschen alle. Galten Väter bis vor kurzem noch als Familienmuffel, Unterhaltsflüchtlinge und arbeitsgeile Karrierehengste, so sehen wir – in vielen bunten Fernsehbildern – plötzlich lauter liebe, zärtliche und fürsorgliche Papas. Die Papa-Monate der Elternzeit machen diesen radikalen Wandel des öffentlichen Väterbildes möglich. Weit häufiger als erwartet gehen Väter in die Elternzeit. Und die Tendenz steigt weiter.

In jedem Quartal präsentiert Bundesfamilienministerin von der Leyen die schöne neue Väterquote, spricht gar von der »Revolution der Väter«. Elternzeit und Papamonate – sind dies die Wunderwaffen, die die neuen Väter schaffen?

Mitnichten. Zuviel liegt gesellschaftlich im Argen, als könnten in unserem Land allein zwei oder auch vier Vätermonate den allseits erwünschten partnerschaftlichen, »aktiven« Vater wirklich befördern.

Schwer wiegt beispielsweise das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen: Hier nimmt Deutschland einen der schlechtesten Plätze in Europa ein. Viel mehr Männer würden die Elternzeit nehmen – und länger – wenn die Familie sich das leisten könnte. …

Auch die Arbeitswelt ist im Norden Europas viel weiter: Viele Firmen füllen ihren Elternzeit-Vätern die Einkommenslücke aus, zahlen während der Elternzeit die Differenz zum Gehalt weiter. Weil sie wissen: Damit fördern und halten sie leistungsfähige und motivierte Mitarbeiter. Deutsche Arbeitgeber, davon könnt ihr euch eine Scheibe abschneiden. Frau von der Leyen, vergeben Sie einen Preis für den väterfreundlichsten Betrieb in Deutschland!

Mehr »harte« Instrumente der Politik könnten genannt werden. Etwa der Vaterschaftsurlaub, den EU-Sozialkommissar Spídla europaweit einführen will.

Väterförderung wäre jedoch auch recht preiswert zu haben, würde man sie denn wirklich wollen. Nicht nur für die »große« Politik, sondern auch für Kommunen und Wohlfahrtsverbände gilt: Fast nirgendwo, wo Familie draufsteht, sind die Väter mit drin.

Beispiele: »Frühe Hilfen für Familien«, das sind Hilfen für junge Mütter – die jungen Väter bleiben außen vor. »Stadtteilmütter« unterstützen an vielen Orten Mütter mit Migrationshintergrund – die Migrantenväter kann man weiter ob ihres vermeintlich rückständigen Vaterbildes geringschätzen. Familienbildung erreicht Studien zufolge über achtzig Prozent Mütter – wer macht sich Gedanken darüber, wie Väter hier einbezogen, unterstützt und gefördert werden können?

Elternzeit für Väter, sie ist ein erster Schritt zur neuen Väterlichkeit. Nicht mehr und nicht weniger.

Die nächsten Schritte müssen zunächst Denk-Schritte sein – kleine Revolutionen in den Köpfen, von Männern und Frauen, von Entscheiderinnen und Entscheidern.’

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Die Praxis der ‚Neuen Väter’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. November 2008

In seinem Kommentar ‚Die Ideologie der ‚Neuen Väter’ in der taz vom vergangenen Freitag versteigt sich Ulrich Gutmair zu der Behauptung, ‚wenn es die ach so tollen Väter nicht gäbe, die zwei Monate lang ihren Kinderwagen durch Parks und Straßen schieben, dann hätte Ursula von der Leyen sie erfinden müssen. Die ‚neuen Väter’ seien die zentrale Figur eines pseudoprogressiven Tarndiskurses für das rückwärts gewandte, wenn nicht gar rassistische Projekt namens Elterngeld, das jeder Idee von Gerechtigkeit spottet.’

Das Elterngeld ist ungerecht, ja. Genau in dem Maße, wie auch Gehaltsunterschiede generell ungerecht sind. Das Elterngeld ist nämlich keine ‚Fürsorgeleistung’ sondern eine Lohnersatzleistung, die eine Entscheidung für Kinder erleichtern soll, ganz gleich welcher Hautfarbe oder Bildungsstand der Eltern. Bildungspolitik wird auch nicht im Elterngeldgesetz geregelt Herr Gutmair. Und das die Wirtschaft nicht nur die ‚jungen Akademikerinnen’ braucht, sondern jede Menge gut ausgebildeter Fachkräfte ist schon lange Allgemeingut.

Unbestritten ist, das das Elterngeld auch in diesem Feld Impulse bei der Nutzung der Elternzeit setzen möchte: für einen verkürzten Ausstieg von Beschäftigten und einen Einstieg hin zu einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit. Das halte ich für legitim.

Das im ersten Schritt nicht der ganz große Wurf gelungen ist, sei zugestanden, bleibt doch die angeblich so rückwärts gewandte deutsche Familienpolitik hinter ihren skandinavischen Vorbildern zurück. Aber die Latte hängt so tief bzw. hoch, dass mehr als 100.000 Väter den Sprung gewagt haben, den Kinderwagen geschoben, aber auch von den Mühen des Alltags gekostet haben. Sie haben erfahren, dass sie auch diesen Job stemmen können und gehen beim nächsten Kind die Sache sicherlich mutiger an.

Der ‚Tarndiskurs’ hat auch nicht vor zwei Jahren begonnen, sondern vor ca. 20 Jahren, als ‚Brigitte’ im Rahmen der ‚Initiative Kind und Beruf’ einen Beitrag zum Thema ‚Männer – Neue Väter, alte Chauvis?’ veröffentlichte.

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